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Montag, Juni 27, 2005

Zwei Versuche

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Das Gewitter hat nicht richtig die schwüle Hitze vertrieben. Schon bald merkte ich, dass heute es sehr schwer werden würde. Ich muss aus dem Drina-Tal raus, was bedeutet einen 1000m-Pass zu überwinden. Ich bin früh ans "Ende" des Drina-Tals gefahren. Hier wird der Fluss am Ende des Drina-Canon aufgestaut. Hier steigt die Straße in vielen Kehren eine Wand auf, ich schätze über 600 Höhenmeter. Hat mich sehr beeindruckt und nach ca. einem Drittel der Höhe und mörderischer Hitze auch abgewiesen. Ich hatte die Schnauze voll. Also wieder zurück nach Bajina Basta und die zweite Möglichkeit angegangen. Naja, nun war erst recht Mittag. Wenigstens gab es nach der Hälfte ein Dorf und damit eine große Pause mit zwei Kola und einem Bier. Trotzdem habe ich immer mal wieder geschoben.

Das Kloster Rača
Oben am Pass gab's dann ein gutes serbisches Essen, Fleisch und Gemüse. Meine Frage nach was zu Essen, hat die Tochter des Hauses sofort bestätigt. Doch dann hat sie mit ihrer Mutter diskutiert, was man nun mit dem Ausländer macht. Mehrmals fiel das Wort Ciorba, also Suppe. Letztendlich kriegte ich doch noch die Speisekarte zu sehen. Meine Bestellung löste begeisterte Erleichterung aus, man konnte zünftige serbische Küche vorführen und ich war der Freund der Oma. Bald darauf brutzelte es hinten und ich konnte dem Op' und den Gästen mein Rad zeigen. Die Oma hat mir dann noch ein Fladenbrot mit Schafskäse eingepackt, für wetscher - abends.
Nach der schönen Abfahrt sitze ich in Kremna in der Kneipe und werde gerade vom Förster mit dem zweiten Slivovic traktiert - ihr seht, langsam komme ich in Gegenden mit herzlichen Serben. Dieses Kremna sieht aus wie die Saalfelder Höhe nur mit noch mehr kleinen Häuschen besiedelt. Verblüffenderweise gibt’s auch eine ordentliche Mobilfunkverbindung, so dass ich diesen Bericht senden kann.
PS.: Ich habe ein mächtiges Wölfchen von den vielen scharfen Paprikaschoten zum serbischen Fleisch.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Sonntag, Juni 26, 2005

Spricer

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Die Temperaturen gehen immer höher, es ist nur ganz früh und auf der Fahrt auszuhalten.
Ich bin immer noch im Tal der Drina, immer noch ist das andere Ufer Bosnien. Gekommen bin ich bis Bajina Basta in der Nähe des Tara-Nationalparks. Drüben in Bosnien donnert und blitzt es, die Schwüle des Tages entlädt sich in einem Gewitter. Ich fand, dass das eine geeignete Ausrede ist ins Hotel zu gehen. Alles klebt, und so war ich heute auf Heinrichs Spuren als Waschfrau.
Gestern Abend hat mich jemand gefragt, ob der Serbische Mann böse ist. Und hier steht an der Wand: Mladic Cheroj - Mladic Held. Den kleinen Leuten beschäftigt es offenbar, wie sie in der Welt angesehen werden. Aber die Berichterstattungen in den Medien ist einseitig. Gestern konnte ich zwar im ZDF die erste Halbzeit von Deutschland vs. Brasilien gucken, aber die einfachen Leute kennen keine Fremdsprachen und gucken nur ihre eigenen Sender. Wenn sich herausstellt, dass Einer in Deutschland oder in Österreich war, kann er nur wenig deutsch, so eben auch das Bäuerchen, das schon um sein Ansehen besorgt schien. Heute vormittag habe ich einen kleinen ca. 7km langen Abstecher in die Berge gemacht und das Monastir Soko Grad besucht. Ein modernes und nobles Kloster mit Übernachtungsbetrieb. Viele der Einheimischen machten mich auf dieses Kloster aufmerksam, toll gelegen zwischen hohen Felswänden.
Nun kann ich auch wieder meinen speziellen Durstlöscher bestellen: Weinschorle heißt hier Spricer.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Samstag, Juni 25, 2005

Jetzt haben die Loküsse nur noch Löcher

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Heute hat mich die Sonne wieder ordentlich früh geweckt.
Langsam bin ich auf dem Balkan angekommen. Die Loküsse haben nur noch Löcher und am Baum vor der Kneipe hängen die Häute der Tiere, die auf der Speisekarte stehen. Im Ernst, im Grill vor der Kneipe dreht sich nicht ein Schwein, sondern ein Hammel. Sein Balg hängt als "Reklame" (O-Ton des Kneipers) am Baum an der Straße. Ich habe mir ein halbes Kilo anrichten lassen, mit Schopski Salat (heißt hier auch so) und Brot.
Ich bewege mich jetzt im Tal der Drina, direkt an der Grenze zu Bosnien. Srebrenica ist nicht weit. Keiner der Serben hat mich bisher gewarnt rüber zu fahren. Ich habe aber zuviel Schiss wegen Minen, ich muss mir ja 'ner Stelle zum Bofen suchen. Sehr gesprächig sind die Leutchen hier nicht, nur so woher und wohin. Mit dem Wirt habe ich ein bisschen mehr gequatscht, aber difizile Themen hat keiner von uns angefangen. Ansonsten ist das hier jetzt eine ärmere Gegend als in der Vojvodina.
Ich bin jetzt richtig in den Bergen drin, fast eine kleine Schlucht hier.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Freitag, Juni 24, 2005

Verschlafen

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Dorf in der Fruška Gora,
Ja, heute verschlafen: Ich hörte früh Stimmen, von denen ich glaubte, die müssten mich wecken. Die wollten die Zimmer machen, möglicherweise. Die Uhr zeigte 1/2 9 Uhr. Ich habe dann sehr schnell gepackt und weg.
Nun galt es den Übergang über die Donau zufinden. Ich hatte bisher noch keine Anzeichen der amerikanischen Angriffe von 1999 gesehen. Sie haben ja alle Donau-Brücken zerstört. An einer Flussschifffahrtswerft (richtig geschrieben?) waren sehr viele Kräne am Wirken, direkt daneben ein Armeeobjekt mit einem Anker als Kennzeichen. Diese Gebirgsmarine zu Fuß war sicher ein Ziel. An der großen Autobahnbrücke wird noch gebaut. Eine kleinere Brücke gibt’s zwischen Novi Sad und Petrovaradin, wo der LKW-Verkehr drüber geht. Ich bin über die Behelfsbrücke aus Pontons, die die komplette Donau absperrt. Ich konnte nicht erkennen, dass man da was öffnen kann, um die Donaudampfschifffahrt durchlassen zu können.
Dann ging es in den Fruska Gora - der heiligen Fruska Gora mit mehr als einem Dutzend mittelalterlichen serbischen Klöstern gilt als einer der drei heiligen Berge in der christlich-orthodoxen Welt. Und heute viel Armee: Ich glaube es gibt auch wieder einige Radarstellungen. Hier hatten die Amis viele Ziele identifiziert, sogar einige Klöster. Eine Baustelle an einem Kloster habe ich gesehen, ob's aber ein Treffer war? An den Armeeobjekten konnte ich keine Schäden erkennen.
Der erste Weg, den ich über die Berge nahm, war ein Irrweg. Aber ein wertvoller Irrtum, ich kam an einem phantastischen Bergsee - ein alter Steinbruch. Das Wasser wurde dem See über zwei Wasserfälle zugeführt. Grandios! Und eine tolle Rettungsschwimmerin war da, Model ++. Nur musste ich umkehren und die ganze gewonnene Höhe bei 10% Steigung in der Mittaghsitze zurückgewinnen. So bin ich heute nur bis Sremska Mitrovica gekommen, wo ich noch über die Save möchte und dann einen Platz zum Zelten finden. Morgen geht es dann langsam an der Drina ins Gebirge.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Donnerstag, Juni 23, 2005

Neuland unterm Pneu

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Die Donau bei Mohacs
Der Platz zum Zelten war noch ein ganz Außergewöhnlicher, aber auf solchen Touren eigentlich normal. Ich bin bei Mohacs noch mit der Fähre über die Donau und auf kleinen Straßen bis auf 10 km an den Grenzübergang nach Szombor gekommen. In einem gottverlassenen Dorf fragte ich bei der Kneipe nach einem Platz zum Zelten. "Was brauchst Du zum Zelten, hier ist Platz immer!" Ein Schwab, der Herr Mühl, ca. Mitte Dreißig, war der Wortführer der Truppe. Das war eben der ungarische Schwab, fünf Jahre auf Schwarzarbeit in Deutschland, der Intellektuelle, der immer englisch mit mir parlieren wollte (war auf zwei Universitäten, hat aber seinen Gripps wieder versoffen) , ein Jud, kannte nur Jiddisch und Ungarisch und noch ein paar Typen. Das erste Halbe hab, ich noch bezahlt, dann kam immer wieder ein Neues von ganz alleine. Nur eine kleine Unterbrechung zum Zelt aufbauen. Schwerer Abend.
Trotzdem konnte ich früh nach Serbien starten. Die Ungarn waren ob dieses Vorhabens genauso konsterniert, wie ihre Landsleute in Mateszalka, wenn man nach Rumänien wollte. Der Ungar an sich kennt seine östlichen ärmeren Nachbarn nicht so gut und traut ihnen deshalb nicht so richtig über den Weg. Trotz, dass dort auch viele Ungarn leben in der Vojvodina.
Durch dieses landwirtschaftliche Gebiet ist es unspektakulär zu fahren. Und mit dem Rückenwind werde ich wohl heute noch bis Novi Sad kommen.
Mancher hat sich vielleicht schon gewundert, es gab noch nicht viel übers Essen. Habe ich mir extra für Serbien aufgehoben. Schon oft gesehen, aber noch nicht probiert, die Schweine am Spiess am Wegesrand. Fast jede Landkneipe hat einen großen Feuergrill vor der Tür an der Straße stehen.
Bei mir gab's heute was aus der Überraschungsliste. Die Speisekarte war in eienm ganz altertümlichen Kyrilisch geschrieben, ich konnte nur entziffern: Ciorba und Speise frisch zubereitet. Also gab es gute Suppe, im ersten Moment dachte ich an Pilze, wird aber Euter oder ein anderes lebenswichtiges Organ einer Kuh gewesen sein. Das Hauptgericht war ein riesiges Mici (Vorsicht Wortspiel: Bedeutet sehr großes Kleines). Will also sagen: Knapp 20 cm langes und 4 cm im Durchmesser gefülltes gegrilltes Gehacktes - sehr gut.
Noch in Novi Sad eingetroffen. Was ich als Zeltplatz erwartete erweist sich als Hotel. Nun die Donau sieht mich frisch geduscht, bin eben dann ins Hotel.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner