Montag, Juni 19, 2017

Luther kann mir gestohlen bleiben

"Agriturismo"
Die Idee mit “Luther nachgereist” ist in der Sonne Italiens wie Butter zerschmolzen. Ich suche mir meinen eigenen Weg, jetzt ist der EuroVelo #7 meine Leitschnur. Die Kriterien für den eigenen Weg sind ausschließlich geomorphologischer Art, das heißt, keine Berge! Ich radele den Tiber aufwärts. Es ist gegen 10 Uhr morgens. Die schöne Italienerin schaut mir tief in die Augen und sagt: “Benzina per la bicicletta?” “Si, signora.” Sie zapft mir ein birra grande aus der Flasche.
Orte
Die alten Ortskerne befinden sich nicht im Tal des Tiber, dort ist nur die Autobahn, die ferrovia Firenze - Roma Direttissima und ein wenig Industrie. Man muss schon hoch schieben wie nach Orlamünde, um den befestigten Ortskern von Orte besuchen zu können. Das und ein Mittagessen habe ich mir dort oben gegönnt. Es gibt im Ort etliche Verkehrsschilder, die darauf aufmerksam machen, dass die Gassen kleiner als 2m breit sind. Trotzig fährt der Italiener und die Italienerin auch mit SUV’s in solche Gassen rein. Die Gassen sind natürlich Einbahnstraßen. Welches System dahinter steckt, kann ich nicht erkennen. Ich schwöre es, einmal kam ich an eine Abzweigung, da waren alle Richtungen gesperrt. So ein befestigter Ortskern bietet nicht viel Platz für heutige Anforderungen. Damals in der hochgelobten Renaissance war das hier eine äußerst kriegerische Zeit. Man kannte keine Italiener, sondern nur Bürger von Rom, Florenz oder Orte. Die großen Familien der Borgia oder der Medici zankten sich ständig, der Bürger war auf einen befestigten Platz zum Wohnen angewiesen. Den ließ er dann von den gerade angesagten Familien verteidigen, wodurch er wieder drin war im Zwist. Ein Teufelskreis! Wasser erhielten die befestigten Ort über Aquädukte wie im alten Rom, gestern in Nepi schön zu sehen. Das war dann im Verteidigungsfall die Achillesferse.
Mit dem Leitfaden EuroVelo #7 habe ich mir heute nachmittag was eingebrockt. Der Track führte in Privatgelände auf nicht zu pedalierende Pfade und endete an einem verschlossenen Tor. Ich musste einen mit Dornengestrüpp verzierten Steinwall überwinden, um auf die öffentliche Straße zu kommen. Ich bin dann doch hoch in das befestigte Dorf Penna in Tevarina geklettert. So eine Privatwildnis macht durstig.
Ich mischte mich unter die Alten des Dorfes.

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen