Donnerstag, Juli 03, 2014

Von Budapest nach Hause

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eine Variante des
Es ist der Sommer 1989, wir sind am Balaton gestartet und machen auf dem Weg nach Hause in die DDR in der Nähe von Sopron in einer Kneipe eine Rast wegen des permanenten Dursts. Überall auf den Tischen liegen Einladungen zum Paneuropäischen Picknick mit Gyula Horn und Otto von Habsburg auf der Grenze bei Fertőràkos am kommenden Wochenende. Wir zählen unsere Forint: "Das reicht nicht bis dahin!"
1989 - Rast in Fertőràkos
1989 - Wir setzen unseren Weg am Neusiedler See entlang über Fertöd nach Bratislava fort
25 Jahre später: Wieder verlässt uns der Mut. Wir werden nicht in das verminte und von Mücken verseuchte Überschwemmungsgebiet nach Ex-Jugoslawien fahren. Wir werden von Budapest aus heimwärts radeln und als Teiletappe die Herbst-Tour über den Böhmerwald vorziehen.

15. Juni 2014, Esztergom: "... und das müssen wir alles wieder zurück!"

Das war der Spruch, der die Zugfahrt prägte, die sich bei schönstem Wetter hinzog. Gegen 23 Uhr erreichten wir den Keleti-Bahnhof, kurz vor Mitternacht fanden wir unser Hotel und guckten bei zwei Bier in einem Pub die erste Halbzeit des Weltmeisterschaftsspiels Italien vs. Frankreich.
Start in Budapest, Margaretenbrücke (ungarisch Margit híd)
Viel Sonntagsausflügler, Jogger und Radler nahmen wie wir den Weg über die Margarethen-Insel. Bei einigen Schleifen anfangs geriet uns der Donau-Radweg immer mal aus den Augen. Der Weg trug noch einige Flutnarben und war für den Sonntagsverkehr recht schmal, aber es gab viele Kneipen, so dass der Himmelfahrtsmodus mit 0,5 l pro 10 km aufrecht erhalten werden konnte.

Auf dem Donau-Radweg bei Visegrad: Bela IV., Bruder der Elisabeth von Thüringen
Auf dem Donau-Radweg bei Dömös, abwärts
Der Radweg führte oft direkt an der Donau lang, das war so schön, dass wir den Aufstieg zur Burg Visegrad ausließen. Nun hatten wir auch endlich unseren Rhythmus gefunden, es kamen doch noch 78 km bis zum Zeltplatz Gran in Esztergom zusammen. Die Burg mit der Basilika in Esztergom wurde besucht.
Auffahrt in den Burghof von Esztergom
16. Juni 2014, Camping bei Györ: Verbindungsstrecke

Früh war ich zum Semmeln einkaufen in der Slowakei im Lidl. Die Hälfte ihres Sortiments und die komplette Einrichtung scheinen die aus Deutschland ranzukarren.
Die Maria-Valeria-Brücke verbindet Esztergom(HU) mit Štúrovo (SK) wieder seit 2001
Blick von Štúrovo auf die Basilika von Esztergom
Es war nur eine Etappe auf großen Straßen, viel LKW-Verkehr, aber die Ungarn gehen mit Radlern hier sehr tolerant um. Selbst auf dem Abschnitt mit Fahrverbot für Fahrräder hat niemand gehupt und sehr höflich überholt.

Festung Monostor bei Komarom, bis 1990 ein geheimes Munitionslager der Russen, kurz besucht. So erreichten wir pünktlich zum WM-Spiel der Deutschen einen Campingplatz, um Angela beim Hymne singen zuhören zu müssen. An Kilometer sind 92 zusammen gekommen.
Das überwältigend große Fort “Monostor Komárom” ist die größte neuzeitliche Festung Mitteleuropas und wird gerne auch als das “Gibraltar an der Donau” bezeichnet. Auf der ungarischen Seite der Donau stehen drei und am gegenüberliegen Ufer in der Slowakei stehen fünf Festungen.
Reitende Artilleriedivision Nr. 5
Errichtet: 1908 - V. Armeekorps
Ergänzungsbezirk: Pozsony (Bratislava)
Nationalitäten: 70 % Slowaken - 30 % Andere
Garnison: Komaróm
Kommandant: Oberst Rudolf Uherek
17. Juni 2014, Fertöd: Da unten, am See, sind 'se damals nüber gemacht

Heute war es eine schöne Etappe auf kleinen Wegen auf der Kleinen Schütt. So benennt Heiner die große Flussinsel Moson in deutscher Sprache.
Ackerpflanzen: Mohn
Ackerpflanzen: Rainfarn-Phazelie (Phacelia tanacetifolia)
Bei Lebenyi betraten wir wieder das "Festland" und fanden uns auf einem Jakobsweg wieder. Hier gibt es die Pfarrkirche Sankt Jakob. Die Anfang des 13. Jhdts. erbaute Kirche überstand zwar den Mongolensturm (1242), aber im Zuge der Türkenkriege (1529, 1683) wurde sie schwer beschädigt. Im 18. Jh. baute die Jesuiten die Kirche im barocken Stil um. Die Restaurationsarbeiten, die von 1862 bis 1879 dauerten, schälten die Jahrhunderte alten Schichten ab und heute stehen die bloßen Wände aus dem 13. Jh. vor uns (Tafel an der Kirche). Es gibt ein Pilgerhaus, und eine Pilgerin trafen wir auch im Dorf-ABC. Sie muss aber noch weit, auf einem Wegweiser stand: 2190 km bis Campostela.
Torschmuck an der Südfassade – die normannische Stäbchenverzierung
Lébény ist das Tor der Hanság: Wie am Parlament auch am Dorfmuseum, rechts neben der ungarischen Flagge die vom Szekler Nationalrat genutzte Flagge
Kleine abseitige Straßen bedeuten aber auch wenig Logistik. Es ist aber nicht schlimm, zu Trinken (italbolt) gibt es immer, aber mit dem Essen wird es eng, kein etterem. So kam es, dass wir sehr hungrig in Fertöd ankamen, das berühmte Schloss Esterházy links liegen ließen und aus der guten Speisekarte viel zu große Portionen auswählten. Danach gab es ein großes Jammern, besonders Jens. Es waren heute mehr als 100 km.
Schloss Esterházy (Fert?d)
Wir sind jetzt am Südende des Neusiedler Sees, dort wo der Eiserne Vorhang zerriss und wir 1989 nicht mehr genug Forint hatten, um die vier Tage bis zum "Paneuropäischen Picknick" zu überstehen. Wir radelten am Schloss Esterházy vorbei nach Bratislava, damals, als die Ersten nüber machten von Ungarn aus.

18. Juni 2014, Breitenbrunn Seestation: Auf dem Seeweg

Nun reist jede Pause ein größeres Loch in die Kasse, wir haben das österreichiche Burgenland erreicht. Und die ersten "Pässe" überquert. Eine Schleife nach Sopron bringt eine kurze Stadtbesichtigung. Aus einer Kirche erklang Orgelmusik. Davor stand ein Denkmal an die Vertreibung der Deutschen aus Ödenburg: "Taucht unter, versinkt aber nicht!" Aus der Predigt des Pfarrers bei der letzten Konfirmation.
Mergitur, non submergitur!
Taucht unter, versinkt aber nicht!
Sopron - Ödenburg
Das Mittagessen gab es noch auf der ungarischen Seite. Gleich an der Grenze war es dann mit der Höflichkeit der Autofahrer vorbei, da rasten die Ösies über den Radweg. Unser Weg führte dann mit viel Zick&Zack zwischen Leitha-Gebirge und dem Neusiedler See immer nach Norden.
Beim Heurigen "Zum Paragraphentröpferl" der Fam. Ellinger in Oggau blieben wir etwas länger sitzen. Die junge Frau vom Ausschank kam aus Sangerhausen, es war die Schwiegertochter der Chefin, einer Hallenserin. Die Chefin erzählte uns dann, wo sie überall herumgekommen ist, um nun hier im Burgenland im Weinbau ihr Glück zu finden. Aber sie musste dafür einen ihrer Grundsätze über Bord werfen: "Keinen Mann mehr!"
Am Neusiedler-See / Fertö tó: Fert? bedeutet wörtlich „Sumpf". Er zeichnet sich durch seinen Schilfgürtel, seine geringe Tiefe und sein mildes und windiges Klima aus.
19. Juni 2014, Marchegg: Im Auenland

Gestern Abend gab es noch eine Lightshow von einigen Hundert Positionslichtern an den Windmühlen auf der Parnsdorfer Platte. Dort drüber führte der Verbindungsweg B21 vom Neusiedler See in die Donauauen.
Im Auenland der Donau
In Carnuntum wollten wir was für die Kultur tun und uns das Museum zum Zerfall des Römischen Reiches angucken. Aber die Kassenfrau bot nur Kombikarten für noch zwei weitere Anlagen an - 11€ pro Nase. Das war zu teuer, wir wollten uns ja nur über die hier beschlossene Teilung des Römischen Reiches im Museum informieren. Auch an Schloss Hof, dem zweiten Sommersitz der Habsburger, kamen wir von Kultur unbeleckt vorbei und erreichten Marchegg.
Bei Hans in Marchegg
Der Schlossgasthof hat ein paar weitere Stufen des Verfalls genommen. Aber der Hans ließ sich das Geschäft nicht nehmen und richtete drei Zimmer für uns her. Wenn uns andere Hiesige fragten, wo wir nächtigen würden und wir den Schlossgasthof erwähnten, war noch die geringste Einlassung: "Der macht doch gar keine Reklame mehr." In meiner Erinnerung war das Etablissement antik eingerichtet mit riesigen Türen. Ich bin schon ein wenig entgeistert. Naja, der Hans hat sich Mühe gegeben. Der Gastgarten ist immer noch schön schattig zum Gespritzten trinken.
Die Marchauen: Die Störche von Marchegg
Die Marchauen mit den alten Storchennestern auf noch älteren Eichen haben uns begeistert. Hier Brüten die Störche noch wie vor der Kulturflucht zu den Rädern auf den Strommasten der Menschen in alten Eichen, oft mehrere Familien über einander. Ob&wie die sich über die Schissrichtung mit ihren Obermietern einigen, konnten wir nicht herausbekommen.

20. Juni 2014, Poysdorf: Ein Viertel im Weinviertel

Hans hat nach bester Managementlehre, nach der man immer den besten Eindruck zum Schluss machen muss, durch ein wunderbares Frühstück alle seine Gäste überzeugt. Es waren wunderbare Betten, wir haben gut geschlafen, und der erste Gespritzte zum Frühstück mit Spiegelei&Schinken und vielem mehr war im 5€-Preis des Frühstücks enthalten, es war großartig.
Die Rochuskapelle bei Mannersdorf
Die Kellerzeile von Mannersdorf.
Auf dem Rochusberg mit seiner Wallfahrtskapelle gedachten wir dem ersten Österreicher, der hier in der Gegend vor 30000 Jahren geboren wurde. In der nächsten Kellerzeile durften wir auch das erste Viertel im Weinviertel verkosten. Gestern beim Fußball in einer Sportsbar vergaß ich meine Mütze. Als mir Heiner sein Vattenfallkäppi aufsetzte, wurde es sofort von meinem Nachbar gegen eine ÖBB-Kappe getauscht. Die passt mir wie angegossen.
Blick über die Auenlandschaft der March: Am Horizont die Kleinen Karpaten (SK).
Was noch so im Weinviertel wächst
Wie schon gewohnt führt auch der Kamp-Thaya-March-Radweg auf Güterwegen kreuz&quer durch die Weinhänge und Gerstenfelder der Gegend. An einigen Feldern stand ein Schild, dass hier die Gerste für Österreichs bestes Bier, GÖSSER-Bier, angebaut wird. In Herrenbaumgarten wurden wir hierher auf den schönen Campingplätze in Poysdorf verwiesen. Der Zeltplatzverwalteter empfing uns, als wären wir seine Kinder. Überhaupt legen die Leute hier eine große Freundlichkeit an den Tag.

21. Juni 2014, Hadres: Weitere Viertel im Weinviertel

Bei Poysdorf
Der Hinweis auf den Camping in Poysdorf führte uns vom KTM-Radweg fort. Als überraschend westlich von uns ein Bergkegel mit Burgruine auftauchte, dachte ich erst an Falkenstein, wir nahmen nicht den direkten Weg nach Laa an der Thaya und fahren dort hin. Aber es war die Burg Staatz.
Die Burg Staatz
Bei Wultendorf in der Weingasse werkelte Einer an seinem Keller rum, wir kamen ins Gespräch und natürlich auch auf das Weinverkosten. Bald saßen wir in seinem Keller und er stellte drei Flaschen seiner Produktion auf den Tisch. Wir waren zu Gast bei Herrn Öfferl. Wir erfuhren einiges zum Weinbau und den Verwertungsbedingungen. "Um drei Weinbauern unter einen Hut zu bringen, musst's zwei erschlagen!" Also fiel das mit der Genossenschaft schon mal weg. Der bodenständige ÖVPler fand die Idee seines Parteifreunds Franz Fischler (damals EU-Kommissar für Landwirtschaft) gut, Österreich zum Feinkostladen der EU zu entwickeln, um den vielen Kleinbetriebe ein gutes Wirtschaften zu sichern. Aber das haben die anderen Parteifreunde auch verbockt. In Wultendorf gibt es heute keinen Haupterwerbslandwirt mehr, alle gehen in eine Fabrik arbeiten. Wir erhielten noch drei weitere Flaschen seines guten Stoffes für die Reise. Eine der Flaschen mit dem guten Veltliner aus kontrollierter Herkunft verkasematuckelten wir an einem Mahnmal der Vertreibung der Südmähren.
Die Gemeinde Joslowitz: Nach der Besetzung des Ortes durch Sowjets am 5. Mai 1945 kamen tschechische Milizen in den Ort, verhafteten NS-Repräsentanten und Kollaborateure und begannen mit Vertreibungsaktionen gegen die Bevölkerung. Nur 82 deutsche Einwohner blieben im Ort zurück. Nach 1945 wurde nahe der Grenze beim niederösterreichischen Zwingendorf eine Gedenkstätte errichtet. Heute kann man, ausgehend von dieser Gedenkstätte, nach Joslowitz auf einem Fahrweg (Feldweg) über den "Europaplatz" auf der Grenzlinie hinüber wandern. (Quelle)
Die Reise wurde jedoch immer wieder durch weitere Achtel des hiesigen Weißweins unterbrochen. So gegen 18 Uhr war "Zimmer frei" und die längste Kellerzeile Österreichs ausgeschildert. Da wir noch unbedingt das deutsche Fußballspiel sehen wollten, wurde die Etappe als erfolgreich bewertet und nach nur 60 km in Hadres beendet.

22. Juni 2014, Vranov nad Dyje: Mähren an der Thaya

Hinter der Stadt Retz war die Linie erreicht, nun wieder Bier statt dem guten Weißwein. Bis zu dieser Linie war es ein lockeres Pedalieren durch die Weinberge und vorbei an ein paar Kellergassen nach Retz. Nur so früh am Sonntagmorgen gab es noch keine Ausschanke.
Durch die letzten Kellerzeilen radeln Richtung Retz
In Retz: Benannt ist das Gebäude nach den „Verderberbrüdern“: Thomas Verderber (1792–1886) sowie Georg, Josef und Johann Verderber
In Retz ist Weinwoche mit vielen Veranstaltungen. Als wir durch das Znaimer Tor zum Markt wollten, erschall ein kreischender Schrei: "Fahrverbot!" In dem Dialekt fällt mir es immer schwer, sowas ernst zu nehmen. Doch nach der Spezifizierung: "Die Leafer kimmen", stieg ich vom Rad und applaudierte den Sportlern beim Lauf durch die Weinberge. Beeindruckende Gebäude säumen den Marktplatz, z.B. das "Verderberhaus".
Hardegg an der Thaya
Der Stundturm
Bei Hardegg mit seiner mächtigen Burg überschritten wir mit der Thaya die Grenze nach Czechland. Es waren einige interessante Bilder aus der Geschichte der Brücke montiert, das Motto hieß: Nationalismus spaltet Europa.
Die Sperranlagen auf der Thaya-Wiese unterhalb des Zollhauses. Im Hintergrund ist der Hardegger Uhrturm zu erkennen.
Am 26. Dezember 1989 ist es auch in Hardegg soweit. Die Bewohner von Hardegg und des benachbarten Čížov warteten nicht auf die offizielle Grenzöffnung. Von beiden Seiten strömen die Menschen zur Brücke und balancieren über die rostigen Eisentraversen hinüber zum Nachbarn.
Nach einer rasenden Abfahrt wieder hinunter an die Thaya. In Vranov waren dort aber keine Geldautomaten wie erhofft zu finden. Aber hier in den unzähligen Kneipen und Ständen auf dem Campingplatz am Stausee geben wir € und erhalten Kronen als Wechselgeld, der Kurs ist auch fair.

23. Juni 2014, Camp Oliska bei Nove Bystrice: Langsam geht es bergauf

Nach dem Aufstieg aus der Schlucht der Thaya bei Vranov starteten wir zu einer Gewinntour, wir gewannen Höhe. Leider ist Montag, das beeindruckende Barockschloss auf dem Felsen war geschlossen. Einmal mussten wir noch die Thaya queren, also Ab&Auffahrt. Ein solches Ab&Auf prägte dann die ganze Etappe, wobei es immer bisschen höher ging als vorher abwärts. Wir befinden uns nun auf dem Iron-Curtain-Trail, dem EuroVelo 13 entlang des eisernen Vorhangs. Wir sind trotz alledem auf 71 km gekommen.
Tafel bei  Čížov (Thaya-Gebiet): "Im Jahre 1951 wurde entlang der Grenze zu Österreich und der BRD mit der Errichtung des Eisernen Vorhanges begonnen. Alle Bewohner des "Niemandslands" wurden ausgesiedelt und ihre Gemeinden und Einzelhöfe dem Erdboden gleich gemacht. Das "Niemandsland" war 2 ... 6 km breit und galt als Verbotszone ...
In der Tschechoslowakischen Republik wurden in den Jahren 1948 - 1998 390 Flüchtlinge bei Fluchtversuchen an der Staatsgrenze umgebracht. Auch 654 Grenzsoldaten kamen ums Leben. Die meisten Soldaten starben durch Selbstmord, durch Ertrinken oder beim Waffengebrauch. Der Eiserne Vorhang erreichte eine Länge von 7250 km, 930 km entfielen auf das tschechoslowakische Gebiet. Dieser Teil des eisernen Vorhangs ist als Mahnmal erhalten geblieben. Es ist der einzige erhaltene Rest in der Tschechischen Republik."
Schloss Frain (Vranov nad Dyjí): Der Action-Thriller Triple X mit Vin Diesel wurde zu großen Teilen auf Schloss Vranov gedreht.
Eine Überraschung war die Stadt Slavonice, ein wunderbarer Markt mit alten bemalten Giebelhäusern (Sgraffito-Häuser) und Arkaden.
Die schöne Stadt Slavonice (deutsch Zlabings) - So entdeckten wir das mährische Kleinod: Durch das Znaimer Tor (Slavonice od Znojemské brány)
Mit vielen Graffito-Häusern, z.B. Lutheranisches Oratorium mit apokalyptischen Fresken (Haus Nr. 517)
Die Technologie der Sgraffiti stammt aus Italien. Auf einem Rohputz wurde ein mit Kohlestaub eingefärbter, grau bis fast schwarz nuancierter Putz aufgetragen. Darüber wurde nur eine dünne Schichte weißer Putz gelegt und noch im feuchten Zustand wurden die Konturen der Figuren ausgestochen. Zahlreiche Häuser wurden durch die hier ansässige Bauwerkstatt unter Leopold Esterreicher mit kunstvollen Kreuzrippengewölben (Diamantgewölben) ausgestattet.

24. Juni 2014, Rybnik Mrhal bei C. Budejovice: Südböhmische Teichpfanne

Auf der heutigen Etappe wurde unsere gestrige Arbeit entlohnt, es war ein lockeres Pedalieren, überwiegend bergab durch Waldgebiete mit lauschigen Waldseen. Wir passierten ein "verschwundenes" Dorf Neumühl, eine Gründung der Johanniter. Gleich im Mai 1945 bei der sogenannten "wilden" Vertreibung hatte das Dorf keine Einwohner mehr. 1953 wurden alle Häuser im Rahmen der Grenzsicherung platt gemacht.
Das "verschwundene" Dorf Neumühl: Nach dem Ende des Krieges hatte das Dorf 10 Häuser und es lebten hier etwa 50 vorwiegend deutschsprachige Bewohner. Die Bewohner von Neumühl wurden während der "wilden Vertreibung" am 28. Mai 1945 ausgesiedelt. 1953 wurde das Dorf endgültig dem Erdboden gleich gemacht.

Die Brauerei "Regent" in Třeboň - ein großartiges dunkles Bier wird hier gebraut und ausgeschenkt
Regional korrekt in Třeboň gab es Forelle zum späten Mittagessen, nur die Küche hatte keine rechte Lust mehr. Statt der versprochenen Stampfkartoffeln mit Röstzwiebeln gab es nur einfach Erdäpfel gekocht. Třeboň ist sehenswert, die heimische Brauerei passt gut ins Stadtbild. Das ganze Gebiet mit seiner ausgeprägten Teichwirtschaft ist von vielen Radwegen durchzogen, überall stehen Infotafeln und Landkarten. Massen von Radlern nutzten diese gute Infrastruktur und das gute Wetter. Auf einer der Karten fanden wir einen Zeltplatz auf dem Weg nach Budweis. Der Wirt ist sehr freundlich und versorgt uns vom Slivovitz über Fußball bis zum Frühstück morgen.

25. Juni 2014, C. Budejovice: Hell oder dunkel – immer ein Budweiser

Ich hatte gerade alles abgebaut und verpackt, als ein mächtiger und lang andauernder Regen begann. Meine Freunde, die Langschläfer, mussten nun die Zelte in den Tröpfelpausen nass zusammen packen. Wir wetterten bei guter Bewirtung erstmal bis gegen 10.30 Uhr ab. So beschlossen wir, nur die ca. 10 km nach Budweis zu fahren und dort in der Ubytovna na Nadrazi uns für 2 Nächte einzumieten. So war viel Zeit in Budweis sich durch die Südböhmische Küche zu schlemmen und zu trinken. Natürlich besuchten wir das Masné krámy, für Abends reservierten wir in der "Pivnice Budvarka".
Auf dem Weg nach Budweis standen Helmut und ich plötzlich alleine da. Wir konnten uns nicht sicher sein, ob alle wirklich die Adresse der Unterkunft kannten. Es gab nur ein Telefon bei der anderen Gruppe, von dem wir die Nummer hatten. Also vom Münzer einen Ruf abgesetzt, und tatsächlich, die Freunde hatten auch dieses Telefon angeschaltet. Es stellte sich heraus, dass sie die ganze Zeit am anderen Ende des Blocks am Bahnhof gewartet haben.

26. Juni 2014, C. Budejovice: Alles böhmische Dörfer

Heute eine 62 km-Runde durch die böhmischen Dörfer ohne Gepäck. Eines der Dörfer war sogar ein UNESCO-Kulturerbe. Die Teichlandschaft mutete an manchen Stellen fast wie die Feldberger-Seenplatte in MeckPomm an.
Čakov (deutsch Großtschekau) mit der frühgotischen St. Linhardskirche
Holašovice: Das aus Höfen im südböhmischen Bauernbarock bestehende Dorf zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.

27. Juni 2014, Rozmberk: Bären und Berge

Nach der Reparatur eines Platten an Evas Rad starteten wir Moldau aufwärts. Am Stadtrand an einer Tankstelle konnten wir den Luftdruck unserer Reifen auf Hochleistungssport justieren. Dann kam, was kommen musste, der Moldauradweg geht ständig Buckel hoch, Buckel steil runter. Im Tal gibt es nur den Weg auf dem Fluss. Bei Goldene Krone sahen wir die gute touristische Infrastruktur für das Paddeln auf der Moldau. Sehr schöne Campingplätze mit Ausleihstellen auch für große Rafts, wo der Böhme reichlich betütert seinen Fluss gemütlich hinunter schippert. An den Wehren gibt es extra Rutschen, was etwas Weißwasser-Feeling verspricht.
Sommer in Südböhmen: Der Kleť, mit 1083 m höchster Berg des Blanský les (Blansker Wald)

Die Moldau bei Zlatá Koruna: Hervorragende Infrastruktur für Rafting und Paddeln
Gegen Mittag erreichten wir die eindrucksvolle Stadt und Burg Český Krumlov, voller Chinesen. Wir konnten nach fühlen, was es heißt, auf der Bärenhaut zu liegen. Der Burggraben ist mit zwei müden Bären bevölkert.
Český Krumlov: Auf der Bärenhaut liegen. Hut ab, gesunde Ernährung!
Český Krumlov: Im Hintergrund der Krumauer Hausberg, der Kleť
Nun legte der Moldau-Radweg #12 uns wirkliche Schikanen in den Weg, gleich in Krumlov geht es steil bergauf, und wieder und wieder. Einmal kamen wir bis an die Moldau heran, auf der Hauptstraße nach Rozmberk war gar nicht soviel Verkehr wie von uns befürchtet. Ab der nächsten in der OSM-Karte eingezeichneten Überführung wollten wir auf der Straße weiter pedalieren. Die Stelle stellte sich aber als eine Furt zwischen zwei Campplätzen heraus. Ich probierte es mal ohne Rad, es schien problemlos. Der zweite Versuch, Rad auf der Seite flussabwärts schiebend, brach ich ab. Dann das Fahrrad links neben mir gegen die Fließrichtung war perfekt, schnell war ich drüben. Gleich wieder zurück, aber die Mädels wollten umkehren und die 2km zurück zur Brücke. So durchwateten nur Heiner, Helmut & ich die Moldau.
Unser Zeltplatz "U Nojdy" mit sehr guter Logistik
Die Moldau bei Rozmberk
Bis Rozmberk auf den Camping U Nojdy die letzten 10 km auf der verkehrsarmen Hauptstraße waren dann fast wie bergab.

28. Juni 2014, Nove Pec: On the Iron Curtain Trail

Es gab anfangs ein Paar alternative Vorschläge zur Routenführung, sogar eine Bootsfahrt auf dem Lipno-Stausee war darunter. Doch wegen der hier überall aufgestellten Regionalkarten in einem Maßstab 1:35000 stellte sich der Weg #1300 als unser Weg entlang des Eisernen Vorhangs heraus. Der Weg nahm gleich in Vissy Brod einen steilen Aufstieg zum "verschwundenen" Dorf Kapellen-Kaplicky. Auf 935m Höhe stand ein Schaukasten mit dem Aussiedlungsbefehl für die Familie Kappl am 26. Okt. 1946 innerhalb von 7 Stunden.
KAPLIČKY - Kapellen: Aussiedlungsbefehl für Fam. Kappl; innerhalb von 7 Stunden weg
Nach einem kleinem Ausflug nach Guglwald, leider außer einem Wellness&Esoterik-Hotel keine Logistik. Der weitere Weg führt am Schwarzenbergschen Schwemmkanal entlang. Dieser Kanal diente der Holzabfuhr über die Wasserscheide, die er durch den ersten mitteleuropäischen 400 m langen Tunnel durchbricht, zur Donau nach Wien. Er windet sich an den Hängen immer auf der Höhenlinie entlang und bildet so einen gut zu pedalierenden Radweg über 40 km in Österreich und Tschechien. Kurz vor der Rückkehr über die Grenze nach Tschechien steht auch noch eine Jausenstation.
Schwarzenbergscher Schwemmkanal

Jausenstation Blauer Hirsch am Kanal
Hier in Nove Pec nehmen die in der Kneipe 100 Kcs pro Zelt, aber die Toilette bleibt über Nacht verschlossen.

29. Juni 2014, Kvilda: Auf der Böhmerwald-Magistrale

Es wurde heute eine Fahrt in den Regen, die Wolken hängen bis in die Gipfel des Böhmerwalds. Wir haben einstimmig beschlossen den Weg #33 zu nutzen und den Iron Curtain Trail verlassen. Letztendlich war es mir auch recht, eine Erkältung verstopft mir die Atemwege. Es gibt also noch Aufgaben hier für die Herbsttour. Wir kamen vorbei am Urwald von Boubin und am Hochmoor Chalupská slať, ohne diese Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Als der Regen einsetzte, erreichten wir Kvilda und checkten in der Ski-Pension am Ortseingang ein.
Die Böhmerwaldbahn: Vereinigte BöhmerwaldLokalbahnen: Heute durch die ČD bedient -
Bahnstrecke České Budějovice–Černý Kříž
Borova Lada (deutsch Ferchenhaid) - kaple Sv. Anny
Die Kirche St. Stephan in Kvilda (deutsch Außergefild)

30. Juni 2014, Železná Ruda: Nochmal am Eisernen Vorhang

Das Wetterglück hat uns nun etwas verlassen, immer wieder ein Regenschauer und kühl. Es war ein Spätstart, erst gegen 11 Uhr brachen wir, nach vergeblichen Versuchen die doch arg strapazierten Bremsen bei Roswitha und Helmut zu erneuern, auf.
Šumava: Der Roklanský potok (dt. Rachelbach) entspringt am Nordwesthang des Plattenhausenriegel. Auf seinem Weg durchquert der Bach die Maderer Filze den größten Hochmoorkomplex des Böhmerwaldes

Im Maderer Filz: Eine Besonderheit stellt der Mrtvý les, deutsch „Toter Wald“, dar. Ähnlich wie im nahegelegenen Moor Mrtvý luh wurden hier die Wurzeln der Bäume durch unterirdischen Torfbrand beschädigt, wodurch sie abstarben und heute als Baumskelette über das Moor ragen.
In Modrava verließen wir die Magistrale #33 und schwenkten auf den Grenzweg ein, immer den mäandrierenden Roklanský potok (dt. Rachelbach) durch Maderer Filze aufwärts. Bei Modrava bildet er zusammen mit einem anderen Bach die Vydra.
In der Kernzone: Auffahrt zum Poledník mit Aussichtsturm
Wir kamen in die abgestorbene Kernzone des Böhmerwalds, wo die toten Bäume sich selbst überlassen werden. Teilweise sind die Bäume über dem Moor durch unterirdischen Torfbrand abgestorben. Dann wurden hinunter nach Prasily die Bremsen herausgefordert, eine Schotterweg und sehr steil.
The Iron Curtain Trail: Der Kolonnenweg am Předěl

Unser Gipfel 1234m
In Zelezna Rudy sind wir zum Fußball gucken, in die schöne Pension Habr eingekehrt.

1. Juli 2014, Furth a. Wald: Grenzübertritt

Es sind die letzten Berge. Wir erklimmen nochmal eine Höhe von 975 m. Es folgt eine rasante Abfahrt ninunter nach Nyrsko. Gut, dass Helmut einen Monteur in Železná Ruda ausfindig gemacht hat und die Bremssättel erneuert werden konnten.
Špičácký tunel – Spitzbergtunnel, nördliches Portal an der Bahnstrecke Železná Ruda–Plzeň

Trinkwassertalsperre bei Nyrsko
Den Böhmerwald hinter uns gelassen
In Furth a. Wald fanden wir einen schönen Zeltplatz. Er wird geführt von einem Pärchen aus Rostock. Es ist wohl ein schwieriges Geschäft, früh sind sie noch zusätzlich Zeitung austragen gegangen. Obwohl sie schon zwanzig Jahre hier sind, haben sie keine richtige Bindung zu den Operpfälzer Wäldlern gefunden.

2. Juli 2014, Schwarzenfeld a.d. Naab: Fast hätte es geklappt – Nicky, das bayrische Cowgirl life

Die Luft ist raus. Außer ein paar kleinen Einlagen radeln wir auf Straßen durch die Schwandorfer Heide hinunter ins Naabtal. Die Radweg-Schilder sind nicht mahr so übersichtlich wie in Czechland. Es ist zwar ein Verbindungsweg zwischen Regen und Naab-Tal ausgewiesen, aber wir verlieren diesen Weg immer wieder. Einmal um die kulinarische Überraschung der Tour zu erleben: Teller-Sulz im Landgasthof Weitzer in Pösing.
In Schwarzenfeld kommen wir im Brauerei-Gasthof unter, wo am Wochenende das bayrische Cowgirl Nicky auftreten wird.

3. Juli 2014, Weiden i.d.OPf.: Auflösung

Ich kann die Bande überreden, noch bis gegen Mittag den Naab-Tal-Radweg zu pedalieren. Es ist wieder großartiges Wetter. Wir schaffen es bis nach Weiden. Hier trennt der Fahrplan der diversen Lokalbahnen unsere Gruppe auf. Nach ca. 1300 km Pedalieren ist die Truppe per Bahn heimgefahren.
Tourverlauf (Bild anklicken zum Vergrößern)
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Sonntag, Juni 01, 2014

Im Regen zum Licht

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Das lange Wochenende ab dem Himmelfahrtstag sollte sich immer für eine Kurztour nutzen. Ein Wunschziel in diesem Jahr war, den Berg Jedlová (deutsch Tannenberg, 774,2 m) mit dem Rad zu bezwingen. Start war bei Gert in Freital. Wir haben in den zwei Tagen immerhin bereinigte 2000 Höhenmeter und ca. 140 km geschafft. Alles im "Himmelfahrtsmodus", also ca. 0,5l pro 10 km ;-) Es war regnerisch und bitter kalt in meinen kurzen Hosen.
ThüringerRhön-17.jpg
Erst kurz vor dem Ziel zeigte sich die Sonne, aber diese Wolke hatte 300m vor dem Gipfel noch einen überaus kräftigen Regenschauer für uns.
Auf dem Jedlova kam es dann noch zum Treffen mit dem Sachsenstammtisch des ODS-Forums.
Morning dew
Blick über die Blockhalden nach Süden

Ab Sonnabend bei endlich schönem Wetter zogen wir noch eine hucklige Schleife durch Nordböhmen. Am Sonntagmittag dann in Zittau in den Zug heimwärts.

Sonntag, April 20, 2014

Ostersonntag

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20. April 2014, Hidasnemeti
Eine große Ruhe ist eingetreten, es ist Ostern. Könnt Ihr Euch an die Geschichte vom Teufelsfelsen erinnern? Aber ob es der Teufel wirklich auf all die Ungläubigen in den winzigen Ausschanken hier in den Dörfern abgesehen hat? Hier bin ich in so einer einsamen söröző, der letzten vor der Grenze zu den Slowaken. Bis gerade war tiefe Ruhe, drei Alte mit einer Flasche Bier und einem Palinka schauten aneinander vorbei. Da kam ein jüngerer Zeitgenosse mit den gleichen Getränkewünschen, er gab allen zum Gruße die Hand und schwätzte rum, eine Hektik. Ein Op' verließ die Kneipe. Die Kneiperin hat 2008 das Abitur gemacht, das Madlotschka spricht vier Sprachen. Das Slowakische sei von der Grammatik her sehr schwer. All diese Ungläubigen sind Verlierer, die brauchen keine Angst vor dem Teufel zu haben.
Nach meiner gestrigen Schlemmerei vom Schwein und dem knappen Liter Furmint habe ich auf dem Gelände des Tokaijer Paddelklubs an der Theiss gut geschlafen. Mit meiner Schlemmerrechnung ist mein Zeltplatz und meine Morgentoilette abgegolten. Nun aber muss ich mich unter die Ungläubigen mischen. In Tokaj hat nur die Kelleroma eine gastliche Stätte gegen 7 Uhr geöffnet. Alle, wirklich alle, einschließlich der Kelleroma sind hier schlecht rasiert. Der Brodem in der Kneipe lässt sich zusammenfassend als sauer bezeichnen. Ich lasse mir einen Kaffee machen, schwarz und heiß wie die Hölle.
Mad
Vorhin in Tallya war ein wenig mehr action unter den Ungläubigen, der Mann von der Kneiperin freute sich, dass seine Enkel ACDC sich aus der Musicbox auswählten. Der Platzhirsch hatte eine schöne Glatze. Da schlich sich ein Typ mit einer klassischen Mönchstonsur von hinten an und klatschte auf Dem seine Glatze. Er packte ein Schachspiel aus und forderte den Platzhirsch heraus. Wie dieses Duell ausgegangen ist, weiß ich nicht ... ich hatte von den vier Dezi Furmint den Stecker drin.
Die Rinderschergen machen doch tatsächlich Alkoholproben zu Ostern. Ich habe gesehen, wie sie die Fahrerin eines Skoda Fabia in das Instrument blasen ließen. Doch als Radler halten die Bullen mich nicht an.
Ein Veranstaltungshinweis
Jetzt gegen 16 Uhr bin ich in Kosice, endlich was zum Frühstück: Cesniakova und Halusky. Es ist Ostern. Nachher gönne ich mir noch einen borovicka

Samstag, April 19, 2014

Auf alten Wegen

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18. April 2014, Derecske
Waren es die zarten Brüste des Karpaun und die Karbanossi aus dem wilden Eselsfleisch der Puzsta, die das Gewand für einen Gaumenschmaus bildeten? Wohl nicht, denn die allseits hier beworbenen Fungizide der BASF sollten die edlen Hühner schon längst den Garaus gemacht haben. In Rumänien habe ich immer wieder einige aufgescheucht, dort ist das Exportgut aus dem Westen wohl noch zu teuer. Es waren Hühnerbrüste gefüllt mit Karbanossi vom Schwein und Käse, das Ganze paniert und gebacken, wie es unnachahmlich nur die Ungarn können. Für mich, dem man nachsagt, dass er auch einen panierten Scheuerlappen verkasematuckeln würde, war es die erwartete Köstlichkeit ... und das schon zum 2.Mal heute.
Zwei Scheiben vom dicken Eisbein mit Schafskäse im Rohr gebacken. Das wird wohl auf lange Zeit mein größtes Gaumenerlebnis sein. Köche in Franken hört die Signale!

Heute morgen bin ich durch Oradea geradelt. In einer der Hauptausfallstraßen mit Gebäuden rechts&links, die wie in Alt-Havanna jeden Grad des Verfalls darstellten, mal wieder ein Highlight. Die Nase hat es gemeldet - eine Bäckerei. Der Raum maß wohl nur 12qm, drei Leutchen bereiteten die vielen Spezereien zu, ein kleines Madlotschka übernahm den Verkauf. Es ist feinster Teig vom Weizenmehl, woraus mit Nüssen, Früchten, Schokolade und Eierschnee lauter Wunder vollbracht werden. Sie machen dort (wie es jetzt modern ist) ganz kleine Stücke in der Größe von einem dicken Daumen. Der Preis für diese Teilchen ist eigentlich angesichts der Arbeit ein Witz.
Da ist er: Der Berg von Tokaj
Hier in Ungarn sind die großen Landstraßen meist für Radler gesperrt. Früher gab es eigentlich keine Alternativen, heute hat es hier fast immer Radwege, aber leider noch neben der Landstraße. Hinter Debrecen werde ich mir für morgen Richtung Theiss mal auf meiner elektrischen Karte ein paar Nebenstrecken ggf. Umwege suchen.

19. April 2014, Tiszavasvari, Tokaj
Ich schließe ein Kapitel ab. Dadurch, dass ich alte Wege fahre. Ich habe den Weg nach Kosice gewählt. Detlef hatte ihn mir ja schon 2011 empfohlen. Ich baute gestern mein Zelt auf dem Platz "Castrum" in Hajduboeszoermeny auf. Neben mir ein Camper mit Berliner Nummer, der hier offensichtlich (aufgebockt) ueberwintert hat. Es ist ein Paradies für Pensionäre, gleich nebenan ist ein Thermalbad. Ich wehre mich noch, dass das meine Zukunft sei. Nimmt man hingegen an, dass das Speisen der Sex der alten Männer ist, haben wir hier in Ungarn das Paradies.
Sie bereiten in den Csardas diverse Gerichte zu den Osterfeierlichkeiten vor. Gestern abend hörte ich die Muttls diverse Knoedl oder ähnliches. formen. Es patschte, wie beim Formen der echten Thüringer Klöße. Heute morgen in der Bäckerei holten die Leutchen ihre gelisteten Osterbrote ab. Das sind sehr mit Butter eingepinselte Gebäckstuecke, toll anzusehen. Ich habe mir wieder die kleinen Kiffeln aus Blätterteig ausgewählt, mal mit Nüssen, mal mit Pflaumenmuss. Zum schwarzen Prezsso ein Gedicht.
Die Strecken bis zum nächsten Dorf sind immer in zweistelligen Kilometerbereichen, das sind auch die Abstände, wo der Bierdurst entsteht. Vor der sorozo im naechsten Ort standen zwei Kunden, die mich Stutzen ließen ... in der Tat, als ich mein Bier ausgetrunken hatte, kamen wir ins Gespräch. Oh, aus Deutschland sei ich: "Ich bin ein Nazi!", mit diesen Worten zeigte er mir sein Hakenkreuz-Tatoo auf dem Schienbein und den frisch angenähten Daumen, dessen Verlust er sich bei einer Messerstecherei mit Zigeunern zugezogen haben will.
Ungarn in den Grenzen von 1914
Hier in Tiszavasvari überlebe ich gerade einen Hagelschauer in einer sörözö, wo eine interessante Karte von Ungarn um 1914 hängt, aber das Klientel ist etwas ziviler. So habe ich mir mir den dargebotenen palinka schmecken lassen.
Hier in der Puszta hat man ja einen weiten Blick, ich sehe schon den Tokaj-Berg. Aber woher dieser mächtige Hagelschauer mit Gewitter gekommen ist? Vor 30 Minuten war davon nichts zu sehen.
An der Fähre über die Theis bei Tiszalök
Nun habe ich Tokaj erreicht, mir das erste Viertelche Furmint zapfen lassen.

Donnerstag, April 17, 2014

Wenn der Spass vorbei ist

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17. April 2014, Tileagd
Im vorletzten Dorf hatte ich mal wieder Durst, es fand sich auch ein magazin mixt mit ein paar anständigen Bänken vor der Tür. Ich hockte mich mit meinem Bier hin. Ein Schwaden der Gülle vom Schweinestall lag in der Luft, der Stammgast blubberte mich auch gleich an. Die gute Kneiperin rief ihn zur Ordnung und er trollte sich. Der Lebensradius des Stammgasts ist aber nicht groß, er war bald zurück. 

Ich schaffe es nicht mehr. Der berühmte von Gudrun entdeckte und diagnostizierte Rumänien-Virus ist bei mir überwunden und ausgestorben. Mir reichts! Wie damals 1986 freue ich mich auf ein ordentliches Schnitzel in Ungarn.
Im Tal der Schnellen Kreisch
Es war heute ordentliches Wetter, in den Schluchten der Schnellen Kreisch gibt es einige bedeutende Höhlen.
Ich war an der pestera ungara mare.
Aber es inspiriert mich hier nichts mehr. Ich brauchte heute nicht mehr auf der E60 zu radeln, sondern ich fand eine Nebenstraße mit etlichen Abstechern. Mehrmals zeigten die Wegweiser hinüber nach Beius, wo ich einen Restart meiner Tour hätte versuchen können. Aber der Rückenwind trieb mich bis hierher in die Gegend von Oradea. Ich werde morgen die Heimreise starten. Die Lebensreise soll in erster Linie Spass machen. Die Musik zu diesem Post kommt von HoraTV.

Mittwoch, April 16, 2014

Vorwärts, es geht zurück

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16. April 2014, im Tal der Schnellen Kreisch, "Route 60"
Wieder einmal hat mich das muntii apuseni abgewiesen. Es graupelt Eiskörner vom Himmel, es sind knapp 5°C, mein Rad muckert - ich habe die Querung des Vladeasa über DN1R nach Albac abgebrochen.
Diese Hügel haben mich abgewiesen
Das wäre wohl ein mehr als 1000-Meter-Pass gewesen, dort ist in den letzten Tagen immer Schnee gefallen. Ich fahre jetzt die Höllen-Route E60 Richtung Oradea, es geht bergab und ich habe mich an die LKWs gewöhnt. Vorteil: Die gute Logistik.
Vor geraumer Zeit sprach mich mal ein wildfremder Mann an, ob ich der EbsEls von lebensreise.com sei. Ich würde mich dort als Feinschmecker darstellen. Das ist ja mal kein schlechtes Image, was ich auch weiter pflegen werde. Bis gestern hat Rumänien mich keineswegs veranlasst, hierzu was zu schreiben. Die Pizzas, die es überall gibt, sind ordentlich und bieten dem Radler eine gute Grundlage. Ja, der Teig ist sogar richtig knusprig. Ansonsten regiert in den Restaurantküchen der Küchendichter, weniger die Köchin bzw. der Koch. Die haben lange Menues mit französisch lastigen Namen wie escalopes (dachte schon das sind Schnecken), aber i.d.R. tut die Küchenangestellte was aus den Töpfen lauwarm auf die Teller und gut ist. Nun sei aber gesagt, dass in den Töpfen sich manch tolle Leckerei verbirgt, ich sage nur ciorba, die Suppe. Das ist für mich die absolute Spezialität der rumänischen Küche! Heute habe ich zweimal eine Suppe probiert, einen Gulasch und eine ciorba taranesti cu porc, eine bäuerliche Suppe vom Schwein. Immer schön mit Sahne zum Drüber löffeln. Als Beilage bestellte ich mir hier immer cartofi taranesti, das sind Bratkartoffeln schön mit Paprika gewürzt. Wenn in der Küche mehr Elan von den Besitzern honoriert würde, könnte man noch das Ganze mit Lauch oder anderen grünen Gewürzen verfeinern.

Dienstag, April 15, 2014

Ich sehe Schnee auf dem Vladeasa

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15. April 2014, Huedin
Ganz langsam komme ich wieder in Rumänien an. Es fallen mir wieder einige wichtige Worte ein, wie: "Wo ist... - în cazul în care este". Aber ich habe auch ein elektronisches Helferlein. So konnte ich mich mit dem Op' oben auf dem letzten Buckel vor der Abfahrt hinunter ins Tal der Schnellen Kreisch unterhalten. Er prophezeite mir bald Asfalt und eine repede Abfahrt. Es war genau auf dem Buckel ein magazin mixt, es gab ein bere Timisoreana und Chips. Für die Leute vom Dorf halten sie nur große Beutel mit geschnitten Weißbrot vor.
Der Haltepunkt hat eine Uhr aus der Grand Central Station in New York
Unten im Tal ist dann die Hölle los, LKW-Verkehr wie auf der A2, nur eben auf einer normalen Landstraße. Das musste ich mir dann 18km bis Huedin antun. Mittlerweile muss man Rumänien als Radtourenziel abwählen, es sei denn man ist bereit kleinste Dorfstraßen und Feldwege zu fahren. Dort findet man dann aber keine Logistik in Form von Gaststätten oder Pensionen. Hier möchte ich nun mal in eine Pension einreiten. Mein Fahrrad macht Zicken, ein Holm vom Sattel ist gebrochen und im Antrieb knackt es auch. Hier kündigt sich wohl ein neuer Freilauf an. Ich hoffe schon hier auf einen neuen Sattel, weg mit dem bourgeoisen BROOKS-Ledersattel.
Ich sehe Schnee auf dem Vladeasa, aber da will ich hin ...
Der Zigeuner an sich ist ein begnadeter Feinblechner. Wenn er sich ein Haus baut, findet er am Dach viele Aufgaben für sein Talent. So wird das Dach das Schmuckstück des Hauses. Aber wie beim Fußball: Talent reicht nicht allein. So reicht die Ausdauer und das Geld selten bis zum Einzug in den Prachtbau.
In Huedin

Montag, April 14, 2014

Die ersten Berge

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14. April 2014, Nusfalau
Ich bin gestern noch bis zu dem Erholungsort Padurea Neagra, Schwarzwald gekommen.
Das ist eigentlich ein schönes Stück Natur
Das ist eigentlich ein schönes Stück Natur, aber wohl nur unter Nicolaus. Jetzt hat der Kapitalismus das Fleckchen mit jeder Menge Bungalows und Datschen voll gebaut. Dabei ist zu bedenken, dass der Rumäne an sich (wie eigentlich sonst auch unter den anderen Nationen) immer den Größten haben will. Das hat zur Folge, dass die Datschen praktisch 80% der gekauften Grundstücksfläche ausmachen. Von der Natur ist nichts mehr zu sehen.
Mein Lagerplatz
Ganz hinten geht ein Steig über den Bach zu einem kleinen Lagerplatz, hier fand mein Zelt Platz. Mit meinem Eindruck war ich wohl nicht allein. Ein Schild stand am Lagerplatz: Wohl ein Gebet für den Erhalt der Natur, das was der Schöpfer (creator) uns übergeben hat.
Rumänischer Frühling
Heute stand nun die erste Herausforderung an, hoch auf die nördlichen Berge des Apuseni.
Der erste Abschnitt bis hoch auf die Einbiegung auf die Straße von Oradea nach Zalau (1H) war ordentlich, dann oben auf dem Bergrücken ging es ständig auf&ab. Das Dorf auf dem Bergrücken heißt auf rumänisch Şinteu. Der zweite Name auf dem Ortsschild war Nowa Huta. Es stellte sich heraus, dass hier Slowaken siedeln. Für meine Abfahrt wurde extra der Straße ein neuer Belag verpasst, es war wie Fliegen.
Hier in Nusfalau nun eine Pizza, freies WLAN und bere la halba. Leider auch hier in Rumänien macht sich die Unsitte der 0,4l-Gläser breit. Mit der Straße wurde auch das Wetter schlechter. Nun sitze ich in einer Kneipe in Sig und hoffe auf ein Wunder, es drascht. Die schlechte Straße deutet daraufhin, dass es keine Touristen Gegend hier ist. Unten der Ort Boghis war ein Badeort, tolle Pensionen und das Dorfzentrum eine komplette Free-WiFi-Zone.
Nur ein kleines Wunder, nach zwei Cuic gab es eine Regenpause, um einen geeigneten Platz zum Zelten hinter dem Dorf zu finden. Durch die vielen Pfützen auf der Dorfstraße schob ich bis zum Ortsausgang. Nach wenigen hundert Metern fand ich einem Platz. Es war höchste Zeit, beim Aufbau nieselte es, beim Hineinschlüpfen in den Schlafsack begann der rainstorm. Mein Hubba Hubba hat sich wacker geschlagen.

Sonntag, April 13, 2014

In Marghita

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13. April 2014, Marghita
Die Anreise war strapaziös, aber auch so geplant. Am Freitag haben wir noch bei Gert ein schönes Gackerle gemacht und dazu gegrillt. Außer dass der EC  wegen der diversen Sonderfahrten anlässlich des Jubiläums der ersten deutschen Fernbahn Leipzig-Dresden von einem anderen Bahnsteig abfuhr, lief es bei den beteiligten Bahnen wie am Schnürchen. Nach der Ankunft in Budapest habe ich gleich einen Anschluss nach Szolnok gekriegt. Die Sicherheitsleute der MAV auf dem Bhf Szolnok wiesen mir einen leeren Waggon zum Boofen zu. Und die Kollegen der Frühschicht weckten mich gegen 4.00 Uhr. Das waren gute drei Stunden tiefer Schlaf, super. Kurz vor halb Sieben startete ich meine Tour vor dem Bahnhof von Debrecen ohne Umwege in Richtung Grenze.
Es ist leicht, sich in Rumänien zu orientieren
Jetzt kann ich im Dunst des Horizonts schon das Muntii Apuseni erkennen. Dort wird es morgen die ersten Herausforderungen geben, im Schwarzwald, padurea neagra. Diese erste Etappe war zum Einrollen, noch gibt es nichts weiter zu berichten. Es gibt gerade freies WLAN, ich lade es trotzdem hoch.
Ach So, vielleicht das: Nur drei Bier habe ich heute getrunken, ein Borsod, ein Ciuc und ein Timisoreana.

Sonntag, Oktober 13, 2013

Wo Opa Gustav mit der Radbahr lang ist

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Um den 9. Mai 1945 wollte mein Opa noch ein paar in Habelschwerdt (heute Bystrzyca Kłodzka) eingelagerte Sachen holen. Er lud die Sachen auf eine Radbahr und marschierte in Richtung Breslau. Eine Radbahr ist „ein einrädriger Schiebekarren mit einem kastenartigen Aufsatz“ (Siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch Bd. 9 Q-R). Wir haben uns diese Gegend, das Glatzer Gebiet in den polnischen Sudeten, als Ziel für unsere Herbst-Rad-Tour dieses Jahr vorgenommen.

4.10.2013
Wir sind erst mal nur eine Vorhut: 5 Leute steigen in Wroclaw mit den Rädern aus dem Zug. Aus der Stadt raus geht es ein Bisschen Zick&Zack, aber dann ist es lockeres Pedalieren auf dem EuroVelo #9 nach Süden. Treffpunkt soll ein Zeltplatz bei Kamieniec Ząbkowicki (deutsch Kamenz) sein. Das sind ca. 100 km, wofür wir zwei Etappen planen. Wir wollen auf den Zobten (Ślęża), den „schlesischen Olymp“. Sven wird diesen Ritt morgen in einem Tag pedalieren, die Schwager erreichen Kamenz mit dem Zug.
Der „schlesische Olymp“ wird schon bei Tacitus in seiner Germania als Sitz diverser barbarischer Götter genannt. Für die Breslauer war das der Wetterberg, denn so hieß es: "Denn warsche blau, do kunnt ma Rägen spieren und warsche grau, da gingen ber spazieren." 
Den Zobten erklommen
Wir glauben Sobotka erreicht zu haben und finden in einem Park in der Nähe einer Kneipe eine Stelle zum Biwakieren im Zelt.

05.10.2013
O Zutaberg, du schiener blauer Higel du bist unähr a Wächter uffm Turm Du kinnst uns ewig Gutes, ewig Ibel Du kinnst uns Regen, Sunnenschein un Sturm.“
Leider muss ich mal wieder feststellen: Ich reise gern allein, da kann ich in aller Ruhe Tagebuch schreiben. Ich sitze gerade mit einem Lech-Pilsener (650mL Flasche) unter einem Schirmchen bei einem Laden in Uciechow. Habe meine Mittagsration verputzt und rekapitulieren den Tag. Ich habe meine Freunde verloren. Wir haben in einem Park unter dem Zobten-Berg gezeltet. Es gab eine gute Infrastruktur, eine Kneipe mit einem Holzfeuerofen. Es ist nämlich sehr kalt. Der Wirt hat uns Tee gemacht, den wir mit weißem Rum verstärkten.
Gleich von unserer Boofstelle führt ein blauer Weg zum Gipfel des Zobten. Sicher, der Jens hat recht, es ist ein Wanderweg. Aber wenn man betrachtet, dass wir wohl eh schieben würden, dann kann man auch einen Wanderweg hoch schieben. Jedenfalls fuhren die Freunde wohl auf einer Asphaltstraße an der Abzweigung des blauen Weges vorbei. Es war ein sehr buckliger und steiler Pfad, aber zu schaffen. Ich also immer den Freunden hinterher, ich glaubte ja sie sind vor mir. Dann klingelte das Telefon, wo ich denn wäre. Sie waren noch weit unter mir. Sie wollten den blauen Pfad noch finden und mir auf dem Gipfel folgen.
Ich wartete oben eine reichliche Stunde, es kam keiner. Die Abfahrt war zu Beginn anstrengend und extrem holprig. Dann aber ab einem Parkplatz mit sehr schönen pivnicen (leider, da ohne Freunde, nicht besucht) auf Asphalt hinunter nach Wiery. Ich fand unseren Leitfaden wieder, den Radweg Eurovelo 9. Mit dem letzten Anruf informierte mich Jens, dass sie "hinter Sobotka", östlich des Berges wären. Nun wir verabredeten uns, dass wir uns wohl erst am Ziel der Etappe in Kamenz (Schlesien) treffen. "... oder auch nicht", fügte Jens dann am Ende des Gesprächs hinzu.
Die Truppe ist vollständig angetreten
In Kamenz (Schlesien) haben wir uns doch wirklich alle getroffen. Der Sven kam mir auf dem Weg zum Campingplatz entgegen, geschlossen. Auf der Suche nach einem Restaurant dann wieder ein Anruf von Jens, sie seien mit Zug auf dem Weg nach Kamenz. Ein weiterer Anruf dann mit der Hiobsbotschaft: Helmuts Schaltung ist hin, er muss die Tour abbrechen. Und die beiden Schwager seien auch da, 10 min später eingetroffen. Es wurde noch ein schöner Abend mit Schwof für die Mädels und Pizza und Bier für Alle. Eine Übernachtung in einem Sporthotel wurde noch eingefädelt.

06.10.2013
Ziel der heutigen Etappe ist Złoty Stok (deutsch: Reichenstein in Schlesien). Hier kann man ein altes Goldbergwerk der Fugger besuchen. Gold und Arsen baute man hier bis 1961 ab, bis es die umstrittene und rätselhafte Anweisung von der polnischen Regierung gab, den Abbau einzustellen. Das Bergwerk wurde darauf­hin stillgelegt. Man förderte ca. 20-30 kg Gold jährlich, erst 1961 fiel die Produk­tionsmenge auf einmal auf 7 kg jährlich ab.
Nach dem Besuch des Bergwerks fanden wir eine schöne Boofstelle bei Sronie Sl. im Bielengebirge (polnisch Góry Bialskie).

07.10.2013
Heute eine Königsetappe: Über die Glatzer Schneeberge, über das Habelschwerdter Gebirge zum Eulengebirge. Das kulante Angebot des VITAL & SPA RESORT SZAROTKA in Zieliniec konnten wir dann nicht ablehnen. Es steht wieder unentschieden zwischen Biwak und Hotel.
08.10.2013
Wir erreichen schon zur Mittagszeit die Ortschaft Karłów (deutsch Karlsberg) unterhalb des Großen Heuscheuer, der Ausgangspunkt für den Besuch des Heuscheuergebirges. Die Tafelberge aus Sandstein sind wie aufgeplatzt, wodurch die sehenswerten Labyrinthe entstanden sind. Gezeltet auf dem an sich geschlossenen Campingplatz in Karłów.

09.10.2013
Die heutige Etappe durchs Braunauer Ländchen ins Vorland des Riesengebirges war geprägt durch Raddefekte. Während Evas Schaltung und Kette in einem Lädchen in Broumov (CZ) einigermaßen gerichtet werden konnte, hatte ich mir in Kamienna Góra (deutsch: Landeshut in Schlesien) einen Platten gefahren. Wir wollten den Kompressor einer FIAT-Werkstatt nutzen. Der Monteur hatte aber keine Ahnung, wie viel Druck auf einen Fahrradreifen muss. Als das „elektrische Mädel“ warnte, war der Reifen noch platt. „Geben Sie ruhig 4 bar ein!“ Was der Monteur auch ungläubig tat. Plötzlich gab es einen mörderischen Knall – der Reifen war geplatzt. Der Monteur war verschwunden. Ich hatte den Schlauch nicht richtig montiert, es hatte sich eine Blase gebildet. Der Monteur stellte uns nochmal die 4 bar ein und verschwand wieder. Alles sitzt, wir freuen uns mit...
Die heutige Tour begann mit einer klasse Abfahrt hinunter nach Radków (deutsch Wünschelburg). Wir erhielten ein reichhaltiges und leckeres Frühstück im Hotel am Markt. Das Hotel ist sehr schön restauriert. Der Inhaber hat uns viel von der langen Geschichte des Hauses erzählt. Zu beachten: Der Boden in der Eingangshalle mit der Glatzer Rose.
Ein Teil der Etappe führte durch das Braunauer Ländchen, was zu Tschechien gehört. Der alte Preuße Hindenburg kannte sich mit der Habsburger Geografie nicht so aus. Deshalb war Hitler immer der „böhmische Gefreite“. Für Hindenburg gab es nur das Braunau im Böhmischen.
Wieder in Schlesien fanden wir in Gorzeszów (deutsch Görtelsdorf) diesen kuriosen einzeln stehenden Sandsteinfelsen.
 Diese Sage versucht eine Erklärung:
Der Teufelsstein zu Görtelsdorf (aus der Sagensammlung von Patschovsky). In Görtelsdorf lebten einst einige Männer, welche dem Laster des Trunkes und des Kartenspiels ergeben waren. Bei ihren wüsten Zechgelagen führten sie gottes­lästerliche Reden, und beim Kartenspielen sprachen sie die abscheulichsten Verwünschungen und Flüche aus. Stets entheiligten sie den Sonntag und gaben durch ihr Verhalten den Menschen das größte Ärgernis. Die Männer spielten und zechten sogar an Sonn- und Feiertagen während des Gottesdienstes und auch ununterbrochen an den letzten drei Tagen der Karwoche. Dem Teufel gefiel das Treiben dieser Männer, und damit sie keine Zeit haben sollten, sich zu bekehren, beschloss er, sie in ihren Sünden zu töten, denn dann gehörten sie ihm ganz für immer an. Die Macht, sie zu töten, besaß er aber nur in der Nacht in der Zeit von 12 Uhr ab bis zum ersten Hahnenschrei; denn mit dem letzteren war seine Gewalt gebrochen.Einst spielten diese Männer in der Adventszeit wieder die Nacht hindurch im Görtelsdorfer Kretscham, worüber sich der Teufel gar sehr freute, und er fasste jetzt den Entschluss, die Männer zu töten. Er ging deshalb nach Adersbach, wählte sich aus den Felsen einen passenden Stein, schlang ihn an einer Kette fest und trug ihn auf dem Rücken bis auf einen Berg in der Nähe von Görtelsdorf. Von hier aus wollte er den Stein auf den Kretscham schleudern, diesen zertrümmern und somit die Männer erschlagen. Es war am frühen Morgen, die Nacht breitete noch tiefe Finsternis über die ganze Gegend aus. Die Kirchenglocken waren erst verstummt und die frommen Ortsbewohner eilten zur Kirche, um der Roratemesse beizuwohnen. Plötzlich vernahmen die Spieler im Kretscham ein mächtiges, unheimliches Rauschen und gleich darauf einen gewaltigen Stoß, durch den das alte Wirtschaftsgebäude so erschüttert wurde, dass es in allen seinen Fugen krachte und dass die Fensterscheiben zitterten und klirrten. Zum Tode erschrocken falteten die Männer die Hände zum Gebet, und eine feierliche Stille trat darauf ein. Die Ursache von dem Rauschen und der furchtbaren Erschütterung war folgende: Der Teufel hatte den Stein nach dem Kretscham geworfen, aber während der Stein durch die Luft flog, ertönte zufällig ein Hahnenschrei, durch den die Macht des Teufels gebrochen wurde. Der Stein erreichte nun den Kretscham nicht mehr, sondern fiel schon 300 Schritte von ihm entfernt nieder. Er ist jetzt noch da zu sehen und heißt “der Teufelsstein”. Die Männer, welche nur mit knapper Not dem Tode entgangen waren, nahmen sich diese Warnung zu Herzen, entsagten dem Trunke und führten fortan ein christliches Leben.
10.10.2013
Die Truppe löst sich auf: Eva & Manne springen kurz entschlossen in Kowary (Schmiedeberg) in den Bus nach Hirschberg.
Wir fahren weiter nach Jagniątków (deutsch Agnetendorf) zu unserem guten Freund, dem Herrn Gnyp.
11.10.2013
Goldener Herbst auf der Großen Iserwiese ...
... und am Buchberg 
12.10.2013
Hinab gebraust nach Tanvald. Dort in den direkten Zug nach Dresden – nach Hause.