Freitag, September 14, 2007

Taigajäger

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Am Anfang sollte es der Pik Poroshisty sein, ein Zweitausender im Chamar-Daban-Gebirge auf der Ostseite des Baikal. Noch sieben weitere Ziele haben wir dann diskutiert: Transib-Fahren nach Ulan-Ude, zur Olchon-Insel... Wichtig jedoch, es sollte auf eigene Faust sein. Alexander Wladimirowitsch schüttelte immer zweifelnd mit dem Kopf, er traute uns kein Taiga-Abenteuer zu und er wollte natürlich uns noch ein paar Tage verkaufen. Missverständlich war aber, dass er auch einen Betriebsausflug ab 11.9. führen sollte.
Geinigt haben wir uns auf eine Tour durch die Taiga hinunter zum Baikal-See entlang des Flüsschens Große Krutaja Guba und dann auf den Gleisen der alten Transib nach Kultuk am Südzipfel des See. Das sind grob geschätzt um die 60km. Wir sollten uns Fragen aufschreiben, denn Alexander Wladimirowitsch wollte uns Tipps geben. Wir hatten nur eine Frage, nachdem wir ihm unseren Plan vorgelegt haben: "Moshno - möglich?"
"Nu, moshno" erhielten wir als sehr zufriedenstellende Antwort, "nu, was wollt' ihr essen?"
"Wir gehen morgen früh noch Einkaufen."
"Wie wollt' ihr kochen?"
"Wir essen kalt."
"Aber 'nen Kaffee früh wäre schon gut" warf Harry ein.
Wir erhielten am Ende unserer Planungsrunde einige detaillierte Kartenskizzen von Angosolka (Wo das Magasin zum Bier holen sich befindet) und Kultuk mit den Bahnhöfen für die Rückfahrt, Fahrplanauszüge und einen der Kochbehälter. Wir waren gerüstet, um nach unserer Ansicht am Donnerstag (13.9.) wieder zurück nach Irkutsk zu finden. Alexander Wladimirowitsch lächelte skeptisch.
Am Montagmorgen stehen wir gegen 9.00 Uhr rechtzeitig an der Station Akademgorodok in Irkutsk. Die Elektritschka bringt uns zur Station "Perejesd". Das funktioniert auch alles bestens, es gibt einigermaßen verständliche Durchsagen zu den Stationen im Zug. Wir öffnen die Waggontür und stehen vor einem fast zwei Meter tiefen Abgrund, es gibt keinen Bahnsteig. Unsere Mädels pflücken wir vom Zug. Wir sind in der Taiga, hier steht ein Häuschen, ein nacktes kleines Kind stolpert über den Hof, man hört eine Säge. Schnell die Hauptstraße von Irkutsk nach Wladiwostok überqueren und dann dem einzigsten Weg in den Wald folgen. Zwei Burjaten mit großen Kiepen sind dort schon verschwunden, verlaufen kann man sich auch hier nicht. Die letzten Unsicherheiten über unseren Weg sind beseitigt, als wir die in der Karte eingezeichnete Stromleitung unterqueren.
Unseren Weg haben vor kurzen ein paar Radler genommen. Sicher galts immer mal das Rad zu schultern, denn hier ist überall Quellmoor für die Große Krutaja Guba. Doch den ausgetretenen Pfaden folgend kommen wir einigermaßen trockenen Fußes durch. Auch Jürgen, der nur in Sandalen läuft, weil er sich die Füße aufgerieben hat. Wir sehen immer wieder Spuren von Waldbränden. Jana sagte schon, die seien von dummen Touristen verursacht, die die Lagerfeuer nicht richtig löschen. Immer wieder finden wir solche Taigalager.
Unser Lager befindet sich am Zusammenfluss von zwei großen Bächen auf einem Wieschen im Birkenwald, herrlich. Von einer Feuerstelle etwas entfernt haben wir die Astgabeln für unser Gestell mitgebracht. Nur das Holz, was wir hier finden, ist sehr nass. Selbstverständlich kriegen wir das Feuer an.
Am nächsten Morgen durchqueren wir den Bach und sind dann gegen Mittag am Baikal, es wird ausgiebig gebadet.
Auch weiter läuft alles planmäßig, nach acht Tunneldurchquerungen erreichen wir Stara Angosolka mit seinem Magasin. Dort trinken wir die gesamten Vorräte des Dorfes an Importbier aus: Velkopopovicky Kozel aus Czechland, Holsten und ein Bier namens "Bavaria" aus Holland. Unser Lager steht diesmal direkt neben der Strecke der alten Transsib. Die Wahl fällt auf diese Stelle, weil wir hier die Errungenschaften der touristischen Erschließung Bank und Tisch nutzen können. Nachteil: Es geht kein Häring in den Schotter des Gleisbetts. Gegen Mitternacht kommt doch tatsächlich ein Zug hier lang, er reißt uns fast alle aus dem Tiefschlaf. Ich stelle mir nur vor, dass irgend ein Teil der Waggons sehr weit hervorragt. Vielleicht aus den gleichen Gründen wie bei der Wasertalbahn in Rumänien, bei einer Reparatur als unbrauchbar empfunden und weg gebogen. Das würde dann mein Zelt aufschlitzen, ich stehe nämlich sehr nah dran. Es ist ein Güterzug mit Pritschenwagen und zwei Personenwaggons.
Am zeitigen Mittwochnachmittag (12.9.) erreichen wir Kultuk. Am Bahnhof stellt ein junger Mensch als Natschalnik vor. Wir fragen nach Möglichkeiten der Zugfahrt auf der alten Strecke, auf der sogenannten "goldenen Schnalle des russischen Stahlgürtels". Ja, morgen 6 Uhr und paar Zerquetschte fährt der Zug. Da redet ein Anderer rein: "Nein, der fährt so gegen dreizehn Uhr." Das Missverständnis klärt sich auf: Die Bahn rechnet in ganz Russland nach Moskauer Zeit. Jetzt, wo wir also wissen, dass es auch eine Personenbeförderung auf der alten Strecke gibt, reift der Plan nach Port Baikal zu fahren und dort mit der Fähre nach Listwjanka über zu setzen. Das wäre eine Fahrt über 84 km am Baikal entlang und dann zurück mit dem Boot nach Irkutsk. Wir würden planmäßig am Donnerstag eintreffen. Wir rechnen nochmal die Zeitverschiebung zwischen Ortszeit und "Bahnzeit (Moskauer Zeit) nach und beschließen morgen gegen elf hier zu sein.
So wird es nun gemacht. Nach einer Nacht in der Nähe des Damms der aktuellen Transsib mit reichlich Güterzugverkehr, auch nachts bringt alle 10 Minuten ein Zug Öl nach China oder kommt leer wieder retour vorbeigerasselt, stehen wir am Bahnhof. Endlich gegen 14 Uhr steigen wir in die alten klassischen Transib-Liegewagen, wo schon Walter Ulbricht geboft hat. Eine optimistische Schätzung der Geschwindigkeit von Jürgen besagt 30 Stundenkilometer. Und viele Halts, es gibt etliche Bahnstationen, teilweise an exklusiven Urlaubsquartieren. Zum Beispiel die Tourbasa "Baikaltourist", hier hat schon Wladimir Putin ein Treffen der GUS-Staatenlenker abgehalten. Aber die eigentliche Aufgabe des Zuges ist die Versorgung der mechanisierten Wanderbrigaden mit Baumaterial. Wir haben schon auf unserer Wanderung die mit einem weißen Klecks gekennzeichneten Schwellen aus der Zarenzeit bewundert, die es auszuwechseln gilt. Es vergeht die Zeit und wir werden nervös. Ein ungefähr dreizehnjähriger Hans-Dampf-in-allen-Gassen-von-Port-Baikal bietet uns seine Beeren zum Kauf an. Als wir gegen acht endlich ankommen ist er mit seinen Kumpels Zigarette qualmend schnell weg, auf unsere Frage nach der Fähre fuchtelt er nur in Richtung See. An einer Anlegestelle sehen wir dann die Fähre rüber nach Listwjanka schippern. Ein Gerücht besagt, dass sie nochmal zurück kommt und eine Gruppe Amerikanzy für den Zarengold-Express, der hier steht und uns die Sicht auf die Fähre verbaut hat, bringt. Aber die Fähre geht hier über Nacht vor Anker, erst morgen früh wird der Betrieb wieder aufgenommen. Ab Tausend Rubel pro Nase ließe sich was ändern...
Wir finden noch ein Geschäft für das Abendbrot und nach einem kleinen Spaziergang ins Dorf auch einen schönen Bofplatz. Wir setzen dann am Freitagvormittag rüber und ein Bus bringt uns nach Irkutsk. Die Mädels vom Hostel freuen sich, dass wir doch noch eintreffen.

Sonntag, September 09, 2007

Ich komm' nicht runter

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Es gab einen Ruhetag nach unserem Sajan-Abenteuer. Slawa fuhr uns nach Taltsi und Lena erläuterte uns die Siedlungen der hiesigen Bevölkerungsgruppen: Ewenken, russische Kosaken und Burjaten. Ich fand es sehr interessant, von der Eroberung von Sibirien durch die russischen Kosaken zu erfahren. Wir besuchten in einem der Mehrgenerationenhöfe eine "dunkle" Banja. Das bedeutet, dass in der ganzen Horntzsche durch eine ordentliches offenes Feuer in der Banja die Temperatur hoch getrieben wird. Dann gehen die Leute rein und schwitzen sich gesund. Ein Restrisiko bleibt: Manch einer schläft für immer ein, ein bisschen Kohlenmonoxyd vom dann missglücktem Feuer ist zurückgeblieben.
Ein bisschen fürchte ich mich: Alexander Wladimirowitsch erzeugt eine respektvolle Atmosphäre zur Steppentour am Baikal. Wir kriegen unsere produkty, soll heißen Lebensmittel zugeteilt, der Rucksack wird drücken. Ich verzichte auf die Regenjacke und viel anderes unnützes ziviles Zeug.

Nach einer Fahrt über Holperstrecken setzt uns Slawa, der Fahrer, auf einer 200m hohen Klippe über dem Baikal ab. Das Lager wird aufgebaut: Wir bauen unsere Zelte auf und Alexander Wladimirowitsch den Rest. Er holt verstecktes Holz hervor, baut die Sitzecke auf, Feuer wird gemacht, er holt Pflanzen für den Tee und vieles mehr. Wir sind ganz jieprig aufs Baden im See. Nicht ganz einfach auf einer so hohen Klippe. Nach dem steilen Abstieg reißen wir uns die Klamotten vom Leibe, die Russen gucken ganz pikiert. Nach diesem Kulturschock erhalten wir Erläuterungen zum heiligen Charakter dieses Fleckchen Erde, hier gibt es neben den üblichen Russengraffitti 2000 Jahre alte Felsmalereien auf dem Marmorfelsen.
Anfangs führt der Weg am anderen Morgen noch durch lichte Taiga, aber dann nur noch Steppe. Häufig machen wir Tradition und das geht so: Alexander Wladimirowitsch fordert uns auf, ein klein bisschen Klimpergeld bereit zu halten. Ein Pfahl im Gelände zeigt die Grenzen einer Burjatensippe an. Solch ein Pfahl hat drei umlaufende Kerben, für die Geister des Himmels, der Erde und der Unterwelt. Für all diese Geister kann nun geopfert werden, Geld, geknickte Zigaretten oder mit dem Ringfinger der rechten Hand auf den Pfahl gestippten Wodka. Der Rest der Flasche gehört dann den Irdischen. Dass hier sehr viel Tradition gemacht wird, zeigen die vielen leeren Flaschen, Münzen und einige Zigaretten.
Ein Ort für viele Traditionen zu machen, ist der Hügel Jorta im Tal der Ust-Anga. Hier leben noch zwei burjatische Familien, eine sogar das ganze Jahr über. Irgendwie hoffen wir bei den paar Häuschen immer gleich auf ein magazin, ein Lädchen. Aber Alexander Wladimirowitsch macht deutlich: In 20 km Entfernung könnten wir ein Bierchen kaufen. Dieser Umweg ist aber selbst bei unserem Durst zu groß. Unser Lager steht heute im kleinen Uferwäldchen der Ust-Anga. Das Wetter verwöhnt uns, weshalb auch hier keine Gelegenheit ausgelassen wird, in den sibirischen Gewässern zu baden. Jürgen hat aus seinem Kühlschrank das Thermometer mitgebracht, wir schätzen 17°C Wassertemperatur.
Am nächsten Tag führt uns Alexander Wladimirowitsch durch die Steppe zum Plateau, wo Wünsche war werden sollen. Als magische Boten der guten Geister taucht am Horizont eine Stute mit ihrem Fohlen auf und galoppiert uns entgegen und umkreist uns neugierig, um am besten im Wind Witterung aufnehmen zu können. Wir werden als wenig interessant eingestuft und die beiden verschwinden wieder. Wir sind angekommen an unserer Lagerstelle für die nächsten drei Tage hoch über der Aja-Bucht. Das Lager wird aufgebaut: Wasja hat mit einem kleinen Transporter neue Vorräte an produkty mitgebracht. Er wird auch immer Wasser aus dem Baikal herbeiholen. Einmal bringen wir vom Baden einen Kanister voll mit, das brauchen wir aber dann nicht mehr zu schleppen, gut so, denn es geht vom Ufer einen steilen Weg gut 100 Höhenmeter hoch. Dann lädt Alexander Wladimirowitsch einen Rucksack ab: „Santa Claus!“ sind seine Worte. Nun schwant uns, was die Magie dieses Ortes ausmacht, im Rucksack sind etliche Büchsen Baltika 3 – das Bier des russischen Reiches.
Noch mehr Ausrüstung bringt Wasja von seinem oben auf dem Plateau geparkten Transporter: Helme mit Geleucht, Klettergürtel und jede Mengen Seil und Kletterhardware. Alexander Wladimirowitsch bittet zum Training: Abseilen, Klettern mit Steigleiter und Seilklemmen. Wir trainieren für die beiden Höhlentouren, in eine enge horizontale Höhle und in eine Schachthöhle. Ich baue schon mal vor und erzähle von meinem Höhlenabenteuer im Elbtal in den achtziger Jahren, mit Narbezeigen. Das kleine Einmaleins des Höhlenkletterns haben am Vormittag dann alle durch, jeder hat sich abgeseilt und ist mit der Seilklemme geklettert. Nach dem Essen steigen alle in die Höhlenkluft. Helmut sieht sehr schmuck aus als kleine runde gelbe Fledermaus in seinem Overall. Fünf Meter nach dem Höhleneingang kommt schon für mich die Schlüsselstelle, hier komme ich nicht durch. Mal wieder ist der schönste Teil der Höhle für mich nicht erreichbar.
Aber ein Höhepunkt kommt noch am nächsten Tag. Wasja und Alexander Wladimirowitsch haben am Morgen schon an der Felskante zum Baikal gebastelt und Sicherungsösen gesetzt. Wir werden uns 100 m über dem Baikal eine Felsplatte ca. 15m abseilen und dann wieder mit den Steigklemmen, wir nennen die Dinger Fiffis hochklettern. Das ist großartig und auch anstrengend. Am Nachmittag in die Schachthöhle gehe ich nicht mit hinein – ich komm’ eben auch nicht mehr runter.

Sonntag, September 02, 2007

Ich komm' nicht hoch

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Alexander Wladimirowitsch sagt mir gerade: "Otlitschno!" Ausgezeichnet, so fühl' ich aber gar nicht. Ich krauche auf dem letzten Loch den Hang hoch, immer auf der Flucht vor Wasja. Er ist beauftragt, die Gruppe abzusichern. Wir sind auf dem Weg in das Sajan-Gebirge. Es ist eine herrliche Bergwelt. Der Weg führt uns von Arschan (900m) am heiligen Wasserfall vorbei durch den Canon der Kyngyrka auf ein Höhe von 1300 m. Nach vielen wackligen Brückenüberquerungen, steilen Auf&Ab erreichen wir endlich das Basislager. Es geht ans Lager aufbauen. Das heißt für uns Holz sägen und hacken. Alexander Wladimirowitsch sucht Material für Tee, Wasja versucht sich am Feuer und unsere Dolmetscherin ins Englische Nadja schnitzelt das Gemüse für die Suppe. Jens kriegt endlich das Feuer in Gang. Alexander Wladimirowitsch sagte sehr bestimmt von Anfang an, dass wir uns um Bier und Wodka selbst kümmern müssen. Deshalb trugen wir fast alle auch eine Flasche Wodka ins Basislager. Lange hält der mitgebrachte Wodka uns nicht am Feuer, dann in den Schlafsack.
Die erster Tour führt als Akklimatisierung entlang des Flusses durch die Schluchten. Mir gefällt eine Stelle als Bett im Moos so sehr, dass ich meine Freunde ziehen lasse und in das Moos lege. Wenige gefühlte Minuten später höre ich meinen Namen im Tal widerhallen. Ich winke mit meiner Mütze in die Berge. Die Freunde sind aber schon an meiner Bofstelle vorbei gelaufen, stellt sich heraus, als Jens von unten auf mich zu kommt. Die Freunde machen schon Pause und bereiten den Tee an einer Feuerstelle.
Alexander Wladimirowitsch hat inzwischen das Lager perfektioniert: Folien über dem Thingplatz, neues Holz zum Hacken und die Pfanne hat einen Stiel aus Eberesche.
Das warme Essen zum Frühstück ist zum Gewöhnen, heute gibt es Milchreis mit Rosinen. Wir starten zur Bergtour auf die Höhen des Sajan. Aus den Erfahrungen von Gestern habe ich gelernt und mir aus der Deckeltasche des Rucksacks einen Ranzen gebaut. Darin befindet sich ein Pullover und die Trinkflasche. Wieder komme ich nicht hoch: An der Waldgrenze bei ca. 2100 m lasse ich die Freunde ziehen. Die steigen noch 300 m höher auf den Kamm des Ost-Sajan. Der Abstieg geht dann steil und wegelos durch die Bergtaiga auf Moosteppich. Harry sagt: "So einen Teppich und ich brauch' kein Bett." Im Canon wird schnell ein Feuer entfacht und den guten Taigatee gekocht. Dazu braucht Alexander Wladimirowitsch nur wenige Minuten, um die Ingredienzien für den Tee zu sammeln. Für mich überraschend gehören auch Vogelbeerbaumbeeren dazu. Jeder Schritt durch die Taiga wird von wunderbaren Aromen erfüllt. Am Basislager ist unsere Crew immer am Kochen von Tee, Suppe und Wasser fuer Kaffee. Überhaupt sind wir immer gut bekümmert worden, mir wurde meine Seitentasche und meine Stöcke abgenommen. Ich bin ja immer der Letzte der Gruppe vor Treiber Wasja.
Das Ostsajan ist ein sehr schroffes und steiles Dolomitgebirge. Die Bäume reichen bis in die Felsregion, irgendwelche Matten und Wiesen gibt es nicht. Es ist ein raues und abenteuerliches Gebirge.
Zum Abschluss besuchen wirt noch in Arschan ein burjatisches Kloster - ein Datsan. In der kommunistischen Zeit sind alle alten Klöster restlos ausgelöscht worden. Die Burjaten verehren einige Standorte der ehemaligen noch als heilige Plätze, wie aber eben den Wasserfall oder einen markanten Felsen auch. Dieses neue Kloster ist scheinbar aus einem russische Bauernhaus mit viel Farbe und hochgezogenen Dach konvergiert worden. Es besteht erst wieder seit zehn Jahren. Ein Mönch verliest in einem Singsang mit minimaler Modulation seine Texte. Nach einigen korrekten Runden in Uhrzeigerrichtung verlassen wir das Kloster zu einem ersten Bier nach den vier Tagen.
Nun fährt uns Slawa ohne Umwege nach Irkutsk zurück. Der Verkehr ist recht chaotisch auf der Hauptstrecke, Rechts- und Linkslenker halten sich hier die Waage bei Rechtsverkehr. Problematisch ist das dann bei einem Überholvorgang. Und so sind die diversen Missgeschicke am Straßenrand mit Blechschäden und auf dem Dach liegenden KAMAS keine Überraschung.
Die nächste Tour soll in die Tazheransker Steppe zum Baikal gehen.

Montag, August 27, 2007

Erster Haken auf der Liste

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Immer gibt es einen Markt mit Ständen irgendwo und diesen muss man auch besuchen, um Spezialitäten zu kosten. Wir waren erfolgreich, es gab die Fischspezialität des Baikal, den Omul, geräuchert. Das ist wie Lachs nur noch würziger. Erst kauften wir acht Leutchen einen einzigen Fisch zum Kosten. Nach den ersten wohlschmeckenden und zwischen den reichlich Gräten rausgekratzten Happen wurden vier weitere Omuls von der netten Fischfrau auf dem Markt von Listwjanka geholt. Die Fische sind mit Hilfe von großen Zahnstochern platt gemacht und stark geräuchert. So lachen sie den Feinschmecker an. So ein Fischlein kostet hier 100 Rubel, entspricht Euro 3. Daneben ist im Markttisch ein Loch, worin eine Plastetüte liegt. Die hob das Ömchen an und bot mir von dem noch räucherwarmen Fisch eine Kostprobe an. Nun muss es auch zu einer späteren Tour noch diese Spezerei sein.
Das ist ja ganz günstig, im Vergleich zu den ersten russischen Bieren in Moskau. Jürgen hatte einen 1000-Rubel-Schein, der aber nicht für die Runde reichte. So bemerkten wir aber auch nicht, dass dieser von der Bank von Belarus herausgegeben war. Nun, die Kreditkarten gelten zum Glück weltweit.


Sonst lief alles besser als ich erwartete, ein Bus transportierte uns zum Inlandsterminal in Scheremetjevo, genügend Schwarztaxi boten ihre Dienste in Irkutsk. Das Hostel ist eine Wohnung in einem Block, drei Zimmer mit Betten zugestellt, Küche mit Versammlungstisch und einem Flur, mit der Schlange zum Zugang zu Klo und Dusche. Aber es fügt sich, dass siebzehn backpacker zurecht kommen. Bisher nutzten wir nach einigen Versuchen die einheimischen Verkehrsmittel: Busse in Irkutsk und das raketa-Boot zum Baikal nach Listwjanka. ...und ein neues Wort habe ich gelernt: puschka, die Kanone. Das lernte ich beim Besuch des Dampfers ANGARA, der als Truppentransporter im russisch-japanischen Krieg 1905 eingesetzt war. Ein alter Starschina mit Knollennase und kleinwenig Wodkaodem erläuterte uns die Geschichte des Schiffes. Morgen halb zehn Uhr starten wir nach Arschan ins Gebirge. Sascha als Veranstalter erläuterte uns den Plan und nahm uns das Geld ab.

Dienstag, August 14, 2007

PROLOG - Vorstellung von einer Reise zum Baikal

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Nun sind die wesentlichsten Hindernisse (Visa und Lokführerstreik) auf dem Weg nach Sibirien überwunden. Nun brauchen wir nur noch alle so einen Hut wie Putin und wir sind gerüstet.
Persönlich mag ich beim Reisen Überraschungen und ein bisschen Abenteuer. Deshalb verlasse ich mich voll&ganz der Beschreibung der geplanten Tour von Alexander Osintsev.
Hier nun meine Interpretationen seiner Beschreibung:

Heute in zwei Wochen sind wir auf dem Weg in das östliche Sajan-Gebirge nach Arschan. Wir fahren in einem alten UAS mit Allrad und werden mit unseren Kraxen im Kasten hin und her geworfen. Den einzigsten Sitz benötigt der Fahrer. Unterwegs halten wir noch nach einem kleinen Umweg von ca. 100 km bei seiner Oma an. Dort werden wir endlich die Kommode los, die uns ständig auf die Füße fällt.
In Arschan kosten wir dann alle das berühmte Mineralwasser und trinken auf den Frieden, unsere Eltern, auf das Gelingen der Tour, den Frieden, auf die Oma des Fahrers, den Frieden ...
Dann geht's los: Ein paar Kilometer bergauf, dabei durchqueren wir mehrmals Flüsse und Bäche. Gustav Ginzl bewertete die Tage seiner Sajan-Tour vor 30 Jahren nach der Anzahl der durchquerten Flüsse. Und wir werden uns erinnern, dass er sich das Fußlappen wickeln von den Russen zeigen ließ, denn es quälen uns die ersten Blasen. Das Lager wird aufgebaut, Helmut hat Vollschutz angezogen. Hier gibt es sehr viele "muchas".
In den nächsten Tagen freuen wir uns immer, wenn wir wieder tausend Höhenmeter aufgestiegen sind. Zum einen haben wir einen prächtigen Blick über die Gletscher des Sajan, aber auch die "muchas" sind hier oben weg.
Der alte UAS bringt uns wieder zurück nach Irkutsk. Natürlich besuchen wir auch wieder die Babuschka vom Fahrer. Der UAS wird mit Kartoffeln, Gurken und viel anderem Zeug voll geladen, eine unserer Kraxen findet keinen Platz mehr. Die will uns der jüngste der Enkel mit dem Motorrad in die Bucht Begul am Baikal bringen, wohin wir nach der Rückkehr nach Irkutsk aufbrechen.
Als er einen Tag verspätet in der Bucht ankommt, erzählt er uns sein Abenteuer mit einem riesigen Bär. Dieser Bär versuchte immer die Kraxe runter zu reißen. Er bringt nur noch die Deckeltasche und einen Rückengurt mit, die Risse von den Pranken sind ganz deutlich auf der Deckeltasche zu erkennen. So können wir uns ein Bild von einem sibirischen Bär machen. Harry hat vom Schicksal seines Rucksacks noch nichts mitbekommen, er steht jeden Morgen mit der Angel am Baikal. Aber für unseren Topf hat er noch nichts beitragen können, der wird nur mäßig mit den Kartoffeln und Buchweizengrütze der Oma gefüllt. Es stellt sich ein Missverständnis heraus: Wir Deutschen seien doch alle Vegetarier.

Mittwoch, Mai 02, 2007

Elster-Radweg 2007

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Und es begab sich anno 2007, dass sechs Recken beschlossen, auf Ihren Stahl- (teilweise auch Alu-) Rössern auszureiten, um das verwunschene Tal der Weißen Elster zu bereisen. Sie sammelten sich im Anblick einer großen Heerschar dieser modernen Automobile in Gössnitz. Die eisernen Geleise führten die Recken in den abgelegenen oberen Teil des Vogtlandes, wo viele heilende Quellen sprudeln. Eines dieser Wasser, das aus der Elster-Quelle sollte nun Geleit geben.
Es schmeckte fürchterlich heilend. Recke Gert fand auch schnell den Grund, die Wurzeln des umstehenden Tann' quetschten aus dem Waldmoor das Wasser und entließen es im Quell.
Die Recken bezogen aber ihre Kraft aus anderen Quellen.

Am Abend lagerten die Recken bei Pirk bei den Leuten vom Stamme der Seeleute und Jollenruderer. Die feierten gerade eines ihrer wilden Feste, wo dem Holzmichel gehuldigt wurde.


Der Weg durch das Tal der Weißen Elster verlangte von den Rössern der Tapferen das Äußerste. Aber den Recken war klar, was sie an ihren Rössern hatten. So teilten sie die Härte des Weges gerne mit ihren treuen Gefährten.
Überall lauerten Gefahren. Als die Recken müde vom Ritt über die rauen Stege sich im Grase Ruhe gönnen wollten, wurden sie von den Hiesigen vor den bösen Zecken gewarnt. Also auf und weiter.
Labung und Bett fanden dann unsere Recken bei einem krummen Riesen an der Lehnamühle. Er war ein alter Fahrensmann des Stahlrosses auf dem Geleise. Das dampfende Ross hatte ihm den Rücken gebrochen, aber nicht den Mut. Denn die Herren des dampfenden Stahlrosses gaben ihm ein gutes Lehen und Berentung.
Der dritte Tag brach an. Langsam entließ die Wildnis unsere Recken,
immer häufiger fanden sie gute Leute, die den notwendigen Kraftquell ausschenkten. Aber nun versperrten die Burgen und Straßen der neuen Herren immer öfter den Weg. Hinter Gittern durften Einfältige nach Zahlung eines Ablasszinses Blumen anbeten. Trotzdem blühen bei einigen Stämmen im Elstertal noch gute Riten. Seit Alters her wird in der Hoffnung auf große Ernte ein Maibaum gesetzt.

Früher taten das Riesen, sie konnten den Baum ganz allein aufrichten. Heute rotten sich die Burschen zum Maibaumsetzen zusammen. Die Alten vom Rat geben den Startschuss, nachdem von der Hohepriesterin des Dorfes alles ganz genau vorherbestimmt ist.





Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner
Am Ende des Weges mag der Pessimist Recht bekommen, aber unterwegs hat
es der Optimist leichter.

Samstag, September 09, 2006

Durchs Waldviertel und retour nach Marchegg

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Wir verlassen das Weinviertel, zeitig früh. Jetzt gehts hoch auf das Dach der Tour. Das Waldviertel ist ein Hochebene, durchzogen von einigen Tälern. Die Thaya hat eine richtige Schlucht reingesägt. Für uns wurde das bei Hardegg zur Falle, die steile Abfahrt bedeutete eine gleich zünftigen Anstieg.

Dazwischen: Zwei Bier und eine tolle Burg.

Im Land des Grünen Veltliners

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Nachdem wir uns eingerollert haben, können nun die ersten Berge kommen. Und der Radweg führt auch tatsächlich über jeden Huckel, damit wir auch ja die schöne Gegend uns angucken können. Hier kann mal mal das Profil ansehen. Dabei ist zu beachten, dass wir "von rechts nach links" gefahren sind.

Damit man die schöne Gegend auch richtig würdigen kann, haben die Fremdenver-kehrsbeamten schon die Rahmen für die Bilder aufgestellt.

Gegen Nachmittag wird Betrieb in der größten Kellertrift in NÖ.

Leider findet Gerd in den Kellergassen kein Bier, er geht zurück in den Gastgarten im Schlosshotel Aufgewekt.

Donnerstag, September 07, 2006

Eine Tour durch das Wein- und Waldviertel

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Wir trafen uns zu dieser "KulTour"in Marchegg. Wir, das sind Gerd Herrmann und ich. Gerd ist in früheren Jahren Rennen gefahren. Ich bin froh, dass ich schon ein paar Kilometer in den Beinen habe und so mithalten kann.
Und Gerd denkt: "Hoffentlich kann ich mit dem trainierten Elsner mithalten."



Die Marchauen hier bei Marchegg sind ein Storchenparadies. Die Störche leben hier noch wie zu Urzeiten auf alten Eichen. Unser Spaziergang in die Auen bringt uns aber schnell nasse Füße, die Auen sind noch überschwemmt.


Die erste Etappe geht locker ins Weinviertel: Wir haben Rückenwind. Der treibt uns am Anfang sogar in eine falsche Richtung. Durch den Abenteuer- und Safariwald finden wir aber wieder den richtigen Weg - Den Radweg Kamp-Thaya-March. Für uns gilt aber die umgekehrte Richtung.

Verlängerungswoche nach der Tour von Krakau nach Pressburg

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vom 15. bis zum 21.8.2006
Felix Austria: Öl und Wein vorrätig

Freitag, August 25, 2006

Auf der Bernsteinstraße - Von Krakau nach Pressburg

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5. und 6. August 2006 Anreise mit Radetappe
Weil die Bahn zu wenig Radplätze im Zug "Wawl" zur Verfügung stellt, wurden wir zu einer 100km-Etappe nach Zielena Gora gezwungen. Bei niesligen Wetter trafen wir Eva am Eingang zum Branitzer Park. Früher soll es da eine HO-Gaststätte "Vorpark" gegeben haben, für uns tröpfelte es etwas. Dann ging es in Richtung Forschte. Anfangs haben wir uns noch für die Sehenswürdigkeiten am Wegesrand. Zum Beispiel das Raubrittertor von Klinge. Da soll es mal ein paar böse Buben gegeben haben, die ihren "Gästen", wenn sie das Lösegeld nicht gezahlt haben, den Unterkiefer heraus schnitten. Als man dem Raubzeug endlich habhaft wurde, machte man es mit ihnen genauso. So sind die Köpfe auf dem Tor dargestellt.
Weiter ging es bei "Forschte" über die Grenze und weiter durch die schlesische Heide. Doch dann brach in Lupsko bei Helmut beim Aufschließen des Radls der Schlüssel ab. Erst die zweite Säge des Kneipenwirts war einigermaßen scharf, endlich war das Schloss geknackt. Nun wurde es aber knapp, es waren noch 45km und es blieben noch 4h bis zur Abfahrt des Zugs nach Wroclaw. Am Ende blieben uns in Grünberg nur noch eine halbe Stunde zum Geldtauschen und Fahrkarten kaufen. Jens und seine Pedale hatten abwechselnd einige Momente der Schwäche. In Wroclaw lief alles wie geplant: Camping gefunden, Bier zum Schlafen bekommen.
Am Morgen nach einem kurzen Besuch in der Klosterstraße und am Markt zum Bahnhof. Jetzt sitzen wir in Krakow und warten auf Manne und das Gewitter, das im Süden schon grollt.
7. August 200
Radwege in Polen sind schwer
Mit Manne sind wir auf den Campingplatz "Smok". Das erste zu lösende Problem war Jensers Tretlager, er benötigte einen ordentlichen Steckschlüssel, um die Kurbel wieder befestigen zu können. Gefunden bei einem Kunden einer Waschanlage an einer SHELL-Tankstelle. Durch viel Verkehr fanden wir in Skrawina einen ausgeschilderten Radweg in unsere Richtung nach Zawoja. Bisher war schönes Wetter und es ging langsam bergauf. Das nächste Ziel auf den Schildern hieß Lanckorona. Der Weg wurde immer steiler und schien nie zu enden. Im Örtchen zeigten die Wegweiser des Bernsteinwegs weiter bergauf. Außer Manne hatten aber alle die Nase voll. Mit dem Versprechen meinerseits, dass wir den Weg schon wieder finden werden, fuhren wir erst einmal ordentlich bergab.
Tatsächlich fanden wir auch wieder die Wegzeichen, da die aber wieder bergauf führten, folgten wir ihnen nicht und landeten auf einer viel befahrenen Landstraße in Kalwaria Zebrz., was uns aber auch nicht behagte. Ein Blick in die Landkarte zeigte uns aber auch, dass wir jetzt eh falsch waren. Also wieder zurück, an einer Wallfahrtskirche (eben Kalwaria) vorbei, fanden wir auch wieder auf unseren Bernsteinweg mit seinen Zeichen und steilen Bergen zurück. Mittlerweile wurde das Sonnenloch über uns immer kleiner, die Wolken dunkler und als wir am Nachmittag in einer Kneipe in Stryszow beim Bierchen saßen, begann der Regen, der nun niemals wieder zu enden schien.
Zwei Mädchen aus Melbourne trafen auf ihrer Radtour auf den Spuren ihrer Vorfahren auch noch ein. Wir konnten uns mit der Kneiperin verständigen, dass sie uns die Arizona-Bar, ein Hinterzimmer, zum trockenen Bofen überließ. Nun brachen alle Dämme: Ich trank mit einem Polen ständig Cola-Wodka, Helmut verwechselte sein Bierglas mehrmals mit dem süßen polnischen Wein, so konnten wir gut schlafen, obwohl Manne schnarchte und ein süßlich-fauliger Geruch immer mal durch den Raum schwebte. Der sollte in den nächsten Tagen noch stärker werden.


8. August 2006, Missgeschick und Trennung
Schon gestern vor dem Regen bastelte ich an meinem Freilauf herum, immer wieder blockierte er. Nun wurde es immer schlimmer. Noch während unsere australischen Freundinnen ihren Müsli-Brei löffelten starteten wir. Wir werden sie aber noch öfter wieder treffen und staunend bewundern, wie schnell die beiden unterwegs sind und wie wenig Gepäck sie auf einer Reise auf der anderen Seite der Erde mithaben. Tapfer folgten wir wieder den Zeichen des Bernstein-Wegs, wie gewohnt steil über jeden Huckel in den Wolken. Bei mir ging es ja bergauf noch einigermaßen, da braucht man den Freilauf nicht. Doch als es nun endlich bergab gehen soll, musste ich meine zwei Zentner voll auf den schmalen und harten Sattel ablegen, denn die Füße musste ich von den Pedalen nehmen: Der Freilauf war nun völlig blockiert. Bei den steilen Abfahrten habe ich dann sogar geschoben. Nach einer weiteren erfolglosen Bastelei haben wir uns dann getrennt.
Ich bin zurück zur Bushaltestelle, ich glaubte man würde mich dort in die nächste Stadt nach Sucha Beskidzka mitnehmen. Dieser Ort stand auch als Zwischenstation auf den Schildern des Bernsteinweges. Natürlich fuhr in der nächsten Zeit kein Bus, deshalb aufs Rad und selbst gefahren - es ging ja im Prinzip. Verblüffend schnell, nach einer reichlichen halbe Stunde war ich in Sucha Beskidzka und fand dort mit Hilfe eines Taxi-Fahrers einen Laden mit Fahrradwerkstatt. Ich konnte auf die erfolgreiche Reparatur warten. Dann begab ich mich auf den Marktplatz in eine schöne Kneipe, um auf die Freunde zu warten.
Die waren wieder den Zeichen gefolgt, sie gelangten über immer steilere Wege in den Wald, wo sich auch die Zeichen verliefen. Nach ca. 5 anstrengenden Kilometern auf die Berghöhen der Beskiden kehrten sie um und erreichten auch endlich den Ort.
Wir sind dann noch bis Zawoja unter dem Babia Gora. Dort gab es ein Schild zu einem Zeltplatz (pole biwakowe) mit vielen Signets: Dusche, Wohnwagen, Feuer, Angeln usw. Wieder folgten wir Zeichen und erreichten einen kleinen Garten mit einer freistehenden Dusche, angeschlossen an einen Bach, einem völlig vergammelten Wohnwagen, Feuerstelle und rauschendem Gebirgsbach. Irgend jemand hatte ein Schild angebracht, man möge doch 50 Groszy für die Benutzung zahlen. Wir hatten keine Vorräte eingekauft, selbstverständlich war in dem Wohnwagen auch kein Bufet. Ich bin dann nochmal zurück ins Dorf und habe eingekauft. Der Besitzer des Gartens brachte dann aber sogar noch Feuerholz, doch wurden wir vom einsetzenden Regen vom Feuer in einen kleinen Pavillon vertrieben. Doch auch dort ließ es sich nicht aushalten, das Dach hatte viele Löcher. So war für das Frühstück noch einige Bierchen übrig.

9. August 2006, In der Slowakei
Es galt ein bisschen mehr zu frühstücken als die paar übrig gebliebenen Bierchen. Denn nun lag vor uns der Pass am Babia Gora, ca. 1000m hoch. Dies soll ein toller Aussichtsberg sein. Davon hätten wir nichts gehabt, alles lag in den Wolken, aber es regnete nicht. Helmut erzählte mir oben stolz, dass er mir 14 Minuten abgenommen hat. Ich habe die Herausforderung angenommen und bis zum Ende der Tour in Bratislava aber nur noch ca. 5 Minuten davon aufgeholt. Wir einigten uns dann darauf, dass er das Gelbe und ich das Gepunktete für den aktivsten Fahrer erhielt.
Auch in Slowakei gab es Zeichen für den Bernsteinweg, auch hier führten sie uns weg von der Hauptstraße und zurück in den Wald. Nach einigen Huckeln folgte eine lange Abfahrt über die Grenze ins Oraver-Land (SK). In Namestovo am Stausee füllten wir die Kasse mit slowakischen Kronen auf und richteten uns auf einem Campingplatz am Stausee ein.

10. August 2006, Was Kulturvolles
Wie schon gestern gesagt: Die von Helmut vorgezählten 14 Minuten forderten mich schon heraus, zumal ich mich nach dem Abenteuer auf dem Balkan nun auch in Form sah. Außerdem wurde uns der nächste Pass auch geschenkt, will heißen: Nur wenige 2 Kilometer hoch und eine tolle Abfahrt. Hier konnte ich nach einem kräftigen Spurt sogar die Bergwertung gewinnen, ich war als erster bei der schönen Kneipe.
Unten nach der Abfahrt erwartete uns einer der wildesten Burgen, die ich kenne, die Oraver Burg. Es gibt eine lange Schlange am Kassenhäuschen und oben am ersten Burgtor wird nur alle 15 Minuten eine Gruppe reingelassen. Auf unserem Billet steht 12:30 Uhr. Endlich beginnt eine interessante aber auch lange Führung durch die drei Ebenen der Burg. Oben ist die Älteste, je ruhiger die Zeiten wurden, konnte nach unten immer wieder angebaut werden. Es sind am Ende derer von Thurzo, die hier residierten, aber auch ein Eszterhazy gab es. Einer hatte an einer Hand sechs und dafür an der anderen nur vier Finger. Und mächtig gebrannt hat es um 1800, das Feuer loderte 14 Tage und sei bis Krakau zu sehen gewesen. All diese Geschichten und mehr erfuhren wir von unserer Führung auch auf deutsch, sehr gut das Mädchen.
Ein Regen an einer Bushaltestelle im Tal der Zazriva in der Mala Fatra verhalf der Fraktion der Warmduscher zu unserem ersten Hotelaufenthalt, ich gehörte auch dazu. Wir übernachteten im Hotel Hutnik. Erst die typische Gastfreundlichkeit der staatlichen Hotels: "Wir haben nichts frei!". Es gab dann aber doch noch drei Zimmer für uns. Als vorsichtiger und gesitteter Mensch habe ich meine Schuhe im Flur ausgezogen, doch der süßlich-faulige Gestank war so impertinent, dass ich meine Schuhe nebst Socken draußen bei den Fahrrädern ließ und erst einmal eine Fußdusche nahm. Alles hilft aber nur zeitweise, neue Schuhe müssen die alten Plastedinger ersetzen. Helmut verordnet mir sogar die chemische Keule, er wünscht sich Fußspray für mich.

11. August 2006, Von nun an nur noch bergab - im Prinzip
Es galt aber erstmal noch den kleinen aber recht steilen Pass zwischen Zazriva und Terchova zu überwinden. Das alles als Frühsport, denn erst in Terchova fanden wir die schöne Verbindung von Supermarkt und Biergarten. Da es nun wirklich erstmal tagelang nur noch bergab im Vah-Tal gehen soll, leisteten wir uns einen Abstecher ins Vratna-Tal durch die Felsenschlucht, wo Janosik, der Held der Berge wacht.
Wie gesagt bergab, eine Strecke für Brummer wie mich. Hier konnte ich mir 5 Minuten bis vor Zilina von Helmut zurückholen. Hier konnten wir den Aufschwung in Osteuropa beobachten. Hier bauen die Koreaner von KIA die Autos für den europäischen Markt. Fast das ganze Tal am rechten Vah-Ufer von Zilina bis Varin ist mit Industriebetrieben zugestellt.
Als ich wegen des blockierten Freilaufs mein gesamtes Gewicht auf dem Sattel abgeladen habe, hat er etwas mitgekriegt, jedenfalls ist jetzt eine Strebe gebrochen. Es gilt Ersatz zu besorgen, wenn auch nach einem Verschieben der Bruchstelle in die Befestigungsschelle ich erstmal weiterfahren kann. Wir treffen auch unsere beiden Aussie-Girls wieder und fahren bis Bytca zusammen. Sie sind aber wirklich schnell unterwegs. Ich kann hier einen Laden finden und so fahren sie weiter und wir tauschen beim Bierchen den Sattel. Bei Puchov in einem Seitental finden wir einen sehr schönen Platz zum Zelten.

12. August 2006, Gilt heute als erster Regentag
Lockeres Pedalieren im Vah-Tal, vorbei an den vielen Burgen. Immer die Vah-Seite wechselnd, um auf verkehrsarmen Straßen fahren zu können. Doch bald nimmt die Autobahn den ganzen Verkehr auf, wir kommen gut voran. In Beckov beginnt es dann ordentlich zu regnen. Zwei Strategien werden verfolgt: Mit viel Regenzeug das Darunter trocken zu halten oder so wenig wie möglich nass werden zu lassen. Da es immer noch einigermaßen warm ist, nutze ich die zweite Strategie.

Als wir in Piestany ankommen regnet es immer noch. Wir finden einen Zeltplatz. Die Zeltplatzwärterin sieht aus, als wäre sie aus Molwanien, dem Land des schadhaften Lächelns hierher gekommen. Sie bietet uns für wenig Geld die Benutzung der Hütten an. Angenommen!
13 August 2006
Nur noch ein kleiner Huckel
Es ist zwar Sonntag, aber bei Tesco kann man trotzdem Schuhe kaufen. Also bin ich mit meinem Style-Berater Helmut Richter zu einer Boutique in diesem Supermarkt gegangen, um komplett mein Schuhwerk auszutauschen. Ich kam also mit einem Paar Sandalen und einem Paar Turnschuhen, beide von der Marke "ECCO", wieder heraus. Helmut verpasste mir noch das angedrohte Fußspray. Draußen an der frischen Luft wurde getauscht und entsorgt.
Nun sind wir fast ein bisschen zu schnell, ohne Probleme würden wir heute noch in Bratislava sein können. Deshalb wählen wir eine Variante und verlassen das Vah-Tal nach Westen über die Kleinen Karpaten. Hier lasse ich mich noch einmal von Helmut herausfordern, doch er hat nach
den ca. 5 km bergan nur 200 m Vorsprung. Es war aber auch nicht so schlimm steil. Hier sind wir in einem Paradies für Raubgräber, das behauptet jedenfalls ein Typ mit einem gepimpten Fahrrad. Er erzählte, dass auf den umliegenden Hügeln überall Zeug der alten Kelten oder noch früher, von der Lausitz-Kultur zu finden seien. "Archäologie in der Slowakei heißt Raubgraben durch Amateure.", so seine Behauptung.
Auf der Karte haben wir uns für heute einen Campingplatz an einem kleinen Stausee ausgesucht (Bukova). Der liegt so scheints nur anderthalb Kilometer abseits der Straße. Tatsächlich ging es nochmal 3 km in die Berge. Hier fanden wir wie in einem versteckten Tal einen schönen Platz am See. Diesmal waren wir vorbereitet, wir hatten vorher eingekauft.
14. August 2006
Bratislava erreicht
Bei der Tour de France gibt es die Tradition der "Champagner-Etappe", das ist die letzte Etappe bis Paris und hier wird der Führende nicht mehr angegriffen. Auch wir einigten uns auf die Verteilung der Trikots und erreichten locker Bratislava. Dorthin führte uns der Weg auch an der Thebener Burg vorbei (hrad Devin). Schon in den achtziger Jahren versuchten die Schnappis und ich schon einmal dorthin zu kommen. Die Burg liegt direkt an Mündung der March in die Donau, das ist Grenze zu Österreich. Wir wurden von den Grenzern geschnappt und zurück geschickt. Nun konnte ich erkennen, dass ich nur 500 m von der Burg entfernt war, als ich bei der Auslöse von Detlef (er hatte keinen Ausweis dabei, den mussten wir erst vom Zeltplatz in Bratislava ranholen) bis nach Devin unbehelligt reinfahren konnte. Denn bei dieser Fahrt wurde der Stadtbus von den Grenzern nicht angehalten.
Die March und die Donau führen Hochwasser, vor wenigen Tagen muss es noch einen knappen Meter höher gestanden haben, jedenfalls war der Radweg rein nach Bratislava an einer Stelle auf zu 20 m völlig verschlammt. Mein Vorderrad hat sich sogar beim Schieben fest gefressen durch den zwischen Reifen und Schutzblech angelagerten Schlamm. Etwas verdreckt kamen wir in Bratislava an. Fahrkarten geholt, Kasse beim guten Essen aufgelöst und Regen abgewartet. Dann der Abschied: Ich bin in ein Hotel mit Badewanne, denn meine Tour geht weiter, die anderen sind mit dem Zug nach Hause gefahren. Dabei soll es noch Vorkommnisse gegeben haben. Bitte an die Beteiligten: Hier durch einen Kommentar ergänzen.
Für die schönsten Bilder bedanke ich mich bei Eva!
Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner
Noch habt Ihr die guten Zeiten,
nach denen Ihr Euch in spätestens 10 Jahren sehnen werdet.