Montag, Juli 31, 2006

Im vorderasiatischen Teil Europas

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17.7.06
Nach einem zünftigen Burek-Frühstück mit Joghurt gab es einen kleinen Hügel zum Frühsport und dann rauschten wir eine lange Abfahrt ins Tikves-Tal abwärts. Hier sind wir in nun im Weinanbauzentrum von Mazedonien. Wir müssen endlich mal die einheimische Marke "T'ga sa Jug" kosten.
Soweit runter gefahren, bedeutet: Es geht wieder hoch. Ein bisschen fürchte ich mich vor dieser Etappe, denn auf der Karte sieht es sehr trocken aus. Tatsächlich befinden wir uns in einem sehr fruchtbaren Tal, ringsum wird Wein und Tabak angebaut. Wasser gibt es keines, ich hoffe auf eine der vielen gefassten Quellen im Gebirge. Der Balkan ist eigentlich reich an Wasser, aber in dem "Schweizer Käse" des Karsts versickert alles sehr schnell. Doch man findet eben immer am Wegesrand gefasste Quellen, wo erfrischend kühl das Wasser wieder sprudelt. So, hoffe ich, ist es auch auf diesem Wegabschnitt, einer langen und heißen Steigung. Endlich sehe ich Ralf wieder mit Leutchen an einer kleinen Kapelle "Sv. Georgji" stehen. Er wird gerade mit einem zünftigen Frühstück bewirtet. Ich habe nur Durst, in meinen Wasserflaschen sind nur noch Neigen. Doch die erhoffte Quelle fehlt beim heiligen Georg.
Rauchpause auf dem Pass
Doch einige steile hundert Meter weiter fanden wir den Radlerhimmel auf Erden, die erfrischende Quelle mit angeschlossenen Restaurant. Nachdem alle Beschäftigten der Kneipe endlich da waren, gab es auch ein ordentliches Pleskaviza, sprich ein gefülltes Hackfleischsteak und dazu Skopsko und Salat. Am Pass rauche ich noch eine Zigarette, das gehört sich hier so, wie in Kuba die Zigarren.
Die Abfahrt führte uns in die Pelargonija-Hochebene, ca. 600m hoch in das schöne Städtchen Prilep. Der Reiseführer wies auf die alte türkische Altstadt hin. Dort genießen wir recht lange das mazedonische Leben bei dem einen und anderen Skopsko pivo, unserer Hausmarke hier. Es wird dann langsam Abend durch unseren langen Aufenthalt im Internet-Cafe.
Die Pelargonija-Hochebene ist eine der größten mazedonischen Beckenlandschaften. Das fruchtbare Tal ist berühmt für seinen Tabakanbau. Überall sehen wir nur die grünen Felder mit Tabak, Wein und Mais. Weit und breit gibt es keine Bofstelle. Immer wenn wir eine Stelle uns ausgeguckt haben, finden wir noch fleißige Leutchen auf ihrem Acker bei der Arbeit. Wir fahren noch ca. 40 km bis wir im Dämmern hinter einer Baumreihe ein ruhiges Plätzchen finden. Hier wird noch die erste Flasche mazedonischer Wein getrunken, ein Burgunder, mmh.

18.7.06
Früh ist es sehr kühl. Ein Traktor weckt uns, der schon wieder emsige Tabakbauern auf ihr Feld bringt. Die Blätter müssen in der kühlen Morgenfrische gepflückt werden. Der leichte Rückenwind treibt uns rein nach Bitola. In der Altstadt finden wir ein sehr gute Bäckerei für unser Frühstück. Ausgiebig schlendern wir durch die laute hektische Innenstadt und finden in einem Straßencafe zu unserer Ruhe. Eine Spezialität hier im Süden ist der kalte Kaffee. Man bestellt einen Nescaffee frappé und erhält ein großes Glas mit leicht aufgeschäumten, eiskalten Milchkaffee mit einem Schuß Schokolade, sehr erfrischend und lecker.
Vom Kaffee aus sehen wir schon die Berge des Pelister, da müssen wir drüber. Naja, nicht über die 2000er Berge direkt, aber über einen knapp 1400m hohen Pass. Leider ist das als rote Straße in unserer Karte eingezeichnet. Ich befürchte wieder eine trockene, heiße Etappe mit reichlich LKW-Verkehr. Aber so schlimm ist es gar nicht, fast wird uns dieser Pass geschenkt, es gibt sogar wieder ein kleines Restaurant. Es wird geführt von einem alten Trucker, der früher von Düsseldorf bis Kabul gefahren ist. Hier wird uns wieder die umgekehrte Entwicklung bewusst: Früher hatten wir einen Pass der nichts galt, heute können die Mazedonier ohne Visa nur noch nach Serbien reisen. Als Jugoslawen stand ihnen die Welt noch offen.
Nach der Abfahrt kommen wir zum Prespa-See. Der Prespa-See hat keinen Abfluss, trotzdem ist der Wasserspiegel in den letzten Jahren um zehn Meter gesunken. Der See verliert sein Wasser an den 500m niedriger gelegenen Ohrid-See durch den Karst des Galiciza-Gebirges. Die touristischen Einrichtungen an Seeufer sind aus jugoslawischer Zeit und werden kaum noch genutzt und verkommen. Schade!.
Im Dorf Stenje erleben wir Eigeninitiative, ein kleines gutes Lokal, wo der Chef noch selbst am Grill steht. Er freut sich, dass uns seine Pleskavizas schmecken. Heute Abend gibt es nun endlich den berühmten "T'ga sa Jug". Das ist ein sehr süffiger und fruchtiger Wein, ohne jegliche Nachwirkungen.

19.7.06
Heute gab es den längsten Frühsport meines Lebens. Mit der Sonne aufgestanden und in sanften Serpentinen geht es hoch auf den 1600m hohen Pass im Galiciza-Gebirge. Dieses Karst-Gebirge trennt die beiden schönsten Seen des Balkans. Nachdem wir den Eichenwald
verlassen haben sehen wir noch einmal den Dreiländer-See Prespa (Mazedonien, Griechenland, Albanien). Nach dem Pass gucken wir auf den azurblauen Ohrid-See.
Schon in den 80er Jahren interessierten mich die Plakate in den tschechischen und bulgarischen Reisebüros mitt den Bildern des Ohrid. Der Ohrid ist der Baikal Europas, 300m tief. Für Süßwasser hat der See die unglaubliche Unterwassersicht von 30m. Hier ballt sich der Tourismus von Mazedonien, die Hälfte alle Fahrzeuge hier hat eine Skopjer Nummer. Das Ufer ist gesäumt von Campingplätzen, Pensionen und Hotels, zum Beispiel mit dem schönen Namen "Beton-Hotel". Die Gebäude aus jugoslwischer Zeit sind wie ihr Name, es herrscht Beton vor. Der Kieselsteinstrand ist von Badelustigen belegt, wir gesellen dazu. Überall hört man Disko-Musik in den Freiluft-Kneipen, trotzdem nicht aufdringlich und voll.
Die berühmte Ohrid-Forelle haben wir uns nicht geleistet, doch hier sehr teuer. Aber es gab ja immer etwas vom Grill oder eine leckere Fischsuppe. Unsere Bofstelle befindet sich unter einem Baum direkt am Ufer.

20.7.06
Nach dem Morgenbad im Ohrid-See gemütlich beim Burek in der Innenstadt von Ohrid. Hier treffen nun Europa und der Orient aufeinander, Moschee und Kirche 50m nebeneinander. Einzigartig die schöne Altstadt mit Burg und antikes Amphitheater. Doch dann weiter auf der Straße, ständig unterbrochen durch einen Platten an meinem Vorderrad. Ich musste schon die ganze Zeit alle zwei Tage aufpumpen, doch nun, wo ich meine schöne kanadische Luftpumpe verloren habe, benötige ich immer öfter die neue Mistkrücke von Ralf. Also ein Bierausschank am See aufgesucht, Bier getrunken, Dorn im Mantel entfernt und abschließend im Ohrid-See nochmal gebadet. In Struga hören wir bei einer albanischen Hochzeit den orientalischen Klängen zu, in einem mazedonisches Restaurant gibt es wieder was vom Grill.
Mit vollen Bäuchen rollern wir den Drim abwärts Richtung Debar, nun im 100%-albanischen Siedlungsgebiet. Überall zeigen wie Bleistifte die Minarette zum Himmel. Dieses Zeichen ist viel aggressiver als die kleinen Kreuze auf den geduckten orthodoxen Kapellen. Deshalb werden bei größeren Städten auf dem Berg riesige Kreuze errichtet. Diese künden beleuchtet vom rechten Glauben.
Entlang an zwei Staustufen des Schwarzen Drims, ständig auf und ab, erreichen wir Debar. Am Anfang von Debar sehen wir viele verlassene Häuser, ein Neunjähriger spielt mit einer MPi (echt?!). In der quirligen Innenstadt ist alles moslemisch geprägt. Trotzdem kommen wir zu unserem "Skopsko pivo".
Ausgangs des Mavrovo-Tals finden wir einen schönen Platz zum Bofen, es gibt wieder "T'ga sa Jug". Hinten im engen Tal, ziemlich weit oben sehen wir die Lichter der albanischen Bergdörfer. Müssen wir da morgen hoch?

21.7.06
In der Nacht knatterte die ganze Zeit unser Zelt im Fallwind aus den Mavrovo-Bergen, schlecht geschlafen. Durch ein tiefes und sehr enges Tal ging es in eine steiles einsames Gebirge. Wasserprobleme gibt es nicht, hier sind viele Quellen. Die albanischen Bergdörfer kleben 200m über uns an den Hängen und zeigen wieder mit den Bleistiften, den blendend weißen Minaretten der brandneuen Moscheen zum Himmel. Eins dieser Dörfer besuchen wir, es liegt nicht ganz so hoch. Ein Mütterchen kredenzt uns einen starken Kaffee, türkisch. Der Bach im Dorf ist gleichzeitig die örtliche Müllhalde, das Wasser sorg für den Abtransport. Das Dorf baut gerade sich eine recht große neue Moschee. Als einziger Gegenpol gibt es ein sehr altes großes Kloster aus dem 11. Jahrhunder, Sv. Jovan Bigorski. Zu deutsch heißt das Johannes Baptist (Kerner?).
Endlich erreichen wir den Pass oberhalb des Mavrovo-Stausees. Hier entwickelt sich ein bisschen Wintertourismus. Als große Belohnung gibt es eine tolle über 15km lange Abfahrt nach Gostivar im Tetovo-Tal. Wir sind hier im Zentrum der Albaner in Mazedonien. Die Wartezeit auf den Zug nach Skopje verbringen wir in einigen Restaurants. Wir haben noch eine ganze Reihe von Ansichtskarten zu verschicken und fragen deshalb nach der Post. Der Albaner aus Eutin bei Lübeck, ein sehr freundlicher Mensch, überninmmt unsere Post und verspricht diese für uns kostenlos zu frankieren und einzustecken. Nach fünfzehn Minuten hält sein Mercedes wieder neben uns und er überreicht uns den Postbeleg, ganz toll!.
Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Ralf-Peter Haun und Eberhard Elsner
Noch habt Ihr die guten Zeiten, nach denen Ihr Euch in spätestens 10 Jahren sehnen werdet.

Montag, Juli 17, 2006

Ueber Bulgarien nach Mazedonien (heute in Prilep)

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Am Grenzübergang Ribarci nach Bulgarien
12.7.06
Der Höhepunkt in Serbien war mit dem Vlasina-Stausee erreicht. Wenn wir jetzt nur noch bergab rollern, kommen wir nach Bulgarien. Auf geht's!
Ein kleiner Pass (1325 m) vorbei an Enzian-Wiesen preschen wir in Richtung Basilograd hinunter. Zur Grenze hin wird es immer menschenleerer, der Grenzübergang ist sehr einsam. Nun in Bulgarien sieht es nicht anders aus, die Orte meistens verlassen, die Obstbäume nicht mehr abgeerntet und die Häuser verfallen. In Kjustendil, dem Gebietszentrum, gibt es wieder etwas Leben. Die Hotelwerbung verführt uns zu einer Hotelübernachtung.
Dorf Rila: Im Keller von Mikola
13.7.06
Auf dem örtlichen Markt gab es ein gutes Frühstück, der Betreiber war früher Agent von Balkantourist in Ostberlin und konnte gut Deutsch. In Negestino besichtigten wir eine 500 Jahre alte Türkenbrücke über die Struma, die dann durch eine tolle, tief eingeschnittene Schlucht uns Richtung Kotscherinowo führte. Dort wollten wir eine günstige Fuhre (ohne Fahrrad) zum Rila-Kloster haben. Leider brachte uns der Bus nur ins Dorf Rila zu unserem Freund Mikola. Der saß vor seinem unscheinbarem Häuschen an der Hauptstraße, wir kamen ins Gespräch und so kam es dass, er uns sein kleines Paradies zeigte. Es stellte sich heraus, dass sein Sohn eine spanische Firma für swimming pools vertritt. Das Muster für so einen Pool zeigte er uns im hinteren Bereich seines Anwesens - eine grosse Überraschung. Dann gab es noch eine Kostprobe aus seinem Weinkeller. Der Roséwein war ausgezeichnet, dazu brachte er noch ein Pfund Speck und Brot. Den größeren Teil konnten wir mitnehmen für unsere Bofe am Rila-Bach.

Rilakloster (Foto: RP Haun)
14.7.06
Ralf brach gegen 5 Uhr mit dem Rad ins Rilakloster auf, ich blieb einfach liegen.
Die Fahrt durch das stille und kühle Rilatal zum Kloster hoch zog sich doch recht endlos lang. Angekommen erwachte gerade das Klosterleben, noch fast keine Touristen waren da. Leicht konnte man sich einige Jahrhunderte zurück versetzen lassen. Rückfahrt war ein lockerses Pedalieren bei Sonne und Wärme.
Eine willkommene Erfrischung war das Bad im Rilski Reka, neugierig beobachtet von den Pferdchen, auf dessen Wiese wir gezeltet haben.
Gegen Mittag Aufbruch nach Blagoewgrad. So kam es, dass der Aufstieg zur Grenze anfangs durch eine mörderische Glut verlief. Zum Glück gab es mehrere Einkehrstellen für ein kühles Bierchen. Wir mussten uns fast 800 Höhenmeter hoch strampeln. Nach den ersten Schildern, die die Grenze anzeigten, sah ich endlich Ralf's Radel wieder, vor einem scheinbar verlassenen DutyFree-Shop. Näher kommend winkte mich Ralf hinein, und tatsächlich gab es einen Wirt aus dem Lande des schadhaften Lächelns, der ein erfrischendes Getränk anbot. Weitere Gäste waren nur einige Grenzpolizisten.
Mazedonien begrüßte uns mit einer langen Abfahrt hinunter nach Deltschvo. Vorher konnten wir noch die übrigen Leva gegen Euro zurück tauschen. In Deltschevo gab es das angeblich schönste Geld Europas einzutauschen. So war uns möglich noch die Küche und das Bier Mazedoniens zu kosten. In der Dämmerung fanden wir noch eine gute Bofe.

Frühstück in Trabotiviste (Mazedonien)
15.7.06
Königsetappe! Diese Route ging durch den Osten Mazedoniens über Berovo nach Strumiza. Für den ersten Pass konnten wir uns durch ein wunderschönes Frühstück vor einem Dorfladen stärken. Wir saßen praktisch mitten auf dem Dorfplatz und die Leutchen haben an unserem Frühstück teilgenommen. Sehr nette Leute, müssen unbedingt denen die bilder schicken. Es gab zwar im Dorf eine Moschee, aber in dieser Gegend wohnen ausschließlich Mazedonier. Nur ein Ziegenbock traute sich in die Reste der ruinierten Moschee.
Gute Wegzehrung für Ralf gab es durch die vielen Sauerkirsch-Plantagen. Wir brauchten nun auch immer wieder Anlässe, um eine Pause zu machen, denn Dörfer vielleicht sogar mit Laden gab es nicht mehr. Aber 3 lange Auffahrten über das Plackovica Malesevski Planina und das Ograzden-Gebirge. 

Ograzden: Hinunter ins Tal der Strumiza
Besonders die dritte Auffahrt zog unseren letzten Nerv, obwohl in einm kleinen Dorf voller wunderhübscher Wochenendhäuser wir doch endlich ein Skopsko Pivo bekamen. Dann lag die Breite Ebene von Strumiza vor uns, die sehr steile Abfahrt mussten wir immer wieder unterbrechen, damit unsere Felgen wieder abkühlen konnten. Aber auch in der Ebene mussten wir weiter kämpfen - starker Seitenwind.
In Strumiza im Restaurant "Dukat" lassen wir uns von der vielfältigen einheimischen Küche überraschen. Dabei ist mir Ralf schon mindestens zwei Gerichte voraus, da ich doch oft konventionell bestelle. "Makedonka" ist ein sehr leckerer Bratklops mit Käse eingemischt - muss ich unbedingt noch kosten.

Demir Kapija: Das Eiserne Tor Mazedoniens
16.7.06
Vor dieser Etappe habe ich mich gefürchtet, aber es war dann nicht so schlimm. Obwohl nun der Seitenwind für uns direkt von vorn gekommen ist. Den ersten Pass bekamen wir fast geschenkt: Zur Belohnung gab es sogar oben ein Dorf für unser Frühstück. Dies besteht mittlerweile sehr landestypisch aus einer großen Menge Joghurt.
Weiter in Richtung Demir Kapija bei heftigen Gegenwind. Das sogenannte Eiserne Tor von Mazedonien ist eine gewaltige Felswand, die fast vollständig das Vardar-Tal verschliesst. Viele Eroberer sollen sich hier versucht haben, Wilhelm Zwo hat eine Bahnlinie zu seinem Freund dem Pascha von Istanbul erbauen lassen. Die EU baut in MK viel neue Straßen, so konnten wir auf der alten Hauptstrasse ohne Verkehrtsbelästigung nach Negotino fahren. Der Verkehr nutzte schon die neue Autobahn, für uns bestand die Schwierigkeit nun durch die brennende Sonne und den noch immer vorhandenen leichten Gegenwind. Bald verloren wir die Nerven und verliessen die Strasse über einen ausgefahrenen Feldweg und erreichten endlich Negotino und damit diverse Erfrischungen. Die Orte hier im Tikves-Gebiet dem Weinanbauzentrum von MK bestehen fast ausschließlich aus neuen Häusern, wo viel Beton verbaut wird.
Im Zentrum Kavadarci passierte mir ein grosses Maleur: Endlich ein Sitzklo gefunden und nicht beachtet, dass das Papier fehlte. Dadurch konnte ich eine Hoteluebernachtung zum Saeubern herausschlagen.

Mittwoch, Juli 12, 2006

... und Ljupka Dimitrowska singt dazu

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9.7.06
Nach unserer erfolgreichen Flucht aus den Händen der Mafia wollten wir mit dem Zug direkt nach Macedonien nach Kumanovo fahren. Aber es war noch viel Zeit bis zur Abfahrt, also starteten wir entlang der Bahnlinie. Nach einer anstrengenden Fahrt durch kleine Dörfchen erreichten wir Zajecar. Dort glaubten wir nämlich einen größeren Bahnhof vorzufinden. Wir hatten schon Unterwegs an einem verwahrlosten Dorfbahnhof auf den Zug von Negotin gewartet. Im Dienstzimmer sah es noch ein bißschen nach Dienst aus. Auf dem Tisch lag aufgeschlagen das Dienstbuch und eine Brille. Innerhalb der 2 gewarteten Stunden schellte auch das Telefon mehrmals, aber verlassen war der Bahnhof.
Dann kam endlich der Schienenbus. Der Zugführer mit Autoritätsbauch verwehrte uns mit den Rädern die Mitfahrt - nema mesta, keinen Platz.
In Zajecar wollten wir auf dem Bahnhof unsere nächsten Pläne präzisieren, als ein kleiner Polizist unsere Pässe einforderte. Es stellte sich heraus, dass wir eine Art Meldekarte in Serbien benötigten. Im letzten Jahr habe ich so eine Karte bei meiner ersten Hotelübernachtung bekommen. Wir boften bisher immer im Zelt bzw. bei der Mafia. Da hatte der Polizist mit mehreren Mobiltelefonen mit mehreren Chefs zu telefonieren, erfolglos. Er wünschte uns eine gute Weiterfahrt und wir sollten keineswegs jemanden, und schon gar keinen Kollegen von ihm, erzählen, dass er uns getroffen hat.
In Zajecar mieten wir uns doch ins Hotel Serbska ein. 2 Fliegen mit einer Klappe: WM-Finale gucken vom Hotelbett aus und eine giltige serbische Aufenthaltsregistrierung für den nächsten zufrieden zu stellenden Polizisten.

10.07.06
Um 6.25 Uhr auf dem Bahnhof von Zajecar beginnt der Tag mit der Ausfahrt der Züge in alle Richtungen, 3 sind es. Alle die uns bereits bekannten Schienenbusse ohne Platz für Fahrräder. Unser Dicker von Gestern war der Zugchef nach Nis - unsere Richtung. Wir beerdigten unsere Zugfahrpläne. Wir machten uns also auf in die serbische Landschaft. Hier im Osten sieht alles bedeutend ärmlicher aus. Manchmal fanden wir in den Dörfern keinen Laden, trotzdem kamen wir im Gebirge gut voran. Auch der erste richtige Pass hinter Knjazevac bedeutete keine großen Schwierigkeiten. Wir besichtigten unterwegs ein Nonnenkloster. Später erfrischten wir uns unter einem Wasserfall. Wie an den Plitvitzer Seen filtrieren die Moose den Kalk aus dem Wasser. Dadurch wächst der Wasserfall horizontal, es entstehen schöne Kaskaden. Ca. 7 km nach Pirot fanden wir eine gute Bofstelle unterhalb des nächsten Passes.

11.07.06
Ausgeschlafen war der Pass mit den üblichen Problemen doch locker zu bewältigen. Während der Abfahrt fanden wir in einer Schlucht eine Karstquelle mit mächtiger Schüttung. Die Abfahrt sollte bis zu einem Stausee führen. Der war aber nicht da, dafür begann eine unserer längsten Auffahrten. Die Leutchen berichteten ganz begeistert von einem See oben in den Bergen, und dort wollten wir hin. Die Auffahrt war 30km lang, stetig wurden ca. 1000 Höhenmeter erstrampelt. Zum Glück gab es einige Quellen, 2x sogar ein Bierchen. Ziemlich geschafft erreichten wir den schönen Zeltplatz am Vlasina-Stausee.

Grosse Hitze und grosse Hügel

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Ja, die Reparatur war sehr erfolgreich. Es rollert wieder und die Bremsen ziehen viel besser - und alles war äußerst preisgünstig. Der Rechnungsbetrag nachvollziehbar aufgeschlüsselt betrug 1460 Dinar. Zum aktuellen Kurs muss man den Betrag durch 83 teilen. Der beinhaltet eine komplette neue Hohlkammerfelge und einige Speichen plus die Arbeit des Einspeichens. Ich gab 2000 Dinar, das war's mir wert.
Dann noch eine Strecke raus aus Pancevo, über unendlich sich ziehende Straße bei Gegenwind und LKW-Verkehr.

Spezialitäten vom Grill
6.7.06
Nun soll es endlich landschaftlich interessant werden. Wir queren zwischen Kovin und Smeredevo über eine 2km lange Brücke die Donau. Dort wartet erst einmal die staubige Umfahrung eines U.S.Steel Serbia-Stahlwerks. Nach einer weiteren sehr sonnigen Umfahrung von Pozarevac kamen die ersten Hügel, und damit die ersten schattenspendende Bäume. Und zwei sehr gute Restaurants verführten uns zu einem super Fleischgericht zum Lunch und Abends an der Donau zu einer Fischsuppe de luxe. Die Terasse an der Donau musste der Wirt erst wieder nach dem Hochwasser an der Donau herrichten. Ansonsten sind keine Schäden für uns bisher zu erkennen. Die Serben haben offensichtlich sehr große Überschwemmungsflächen zur Verfügung. Die Donau führt z.Zt. reichlich Wasser, wir haben das heute (8.6.06) am Staudamm vom Eisernen Tor gesehen. Es schwappen kleine Mengen Wasser über den Überlauf des Damms. Der Deich bei dem Dorf, wo das gute Fischrestaurant ist, hat das Dorf offensichtlich geschützt, obwohl nur ca. 2m hoch. Das hat mich sehr erstaunt, weil ich befürchtete garnicht durch den Derdap N.P. (Eisernes Tor) fahren zu können.

Die Burg Golubac
7.7.06
An diesem Tag ging es nun durch den Durchbruch der Donau. Der Abschnitt ist ca. 120km lang, für uns bedeutete das eine Bofung. Bei Golubac wird die Donau nochmal zu einem großen See aufgestaut, um sich dann durch die erste Engstelle zu zwängen. Diese Engstelle wurde von einer mächtigen Burganlage bewacht. Hier stehen Festungstuerme auf mehereren Ebenen, einer steht heute zum Teil im Wasser. Die Straße führt durch die Burganlage und untertunnelt den Burgberg. Verblüffenderweise passen die heutigen LKW's durch die alten Burgtore. Aber nur ganz knapp, wir mussten zwei LKW's durchlotsen, die Fahrer haben dankbar mit Lichthupe gewunken.
Die serbischen Straßen sind gefährlich für alle Lebewesen. Vögel und Dachse, nicht zu zählen die vielen Hunde zeugen mit ihren Kadavern vom abgekürzten Leben. Fast genauso häufig sind Schilder mit den Bildern der menschlichen Opfer der Straße. Wir sahen einen umgekippten Truck, ein bisschen Diesel lief über die Strasse und die Polizei rauchte zusammen mit dem Fahrer auf der Leitplanke eine Zigarette.

Noch Spezielleres vom Grill
8.7.06
Heute gib es noch nicht viel zu berichten. Wir haben mittlerweile den Staudamm am Eisernen Tor passiert und sitzen in Kladovo in einer Gasse vollgestellt mit Tischen beim Fassbier. An einer Ecke dieser Fressgasse drehte schon ein Lamm am Spiess. Bisher waren es immer Ferkel, nun sind wir also auf dem Balkan angekommen. Der Duft inspiriert uns jetzt gleich nochmal nachzuschauen, was aus dem Lamm geworden ist. Das Lamm war vom Spiess runter und wir hatten reichlich Bier vom Fass intuss - also weiter.
Die Straße ist wieder endlos und sehr sonnig. Wir wollen eigentlich runter von dieser Straße und hoffen, dass die alte Uferstraße uns nach Negotin führt. Aber schon die Angler an einer kleinen Brücke machen unsere Hoffnungen zunichte. Wir drehen um und werden an einem wunderschönem Wochenendbungalow von einem Paar zu einem Spritzer eingeladen. Die Frau war einige Jahre in Frankfurt Main und wir können uns über unsere Reiseroute, Gott und die Welt unterhalten. Doch dann müssen wir wieder auf die neue Straße in die Sonne zurück. Eine Reklame verführt uns zu einem schlüssigen Plan für das heutige Fussballspiel der Deutschen. Wir werden nach einer festen Unterkunft mit Dusche Ausschau halten. 

Bei Kladovo
Auf dem Weg nach Negotin finden wir keines der auf den Reklametafeln angezeigten Motels. Bei der katastrophalen serbischen Ausschilderung finden wir noch nicht einmal das Hotel in der City von Negotin. Negotin ist ein lausiges Nest mit ca. 20000 Einwohnern mit wenig Perspektive. Als wir so schimpfend über die Strassen rollten, hält ein Hamburger Auto an und ein Serbe namens Michelangelelo bietet uns sein Appartment für 20 Euro an. Als wir in dem ärmlichen Viertel ankommen, ist seine Mutter nicht so begeistert über die fremden Gäste. Mir schien es, dass sie sich schämte. Aber sein seperat abschließbares Appartment war gut ausgestattet: Eine supermoderne Küche, ein breites Bett neben einer Schrankwand und etwas gewelltes Parkett. Duschen mussten wir bei Muttern, er handelte dafür 5 Euro von uns aus. Sie machte uns noch einen serpska salat - schön scharf. Sie war ein kleines schmächtiges Persönchen, das viel rauchte und bei den Männern der Familie nicht viel zu sagen hatte. Sein Vater ein stämmiger Typ war Schachspieler, Michelangelo ein Hallodri und sein älterer Bruder Taetowierer und wichtiges Mitglied der örtlichen Mafia. So jedenfalls die Aussage von Michelangelo, der uns auch präzise Sicherheitsrichtlinien auf den Weg gab. Wir haben uns dann noch das Loserfinale mit den schönen Schweinsteiger-Toren angeschaut.
9.7.06
Früh weckte uns Streit vor dem Fenster, der mit einem Steinwurf in unser Fenster kulminierte. Es war halb 5 Uhr früh, die Brüder und ein Dritter waren besoffen. Unser Michelangelo versuchte offensichtlich seinen Bruder zu beschwichtigen. Wir packten sofort und verschwanden ohne gesehen zu werden Richtung Bahnhof. Michelangelo war über unsere Reisepläne informiert, uns war mulmig.

Mittwoch, Juli 05, 2006

Gutes Wetter

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3.7.06
Wir sitzen auf einer Terasse über der Theiss in Novi Knesevac in der Vojvodina. Die Theiss führt fast Hochwasser, auf dem Campingplatz in Szeged standen von der letzten Überschwemmung viele große Luschen. Wir konnten dort nicht bofen - gesperrt ... und sieht auch nicht so aus, als dass nochmal geöffnet wird. Die Häuschen stehen zwar auf Stelzen (ca. 3 Meter hoch). Trotzdem kamen die Fluten der Theiss zum Fenster rein. Gerade gingen ein paar erfrischende Regentropfen runter, also entschieden wir uns für die Pension Anna. Anna war aber ein Mann, die Strasse heißt so - Anna utca.
Nachts kam ein bisschen Regen auch zum Dachfenster rein, aber nach dem guten Spezialitätenessen rutschten wir erst früh in den Laachen aus. Heute war es dann ein lockeres Pedalieren auf guten ebenen Strassen. Der Himmel ist vollstaendig bedeckt, von der Sonne nur eine Ahnung und immer wieder erfrischende Tropfen bei ca. 20 Grad. Wir haben viel Schlimmeres befürchtet.
Nach einem erfrischenden Kaltgetränk von der führenden Brauerei der Vojvodina hatten wir aber wieder bald Durst. Es sind ja auch schon wieder 30km im platten Banat zusammen gekommen. Es war nur ein kleines Dörfchen, es war Mittagszeit und im Dorf gab es nicht viele Möglichkeiten. Zuletzt fragten wir in einer Kneipe ... aber auch kein Essen zu haben. Es blieb uns also nur ein Bier zu bestellen. Mit dem Wirt kamen wir ins Gespraech, er war einige Jahre in Basel zur Arbeit. Statt dass wir unser Bier bezahlen mussten, fragte er uns, obe er uns noch eine weitere Runde spendieren dürfte. Auch die erste Runde wäre ihm eine Ehre ausgeben zu können. Weiter ging es mit selbstgebrannten Slivoviz - die pure Natur. Weitergefahren sind wir mit einem Abschiedsfoto und einer randvollen Literflasche von dem gutem Geist. Heute früh haben wir zum Zähneputzen ein gutes Mundwasser gehabt.

4.7.06
Nach einer unruhigen Nacht auf den Resten eines Maisfeldes bei Novi Becej radelten wir nun bei immer höheren Temperaturen durch das Banat. Schnurgerade Strassen vorbei an Sonnenblumen, unvermittelt nach vielen Kilometern im rechten Winkel die Richtung wechselnd und dann wieder bis zum Horizont geradeaus. Wegweiser gibt es sehr wenige, wir hatten oft den Eindruck falsch zu fahren. Selbst die Polizei schickte uns nicht auf dem kürzesten Weg nach Kovacica. Denn wir folgten einem großem Plan: Ein größeres Dorf finden, wo man gut das Halbfinal Deutschland vs. Italien gucken kann. Anfangs glaubte ich noch, die spielen um Fünf. Wir hatten uns schon bei netten Mädels im Kaffee angemeldet, es gab aber nur Tennis auf dem Schirm. Aha, 21 Uhr ist das Spiel, also brauchten wir eine neue Strategie. Nach dem Gucken brauchten wir ja jetzt schon eine vorbereitete Bofstelle, was bei den Mädels nicht zu machen war. Wir sind noch auf Strecke bis Padina gegangen. Dort gab es zwar erwartungsgemäß nicht so viele Kneipen, aber eine die wirklich alle Anforderungen erfüllte :
1. Ausschank
2. Sportplatz, wo wir Zelten düerfen
3. eine "Hamburgeria" für einen kleinen Imbiss davor
4. ein großer Fernseher.
Der war dann eine Projektionsleinwand mit einer Diagonale von fast 3 Metern.
Früh fanden wir auch noch den Wasserschlauch zum Waschen. Nur das Halbfinale hat der Miroslav verloren. Unser "Miroslav", so benennen wir unsere Schnapsflasche nach ihrem Spender, hat uns noch nicht verlassen. Die ist noch wohl gefüllt.

5.7.06 Tag des Missgeschicks
Nach vielen trockenen und sonnigen Kilometern durch Banat musste ich feststellen, dass meine Felge die Speichen verliert - sie brechen oben aus. Also mit dem Zug in eine größere Stadt - Pancevo. Hier fanden wir einen guten Laden, der mein Rad erfolgreich repariert hat.
Leider wird es nur noch wenige Berichte geben, denn wir sind auf die seltenen Internet-Cafees angewiesen. Aus unerfindlichen Gründen habe ich keine Modemverbindung mehr mit dem Handy. Bleibt aufmerksam!
Viele Grüße von unterwegs
Ralf-Peter Haun und Eberhard Elsner

Samstag, Juli 01, 2006

Start zur zweiten Balkantour

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Fischerbastei in Budapest
Heute geht's nun los - gegen 14.00 Uhr werden Ralf und ich nach Budapest fahren (über Weida und München). Dann surfen wir weiter zu unserem Startpunkt Szeged. Hoffentlich sind die Straßen an der Donau nach der Überschwemmung in diesem Frühjahr noch zu benutzen. Denn der erste Abschnitt soll uns durch das Eiserne Tor führen, auf serbischer Seite. Vor einigen Jahren waren wir ja schon öfters in Orsova in Rumänien. Unter der Überschrift könnt Ihr Euch eine GoogleEarth-Datei mit unserer Reiseroute anklicken. Wenn Ihr das Programm installiert habt, seht Ihr wo am 10. Reisetag unser Zelt stehen soll.
Über Nachrichten freuen wir uns sehr. Diesmal muss sich keiner anmelden, beachtet aber die kleine Grafik mit dem Anti-Spam-Code.
--
Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner und Ralf-Peter Haun
Noch habt Ihr die guten Zeiten,
nach denen Ihr Euch in spätestens 10 Jahren sehnen werdet.

Samstag, Mai 06, 2006

Geburtstagsversprechen eingelöst

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Klosterstraße 129
Im letzten Jahr zum 80. meines Vaters versprach ich ihm, dass wir gemeinsam mal nach Breslau bzw. wie's heute heißt Wroclaw zu fahren. Es sollten überschaubare Etappen im Auto werden. Also haben wir Quartier gesucht und gefunden in Agnetendorf bei B. Gnyp. Ja, dort wo schonmal die Diaernte stattfandt.
Über Hennigsdorf, es ist noch eine Cousine meines Vaters mitgefahren (auch 80) ging es nach Agnetendorf. Der Frühling ist während der Fahrt ausgebrochen, sehr schönes Wetter: Über dem schneebedeckten Riesengebirge blauer Himmel und angenehme Temperaturen.
Am nächsten Morgen (2.5.) fuhren wir über in der Karte grün markierte Straßen nach Wroclaw. Grüne Markierung bedeutet Fahrt durch schöne Natur über die Ausläufer des Riesengebirges und Herumkurven um 20cm tiefe Schlaglöcher. Besonders um Kowary (Schmiedeberg) war es schlimm. Erstes Ziel war der Zobten, in der schlesischen Mundart "der Zutabärg" genannt. Das ist ein Vulkankegel, den wir schon vor zwei Jahren bei unserer Oder-Radfahrt in der Ferne gesehen haben. Der Zutabärg war für die Breslauer die Wettervorhersage. Denn es heißt: "Denn warsche blau, do kunnt ma Rägen spieren und warsche grau, da gingen ber spazieren." Für uns war er grün, aber wir haben ja auch nicht von Breslau hergeguckt, sondern hatten die Sonne im Rücken. In Breslau fuhren wir gleich zu den alten Kinderspielplätzen von Vattern. Das ist das Gebiet zwischen Ohle und Oder, eine Auenlandschaft und damit naturgemäß auch Überschwemmungsgebiet. Ich habe interessiert den vielen Anekdoten zugehört, die zu den besuchten Orten gehörten...hier im Eis eingebrochen, dort in den Raddampferwellen geschwommen. Natürlich wurde die Klosterstrße 129 abgehakt, die alte Wohnung befindet sich heute im Bermuda-Dreieck von Wroclaw. So nennen die Wroclawer das Quartier, weil hier die lichtscheuen Bewohner der Stadt leben. Es gibt hier noch viele der alten Vorkriegshäuser und in den Polenjahren ist nicht viel gemacht worden. Ein bisschen hat sich was geändert nach '97, warum sollten wir am Abend in Agnetendorf erfahren. Natürlich war der Markt, das Rathaus Ziel des Spaziergangs, alles ist dort schön restauriert. Auf der Kurfürstenseite fällt ein Gebäude ein wenig aus dem Rahmen. Das ist das Sparkassengebäude, stilmäßig an das Bauhaus angelehnt. Auch hier gibt es eine Anekdote, hier sind die Elsner-Kinder immer mit ihrem Vater zum Paternosterfahren hingegangen.
Oder-Flut in der Klosterstraße (ul. Traugutta)
Am Abend trafen wir uns in der Bar vom Korallen-Gasthof in Agnetendorf. Dabei waren auch ein Pärchen aus Wroclaw, so Studentenalter. Die erzählten von ihrem einschneidendem Erlebnis ihres Lebens in Wroclaw: Die Oder-Flut 1997. Sie sagten, dass das Wasser in der Klosterstraße, eben im Bermuda-Dreieck bis zum ersten Stock stand. Das ist genauso unglaublich, wie dass die Weißeritz einmal durch den Dresdner Hauptbahnhof fließen würde. Mein Vater konnte das nicht glauben, in den 17 Jahren seines Lebens dort erlebte er einige Hochwasser. Da ist aber die Oder immer in den Deichen geblieben.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Dienstag, Juli 12, 2005

Resume

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Es ist dreiviertel Zehn in Podgoriza. Ich warte auf meinen Zug nach Belgrad. Noch ist es unklar, wie das mit meinem Fahrrad wird, aber es wird sich fügen.
Montenegro ist nun mein "Schönstes Land Europas". Alles Berge, bestes Wasser, grandiose Natur. Die Leute sind freundlich und immer hilfsbereit. Ich fühlte mich nirgends unsicher, beim Autoverkehr muss man aber sehr aufmerksam sein. Niksicko Pivo ist mit Sicherheit das beste Bier des Balkans und eines der besten Europas. Von den Preisen bezahlte ich cirka ein Drittel des Deutschlandpreises, aber eben immer in Euro. Einige Beispiele: Eine große Portion Fleisch (meist Hammel) vom Grill mit Schopska Salat: 5...7 Euro. Einen halben Liter Niksicko: 1...1,50 Euro. Vorsicht in Touristenkneipen kommt der drittel Liter auch mal 1,80 Euro. Man kann immer wundervoll draußen sitzen, meist in überaus bequemen Sesseln. Es regnet ja selten, also braucht man keine Plastestühle. Die sind sehr selten, doch einmal gab's welche. Und obwohl ich mich schon über einige Berge geschraubt habe, stellte der Wirt für mich vorsichtshalber zweie übereinander. Wenn man ohne Rad unterwegs ist, gibt es ein dichtes Busnetz. An den Straßen gibt es viele Quellen guten Wassers, die sind dann meist Verstorbenen gewidmet. Im albanischen Gebiet hat aber auch ein Brautpaar eine Quelle gestiftet.
Die Touristengebiete an der Adria, zum Beispiel Budva waren reichlich besucht, aber nicht überlaufen. Die Städte sind schön alt und urig, aber sonst gibt's da eben auch nur das übliche eines Strandurlaubs, nur dass der Strand aus groben Schotter ist.
Nun guck ich mal nach meinem Zug, fährt um elf Uhr, das mit dem Fahrrad organisieren. Das ist vorläufig der letzte Bericht dieser Tour.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Montag, Juli 11, 2005

Die Heimreise hat begonnen

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Ich bin mittlerweile wieder in Montenegro, in Podgoriza. Ich fand gestern nicht den angegebenen Platz zum Campen am Shkoder-See. Das ist ein riesiger See mit blitzsauberen Wasser. Die Shkoder-Leute waren am Sonntag alle draußen zum Baden. Das Ufer ist entweder sehr sumpfig, ein Naturschutzgebiet mit Pelikanen und sonstigen Wassergetier oder übelst steinig. Das sind dann die "Badestrände" bzw. Zeltplätze. Als ich mir ein Plätzchen gesucht hatte, verscheuchten mich die Einheimischen. Besorgt um meine Sicherheit sehr freundlich. Ich bin dann doch noch in die Stadt rein, wie in Pakistan. Dreck, chaotischer Autoverkehr, laute balkanische Musik, Pferdegespanne und Mercedees Benz. Überhaupt ist das hier die vorherrschende Automarke. Heute morgen zum Frühstück, es hatte über Nacht ein Dauerregen begonnen, sagte ich mir: Wenn jetzt 5 Daimler hintereinander vorbeifahren, werde ich trotz Regen aufs Radl steigen. Es dauerte ca. 10 Minuten und entsprechende Anläufe uns es kamen sogar acht Daimler auf der Straße vor dem Cafe vorbei, hintereinander wohlgemerkt. Ich habe also in einem Hotelzimmer mit Klimaanlage für 10 Euro übernachtet. Eigentlich hatte ich mir noch einen Tagesausflug mit dem Rad ins Gebirge vorgenommen, aber dort draschte es noch länger. Gegen Mittag beruhigte sich der Regen nämlich, so habe ich nur einen 100km-Bogen durch Albanien gemacht, rund um den Shkoder-See eben.
Es gibt hier eine gute Verbindung mit der Bahn über Belgrad nach Budapest. Das steht jedenfalls so in der Zeitung. Da das bestimmt erheblich preiswerter ist als meine Idee mit der Fähre nach Bari, Italien und dort mit dem Zug habe ich mich jetzt hier in Podgoriza (former Titograd) in ein Hotel eingemietet und werde morgen es über Belgrad versuchen. Voraussichtlich bin ich also Donnerstag, wahrscheinlicher am Freitag in Saalfeld zurück.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Sonntag, Juli 10, 2005

Bei den Söhnen des Adlers

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Ich koste gerade das zweite Premium Pils aus Tirana, ich bin in Albanien ungefähr 8 km hinter der Grenze aus Richtung Ulcinje. Wieder hat sich die Geschichte wiederholt, die Montenegriner rieten mir alle ab, nach Albanien zu fahren. Und nun stellt sich heraus, dass das hier auch nette Leute sind.
Ich bin noch bis Bar auf dieser nervigen verkehrsreichen Hauptstraße gefahren. Dann ließ ich mir den Weg nach Stari Bar zeigen. Das ist eine uralte, aber mittlerweile schon praktisch tote Stadt innerhalb einer komplett erhaltenen Befestigungsanlage. Den letzten Rest hat der Stadt das Erdbeben von 1979 gegeben. Und damit war ich auch schon in albanischem Siedlungsgebiet. Die schmale alte Bergstraße war wieder sehr anstrengend in der Hitze, ich brauchte entsprechend Treibstoff. 

Muslimischer Friedhof
Schon unterwegs identifizierte mich ein junger Mensch als Deutscher ohne ein Wort mit mir gesprochen zu haben. Er sagte zwar: "Die Deutschen sind alle sportlich", meinte aber: Ein bisschen verrückt. Er hatte eine bewegte Vergangenheit, prahlte mit den vielen Frauen, die er in seinem Leben schon "poppte (einschließlich dem entsprechendem Handzeichen)". Dann erzählte er noch, dass er 5 Jahre in Zweibrücken einsaß, weil er einen Schwarzen niedergestochen hatte. Auf seinem Unterarm sah ich dann auch etliche Narben. Irgendwie ließ mich das meine Lenkertasche etwas fester fassen. Hätte ich mir noch ein Bier ausgeben lassen sollen? Ich sollte doch noch ein paar Minuten warten, er hätte welches in den Kühlschrank der Kneipe stellen lassen. Ich bin lieber weiter...
Die Burg Rozafa bei Shkoder
Kurz hinter der Grenze zu Albanien traf ich ein Schweizer Pärchen, die mit den Rädern auf dem Weg nach Indien sind. Gerade sin sie an meiner Bierkneipe wieder vorbei gefahren. Von ihnen gibt's was nach zu lesen unter http://www.2bicycles1world.ch
Laut meiner Albanienkarte ist in wenigen Kilometern am Shkoder-See ein Zeltplatz, wollen wir mal sehen.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner
Livebericht unter http://lebensreise.com/blog

Samstag, Juli 09, 2005

Warum ich nie nach Malorca will

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Da habe ich neulich die Kür angekündigt, immer schön an der Uferstraße die Adria entlang. Das geht aber ganz anders hier. Eben wie bisher immer, denkst du, du bist oben, geht es immer noch ein bisschen höher.
Nach dem herzlichen Abschied von Zoran, dem Torwarttrainer, lief es auch anfangs bestens. Auf einer kleinen Straße immer an der Bucht von Kotor entlang nach Tivat. Dann aber trafen etliche große Straßen zusammen und die Leutchen waren zum Sonnabendausflug aufgewacht. Alles zusammen ergab beträchtlichen Verkehr mit bisher nicht beobachteten Arschlöchern hinter dem Steuer. Aber die vielen kleinen Kneipen gaben viel Abwechslung. Ich suchte mir immer "nacionalni restoran" heraus, wo ich mich dann meist als Gast der Familie fühlen konnte. Zum Beispiel bei dem, beinahe hätte ich Op' gesagt, der hatte aber neben seiner schönen Tochter Sandra noch einen kleinen Nachzügler Mirko. Mit ihm habe ich das Kellnern geübt, wobei ich die Rolle des Gasts übernahm. Für mich unproblematisch, da der Op' ja die Bier bezahlte, die ich immer bestellen durfte. Budva erreichte ich gegen Mittag, ein tolle klitzekleine Altstadt als Festung. Aber eben auch viel Urlaubstrubel.
Den Fehler von vorgestern wollte ich nicht wiederhohlen, deshalb bin ich in Sutomore bei Bar dann gegen 20 Uhr dem Schild zum Hotel Mirela gefolgt. Vorher her habe ich immer wieder mir vorgenommen, nur den Pass da vorne. Es sind aber derer noch drei geworden, immer so Sechs-Kilometer-Auffahrten für das ganz kleine Kettenblatt (aber noch mit Reserven hinten). Hier bin ich nun wieder feinstens und ein bisschen oversized eingerastet.
Eine Frage habe ich: Ist denn der Mont Blanc gefallen?
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Freitag, Juli 08, 2005

Zum Glück gezwungen

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Der Uhrturm in Kotor
Der Glückstag gestern hatte noch ein überraschendes Ende. Denn einen Meter neben der Adria ist zwar Platz für ein paar Häuser, doch dann kommen eben wirklich die nächsten knapp tausend Höhenmeter nur Felsen. Es ist kein Platz für einen Campingplatz oder sonstiger Bofstelle. Das habe ich nicht bedacht, als ich Risan in der Dämmerung verlassen habe. Das nächste Kloster war ein Nonnenkloster, die wollten mich nicht in ihrem Garten haben. An den Häusern waren immer Schilder "sobe, rooms, Zimmer". Aber die wollten nicht für eine Nacht vermieten. In Kotor seien Hotels. Kotor war 18 km weiter und es war dann auch schon dunkel. Mein Fahrrad ist ohne Beleuchtung, ich hatte mir als Rücklicht meine Taschenlampe umgebunden. In den Hotels drei an der Zahl, alle von einer Gesellschaft, waren keine Zimmer mehr frei. Ich habe mich schon auf eine sehr raue Bofe eingestellt, so beispielsweise der Friedhof. Doch auch hier alles Stein und Beton. Die Ausfallstraße nach Tivat führte direkt in die Berge, da war in der Dunkelheit auch nichts zu finden. Also zurück in die Stadt, da räumte einer gerade seine Restaurantstühle rein. "Have you a room for one or two days?" Bevor er antworten konnte, rief eine Frau aus dem Hintergrund gleich: "Nur für zwei Nächte!" Und so loggte ich beim Torwarttrainer der serbisch-montenegrinischen Nationalmannschaft eben für zwei Nächte ein. Zoran Lemajic ist ein guter Kumpel, er gab mir noch ein Bier gratis zum Einschlafen.
Die Bucht von Kotor
Heute morgen habe ich mir seine Trophäen ansehen dürfen, immerhin war er mit Figo bei Sporting Lissabon in einer Mannschaft und gewann (wenn ich es richtig verstanden habe) den UEFA-Pokal.
So bin ich heute nur ein paar Kilometer zurück, was ich eben gestern nur in der Dunkelheit durchfahren habe. Die Burg von Kotor habe ich erobert, muss man wohl so sagen, denn es geht beträchtlich steil nach oben. Ich bin mir nun auch sicher, warum solche Burgen nie erobert wurden. Der Einzigste der oben ankam, kriegte das Burgfräulein für das Versprechen, zu erzählen, dass die Burg wieder nicht erobert werden konnte.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Donnerstag, Juli 07, 2005

Ein Meter neben der Adria

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In Risan an der Adria
Ab jetzt geht die Kür los, ich habe die Adria erreicht. Und es ist wie auf den Prospekten, entgegen dem Wetterbericht. Der hat Gewitter vorausgesagt.
Es war eine komplette Etappe durch eine wilde Karstlandschaft. Natürlich erst einmal bergauf, aber moderat und auf einer größeren Straße ohne viel Verkehr. Nach ca. 40 km dann der Abzweig auf ein ganz kleines Sträßchen, nur eine Fahrspur und teilweise zugewachsen. Am Abzweig in einem Restaurant ein Riesenschnitzel gegessen und gleich danach ein Mittagsschläfchen. Damit war ich gut vorbereitet, was mir die Tante von der Agentur Summit in Zabljak versprochen hat, null Verkehr durch die Wildnis.
Die Bucht von Kotor
Wieder gab es diese Hochtäler, die von allen Seiten von Bergen eingeschlossen schienen. Aber heute war mein Glückstag, die Straße führte mit nur geringer, meist gar keiner Steigung, durch irres Labyrinth von Felsen ins nächste Tal ... 50 m tiefer. So ging's mit wenigen Halts für Erfrischungen den ganzen Nachmittag. Es war ein wunderbares Pedalieren. Die Dörfchen sind am aussterben, in Grahovo kann man einen Kriegsfilm drehen, dort ist jedes zweite Haus ruiniert. An einem Haus, in meiner Karte (1:800000) war das Dorf Han eingezeichnet, riefen ein paar Männer: "Hey, drink with us!". Einer rief immer "Deutschland, Deutschland", vom nächsten hieß es, dass er Obermeister in Deutschland war. Der sagte aber die ganze Zeit gar nix. Einer war auf einem Schiff, mit ihm konnte ich mich auf Englisch unterhalten. Sie waren erstaunt, dass ich immer noch so einen Bauch habe, wo ich doch von Budapest bis hier her geradelt sei. Aber sie hatten auch eine gute Botschaft: Noch 5 km bergauf, und dann geht es 15 km bergab nach Risan an der Bucht von Kotor.
Tatsächlich, nach einem harten Aufstieg, sah ich dann an der fünften Stelle der Hoffnung die Adria. Gleich daneben stand ein Kirchlein, der Strick zum Glockenläuten hing verführerisch nah. Hab' mich aber dann nicht getraut, sondern mich die Serpentinen nach Risan hinuntergestürzt. Nun sitze ich beim Bier eben wortwörtlich einen Meter neben der Adria.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Mittwoch, Juli 06, 2005

Kategorie Gold

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Ich bin noch immer in Niksic und habe heute mit leichtem Gepäck eine Tour zum Manastir Ostrog gemacht. Leichtes Gepäck heißt eine Tasche am Vorderad und die Lenkertasche. Niksic liegt an dem Flüsschen Zeta, das laut Karte runter nach Podgoriza (former Titograd) fließt. Die gepunktelte Linie interpretierte ich als Versickerung, aber im Prinzip bergab. Das Kloster soll dann auf 900m in einer Felswand liegen.
Ich bin dann die Ausfallstraße Richtung Podgoriza gefahren, die Hauptstraße ging bei der Eisenbahn rechts weg und ich war auf einer kleinen Straße allein unterwegs, schön. Doch dann ging's bergauf und zwar ganz schön, also falsch. Ich bin zurück in die Stadt, zu einem großen Kreisverkehr, wo ich eines der wenigen Hinweisschilder gesehen hatte. Mit Verkehrsschildern haben's die Jugos nicht so, selbst die Verbots- und Achtungsschilder werden mit Reklame für Abschleppunternehmen oder mit proserbischen Losungen beklebt. Meist sieht dann niemand mehr, worauf man Acht geben soll. Mein Weg auf der Hauptstraße führte mich zu einem Straßentunnel, nun konnte ich auch wieder die Karte interpretieren. Die Umfahrung führte mich wieder auf das Sträßchen von morgens. So extrem hatte ich mir Karst nicht vorgestellt, dass der Fluss überhaupt keinen oberirdischen Abfluss hat. Sondern wirklich durch eine ca. 300 m hohe Gebirgskette durchfließt. Man muss sich dass vorstellen, die Saale fließt unter dem Kulm durch und dass Tal bei Rudolstadt ist zu. Von Saalfeld nach Jena muss man immer über die Katze.
Nach dem Pass landete ich auf einer alten, praktisch asphaltlosen Straße. Es ist sehr schwüles Wetter, nachts hatte es gewittert. Ich freute mich dann, dass am Wegesrand jetzt schon auf der Auffahrt zum Kloster ein Restaurant stand. Die Kneipe führte die nach eigener Aussage einzigste Sportfliegerin von Montenegro. Nach dem üblichen Woher und Wohin erzählte sie mir, dass die Mafia die Abtrennung anstrebt, um ihre Pöstchen zu sichern. Ein Elektronikingenieur an der Fakultät in Podgoriza kriegt 300 bis 400 Euro und im alten Jugoslawien war eh alles besser. Ich versprach, auf dem Rückweg bei ihr zu Essen.
Und nun begann eine Auffahrt der Kategorie Gold hoch zum Kloster, die aufmunternten Zurufe aus den Autos beflügelten mich. Das Kloster ist in eine Felswand hineingebaut, die Rückwand einer Klosterzelle ist immer die Felswand. Im ganzen ist das Gebäude höchstens 4 m "dick". Die zwei alten Kapellen liegen in Höhlen, die alle mit Ikonen ausgemalt sind. Drinnen sind offensichtlich wertvolle Devotionalen, jedenfalls haben die Serben laufend Kreuze geschlagen und die Devotionalien abgeküsst.
Die Abfahrt war natürlich großartig, wobei man sich hundertprozentig auf die Bremsen verlassen muss. Es gibt keine Leitplanke oder Bande, die Straßenkante bricht sofort 30 ... 50m senkrecht in die Felswand ab. Ich bin nach der Einkehr bei der Pilotin wieder die uralte Straße zurück, da ich mich nicht ohne Fahrradbeleuchtung durch den mehrere hundert Meter langen Straßentunnel traute.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Dienstag, Juli 05, 2005

Göttliche orthodoxe Sicherheit

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Heute schlief ich im Schutz des Pivski Monastir. Mancher könnte Pivski im Zusammenhang mit Bier bringen. Ganz falsch, das Kloster liegt hoch über der Piva, die in Bosnien zusammen mit der Tara die Drina bildet. Jetzt bin ich aber in Niksic und damit über die Wasserscheide des Balkan drüber, jetzt fließt alles in die Adria, wohingegen die Drina über die Save letztendlich in die Donau mündet.
Es ging über mehrere Anstiege immer hoch über der Piva-Schlucht durch sehr abwechlungsreiche Landschaft, aber meistens wachsen hier Steine. Es ist eine von vielen Dolinen durchfurchte Landschaft, weshalb es auch immer wieder zu Anstiegen kommt. Die Weg führt immer wieder in so ein Trockental, wo dann auch lose Siedlungen zu finden sind.
Wie gesagt, gestern habe ich den Popen des Klosters gefragt, ob ich am Kloster bofen könnte. Er wies mir einen Platz zu, ich hatte Wasser, die Toiletten hoffte ich nicht benutzen zu müssen. Spät abends knurrte zwar ein Hund, aber ich habe sicher geboft.
Überhaupt fühle ich mich hier sehr sicher. Praktisch immer kann man zum Trinken und ab und zu mal Essen draußen sitzen, das Fahrrad unangeschlossen in Sichtweite. Wenn die Hiesigen in die Kneipe wollen, fahren sie bis fast an den Tisch, lassen Tür oder zumindest Fenster offen (der Zastava hat ja auch keine Klimaanlage) und den Schlüssel stecken. Mein Radl wird oft ein bewundernder Blick zu geworfen. Aber Habsucht ist nicht zu erkennen, eher "der arme Kerl, muss den Berg hochstrampeln". Nun, ich bin noch immer in Gegenden ohne Touristen, es bleibt abzuwarten, wie sich das am Meer gestaltet.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Montag, Juli 04, 2005

Nacionalni restoran

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Es ist wieder Wochentag und jeder muss wieder den Weg seiner Bestimmung gehen. Ich bin wieder auf's Rad gestiegen, obwohl das Wetter nicht viel Hoffnung machte. Ich bin einer Empfehlung gefolgt und über den Sedlo (1907m) gefahren. Man muss berücksichtigen, dass Zabljak aber schon 1400 m hoch liegt. Trotzdem, es wurde zünftig, denn der von der Karte versprochene Asphaltbelag hörte schnell auf. Dafür besserte sich das Wetter und ein grandioses Hochgebirgspanorama öffnete sich.
Mir war klar, dass der Sedlo nicht der einzigste Huckel sein sollte, aber beim zigsten Anstieg (nach zugegeben einigen schönen Abfahrten) war dann doch mein Wasser fast alle. Wieder bahnte sich ein Anstieg an, noch diese Kurve mit Schwung und dann muss ich wohl doch wieder schieben. Doch diesmal war's wirklich nur wenig und es grüßten mich einige Kühe mit Häusern. An einem Haus erkannte ich sofort den typischen Anbau einer Kneipe. Das morrige Schild bestätigte: Nacionalni restoran Mirogan Trsa.
Drin war eine Männerrunde versammelt um eine Tafel mit Riesenhaufen Fleisch, Gemüse, Kartoffeln und Käse. Davon nahm sich jeder auf seinen Teller und sonst wurden laute und offensichtlich lustige Gespräche geführt. Nur zwei tranken alkoholische Getränke, es standen ja auch drei Autos vor der Tür. Ich bestellte ein Bier. Das Bier kam aus dem Fass, aus einem Fass voll Schnee, der die Flaschen kühl hielt. Bald erkannte einer mich von unterwegs und bestellte für mich das zweite Bier. Die Nicht-Alkoholischen löffelten aus Kaffeetassen eine Art Joghurt. So etwas habe ich mir auch bestellt, unglaublich viel Sahne drin, sehr wohlschmeckernd, nährend und bekömmlich. Das war so gegen zwei Uhr nachmittags.
Dann kam der Höhepunkt, eingeleitet durch eine schöne Abfahrt, kam ich an den Rand der Piva-Schlucht. Wieder eine knapp 1000m-Kante. Hinunter gings durch unzählige Tunnel, alle nur als Höhle und oft mit Kehren und mehrere Hundert Meter lang. Zum Glück immer gut asphaltiert und ohne Gegenverkehr. Unten ist die Piva aufgestaut, wie's aussieht reines Trinkwasser, jedenfalls glockenklar. Ein Emerald-Lake, smaragdgrün.
Wie es hier üblich ist, kann man sich aber nicht im Tal ausruhen. Die ganze Höhe von ca. 1000m Höhe musste ich wieder rauf. Unterwegs an einer Kneipe traf ich zweie aus der Runde vom nacionalni restoran wieder, es gab wieder ein Bier für mich.
Nachtrag von gestern: Ich habe die Bofe von Josip Broz Tito gefunden, dort hat er 1943 mit seinem Stab geboft. Muss wohl sehr unter Druck gewesen sein, sowas wäre uns nicht untergekommen.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Sonntag, Juli 03, 2005

0-Tag

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Das Erzwingen hat auch nicht geholfen. Ich bin bis Mittag ein bisschen in den Bergen rumgelaufen, nichts gesehen, nur pitschnass geworden. Ist aber alles nicht so schlimm, es trocknet alles schnell in einem Hotelzimmer.
Ich habe mir heute Nachmittag eine Zeitung gekauft. Laut Wetterbericht ist die Regenperiode am Montag zu Ende. Das verspricht auch der Bericht im Fernsehen. Ggf. kann ich mich ja bei den Wetterleuten beschweren, eine Station ist hier im Dorf.
Es gibt also wieder nichts zu berichten, außer dass ich nun in jeder Kneipe von Zabljak mindestens ein Bier getrunken habe.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Samstag, Juli 02, 2005

Wetterumschlag

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Crno jezero
Ich bin immer noch in Zabljak am Durmitor. Die Hoffnung auf das Befahren des Canons ist leider geplatzt. Ich vermute, wegen einem einzigen Teilnehmer machen die nix. Das Wetter hat umgeschlagen von 31°C auf 13°C. Und ständig regnet es, ein paar kleine Ausfahrten gab es. Ansonsten habe ich vor dem Fernseher rumgefault. LiveAid geguckt, dabei muss ich aber immer die Zimmerantenne festhalten. Ich will es morgen nochmal zu einer Tour in die Berge zwingen. Auf jeden Fall geht's am Montag weiter.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Freitag, Juli 01, 2005

Ruhetag

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In Zabljak
Wirklich ein Ruhetag. Heute Vormittag bin ich zu einem kleinen Spaziergang aufgebrochen, nur mit Foto und ohne Wasser. Damit war ich begrenzt auf leichtes Lustwandeln. Rausgekommen ist eine Umrundung des Schwarzen Sees mit Einlage. Praktisch sind es zwei Seen, die von einer bergigen Halbinsel getrennt sind. Auf dieser Halbinsel gab es einen schönen Wildpfad, dies als Einlage.
Der Himmel hat sich bezogen und am Mittag gab es einen Regen, der mich noch zu einem vierten Bier an der Kneipe am See verführte. Das ist ein großes Holzhaus, wo mitten im Gastraum unter vier Abzugskaminen lustige offene Feuer brennen. Für's zünftige Grillen.

Tara-Raft - das steht noch aus
Gerade komme ich von einer Outdoor-Agentur, wo ich mich nach dem großen dreitägigen Tara-Raft erkundigt habe. Ich werde morgen erfahren, wie es weitergeht: Zur Küste und nach Albanien oder ich bleibe einige Tage hier zum großen Raft.
Meine gestrigen Schätzungen zur Schlucht waren etwas konservativ: Durchgängig 1000 m tief, maximal 1300 m tief und 80 km lang. Meistens unbegehbar, "without anyone trace of civilisation". Ich möchte es überprüfen, ob ich nicht doch eine der sonst allgegenwärtigen Plasteflaschen finde. Kostenpunkt all incl. für die drei Tage: 220 EUR. Ja, tatsächlich ist hier in Montenegro Euroland. Ich konnte bisher noch nicht meine serbischen Dinar zurücktauschen.
Gestern hat der hiesige Republikschef für September das Referendum zur Abtrennung von Serbien angekündigt. Das scheint in dieser Gegend aber nicht gut anzukommen.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner