Samstag, April 30, 2022

Stara Planina (67 km)

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Ich muss heute einen Fehler im Tagebucheintrag vom 28. April korrigieren. In der Tat habe ich da das Stara Planina überquert, aber keinesfalls die Wasserscheide zur Donau überwunden. Ich war im Tal der Kamchia. Das ist der Fluss der südlich von Varna in das Schwarze Meer mündet und immer ein Traumziel in meiner Sandalenzeit war. Kurze Erläuterung: Als "Sandalen" wurden von den Bulgaren früher die Ostdeutschen wegen ihrer Jesuslatschen bezeichnet.
Nach dem Besuch der Ruinen des großen Klosters Preslav aus dem 9. Jhdt. fuhr ich das Kamchia-Tal aufwärts. In Mengishevo bin ich dann auf den bulgarischen Fernradweg #3 "Durch den Balkan" gestoßen, dem ich jetzt folge. Dieser Radweg verspricht einsame Straßen, aber Asphalt. Ich kam wieder durch eine Reihe von türkischen Dörfern. Ich schrieb es schon früher, die Bulgaren beschränken wohl den Ausbau der Minarette. 
Im Dorf Velichka gab es wieder eines dieser lustigen Minarette aus Blech. Weiterhin beobachte ich, dass es in türkischen Dörfern keine Zigeuner gibt. Diese Beobachtung muss ich aber noch verifizieren.
Hier noch eine Illustration zur Energiekrise, non stop is over.
Nun begann der Aufstieg auf den Kotlenski Prohod,
obl. Sliwen. Damit habe ich das Stara Planina wieder überschritten. 
Die Schilder am Pass weisen das Kampfziel für den 1. Mai. Ich werde mich zum Kampftag über die Gipfel kämpfen. Ich brauche heute wieder kein Zelt und bin in Kotel bei einem netten Ömchen in der Pension "Lefterova" untergekommen.

Freitag, April 29, 2022

... und sie nennen ihn Putler (79 km)

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In Asparuhovo befindet sich ein Treibstofflager der LUKOIL. Da standen heute Morgen schon zehn Tanklaster und warteten auf die Abfertigung, damit sie von den Neigen in den Tanks noch was abbekommen. Offensichtlich von kleinen Händlern, alles Laster mit deutschen und österreichischen Beschriftungen. Paar Kilometer weiter steuerte ich für einen ersten morgendlichen Kaffee eine Tankstelle an. Dort nutzte gerade Einer den Preis von 3,15 BGN der Liter Diesel, um zwei Reservekanister zu füllen. Fürs Füllen hat es aber nicht gereicht: "125 Lewa!" Die hatte er bereits in der Hand. Richtig gemacht! Nur eine Hand voll Kilometer weiter an der nächsten Tankstelle, war der Chef gerade beim Umpreisen, 3,15 auf 3,18 BGN. 
Im Dorf Partizani hat einer mit seinem Sohn die Energiefrage beim Haus bauen durch Lehmziegel beantwortet. Es finden sich hier viele Außenmauern ums Grundstück aus Lehmziegel.
Neue Ziegel habe ich nur bei diesem Projekt gefunden. Heute habe ich auch die ersten Reiseradler getroffen, ein indisch-englisches Pärchen auf dem Weg von England nach Georgien. Sie waren sehr von Serbien fasziniert.
Ich meide meistens Kneipengespräche, heute konnte ich mich nicht entziehen. Die Inhalte solcher Gespräche sind meist gleich: Woher, wohin, wie geht's der Familie (dafür habe ich immer die Legende von der toten Frau und zwei erwachsenen Kindern), um dann zur Politik zu kommen. Den Krieg in der Ukraine versteht keiner. Putin ist ein Idiot und in Bulgarien würden sie ihn Putler nennen. Wegen ihm steigen die Preise. Die sind auch schon vorher gestiegen. Mir als €-Reisender nutzt das aber garnix, der Lewa ist mit dem Kurs der DM fest an den Euro gekoppelt. Zum  Schluss gaben sie mir aber noch gute Tipps für meine Weiterreise Richtung Veliko Tarnovo. Ich bin jetzt in Veliko Preslav am Oberlauf der Kamchia. Vorher habe ich noch eine Schleife durch die furchtbare Stadt Schumen auf der Suche nach einer Wechselstube gedreht. Es ist die Stadt des sozialistischen Brutalismus. Ich will nicht miss verstanden werden, der Brutalismus ist eine anerkannte Richtung der Architektur, gesponsert von der Zement- & Betonindustrie.
Auf dem Tafelberg von Schumen gibt es ein riesiges Betondenkmal, in der Stadt jede Menge derartige Gebäude. Am gespentigsten sind die unfertigen Ruinen.

Donnerstag, April 28, 2022

Immer weiter ... wie die Schildkröte (72 km)

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Ich bin heute morgen zeitig los. Ich wollte wieder zurück nach Aytos, um dann auf der Straße #208 gen Norden über den Stara Planina zu strampeln. Die Bulgaren haben tatsächlich auf der Hauptstraße #6 einen Radweg BP5 ausgewiesen. Da musst Du früh los, bevor die LKW kommen. In der Tat, kurz nach 8 Uhr morgens kriegte ich eines der besten Frühstücke in einer Raststätte kurz vor Aytos. Ich hatte einen Kaffee, eine Bohnensuppe nach Hajduckenart und ein Pirinsko, alles zusammen für knapp 3 €. Das ist für mich wie für eine Schildkröte ein taufrisches Salatblatt.
Hinter Aytos ging sofort der Aufstieg auf das Stara Planina los, auf 400 Höhenmeter. Für ein Gebirge, dessen höchster Berg über 2000 m geht, ist das ein Fahrrad freundlicher Pass.
Mein Mittag gab es direkt am Europawanderweg E3 am Spieletisch. Ich hatte ein Stück Pizza, einen großen Ayran und ein Pirinsko.
Bald erreichte ich den Bezirk Varna, was der Beweis ist, dass ich tatsächlich die Wasserscheide zur Donau überwunden habe. Hier bin ich jetzt in Asparuhovo in einem Urlaubskomplex Ovchaga untergekommen. 
In der Umgebung befinden sich die Čudnite Skali, Asparukhovo, region Oblast Warna, Bulgarien. 
Früher führte durch diese Felsen die alte Straße. Abendbrot gab es aus dem Laden. Ich hatte Butterbrot mit leckerer bulgarischen Zervelatwurst und zwei Pirinsko. Ein weiteres Pirinsko hatte ich, um diesen Beitrag flüssig zu schreiben.

Dienstag, April 26, 2022

Großer Ritt zur Wende (104 km)

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Ich hatte ja viel Zeit zum Pläne schmieden für die Tour. Eine Variante bestand tatsächlich darin die Küste des Schwarzen Meeres nach Norden bis ins Donaudelta zu fahren und meine Kosakenfreunde in Transnistrien besuchen. Aber möglicherweise belagern die gerade Odessa.
Ich habe mich nach Norden gewendet. Womöglich hat die Rückreise begonnen.
Ich bin am Morgen des zweiten Osterfeiertags und damit in einem stillen Zarewo gestartet. Auf dem zentralen Platz konnte ich dann die Auflösung des Ostergrußes lesen. Ich habe immer mit einem "Tschastlivinje Velikden" gegrüßt, wobei ich die Endung von Tschastlivinje sehr genuschelt habe. Was sehr freundlich aufgenommen wurde und mit einem für mich unverständlichen Spruch beantwortet wurde. Die korrekte Antwort war: "Xristos Woskresen" - Christus ist auferstanden.
Es wurde eine lange Etappe über kleine Dörfer und sonnige Hügel. Hier einige der Ort zum Nachradeln auf der Karte. 
Jasna Poljana - Novo Panicharovo - Marinka - Dimchevo. In der Lagune vor Dimchevo konnte ich Pelikane beobachten. 
Prisad - Debelt - Trastikovo - Rusokastro (die  Geschichte der Burg muss ich noch recherchieren) - Troyanovo. 
In einem Wäldchen hinter Troyanovo bin ich dann rechts rein zum Zelten. Diese Etappe hat sehr geschlaucht. Ich  hatte einige Probleme mit Krämpfen. 
Dann zum Frühstück rein nach Aytos. Weiter über Weinhänge und durch die türkischen Dörfer Karageorgievo, Topolitsa und Cernograd nach Karnobat. 
Hier werde ich einen Ruhetag morgen einlegen. Die Knucha tun ach su sihre wieh - würde der Schlesier sagen. 

Sonntag, April 24, 2022

Abenteuer an Великден Velikden (31 km)

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Heute ist orthodoxer Ostersonntag - in Bulgarien Великден, Velikden. Im stillen Sinemorets sehr früh gestartet und vor der Brücke über die Veleka nach rechts abgebogen, um den Fluss aufwärts den Ort Kosti zu erreichen. Gekommen bin ich etwa bis hier:
Dann war der Weg den Fluss Veleka aufwärts im Auenwald komplett abgesoffen. Vorher gab es schon einige Herausforderungen zu meistern. 

Ich bin mit dem Expeditionsrad, den Schwalbe Mondial (zu glatt für den Matsch) und dem Gepäck an meine Grenze gekommen.
Zweiter Versuch über die Höhen von Ahtopol aus, das Dorf Brodilovo zu erreichen. 
Das ist der nördliche Zweig der Mountainbike-Runde, bei der "Brille". Auch hier musste ich kämpfen, aber geschafft. 
Doch man muss den Wegweisertafeln recht geben: Empfohlene Saison von Juni bis Oktober. Im Frühling sind diese Wege vielleicht für einen mit groben Stollen bereiften Fatbiker möglich.
In Brodilovo gab ich alle weiteren Strandsha-Pläne auf. Bin jetzt wieder in Zarewo und werde neue Routen austüfteln - erstmal Asphalt bevorzugt.

Samstag, April 23, 2022

An der Grenze (41 km)

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Nach dem Ruhetag und unterstützt durch hervorragendes Wetter habe ich nun das Kapitel Bulgarien abgeschlossen. Von der Festung des Königs Samuil an der Strumiza, wo er gegen die Byzantiner verloren hat, an der Grenze zu Mazedonien bis nach Rezovo am Schwarzen Meer habe ich nun das gesamte südliche Bulgarien durchquert. Nicht in einem Zug, aber mit dem Parilski pereval, die Rhodopen bis zum Strandsha. Aber ich sitze in der Sackgasse.
Einst hatte der alte  Hajducke Valchan, der Wolfsmann, die Brücke über den Fluss Rezovo aus seinem Raubschatz gestiftet. In den 1940er Jahren wurde die bulgarische Seite der Brücke vom Militär gesprengt. Bis heute hat sich hier nix weiter entwickelt. Ich werde versuchen, mich durch das Strandsha und die Sakar-Berge nach Swilengrad zur griechischen Grenze  zu schlagen. Ich habe eigentlich keine Lust durch die Türkei zu radeln.
Südlich von Ahtopol nach den Ruinen der Grenzkompanie wird die Küste wieder sehr schön. Keine seltsame Resorts, interessante Buchten und Strandsha-Wald. 
Immer wieder gibt es Warntafeln vor Waldbrand, gleich mit Patschen zur Erstversorgung eines Brandherdes.
Ich habe mich jetzt bei einem Ömchen mit Syndrom (eigene Aussage) in Sinemorets eingemietet. Im Nachbarhaus befindet sich ein Laden für Craft Beer & Wine mit Schwerpunkt Bier. Es ist internationale Mode diese englischen Biersorten nach zu brauen, Pale Ale, Porter. Das Pale Ale des jungen Brauers in Singen war schon nicht so mein Geschmack. So auch hier. Ich habe dann ein "Robust Porter" von Rocket Science probiert, sehr viel Rauchmalz, 13,4 % Stammwürze, aber oberflächlich. Ich liebe meine fränkischen Biere. Bin jetzt bei dem bulgarischen Rotwein gelandet - Mavrud.

Freitag, April 22, 2022

Von Sosopol zum Ruhetag (41 km)

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... in Zarevo mit Melnik 13.
Ich möchte eine wichtige Ergänzung für Freunde des bulgarischen Weines machen. Man muss unbedingt zwischen den Weinen der Marke "Mezzek" und dem Wein vom Winzer aus dem Dorf Mezek unterscheiden. Der Winzer in Mezek ist ein Meister, Wein der Marke "Mezzek" ist ein Industrieprodukt. 

Donnerstag, April 21, 2022

Es gibt keinen Weg zurück (92 km)

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... und es wäre furchtbar.
Gestern begann die Tour großartig. Die Sonne schien, die Pflanzen im Straßengraben trugen Reif. Also rollerte ich nach Burgas rein. In der Suppenküche neben dem Gefängnis gab es das Frühstück: Zwei Kjufte mit Gemüse als Garnitur, dazu zwei Kamenitsa. Diesen Laden kannte ich schon von der Fahrt im Frühjahr 2019. Ich bin nach Burgas rein, um mir bei Decathlon eine neue Iso-Matte zu kaufen. Nun muss noch das Wetter sich in Richtung Sommer entwickeln und ich kann wieder zelten. Burgas hat zur Küste hin einen schönen Park.
Nun am Nachmittag nach Sosopol. Der Radweg nach Sosopol ist eine Zumutung. Einmal führte der Weg sogar einige hundert Meter auf der Gegenfahrbahn der vierspurigen Straße. Dann verfuhr ich mich in ein Fischerdorf. Lauter Bauwagen, zwei kleine Hafenbecken für die Boote und ein kleines Fischrestaurant. Es gab die kleinen gegrillten Fischchen wie früher. Ich hätte nicht so bummeln sollen. Mittlerweile hatte sich eine Regenfront aufgebaut. Die erste Welle konnte ich mit den gegrillten Fischen abwettern. Doch dann auf dem Weg nach Sosopol war ich durch. Neben dem Regen regte mich die totale Verbauung auf.
Den kleinen Campingplatz "Zlatna Ribka" gibt es als furchtbaren Standplatz für Campingwagen. Bei der Ankunft am vorgebuchten kleinen Familienhotel "Sonne" war ich klatschnass. Nur noch unter die Dusche und ins Bett.
Heute morgen nun eine kleine Runde durch Sosopol. Die kleine hölzerne Mühle, einst ein Wahrzeichen der Stadt kann man praktisch nicht mehr ablichten - total eingebaut. Meiner Meinung nach stand die in meiner Jugend frei und es ergab ein schönes Bild von der Straße aus rüber nach Alt-Sosopol. Die Gegend beim ehemaligen Zeltplatz Kavazite ist total vollgebaut, u.a. mit 'nem LIDL. Am Kap Agalina wird man wohl noch gut schnorcheln können. Möglicherweise stand ich am Zugang zu der Bucht, wo ein Großteil unseres ersten Tauchfilms entstand.
Alepu und Ropotamo sind noch sehr schöne Naturparadiese, wenn auch eingerahmt von seltsamen Resorts. Die Rückkehr zu den vermeintlich tollen Plätzen der Jugend ist also  Quatsch. Diesen Bericht schreibe ich in Primorsko. Ich will weiter nach Süden bis zur Grenze.

Dienstag, April 19, 2022

Schwarzerde und Weizenwampe (61 km)

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Im Wappen von Elhovo als auch von Bolyarovo finden sich Weizenähren. Die Strecke führte in der ersten Hälfte durch verregnetes Schwarzerdegebiet. 
Für mich als Radler wenig aufregend, es galt den Nieselregen zu ignorieren. Hier wird der Rohstoff für die großen Mengen Weißbrot und leckeren Gebäckstücken angebaut, die die Bulgaren verkasematuckeln. Einer der ersten Fragen gestern vom Wirt in Elhovo war nach meinem Gewicht. Nach meiner "Angabe" 120 kg meinte er stolz, er wiegt 100 kg und präsentierte sein Profil. Es ist mehr als auffällig, dass die Bulgaren ein Problem mit dem Übergewicht haben, und das gilt für Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen. Heute im bulgarischen Mittagsfernsehen beobachteten zwei mächtige Moderatorinnen, wie ein knackiger junger Bäcker diverse Blätterteigstücke mit Schokoladenfüllung kreierte. Die Beiden waren am schmelzen, göttlich. Ein Bekannter von Gert, der sich immer sehr gern für den gesunden Lebenswandel der Anderen einsetzte, nannte das eine Weizenwampe.  
Meine Speisekarte war heute ein wenig üppiger: 
  • Früh ein Weizenprinzess mit Schinken und Kaschkaval (also eine Karlsbader Schnitte in Übergröße), 
  • dann gegen Mittag in Bolyarovo frittierte Kartoffeln mit Weißkäse, 
  • in einem überraschend am Straßenrand auftauchendem Gasthaus panierte Chapki aus Hühnerfleisch mit Knoblauchsoße
  • und jetzt im Touristenzentrum "Boshara" bei Sredets Weißkäse nach Schopenart im Pfännchen.
Ich bin der Meinung, das ist angemessen.
Ich habe jetzt meinen Tourenplan etwas der Wetterentwicklung entsprechend umgemodelt. Ich fahre jetzt am Meer nach Süden bis nach Rezovo an die türkische Grenze und dann den Fluss Veleka aufwärts ins Strandsha-Gebirge.

Montag, April 18, 2022

Kalt und nass (40 km)

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Obwohl sich das Wetter zum Montag nicht wirklich gebessert hat, bin ich weiter gefahren. Bei einem kleinen Abstecher besuchte ich das Kloster Holy Trinity Ustrem, ein Nonnenkloster.
In einer Google Maps Rezension des Klosters wird sogar vom Angebot von Übernachtungsplätzen geschrieben. Es haben sich mir aber keine Nonnen gezeigt und so konnte ich nicht fragen. Das Tal der Tundsha zwischen Ustrem und Knyazhevo scheint ein Vogelparadies zu sein, Schwarzstörche, diverse Reiher konnte ich beim Pedalieren sehen.
Aber der kalte Nieselregen hat mich nicht lange durchhalten lassen. In Elhovo bemerkte ich gegen Mittag ein Schild im Fenster einer kleinen Gaststätte mit dem Angebot von freien Übernachtungsplätzen zwischen 10 und 35 Lewa. 
Die Kneipe war voller Pensionäre und schön warm. Ich fragte den Wirt, der recht gut englisch sprach. Geht klar. Ich konnte mich bei ein paar Bieren und gutem Essen aufwärmen. Er ist einer von den vielen Bulgaren, die in UK gejobt hatten. Wie so viele Autos hier, war auch sein Toyota Avensis ein Rechtslenker. Das fiel mir auf, als ich ihm zu diesen Übernachtungsplätzen mit dem Rad hinterher hastete. Das ist hier eine größere Wohnung, wo er in die Zimmer einige Betten rein gestellt hat. Er war mit 20 Lewa zufrieden. In meinem Zimmer war vor der Renovierung mal ein Ofen drin, jetzt gibt es eine Klimaanlage. Die mache ich aber zum Heizen nicht an. 

Sonntag, April 17, 2022

Abwettern

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Ca. 20% meiner follower möchten mein neues "Streitross" kennenlernen. Es ist ein TX400 von der vsf Fahrradmanufaktur.
Drei Wochen vor der geplanten Abfahrt zu dieser Tour bemerkte ich bei der Generalüberholung meines "guten Rades", dem KOGA Signature "ebsels", dass an meiner grandiosen 48Loch-Nabe zwei Speichenlöcher ausgebrochen sind. Die Berliner Firma, die einst dieses Hinterrad für den Herrn Nöthling, Fahrradmonteur aus Jena, lieferte, hatte keine Lust mir zu helfen. Gleichzeitig fand ich über den Suchpfad "170 kg -> Expeditionsrad" beim Anbieter 14-gang.de Räder der vsf Fahrradmanufaktur. Ein Telefongespräch mit Herrn Heinen, wobei ich angab, ich sei übergewichtig, ergab die Empfehlung des 26' TX400, sofort lieferbar. Bestellt! Innerhalb einer Woche per Spedition geliefert. Die Vormontage von 14-gang war sehr gut, alles sitzt fest. Ich habe dann nur meine besseren Hinterrad-Träger von Tubus, Pedalen von SQlab, Adapter für die Lenkertasche und ein Rahmenschloss von AXA montiert.
Dieses Ross ist heute nur 10 km gerollert. Es regnet, die Wolken hängen tief über den Sakar-Bergen. Trotzdem kreist der Königsadler (oder eben ein anderer, aber ein sehr großer Greif) und versucht, ein Mäuslein zu entdecken. Der arme Kerl hat Pflichten, ich nicht ... gönne mir einen Ruhe&Waschtag.

Samstag, April 16, 2022

Die Sakar-Berge (79 km)

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Gestern abend konnte ich noch einen der Krakeeler im Spot meiner Kopflampe ablichten.
In dem kleinen Bassin waren wohl keine fünf dieser geilen Burschen. In Deutschland wären sie wegen Störung der Nachtruhe wohl vor das Gericht gezerrt worden.
Ich bin heute zeitig los. Traditionelles Frühstück von der Bäckerei mit Ayran in Svilengrad, der ehemaligen Stadt der Seide. Heute ist es eine Stadt der Sünde, Grenzstadt eben.
Langsam begann der Aufstieg in die Sakar-Berge. Mir kamen jede Menge karaman entgegen. 
Drei Kilometer vor der Stadt haben die Bulgaren in einem ehemaligen Gefängnis eine Flüchtlingsunterkunft etabliert. Den Höhepunkt erreichte ich an der Kreuzung bei Balgarska Poliana erst am Nachmittag. 
Ein Schild wies mir den Weg zu einem Dolmengrab "Načevi Čairi". Die Erklärtafel war mehr verwittert als das Grab, ich muss noch weitere Infos später recherchieren. Mein Ziel war die Stadt Topolovgrad. Ich muss hier in der Gegend den Wetterwechsel zum Vollmond abwettern. Leider ist hier booking.com keine Hilfe. Das Waldhotel "Sakar" war mit einer Gruppe ausgebucht. Ich fand im Nachbardorf Oreshnik die freundliche Weiberwirtschaft "Sakar Planina", großartig.

Freitag, April 15, 2022

Im Land des Dyonysos

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Für die alten Griechen war es ein Zeichen der hohen Zivilisation, den Wein mit Wasser zu panschen. Die alten Thraker im Norden wurden von ihnen zwar  respektiert. Aber: „Er trinkt wie ein Thraker" war trotzdem ein beliebter abfälliger Spruch. So galt den Griechen auch Dionysos, der Gott des Weines, als thrakisch. So habe ich heute in Mezek, ein recht anerkanntes Weindorf, den Karfreitag als Thraker genossen.
1931 hat der Dorflehrer von Mezek in einem Artikel in der Zeitschrift "Zora" die Ausgrabung eines alten thrakischen Grabes aus der Zeit 400 Jahre BC beschrieben. 
Der Text einer Erklärtafel: "Das Grab im Dorf Mezek wurde im 4. Jh. BC erbaut. Es besteht aus großen, gut geglätteten Steinblöcken. Seine Länge beträgt 29,95 m. Der Korridor ist 20,6 m lang, 1,55 m breit und 2,4 - 2,6 m hoch, gefolgt von zwei Eingangskammern und einer runden und geweihten Hauptkammer. 
Während der Ausgrabungen wurden dort viele Gegenstände aus Gold, Silber, Bronze, Eisen und Keramik gefunden. Das Mezek-Grab ist eines der größten, das in den von alten thrakischen Stämmen bewohnten Gebieten gefunden wurde." 
Mich haben die Hologramme der Fundstücke beeindruckt, die im Korridor zum Grab aufgehängt waren. Die Originale sind alle in Sofia.
Eine weitere Sehenswürdigkeit hier ist die bedeutende byzantinische Festung Neutsikon.
Ich bin noch ein paar Kilometer höher in den Gebirgszug, in der Hoffnung auf einige Naturbeobachtungen. 
Es fand sich als Fotoobjekt ein Alexis-Bläuling. Die Kriechtiere waren nur auf der Flucht zu hören. Aber man sollte vorsichtig sein: An der Eingangstür zur Grabstätte wird ausdrücklich vor "reptiles" gewarnt.
Die dritte Würdigkeit ist die hiesige Winzerei. "Wir sind hier kein Restaurant!" war die Antwort auf die Frage nach einem Glas Wein zum Verkosten. Naja, da habe ich eben zwei Flaschen verkostet, ich alter Thraker: Ein Cuvée aus den Rebsorten Merlot, Mavrud, Cabernet und Shiraz, sowie ein "Single"-Malbec. Der junge Winzer ist sehr experimentierfreudig. 
Seine Markenzeichen entstammen alle aus dem alten thrakischen Grab. 

Donnerstag, April 14, 2022

Mal wieder Iron Curtain Trail, erschöpft (58 km)

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Es war heute eine spektakuläre, aber erschöpfende Strecke. Start an der bezüglich des Gewichts beschränkten Brücke über die Arda - keine LKW. Linksrum. In Briagovets war Wochenmarkt, hier wimmeln noch die pluderbehosten Weiber rum. Später wird es immer bulgarischer. Dann war Schluss mit lustig, kein Asphalt, rustikaler Feldweg. 
Er schien aber genug befahren, so dass ich Vertrauen fasste, bis Madsharovo durch zukommen. Am Momina Skala gibt es Sandboas. Ich wusste bisher nicht, dass es in Europa Würgeschlangen gibt.
Madsharovo ist eine Bergmannsstadt. Nach der Stadt ohne Logistik führt der Radweg wieder über die Arda und in eine wilde Schlucht. Hier schlägt die Arda eine 180-Grad-Schleife. Über der Schlucht kreisen wieder zwei Geier. Vielleicht kann ich aus den 200mm-Tele-Aufnahmen was machen. Hier hätte sich Mario's 1000mm-Kanone sicher bewährt. 
Hier gibt es auch Höhlen bewohnende Rindviecher. In Kämpfen ums Überleben ist es wichtig, dass man bei fremder Luftherrschaft etwas Unterirdisches hat. 
In Borislavtsi verpasste ich bei der netten Oma, etwas feste Nahrung zu mir zu nehmen. Das sollte sich noch rächen. Sie erzählte viel über die Sehenswürdigkeiten dieser tollen Landschaft. Sie zeigte mir den Trophäenkopf eines riesigen Welses (67kg). Wenn man mit dem Finger heute noch mit sanften Druck über die unzähligen Reihen von spitzen Zähnen ins Maul fährt, ist es nicht möglich, die Richtung zu wechseln, also wieder raus, faszinierend. Auf der Straße #597 war ich  wieder mal auf dem Iron Curtain Trail gelandet, Richtung Malko Gradishte. 
Beim Ritt über dieses kleine Gebirge spürte ich, dass ich bisher nur das Omelett vom Frühstück gegessen hatte. Ich habe sehr abgenommen. Hier in Mezek gibt es das klassische skara bira. Die Muttel hat mir einen schönen Tomatensalat mit Weißkäse und drei Kjufte gemacht. Der Ebs ist wieder hergestellt. 

Mittwoch, April 13, 2022

Über mir kreisen die Geier (59 km)

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Der erste Verlust ist zu verzeichnen: Ich habe meine Iso-Matte Z-Lite im Hotel in Kardshali liegen gelassen. Da muss ich mal bei Gelegenheit nachkaufen. Gerade jetzt ist wieder bestes Wetter, wenn auch in der Nacht kalt. Das Zelten ist schon ein wichtiges Backup. Ich habe vorhin bei einer kleinen Abendrunde schöne Plätze zum Zelten gesehen ... naja, im Tal. Nun bin ich aber am oberen Rand meines Bereichs für akzeptable Kosten für Übernachtungen (33€) eingecheckt: Komplex Perpera im Tal der Arda unterhalb des großen Stausees Studen Kladenets.
Das ist ein Vogelschutzgebiet von europäischem Rang. Hier brüten Gänsegeier. Ich denke bei der Zufahrt habe ich einen sehen können. Auf einer Info-Tafel zu den Geiern schrieben sie vom teuflischsten Magen der Welt, die sollen mit ihrer Magensäure sogar Metall auflösen können. Vorhin bei der kleinen Abendrunde konnte ich mehrmals Schwarzstörche beim Segeln beobachten.
Für die Thraker war das auch ein magischer Ort, praktisch an allen Felsen ringsum im Tal sind diese Nischen zu finden. Die archäologischen Geister streiten noch zum Sinn und Zweck dieser Nischen. Ein schöne Legende behauptet, dass das Mutproben für die jungen Thraker auf dem Weg zum Mann waren.

Dienstag, April 12, 2022

Das Zeitalter der Eisenbahn in Kardshali

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Ich habe heute noch einmal das beeindruckende Historische Museum in Kardshali besucht. Neben all den faszinierenden Exponaten wie Mineralien, archäologische Fundstücke aus der Zeit der Thraker und vielen mehr, hat mich immer das Bild von der Kamelkarawane für den Tabaktransport aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts amüsiert. Es wird in der Vitrine zur regionalen Entwicklung nach der Befreiung vom Türkenjoch gezeigt. 
1931 begann dann hier das Zeitalter der Eisenbahn, der Bahnhof wurde eingeweiht. 
Das Gebäude gibt es noch. In den Zeiten der regionalen Entwicklung im Sozialismus hat man eine neue Bahnhofshalle aus Beton und Glas hin gestellt. Die fungiert heute in erster Linie als Baumarkt. Ich traute mir anfangs gar nicht die Zufahrt, sah aus wie Betriebsgelände. 
In der Halle mit zwei versperrten Kassen hing ein Fahrplan. Oha, hier gehen ja Züge in alle Richtungen Bulgariens ab. Doch wenn man genauer hin schaut: Es sind zwei Züge, einer früh um 7:15 und einer nach 18 Uhr. Dazu kommt ein Regionalzug, der dreimal nach Süden ins 30 km entfernte Momtschilgrad geht. Es war gerade 9 Uhr, der Zug aus Momtschilgrad fuhr ein, ein Passagier raus, gegen 9:10 mit einem Passagier wieder zurück. 
Ich wäre gerne nach Most Podkowa gefahren, das ist das Ende der Bahnstrecke im Süden. Dort hätte es eine Brücke über den Fluss Kislatsch gebraucht, soweit ging aber der Eifer der regionalen Entwicklung damals nicht. Dann fuhr noch ein Diesel getriebener Güterzug mit zwei Dutzend 10-Fuß-Containern ein. Der Lokführer wurde mit einem Kaffee als alter Freund begrüßt, irgendwelche Technik zum Entladen konnte ich nicht entdecken. Damit scheint sich die Geschichte der Eisenbahn nach knapp hundert Jahren hier ihrem Ende zu zu neigen.
Das Wetter entwickelt sich wieder Richtung Sommer. Meine Garnitur mit kurzer Hose ist aus der Wäsche und trocken ... morgen geht es weiter gen Osten, dann aber vorzugsweise auf Asphalt.