23.6.2016 Die Steppe blüht
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Die Steppe blüht |
Rund um den Sevan-See ist alles eine blühende
Steppe. Der Sevan ist Nationalpark, wirklich nur der See. Direkt am
Ufer, was dann auch die Nationalparkgrenze ist, gibt es ein paar
Kieferngestrüppe. Ein wenig in der Struktur des Bewuchses sind noch
die Felder des Kolchos zu erkennen, aber praktisch sind die Felder
verwildert. Ganz hinten bei Geghamasar sind noch ein paar Mähhechsler
aus der DDR im Einsatz, machen wohl aber nur ein Bisschen Heu. Doch
die vielen Stauden von bunten Blüten beeindrucken den gegen den Wind
kämpfenden Radler. Er kann so immer mal wieder zum Bilder machen
verschnaufen.
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Die Erzbahn |
Immer wieder ist hier hinten Militär unterwegs.
In Geghamasar komme ich beim Bier mit den Soldaten ins Gespäch. „Wir
sind hier im Krieg!“ Die Grenze zu Berg-Karabach ist von hier nur
40 km weg. Der Erzzug fährt zu einem Goldbergwerk oben am Zod-Pass,
das ist die Grenze zu Azerbaidshan – Bergkarabach. Nach einigen
Schleifen durch das arme Dorf Norakert erreiche ich wieder eine halbwegs asphaltierte Straße an einer Tankstelle bei Tsovak.
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Die Straßen sind hier rau |
Die Säulen haben bereits ausgedient. Doch es gibt
einen Tankwart, der hört gerade in seiner Bude von Queen “We will
rock you”, als ein 1500er Moskvich vorfährt. Hinten sitzen drei
Generationen Frauen, vorn zwei kernige Kaukasier. Sie erhalten nach
meiner Schätzung 10 Liter vom Kessel in eine Kanne gezapft. Die
werden mit einem Trichter in den Benzineinlass hinter dem
Nummernschild am Heck eingelassen. Der nächste Kunde dieser
“Tankstelle” lädt mich in sein Restaurant um die Ecke ein. Es
wird Fisch geben.
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Ausgedient |
24.6.2016 Dreimal gehupt, ist auch gebetet
Hinter Martuni konnte ich einen schönen
Kiefernhain zum Boofen finden. Die unzähligen Mücken schienen aber
nicht stechen zu wollen. Es sind hier einige europäische Reiseradler
unterwegs. Gestern habe ich drei Österreicher getroffen, die Martuni
über den Selim-Pass erreicht haben. Sie hätten unten im Araks-Tal
schon 46 Grad gehabt. Wir trafen schon drei Polen und zwei deutsche
Hotel-Radler.
Am Morgen sind einige Fischer auf dem See
unterwegs, um ihre Reusen einzuholen. Die endemische Sewan-Forelle
(Salmo ischchan, armenisch
Ischchan
իշխան) dürfen sie nicht fangen, sie steht im Nationalpark
unter Schutz.
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Kirchlein bei Lanjaghbyur Լանջաղբյուր |
Die nötige Demut wird vom Besucher durch den niedrigen Zugang abgefordert. Der moderne Armenier hupt im Vorbeifahren dreimal. Die berühmten Sevan-Klöster z.B. Hayravank sind schon seit dem 19. Jhdt. aufgelöst, dort scheint es keine Gottesdienste oder ähnliches zu geben.
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Rundherum viele Chatschkare |
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Kloster Hayrvank (Հայրավանք) |
Jetzt kurz vor Sevan habe ich meine Freunde zum
Mittagsmahl wieder getroffen. Wir werden das Gebiet des Sevan
verlassen und auf unterschiedlichen Wegen den weiten Weg zur
georgischen Grenze suchen. Das sind aber bestimmt noch vier
Tagesetappen. In Tsaghkunk hat die Pannenhexe mich erwischt. Die drei
Groschen für die Kerzen in Hayravank waren wohl zu knapp im Auge des
Herrn. Doch hier gibt es feines kleines Hotel.
Es war ein ganz kleines zartes Lämmchen, immer nur ein Bisschen an den Rippen und am Kotelett, aber wunderbar. Es war zubereitet nach Art des Ortes Tsaghkunk mit diversen gegrillten Gemüsen und Gewürzen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in diesem edlen Restaurant diese Köstlichkeit korrekt mit den Fingern zu mir nehmen durfte. Aber es gilt wie immer, hier kennt mich ja keiner. Dazu trank ich einen trockenen weißen Wein (domaschno vino), großartig. Der Abschluss ist gerade ein Cognac, auch hier meinte der junge Kellner, dieses göttliche Getränk sei domaschno.
Es war ein ganz kleines zartes Lämmchen, immer nur ein Bisschen an den Rippen und am Kotelett, aber wunderbar. Es war zubereitet nach Art des Ortes Tsaghkunk mit diversen gegrillten Gemüsen und Gewürzen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in diesem edlen Restaurant diese Köstlichkeit korrekt mit den Fingern zu mir nehmen durfte. Aber es gilt wie immer, hier kennt mich ja keiner. Dazu trank ich einen trockenen weißen Wein (domaschno vino), großartig. Der Abschluss ist gerade ein Cognac, auch hier meinte der junge Kellner, dieses göttliche Getränk sei domaschno.