Sonntag, September 29, 2019

Chalkidiki

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28.9.2019
Die von booking.com haben jetzt auch so eine Art Messaging-System. Am Vorabend dem Vermieter eine kurze Nachricht wegen der abrechnung geschickt, fünf Minuten später kam er auf seinem Moped angesägt. Alles freundlich und problemlos abgewickelt. So konnte ich kurz nach dem Sonnenaufgang starten. In Ierissos gab es ein kleines Ouzo-Frühstück. Der Mann der Wirtin des Kaffenions, gegürtet mit jede Menge Patronen, kam gerade von der Jagd. Stolz wurde mir ein Feldhase mit blutigem Kopf im Plastikbeutel präsentiert. Der Hase machte große Augen.
Der Singitische Golf (griechisch Σιγγιτικός κόλπος, Singitikós Kólpos) zwischen dem mittleren und dem östlichen Finger von Chalkidiki
Durch die Pinienwälder der Chalkidiki: Aleppo-Kiefer (Pinus halepensis)
An diesem Tag sind es nicht viele Kilometer geworden. Die Route nach Polygyros stellte sich als ausgesprochen hügelig heraus. Immer wieder sind Ketten mit ca. 300 Höhenmeter zu überwinden, mehr hoch als danach runter. Es gibt auch sehr wenig Dörfer mit Versorgung, eigentlich nur das Dorf Gomati. In den Hügeln ist gerade die Olivenernte im Gange, die großen Grünen.
29.9.2019
Beim Dorf Keli fand ich einen tollen Platz zum Zelten, ein kleiner Pavillon gab Sitzgelegenheit, nur 5 Meter hin in einem Pinienhain kriegte ich sogar die Häringe für das Zelt in den Boden.
Der Morgen über dem Berg Athos
Der Morgen weckte mich mit einem unfassbaren Licht, orange-golden kündigte sich am östlichen Horizont über dem Berg Athos der Sonnenaufgang an. Endlich mal eine Bofstelle nach den Regeln des Karpatenwilli, eine Stelle mit Weitsicht. Aber die Straße führte trotzdem weiter aufwärts. Im Dorf Vrastama auf gut 500 m Seehöhe wurde eine asphaltierte Straße nach Ormylia angezeigt. Laut mapy.cz geht es dorthin 11 km bergab und es gibt eine Verbindung zur Küstenstraße. Die angezeigte Größe von Ormylia verspricht auch eine Versorgung für ein Frühstück am Sonntag. Ich habe diesen kleinen Umweg gewählt, den landwirtschaftlichen Teil von Chalkidiki verlassen und mich im touristischen Teil an der Küste in Kalyves Polygorou mit Bier, Gyros und Feta-Salat verwöhnen lassen. Ich werde erst morgen Thessaloniki erreichen.
Ich bin in Nea Kallikratia.
PAOK Thessaloniki (Panthessalonikischer Sportklub der Konstantinopler) spielt gerade
Der geneigte Leser dieses kleinen Reisetagebuchs hat sich sicher schon gewundert: Er hat noch nix zum Essen geschrieben. Nun, ich möchte mich überraschen lassen und ein großer Teller voller Gyros ist in Griechenland keine Überraschung, nichts desto trotz eine leckere Delikatesse. Gestern fuhr ich an einer Ziegenkäserei vorbei, die sich mit einem Weltrekord rühmte. Der größte Ziegenkäse der Welt wurde von der Guinness-Weltrekord-Kommission mit knapp einer Tonne vermessen. Es galt also mal einen Ziegenkäse aus der Chalkidiki zu kosten. Hier im Restaurant “Ela Do Kollas” wird ein Talagani in der Karte angeboten. Ein Ziegenkäse an einer hausgemachten Zwiebelmarmelade. Dazu bestellte ich mir πιπεριές, scharfe Paprikaschoten. Der Ziegenkäse kam auf einem Teller, so übersichtlich und grafisch drapiert wie in einem x-Sterne-Restaurant. Es war keine Zwiebelmarmelade, eher eine Konfitüre, tatsächlich süß wie eine Konfitüre mit Zwiebel. Das passte natürlich gut zu den scharfen Paprika. Der Käse war köstlich mit all den Tunken aus Marmelade, Olivenöl und Paprika. Mir scheint, ich habe eine gewisse Aufmerksamkeit mit dieser Wahl und dem Schreiben jetzt auf mich gelenkt. Alles zu einem Retsina Limited Edition Κεχριμπαρι.

Freitag, September 27, 2019

Vor dem Heiligen Berg Athos

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26.9.2019
Der Trubel hält sich in Grenzen, Ende September ist in Ouraoupoli der Tourismus praktisch abgeflaut. Das ist nämlich hier ein Paradies. Der Spruch “Zu Hause sei es doch auch schön” wirkt hier im höchsten Grade lächerlich. Ouraoupoli ist der Abgangshafen für die Mönchsrepublik am Berg Athos. Gegen 9 Uhr kommen sie alle aus ihren Hotels und Pensionen, die männlichen Pilger und etliche Ehrwürdige. Es sind in der Mehrzahl Serben, Bulgaren, Russen und Rumänen. Unter den Rumänen gibt es besonders viele junge Männer als Ehrwürdige. Die Russen bilden da eher zivile Himmelfahrtsausflüge.
Das Pilgerschiff
Die Fähre mit dem Kreuz über der griechischen Flagge verlässt in dreißig Minuten den Hafen. Ich habe genau hingeschaut, die Polizei verlässt sich darauf, dass bei der Visaerteilung das Geschlecht geprüft wurde.
Ich nehme am Frauenprogramm teil und kaufe mir für 20 Euro ein Ticket für eine drei stündige Kreuzfahrt vor dem Heiligen Berg. Es ist eine ähnlich gute Entscheidung, wie damals die Fahrt nach Helgoland. Man kriegt in vielen Sprachen Europas die Geschichte von Athos und die der Klöster, die vom Boot aus gerade zu sehen sind, erläutert.
Moni Simonos Petras (griechisch Ιερά Μονή Σίμωνος Πέτρας Ierá Moní Símonos Pétras, deutsch ‚Heiliges Kloster des Felsen Simons‘
Die Mönchsrepublik entstand praktisch als Ergebnis der 3. und 4. Kreuzzüge, als die fränkischen Ritter das christliche Konstantinopel erobert haben. Einige der Reliquien konnten vor den Plünderungen auf die Mönchsrepublik gerettet werden. Zum Beispiel das größte Stück des Kreuzes weltweit, woran der Jesus angenagelt wurde. Heute befindet sich diese mit Diamanten besetzte Kostbarkeit in einem der Klöster.
Das Kloster des Hl. Pantaleon (griechisch Άγιος Παντελεήμων, Aghios Panteleimon, bekannter als Ρωσσικόν, Rossikon). 2005 pilgerte auch Putin hin.
Oder das Kloster des Hl. Pantaleon (griechisch Άγιος Παντελεήμων, Aghios Panteleimon, bekannter als Ρωσσικόν, Rossikon). Es ist das jüngste und heute größte Kloster am Berg Athos.
"Als der russische Admiral Fjodor Uschakow nach dem 1774 für Russland siegreich beendeten Russisch-Osmanischen Krieg (5. Russischer Türkenkrieg) von 1776 bis 1779 mit seiner Fregatte im östlichen Mittelmeer kreuzte, stellte er das Kloster unter seinen Schutz. Zarin Katharina II. approbierte diesen Schritt, indem sie das Rossikon unter ihre Schirmherrschaft nahm. Die Mönche, die das alte, in den Bergen gelegene Kloster (Palaiomonastir oder Staryj Russik genannt) 1765 verlassen hatten, übersiedelten in das neue Kloster, das unmittelbar an die Meeresküste errichtet wurde." (Wikipedia)
Folglich pilgerte 2005 auch Putin dorthin. Solche Geheimnisse werden dem Touristen verraten, wenn er an dieser Kreuzfahrt teilnimmt.
Immer wieder begleiten Delphine unser Schiff. Dann geht der Kapitän auf Schleichfahrt, um genügend Bilder und Videos zu ermöglichen.
27.9.2019
Heute bin ich zu einer Radrunde gestartet, um mal an die Grenze der Republik heranzukommen. Es gibt einen Landweg parallel zur Grenze über die Halbinsel. Leider ist auf mapy.cz die Grenze nicht eingezeichnet.
Metóchion Chourmítsa (Μετόχιον Χουρμίτσης); im Hintergrund der Gipfel des Berg Athos
Hinterher auf OSMAND konnte ich erkennen, dass ich selbst auf meinen Abwegen nie näher als 1 km an die Grenze herangekommen bin. Trotzdem war diese Route durch die Reste der Pinienwälder ein Erlebnis.
Strand bei Nea Roda
Drüben in Nea Roda habe ich dann den Mazedonier diesmal mit seiner richtigen deutschen Freundin wieder getroffen. Ich konnte ihm leider nicht mit seinem aus diversen Leitungen tropfenden Automobil helfen. Er scheint nicht nur die Weiber, sondern auch die Probleme aufzusammeln.

Mittwoch, September 25, 2019

Immer mehr in das griechische Leben eintauchen.

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25.9.2019
Von Stavros aus nahm ich die Uferstraße am Strymonischen Golf auf den Finger Athos der Halbinsel Chalkidiki.
Olympiada
Die Retsina-Spur erhält eine Schwester. Im nächsten Dorf an der Ostküste von Chalkidiki in Olympiada war die Zeit des Frühstücks gekommen. In einer Bäckerei fand ich ein gutes würziges Burek, am Strand war ein Kaffee offen. Der Wirt hat wohl meine neu- & gierigen Augen bemerkt, als er einem würdigen Op’ sein Frühstück servierte. Er war der Einzigste aus der Runde der Pensionäre, der schon gegen 9 Uhr einen Ouzo zu seinem Gedeck erhielt. Nach dem Kaffee und dem würzigen Burek verspürte ich noch ein wenig Durst. Ich bestellte mir einen Ouzo. Der Wirt hatte viele Fragen an mich, ich beantwortete sie all mit ja. Ich erhielt das gleiche Frühstück wie der Op’. Einen Ouzo, noch glockenklar, kaltes Wasser und einen Teller mit Leckereien: Sardinen, Oliven, Feta, Bohnen, manches davon in scharfer Tunke, eingemachte Gurken. 
Das wird mein künftiges Ouzo-Frühstück, großartig.
Bei Nea Roda sehe ich ein Hinweisschild auf den Kanal des Xerxes. Der alte Perser und Pharao hat hier für seine Flotte im Krieg gegen die Thraker und Makedonier um 480 v.C. einen Kanal bauen lassen und damit für kurze Zeit den Isthmus der Halbinsel Athos durchbrochen. Nach seinem Feldzug verlandete der Durchbruch aber wieder.
Der Hafen von Ouranoupoli (griechisch Ουρανούπολη) mit seinem Wehrturm, den Turm von Prosphorion
Ich bin jetzt in Ouranoupoli auf Athos. Es ist der Versorgungshafen für die Mönchsrepublik Athos. Ich habe mir eine Ferienwohnung für 36 Euro pro Nacht für die nächsten zwei Tage gemietet. Ich komme gerade vom Abendbrot. Dort hatte ich zwei 80-jährige Tischnachbarn: Eine österreichische Pensionärin und ein (Nord)-mazedonisches Schlitzohr, der uns die Ohren fusselig gequasselt hat. Der Typ war Hans Dampf in allen europäischen Gassen und hatte zum wirklich letzten politischen Thema eine Meinung zum Kund tun. Und das alles in einer Rede ohne Pause und Übergang. Wir haben die gesamte balkanische Geschichte seit Alexander dem Großen bis zu den Jugoslawienkriegen durchgekaut. Spektakulär!

Dienstag, September 24, 2019

In der Ägäis gebadet

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24.9.2019
Eine Nacht im Zelt zu dieser Jahreszeit ist lang. Ich bin gegen 20 Uhr auf die Iso-Matte. Acht Stunden später ist immer noch nachts und dunkel. Ich wälze mich hin&her. Dann beginne ich zu zählen, noch drei Autos und ich stehe auf. Es ist gegen 6 Uhr. Ich schaue aufmerksam in meine Schuhe, eine Schlange hat sich nicht rein getraut. Bald ist Alles abgebaut und am Rad verpackt. Nach 5 km erreiche ich das Dorf Mavrothalassa. Worauf ich in der Bäckerei zeige, wird leider mit Zucker&Zimt vergällt und mit einem Wiegemesser klitzeklein zerstückelt. Ich muss mir meinen Göffel aus dem Gepäck klauben. 
Strymonas, bei Amfipolis
Mittlerweile bin ich wieder unten im Struma-Tal. Es gibt erste Hinweisschilder zu antiken Siedlungen. Dann erscheint der Löwe von Amfipoli. Es ist eine riesige Statue eines Löwen aus dem 4 Jhdt. v.C., gewidmet dem Trieren-Flotten-Admiral Laomedon aus Lesbos, einem engen Freund von Alexander dem Großen. Es ist aus Fundstücken in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts am vermutlichen Originalstandplatz wiederaufgebaut worden. Während der Balkankriege und später haben griechische und englische Soldaten bei einem Camp immer wieder Stücken des Löwens gefunden. So konnte man das Denkmal mit vielen Originalstücken rekonstruieren. Oh, jetzt kommt ein Bus, der spuckt Dutzende US-amerikanische Touristen aus. Sie wimmeln mit ihren Mobiles um den Löwen. Ich konnte noch in Ruhe auf den Erklärtafeln einige weitere Standorte von mazedonischen Stätten indentifizieren und mache mich schnell auf den Weg zum antiken Amfipoli.
Der Löwe von Amphipolis
Ich bin jetzt in Stavros. Meine Vermieter eines reizenden Apartments für 35 Euro die Nacht sprechen russisch. Die Anlage heißt “Stefanides Appartments & Beach”. Nachdem ich eingecheckt habe, bin ich ins Meer gehupft, eine Wohltat.
Strymonischer Golf (griechisch Στρυμονικός κόλπος)
Endlich sehe ich das Meer. Es mangelt heute an Sonnenlicht, es ist diesig, man kann den Horizont über dem Meer kaum erkennen. Die Straße ist gigantisch breit, parallel führt eine Autobahn, praktisch kaum Verkehr, es ist eine Lust zu Pedalieren direkt neben dem Strand. Es gibt hier viele Grundstücke zu kaufen, mit “seafront” ausgezeichnet. In den anderen Grundstücken stehen Autos mit bulgarischen Nummerschildern.

Montag, September 23, 2019

Ein Sonntag auf der Plaka

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22.9.2019
Am Grenzübergang Ilinden in das Gebiet des Schengener Abkommens nach Griechenland wird noch fleißig kontrolliert. Die Grenze unterquert man in einem 500 m langen Tunnel. Der liegt auf Niemandsland zwischen den beiden GÜSt’s, der bulgarischen und der griechischen. In K. Nevrokopi wurde gerade der sonntägliche Gottesdienst per Lautsprecher im Glockenturm ins Städtchen übertragen. Ich bin mal hoch zur Kirche, mein erster Eindruck täuschte mich nicht, meist nur Frauen kamen aus der Kirche. Die Männer saßen unten in und vor den Kaffeenions. Meine weitere Route auf Nebenstraßen ins Dorf Perithori führte mich noch einmal unter den Alibotusch, der letzte 2000er des Pirin auf der Grenze.
die südlichen Hänge des Alibotusch
Hier ist gerade große Kartoffel-Kampagne. Auch Sonntags gibt es Trupps von Frauen und Männern, die die Erdäpfel einsammeln
Im Dorf Kato Vrondou beginnt der Aufstieg auf die südlichen Ausläufer des Alibotusch, dieser Gebirgszug trennt das Mesta-Tal vom Struma-Tal. Der Anstieg im Dorf ist gleich der steilste Abschnitt, den muss ich noch schieben. Doch dann wirkt mein neuer Antrieb mit dem kleinsten Blatt vorn. Ein Kaffegast zweifelte, dass ich es noch am Tag (gerade 16 Uhr) bis Serres schaffen würde. Er übernahm meine Rechnung des Café Frappé und betonte die Wichtigkeit von Wasser unterwegs. Nach 10 km käme links eine Stell mit “gutem Wasser”. Dieser Mann teilt seine Rente zwischen Deutschland (Stuttgart) und seinem Dorf Kato Vrondou auf. Aber immer öfter in seinem Dorf, zwinkerte er.
Aufstieg in die Vrondous-Berge; Blick nach Osten, im Hintergrund der Falakro (griechisch Φαλακρό),
Damit war mein Ziel festgelegt, an dieser Wasserstelle eine schöne Zeltstelle finden. Für das Abendbrot hatte ich mein Gepäck ergänzt: Einen halben Liter Retsina und einige leckere Gebäckstangen mit Nuss und Mohn paniert. Tja Mu, damit ist die Retsina-Spur von 1993 wieder aufgenommen. Wir haben damals ja auch mit halben Litern angefangen, bis zum legendären Glasballon auf der Adria-Fähre.
auf den Vrondous-Bergen
Die Wasserstelle war verbunden mit einer kleinen Kapelle. Es kam noch der Pfleger dieser heiligen Stelle vorbei, er zündete die Ewige Lampe wieder an, richtete einige Blumen und sammelte den Unrat ein. Er warnte mich vor der Kälte, wir sind noch auf knapp 1000m Höhe.
23.9.2019
Es war eine gute Nacht, früh war aber alles vom Tau sehr feucht. Die Straße führte lange immer auf dem Kamm lang. Die Abfahrt wurde noch von einigen Huckeln unterbrochen, bescherte aber eine grandiose Weitsicht. In Serres erhielt ich dann in einer Bäckerei ein wunderbares Frühstück: Kaffee griechisch, Aijran und zwei Burek mit Spinat und weißem Hirtenkäse. Die griechischen Vokabeln dafür werde ich wohl nicht mehr lernen.

Baumwolle im Tal der Struma (Στρυμόνας Strymonas)
Im unteren Struma-Tal wird auf etlichen Feldern Baumwolle angebaut. Vorhin sah ich den Landlord die Qualität prüfen. Es ist wirklich extrem feine Watte, die da an den Bein hohen Sträuchern aus Walnuß großen Knospen herausplatzt. Heute werde ich noch an den letzten Hügelkamm vor dem Meer heranfahren. Irgendwo in der Gegend eines Dorfes will ich was für die Nacht finden.
Unterlauf der Struma (Στρυμόνας Strymonas)
Gerade habe ich das Zelt neben einer Kneipe aufgebaut. Einer warnte, es sei ein Schlangenfeld. Macht nix, die Logistik zählt. Ich liebe diese griechische Tradition, dass es zum Bier was zum Knabbern gibt, die mezes.

Samstag, September 21, 2019

Es rollert ...

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21.9.2019
Es rollert, den Fluss Mesta abwärts. Alles was ich erzählen könnte, zeichnet meine ActionCam auf.
In meiner persönlichen Auffassung bin ich hier an der Grenze der antiken Landschaften Mazedonien und östlich der Mesta in den Rhodopen die Länder der Thraker. Heute ist diese Gegend von Pomaken bevölkert. In den Dörfern dominieren die Moscheen und die bunten Röcke und Kopftücher der Pomaken-Frauen.
Dorf Daganovo, im Hintergrund das Rila-Gebirge
Am Wege steht ein Hinweisschild zur antiken Stadt Nikopolis ad Nestum. Dort wird eine befestigte Stadt aus dem 4. bis 6. Jhdt. ausgegraben. Eine der Ausgrabungen ist ein großes Badehaus mit Säuleneingang (die liegen aber noch rum). Auf kleinen Täfelchen wird das Heizsystem des spätantiken Bades erläutert: Umkleideräume (Apodyterion), Warmbecken (Caldarium), Abkühlraum (Frigidarium) und die Warmluftheizung (Hypocaustum).
Nikopolis ad Nestum: Die Ruinen des öffentlichen Bades (Thermen) im südlichen Teil des Stadtzentrums, erbaut im 3. oder 4. Jahrhundert.
Auch in Bulgarien fehlen die Fachkräfte
Im nächsten Dorf bietet eine Firma mittels eines Banners an der Straße 2100 Euro monatlich für Fernfahrer. Auch in Bulgarien fehlen die Fachkräfte. Jetzt schaue ich über meinen ½ l Krug mit rotem Hauswein auf den Alibotusch. Etwas nervös für den nächsten Tag muss den Radler das linde Abendrot machen. Dann geht es über den Grenzübergang Ilinden nach Griechenland.

Freitag, September 20, 2019

48

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18.9.2019
Meine letzte Radtour in Bulgarien endete damit, dass, obwohl an meinem Rad ebsels geschrieben steht, es seiner Einzigartigkeit beraubt wurde. Ich musste meine 40-Loch-Nabe wegen des kaputten Freilaufs durch ein simples 6-Gang-Hinterrad mit 36 Speichen tauschen. Das war im Mai nach einer großartigen Runde durch Thrakien mit den vielfältigen Spuren dieser historischen Kulturlandschaft.
Vor genau einer Woche brachte mir der Herr Nöthling aus Jena mein repariertes Reiserad nach einer 10-wöchigen Reparatur wieder zurück. Nun trägt das Reiserad wieder zurecht meinen Namen. Hinten ist ein Tandemhinterrad mit 48-Speichen montiert. Der Antrieb ist erneuert. Meine Beinkraft überträgt eine hoch belastbare e-Bike-Kette auf die 9 Ritzel, präzise schaltbar. Es ist eine Freude zu pedalieren. Es hat sich außerdem gezeigt, dass der eco-Modus, den ich meistens mit dem e-Bike inzwischen gefahren bin, mich keineswegs verpimpelt hat.
Im Bus von Arda Tur in Brno
So konnte ich also gestern kurz vor 14 Uhr einen Bus von Arda Tur mit dem Ziel Pazardshik besteigen. Wie immer hat mich Gert würdig verabschiedet. Nach 13 Stunden Busfahrt mit bemerkenswert kurzen Stopps an den EU-Außengrenzen startete ich sofort meine Tour durch das historische Mazedonien. Ich will über Velingrad das Mestia-Tal erreichen, dann abwärts bis an die Küste der Ägäis zum östlichen Finger von Chalkidiki an die Grenze zum Kirchenstaat Athos. Weiter über Saloniki zur Schule des Aristoteles und nach Nord-Mazedonien in die Landschaft Tikves.
Vor den Rhodopen
Vor den Hängen der Rhodopen in der Mariza-Niederung gibt es schöne Eichenhaine
Ich bin jetzt in Varvarski Bani. Überraschenderweise habe ich ein kleines Hotel für die erste Übernachtung gefunden.
20.9.2019
Der Nachtschlaf in einem Bett nach der Busfahrt hat mir gut getan. Draußen hat es ordentlich gedrascht. Ich steige auf die Rhodopen nach Velingrad in dem Tal auf, wo auch die berühmte Schmalspurbahn entlang führt. Viermal täglich fährt das Bähnle zwischen Dobrinishte und Septemvri im Marizatal hin&her. Ich hoffe, dass ich in Velingrad hinauf nach Avramovo mitgenommen werde (mit dem Rad).
Fahrplan der Rhodopenplan
Ich habe mich dann gegen 9.19 Uhr an den Straßenrand postiert, um die Rhodopen-Bahn zu fotografieren, schön in einer Kurve. Leider ist der Fahrplan nur eine grobe zeitliche Leitlinie, es kam nichts. Erst eine halbe Stunde später, der Bahndamm führte schon 20 m oberhalb der Straße, konnte ich die Bahn hören. Sie fährt also. Die Straße #84 wird jedenfalls bis Velingrad sehr stark befahren. Da würde ich gern den nächsten Aufstieg auf 1300 m Höhe durch das Bähnle geschenkt erhalten. Der Aufstieg hierher an den Stadtrand von Velingrad auf 850 m Höhe war schon zünftig. Als langsam fahrender Verkehrsteilnehmer ist man auch in Bulgarien nicht beliebt. In Rechtskurven war es schon manchmal unbehaglich, wenn die Trucks eng ums Eck brummten.
Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Ich konnte tatsächlich nach 29 Jahren mal wieder mit der Rhodopen-Bahn fahren. Der Bahnhofsvorsteher bestätigte, dass ich mit dem Rad mitgenommen werde. Ich habe noch ein paar Schleifen gedreht, durch die Spa-Hauptstadt des Balkan, wie die örtliche Abteilung für Tourismusmarketing der Stadt Velingrad als claim verpasst hat. Natürlich mit diversen Einkehren.
Einen richtigen Gepäckwagen hat das Bähnle nicht, ich habe mein Rad an das Zugende gestellt, arretiert mittels des gebogenen Lenkers am Griff der Wagenabschlusstür.

Dann ging es los, es rumpelte wie in alten Zeiten über echte Schienenstöße. Nach dem Jundola-Pass am höchsten Bahnhof der Strecke in Avramovo bin ich ausgestiegen, auf knapp 1300 m Höhe. Sofort begann die Abfahrt bei recht kalter Luft. Es dunkelt, wo kann ich schlafen? Ich fand einen schönen Platz. Aber schon 19 Uhr in den Schlafsack? Eine lange kalte Nacht würde das werden. Ich bin noch bis Jakoruda in das Hotel Helier gerollert. Hier erhielt ich eine Übernachtung mit Frühstück, Mineralwasser-Spa und Yacuzzi für 40 Lv.