Donnerstag, Mai 12, 2022

Von der Donau ins Banat (75 km)

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Ich habe den direkten Weg nach Oravița abgewählt und bin bis zur Mündung der Nera an der Donau lang geradelt. 
Das war noch mal sehr reizvoll mit den serbischen Dörfern. In Bazjaš hatte Einer eine schöne Anglerkneipe mit magazin mixt. In seinem Laden hatte er mehrere alte Bilder hängen, der den abgesoffenen Teil des Ortes zeigte. Zum Beispiel den Bahnhof (ähnlich wie der Kaiserbahnhof in Herkulesbad) und das zugehörige Restaurant. Alles sehr mondän. König Karol sei hier gewesen. In Zlatița sprach mich einer an, ob ich Tscheche sei. Er sei Tscheche und gehe regelmäßig in die katholische St.Wenzel Kirche im Dorf. Er schien enttäuscht zu sein. Zwischen Sprachen hin&her zu schalten fällt mir schwer. Über mein abschließendes "Na shledanou!" freute er sich.
In Zlatița war ich schon im Nera-Tal. Dann folgten einige Rippen mit der Tendenz ständig bergauf bis hierher nach Oravița unter stechender Sonne, schlauchend. Zum Glück nun mit etwas Logistik. 

Mittwoch, Mai 11, 2022

Im Gegenwind die Donau aufwärts (86 km)

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Ich darf nochmal auf Eibenthal zurückkommen. Wisst Ihr wie ein Etablissement alles richtig macht? Mit einem überragenden Frühstück. Ich hatte:
  • eine große Kanne Pfefferminztee,
  • Ei-rühert-Euch,
  • Branza und Tomaten,
  • hausgebackene Semmelchen,
  • Butter,
  • hausgemachte Salami (!) & Schinken und
  • herausragenden schnorbsenden Speck.
Ich habe mir nicht getraut, den großen Rest einpacken zu lassen. Hätten die aber wohl gemacht.
Nachdem ich die Passhöhe und das Ortsschild von Eibenthal wieder erreicht hatte, wählte ich für die Abfahrt im Nebel doch wieder die asphaltierte Straße, die ich gestern hochgekommen bin. Die zweite Straße runter zur Donau ist ein geschobener Forstweg, da weiß man nie.
Unten dann für den Rest des Tages gegen den Wind gekämpft. Deshalb bin ich nur bis nach Moldova Veche gekommen. Die Dörfer an der Donau heute sind überwiegend von Serben bewohnt. Mein Gastgeber heißt Miodrag.

Dienstag, Mai 10, 2022

Wird das Wetter wieder scheen ... (46 km)

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Für heute waren einige Regenschauer zu erwarten. Das zeigte die Wetterkarte aus dem Internet. Gestern Nachmittag konnte man schon schäumende Cumuli über den Bergen des Mehedinți beobachten.
Aber heute morgen war noch alles gut, kein Wind, eine blasse Sonne über der Bucht von Orsova. Die Etappe begann mit einem kurzen aber steilen Aufstieg. Ich erntete viel Achtung von den Gästen des magazin mixt kurz vor dem Pass hinunter nach Eșelnița. Zu diesem Frühstück hatte ich ein bere Neumarkt und zwei covrigi de casa cu branza. Das sind Brezeln mit Käse und schmecken direkt vom Bäcker morgens wunderbar zum Bier. Bis zum Ort Dubova, der zwischen dem Kleinen Kazan (Cazanele Mici) und dem Großen Kazan (Cazanele Mari) liegt, war das Wetter angenehm. Die beiden Kazan sind die beiden felsigen Engstellen im Durchbruch der Donau durch die Karpaten. 
Am Kleinen Kazan grinst seit 2005 der Dezebal aus dem Fels und hier wurde auch das Kloster Mraconia nach der Überflutung durch den Staudamm wieder aufgebaut. In Dubova steigt die Straße wieder sanft auf, der Große Kazan wird umfahren. Bei dieser Auffahrt fand ich zweimal Obdach mit Bier bei Regenschauern, beim ersten Mal sogar mit Freibier.
Dann wurde das Wetter wieder scheen ... es kamen viele Dobri den! Ich bin in das böhmische Dorf Eibenthal aufgestiegen. Hier haben sich seit den 1820ern Tschechen aus Pilsen und Klatovy angesiedelt. Es wird tatsächlich tschechisch gesprochen ... und gekocht.
Ich hatte eine Bramboračka (Kartoffelsuppe) und einen Bramborák (Kartoffeldetscher). Ich muss aber sagen: Da haben doch schon viele Generationen rumänischer Köchinnen und Köche rein gepfuscht. Die Kartoffelsuppe hatte bedeutend weniger Kartoffeln als Pilze. Dem Kartoffelpuffer fehlte alles an Gewürzen. Ganz schlecht war, dass die den Knoblauch mit Meerettich vergällt haben. 
Aber die haben hier ihr eigenes Bier: Ceský pivovar v Banátu. Ein Helles und ein Kupferfarbenes vom Fass. Etliche Tschechen waren auch da: Quad- und Motocrosser, sind aber vorhin alle auf ihren Maschinen wieder weg ... nach ganz ordentlichem Biergenuss! Statt dem sonst hier üblichen rumänischen Etno läuft hier in Dauerschleife böhmische Volksmusik - genauso fürchterlich.

Montag, Mai 09, 2022

Achtsamkeit für das Überleben (53 km)

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Nach den drei längeren Etappen durch die Walachei verspürte ich gleich früh eine gewisse Mattigkeit. Diese wurde durch die frischen Käsekringel und Brezeln vom Bäcker zu zwei bere Cuicas als Frühstück in Schela Cladovei, einem Vorort von Dr. T. Severin (gefällt mir diese Abkürzung von den Kilometersteinen) nicht besser. Bis zu diesem Vorort wird der Donauradweg noch ganz vernünftig durch die große Stadt Drobeta - Turnu Severin geführt. 
Der Damm Eisernes Tor 1, portile fier I. Links serbischer Strom, rechts der rumänische Strom. Dann verläuft er auf dem 50cm breiten Randstreifen der Europastarße #70. Auf Brücken und in Tunneln gibt es diesen Randstreifen dann gar nicht. Vor solchen Abschnitten gilt es zurück zu schauen und auf die Pulks von LKW zu achten. 
Über den Damm nach Belgrad habe ich keine Laster gesehen. Die LKW-Fahrer sind noch ganz vernünftig, die PKW-Fahrer mit viel Hubraum und wenig Grips sind das Problem. Die wollen die Laster überholen, was eh meist verboten ist, und wenn mal 500m kein Überholverbot herrscht, können die keine 3 LKW abhaken. So herrscht ziemliche Hektik auf den 25 km nach Orsova. Ein Helm würde auch nix nützen, das sieht man an den vielen platten Schildkröten. Nun, es gab zwischen durch auch Entspannung in Form eines Serbischen Bohneneintopfs und so habe ich überlebt. Es ist prinzipiell von der rumänischen Seite des Radwegs am Eisernen Tor abzuraten. Lieber die Straße der vielen toten Hunde in Serbien.
Ich habe heute schon mittags Schluss gemacht und hier am Donaudurchbruch fast etwas italienischen Lago-Flair genossen. 

Sonntag, Mai 08, 2022

Der Donauradweg (117 km)

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Wie immer morgens zeitig los, es ist Sonntag, Calafat liegt noch in den Kojen. Der Radweg führt direkt auf eine 4spurige Straße, immer noch kein Verkehr. Aber in einigen hundert Metern sieht man die lange Schlange von LKW, die auf die Grenzabfertigung warten. Das ist schon komisch, so mitten in der EU. Dieser Meinung war auch ein bulgarischer LKW-Fahrer, mit dem ich mich bei meinem ersten Kaffee des Tages an einer Raststätte mit bewachten Parkplatz unterhalten habe. Er ist aus der Gegend von Stuttgart bis hier her in drei Tagen gefahren, hier wird er 1 1/2 Tag verbummeln. "Der Bulgare ist ein guter Mensch, aber die bulgarischen Politiker, alle nur Zabzerabb."
Die neue Donau-Brücke Calafat - Vidin. Es hat sich also mit der tollen Brücke nix geändert. Fast die gleich Länge der LKW-Schlangen wie 1993, wo Mu und ich noch über die Fähre mussten. Hinter Cetate dann endlich links ab, weg von der LKW-Strecke. 
Der Weg führte durch viele Dörfer mit wenig Logistik. Zum Sonntagnachmittag dann auch meist geschlossen oder mit zwielichtigen lauten Gästen. 
Bei Devesel an einem Kreisverkehr gab es dann einen schönen magazin mixt. Aber weiter konnte ich mich nur mit 7days-Croissants und Bier ernähren, funktioniert. Von den Höhen kann man über die Donau die Schnee bedeckten Berge des Retezat sehen - beeindruckend. Ich habe mich jetzt vor Simian in eine pensiunea eingemietet - 120 RON. Die Bedienung im Restaurant ist lausig.

Samstag, Mai 07, 2022

Ab & Zu hat auch der Tüchtige Glück (97 km)

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Am Ortsausgang von Bechet stand auf dem Kilometerstein: Calafat 95 km. Hier in Rumänien werden die Kilometersteine gepflegt und sind sehr informativ für einen Reiseradler. Es sind die Straßennummer, durch die Farbe des Kopfes die Ordnung der Straße und die Angaben der Kilometer bis zum nächsten Ort und dem Ende der Straße angegeben. Die DN 55A führt bis nach Calafat. Es ist gleichzeitig der nördliche, der rumänische Donauradweg EuroVelo #6. Es war zu erwarten, dass mir hier Reiseradler begegnen. Und in der Tat, zwei mal zwei kamen mir entgegen. Das erste Paar mit Helm war bisschen mufflig, das zweite Paar war sehr fröhlich und winkte enthusiastisch, ich denke Holländer. Wir haben aber keine Infos über das Woher&Wohin ausgetauscht. Sie hatten nämlich nicht soviel Glück wie ich. Mich trieb der Rückenwind. Ab und zu hat auch der Tüchtige mal Glück.
Die rumänischen Dörfer hier auf dieser Seite der Donau zeichnen sich durch mehr Wohlstand als in Bulgarien aus. Es gibt hier auch mehr Jugend. Jedes Dorf hat zumindest eine Grundschule. 
Dort im Zentrum wird auch der Toten der Kriege gedacht. In Bulgarien stand an so einer Gedenkstätte immer eine Kanone. Im schmucken Dorf Ostroveni stand dann auch so ein Ding. 
Laut Seriennummer eine russische aus dem Jahr 1946? 
Noch können die magazin mixt existieren, wenn es auch immer wieder in den Dörfern kleine moderne Märkte von rumänischen Ketten gibt. Die magazin mixt zeichnen sich in der Regel durch Sitzgelegenheiten aus, wo der Radler komfortabel mit einem bere Ciucas seinen Motor wieder betanken kann. Vater und Sohn, der Sohn hatte ein paar Jahre auf dem Bau in Deutschland gejobt und übersetzte, waren sehr verwundert über meine Fortbewegung ohne Auto. "Hast du Führerschein?" "Ja." "Nu, ich kann Dir ein Auto verkaufen. Kannst du heimfahren." Bewegt verabschiedeten sie mich auf meine letzten 15 km nach Calafat mit Rückenwind.

Freitag, Mai 06, 2022

Vom Olt zum Jiu (77 km)

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Vom ersten Tourentag in Rumänien lässt sich nicht viel erzählen. Wenn's läuft, dann läuft's! Keine Hügel, leichter Rückenwind. 
Der Olt kurz vor seiner Mündung in die Donau. Gegen 9 Uhr hatte ich schon fast die Hälfte der vorgesehenen Strecke in Corabia geschafft. Ich habe dann beim zweiten Abschnitt gebummelt und gegen 16 Uhr in Bechet im Hotelzimmer ein Nickerchen gemacht. Im Fernsehen liefen lauter Sendungen mit Preisvergleichen zwischen 2021 und 2022. Sowohl in Rumänien, als auch in den Nachbarländern, wobei Bulgarien mit 10% Steigerung am schlechtesten abschnitt. Ich finde, mit diesem Bild kann man Inflation schön illustrieren.
Wenn man die vielen Einzelposten am Kaffeeautomaten nicht mehr aktualisieren mag und einfach den doppelten Preis anschlägt. Es scheint hier in Rumänien keine Münzen mehr zu geben. Ich habe jedenfalls keine in die Hände gekriegt und der Kaffeeautomat hat ausschließlichen einen Einzug für Scheine.
Eine schöne Sache für den Radler auf dem Balkan sind die vielen Quellen. Auch in Rumänien finden sich diese Quellen, wenn auch nicht so häufig und nicht so toll ausgebaut. Aber heute habe ich so eine Quelle gefunden, sogar eine Agiasma, eine heilige Quelle.

Wie ist nun der Stand der Entwicklung der staatlichen Verwaltung in Rumänien zu beschreiben? Sehr hoch! Am Häuschen der  Agiasma waren Zertifikate des rumänischen Gesundheitsministeriums über die Zusammensetzung des Quellwassers angepint.

Donnerstag, Mai 05, 2022

Buna seara in Romania (78 km)

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Nun bin ich also in Rumänien, in der Walachei, in Turnu Măgurele. Die Stadt hat sogar einen deutschen Namen: Großnikopel. Es war wieder ein lockeres Pedalieren in durchaus interessanter Landschaft. Es ziehen sich lange Hügelreihen zur Donau hin.
Ich bin dem Fluss Osam gefolgt, der bei Nikopol gegenüber der Oltmündung in die Donau fließt. Das Ufer der Donau ist hier durch steile Riffe geprägt.
Es galt aber erst einmal, an dutzenden wartender LKW bei etwas Gegenverkehr vorbei zu manövrieren. Soviele LKW haben mich gar nicht überholt? Dann erreichte ich Nikopol mit seinem Hafen. 
Hier legt auch die Donau-Dampfschiffahrt zur Stadtbesichtigung an: Das Flussfahrgastschiff "#ms Nestroy". Nach einer Besichtigungsrunde durch Nikopol bin ich wieder zum Hafen. Ich habe mich an den LKW vorbei gemogelt, stand vor der Fähre, wo mich die Fährleute auch gleich drauf winkten. Das muss aber einer von der Grenzpolizei mitgekriegt haben. Ich wurde freundlich aufgefordert wieder von der Fähre zu verschwinden, ein Billett zu kaufen und zur Grenzkontrolle zu gehen. Ein Grenzpolizist hat mich oben gleich empfangen und mir gezeigt, wo die ganzen Schalter sind. Nach dem Prozess war natürlich die Fähre schon drüben in Rumänien. 
Ich habe mich nett mit den rumänischen Truckern unterhalten. Einer bot mir dann später sogar einen Lift bis Bukarest an. Von drüben brachte die Fähre nur zwei Sprinter und einen LKW mit. Ich wurde als Erster auf die Fähre gebeten, mit mir fünf LKW.
Feuerschutz ist wichtig auf einer Fähre!
Hotelmäßig kackt Rumänien aber jetzt erstmal gegenüber Bulgarien ab, die letzten beiden Gäste in diesem Betonteil waren wohl Elena und Nicolae.

Mittwoch, Mai 04, 2022

Höhlen, Wasser und Mühlen (76 km)

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Nach dem Ruhetag bin ich wieder zeitig aufgebrochen, um dem Verkehr bisschen aus dem Weg zu gehen. Aus den Schluchten der Omega-Stadt Weliko Tarnowo raus zu kommen, ist nicht trivial. Der Fluss Jantra abwärts ist von der Europastraße # E85 besetzt. Ich habe den Weg Jantra aufwärts nach Westen gewählt zum Mühlendorf Pushevo. Viele der Häuser haben am Tor einen Mühlstein positioniert. Langsam verschärft sich die Lage mit den Hunden. Es werden mehr, die herum lungern. Ich muss oft absteigen, um sie zum Horizont zu verjagen. Sie sind dann aber schnell wieder zurück und kommen den Waden des alten Bären nah. Noch habe ich mehr Ausdauer beim Sprint. Von nun an führt die Route nach Nord-West hügelig. 
In Musina besuche ich eine Wasserhöhle "Musinska Peŝera". Hier haben die Römer im 2. Jhdt. nach Trajans Sieg über Dezebals Daker das Wasser gesammelt und in die Stadt Nicopolis ad Istrum geführt. Vom Wasserbau verstanden sie was. Nicopolis ad Istrum lag in der Nähe des heutigen Ruse an der Jantra.
Einige Meter war ich drin in der Höhle. Ich bin jedoch wacklig auf den Beinen und es war glitschig. 
Von einigen der Hügel im weiteren Verlauf der Straße konnte man noch den Schnee auf dem hohen Balkan sehen. Jetzt bin ich in Lewski. Morgen werde ich die Donau erreichen. Das bulgarische Geld reicht noch zwei Tage.
Das hat der heutige Tagebucheintrag gekostet ... zugegebenermaßen Einer der Teuersten.

Montag, Mai 02, 2022

Das gibt es nur hier (45 km)

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Das Städtchen Elena hat einige Sehenswürdigkeiten aus der Възраждане, der Zeit der Wiedergeburt Bulgariens zu bieten. Alles aber nicht so museumsmäßig aufgemotzt, sondern als bewohnte Altstadt.
Eine Sehenswürdigkeit werdet ihr aber in keinem anderen Reiseführer finden ... nur hier.
Hier steht vor einem kleinen Kaffee der legendäre goldene SR2 mit den zwei Westspeichen.
Baujahr 1959. Vielleicht aus der gleichen Serie wie der SR2 meines Vaters, das einzigste Kraftfahrzeug mit fossilen Antrieb, das er besaß.
Durch ein schönes Tal führte die heutige kurze Etappe in die beeindruckende Stadt Veliko Tarnowo. 
Hier verbringe ich mal wieder einen Ruhetag. Es soll morgen regnen, voraussagte mein Wettermann Gert.

Zum Vergleichen

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Preise praktisch in DM. 1 Lewa entspricht 1 Deutsche Mark.


Sonntag, Mai 01, 2022

Perwomai in Maisko (62 km)

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Heute galt es eine Etappe von reichlich 60 km in den Bergen des Stara Planina zu absolvieren, generell bergab. Ich verabschiedete mich herzlich von der freundlichen Dame in der Pension "Lefterovka" in Kotel. Nachdem ich wieder auf den Kotlenski Prohod hoch gestrampelt bin, folgte ich nach einem kleinen Hundekampf dem bulgarischen Radweg #3 "Durch den Balkan". 
Es ging über einige Huckel immer durch den Wald, doch eben generell bergab. Erst nach über zwanzig Kilometern gab es das Dorf Kipilovo, ohne Logistik. Es war nun schon fast Mittag. Das nächste Dorf namens Maisko machte seinen Namen alle Ehre. Laute Etno-Musik durchschallte das Dorf, überall dubelte der Grill, von allen Seiten strebten alte Karren und junge Weiber dem Geschehen zu. Ein Volksfest unter strenger Aufsicht der Gendarmerie. Mit Livemusik. 
Ich habe viele Freunde gefunden, einige wollten mir unbedingt ein Beil oder ein riesiges Haumesser verkaufen. Ich hatte 2 mal 2 ca. 15 cm lange Kepabtscheta und zwei Bier, dazu zwei weitere Freibier. Es war fantastisch.
Ich bin jetzt in Elena, der Heimat des bulgarischen Schweinefleischs in Form des Филе Елена (File Elena). 
Das ist ein luftgetrocknetes und gepresstes Schweinefilet. In Bulgarien wird bereits seit Jahrhunderten Schweine-, Rind-, Schaf- und Ziegenfleisch gepökelt und in der besonderen Luft des Balkans getrocknet.

Samstag, April 30, 2022

Stara Planina (67 km)

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Ich muss heute einen Fehler im Tagebucheintrag vom 28. April korrigieren. In der Tat habe ich da das Stara Planina überquert, aber keinesfalls die Wasserscheide zur Donau überwunden. Ich war im Tal der Kamchia. Das ist der Fluss der südlich von Varna in das Schwarze Meer mündet und immer ein Traumziel in meiner Sandalenzeit war. Kurze Erläuterung: Als "Sandalen" wurden von den Bulgaren früher die Ostdeutschen wegen ihrer Jesuslatschen bezeichnet.
Nach dem Besuch der Ruinen des großen Klosters Preslav aus dem 9. Jhdt. fuhr ich das Kamchia-Tal aufwärts. In Mengishevo bin ich dann auf den bulgarischen Fernradweg #3 "Durch den Balkan" gestoßen, dem ich jetzt folge. Dieser Radweg verspricht einsame Straßen, aber Asphalt. Ich kam wieder durch eine Reihe von türkischen Dörfern. Ich schrieb es schon früher, die Bulgaren beschränken wohl den Ausbau der Minarette. 
Im Dorf Velichka gab es wieder eines dieser lustigen Minarette aus Blech. Weiterhin beobachte ich, dass es in türkischen Dörfern keine Zigeuner gibt. Diese Beobachtung muss ich aber noch verifizieren.
Hier noch eine Illustration zur Energiekrise, non stop is over.
Nun begann der Aufstieg auf den Kotlenski Prohod,
obl. Sliwen. Damit habe ich das Stara Planina wieder überschritten. 
Die Schilder am Pass weisen das Kampfziel für den 1. Mai. Ich werde mich zum Kampftag über die Gipfel kämpfen. Ich brauche heute wieder kein Zelt und bin in Kotel bei einem netten Ömchen in der Pension "Lefterova" untergekommen.

Freitag, April 29, 2022

... und sie nennen ihn Putler (79 km)

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In Asparuhovo befindet sich ein Treibstofflager der LUKOIL. Da standen heute Morgen schon zehn Tanklaster und warteten auf die Abfertigung, damit sie von den Neigen in den Tanks noch was abbekommen. Offensichtlich von kleinen Händlern, alles Laster mit deutschen und österreichischen Beschriftungen. Paar Kilometer weiter steuerte ich für einen ersten morgendlichen Kaffee eine Tankstelle an. Dort nutzte gerade Einer den Preis von 3,15 BGN der Liter Diesel, um zwei Reservekanister zu füllen. Fürs Füllen hat es aber nicht gereicht: "125 Lewa!" Die hatte er bereits in der Hand. Richtig gemacht! Nur eine Hand voll Kilometer weiter an der nächsten Tankstelle, war der Chef gerade beim Umpreisen, 3,15 auf 3,18 BGN. 
Im Dorf Partizani hat einer mit seinem Sohn die Energiefrage beim Haus bauen durch Lehmziegel beantwortet. Es finden sich hier viele Außenmauern ums Grundstück aus Lehmziegel.
Neue Ziegel habe ich nur bei diesem Projekt gefunden. Heute habe ich auch die ersten Reiseradler getroffen, ein indisch-englisches Pärchen auf dem Weg von England nach Georgien. Sie waren sehr von Serbien fasziniert.
Ich meide meistens Kneipengespräche, heute konnte ich mich nicht entziehen. Die Inhalte solcher Gespräche sind meist gleich: Woher, wohin, wie geht's der Familie (dafür habe ich immer die Legende von der toten Frau und zwei erwachsenen Kindern), um dann zur Politik zu kommen. Den Krieg in der Ukraine versteht keiner. Putin ist ein Idiot und in Bulgarien würden sie ihn Putler nennen. Wegen ihm steigen die Preise. Die sind auch schon vorher gestiegen. Mir als €-Reisender nutzt das aber garnix, der Lewa ist mit dem Kurs der DM fest an den Euro gekoppelt. Zum  Schluss gaben sie mir aber noch gute Tipps für meine Weiterreise Richtung Veliko Tarnovo. Ich bin jetzt in Veliko Preslav am Oberlauf der Kamchia. Vorher habe ich noch eine Schleife durch die furchtbare Stadt Schumen auf der Suche nach einer Wechselstube gedreht. Es ist die Stadt des sozialistischen Brutalismus. Ich will nicht miss verstanden werden, der Brutalismus ist eine anerkannte Richtung der Architektur, gesponsert von der Zement- & Betonindustrie.
Auf dem Tafelberg von Schumen gibt es ein riesiges Betondenkmal, in der Stadt jede Menge derartige Gebäude. Am gespentigsten sind die unfertigen Ruinen.

Donnerstag, April 28, 2022

Immer weiter ... wie die Schildkröte (72 km)

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Ich bin heute morgen zeitig los. Ich wollte wieder zurück nach Aytos, um dann auf der Straße #208 gen Norden über den Stara Planina zu strampeln. Die Bulgaren haben tatsächlich auf der Hauptstraße #6 einen Radweg BP5 ausgewiesen. Da musst Du früh los, bevor die LKW kommen. In der Tat, kurz nach 8 Uhr morgens kriegte ich eines der besten Frühstücke in einer Raststätte kurz vor Aytos. Ich hatte einen Kaffee, eine Bohnensuppe nach Hajduckenart und ein Pirinsko, alles zusammen für knapp 3 €. Das ist für mich wie für eine Schildkröte ein taufrisches Salatblatt.
Hinter Aytos ging sofort der Aufstieg auf das Stara Planina los, auf 400 Höhenmeter. Für ein Gebirge, dessen höchster Berg über 2000 m geht, ist das ein Fahrrad freundlicher Pass.
Mein Mittag gab es direkt am Europawanderweg E3 am Spieletisch. Ich hatte ein Stück Pizza, einen großen Ayran und ein Pirinsko.
Bald erreichte ich den Bezirk Varna, was der Beweis ist, dass ich tatsächlich die Wasserscheide zur Donau überwunden habe. Hier bin ich jetzt in Asparuhovo in einem Urlaubskomplex Ovchaga untergekommen. 
In der Umgebung befinden sich die Čudnite Skali, Asparukhovo, region Oblast Warna, Bulgarien. 
Früher führte durch diese Felsen die alte Straße. Abendbrot gab es aus dem Laden. Ich hatte Butterbrot mit leckerer bulgarischen Zervelatwurst und zwei Pirinsko. Ein weiteres Pirinsko hatte ich, um diesen Beitrag flüssig zu schreiben.