Dienstag, Juni 16, 2015

Das Shar-Gebirge

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Prizren: Die alte Brücke über den Fluss Bistrica
Die Sinan-Pascha-Moschee in Prizren hatte bis ins 20. Jhdt. das höchste Minarett des Balkans.
Die Schlucht der Bistrica
Dafür habe ich den ganzen Tag gebraucht, von Prizren nach Prevalle auf 1500 m im Shar-Gebirge. Mit Mittagessen bei einem mächtigen Türken und später einem Nickerchen im Schatten. Unten war ich noch zu Gast bei der albanischen politischen Lokalprominenz. Mit den Serben vom Nachbardorf Sredska kämen sie gut aus. Es sind wohl nicht mehr viele im Nachbardorf. Dreie plus Wirt traf ich in der Kneipe zum Mokka und rakija.
Haus der Kultur in Sredska, ausgebrannt im Juni 1999
Als ich die Standortmarkierung der deutschen PzArtBatt KFOR fotografierte, pfiff der Polizist hinter mir her. Er wollte aber nur sein Missgeschick mit der Deutschen Bahn los werden: Auf Wochendticket von Braunschweig nach München, in Nürnberg Zug kaputt, mit ICE weiter und nochmal 64€ draufgezahlt. Solche Geschichten über unsere Bahn kriegst du mittlerweile schon im Kosovo erzählt.
Oberer Teil des Bistrica-Tals im Shar-Gebirge mit dem Goranen-Dorf Gornje Selo
Die oberen Dörfer des Tales waren Dörfer der Goranci. Das sind moslemische Slawen, Mittelpunkt des Dorfes ist die Moschee und die Frauen laufen in sehr schönen Pluderhosen und buntem Kopftuch rum.

Montag, Juni 15, 2015

Der Weg nach Prizren

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Gestern noch ein spannendes Gespräch mit den Besitzern des Hotels Çardak in Pejë gehabt, zwei Brüder. Der eine versuchte mir die widersprüchliche Geschichte des Kosovos zu erläutern. Es leben hier 30% Katholiken, 70% Moslems und Serben. Es hätte hier praktisch keine Kämpfe gegen die Deutschen im Weltkrieg II gegeben, mit den Italienern hätte es Probleme gegeben. Leider konnte ich nicht richtig folgen, die Sissi aus Stuttgart schwätzte mit dem anderen Bruder. Sie will am 16.11.2015 in Peje dort im Restaurant ihren 55. Geburtstag feiern, ich bin eingeladen. Nach einigen Malorca-Abenteuern und vielen schwäbischen Automarken ist sie abgebrannt im Kosovo gelandet und macht jetzt mit ihrem Lebensabschnittsgefährten in Wasser. Diese Story ist reif zum Verfilmen für SAT1.
Kloster Visoki Dečani
Gerade konnte ich slowenische KFOR-SoldatInnen bei ihrem Dienst beobachten. Ich bin in Decan und besuchte das serbische Amselfeld-Kloster hier, UNESCO-Weltkulturerbe. Man muss beim KFOR-Posten seinen Pass abgeben und erhält einen Besucherausweis, heute zusammen mit einer Rentnertruppe aus Japan. Am Posten und im Kloster überall Schilder zum Fotoverbot, bei der Ausrüstung der Japaner aber vergeblich. Sie waren neben den Fotokameras noch drahtlos mit ihrem Reiseführer verbunden, damit sie seine Erklärungen mit ihrem Reiseführerbuch vergleichen konnten. Alles sehr geordnet und höflich. Ich musste mir nur hinter einem KFOR-Jeep lange Hosen für den Klosterbesuch anziehen.
Auf dem Weg nach Prizren: Die Schneider (Terzijski)-Brücke über den Erenik bei Đakovica, Kosovo
Der Weg nach Prizren war arm an Schatten, windig und reich an Verkehr. Aber ich bin mir sicher, ich habe mit dieser Etappe die beiden schönsten Städte des Kosovo verbunden. Heute früh noch im Basar in Peje an einem Brunnen einen Kaffee. Nun unter der Festung von Prizren das dritte kleine Bier. Mittlerweile, jedenfalls die drei Tage bisher, hat KEDS der hiesige Energieversorger sein Netz im Griff. Man sieht noch ein paar Dieselgeneratoren auf den Dächern, aber sogar die Festung und die Moschee sind hier illuminiert. Ein Höhepunkt im Vorfeld von Gjiakove war das Restaurant Te Bungat Hereq in einem Eichenhain mit diversen Brunnen und Bächlein zwischen den Sitzinseln, ein Muster von einem Biergarten.
Prizren vor dem Shar-Gebirge

Sonntag, Juni 14, 2015

Gryka e rugovës: Kann ein Sonntag schöner sein

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13.6.2015 Ein neuer Länderpunkt: Kosova
Das Motel Grand am Ausgang von Rozaje Richtung Berane war großartig, Niksicko pivo, ein gutes gebackenes Schweinefleisch, eine fast heimische Kartoffelsuppe, viel Internet und ein kühles Zimmerchen - alles zusammen für sage und schreibe 25€.
Holzernte oder Holzklau: Die Laster sah ich dann später auf dem Weg ins Kosovo
Wie immer bin ich vor Sieben los, aber nicht weit zeigte das montenegrinische Tourismusentwicklungsbüro einen Radtrail zur Quelle des Ibar an. Da bin ich mal rein in das enge Tal, aber nach einigen Kilometern wieder umgekehrt, es sollte ja noch vor dem Aufstieg ein ordentliches Frühstück geben.
Ideen für Rad und Wanderstiefel

Wenn man von der Hauptstraße in Rozaje in die kleinen Gassen abbog, roch es überall lecker nach pekara. Ich wählte eine bosniakische Bäckerei, drinnen ein leckeres Mädel, aber sonst war außer ein paar Waffeln und großen Broten nichts für mich zu happern. Ich fragte nach einer Portion burek, sie antwortete: "Mantije!" Ich konnte damit nichts anfangen und wandte mich ab, sie rief hinter mir her und zeigte mir das Blech in ihrem Ofen. Es waren lauter Tischtennisball große Buchteln aus Blätterteig gefüllt mit gehacktem Fleisch. Sie packte mir 10 Stück auf einen Teller und übergoss sie mit saurer Sahne, dazu gab es einen Becher Joghurt. Preis: 1,40€.
Aufstieg zum Pass: Die Moschee in Dacići
Am Kula-Pass
Nach einigen Runden durch das Städtchen und einer weiteren Portion burek startete ich den Aufstieg zum Pass hinüber ins Kosovo. Rozaje liegt auf über tausend Meter Höhe, trotzdem braucht es noch knapp 600 Höhenmeter um dann in das Amselfeld hinunter zu stürzen.
Abfahrt vom Kula-Pass ins Kosovo
Spektakulär, die Abfahrt! Bevor meine Reifen beginnen zu brennen vom Bremsen, steht die erste kosovarische Kneipe am Weg. Hier koste ich schon mal vor - das birra Peja, das Bier aus Pec, dem ersten Hauptziel dieser Tour. Morgen soll es in die Rugova-Schlucht gehen.
Das Gewitter gerade würde wohl auch den Tropen gerecht werden, Golfball große Blasen vom Regen und Blitz&Donner im Minutentakt. Ich sitze beim 3. birra Peja im Trockenen. Es ist für mich immer sehr spannend in ein neues Land zu kommen, ich bin gespannt, ob die Vorurteile stimmen, worauf kann ich mich freuen und wovor muss ich mich in Acht nehmen. Ich bin dann sehr aufmerksam und suche die Zeichen an der Wand. Meine Kneipe hier ist dekoriert mit der amerikanischen und der albanischen Flagge. Neben mir bis eben drei Aufschneider, die sich nur mit ihren neuesten iPhones unterhielten, zwei der Kerle sind gerade in einem AMG S-Klasse-Super Coupé mit Flügeltüren weg. Soweit die Bestätigung der Vorurteile. Positiv für mich ist im Gegensatz zum bosniakischen Sandszschak die größere Toleranz zum Bier. Hier kriege ich ein kriegl Bier aus Pec/Peje. Vergleichsweise trocken noch die wenigen Kilometer hinein nach Peje gerollert.

14.6.2015 Gryka Rugove: Kann ein Sonntag schöner sein
Die Kosovaren halten die Sonntagsruhe ein, das muss man sagen. Gegen 7 Uhr gibt es noch wenig offene Caffees. An mein Rad komme ich noch nicht, im Hotel ist niemand. Bei einem netten Mann dann der erste und der zweite Espresso, er begrüßt hier jeden wie einen alten Bekannten. Ich kann mich mit ihm auf Deutsch verständigen, dass ich mir was lecker&heißes von der benachbarten Bäckerei hole und bei ihm frühstücke.
So gestärkt gehe ich die Schlucht an. Am Ortsausgang am serbischen Kloster noch ein paar verlassene KFOR-Posten mit verrosteten "Nicht fotografieren!"-Schildern. Es ist die beeindruckendste Schlucht, die ich bisher durchfahren durfte, fantastisch.
unterer Teil der Schlucht
Beim Restaurant "Hani"
Ich bin bis hoch zum Abzweig zur Grenze nach Montenegro, in die Siedlung Kuqishte. Es gibt eine ordentliche Infrastruktur, im Restaurant "Hani" hat gerade eine KFOR-Streife in voller Montur (Lothar würde sagen: Mit der kleinen und der großen Demokratie) die Sicherheit für eine reservierte und gedeckte Tafel gecheckt. Ich erhalte Besuch am Tisch vom Präsidenten des kosovarischen Radfahrerbunds und dreimaligen kosovarischen Meister. Er ist so alt wie ich. Er hat unten in Peja einen großen Radladen. Wir schätzen unsere jeweiligen Rahmenkonstruktionen, er fährt einen Carbon-Rahmen. Er zutscht Energie-Drink aus seiner Radlerflasche, ich trinke birra Peja.
Im Restaurant "Hani"
Kuqishtë - point of return
Nun die Belohnung: Die Abfahrt zurück nach Peje. In den Tunnels hänge ich mich an den Sonntagsausflugskonvoi der italienischen Carabinieri mit Horn und Blaulicht. Ich bin auf einigen derer GoPro-Videos, besonders für mein Ausbremsen des Gegenverkehrs in einer Kehre erhalte ich Beifall.
Meinen Sonntagsbraten erhalte ich in einem äußerst schmucken Restaurant in Peje, zu deren Sauce würden auch die Thüringer Klöße passen. Kann ein Sonntag schöner sein?

Freitag, Juni 12, 2015

Auf der Seidenstraße

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Heute galt es nun nüber zu machen nach Montenegro. Parallel zur Hauptstraße über Novi Pazar gibt es die Nebenstraße über einen kleinen Pass nach Tutin.
Der Weg nach Tutin
Oben wieder der Landschaftswechsel zur Waldsteppe des Peshter. Die Stadt Tutin scheint wie erst vor zwanzig Jahren erfunden und jeder durfte bauen wie er wollte. Oft war aber schnell das Geld alle, es blieb ein Rohbau stehen, der auch mal für sieben Stockwerke angelegt sein konnte. Trotzdem ein großer Trubel allenthalben, es gab Zeugnisse für die überaus zahlreiche Jugend. Da wurde von den Vätern, Vettern und Onkels gern mal ein Schein ins Zeugnis gesteckt.
Poser in Tutin
Ein Op' aus Ahrweiler bei Bonn erzählte mir bei einen Tee die Geschichte dieser Gegend. Vom Berliner Kongress nach den ersten Balkankriegen wurde dem Sandžak die Autonomie zugesichert. Doch geschert hat sich keiner der Herrschaften darum, gekümmert aber auch nicht. In der Kneipe hingen zwei Tito-Plakate, unter dem ging es den Leuten noch am Besten, man hatte einen Pass, der was galt und konnte ins Ausland arbeiten gehen. Er unterstrich mehrmals, dass in dieser Stadt heute jede Familie das Geld aus dem Ausland kriegt. Er war schon in den 60igern mit der gesamten Familie ins Rheinland und hat heute einen deutschen Pass.
Denkmal auf dem Hauptplatz: Die Lage von Tutin an der Seidenstraße
Auf dem Stadtplatz haben sie eine Weltkarte mit den diversen Seidenstraßen aufgestellt, letzte Station nach Westen kurz vor Venedig: Tutin.
Nach dem unproblematischen Grenzübergang ins Euroland Montenegro dann die Ibar-Schlucht, eine Kopie der Ardeche-Schlucht.
Die Schlucht des Ibar
Genauso führte die Straße hoch über der Schlucht mit atemberaubenden Tiefblicken. Vor einigen tausend Jahren wird es wohl auch an der einen Stelle einen Ponte de Ibar gegeben haben.

Donnerstag, Juni 11, 2015

Der Müller

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11.6.2015 Der Müller
Gut, dass ich schon gestern mein Zimmer zahlte, wie erwartet war heute früh um Sieben keiner da. Also rein nach Novi Pazar zum Frühstück. Meine Gelüste gingen in Richtung Bäckerei und türkischen Kaffee. In der Bäckerei Evropa fand ich zwei schöne Stücke und direkt am Fluss Rashka eine kafana zum Verweilen. Das Tagebuch schrieb ich zu vier türkischen Tee. Es kündigte sich ein Tag der Ruhe und Entspannung an. Es ist schön, wenn man kein Ziel anstreben muss.
Unter der Festung in Novi Pazar
Heute scheint Abschluss des Schuljahres zu sein, von allen Seiten streben die Kinderchen mit den Farben der Schule als Luftballons dargestellt und verfolgt von den Handys der Eltern den zentralen Platz unter der Festung an.
Basargassen
Novi Pazar macht seinen Namen alle Ehre, in alle Richtungen kleine Basargassen mit nullstöckigen Buden und ein Gewimmel von Autos und Leuten dazwischen. Irgendwann wurde ich als würdig befunden, mit dem persönlichen Handy abgelichtet zu werden.
... aber eine Lunte liegt am Pulverfass Sandshak
Endlich beschloss ich, den Weg zurück zur Route über Tutin zu nehmen, mit der Maßgabe: Langsam, langsam, heute nur ein viertel Tag. Überall finde ich muslimische Friedhöfe, doch nach der Abzweigung nach Tutin links Kreuze auf den Gräbern. Was bedeutet das für Einen, der Bierdurst im Zeichen der Minarette hat? Die Erlösung ... und bald fand ich Niksicko pivo in der Kühlvitrine eines kleinen Lädchens am Straßenrande. Ich holte mir ein Niksicko aus dem Kühlschrank und hockte mich in die Runde. Ich landete in der Runde von vier Serben und dem Betreiber des "magazin mixt". Einer verstand ein wenig Deutsch, er arbeitete einige Zeit in Duisburg. Der Platzhirsch wollte gleich wissen, was ich weiteres trinken mag. "Rakija", mir war noch nicht klar, was folgen sollte.
Der Mueller, der Platzhirsch, der Geselle
Einer in der Runde war der hiesige Müller, er betreibt eine zweihundert jährige Wassermühle. Auf meine Frage nach einer Besichtigung packte der Platzhirsch den Müller, seinen Gesellen und mich in diesen tollen Michelin-Van von Fiat (die grandiose Konstruktion eines Raumwunder) und fuhr uns die paar hundert Meter zur Mühle am Fluss Rashka.
In der 200-jährigen Mühle

Giltig gemacht: Mit Stempel und rakija
kukuruz steht auf dem Mahlzettel, den der Müller mir giltig machte. Natürlich gab es für die Runde incl. Fahrer einen rakija, trotzdem konnte er mich wieder heile zurück bringen. Dort wartete der "Duisburger" mit einer neuen Runde von Freunden und rakija. Einer der Neuen war ein besonders Pfiffiger. Er überschlug schnell den Gewinn eines Exportgeschäfts, nachdem ich ihm auf Nachfrage den Literpreis eines guten Obstlers mit 25€ in deutschen Geschäften schätzte. Darauf den nächsten rakija. Ich habe jetzt die Reißleine gezogen, bin in der tollen Anlage Motel "Ras" Pazariste eingecheckt. Das liegt am Beginn einer tollen Felsenschlucht, wo ich morgen weiter radeln werde.

Mittwoch, Juni 10, 2015

In den Sandžak

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8.6.2015 Im Himbeerland
Der Serbe an sich ist in Teilen schon ein Frühaufsteher, aber kein großer Frühstücker. Als ich heut morgen gegen halb Acht mir einen Kaffee bestellte, muss den wohl ein Gast gezapft haben. Denn dann kam die Treppe runter der Chefkellner, knipste den Computer an und bongte erstmal die bisher vom Stammtischler ausgeschenkten Getränke.
Da kommt Freude auf: Eine Abfahrt ins Tometino Polje
Ersatz für das Frühstück war eine feine Abfahrt bis zu einem Banner über die Straße in Jeshevica, Reklame für ein Hotel. Es war halb Zwölf, Zeit für einen Brunch bestehend aus einem Vorsüppchen und in Schinken eingerollten cevapcici mit shopski Salat. Ich habe eine Tradition, nach dem Essen einen rakija. So auch jetzt in Guca, dem Dorf des berühmten Trompeterwettbewerbs. Die allgegenwärtigen Pommes mopst mir gerade ein kleines Mädchen vom Teller. Gott sei Dank, das gilt dann auch als aufgegessen und das gute Wetter bleibt mir hold.
Im Himbeerland
Hier werden überall in Weinbaumanier Himbeeren angebaut. Bei dem Wetter wird wohl in ein bis zwei Wochen eine gute Ernte eingefahren. Ich sah reichlich Daumennagel große Beeren an den Sträuchern, und zwar Daumen von Leuten, die wirklich Daumen drücken.
Krajputaši
Am Wegesrand fielen mir einige Steinstelen auf, offensichtlich Gedenksteine für Verstorbene. Es sind Krajputaši genannte Grabmäler, die sich durch einzigartige gemeißelte und gemalte Motive und Epitaphe auszeichnen.
Wenn ich die hiesigen serbischen Riesen sehe und die deftigen Fleischgerichte würdige, kann der derzeitige Weg zum Veganertum nur ein Irrweg sein und zur Degeneration führen. Gerade sind mir die riesigen gegrilltem Fleischberge für eine Gesellschaft hier im Motel ASS in Guca aufgefallen. Auch wenn ich heute schon ein Pfund vom rostilj verspachtelt habe, es sah lecker aus.

9.6.2015 Guca ohne Trompeten
Ich bin heute früh in Guca gestartet, der Stadt des berühmten Trompeterwettstreits, dieses Jahr vom 3.-9. August.
Der erste Sieger des berühmten Trompeterwettbewerbs: Desimir Perišić
Ich sitze in einem Gasthaus kurz unterhalb des 800 m Pass zwischen Guca und Ivanjica. Neben mir ein Bernhardiner, von dem man befürchten muss, dass er den Tisch umschmeißt, sollte er sich umbetten wollen. Er grunzt und japst aber friedlich weiter, mein dritter zwei Dezi spricer wird wohl stehen bleiben auf dem Tischchen. Gut dass ich die Einladung unten in Kotrasha nicht eingegangen bin. Den zweiten rakija des Op's habe ich bei der Passauffahrt wohl verspürt. Er wollte mir in seinem Haus ein gutes Mahl auftischen, er rieb sich viel versprechend den Bauch. Das wäre wohl aber das Ende der heutigen Etappe gewesen.
So aber erreichte ich nach einer großartigen Abfahrt Ivanjica. Hier gab es einen Hamburger, so wie er immer sein sollte: Ein pleskavica. Der breitgeklopfte Bratklops wiegt hier fast 300 gr, das Brot ist warm und frisch. Bei der Gourmet-Ausführung gurman pleskavica mit Schinken und Käse kann man dann wie beim Döner noch diverse Gemüse und Saucen hinzu wählen.
Perfektes Radlerwetter
Über allen ist das schöne Wetter, wer weiß schon wie das hier im Dauerregen abgehen würde. Aber wie entspannt die Leute hier sind, lest in dieser kleinen Beobachtung. Ich halte an einer schattigen einladenden Kneipe für einen spricer. Ein riesig langer 99'er FORD Mondeo Combi fährt fast mein Rad um beim schwungvollen Einparken. Zwei Serben beleiern beim Aussteigen gleich den jungen Kneiper, der lässt sich aber bei seiner englischen Konservation mit mir gar nicht beirren. Dann besteigt er den Mondeo, nicht abgeschlossen und der Schlüssel steckt, ist hier so üblich, und fährt ein paar pleskavica aus. Nach ein paar Minuten zurück holt er seine Angel und fährt mit Einem der Leute zum Forellen fischen: "My hobby!" Die Uhr zeigt 15 Uhr.
Ein amerikanisches Versprechen
Morgen wird es wohl ans Eingemachte gehen, ich fahre noch bis zum Ende der asphaltierte Straße nach Kumanica. Das amerikanische Versprechen durch den Mercy Corps einer Fortsetzung der Asphaltierung bis Montenegro scheint nur Makulatur zu sein. Dort erwartet mich morgen 30 km Gravelroad aufwaerts.

10.6.2015 Golijan
Es war ein schweres Stück über die Golijan Berge in das Sandžak nach Novi Pazar. Ich fand eine großartige Zeltstelle am Ende des Asphaltbelags einer Nebenstraße gleich nach Kumanica. Was ich nicht fand - ein Lädchen. Damit war das Wasser knapp, zu Essen gibt es überhaupt nix. Ich ließ mir die Möglichkeit der Umkehr.
Aufstieg Golija Planina
Doch welche Überraschung, nach wenigen hundert Metern gab es Asphalt und immer wenn es knapp wurde mit dem Wasser eine Quelle. So erreichte ich bei knapp 1500 Metern die Wälder des Golijan-Gebirges. Irgend einer hatte die Idee auf den höchsten Berg Jankov Kamen (1833 m) eine Seilbahn zu errichten. Am Forsthaus Golijanska Reka standen überall Gondeln und anderes Material für das Projekt rum.
Golija Planina
Hier war dann auch die Herrlichkeit des Asphaltbelags zu Ende. Noch mal hoch auf 1650 m, und die Gegend wendete sich schlagartig, weite Wiesen- und Weideberge und eine holprige Abfahrt.
Blick in das Sandžak, Duga Poljana
Ich erreiche das Bosniaken-Dorf Duga Poljana. Mir fällt sofort auf, dass in den Kühlschränken der Lädchen kein Bier mehr präsentiert wird. Um die Moschee ducken sich ein Dutzend Häuschen. An der kleinsten Hütte steht dran: Obucar, der Schuster. Daneben sehe ich wie ein Op' im Schaufenster gegrillte Hammelfleischstücke immer wieder mit Sauce übergießt. Das wird mein Happerchen zum Frühstück, würzig, heiß und gut. Es ist aber schon 16 Uhr.
Die große Moschee in Rajcinovice (Džamija u Rajčinoviću)
Zur Übernachtung suche ich mir ein Hotel in Novi Pazar Banja. Nachdem ich mich frisch gemacht habe, will ich noch auf ein Getränk eine Treppe tiefer. Da wird mein Flur zur Moschee, in der Tat, neben meinem Zimmer #102 liegt der Gebetsraum. Am Treppenaufgang haben alle bereits die Schuhe ausgezogen, bestimmt fuenzig Paar. Als ich erfolglos nach ein paar Minuten zurückkehrte, was ich für das Restaurant hielt, war jetzt der Gebetsraum der Frauen, knieten und beteten immer noch Einige vor meinem Zimmer. Das Ganze incl. Übernachtung in einem hoch feinen Dreibettzimmer kostete 20€. Ein Glück, dass ich ein paar Minuten vorher noch eine serbische Kneipe fand und ein Zajecarsko pivo kalt genießen konnte.

Montag, Juni 08, 2015

In Divcibare

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Ich fand ca. 8 km vor Mionica eine tolle Stelle zum Zelten, schön hinter einem Strauch. Trotzdem lämpelte nachts Einer rum und murmelte ein paar serbische überrascht klingende Wörter. Ich grüßte aus dem Zelt heraus und versicherte "sawtra utro" bin ich weg. "Dobro, dobro!" Da waren die meisten meiner Krämpfe schon vorüber. Am folgenden Tag habe ich das serbische Mineralwasser noch mit Magnesium-Tabletten verstärkt.
Mionica
Hier bin ich im serbischen Kernland, sehr ländlich geprägt. Ich war sehr überrascht, als ich in einer Kneipe in einem Extrazimmer einige verkopftuchte Frauen plappern hörte. Nach einiger Zeit brachte der Wirt den Weibern auch noch die shisha, die Wasserpfeife. Das waren wohl Flüchtlinge aus dem Maghreb. Im Nachbardorf war mein Nachbar dann wieder ein echter Vertreter seines Landes, stolz prangte das Tschetnik-Zeichen, serbisches Wappen über zwei gekreuzten Pistolen, an seiner Lederweste. Insgesamt war dieser zweite Tag schon einer, der mir schwer fiel. Es galt 800 Höhenmeter zu überwinden über das Maljen-Gebirge nach Divcibare.
Der Aufstieg auf das Maljen-Gebirge ist geschafft
Den Kamm überwunden ist man in dieser typischen Hochweidenlandschaft mit vereinzelten Kiefern. Divcibare ist ein Wintersportort für die Belgrader, oder jetzt im Sommer ein Luftkurort. Nur am Sonntagabend waren alle schon wieder abgereist, die mich auf dem Weg hochwärts überholt haben. Aber in einem nacionalni restoran gab es ein prima Gulaschgericht mit domacni syr, hausgemachten Schafskäse. Mein Zelt stand auf dem Gelände des schon lange aufgegebenen Autocamping "Bresa" auf einer wohlriechenden Kräuterwiese.

Samstag, Juni 06, 2015

Die Anreise

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Es war wieder dieses tolle Wetter während der Zugfahrt von Dresden nach Budapest, wo man geneigt ist an der nächsten Station aus zu steigen und los zu pedalieren. Mich begleitete der Abt aka Alibotusch. Er ist auf dem Weg in die rumänischen Waldkarpaten. Meine Planung hatte ja eine kleine Lücke: Der Anschluss nach Belgrad im Liegewagen nimmt keine Fahrräder mit. Meine Trumpfkarte war eine internationale Radkarte bis Belgrad ausgestellt. Der ungarische Schaffner auf der letzten Stunde ab Sturovo nach Budapest bemerkte als Einzigster, dass der Geltungsbereich ab Verkaufsdatum meiner Fahrkarten ausgestellt und im April 2015 abgelaufen war. Damit hat er sich die ersten ca. 7 € (2000 HUV) Schmiergeld verdient. Er meinte: "Für zwei Bier". Der serbische Liegewagenschaffner im Anschlusszug deutete sofort an: "Musst Du zahlen an die Ungarn und die Serben." Mein Fahrrad konnte ich taktisch günstig am Kopf des ersten Waggons, was auch mein Liegewagen war abstellen. Die kleine Kröte, was die ungarische Schaffnerin war, wollte 40€, ich konnte auf 30€ runterhandeln. Es bewahrheitete sich mal wieder der Spruch des Abt: Was der Teufel nicht selber kann, stellt er durch ein Weib an. Der Liegewagenschaffner bezifferte den serbischen Anteil mit 10€, wir hatten eh Freundschaft geschlossen. Im Liegewagen war die lingua franca Englisch, mein Abteil war voll belegt wie der komplette Waggon, vier Amis, ein Bosnier mit perfekten Englischkenntnissen und icke, naja. Ich unterhielt mich mit drei Jungs, die als Studenten bei Audi in Györ arbeiteten und als Ziel für eine Spritztour sich Belgrad ausgesucht hatten, Respekt!
Nur raus aus der Stadt - Belgrad
Heute morgen dann der Standardablauf: Waschen am Bahnhofsbrunnen, Geld also Dinare zapfen (100 Dinare = 0,83€) und dann raus aus der Stadt. Ich bin bisschen zu weit ostwärts gekommen, jetzt aber auf der Ausfallstraße nach Süden Richtung Čačak, mit extrem viel Verkehr. Bei den Temperaturen wünschte ich mir ein wenig mehr Wind.

Montag, April 06, 2015

Veľká noc...

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... eine Osterspazierfahrt

Der Schneefall zu Ostern verlitt uns (dem Abt und mir) die geplante Wanderung über den Jeschken. Wir fuhren in den Süden, in die Kleinen Karpaten bei Bratislava.
Dort scheint die Sonne

3.4.2015, Das Tal Kršlenica bei Plavecký Mikuláš

Das Felsental aufwärts in die Kleinen Karpaten
Überraschenderweise einige Dutzend Kilometer entfernt von einem größeren Fluss fanden wir ein Biberbiotop.

4.4.2015, Burgenfahrt

Im Tal der Váh (dt. Waag).
Smolenický zámok
Burg Čachtice (deutsch auch Burg Schächtitz, slowakisch Čachtický hrad)
Hier trieb die berüchtigte Blutgräfin ihr Unwesen: Elisabeth Báthory.
Der Abt auf dem Weg zur Gräfin
Frühling bei der Burg Beckov

5.4.2015, Die Sulover Felsen

Súľovské skaly, die Felsen bei Sulov sind eine attraktive Felsenstadt im Nordwesten der Slowakei, nur einige Kilometer von Žilina entfernt.
Súľov-Hradná
Nun gab es auch wieder Schnee (hier am Gotischen Tor), vor dem wir eigentlich geflüchtet sind.
Suľovské skaly - Gotická brána
Auf der Burg Súľov (auch Roháč genannt)
Die Burg Súľov oberhalb von Súľov wird zum ersten Mal 1470 erwähnt. Sie wurde als Wachburg bis 1780 genutzt, danach wurde sie aufgelassen und bei einem Erdbeben im Jahr 1858 ruiniert.

6.4.2015, Heimfahrt über den Mährischen Karst

Die Macocha, auch Stiefmutterschlucht ist eine 138,5 m tiefe Doline im Mährischen Karst.
Es war eine schöne Hohe Nacht.