Donnerstag, Juli 07, 2005

Ein Meter neben der Adria

In Risan an der Adria
Ab jetzt geht die Kür los, ich habe die Adria erreicht. Und es ist wie auf den Prospekten, entgegen dem Wetterbericht. Der hat Gewitter vorausgesagt.
Es war eine komplette Etappe durch eine wilde Karstlandschaft. Natürlich erst einmal bergauf, aber moderat und auf einer größeren Straße ohne viel Verkehr. Nach ca. 40 km dann der Abzweig auf ein ganz kleines Sträßchen, nur eine Fahrspur und teilweise zugewachsen. Am Abzweig in einem Restaurant ein Riesenschnitzel gegessen und gleich danach ein Mittagsschläfchen. Damit war ich gut vorbereitet, was mir die Tante von der Agentur Summit in Zabljak versprochen hat, null Verkehr durch die Wildnis.
Die Bucht von Kotor
Wieder gab es diese Hochtäler, die von allen Seiten von Bergen eingeschlossen schienen. Aber heute war mein Glückstag, die Straße führte mit nur geringer, meist gar keiner Steigung, durch irres Labyrinth von Felsen ins nächste Tal ... 50 m tiefer. So ging's mit wenigen Halts für Erfrischungen den ganzen Nachmittag. Es war ein wunderbares Pedalieren. Die Dörfchen sind am aussterben, in Grahovo kann man einen Kriegsfilm drehen, dort ist jedes zweite Haus ruiniert. An einem Haus, in meiner Karte (1:800000) war das Dorf Han eingezeichnet, riefen ein paar Männer: "Hey, drink with us!". Einer rief immer "Deutschland, Deutschland", vom nächsten hieß es, dass er Obermeister in Deutschland war. Der sagte aber die ganze Zeit gar nix. Einer war auf einem Schiff, mit ihm konnte ich mich auf Englisch unterhalten. Sie waren erstaunt, dass ich immer noch so einen Bauch habe, wo ich doch von Budapest bis hier her geradelt sei. Aber sie hatten auch eine gute Botschaft: Noch 5 km bergauf, und dann geht es 15 km bergab nach Risan an der Bucht von Kotor.
Tatsächlich, nach einem harten Aufstieg, sah ich dann an der fünften Stelle der Hoffnung die Adria. Gleich daneben stand ein Kirchlein, der Strick zum Glockenläuten hing verführerisch nah. Hab' mich aber dann nicht getraut, sondern mich die Serpentinen nach Risan hinuntergestürzt. Nun sitze ich beim Bier eben wortwörtlich einen Meter neben der Adria.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

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