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Samstag, April 06, 2024

Ooops! I did it again.

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Nun auf der Heimreise die Theiß aufwärts sollte es nicht mehr viel zu erzählen geben. Es sind die öden ebenen immer geradeaus Straßen im Gegen- bzw. Kantenwind. In Senta plante ich meine große Mittagspause. Es ist die Gegend, wo einst Prinz Eugen von Savoyen den Türken einen wirksam auf den Turban haute. Er hatte nur wenig Verluste, 28 Offiziere und 401 Mann. Einer der Offiziere war der Graf Heinrich VI. Reuß, Vorfahr des aktuellen Reichsbürgerputschisten. Neben diverser Fourage eroberte Prinz Eugen die Petschaft des Sultans Mustafa II. Das ist ein Identidätsdiebstahl wie ein Amazon-Account heute. Er hätte auf Kosten des Sultans die ganze Welt kaufen können. Er übergab aber das Siegel seinem Kaiser.
In Senta war planmäßig Mittag, ich fand etwas auswärts eine feine Gaststätte mit einem honorigen Kellner mit Fliege. Das gab mir das Vertrauen in deren Fischsuppe. I did it again!
Nun bin ich wieder in Novi Knezevac bei Staša Brajović in der Villa Vasilije zu Gast. Er begrüßte mich mit einem Rakija von der Quitte, es folgten noch zwei Rakija von der Aprikose. Er würde immer aus Novi Sad neue Flasche mitbringen, leider auf der letzten Fahrt vergessen. Dann hätte es wohl noch mehr gegeben. Staša Brajović ist ein respektabler serbischer Popstar. Er gab ein kleines Ständchen zur Gitarre unplugged.

Donnerstag, April 04, 2024

Zur Heiligen Maria in Kovilj

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Von den Ferienwohnungen und Appartments gibt es etliche, aber natürlich nicht in jedem Banater Dorf. Heute brauchte ich knapp 80 km im Gegenwind, um vom herzlichen Gastgeber der Villa Heilige Maria in Kovilj willkommen geheißen zu werden. Er entdeckte mich bereits im Dorf und erkannte mich von meinem WhatsApp-Bild. Es gab erstmal einen Rakija von der Pflaume. Die privaten Gastgeber dürfen hier nicht elektronisch bezahlen lassen. Das haben mir mehrere erläutert, selbst in BiH ist das so. Ich bezahle mit Dinar, den die Leute zum Kurs 1€ zu117 Dinar korrekt umrechnen und in der Regel abrunden.
Der Fluss Temesch
Die Theiß bei Titel
Ich überquerte auf dem Weg nach Kovilj die beiden Donaunebenflüsse Temesch und Theiß. Morgens geht es mit dem Gegenwind, ab Čenta wurde es dann happig. In Čenta konnte ich mich mit Pasulj (Serbischen Bohneneintopf) stärken. Die Bohnen haben noch keine Wirkung entfalten können, von wegen Gegenwind, meine ich.
Übrigens, die  Maria, was die Frau meines Gastgebers ist, ist gerade in Miami.

Mittwoch, April 03, 2024

назад. Vorwärts, es geht zurück.

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Ich bin nun schon einige Tage auf der Rückreise. Bisher war die Rücktour gekennzeichnet von den Anforderungen der Entsorgungslogistik meines Dünnpfiffs und der Abwesenheit jeglicher Fresslust. Dazwischen sogar Ruhetage. Die Etappe von Kuchevo nach Posharevac am Ostersonntag war schrecklich. Wirklich leichte Anstiege zu ca. 4% habe ich alle 50 m zum Verschnaufen unterbrochen, dazu einen von mir so gefürchteten Wildschiss. Es gab keinen Baum, um sich nach Art von Heiner anzulehnen. Man wird wohl sagen müssen, dass EbsEls mal wieder in seinem Leben Hunger litt. In Posharevac hat mich dann Maja im tollen Apartman Centar aufgenommen. Dort habe ich mir am Montag eine Nudelpfanne gekocht, seitdem gehts aufwärts. Gestern Nudeln und Pizza, heute Nudeln ... ich bin wieder auf dem Damm in Jabuka bei Pančevo am Fluss Temesch. Morgen sind 76 km angesagt, vielleicht mache ich dann auch mal wieder einige Bilder.
Wasserbüffel, Jungbullen

 

Samstag, März 30, 2024

Im Tal des goldenen Flusses

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Ich bin hier im Tal des Flusses Pek, einem der Gold reichsten Gebiete Europas. Weiter oben in Maidanpek schürfen die Chinesen. Es sollen wohl tatsächlich etliche Chinesen vor Ort sein, die lassen an die letzten Stufen der Extraktion wohl keine Fremden mehr ran. Aber soweit werde ich nicht mehr kommen. 

EbsEls hat fertig!
Ich habe mich in Kuchevo bei einem Ömchen und ihrer Tochter Rose für zwei Nächte eingemietet. Der heutige Tag brachte aber wieder nur eine abgebrochene Etappe zum Kloster Tumane. Da ist gleich daneben eine Naturerscheinung: "Die Große Akkumulation". Испосница Golubac - Снеготин, Okrug Braničevo, Serbien https://mapy.cz/s/jozunekala 
Muss wohl so eine Art Energiequelle sein. Sollte der Genesung dienen, hat nicht funktioniert. Bin nicht bis hoch gekommen. Morgen beginne ich die Heimfahrt, die aber auch einige Tage in Anspruch nehmen wird, ich muss wieder durch ganze Vojvodina längs durch. Ich werde der Theiß aufwärts folgen.

Donnerstag, März 28, 2024

Ein kurzer Weg Besserung

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... nicht der Heilung. Um ausreichend Entsorgungslogistik zu haben, bin ich heute nur knapp 30 km nach Veliko Gradiste geradelt. Hat geklappt Detlef, U-Hose noch leidlich. Gegen 10 Uhr habe ich mir dann ein Omelett mit Schinken geleistet. 

Der Weg führte auf dem Donaudeich entlang. Der sperrt einen Altarm der Donau als Silbersee und touristische Attraktion vom Hauptstrom ab. Im Vorort von V. Gradiste Beli Bagrem wird weiter mächtig in touristische Infrastruktur investiert. Der Serbe an sich zeigt sich aller Orten als großer Baumeister.

Mittwoch, März 27, 2024

Unwohl in Ram

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Bei der Burg von Ram
Die Burg von Ram haben die Türken nach der Schlacht von Mohacz gebaut und war nur 40 Jahre in Funktion. 
Links die Hügel sind Rumänien

Der raue Weg an der Donau zurück nach Ram
So ein Wels kann ja einge Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Aber wie lange nach seinem Abschlachten darf er dann noch rumliegen? Die leckere Fischsuppe hat bei mir gestern auf der kleinen Runde an der Donau zu einer zünftigen Magenverstimmung geführt. Am Abend hatte ich Schüttelfrost und wohl auch leichtes Fieber, dazu den zu erwartenden Dünnschiss. Ich habe dann meine Horntzsche hier verlängert und einen Gesundheitstag im Bett verbracht. Jetzt ist nur noch der Dünnschiss übrig. Morgen nur eine kleine Etappe, muss ja immer einen Locus finden.

Montag, März 25, 2024

Zur Donau und drüber

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Aus Werschetz raus ging es hoch in die Weinberge. Vorbei am alt ehrwürdigen Helvetia-Weingut hin zu einem Palast aus 1001 Nacht.

Die heutige Etappe zur Donau war nun ein wenig hügeliger.
 In Stara Palanka hatte ich eine Fischsuppe vom Wels in großartiger Paprika-Mehlschwitze, der Zaprjaschka. Der Fisch will schwimmen, also noch zwei Jelen Pivo dazu. Die von Hand geschriebene Rechnung ergab 1000 Dinar, ca. 9€.
Stara Palanka, Donau
Wo ist nun der Fähranlieger? Das sieht hier alles sehr zerzaust aus. Der Wirt versicherte mir, dass die Fähre gegen 14:30 Uhr geht, einer der vier Überfahrten täglich. Endlich erkannte ich durch zwei wartende PKW die Anlegestelle an einem Schotterhaufen. 

Sonntag, März 24, 2024

Gruß aus Werschetz

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Helvetia heute
Heute ein kalter Regentag. Das neue Baumwollhemd passt und wärmt ein Bisschen. Der große serbische Mann meinte, ich hätte "große Kapazität" und servierte mir den Großen Grillteller. Oh mein Gott!

Samstag, März 23, 2024

Im Gegenwind zur Roten Blume

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Nach dem Einkauf des Frühstücks bei einem Bäcker (pekera) bemerkte ich das Fehlen der Mütze. Also nochmal einige hundert Meter retour zum schönen Zimmer, nun war so kurz vor 8 Uhr alles komplett für die Mühen der Ebenen. Zum Frühstück gehört ein würziges Gebäckstück, ein Joghurt und ein Kaffee. Sicher, ein burek würde sicher schmecken, doch da krümele ich alles voll. Es wird eine Art Pfannkuchen, gefüllt mit Käse, Fleisch oder Schinken. Den Kaffee kriegte ich erst im nächsten Dorf Rusko Selo.
100 Jahre Vojvoda Stepa
Das folgende Dorf hieß Vojvoda Stepa. Ich bin hier in der Vojvodina, meine erste Übersetzung war "Militärsteppe", abgeleitet von der Militärgränze der Habsburger. Doch dann hat sich das Dorf die Auszeichnung 100 Jahre Dorf gegeben. Neben einer 105mm-Haubitze fand ich dann die Aufklärung.
105mm Haubitze in Vojvoda Stepa
"Serben, aus den Östereich-Ungarischen Gebieten stammend, machten den größten Teil der Freiwilligen aus, die im Weltkrieg I für die serbische Armee kämpften. Einige waren in die Vereinigten Staaten immigriert, andere waren Kriegsgefangene in Russland oder in Italien. Alle kamen zurück zum Kampf für das serbischen Königreich, ihr Vaterland, was die meisten nie gesehen haben."

Die Serben gehörten zu den Siegern im 1. Weltkrieg und erhielten Gebiete aus dem Zerfall des Habsburger Reichs. Der König belohnte die Helden mit Land im Banat und diese Dörfer wurden gegründet. Es gibt wohl noch einige weitere Gründungen hier. Vojvode Stepa (Stepanovic) war ein Führer der Serben in der ersten Schlacht des Weltkrieg I im August 1914, die Schlacht von Cer. Die Serben schlugen die angreifende K.u.K.-Armee unter Liborius Ritter von Frank, die Revanche wollten für ihren Erzherzog in Sarajevo.
Gut das es solche ablenkenden Entdeckungen gab, denn der Gegenwind wurde immer stärker, die Straßen immer rauer. Bald ging es über von Traktoren platt gefahrene Schwarzerde. Diese "Feldwege" hatten immer noch die Landstraßennummer 104. In Torak zapfte mir ein süßes Madlotschka zwei Jelen Pivo, während sie 200 cevapi grillte. Für mich viel eine Kostprobe ab. Ich habe dann Jasa Tomic links liegen gelassen und bin bis Secanj an der Straße #18 nach Vrsac geradelt. Hier bin ich im Hotel "Rote Blume" untergekommen.

Freitag, März 22, 2024

Im nördlichen Banat

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Es gab früher Zeiten, da habe ich mir am ersten Tag Etappenziele gestellt, wo dann 100 km rauskamen. Heute im flachen Tiefland des nördlichen Banats hätte das wohl noch mal gehen können. Zum 12Uhr-Glockenschlag erreichte ich nach 52 km das Zentrum von Kikinda. In die neue Fleece-Weste von Decathlon passe ich gut rein. Zur Vorsicht habe ich die Reißverschlüsse der Seitentaschen geöffnet. Es war ein lockeres Pedalieren auf den von mapy.cz als Iron Curtain Trail ausgewiesenen rauen Straßen entlang der Grenze. Es ging durch arme Dörfer. Ein Drittel der Häuser entvölkert und teilweise eingefallen. Häufig in den Feldern Erdgasquellen des serbischen Öl&Gas-Unternehmens NIS. Die haben wohl noch Druck und müssen nicht Fracken.
In einem Yettel-Telefonladen, das ist der Roaming-Partner der Telekom hier in Serbien, habe ich ruck&zuck eine Prepaid-SIM-Karte gekriegt. Der Verkäufer hat die in mein Mobile Phone rein gefummelt. Jetzt habe ich für 700 Dinar 15GB Internet-Datenvolumen! Telefonieren kann ich wohl auch, nur meine Nummer ist mir noch unklar, möglicherweise was mit 063 am Anfang. Alles ganz ohne Ausweis, Videoident oder ähnliche Faxen.
Da hinten beim Fahrrad: Meine Horntzsche
Kikinda ist ein hübsches regelmäßig rechteckig geplantes Städtchen. Die Straßen sind fast alle mit Bäumen gesäumt. In zwei Monaten wird man durch grüne Höhlen pedalieren. Die General-Drapsina-Straße ist laut Stadtwerbung die schönste grüne Straße Serbiens.

Donnerstag, März 21, 2024

Ich habe mich beklauen lassen!

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Die eigentliche Überschrift sollte einer meiner Lieblingssprüche sein: Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Denn die ca. 18-stündige Anreise von Saalfeld nach Szeged mit Umsteigen in Wien und Budapest hat geklappt. Ich konnte zügig in Budapest zum Nyugati Bhf umsetzen, dort eine 65+-Fahrkarte aus dem Automaten leiern und mich auf dem reservierten Platz ausbreiten. Das Fahrrad hing mit den Vorderradtaschen am Haken des Nachbarwagons. Beim Aussteigen in Szeged gegen 1/2 Acht stellte ich fest, die Vorderradtaschen sind weg.
Eine kleine Hoffnung keimte, der Terrorvorsorge bewusste Schaffner hat die vielleicht sichergestellt? Nein. Damit habe ich den Großteil meiner Klamotten verloren. Die neongelbe Softshelljacke war wohl das Wertvollste, sonst nur U-Hosen & -hemden, die warmen Sachen ... mir fällt es schwer alles aufzuzählen. Eine Packliste habe ich nie. Das Packteil mit diversen Hosen ist noch da. Mein Ärger war schnell verflogen.
Heute war ich im Decathlon in Szeged und habe Ersatz beschafft. Manche der Sachen sehen wohl eher an meinem Leib aus wie gemalt statt passend. Die mögen auch hier keine Dicken als Kunden und bieten kaum was im 3XL-Bereich an. Nachdem ich das Übernachtungszeug (Zelt, Schlafsack und Matte) zu Hause gelassen habe, konnte ich weiter abspecken, nur noch eine Tasche vorn. Vielleicht wird es keine Tour über 5 Wochen, aber ein lockeres Pedalieren. Diese Zeilen schreibe ich während der Mittagspause im letzten ungarischen Dorf Tiszasziget vor der Grenze zu Serbien.
Die Theiss bei Nowi Knesevac
Nun bin ich in Serbien angekommen, willkommen geheißen mit einem rakija aus Aprikosen und einem schwarzen Kaffee. Es waren heute wohl nur 40 km. Ich hatte mir gestern in Nowi Knesevac (das Dorf, wo wir mit Ralf 2006 von Miroslav unseren Miroslav dargereicht kriegten) ein Zimmer gebucht. Mir war nicht klar wie weit ich kommen würde nach dem großen notwendigen Reibach bei Decathlon. Deshalb viel gebummelt und gegen 15 Uhr schon das Ziel erreicht. Auf den Runden durchs Dorf konnte ich die Kneipe von Miroslav nicht rekonstruieren, glaube aber in der Nähe gewesen zu sein. Ich werden von der serb.orthodoxen Kirche morgen ein Foto machen, um ggf. zu Hause noch mal prüfen zu können.

Donnerstag, September 21, 2023

Villány burgundi

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Die letzte Etappe in Serbien war noch Mal eine Herausforderung. Der Radweg ist bestens ausgeschildert, nur die Straße vor Backy Monostor noch nicht gebaut, eine Rasputiza in Sand für ca. 2 km. 
Rasputiza in Sand
Ich bin ja immer noch im Gebiet der Militärgränze mit einem großen Mix von Völkerschaften. Mir macht es immer Spaß an den Kirchen oder an den Häusern diese zu bestimmen.
Haus in Bezdan, Serbien
Haus in Lippwar, Lippó, Ungarn
Serbisch-orthodoxe Kirche, Lippó
 In Csátalja fand ich das von einem Schweizer geführte Kek Haz "The Blue". Ich habe mich noch für einen kleinen Schlenker zum Villány burgundi entschlossen. Wie vom Monteur in Sanski Most prognostiziert, hielten seine Plastikpedalen zwischen 500 und 1000 km. In Villány fand ich einen "Ich habe Alles"-Laden, der mir tatsächlich Pedalen verkaufen konnte und sogar einen korrekten Schlüssel für die Montage hatte.
Nun habe ich mich von einem Yankee aus Pennsylvania in eine der höggscht prämierten Wineries in Villány "Maul Zsolt" locken lassen. Nach dem Malbec in Bulgarien darf ich hier die Bordeauxrebe Carmenere entdecken und verkosten, LILLA 2019. Zuvor hat mich der Name HEDONISTA 2019 zu einem Merlot verführt. LILLA ist mein Favorit.
Winery "Maul Zsolt" in Villány
Abschluss mit einem Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc & Merlot, DAVID 2018. Mir gegenüber ist ein Schild "WEIN und FREUNDE, je älter, desto besser."
 

Dienstag, September 19, 2023

Kopački rit

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Jeden Tag eine Landesgrenze, gestern BiH nach Kroatien, heute Kroatien nach Serbien, morgen von Serbien nach Ungarn. Ich fahre nach Norden, die Donau aufwärts. Das Ziel ist das Kopački rit, hier als das Amazonien Europas bezeichnet. Mit dem Grenzübertritt nach Kroatien war ich wieder im Gebiet der alten "Militärgränze", jetzt im Gebiet Syrmien, oder kroatisch Srjem. Es ist das syrmische Zweistromland zwischen Donau im Norden und der Save im Süden, alles Flachland. Als eine Art Spree schlängelt sich der Fluss Bosut dahin, ohne sich richtig entscheiden zu können, zur Donau oder zur Save.

Rijeka Bosut, sone Art Spree
Über Vinkovci erreichte ich unter großer Hitze, was gar viele Pausen zum Trinken bedeutet, die Heldenstadt Vukovar. "Zu den schwersten Gefechten der gesamten Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren zählt die Schlacht um Vukovar auf dem Gebiet des kroatischen Teils Syrmiens, die zur Besetzung des kroatischen Gebietes und der Gründung der Serbischen Autonomen Region Ostslawonien, Baranja und West-Syrmien führte. Bis 1998 wurde das besetzte Gebiet West-Syrmiens im Abkommen von Erdut friedlich an Kroatien zurückgegeben. Viele Orte im kroatischen Teil Syrmiens sind bis heute durch die kriegerische Auseinandersetzung 1991 gezeichnet." (Wikipedia)
Wenn Du heute entlang der Schlachtlinien am Kreisverkehr in Borovo neselje lang radelst ... Kopf schüttel, aber es geschieht schon wieder. In der Tat ist Dalj noch serbisch geprägt. Im Cafe "Cosak" gab es das Bier aus Serbien, Jelen Pivo. Die Instandsetzung der Häuser ist viel weiter als in Bosnien. Es gibt nur ganz vereinzelt noch Ruinen, wo aber meist ein "Zu verkaufen"-Schild draußen steht. Wie in Bosnien von mir vermutet, die Eigentumskataster scheinen noch immer aus jugoslawischer Zeit zu gelten. Bei Erdut bin ich dann nüber nach Serbien. Gleich hinter der Grenze führt der gut ausgezeichnete Radweg des serbischen Teils des E6 "Atlantik - Schwarzes Meer" durch das Naturschutzgebiet nach Apatin.
Ein Wegweiser empfahl einen 2,5km langen Abstecher zum Zusammenfluss der Drau mit der Donau. Trotz starkem Wind traute ich mir den Aufstieg der Drohne. In Apatin befindet sich der Stammsitz der Apatiner Brauerei seit 1756 mit der Marke "Jelen-Pivo", dem ich jetzt im Pub "Open Road" bei zünftiger Rockmusik zuspreche.

Donnerstag, April 07, 2022

Die Bahn und das Biest

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Der reichlich fünf Minuten verspätete Franken-Thüringen-Express stoppte in Uhlstädt. Es kam schnell eine Durchsage: “Der Zug hat etwas überfahren. Wir halten auf unbestimmte Zeit.” Damit war der eh schon arg knappe Anschluss nach Dresden geplatzt. Es wackelte der große Plan für eine Großfahrt auf den Balkan gewaltig. In den letzten zwei Jahren erkrankte ich schwer an Reisefieber und Fernweh. Es sollte per Bus nach Plowdiw, Bulgarien zur restlichen Erforschung der östlichen Rhodopen und des Strandscha-Gebirges gehen. Danach wollte ich mich durch Ägäis treiben lassen, nach Möglichkeit bis nach Pfingsten. Ich musste mir noch in den letzten Wochen ein neues Expeditions-Rad besorgen. Diese Hürde habe ich mit einem TX400 der vsf-Fahrradmanufaktur gemeistert … und jetzt soll die Bahn und das Biest das kaputt machen? Es dauerte ungefähr 15 min, dann war das wohl eher kleine Biest aus den Radkästen gekratzt. Ein ICE war dann die 55 EUR teure Lösung. Die drei lausigen Fahrradplätze eines ICE ließen neben zwei e-Bikes tatsächlich Platz für mein “Gutes”. Die Fahrer des ausgebuchten Mercedes Tourismo motzten wegen meines Fahrrads. Aber 20 EUR eröffneten Raum zwischen den riesen Gepäckstücken der Mitreisenden. Die 26 Stunden Fahrt bis Plowdiw folterten ein wenig meine Knie. Doch in den vielen Pausen der drei Fahrer konnte ich mir immer die Beine vertreten und es ließ sich aushalten. 

Nun sitze ich in Plowdiw beim dritten Kamenitsa.
Nun sitze ich in Plowdiw beim Kamenitsa.

Sonntag, Mai 28, 2017

Wanderung im Alten Gebirge

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weitere Mitreisende: Der Abt, Manne, Ralf
An&Abreise mit Bus von Dresden nach Niš, weiter mit lokalem Bus nach Pirot
9 Tage (19. bis 27. Mai 2017) in Serbien
Wechselkurs gerundet:
1€ = 125 Dinar
8€ = 1000 Dinar


Die Wegfindung ist nicht einfach hier. Wir wollen wieder runter von der Straße. Ralf ist sich sicher, den hier ausnahmsweise mal ausgezeichneten Weg können wir nehmen. Nach dem Wegweiser soll der Weg zum Ziegen-Felsen “Kozja Kamen” führen, nach ein paar hundert Metern soll ein Weg rechts abzweigen, das sei unser Weg zum Canon Vladikine Ploče. Er will noch den Abstecher auf den Ziegen-Felsen gehen. Der Ziegenfelsen ist der Kulminationspunkt dieses markanten Grates südlich vom Stausee Zavojsko jezero. Man hat dort eine fantastische Aussicht auf den See vor dem Hauptkamm des Alten Gebirges Stara Planina.
Das Stara Planina wird bei uns oft als Balkangebirge bezeichnet. Es ist die Kordillere des östlichen Balkans und zieht sich als Teil des Carpatho-Balkan-Bogens vom Eisernen Tor der Donau bis zum Kap Emine am Schwarzen Meer über 600 km von West nach Ost. Vier Freunde haben sich den serbischen Abschnitt bei Pirot für eine kleine Wanderung ausgesucht. Warum? Exklusivität, Wildnis und schmale Reisekasse.
Die mittelalterliche Burg "Momtschilow Grad“
Die Festung wird in einem Volkslied als Burg des Vojvoden Momčilo besungen.

Der Bus nach Niš via Belgrad hat in Dresden fast drei Stunden Verspätung. Wir erreichen Pirot erst nach 16 Uhr am folgenden Tag. Ich habe statt Proviant nur eine Einkaufsliste in meinem Rucksackschweinebraten:
  • Espresso-Puder
  • Zucker
  • Knoblauchzehen
  • Nudeln
  • VEGETA als Universalgewürz
  • Wasser Mg+
  • & Spezialitäten
Auf dem Markt und in den kleinen Geschäften werden fast nur Landesprodukte angeboten. Knoblauch wird noch nicht geerntet, ich muss also darauf verzichten. VEGETA kommt aus Kroatien, zum Glück habe ich eine kleine Menge Swanensalz, eine Gewürzmischung aus Georgien, mitgebracht. In einer Mesara (Fleischerei) gibt es dann die Spezialitäten: Kashkaval, ein verdammt würziger Hartkäse, Slanina, einen schönen Schinkenspeck und “gebügelte Wurst”. Nun, unsere Würste waren wohl nicht gebügelt, aber herzhaft und lecker. Um bei uns alten Männern den Krämpfen in der Nacht vorzubeugen, kaufe ich das große serbische Mineralwasser “Knjaz Miloš”. Es ist reich an Mineralien, besonders Magnesium.
Wir bauen dann im Lichte einer gegenüber dem Bach Dobrodolska liegenden Werkstatt unsere Zelte auf einem kleinen gemähten Fleck. Gert warnt: “Da hinten ist eine Zigeunersiedlung!”

Im Morgenlicht erkennen wir keine Zigeunersiedlung, es ist das Projekt eines mitten in der Stadt einsiedelnden Künstlers in Form eines beeindruckenden Baumhauses. Er lädt uns freundlich ein, seine Installation zu besuchen. Ich traue der Konstruktion nicht, keiner von uns war oben.
Das Ziel der heutigen Etappe ist die Erforschung der Schlucht des Baches Dobrodolska. Es soll ein kleines Becken mit Thermalquelle geben, die Dag Banjica. Auf dem Weg begeistert uns die mannigfaltige Flora und Insektenfauna.
An der Banjica werden wir gleich mit guten Ratschlägen für unsere Gesundheit und unserer Haut empfangen. 40 verschiedene Mineralien in der konstant 29 ºC warmen Quelle sollen für mehr als 40 verschiedene Zipperlein gut sein. Einer ist an Krücken hier, 5mal gebrochenes Bein, er nimmt die Krücken aber nach dem Bad sicherheitshalber wieder mit. Weiter ist die Schlucht als Wanderer mit Rucksack nicht begehbar.
Wir treffen noch drei Mädels. Nach kurzer Kommunikation zum Woher&Wohin freut sich die eine darüber, dass sie mal wieder deutsch reden kann. Es stellt sich heraus, es sind zwei österreichische Polizistinnen mit ihrer serbischen Kollegin auf Wochenendausflug. Sie seien hier in Pirot “auf Mission”. Gert fragt gleich mit dem Hinweis auf die Flüchtlinge nach dem Ziel der Mission. Es hätte schon “Sichtungen” gegeben, oben auf dem Kamm des Stara Planina, Grenze zum EU-Bulgarien.
Wir steigen aus der Schlucht auf zur Straße, die zum Stausee Zavojsko jezero führt. Dann zweigen wir ab auf den Weg nach Dobri Do. Dieses Dorf ist fast vollständig verlassen, es soll nur noch 15 Einwohner geben. Neben der ehemaligen Schule finden wir einen Platz zum Zelten mit Wasseranschluss gegenüber in einem Hof. Der Besitzer kommt wohl noch immer mal vorbei, der Stromzähler ist noch angeschlossen und die Wasserleitung eben auch. Bald heißt uns ein alter Mann als Einwohner des Dorfes willkommen. Er bietet einen viertel Liter Rakija auf Basis der Pflaume an. Er bestärkt uns in unserer Idee am nächsten Tag zum Planinarski Dom aufzubrechen, dorthin gibt es einen Weg. Nur die Entfernungsangaben sind unzuverlässig, zwischen 3 … und 7 km.

Josip, der Hirte
Es waren mehr als 10 km bis zum Planinarski Dom. Wir laufen durch das “gute Tal” Dobri dol, früher wohl eine reiche Hirtengegend. Wir landen bei der Wegsuche auf dem Hof des letzten Einzelbauers dieser Gegend. Erst versteckt er sich vor uns, er zieht sich wohl was Frisches über. Dann guckt er nach uns, was wir auf seinem Hof machen. Freundlich weist er uns den Weg wieder raus aus seinem Gelände und außen drum herum. Ich schätze ihn auf ca. vierzig Jahre. Indizien für eine Frau auf dem Hof haben wir nicht entdecken können.

Nun sind wir auf dem Weg zum zweiten Ziel unserer Wanderung, der Vladikine Ploče. Das ist ein Canon des Flusses Visonica mit einer Höhle. Die Wegfindung ist nicht einfach hier. Es gibt immer mal ein paar verwitterte rote Punkte mit einem weißen Ring drum herum an Bäumen. Problematisch sind die verwilderten Weideflächen, kniehohes nasses Gras, der Weg nicht zu erkennen. Die verlassenen Häuser, Scheunen und Höfe sind großflächig mit Brennnesseln umwachsen. Unsere gute Zigeunerin aus Berlin im Bus müsste jetzt da sein, sie hatte sich uns als Köchin angeboten. Sie würde gut Brennnesselsuppe kochen können. Während einer Pause trifft auch wieder Ralf auf uns von seinem Abstecher auf den Ziegenfelsen. 
Er bringt uns auch unseren Freund zurück. Es begleitet uns seit dem Planinarski Dom ein dackelartiger Hund mit einem blauen Registrierungschip im linken Ohr. Unten am Fluss Visonica müssen wir einen kräftigen Regenschauer unter einer alten Weide abwettern. Das Wetter wendet sich, es ist der statistisch regenreichste Monat im Jahr. Wir finden einen schönen Platz zum Zelten am Fluss und brechen nach dem Aufbau des Lagers mit unserem Hund zur Erkundung der Ploče auf. Ein anfangs markierter Pfad führt uns in ein Dickicht eines Regenwaldes der gemäßigten Breiten. Die Bäumchen sind mit Moos und Flechten überwuchert, in den Lichtlöchern im Blätterdach stehen halbmeter hoch die Knabenkräuter.
Unser Freund, der dackelartige Hund, ist für einen Streuner sehr gut erzogen. Als wir auf dem Boden unsere Spezialitäten zum Abendbrot ausbreiten, unseren Speck, Wurst und Käse, nimmt er aufmerksam in gebührenden Abstand Platz und schnappt sich dankbar jeden Bissen, der für ihn bestimmt ist.

Wie schon gestern beobachtet, das Wetter ist umgeschlagen, es regnet stärker und häufiger. Wir wandern zum Dorf Rsovci. Wir werden von dort umsetzen hoch ins Gebirge nach Topli Do. Es stellt sich aber heraus, dass heute nur noch gegen Abend ein Bus nach Pirot fährt. Die Leute vor dem Dorfkonsum raten uns zu einem Taxi. Wir warten jedoch unter dem Vordach des Ladens auf den Bus.
In der Nähe des Dorfes gibt es eine Höhlenkirche aus dem 14. Jhdt., gewidmet Peter & Paul. Einer macht uns darauf aufmerksam, dass wir einen Schlüssel brauchen und zeigt uns das Haus des Kichenbeschließers. Wir erhalten den Schlüssel und können das Kirchlein besuchen. Erst Wladimir macht uns auf der Tafel gegenüber unseres Ladens die wirkliche Besonderheit dieser Kirche aufmerksam, ein Jesus-Bild mit einem Stern im Hintergrund. Er sagt wörtlich - ein Davidstern. Der serbische Jounalist Dragan Bosnić (Amazing Serbia) schreibt: “In der Höhlenkapelle beten die Gläubigen unter einem Fresko mit einem Bild eines jungen kahlköpfigen Jesus, der von einem örtlichen Maler ohne Haare dargestellt wird. Kahlkopf Jesus wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an der Nordwand der Kirche gemalt. Er wird in buddhistischen Roben in der achteckigen Mandorla gezeigt, oder in dem Stern, der das größere Wunder ist.” In der englischen Wikipedia steht: “Es wird vermutet, dass dieser kahlköpfige Jesus hier nur gemalt worden sein konnte, weil der Ort nicht unter "bischöfliche Zensur" leidet. Es wird von einigen geglaubt, dass das Bild des jungen Jesus von einem Maler oder einer Gruppe von Malern gemalt wurde, die von den verschiedenen Richtungen des Christentums beeinflusst wurden. Erst nach Bosnićs Foto konnte man sehen, daß er ein junger Mann war, mit molligen Wangen, blauen Augen und einem Heiligenschein, der seine Göttlichkeit anzeigte. Es ist deutlich zu sehen, dass Jesus eine nackte Brust und unbedeckte Arme als Folge des Umhangs hat, den er trägt. Er trägt kein Kreuz in seinen Händen, sondern hebt drei seiner Finger als ein Symbol der Taufe.”
Wladimir ist schon viel in der Welt herum gekommen. Er arbeitete in München und in der Schweiz.  Er zeigt uns seine Driving License Card aus Texas. Er schimpft aber wie ein Rohrspatz auf die Amerikanzy. Er war dort im Gefängnis und darf nicht mehr einreisen. Er ist jetzt wieder zurück in seinem Heimatdorf ganz zufrieden, er  macht in Holz und sei sein eigener Gott - “I am my own god.”
Wir lernen noch viele aus dem Dorf mit ihrer Lebensgeschichte kennen. Einer kommt in einer serbischen Offiziershose und behauptet bei den Partisanen gewesen zu sein. Er ist der Einzigste, den wir auf der Wanderung treffen, der sich freut, dass wir aus Ostdeutschland - Istočna Nemačka - kommen.
Unser Bus kommt, vor dreißig Jahren in der Schmiede von FAP in Lizenz von Daimler gebaut und proppe voll. Wir müssen die eine Stunde für die 25 km bis Pirot stehen.

Unsere Zelte standen wieder beim Künstler. Wir finden einen Taxifahrer, der uns für korrektes Geld mit seinem Opel Astra 1 Kombi hoch nach Topli Do fahren wird. Während der Fahrt durch den Kanjon Temštice beteuert er immer wieder das Risiko, diese schmale Straße zu nutzen. In der Tat liegen immer wieder mehr oder weniger große Brocken, vom Regen auf die Straße gespült, herum. Er erzählt uns, dass die Amis das Kraftwerk im Berg, dass vom Stausee Zavojsko jezero angetrieben wird, nicht während der Bombardements 1999 zerstören konnten. Wir lassen uns von ihm seine Telefonnummer geben, um die Rückfahrt sicher zu stellen.
Hurra, hier in Topli Do gibt es Lädchen. Es stellt sich aber heraus, nur alle zwei Tage geöffnet. Auch dieses Dorf wird aussterben. Die jungen Leute arbeiten alle unten im großen modernen Reifenwerk TIGAR von Michelin, die fahren diese gefährliche Straße nicht jeden Tag zur Arbeit, sie wohnen nun in Pirot.
Gert lässt sich eine Unterkunft zeigen. Zurück erzählt er ganz geheimnisvoll, wir werden im Museum schlafen. Wir mieten uns für zwei Nächte in diese spektakuläre Unterkunft für schmale 800 Dinar pro Nacht & Nase ein.

Unser größter Bergsteiger wird heute zum höchsten Punkt Serbiens, dem Berg Midžor aufbrechen. Manne und ich werden einen Spaziergang in das Tal der Wasserfälle machen und Gert mit seinem schlimmen Fuß wird das Haus hüten.
Früh bekommen wir Besuch von einem Mann, der uns zum Frühstück einlädt. Manne und ich gehen mit zu einem Häuschen am unteren Ende des Dorfes. Stolz zeigt er uns, alles selbst gebaut, Haus und den fast genauso große Backofen. Unten in die Küche hinein brauchen wir unsere Wanderschuhe nicht auszuziehen, oben wird uns bedeutet müsste das dann aber sein. Wir bleiben in der kleinen Küche, ca 4x4 Meter, im Erdgeschoss. Er stellt uns seine Frau vor, sie käme nicht los von der Zigarette. Dann gibt es erstmal eine Runde vom Selbstgebrannten. Wir dürfen die Spezereien alle verkosten: Ein würziges EiRührtEuch mit frischen Pilzen (!), einen sehr würzigen frisch gebackenen Kuchen (Proja - ein Maisbrot, wahlweise mit Schafskäse) und weitere Köstlichkeiten. Wir kriegen reichlich eingepackt, der Mann will kein Geld annehmen. Ich gebe der Frau den 500 Dinar-Schein. Es wird ein reichhaltiges und schmackhaftes Frühstück für uns alle. Damit sind wir gestärkt für unsere heutigen Unternehmen.
Rätselhaft sind die die Steinkreuze, die wir schon an anderen Stellen mitten in der Flur gesehen haben. Die Leute in Topli Do sprachen was von Heiligen Erzengel Kreuzen: "свети арханђео крстови".

Heute ist der letzte Tag. Der Hauswart unseres Appartements kriegt von uns die Nummer unseres Taxifahrers, er soll uns gegen 14 Uhr wieder zurück nach Pirot fahren. Wir starten nochmal zu einem kleinen Spaziergang, Gert hütet wieder das Haus.
Der Astra ist auf die Minute um 14 Uhr da. Zum Übernachten gehen wir nicht wieder zum Künstler, heute ins Hotel. Da können wir uns für die 19-stündige Heimfahrt frisch machen.

Freitag, Juni 12, 2015

Auf der Seidenstraße

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Heute galt es nun nüber zu machen nach Montenegro. Parallel zur Hauptstraße über Novi Pazar gibt es die Nebenstraße über einen kleinen Pass nach Tutin.
Der Weg nach Tutin
Oben wieder der Landschaftswechsel zur Waldsteppe des Peshter. Die Stadt Tutin scheint wie erst vor zwanzig Jahren erfunden und jeder durfte bauen wie er wollte. Oft war aber schnell das Geld alle, es blieb ein Rohbau stehen, der auch mal für sieben Stockwerke angelegt sein konnte. Trotzdem ein großer Trubel allenthalben, es gab Zeugnisse für die überaus zahlreiche Jugend. Da wurde von den Vätern, Vettern und Onkels gern mal ein Schein ins Zeugnis gesteckt.
Poser in Tutin
Ein Op' aus Ahrweiler bei Bonn erzählte mir bei einen Tee die Geschichte dieser Gegend. Vom Berliner Kongress nach den ersten Balkankriegen wurde dem Sandžak die Autonomie zugesichert. Doch geschert hat sich keiner der Herrschaften darum, gekümmert aber auch nicht. In der Kneipe hingen zwei Tito-Plakate, unter dem ging es den Leuten noch am Besten, man hatte einen Pass, der was galt und konnte ins Ausland arbeiten gehen. Er unterstrich mehrmals, dass in dieser Stadt heute jede Familie das Geld aus dem Ausland kriegt. Er war schon in den 60igern mit der gesamten Familie ins Rheinland und hat heute einen deutschen Pass.
Denkmal auf dem Hauptplatz: Die Lage von Tutin an der Seidenstraße
Auf dem Stadtplatz haben sie eine Weltkarte mit den diversen Seidenstraßen aufgestellt, letzte Station nach Westen kurz vor Venedig: Tutin.
Nach dem unproblematischen Grenzübergang ins Euroland Montenegro dann die Ibar-Schlucht, eine Kopie der Ardeche-Schlucht.
Die Schlucht des Ibar
Genauso führte die Straße hoch über der Schlucht mit atemberaubenden Tiefblicken. Vor einigen tausend Jahren wird es wohl auch an der einen Stelle einen Ponte de Ibar gegeben haben.

Donnerstag, Juni 11, 2015

Der Müller

2 Kommentare
11.6.2015 Der Müller
Gut, dass ich schon gestern mein Zimmer zahlte, wie erwartet war heute früh um Sieben keiner da. Also rein nach Novi Pazar zum Frühstück. Meine Gelüste gingen in Richtung Bäckerei und türkischen Kaffee. In der Bäckerei Evropa fand ich zwei schöne Stücke und direkt am Fluss Rashka eine kafana zum Verweilen. Das Tagebuch schrieb ich zu vier türkischen Tee. Es kündigte sich ein Tag der Ruhe und Entspannung an. Es ist schön, wenn man kein Ziel anstreben muss.
Unter der Festung in Novi Pazar
Heute scheint Abschluss des Schuljahres zu sein, von allen Seiten streben die Kinderchen mit den Farben der Schule als Luftballons dargestellt und verfolgt von den Handys der Eltern den zentralen Platz unter der Festung an.
Basargassen
Novi Pazar macht seinen Namen alle Ehre, in alle Richtungen kleine Basargassen mit nullstöckigen Buden und ein Gewimmel von Autos und Leuten dazwischen. Irgendwann wurde ich als würdig befunden, mit dem persönlichen Handy abgelichtet zu werden.
... aber eine Lunte liegt am Pulverfass Sandshak
Endlich beschloss ich, den Weg zurück zur Route über Tutin zu nehmen, mit der Maßgabe: Langsam, langsam, heute nur ein viertel Tag. Überall finde ich muslimische Friedhöfe, doch nach der Abzweigung nach Tutin links Kreuze auf den Gräbern. Was bedeutet das für Einen, der Bierdurst im Zeichen der Minarette hat? Die Erlösung ... und bald fand ich Niksicko pivo in der Kühlvitrine eines kleinen Lädchens am Straßenrande. Ich holte mir ein Niksicko aus dem Kühlschrank und hockte mich in die Runde. Ich landete in der Runde von vier Serben und dem Betreiber des "magazin mixt". Einer verstand ein wenig Deutsch, er arbeitete einige Zeit in Duisburg. Der Platzhirsch wollte gleich wissen, was ich weiteres trinken mag. "Rakija", mir war noch nicht klar, was folgen sollte.
Der Mueller, der Platzhirsch, der Geselle
Einer in der Runde war der hiesige Müller, er betreibt eine zweihundert jährige Wassermühle. Auf meine Frage nach einer Besichtigung packte der Platzhirsch den Müller, seinen Gesellen und mich in diesen tollen Michelin-Van von Fiat (die grandiose Konstruktion eines Raumwunder) und fuhr uns die paar hundert Meter zur Mühle am Fluss Rashka.
In der 200-jährigen Mühle

Giltig gemacht: Mit Stempel und rakija
kukuruz steht auf dem Mahlzettel, den der Müller mir giltig machte. Natürlich gab es für die Runde incl. Fahrer einen rakija, trotzdem konnte er mich wieder heile zurück bringen. Dort wartete der "Duisburger" mit einer neuen Runde von Freunden und rakija. Einer der Neuen war ein besonders Pfiffiger. Er überschlug schnell den Gewinn eines Exportgeschäfts, nachdem ich ihm auf Nachfrage den Literpreis eines guten Obstlers mit 25€ in deutschen Geschäften schätzte. Darauf den nächsten rakija. Ich habe jetzt die Reißleine gezogen, bin in der tollen Anlage Motel "Ras" Pazariste eingecheckt. Das liegt am Beginn einer tollen Felsenschlucht, wo ich morgen weiter radeln werde.