Dienstag, August 19, 2008

Gemist und Bambus

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Ludbreg, HRV, schon 30km im kroatischen Landes-inneren.
So ein Ruhetag weckt bei mir immer neuen Elan aufs Pedalieren. Ich bin heute früh im leichten Nebel gegen 7 Uhr gestartet. Vor dem Zeltplatz gab es Hinweisschilder für einen Süd - Zala - Radweg. Nach einigen hundert Metern erläuterte mir eine Tafel, dass das nicht meine Richtung war. Bald aber wieder die Signatur gefunden und es wurde eine wunderschöne Tour durch die Zala - Wälder.
Ein Börsentipp: Häufig stellte sich in meinem Leben eine schnelle Idee als sehr bahnbrechend heraus. Leider aber auch genauso häufig habe ich eine solche Idee nie in Tat umgesetzt, ich bin Träumer. Heute gibt es wieder ein solche Idee. In der Zala liegen die ertragreichsten Wälder Ungarns, Eichen, Buchen, Akazien. Auf den Tafeln am Radweg wurde bedauert, dass mittlerweile mehr als 40% des Waldes in Privatbesitz ist. Der Rest wird von zwei Aktiengesellschaften "sehr nachhaltig" bewirtschaftet. Ein langfristiges Investment sei hier empfohlen.
Übergang über die Save
Am Grenzübergang Letenye - Goranice am Beginn der Autobahn nach Zagreb wurde auf der ersten Mautbrücke 25,6°C angezeigt. Es war ein Lust auf dem Standstreifen der Autobahn bis zur ersten Ausfahrt zu pedalieren. Das Tempolimit von 130km/h erreichte ich nicht. Auf kleinen, aber gut asphaltierten Nebenstraßen durch die Niederung der Drau habe ich es ohne Stop bei den einladend schattigen Kneipen bis Ludbreg gebracht. Jetzt sitze ich beim zweiten halben Liter „Gespritzten" und warte auf den Chef. Die Kellnerin glaubt, dass nur er mir bei der einfachen Frage weiterhelfen kann, wie mein Getränk auf kroatisch zu bestellen ist.
Nun schon zwei Tage in Croatia unterwegs. Gestern versuchte ich noch herauszukriegen, wie man hier den "Gespritzten" nennt. Das Mädel, welches ich fragte, war ganz aufgeregt. "In 10 min kommt der Chef!" Jetzt weiß ich es: Gemi^st. Und ein weiteres wunderbares Getränk gibt es hier. Neben dem Kuss zwischen Kola und Orange, küsst hier sich auch der Rotwein mit der Kola, kalt ein Genuss als ewig durstiger Radler. Dieses Getränk findet ihr als "Bambus" auf den kleinen cjeniks, dier hier in den Kaffeebars auf den Tischen stehen. In den Kaffeebars wird aber sicher am wenigsten Kaffee ausgeschenkt.
Aber auch andere Wörter habe ich schon gerlernt, ohne 100%ig diese übersetzen zu können. "Tom racak", "gunak", das sind die Wörter die auf der Straße oder an den Häusern aufgesprüht sind. Damit sind die serbischen Mitbürger denunziert worden. Alle diese Häuser hatten Brandspuren oder waren komplett zerstört. Ich bin jetzt noch nicht in den damaligen Kampfzonen. Aber in den Dörfern in den Bergen siedelten offensichtlich Serben. Es sind nicht die reichen und fruchtbaren Gebiete und die Häuseln sehen auch nicht sehr reich aus.
Una bei Bosanska Otoka
Tiefs & Hochs, im bosn. Kanton Bihac, moslemisch, 15.30 Uhr
Ich habe gestern die Eintragungen beendet mit den Eindrücken der ethnischen Säuberungen. Es ist alles noch viel schlimmer geworden. Ich habe mir auf der Karte immer ganz kleine Straßen ausgesucht. Ansonsten ist das Verkehrsaufkommen groß. Die Eisenbahn hat hier vollständig verloren. Güterzüge gibt es gar nicht, an einer Lok hängt ein alter Reichsbahn-D-Zugwagon und die Strecken richten sich nicht nach den dort lebenden Ethnien. Dem Kroaten kann es also passieren, dass er durch Feindesland fährt. In den Grenzgebieten haben solche kleinen Straßen aber den Nachteil, sie führen durch entvölkerte Dörfer. Es gibt kein Lädchen oder Kneipe. Gestern wurde es sehr ernst, ich habe abends quälend abgenommen. Angekommen in der Dämmerung, geboft mitten im Wald. Auf kroatischer Seite gibt es keine Anzeichen auf Minen, ich habe mich also in die Büsche geschlagen und war zu faul das Zelt aufzubauen. Überall schnaufende und schniefende Geräusche. Der Duft des Restes meiner Wurst stieg selbst mir in die Nase. Da fielen mir wieder die Witterungsmöglichkeiten der Bären ein. Die Wurst habe ich weit weggeworfen und das rote LED-Rücklicht vom Rad angemacht. Nach einer weiteren Stunde wach liegen dann das Zelt aufgebaut.
Am morgen habe ich dann in den Zrinska gora ein wenig den rechten Weg aus den Augen verloren und etwas zu weit nach Osten abgekommen. Der Holzarbeiterweg war dann abwärts sehr steil und rau, vorsichtshalber geschoben. Die Dörfer auf der anderen Seite sahen nicht besser aus, oben Armetei, weiter unten wieder Entvölkerung. Scraffitti gibt's hier nicht mehr, es sind eben Artillerieeinschläge im Dach, Brandspuren, aber meistens nur entkernte Häuser. Die ehemaligen Bewohner sind weg gegangen und die Nachbarn haben sich den Rest geholt, z.B. die Fenster. Endlich ein kleiner Laden, Karlovacko pivo und Kekse.
Dialog mit dem kroatischen Grenzer: "Nu, wohin?" "Na more!" "Hier geht's nicht zum Meer." Drüben in Bosnien landete ich in Novigrad in der Republik Srpska. Ein Gewimmel von Autos und Menschen in einen schon türkisch anmutendem Basarviertel. Die serbischen Banken akzeptierten meine Maestro-Karte nicht, bei Raiffeisen hat es geklappt, ich habe wieder "Mark". Die ist halb so viel Wert wie der Euro. Es sei also allen DM-Nostalgikern gesagt: Geht doch nach Drüben, nach Bosnien. Beim Rausgeben auf einen 50"Mark"-Schein gibt es aber schnell mal auch einen 10Euro-Schein.
Die drei Religionen in Bosanska Krupa
Ich habe Hunger und ich bin von den letzten Bofungen dreckig. Mein Sehnen richtet sich nach einem Restaurant und einem Bad. Ein Bad halte ich für höchst unwahrscheinlich, aber in der Una wird reichlich gebadet. Nach einem kleinen Anberg wegen einer Brücke über die Bahn sehe ich ein reiche Anzahl von Schirmen. Da muss ich hin. Es ist ein richtiges Bad mit einer Nixe am Eingang und viel lauter Musik - mein Traum geht in Erfüllung. Es ist richtig toll als Pool angelegt mit Sprudel, nur eine Zufahrt gibt's nicht. Die Leute parken vor den Gleisen, ich muss mein Radel drüber heben. Sauber gebadet, kommt nach ein paar Kilometern ein srpski nacionalni Restoran, von weiten schon am Drehgrill zu identifizieren. Hier dreht sich ein Spanferkel, kein Lamm wie an der Drina. Es schmeckt überaus köstlich: Fett, saftig und viel krosse Schwarte.
In Kroatien noch ein Schwein, später in Bosnien Lamm
Mir läuft schon wieder das Wasser zusammen. Aber hier ist damit nicht zu rechnen, ich habe die Republik Srpska verlassen und bin jetzt von einer kleinen Fähre auf eine Flussinsel der Una übergesetzt worden. Ein Paradies mit Wasserfällen und Bademöglichkeiten. Ich habe beschlossen, hier zu bleiben und zu bofen. Aber das Bier schmeckt nicht!
Ripaz, restoran Tale, 14:15 Uhr am Sonnabend, 9. Aug.
Im Dorf Golibic ausgangs von Bihac, in der ehemaligen Kampfzone um den Flugplatz kam mir der gute Geruch vom Lamm am Drehspieß in die Nase. Es sah sehr interessant aus, ich fand auch schnell einen Platz für's Radl. Ein Op' hieß mich willkommen. Aber leider sei dies hier kein restoran mehr. Es wird nur noch für Hochzeiten und Geburtstagsfeiern zur Verfügung gestellt. Für heute Abend wird eine Feier vorbereitet. Aber in Ripac sollte ich in die pizzeria "Tale" gehen, dort gäbe es nicht nur die üblichen cevapi.
Das Polje bei Bihac

Als ich diese Geschichte begann, war mir der Ausgang noch nicht klar. Ich habe also tatsächlich die pizzeria gefunden und malerische Mühlenrestaurants an der grünen Una links liegen gelassen. Jetzt werde ich gaaaanz langsam den Weiterweg pedalieren, denn es gab ein (O-Ton der Speisekarte in Englisch) Beefsteak for slim body with big salad, unter der Rubrik „recommended by Chef (believe him)". I trusted him! Das war bisher mein bestes Steak. Es lag ganz trocken neben dem Salat. Beim Anschneiden war der Sägeschnitt des Messers im Einsatz, eine richtige Kruste. Innen der gesamte Saft des Fleischs, man hätte in der Soße die entstand, glatt einen Kloß verdrücken können. Aber es gibt ja Brot zum Titschen. Angus hin, Kobe-Rind her, für 13 Mark (und hier sind es wirklich Mark, also 6,50 EUR) gibt es weltweit kein besseres Steak. So, endlich mal ausführlich mein Lieblingsthema abgehandelt.
Knin (HRV), 10 Uhr, 11. Aug. Es war frisch auf der Krajna.
Mit dem Steak for slim body gestärkt, ging es in das Karstgebirge knapp 1000m NN. Es wurde kühler und härter in allen Beziehungen. Hier ist ein Grenzgebiet zwischen Ethnien und Herrschaft. Folglich vom Krieg gezeichnet, in hohem Maße entvölkert und mit Ruinen aber auch nur verlassenen Häusern verziert. Vor den verlassenen Häusern parken vereinzelt Autos mit Belgrader Nummern. Die Aufbauarbeit verläuft chaotisch. 

Kulan Vakuf
Ich übernachtete in einer Pension in Kulan Vakuf, eine moslemische Ortschaft eingezwängt zwischen drei Burgen im Una-Tal. Hier ist gut auf Forellen zu fischen. Die Pension besteht aus drei Häusern unterschiedlichen Rekonstruktionsgrads. In einem Gebäude das restoran, in dem anderen Gebäude eine feiernde Gruppe italienischer Jugendlicher und im dritten Gebäude meine Horntzsche. Um hoch zum Zimmer zu kommen, geht's durch eine feudale Diele, wo der Marmorboden mich zum Ausziehen meiner "gebrauchten" Sandalen zwingt. In der Mitte dieses Gebäudeensembles ein ehemaliger Pool aus der Vorkriegszeit, heute Sammelstelle des Bauschutts. Dieses Kulan Vakuf ist ein typisch bosn.-türkisches Dorf. Ich fühle mich nach Kalaam im Swat (Pakistan) versetzt. Die Altstadt liegt auf einer Flussinsel im engen Una-Tal.
Martin Brod
Die nächsten 8km bringen mich auf Makadam ans Ende der Welt, Martin Brod. Hier wird aus zwei Canons und unzähligen Karstquellen die Una gespeist. Straßen führen nur 500m höher auf das Karstplateau. Eine fantastische Gegend, jetzt serbisch dominiert. Zwischen den Häusern fließen aus den Karstquellen gespeiste Bächlein zur Una hinunter. An vielen der Häuschen Mühlräder oder Forellenbecken. Einen Bahnhof gibt es hier auch, bestimmt sind wir damals von Zagreb nach Sibenik durchgekommen. Heute ist die Strecke bis Knin still gelegt, Grenzgebiet.

Auf dem Karst ist es trostlos, die Zufahrtswege zu den Siedlungen sehen nicht sehr benutzt aus, viele Ruinen und ab und zu Minenschilder.
Die nächste Stadt Drvar wird für mich zur persönlichen Katastrophe. Schon am Ortseingang am früheren Titovo Drvar (es gibt hier eine Fluchthöhle von Tito) sehe ich einen Drehgrill rauchen. Also hin, hier wieder serbisch orientiert gibt es Jelen pivo, und das Lamm macht mir einen schon fortgeschrittenen Eindruck, mir läuft das Wasser im Munde zusammen. 

In Titovo Drvar sehe ich einen Drehgrill rauchen
Nach dem dritten Jelen pivo und einigen Fotos vom Lamm und mir sind die Brater weg, die Kneiperin zuckt mit den Schultern und bringt mir doch tatsächlich eine kalte Portion Fleisch, möglicherweise von Vorgestern, das sie nach meiner Reklamation in der Mikrowelle heiß machen will. Im Zusammenpacken kann ich mir vom immer noch im Ofen hängenden Lamm (drehen tut sich nichts mehr) wenigstens ein ordentliche Kostprobe mopsen.
Sehr hungrig und mit einem Stecker drin fahre ich die steile Straße hoch nach Bos. Grahovo. Zu dieser Stadt habe ich ganz im Hinterkopf Erinnerungen an Nachrichten von schweren Kämpfen. Das Dorf wird wirklich von zahlreichen Ruinen dominiert, aber hier sehe ich auch den ersten größeren funktionierenden Industriebetrieb in Bosnien.

Bei Bosansko Grahovo

Der nächste Pass wird mir am nächsten Morgen geschenkt, es geht morgens locker pedalierend auf knapp 1000m und dann eine Wahnsinnsabfahrt hinunter nach Knin, nur unterbrochen von den zwei Grenzkontrollen.

Blato n. Cetinje, 12. Aug., halb zwölf, der Hunger regt sich.

restoran 3 lovinci

Kurz nach meinem Lamento im Tagebuch über das verpasste Lamm vom Spieß komme ich zum restoran 3 lovinci. Möglicherweise heißt das tatsächlich "Zu den drei Drehspießen". Jedenfalls bemerkte ich erst auf den zweiten Blick das Höllenfeuer, wo zwei Lämmer und ein Schwein vor sich hin schmoren. Meine Wahl fiel auf eine Portion Schwein.
In meiner Karte war eine gelbe Straße die Krkicka aufwärts eingezeichnet. Die Straße führte nach wenigen hundert Metern an das Ende einer Schlucht, hier entspringt als mächtige Karstquelle die Krka. Sicher etwas nachgeholfen, denn es gab hier einige bauliche Maßnahmen des kroatischen Energieministeriums.

Knin
Den tatsächlichen Weg sah ich reichlich 50m über mir in den Fels gehauen. Dieser Weg war ein "Revolutionsweg", ein Schild erläuterte irgendetwas zu Napoleon. Es gilt dieses Schild noch zu übersetzen. Der Weg ist mit Mut mit einem normalen Auto oder mit Jeep gut zu befahren. Es geht ca. 20km aufwärts durch das Land der "Fünf Patronen-hülsen". Das kroatische Energieministerium hat der Krkicka alles Wasser abgegraben.

Der "Revolutionsweg"
Abends suchte ich dann lange nach einer Bofstelle. Ich war im Sinjko polje gelandet, ein fruchtbares Ländchen an der Cetina. Dieser Fluss wird aus den Karstquellen aus dem bosnischen Hochland gespeist, zum Bsp. die Ruma, ein Fluss mit einer Wasserführung wie die Schwarza oder die Spree mit einer Länge von höchsten 5km. Hier geht ein Dorf ins andere über, nur Wein oder Mais und überall ein Ömchen beim werkeln. Doch bei einem Kloster habe ich an einem quirligen Bächlein eine sehr schöne Stelle gefunden.

Ich kämpfe mich durch schattenlosen Macchia
Nun ist die Cetina in einer Schlucht verschwunden, ich kämpfe mich durch schattenlosen Macchia. Hier in Blato ist ein kupalniste, eine Badestelle an der Cetina ausgeschrieben. Dort wird meine Stelle für die Siesta sein.

Kucice, 14. Aug. Ich bin im Urlaub!

Ich bin im Urlaub!
Das heißt, ich habe mir hier für drei Tage ein Zimmer genommen. Das ist der Ort, den mir Gerts Nachbar Steffen empfohlen hat. Hier ist alles aufs Rafting auf der Cetina ausgerichtet. Der Fluss hat hier eine ca. 200m tiefe Schlucht durch den Karst, gefräst. Das Dorf liegt oben auf dem Karstplateau zwischen den Kämmen des Mosor- und des Biokovo-Gebirges. Alles Felsketten, die über 1000m reichen.

Das Tal der Cetinja
Die Straße führt jeweils vom Fluss in einigen Kehren hoch, so dass man zwischen den 12km entfernten Ein- bzw. Ausstiegstellen einen Shuttleverkehr für die Raftboote einrichten kann. Dieses Dorf eignet sich als Hippieaussteigerdomizil. Als ein Vertreter gibt sich mein Vermieter Hieronymus, so ein Salvatore-Dali-Verschnitt mit kleinen Zöpfchen im kurz geschorenen grauen Haupthaar. Seine Frau betete oft für seine Rückkehr vom Vaterländischen Krieg gegen den serbischen Aggressor. Sie zeigte mir, wo er das Dorf verteidigt hat.

Alles für die dalmatinischen Kostbarkeiten
Eine weitere Spezialität der Gegend, der ich sehr zugetan bin, sind kulinarischer Natur. Zwischen den vielen Steinen gelingt es dem Dalmatiner ein bisschen Wein und Kürbisse anzubauen. Der Wein ist an sich schon eine Spezialität (prosek), die Kürbisse sind eine Spezialität für die Schweine. Daraus wird dann der dalmatinische Schinken. Ein paar Ziegen finden dazwischen auch noch ein paar Kräuter. Daraus entsteht mein tägliches Abendbrot: Eine Platte mit Schinken und würzigen Hartkäse und ein halber Liter Rotwein. 

Unten in Omis
Tagsüber radele ich hier durch die wilde Karstgegend, die Aufstiege machen mir keine Probleme.

Split, 15. Aug., kurz vor Sieben. Sie haben Ihr Ziel erreicht!
Eben in Split einer mächtigen Prozession beigewohnt. Aber bisher half keine Fürbitte für eine Verbindung in die Welt des Internet. Stefan (www.myhomeismycar.com), der seit 9 Jahren in seinem LKW lebt und für den Weg von Wien hierher soviel Monate wie ich Tage brauchte, aber alle Hotspots in dieser Gegend kennt, kann mir auch nicht mehr helfen. Er sprach zwar von einem tollen Hotspot unter den Palmen von Split neben dem Kaiserpalast, allein ich kriege keine Verbindung. Ich werde mir nachher um die Ecke einen Access kaufen. Da ist ein Internetcafe, das kriege ich auch angezeigt. Nun, dort hat es auch nicht geklappt und ich muss mir ein Programm suchen, wo man reinen Text über die SD-Karte exportieren kann. Probietärer M$-Word-Scheiß!

Im Dioklanpalast
Bemerkenswert in Split ist der Dioklanpalast, ein Palast eines römischen Kaisers direkt an der Adria. Dieser Palast hat einen quadratischen
Grundriss mit einer geschätzten Seitenlänge von 500 m. Dieser Dioklan war ein römischer Kaiser und in der benachbarten Stadt Sagona geboren. Die Nachbarschaft misst sich aber in einigen Kilometern. Es war die Zeit des Abschwungs in Rom, die Awaren bedrängten die Stadt Sagona. Die letzten Einwohner der Stadt flüchteten in den Palast und siedelten dort, Split war gegründet. Viele Jahrhunderte reichte den Splittern dieser Palast, es ist faszinierend wie zwischen und auf den Säulen die Wohnhäuser so rumstehen. Die Splitter Honoratioren hatten die Plätze an der Außenmauer, sie bauten Renaisance-Palazzos auf die Keller, die sie als Lager nutzen konnten. Alles ist in den letzten zweihundert Jahren geschickt ausgegraben und weiter als Wohnstätten genutzt worden. Dieser Palast ist als Stadtkern von Split praktisch 2000 Jahre ununterbrochen bewohnt.

Standort-wechsel, Mojstrana am Rande des Triglav-Nationalparks in Slowenien, kurz nach Sieben am Sonntag 17. Aug.
Ich bin am Freitagabend in Split in einen Zug mit Fahrradtransport nach Zagreb eingestiegen. Es gäbe nur die eine Verbindung mit Radtransport.
Es hat hier in den letzten Tagen in Slowenien ganz ordentlich geschüttet und gestürmt. Die Fahrt von Zagreb bis hier her führt an einer mächtig angeschwollenen Save entlang. Sie führt mächtige Äste in ihren Fluten mit. Wie immer sah es in Jesenice recht traurig wettermäßig aus, aber hoffnungsvoll. Ich fand einen sehr schönen Zeltplatz hier in Mojstrana, ca. 5km Save aufwärts. 

In Mojstrana
Ein Lasko an der Azijew-Hütte
Und es wurde abends super, ich konnte sogar die Spitze des Triglav erahnen.
Am Morgen große Enttäuschung, zwar trocken, aber die Wolkenunterseite hing nur 200m über meinem Kopf. Trotzdem den geplanten Weg auf die 1100m hoch gelegene Azijew-Hütte in Angriff genommen. Mit mir stiegen auch die Wolken. Von der Hütte bin ich dann zu Fuß weiter zur Nordwand des Triglav. Dann ein kleines Wunder, soweit oben wie ich es nicht für möglich gehalten hatte, gab es ein Wolkenloch. Ich stand praktisch 500m vor einer 1000m hohen Felswand, phänomenal! Im Laufe des Tages erhielt ich noch das komplette Panorama geboten. Großartig, und nicht umsonst eines der heißesten Bergsteigerarenen in den Alpen.

Dienstag, August 05, 2008

Bei großer Hitze im Örseg im Südwesten Ungarns

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1.8.08, Achau südl. Von Wien, in einem Heurigenlokal um 13:45 Uhr
Von den dicken Frauen in Wien
Infrastruktur in Wien
Mit mehr als einer Stunde Verspätung erreichte der EuroNight den Wiener Westbahnhof. Mir schien, dass der ÖBB den Zug nur noch mit der Priorität "Ankommen" geführt hat. Unausgeschlafen und hungrig stürzte ich mich 1/2 10 Uhr in den Wiener Stadtverkehr. Schon nach kurzer Zeit hieß die Devise: Flucht. Auf dem Weg nach Süden liegt das Sommerschloss Schönbrunn der Habsburger. Es gibt viel Aufregung über den Jahressalär des Porschechefs Wiedeking. Welchen Luxus die Habsburger repräsentierten, ist dem gegenüber umwerfend. Die Erhaltung dieses Schlossparks übernimmt heute mit Mühe der ganze Staat Österreich. Der Eintritt ist frei, aber Strafen für ein cleveres System von Verboten lässt auch ein erkleckliches Sümmchen zusammenkommen. Als Eintreiber werden mächtige Mütter eingesetzt.
Im Park von Schönbrunn
Ich nehme gerade mit viel Schmackes und einer Staubwolke die letzte Kurve vor dem Ausgang auf der sog. "Fahrstraße" durch den Schlosspark. Da stellt sich mir mutig eine mächtige Frau in den Weg: "Soll ich gleich kassieren oder später?" Für den Ausweg war ich dankbar: "Später!" Mir war nur nicht klar, warum die Brünhilde mich abkassieren wollte. Hilfsbereit wies sie mich auf die kleinen Verbotsschilder hin, 10cm Durcmesser, darunter auch das Fahrradverbot. Nochmal gut gegangen, die Gute war gnädig und erließ mir 50 EUR "Austrittsgeld".
Hungrig verließ ich den Park und sah vor mir ein 5spurige Ausfallstraße, zum Glück mit Radweg, der aber sehr steil in einen Park führte. Oben dann Golgatha: "Alt Wiener Würstel Stand". Eine mächtige Frau nahm meine Bestellung auf. Ihr Problem: Ich hatte großen Hunger und upgradete meine Bestellung im Satz 3mal: Käsekrainer - Leberkäs - Kümmelbraten. Sie war wahrhaftig begeistert und verhalf dem Piefke zu einem neuen Genuss. Auf die Frage "Süßer oder scharfer Senf?" wählte ich den Scharfen. Sie machte aber den Süßen drauf, wie es sich gehört und wie es mir auch schmeckte. Die Gute freute sich schelmisch, als ich mich für ihren Irrtum bedankte.
Endlich war die Flucht aus dem Wiener Gewimmel geglückt und ich feiere das hier beim Gespritzten Heurigen. Es sind nur noch 30 km bis zum heutigen Ziel, ich kann also das vierte Viertel noch bestellen.
Körsceg (HU), Sonntag, gegen 7 Uhr morgens

Gestern haben die Türken verloren.
In der Stadt wurde mit lauten Kanonenschlägen und viel Pulverdampf die Verteidigung der Burg aufgeführt. Ich muss noch nachlesen, ob alles historisch korrekt war. Die Ungarn haben gestern jedenfalls gewonnen.
Burg Forchtenstein
Ich bin jetzt hier im Gebiet derer von Ezsterhazy. Gestern begann die Tour mit einem Aufstieg auf das Rosaliengebirge bei Forchtenstein. Dort steht eine mächtige Burg im Besitz der Privatstifftung Ezsterhazy. Die Ezsterhazy-Farben Blau-Gelb begleiteten mich dann durch die Bucklige Welt bis nach Körsceg. Überhaupt haben die Ösis eine blumenreiche Sprachen z.B. Gibt es hier eine Versicherung mit dem Namen "Wechselseitige", das Geld wechselt die Seite.
Auf der Siegesfeier abends gab es tolle angejazzte Folkmusik, dazu holte ich mir vom Büdchen mehrere Dezi hiesigen Wein. Besonders wohlschmeckend der Cabernet Sauvignon aus Körsceg. Heute komme ich noch in Cak durch eine Kellerzeile, da werde ich weitere verkosten.
Kellerzeile am Geschriebenstein
Moschendorf in Österreich, sehr sonniger Nachmittag unter Kastanien
Heute bin ich durch das neue Europa gefahren. Der Radweg "An den Ausläufern der Alpen" nahm raue Waldwege durch das Gebiet des Geschriebenstein. Und viele Kellergassen wurden versprochen, aber damit war es nicht weit her. Den Vogel hat Sandor abgeschossen, mit viel Reklameschildern und sehr optimistischen Entfernungsangaben verführte er mich auf einen Berg. Aber seine idyllisch gelegene Buschenwirtschaft war geschlossen. Und so konnte er mir auch nicht sein Museum zum Eisernen Vorhang zeigen. Nach dieser Strapaze folgte ich nur noch Pinka. Das erste Dorf hieß Großdorf. Judit versprach wieder eine Buschenwirtschaft, war nix. Das nächste Dorf begrüßte mich auf kroatisch: Vitame vas! Weiter ging's durch Pernau und dann wechselte auf einmal die Farbe des Ortsschilds. In Bildein war ich wieder in Felix Austria. In dieser Walachai gibt es nächste Woche ein kleines Woodstock mit Uria Heap und Wir Sind Helden. Sehr heldenhaft, denn hier ist schon die Puzsta. Das nächste Dorf war wieder in Ungarn. Jetzt sitze ich beim dritten Spritzer im Gasthof Noe bei der Helga wieder im Burgenland. Das finde ich großartig, einfach so dahin pedalieren, Grenzen missachtend. Aber die Hiesigen kommen nicht miteinander aus. Es gibt genau wie bei uns im östlichen Grenzgebiet keine effektive Kooperation.
Csesztreg, ein schwüler Nachmittag am 4. August
Heute morgen war noch ein frischer Wind. Es war heute eine wenig spektakuläre Etappe durch das Örseg, die westlichste Gegend von Ungarn und seit der Landnahme unverändert. Zersplitterte Siedlungen in gerodeten Inseln im Eichenwaldgebiet. Ein Ort der Ruhe und Verlassenheit. Es gibt aber immer wieder Hinweisschilder zu czardas. Ich habe ein bisschen reichlich Forint rausgeleiert. Ich kann also getrost mich von den Hinweisschildern verleiten lassen. Herausragend bisher: Wildgulasch mit Dödöllös, eine Art Brockelzemte aus Stampf, ein Gedicht. Dann einige Kilometer weiter eine Fischsuppe vom Wels.
Lenti - ein Badetag
Von dem schönen Thermalbad habe ich mich verleiten lassen, am Zeltplatz zwei Übernachtungen zu buchen. Alles ist hier wie ein Kurpark, angefangen die Sanitärräume. Im Bad habe ich alle Becken durchprobiert, beim Sprudelbecken hatte ich aber immer Pech. Die seltenen Ausbrüche der Sprudel haben nur die beim Saunieren seit Alters her gewitzten Ungarn abgekriegt. Wann der St. Georg Energiepark seine Energie dem Sprudelbecken bereitstellt, konnte ich nicht ergründen. Nun habe ich auch noch mein Radel zum Speichen nachziehen abgegeben. Es wird also morgen zeitig dann nach Kroatien gehen, sauber und rund laufend.
Viele Grüße von unterwegs
Eberhard Elsner

Mittwoch, Juli 16, 2008

Gelebtes Hopperticket

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Kunst am Kloster Mildenfurth
Ich habe mich also am Dienstag nach dem Ärger mit dem "Service mit Herz" (statt mit Hirn) meiner Toyota-Autowerkstatt aufgemacht zu einer ersten größeren Radtour. Nach ein paar Versuchen am Fahrkartenautomat wusste ich, das mich der erste Hopp auf dem Weg nach Bad Brambach bis Triptis bringt. Auf dem Weiterweg mit dem Rad nach Wünschendorf "entdeckte" ich die alte Klosteranlage Mildenfurth im Weidatal. Heute sitzt dort der Künstler Kühn und hat das Gelände zu einer Ausstellung seiner Plastiken gemacht. Er öffnete mir persönlich die Pforte, damit ich mich umsehen konnte. Um den 14. Sept. herum ist Klosterfest. 
Holzbrücke über die Weiße Elster in Wünschendorf
In Wünschendorf sah ich den Zug gerade abfahren, ich hatte also Zeit durch das schöne Elster-Tal bis Berga zu radeln. Dort setzte ich den nächsten Bahn-Hopp bis Weischlitz. Dort war wieder viel Zeit, sodass es wieder ein Stück auf dem Elster-Radweg bis unter die Pirker Autobahnbrücke ging. Der letzte Bahnhopp bis Bad Brambach, Ankunft 16:30 Uhr.
Auf dem kurzen Weg nach Plesna (Fleiß) wollte ich eine Abkürzung fahren. Ergebnis: Ich gelangte in den Ödnisstreifen der Grenze mit den mannshohen Giftdolden, ich habe mich dann lieber durch ein brusthohes Rapsfeld gekämpft. Ich konnte nämlich in gut 20m den korrekten Weg erkennen. So ein reifes Rapsfeld ist staubig und verfitzt. Ich musste mein Rad vorn bis auf Kopfhöhe anheben und dadurch einen Pfad in den Fitz schlagen. Ich hoffe, die holen den Jäger, um dieses Untier zu töten, das diesen halbmeter breiten Pfad durch das Feld gebrochen hat.

Nun in CZ werde ich von der ausgezeichneten Beschilderung des Radnetzes geführt. Zweistellige Zahlen bezeichnen Haupt- und Weitwege, vierstellige Bezeichnungen sind lokale Wege, die auch schon mal sehr rau werden können. Mich führt die "36". Neben einigen Kleinstädten führt der Weg durch alte deutsche Ortslagen, wo aber kaum noch 10% der Häuser stehen. Ein Heimatverein der Kraslitzer in Zusammenarbeit mit dem tschech.-deut. Zukunftsfonds hat in jeder Ortslage einen Stein mit einer zweisprachigen Tafel zur Geschichte aufgestellt. Ein kleiner Unterschied ist mir aber aufgefallen: Die Jahreszahl 1945 mit dem Hinweis der Vertreibung, in jeder Tafel gleichlautend (Srg-C, Str-V), fehlt immer im tschechischen Text.
Gegen 19 Uhr erreiche ich Ursprung, eine kleine Pension mit restaurace grüßt. Draußen sitzen zwei Männer, der Wirt und sein Gast. Der freut sich, als ich hielt und ein Bier bestellte. Es ist ein Heizungsbau-Unternehmer aus Markneukirchen. Er ist Stammgast hier, kriegt sein Bier angewärmt und geht pro Glas zweimal pullern. Er wandert fast jeden Tag die gut 10km seit seinem Herzinfarkt vor paar Jahren rüber über die Grenze und ist ein exzellenter Kenner der Geschichte der Gegend. Er empfiehlt mir als Bofstelle den "Hohen Stein". Ich bin Anfangs nicht sehr begeistert: "Da muss ich ja wieder zurück!" Aber er will mich sogar bis hin begleiten. 
Meine Bofstelle am "Hohen Stein"
Ein schöner Höhenweg, in meiner Karte nicht eingezeichnet, führt zu einer Wand von Quarzfelsen, die praktisch den westlichen Abschluss des Erzgebirges bilden. Von den Felsen hat man einen großartigen Blick vom Slavk. Les (Kaiserwald) im Süden, über das Fichtelgebirge bis zum Vogtland.
Dort versuchte ich meinen Tarp aufzubauen, meine Geduld war schnell am Ende. Ich habe so im Wald bei den Felsen geboft. Ich hatte Glück, kein Regen, nur ein paar Mücken.
Der Kammweg ist für mich schwer, es geht lange bergauf und dann verliert man wieder die schöne Höhe. Jetzt bin ich in Hirschenfang. Liegt in der Nähe von Johannstadt, aber auf böhmischer Seite, ca. 900m hoch, ein Hochmoorgebiet. Es sieht hier aus wie in Jizerka, nur noch weniger Häuser. In der Kneipe hängen viele Ansichtskarten aus alter Zeit, es war ein stattliches Dorf und Sommerfrische. Heute steht nur noch ein Haus, von vormals fast 60. Die Tschechen haben hier einen breiten Streifen als Grenzgebiet entvölkert und verödet. Jetzt bin ich in Bozi Dar in eine kleine Pension zur Übernachtung eingekehrt.

Sonntag, Juli 13, 2008

Ja ist er denn endlich mal wieder unterwegs?

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Es muss endlich sein: Auch wenn nur fünf Tage Zeit sind, ich will eine
Radtour über den Erzgebirgskamm machen. Fast der gesamte Weg führt
durchs Bihmsche (durch CZ). Am Mittwoch werde ich starten und will ein
paar Geschichten an das Tagebuch schicken.
Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner
Ein Optimist nimmt die Dinge nicht so tragisch, wie sie sind.
Karl Valentin.
http://lebensreise.com/

Freitag, September 14, 2007

Taigajäger

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Am Anfang sollte es der Pik Poroshisty sein, ein Zweitausender im Chamar-Daban-Gebirge auf der Ostseite des Baikal. Noch sieben weitere Ziele haben wir dann diskutiert: Transib-Fahren nach Ulan-Ude, zur Olchon-Insel... Wichtig jedoch, es sollte auf eigene Faust sein. Alexander Wladimirowitsch schüttelte immer zweifelnd mit dem Kopf, er traute uns kein Taiga-Abenteuer zu und er wollte natürlich uns noch ein paar Tage verkaufen. Missverständlich war aber, dass er auch einen Betriebsausflug ab 11.9. führen sollte.
Geinigt haben wir uns auf eine Tour durch die Taiga hinunter zum Baikal-See entlang des Flüsschens Große Krutaja Guba und dann auf den Gleisen der alten Transib nach Kultuk am Südzipfel des See. Das sind grob geschätzt um die 60km. Wir sollten uns Fragen aufschreiben, denn Alexander Wladimirowitsch wollte uns Tipps geben. Wir hatten nur eine Frage, nachdem wir ihm unseren Plan vorgelegt haben: "Moshno - möglich?"
"Nu, moshno" erhielten wir als sehr zufriedenstellende Antwort, "nu, was wollt' ihr essen?"
"Wir gehen morgen früh noch Einkaufen."
"Wie wollt' ihr kochen?"
"Wir essen kalt."
"Aber 'nen Kaffee früh wäre schon gut" warf Harry ein.
Wir erhielten am Ende unserer Planungsrunde einige detaillierte Kartenskizzen von Angosolka (Wo das Magasin zum Bier holen sich befindet) und Kultuk mit den Bahnhöfen für die Rückfahrt, Fahrplanauszüge und einen der Kochbehälter. Wir waren gerüstet, um nach unserer Ansicht am Donnerstag (13.9.) wieder zurück nach Irkutsk zu finden. Alexander Wladimirowitsch lächelte skeptisch.
Am Montagmorgen stehen wir gegen 9.00 Uhr rechtzeitig an der Station Akademgorodok in Irkutsk. Die Elektritschka bringt uns zur Station "Perejesd". Das funktioniert auch alles bestens, es gibt einigermaßen verständliche Durchsagen zu den Stationen im Zug. Wir öffnen die Waggontür und stehen vor einem fast zwei Meter tiefen Abgrund, es gibt keinen Bahnsteig. Unsere Mädels pflücken wir vom Zug. Wir sind in der Taiga, hier steht ein Häuschen, ein nacktes kleines Kind stolpert über den Hof, man hört eine Säge. Schnell die Hauptstraße von Irkutsk nach Wladiwostok überqueren und dann dem einzigsten Weg in den Wald folgen. Zwei Burjaten mit großen Kiepen sind dort schon verschwunden, verlaufen kann man sich auch hier nicht. Die letzten Unsicherheiten über unseren Weg sind beseitigt, als wir die in der Karte eingezeichnete Stromleitung unterqueren.
Unseren Weg haben vor kurzen ein paar Radler genommen. Sicher galts immer mal das Rad zu schultern, denn hier ist überall Quellmoor für die Große Krutaja Guba. Doch den ausgetretenen Pfaden folgend kommen wir einigermaßen trockenen Fußes durch. Auch Jürgen, der nur in Sandalen läuft, weil er sich die Füße aufgerieben hat. Wir sehen immer wieder Spuren von Waldbränden. Jana sagte schon, die seien von dummen Touristen verursacht, die die Lagerfeuer nicht richtig löschen. Immer wieder finden wir solche Taigalager.
Unser Lager befindet sich am Zusammenfluss von zwei großen Bächen auf einem Wieschen im Birkenwald, herrlich. Von einer Feuerstelle etwas entfernt haben wir die Astgabeln für unser Gestell mitgebracht. Nur das Holz, was wir hier finden, ist sehr nass. Selbstverständlich kriegen wir das Feuer an.
Am nächsten Morgen durchqueren wir den Bach und sind dann gegen Mittag am Baikal, es wird ausgiebig gebadet.
Auch weiter läuft alles planmäßig, nach acht Tunneldurchquerungen erreichen wir Stara Angosolka mit seinem Magasin. Dort trinken wir die gesamten Vorräte des Dorfes an Importbier aus: Velkopopovicky Kozel aus Czechland, Holsten und ein Bier namens "Bavaria" aus Holland. Unser Lager steht diesmal direkt neben der Strecke der alten Transsib. Die Wahl fällt auf diese Stelle, weil wir hier die Errungenschaften der touristischen Erschließung Bank und Tisch nutzen können. Nachteil: Es geht kein Häring in den Schotter des Gleisbetts. Gegen Mitternacht kommt doch tatsächlich ein Zug hier lang, er reißt uns fast alle aus dem Tiefschlaf. Ich stelle mir nur vor, dass irgend ein Teil der Waggons sehr weit hervorragt. Vielleicht aus den gleichen Gründen wie bei der Wasertalbahn in Rumänien, bei einer Reparatur als unbrauchbar empfunden und weg gebogen. Das würde dann mein Zelt aufschlitzen, ich stehe nämlich sehr nah dran. Es ist ein Güterzug mit Pritschenwagen und zwei Personenwaggons.
Am zeitigen Mittwochnachmittag (12.9.) erreichen wir Kultuk. Am Bahnhof stellt ein junger Mensch als Natschalnik vor. Wir fragen nach Möglichkeiten der Zugfahrt auf der alten Strecke, auf der sogenannten "goldenen Schnalle des russischen Stahlgürtels". Ja, morgen 6 Uhr und paar Zerquetschte fährt der Zug. Da redet ein Anderer rein: "Nein, der fährt so gegen dreizehn Uhr." Das Missverständnis klärt sich auf: Die Bahn rechnet in ganz Russland nach Moskauer Zeit. Jetzt, wo wir also wissen, dass es auch eine Personenbeförderung auf der alten Strecke gibt, reift der Plan nach Port Baikal zu fahren und dort mit der Fähre nach Listwjanka über zu setzen. Das wäre eine Fahrt über 84 km am Baikal entlang und dann zurück mit dem Boot nach Irkutsk. Wir würden planmäßig am Donnerstag eintreffen. Wir rechnen nochmal die Zeitverschiebung zwischen Ortszeit und "Bahnzeit (Moskauer Zeit) nach und beschließen morgen gegen elf hier zu sein.
So wird es nun gemacht. Nach einer Nacht in der Nähe des Damms der aktuellen Transsib mit reichlich Güterzugverkehr, auch nachts bringt alle 10 Minuten ein Zug Öl nach China oder kommt leer wieder retour vorbeigerasselt, stehen wir am Bahnhof. Endlich gegen 14 Uhr steigen wir in die alten klassischen Transib-Liegewagen, wo schon Walter Ulbricht geboft hat. Eine optimistische Schätzung der Geschwindigkeit von Jürgen besagt 30 Stundenkilometer. Und viele Halts, es gibt etliche Bahnstationen, teilweise an exklusiven Urlaubsquartieren. Zum Beispiel die Tourbasa "Baikaltourist", hier hat schon Wladimir Putin ein Treffen der GUS-Staatenlenker abgehalten. Aber die eigentliche Aufgabe des Zuges ist die Versorgung der mechanisierten Wanderbrigaden mit Baumaterial. Wir haben schon auf unserer Wanderung die mit einem weißen Klecks gekennzeichneten Schwellen aus der Zarenzeit bewundert, die es auszuwechseln gilt. Es vergeht die Zeit und wir werden nervös. Ein ungefähr dreizehnjähriger Hans-Dampf-in-allen-Gassen-von-Port-Baikal bietet uns seine Beeren zum Kauf an. Als wir gegen acht endlich ankommen ist er mit seinen Kumpels Zigarette qualmend schnell weg, auf unsere Frage nach der Fähre fuchtelt er nur in Richtung See. An einer Anlegestelle sehen wir dann die Fähre rüber nach Listwjanka schippern. Ein Gerücht besagt, dass sie nochmal zurück kommt und eine Gruppe Amerikanzy für den Zarengold-Express, der hier steht und uns die Sicht auf die Fähre verbaut hat, bringt. Aber die Fähre geht hier über Nacht vor Anker, erst morgen früh wird der Betrieb wieder aufgenommen. Ab Tausend Rubel pro Nase ließe sich was ändern...
Wir finden noch ein Geschäft für das Abendbrot und nach einem kleinen Spaziergang ins Dorf auch einen schönen Bofplatz. Wir setzen dann am Freitagvormittag rüber und ein Bus bringt uns nach Irkutsk. Die Mädels vom Hostel freuen sich, dass wir doch noch eintreffen.

Sonntag, September 09, 2007

Ich komm' nicht runter

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Es gab einen Ruhetag nach unserem Sajan-Abenteuer. Slawa fuhr uns nach Taltsi und Lena erläuterte uns die Siedlungen der hiesigen Bevölkerungsgruppen: Ewenken, russische Kosaken und Burjaten. Ich fand es sehr interessant, von der Eroberung von Sibirien durch die russischen Kosaken zu erfahren. Wir besuchten in einem der Mehrgenerationenhöfe eine "dunkle" Banja. Das bedeutet, dass in der ganzen Horntzsche durch eine ordentliches offenes Feuer in der Banja die Temperatur hoch getrieben wird. Dann gehen die Leute rein und schwitzen sich gesund. Ein Restrisiko bleibt: Manch einer schläft für immer ein, ein bisschen Kohlenmonoxyd vom dann missglücktem Feuer ist zurückgeblieben.
Ein bisschen fürchte ich mich: Alexander Wladimirowitsch erzeugt eine respektvolle Atmosphäre zur Steppentour am Baikal. Wir kriegen unsere produkty, soll heißen Lebensmittel zugeteilt, der Rucksack wird drücken. Ich verzichte auf die Regenjacke und viel anderes unnützes ziviles Zeug.

Nach einer Fahrt über Holperstrecken setzt uns Slawa, der Fahrer, auf einer 200m hohen Klippe über dem Baikal ab. Das Lager wird aufgebaut: Wir bauen unsere Zelte auf und Alexander Wladimirowitsch den Rest. Er holt verstecktes Holz hervor, baut die Sitzecke auf, Feuer wird gemacht, er holt Pflanzen für den Tee und vieles mehr. Wir sind ganz jieprig aufs Baden im See. Nicht ganz einfach auf einer so hohen Klippe. Nach dem steilen Abstieg reißen wir uns die Klamotten vom Leibe, die Russen gucken ganz pikiert. Nach diesem Kulturschock erhalten wir Erläuterungen zum heiligen Charakter dieses Fleckchen Erde, hier gibt es neben den üblichen Russengraffitti 2000 Jahre alte Felsmalereien auf dem Marmorfelsen.
Anfangs führt der Weg am anderen Morgen noch durch lichte Taiga, aber dann nur noch Steppe. Häufig machen wir Tradition und das geht so: Alexander Wladimirowitsch fordert uns auf, ein klein bisschen Klimpergeld bereit zu halten. Ein Pfahl im Gelände zeigt die Grenzen einer Burjatensippe an. Solch ein Pfahl hat drei umlaufende Kerben, für die Geister des Himmels, der Erde und der Unterwelt. Für all diese Geister kann nun geopfert werden, Geld, geknickte Zigaretten oder mit dem Ringfinger der rechten Hand auf den Pfahl gestippten Wodka. Der Rest der Flasche gehört dann den Irdischen. Dass hier sehr viel Tradition gemacht wird, zeigen die vielen leeren Flaschen, Münzen und einige Zigaretten.
Ein Ort für viele Traditionen zu machen, ist der Hügel Jorta im Tal der Ust-Anga. Hier leben noch zwei burjatische Familien, eine sogar das ganze Jahr über. Irgendwie hoffen wir bei den paar Häuschen immer gleich auf ein magazin, ein Lädchen. Aber Alexander Wladimirowitsch macht deutlich: In 20 km Entfernung könnten wir ein Bierchen kaufen. Dieser Umweg ist aber selbst bei unserem Durst zu groß. Unser Lager steht heute im kleinen Uferwäldchen der Ust-Anga. Das Wetter verwöhnt uns, weshalb auch hier keine Gelegenheit ausgelassen wird, in den sibirischen Gewässern zu baden. Jürgen hat aus seinem Kühlschrank das Thermometer mitgebracht, wir schätzen 17°C Wassertemperatur.
Am nächsten Tag führt uns Alexander Wladimirowitsch durch die Steppe zum Plateau, wo Wünsche war werden sollen. Als magische Boten der guten Geister taucht am Horizont eine Stute mit ihrem Fohlen auf und galoppiert uns entgegen und umkreist uns neugierig, um am besten im Wind Witterung aufnehmen zu können. Wir werden als wenig interessant eingestuft und die beiden verschwinden wieder. Wir sind angekommen an unserer Lagerstelle für die nächsten drei Tage hoch über der Aja-Bucht. Das Lager wird aufgebaut: Wasja hat mit einem kleinen Transporter neue Vorräte an produkty mitgebracht. Er wird auch immer Wasser aus dem Baikal herbeiholen. Einmal bringen wir vom Baden einen Kanister voll mit, das brauchen wir aber dann nicht mehr zu schleppen, gut so, denn es geht vom Ufer einen steilen Weg gut 100 Höhenmeter hoch. Dann lädt Alexander Wladimirowitsch einen Rucksack ab: „Santa Claus!“ sind seine Worte. Nun schwant uns, was die Magie dieses Ortes ausmacht, im Rucksack sind etliche Büchsen Baltika 3 – das Bier des russischen Reiches.
Noch mehr Ausrüstung bringt Wasja von seinem oben auf dem Plateau geparkten Transporter: Helme mit Geleucht, Klettergürtel und jede Mengen Seil und Kletterhardware. Alexander Wladimirowitsch bittet zum Training: Abseilen, Klettern mit Steigleiter und Seilklemmen. Wir trainieren für die beiden Höhlentouren, in eine enge horizontale Höhle und in eine Schachthöhle. Ich baue schon mal vor und erzähle von meinem Höhlenabenteuer im Elbtal in den achtziger Jahren, mit Narbezeigen. Das kleine Einmaleins des Höhlenkletterns haben am Vormittag dann alle durch, jeder hat sich abgeseilt und ist mit der Seilklemme geklettert. Nach dem Essen steigen alle in die Höhlenkluft. Helmut sieht sehr schmuck aus als kleine runde gelbe Fledermaus in seinem Overall. Fünf Meter nach dem Höhleneingang kommt schon für mich die Schlüsselstelle, hier komme ich nicht durch. Mal wieder ist der schönste Teil der Höhle für mich nicht erreichbar.
Aber ein Höhepunkt kommt noch am nächsten Tag. Wasja und Alexander Wladimirowitsch haben am Morgen schon an der Felskante zum Baikal gebastelt und Sicherungsösen gesetzt. Wir werden uns 100 m über dem Baikal eine Felsplatte ca. 15m abseilen und dann wieder mit den Steigklemmen, wir nennen die Dinger Fiffis hochklettern. Das ist großartig und auch anstrengend. Am Nachmittag in die Schachthöhle gehe ich nicht mit hinein – ich komm’ eben auch nicht mehr runter.

Sonntag, September 02, 2007

Ich komm' nicht hoch

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Alexander Wladimirowitsch sagt mir gerade: "Otlitschno!" Ausgezeichnet, so fühl' ich aber gar nicht. Ich krauche auf dem letzten Loch den Hang hoch, immer auf der Flucht vor Wasja. Er ist beauftragt, die Gruppe abzusichern. Wir sind auf dem Weg in das Sajan-Gebirge. Es ist eine herrliche Bergwelt. Der Weg führt uns von Arschan (900m) am heiligen Wasserfall vorbei durch den Canon der Kyngyrka auf ein Höhe von 1300 m. Nach vielen wackligen Brückenüberquerungen, steilen Auf&Ab erreichen wir endlich das Basislager. Es geht ans Lager aufbauen. Das heißt für uns Holz sägen und hacken. Alexander Wladimirowitsch sucht Material für Tee, Wasja versucht sich am Feuer und unsere Dolmetscherin ins Englische Nadja schnitzelt das Gemüse für die Suppe. Jens kriegt endlich das Feuer in Gang. Alexander Wladimirowitsch sagte sehr bestimmt von Anfang an, dass wir uns um Bier und Wodka selbst kümmern müssen. Deshalb trugen wir fast alle auch eine Flasche Wodka ins Basislager. Lange hält der mitgebrachte Wodka uns nicht am Feuer, dann in den Schlafsack.
Die erster Tour führt als Akklimatisierung entlang des Flusses durch die Schluchten. Mir gefällt eine Stelle als Bett im Moos so sehr, dass ich meine Freunde ziehen lasse und in das Moos lege. Wenige gefühlte Minuten später höre ich meinen Namen im Tal widerhallen. Ich winke mit meiner Mütze in die Berge. Die Freunde sind aber schon an meiner Bofstelle vorbei gelaufen, stellt sich heraus, als Jens von unten auf mich zu kommt. Die Freunde machen schon Pause und bereiten den Tee an einer Feuerstelle.
Alexander Wladimirowitsch hat inzwischen das Lager perfektioniert: Folien über dem Thingplatz, neues Holz zum Hacken und die Pfanne hat einen Stiel aus Eberesche.
Das warme Essen zum Frühstück ist zum Gewöhnen, heute gibt es Milchreis mit Rosinen. Wir starten zur Bergtour auf die Höhen des Sajan. Aus den Erfahrungen von Gestern habe ich gelernt und mir aus der Deckeltasche des Rucksacks einen Ranzen gebaut. Darin befindet sich ein Pullover und die Trinkflasche. Wieder komme ich nicht hoch: An der Waldgrenze bei ca. 2100 m lasse ich die Freunde ziehen. Die steigen noch 300 m höher auf den Kamm des Ost-Sajan. Der Abstieg geht dann steil und wegelos durch die Bergtaiga auf Moosteppich. Harry sagt: "So einen Teppich und ich brauch' kein Bett." Im Canon wird schnell ein Feuer entfacht und den guten Taigatee gekocht. Dazu braucht Alexander Wladimirowitsch nur wenige Minuten, um die Ingredienzien für den Tee zu sammeln. Für mich überraschend gehören auch Vogelbeerbaumbeeren dazu. Jeder Schritt durch die Taiga wird von wunderbaren Aromen erfüllt. Am Basislager ist unsere Crew immer am Kochen von Tee, Suppe und Wasser fuer Kaffee. Überhaupt sind wir immer gut bekümmert worden, mir wurde meine Seitentasche und meine Stöcke abgenommen. Ich bin ja immer der Letzte der Gruppe vor Treiber Wasja.
Das Ostsajan ist ein sehr schroffes und steiles Dolomitgebirge. Die Bäume reichen bis in die Felsregion, irgendwelche Matten und Wiesen gibt es nicht. Es ist ein raues und abenteuerliches Gebirge.
Zum Abschluss besuchen wirt noch in Arschan ein burjatisches Kloster - ein Datsan. In der kommunistischen Zeit sind alle alten Klöster restlos ausgelöscht worden. Die Burjaten verehren einige Standorte der ehemaligen noch als heilige Plätze, wie aber eben den Wasserfall oder einen markanten Felsen auch. Dieses neue Kloster ist scheinbar aus einem russische Bauernhaus mit viel Farbe und hochgezogenen Dach konvergiert worden. Es besteht erst wieder seit zehn Jahren. Ein Mönch verliest in einem Singsang mit minimaler Modulation seine Texte. Nach einigen korrekten Runden in Uhrzeigerrichtung verlassen wir das Kloster zu einem ersten Bier nach den vier Tagen.
Nun fährt uns Slawa ohne Umwege nach Irkutsk zurück. Der Verkehr ist recht chaotisch auf der Hauptstrecke, Rechts- und Linkslenker halten sich hier die Waage bei Rechtsverkehr. Problematisch ist das dann bei einem Überholvorgang. Und so sind die diversen Missgeschicke am Straßenrand mit Blechschäden und auf dem Dach liegenden KAMAS keine Überraschung.
Die nächste Tour soll in die Tazheransker Steppe zum Baikal gehen.

Montag, August 27, 2007

Erster Haken auf der Liste

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Immer gibt es einen Markt mit Ständen irgendwo und diesen muss man auch besuchen, um Spezialitäten zu kosten. Wir waren erfolgreich, es gab die Fischspezialität des Baikal, den Omul, geräuchert. Das ist wie Lachs nur noch würziger. Erst kauften wir acht Leutchen einen einzigen Fisch zum Kosten. Nach den ersten wohlschmeckenden und zwischen den reichlich Gräten rausgekratzten Happen wurden vier weitere Omuls von der netten Fischfrau auf dem Markt von Listwjanka geholt. Die Fische sind mit Hilfe von großen Zahnstochern platt gemacht und stark geräuchert. So lachen sie den Feinschmecker an. So ein Fischlein kostet hier 100 Rubel, entspricht Euro 3. Daneben ist im Markttisch ein Loch, worin eine Plastetüte liegt. Die hob das Ömchen an und bot mir von dem noch räucherwarmen Fisch eine Kostprobe an. Nun muss es auch zu einer späteren Tour noch diese Spezerei sein.
Das ist ja ganz günstig, im Vergleich zu den ersten russischen Bieren in Moskau. Jürgen hatte einen 1000-Rubel-Schein, der aber nicht für die Runde reichte. So bemerkten wir aber auch nicht, dass dieser von der Bank von Belarus herausgegeben war. Nun, die Kreditkarten gelten zum Glück weltweit.


Sonst lief alles besser als ich erwartete, ein Bus transportierte uns zum Inlandsterminal in Scheremetjevo, genügend Schwarztaxi boten ihre Dienste in Irkutsk. Das Hostel ist eine Wohnung in einem Block, drei Zimmer mit Betten zugestellt, Küche mit Versammlungstisch und einem Flur, mit der Schlange zum Zugang zu Klo und Dusche. Aber es fügt sich, dass siebzehn backpacker zurecht kommen. Bisher nutzten wir nach einigen Versuchen die einheimischen Verkehrsmittel: Busse in Irkutsk und das raketa-Boot zum Baikal nach Listwjanka. ...und ein neues Wort habe ich gelernt: puschka, die Kanone. Das lernte ich beim Besuch des Dampfers ANGARA, der als Truppentransporter im russisch-japanischen Krieg 1905 eingesetzt war. Ein alter Starschina mit Knollennase und kleinwenig Wodkaodem erläuterte uns die Geschichte des Schiffes. Morgen halb zehn Uhr starten wir nach Arschan ins Gebirge. Sascha als Veranstalter erläuterte uns den Plan und nahm uns das Geld ab.

Dienstag, August 14, 2007

PROLOG - Vorstellung von einer Reise zum Baikal

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Nun sind die wesentlichsten Hindernisse (Visa und Lokführerstreik) auf dem Weg nach Sibirien überwunden. Nun brauchen wir nur noch alle so einen Hut wie Putin und wir sind gerüstet.
Persönlich mag ich beim Reisen Überraschungen und ein bisschen Abenteuer. Deshalb verlasse ich mich voll&ganz der Beschreibung der geplanten Tour von Alexander Osintsev.
Hier nun meine Interpretationen seiner Beschreibung:

Heute in zwei Wochen sind wir auf dem Weg in das östliche Sajan-Gebirge nach Arschan. Wir fahren in einem alten UAS mit Allrad und werden mit unseren Kraxen im Kasten hin und her geworfen. Den einzigsten Sitz benötigt der Fahrer. Unterwegs halten wir noch nach einem kleinen Umweg von ca. 100 km bei seiner Oma an. Dort werden wir endlich die Kommode los, die uns ständig auf die Füße fällt.
In Arschan kosten wir dann alle das berühmte Mineralwasser und trinken auf den Frieden, unsere Eltern, auf das Gelingen der Tour, den Frieden, auf die Oma des Fahrers, den Frieden ...
Dann geht's los: Ein paar Kilometer bergauf, dabei durchqueren wir mehrmals Flüsse und Bäche. Gustav Ginzl bewertete die Tage seiner Sajan-Tour vor 30 Jahren nach der Anzahl der durchquerten Flüsse. Und wir werden uns erinnern, dass er sich das Fußlappen wickeln von den Russen zeigen ließ, denn es quälen uns die ersten Blasen. Das Lager wird aufgebaut, Helmut hat Vollschutz angezogen. Hier gibt es sehr viele "muchas".
In den nächsten Tagen freuen wir uns immer, wenn wir wieder tausend Höhenmeter aufgestiegen sind. Zum einen haben wir einen prächtigen Blick über die Gletscher des Sajan, aber auch die "muchas" sind hier oben weg.
Der alte UAS bringt uns wieder zurück nach Irkutsk. Natürlich besuchen wir auch wieder die Babuschka vom Fahrer. Der UAS wird mit Kartoffeln, Gurken und viel anderem Zeug voll geladen, eine unserer Kraxen findet keinen Platz mehr. Die will uns der jüngste der Enkel mit dem Motorrad in die Bucht Begul am Baikal bringen, wohin wir nach der Rückkehr nach Irkutsk aufbrechen.
Als er einen Tag verspätet in der Bucht ankommt, erzählt er uns sein Abenteuer mit einem riesigen Bär. Dieser Bär versuchte immer die Kraxe runter zu reißen. Er bringt nur noch die Deckeltasche und einen Rückengurt mit, die Risse von den Pranken sind ganz deutlich auf der Deckeltasche zu erkennen. So können wir uns ein Bild von einem sibirischen Bär machen. Harry hat vom Schicksal seines Rucksacks noch nichts mitbekommen, er steht jeden Morgen mit der Angel am Baikal. Aber für unseren Topf hat er noch nichts beitragen können, der wird nur mäßig mit den Kartoffeln und Buchweizengrütze der Oma gefüllt. Es stellt sich ein Missverständnis heraus: Wir Deutschen seien doch alle Vegetarier.

Mittwoch, Mai 02, 2007

Elster-Radweg 2007

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Und es begab sich anno 2007, dass sechs Recken beschlossen, auf Ihren Stahl- (teilweise auch Alu-) Rössern auszureiten, um das verwunschene Tal der Weißen Elster zu bereisen. Sie sammelten sich im Anblick einer großen Heerschar dieser modernen Automobile in Gössnitz. Die eisernen Geleise führten die Recken in den abgelegenen oberen Teil des Vogtlandes, wo viele heilende Quellen sprudeln. Eines dieser Wasser, das aus der Elster-Quelle sollte nun Geleit geben.
Es schmeckte fürchterlich heilend. Recke Gert fand auch schnell den Grund, die Wurzeln des umstehenden Tann' quetschten aus dem Waldmoor das Wasser und entließen es im Quell.
Die Recken bezogen aber ihre Kraft aus anderen Quellen.

Am Abend lagerten die Recken bei Pirk bei den Leuten vom Stamme der Seeleute und Jollenruderer. Die feierten gerade eines ihrer wilden Feste, wo dem Holzmichel gehuldigt wurde.


Der Weg durch das Tal der Weißen Elster verlangte von den Rössern der Tapferen das Äußerste. Aber den Recken war klar, was sie an ihren Rössern hatten. So teilten sie die Härte des Weges gerne mit ihren treuen Gefährten.
Überall lauerten Gefahren. Als die Recken müde vom Ritt über die rauen Stege sich im Grase Ruhe gönnen wollten, wurden sie von den Hiesigen vor den bösen Zecken gewarnt. Also auf und weiter.
Labung und Bett fanden dann unsere Recken bei einem krummen Riesen an der Lehnamühle. Er war ein alter Fahrensmann des Stahlrosses auf dem Geleise. Das dampfende Ross hatte ihm den Rücken gebrochen, aber nicht den Mut. Denn die Herren des dampfenden Stahlrosses gaben ihm ein gutes Lehen und Berentung.
Der dritte Tag brach an. Langsam entließ die Wildnis unsere Recken,
immer häufiger fanden sie gute Leute, die den notwendigen Kraftquell ausschenkten. Aber nun versperrten die Burgen und Straßen der neuen Herren immer öfter den Weg. Hinter Gittern durften Einfältige nach Zahlung eines Ablasszinses Blumen anbeten. Trotzdem blühen bei einigen Stämmen im Elstertal noch gute Riten. Seit Alters her wird in der Hoffnung auf große Ernte ein Maibaum gesetzt.

Früher taten das Riesen, sie konnten den Baum ganz allein aufrichten. Heute rotten sich die Burschen zum Maibaumsetzen zusammen. Die Alten vom Rat geben den Startschuss, nachdem von der Hohepriesterin des Dorfes alles ganz genau vorherbestimmt ist.





Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner
Am Ende des Weges mag der Pessimist Recht bekommen, aber unterwegs hat
es der Optimist leichter.

Samstag, September 09, 2006

Durchs Waldviertel und retour nach Marchegg

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Wir verlassen das Weinviertel, zeitig früh. Jetzt gehts hoch auf das Dach der Tour. Das Waldviertel ist ein Hochebene, durchzogen von einigen Tälern. Die Thaya hat eine richtige Schlucht reingesägt. Für uns wurde das bei Hardegg zur Falle, die steile Abfahrt bedeutete eine gleich zünftigen Anstieg.

Dazwischen: Zwei Bier und eine tolle Burg.