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Sonntag, August 15, 2021

"Melzen, Brauen und Schenken"

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Bis Neumühle bin ich dem Elster-Radweg gefolgt. Dann aber abgebogen (kannte ich ja schon) hoch nach Teichwolframsdorf und Langenbernsdorf. In Langenbernsdorf hatte ich Durst auf ein sonntägliches Frühschoppen-Bier. Die Tür zu Alexandros’ Taverne stand offen. Das ist an der zentralen Kreuzung im Dorf und offensichtlich eine altes Wirtshaus. Im Inneren fand ich dann folgende Inschrift:

„1417 Mittwoch nach Erhardt hat Wilhelm, Landgraf in Thüringen und Markgraf in Meiszen zwischen Bürgermeister, Rat und Gemeinde unser Stadt Werdau und Haniesz, der Zeit Kretschmar in Bernsdorf, Schied und Verteilung getun, wie der und sein Nachkommling Melzen, Brauen und Schenken sollen und mögen!“

Alexandros hat entsprechend dem Schiedsspruch seinen Auftrag würdig fortgesetzt, er schänkte mir zwei Halbe Köstritzer.

In Langenhessen erreichte ich das Pleiße-Tal. Ich bin schon etliche der sächsischen Flüsse talabwärts gefahren. Nicht nur die Hochwasser 2002 und 2013 in der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass es clever ist nur das Notwendigste für die Energiegewinnung in den Tälern zu bauen. Die Handelsstraßen führten auf den Landrücken lang. Die Kapitalisten des sächsischen Manchesters Crimmitschau und in den anderen Städten an den Flüssen gingen ob der günstigen Verwertungsbedingungen ihres Kapitals dann das Risiko ein, vertrauten der Ingenieurskunst und kanalisierten die Energiespender. Die Flussrouten sind noch heute verkehrsarm und für den Radler attraktiv, denn es gibt sehr viel aus der Geschichte Sachsens zu entdecken. In Ponitz fand ich aber erst eine coole Frühschoppenrunde in Leo’s Bierstube. Ich halte solche Frühschoppen als eine unterschätzte und leider absterbende soziale Einrichtung (social club) für einsame, alte, weiße Männer. Hier findet der Mann Hilfe für die Zufahrt eines Minibaggers oder Trost, wenn er nicht mit Geld umgehen kann. Der Platzhirsch war ein auf Kreuzfahrtschiffen weitgereister Eisenbahner. Der war sogar schon in Papua-Neuguinea. Der Eisenbahner hat die Deckel aller Frühschoppenteilnehmer bezahlt, 87 Euro, hat 100 gegeben. Dann zeigte er mir die Sehenswürdigkeiten von Ponitz. Die haben hier eine Silbermann-Orgel, das Werk #40. Des weiteren lebte hier der Herr Wolfgang Conrad von Thumbshirn, einer der maßgeblichen Diplomaten des Westfälischen Friedens.

Gaststätte „Am Stausee“ in Fockendorf: Ü-70 Festival mit den Chemnitzer Lausbuben, ca. 200 Fans und fast genauso viel Rollatoren.

Am Ende des Tages in Regis-Breitungen sah ich beim Rollern durchs Dorf aus den Augenwinkeln einen schönen Biergarten. Ich bog zum Gasthof & Pension „Zur Erholung“ ein. Auf meine Frage nach Übernachtung wollte mich die Wirtin schocken: „Mein Mann ist gestorben, sein Bett ist frei.“ Mir ist ein guter Konter eingefallen: “Ich schnarche nicht!” Hat gewirkt, das hat die noch Stunden später den neuen Gästen erzählt.

Am nächsten Tag, Montag, noch eine kleine Schleife zu den Reichen am Leipziger Neuseenland. Heimfahrt mit der Bahn ab Knauthain.

Samstag, August 14, 2021

Vogtland bergab

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Für die heutige Etappe habe ich mir eine leichtere Route gesucht. In der Karte gab es einen Radweg von Oelsnitz nach Falkenstein. Der schlägt große gleichmäßige Bogen durch das Vogtland. Ich dachte mir: So sieht eine alte Eisenbahnstrecke aus. Und in der Tat, es ist der zwischen 1951 (für den Berliner Außenring!) und 1978 abgebaute Teil der Voigtländischen Staatseisenbahn vom Abzweigbahnhof Herlasgrün ins böhmische Eger. Das ist ein sehr schöner und schattiger Weg, leider ohne Logistik. Das bestätigte auch ein Hundausführer, der wieder aus Franken in seine Heimat zurück gesiedelt ist. Der 21,8 Kilometer lange Weg verbindet den Elster-Radweg mit dem Göltzschtalradweg, den ich im weiteren folgte.
Der Göltzschtal-Radweg führt anfangs auf dem Bergrücken links der Göltzsch. Dummerweise bauen sie aber dort auch für die Autofahrer die Ortsumgehung der B169, sodass der Radweg oft den Kürzeren zieht und der Radler den Weg verliert. Mein Phone und mapy.cz hat mich aber immer wieder zurückgeführt und ich habe auch die „Troll-Schänke“ gefunden, wo es wirklich leckeres Essen gibt. 

Die „Troll-Schänke“
Bei Lengenfeld erreicht man den Talgrund. Höhepunkte dieses tollen Radwegs sind „Käppels Floßteiche“ und natürlich die berühmte Göltzschtalbrücke der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn, die größte Ziegelsteinbrücke der Welt. Bei Greiz mündet die Göltzsch in die Weiße Elster. Eingecheckt in das Parkschlösschen in Greiz.

Die berühmte Göltzschtalbrücke der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn

Freitag, August 13, 2021

Oberstes Vogtland

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An diesem Tag sollte es nur selten rollern. Besuch der Eremitage bei Schleiz. Das war ein fest eingeplanter Haltepunkt. Die Eremitage hatte ich schon vor einiger Zeit entdeckt und damals von der Wirtin die Geschichte erfahren. Hier hat der Fürst Reuß, jüngere Linie, sich eine kleine Zuflucht bauen lassen, die er auf dem Weg von Schloss Burgk zur Arbeit in die Residenz in Schleiz gerne besuchte, um Ruhe zu finden.
Letzte Versorgung an einem Kiosk oben in Heinrichsruh am Kreisverkehr. Über Zollgrün nach Tanna. In Tanna traute ich mich nicht ohne Korb in den DISKA, kein Chip, kein Euro. Deshalb nur noch Wasser am Hoftor gefochten, in Mißlareuth und in Sachsgrün.

Gelehrter Bauer „Küntzel“
Die Dörfer dort oben an der alten Grenze haben überhaupt keine Logistik, keine Kneipe, kein Geschäft … nix. Den Fahrplänen in den Buswartehäuschen würde ich kein Vertrauen schenken. Gut, die Leute leben alle im Eigentum, könnten sicher eine Ladestation für E-Mobilität im Hof installieren. Aber ich bin sicher, dort wird noch dreißig Jahre der Diesel durch das Dorf nageln. In Sachsgrün gute Gespräche mit aufgewecktem 86-jährigen Ömchen geführt. Sie sah schon, dass das mit dem Wetter und dem Klima nicht mehr alles so stimmte, wie bisher in den 86 Jahren. Aber die vielen Windräder bei Sachsgrün auf bayrischer Seite hielt sie für Humbug. Die stehen so oft still, sie hätte Atomstrom aus Frankreich in der Steckdose. Sie sah die Bibel als Geschichtsbuch. Die Sintfluten und Wetterextreme gab es früher auch. Ich erzählte ihr, wie die Kaiserlichen im 30-jährigen Krieg bei Saalfeld von der Thüringer Sintflut weggespült wurden und die Schweden oben in der Schwedenschanze auf dem Roten Berg sich ins Fäustchen lachten. Nach Sachsgrün hat der dänische General Holk, Feldmarschall unter Wallenstein, die Pest gebracht. Der Friedhof an der Kirche reichte nicht mehr aus, der damals angelegte Ersatzfriedhof wird heute noch als Friedhof genutzt. Der General verstarb an der Pest in Troschenreuth, seit 1972 eine Wüstung mitten im 500m-Grenzstreifen bei Sachsgrün gleich hier um die Ecke. Das erzählte das Ömchen vom 30-jährigen Krieg aus ihrem Dorf. Das war ein toller Plausch auf der Bank vor ihrem Haus.
Kurz vor dem Dreiländer-Eck bei Posseck abgebogen nach Oelsnitz, wollte ein Quartier haben. Bin fix&fertig von der schweren Etappe.


Donnerstag, August 12, 2021

Anritt ins Vogtland

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Er bietet jeden Sonntag Kloßessen, hier der Plan vom August.
Ich habe wieder vier Tage Pflegeurlaub. Ich will den alten Plan einer Vogtlandtour zum Dreiländereck (Böhmen – Sachsen – Bayern) umsetzen. In Saalfeld gegen 13 Uhr gestartet. Über Könitz, Dobian nach Ranis. Dort eine erste Pause an der „Schmiede“. Der Herr Weise, der Wirt der  “Schmiede”, hat vor seinem Physio-Termin mir noch schnell ein Bier (ein Dunkles aus Sonneberg “Alt Sunnebarcher”) raus gestellt. Einen Euro hat er dafür genommen.
Dann hoch auf die Buchta-Höhe zur Hohen Straße, geschoben. In Knau an der Freien Tankstelle den Chef des Vereins zur Thüringer Oberlandbahn kennengelernt. Das ist quasi die Thüringer Semmeringbahn. Auf dem spannendsten Abschnitt im Ottergrund bei Ziegenrück bietet der Verein Draisinenfahrten an. Er “hat den Bahnhof in Krölpa”, das ist bei Auma. Gastronomische Überraschung im Gasthaus in Plothen: Das Knödltrio! Ich erreiche mein Ziel, den Camping Plothener Teiche. Nach dem Zeltaufbau gehe ich noch für das „Gute-Nacht-Bier“ zum Imbiss „Waldschänke“. Die Mutter der Wirtin hieß Elsner und stammte aus Breslau. Auf diese Verwandtschaft haben wir erst einmal einen Kümmerling getrunken.
Die Plothener Teiche

Mittwoch, Juli 16, 2008

Gelebtes Hopperticket

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Kunst am Kloster Mildenfurth
Ich habe mich also am Dienstag nach dem Ärger mit dem "Service mit Herz" (statt mit Hirn) meiner Toyota-Autowerkstatt aufgemacht zu einer ersten größeren Radtour. Nach ein paar Versuchen am Fahrkartenautomat wusste ich, das mich der erste Hopp auf dem Weg nach Bad Brambach bis Triptis bringt. Auf dem Weiterweg mit dem Rad nach Wünschendorf "entdeckte" ich die alte Klosteranlage Mildenfurth im Weidatal. Heute sitzt dort der Künstler Kühn und hat das Gelände zu einer Ausstellung seiner Plastiken gemacht. Er öffnete mir persönlich die Pforte, damit ich mich umsehen konnte. Um den 14. Sept. herum ist Klosterfest. 
Holzbrücke über die Weiße Elster in Wünschendorf
In Wünschendorf sah ich den Zug gerade abfahren, ich hatte also Zeit durch das schöne Elster-Tal bis Berga zu radeln. Dort setzte ich den nächsten Bahn-Hopp bis Weischlitz. Dort war wieder viel Zeit, sodass es wieder ein Stück auf dem Elster-Radweg bis unter die Pirker Autobahnbrücke ging. Der letzte Bahnhopp bis Bad Brambach, Ankunft 16:30 Uhr.
Auf dem kurzen Weg nach Plesna (Fleiß) wollte ich eine Abkürzung fahren. Ergebnis: Ich gelangte in den Ödnisstreifen der Grenze mit den mannshohen Giftdolden, ich habe mich dann lieber durch ein brusthohes Rapsfeld gekämpft. Ich konnte nämlich in gut 20m den korrekten Weg erkennen. So ein reifes Rapsfeld ist staubig und verfitzt. Ich musste mein Rad vorn bis auf Kopfhöhe anheben und dadurch einen Pfad in den Fitz schlagen. Ich hoffe, die holen den Jäger, um dieses Untier zu töten, das diesen halbmeter breiten Pfad durch das Feld gebrochen hat.

Nun in CZ werde ich von der ausgezeichneten Beschilderung des Radnetzes geführt. Zweistellige Zahlen bezeichnen Haupt- und Weitwege, vierstellige Bezeichnungen sind lokale Wege, die auch schon mal sehr rau werden können. Mich führt die "36". Neben einigen Kleinstädten führt der Weg durch alte deutsche Ortslagen, wo aber kaum noch 10% der Häuser stehen. Ein Heimatverein der Kraslitzer in Zusammenarbeit mit dem tschech.-deut. Zukunftsfonds hat in jeder Ortslage einen Stein mit einer zweisprachigen Tafel zur Geschichte aufgestellt. Ein kleiner Unterschied ist mir aber aufgefallen: Die Jahreszahl 1945 mit dem Hinweis der Vertreibung, in jeder Tafel gleichlautend (Srg-C, Str-V), fehlt immer im tschechischen Text.
Gegen 19 Uhr erreiche ich Ursprung, eine kleine Pension mit restaurace grüßt. Draußen sitzen zwei Männer, der Wirt und sein Gast. Der freut sich, als ich hielt und ein Bier bestellte. Es ist ein Heizungsbau-Unternehmer aus Markneukirchen. Er ist Stammgast hier, kriegt sein Bier angewärmt und geht pro Glas zweimal pullern. Er wandert fast jeden Tag die gut 10km seit seinem Herzinfarkt vor paar Jahren rüber über die Grenze und ist ein exzellenter Kenner der Geschichte der Gegend. Er empfiehlt mir als Bofstelle den "Hohen Stein". Ich bin Anfangs nicht sehr begeistert: "Da muss ich ja wieder zurück!" Aber er will mich sogar bis hin begleiten. 
Meine Bofstelle am "Hohen Stein"
Ein schöner Höhenweg, in meiner Karte nicht eingezeichnet, führt zu einer Wand von Quarzfelsen, die praktisch den westlichen Abschluss des Erzgebirges bilden. Von den Felsen hat man einen großartigen Blick vom Slavk. Les (Kaiserwald) im Süden, über das Fichtelgebirge bis zum Vogtland.
Dort versuchte ich meinen Tarp aufzubauen, meine Geduld war schnell am Ende. Ich habe so im Wald bei den Felsen geboft. Ich hatte Glück, kein Regen, nur ein paar Mücken.
Der Kammweg ist für mich schwer, es geht lange bergauf und dann verliert man wieder die schöne Höhe. Jetzt bin ich in Hirschenfang. Liegt in der Nähe von Johannstadt, aber auf böhmischer Seite, ca. 900m hoch, ein Hochmoorgebiet. Es sieht hier aus wie in Jizerka, nur noch weniger Häuser. In der Kneipe hängen viele Ansichtskarten aus alter Zeit, es war ein stattliches Dorf und Sommerfrische. Heute steht nur noch ein Haus, von vormals fast 60. Die Tschechen haben hier einen breiten Streifen als Grenzgebiet entvölkert und verödet. Jetzt bin ich in Bozi Dar in eine kleine Pension zur Übernachtung eingekehrt.

Mittwoch, Mai 02, 2007

Elster-Radweg 2007

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Und es begab sich anno 2007, dass sechs Recken beschlossen, auf Ihren Stahl- (teilweise auch Alu-) Rössern auszureiten, um das verwunschene Tal der Weißen Elster zu bereisen. Sie sammelten sich im Anblick einer großen Heerschar dieser modernen Automobile in Gössnitz. Die eisernen Geleise führten die Recken in den abgelegenen oberen Teil des Vogtlandes, wo viele heilende Quellen sprudeln. Eines dieser Wasser, das aus der Elster-Quelle sollte nun Geleit geben.
Es schmeckte fürchterlich heilend. Recke Gert fand auch schnell den Grund, die Wurzeln des umstehenden Tann' quetschten aus dem Waldmoor das Wasser und entließen es im Quell.
Die Recken bezogen aber ihre Kraft aus anderen Quellen.

Am Abend lagerten die Recken bei Pirk bei den Leuten vom Stamme der Seeleute und Jollenruderer. Die feierten gerade eines ihrer wilden Feste, wo dem Holzmichel gehuldigt wurde.


Der Weg durch das Tal der Weißen Elster verlangte von den Rössern der Tapferen das Äußerste. Aber den Recken war klar, was sie an ihren Rössern hatten. So teilten sie die Härte des Weges gerne mit ihren treuen Gefährten.
Überall lauerten Gefahren. Als die Recken müde vom Ritt über die rauen Stege sich im Grase Ruhe gönnen wollten, wurden sie von den Hiesigen vor den bösen Zecken gewarnt. Also auf und weiter.
Labung und Bett fanden dann unsere Recken bei einem krummen Riesen an der Lehnamühle. Er war ein alter Fahrensmann des Stahlrosses auf dem Geleise. Das dampfende Ross hatte ihm den Rücken gebrochen, aber nicht den Mut. Denn die Herren des dampfenden Stahlrosses gaben ihm ein gutes Lehen und Berentung.
Der dritte Tag brach an. Langsam entließ die Wildnis unsere Recken,
immer häufiger fanden sie gute Leute, die den notwendigen Kraftquell ausschenkten. Aber nun versperrten die Burgen und Straßen der neuen Herren immer öfter den Weg. Hinter Gittern durften Einfältige nach Zahlung eines Ablasszinses Blumen anbeten. Trotzdem blühen bei einigen Stämmen im Elstertal noch gute Riten. Seit Alters her wird in der Hoffnung auf große Ernte ein Maibaum gesetzt.

Früher taten das Riesen, sie konnten den Baum ganz allein aufrichten. Heute rotten sich die Burschen zum Maibaumsetzen zusammen. Die Alten vom Rat geben den Startschuss, nachdem von der Hohepriesterin des Dorfes alles ganz genau vorherbestimmt ist.





Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner
Am Ende des Weges mag der Pessimist Recht bekommen, aber unterwegs hat
es der Optimist leichter.