Mittwoch, Juli 06, 2005

Kategorie Gold

Ich bin noch immer in Niksic und habe heute mit leichtem Gepäck eine Tour zum Manastir Ostrog gemacht. Leichtes Gepäck heißt eine Tasche am Vorderad und die Lenkertasche. Niksic liegt an dem Flüsschen Zeta, das laut Karte runter nach Podgoriza (former Titograd) fließt. Die gepunktelte Linie interpretierte ich als Versickerung, aber im Prinzip bergab. Das Kloster soll dann auf 900m in einer Felswand liegen.
Ich bin dann die Ausfallstraße Richtung Podgoriza gefahren, die Hauptstraße ging bei der Eisenbahn rechts weg und ich war auf einer kleinen Straße allein unterwegs, schön. Doch dann ging's bergauf und zwar ganz schön, also falsch. Ich bin zurück in die Stadt, zu einem großen Kreisverkehr, wo ich eines der wenigen Hinweisschilder gesehen hatte. Mit Verkehrsschildern haben's die Jugos nicht so, selbst die Verbots- und Achtungsschilder werden mit Reklame für Abschleppunternehmen oder mit proserbischen Losungen beklebt. Meist sieht dann niemand mehr, worauf man Acht geben soll. Mein Weg auf der Hauptstraße führte mich zu einem Straßentunnel, nun konnte ich auch wieder die Karte interpretieren. Die Umfahrung führte mich wieder auf das Sträßchen von morgens. So extrem hatte ich mir Karst nicht vorgestellt, dass der Fluss überhaupt keinen oberirdischen Abfluss hat. Sondern wirklich durch eine ca. 300 m hohe Gebirgskette durchfließt. Man muss sich dass vorstellen, die Saale fließt unter dem Kulm durch und dass Tal bei Rudolstadt ist zu. Von Saalfeld nach Jena muss man immer über die Katze.
Nach dem Pass landete ich auf einer alten, praktisch asphaltlosen Straße. Es ist sehr schwüles Wetter, nachts hatte es gewittert. Ich freute mich dann, dass am Wegesrand jetzt schon auf der Auffahrt zum Kloster ein Restaurant stand. Die Kneipe führte die nach eigener Aussage einzigste Sportfliegerin von Montenegro. Nach dem üblichen Woher und Wohin erzählte sie mir, dass die Mafia die Abtrennung anstrebt, um ihre Pöstchen zu sichern. Ein Elektronikingenieur an der Fakultät in Podgoriza kriegt 300 bis 400 Euro und im alten Jugoslawien war eh alles besser. Ich versprach, auf dem Rückweg bei ihr zu Essen.
Und nun begann eine Auffahrt der Kategorie Gold hoch zum Kloster, die aufmunternten Zurufe aus den Autos beflügelten mich. Das Kloster ist in eine Felswand hineingebaut, die Rückwand einer Klosterzelle ist immer die Felswand. Im ganzen ist das Gebäude höchstens 4 m "dick". Die zwei alten Kapellen liegen in Höhlen, die alle mit Ikonen ausgemalt sind. Drinnen sind offensichtlich wertvolle Devotionalen, jedenfalls haben die Serben laufend Kreuze geschlagen und die Devotionalien abgeküsst.
Die Abfahrt war natürlich großartig, wobei man sich hundertprozentig auf die Bremsen verlassen muss. Es gibt keine Leitplanke oder Bande, die Straßenkante bricht sofort 30 ... 50m senkrecht in die Felswand ab. Ich bin nach der Einkehr bei der Pilotin wieder die uralte Straße zurück, da ich mich nicht ohne Fahrradbeleuchtung durch den mehrere hundert Meter langen Straßentunnel traute.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

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