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Dienstag, September 19, 2023

Kopački rit

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Jeden Tag eine Landesgrenze, gestern BiH nach Kroatien, heute Kroatien nach Serbien, morgen von Serbien nach Ungarn. Ich fahre nach Norden, die Donau aufwärts. Das Ziel ist das Kopački rit, hier als das Amazonien Europas bezeichnet. Mit dem Grenzübertritt nach Kroatien war ich wieder im Gebiet der alten "Militärgränze", jetzt im Gebiet Syrmien, oder kroatisch Srjem. Es ist das syrmische Zweistromland zwischen Donau im Norden und der Save im Süden, alles Flachland. Als eine Art Spree schlängelt sich der Fluss Bosut dahin, ohne sich richtig entscheiden zu können, zur Donau oder zur Save.

Rijeka Bosut, sone Art Spree
Über Vinkovci erreichte ich unter großer Hitze, was gar viele Pausen zum Trinken bedeutet, die Heldenstadt Vukovar. "Zu den schwersten Gefechten der gesamten Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren zählt die Schlacht um Vukovar auf dem Gebiet des kroatischen Teils Syrmiens, die zur Besetzung des kroatischen Gebietes und der Gründung der Serbischen Autonomen Region Ostslawonien, Baranja und West-Syrmien führte. Bis 1998 wurde das besetzte Gebiet West-Syrmiens im Abkommen von Erdut friedlich an Kroatien zurückgegeben. Viele Orte im kroatischen Teil Syrmiens sind bis heute durch die kriegerische Auseinandersetzung 1991 gezeichnet." (Wikipedia)
Wenn Du heute entlang der Schlachtlinien am Kreisverkehr in Borovo neselje lang radelst ... Kopf schüttel, aber es geschieht schon wieder. In der Tat ist Dalj noch serbisch geprägt. Im Cafe "Cosak" gab es das Bier aus Serbien, Jelen Pivo. Die Instandsetzung der Häuser ist viel weiter als in Bosnien. Es gibt nur ganz vereinzelt noch Ruinen, wo aber meist ein "Zu verkaufen"-Schild draußen steht. Wie in Bosnien von mir vermutet, die Eigentumskataster scheinen noch immer aus jugoslawischer Zeit zu gelten. Bei Erdut bin ich dann nüber nach Serbien. Gleich hinter der Grenze führt der gut ausgezeichnete Radweg des serbischen Teils des E6 "Atlantik - Schwarzes Meer" durch das Naturschutzgebiet nach Apatin.
Ein Wegweiser empfahl einen 2,5km langen Abstecher zum Zusammenfluss der Drau mit der Donau. Trotz starkem Wind traute ich mir den Aufstieg der Drohne. In Apatin befindet sich der Stammsitz der Apatiner Brauerei seit 1756 mit der Marke "Jelen-Pivo", dem ich jetzt im Pub "Open Road" bei zünftiger Rockmusik zuspreche.

Montag, September 04, 2023

Rüber ins Land der Mark

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Die hiesige Sommerhitze legt sich schwer auf meinen Enthusiasmus. Es kamen zum Sonnabend nur etwas mehr als 50 km bis Novska zusammen. Es begann mit der Empfehlung zur Brauerei in Daruvar durch die Weinkellnerin des Weinkellers Kovacevic. Dieses Bier "Starocesko Lager" konnte ich gleich am Morgen auf dem Markt in Daruvar verkosten, zünftig und gut. Der Wirt des Caffees freute sich außerordentlich, es mir offerieren zu dürfen. Die künftigen Pausen waren geprägt von der Nachfrage dieses guten lokalen Bieres ... und es hat fifty/fifty oft geklappt. Die Tour führte durch Kilometer lange Dörfer und war arm an Höhepunkten - keine Bilder gemacht.
Am Sonntag weckt mich im katholischen Kroatien das Glockengeläut um 6 Uhr. Über dem Lonjsko polje, einem Auwald-Naturschutzgebiet, liegt der Morgennebel.

Kriegsversehrt
In Jasenovac gab es während des Zweiten Weltkriegs das größte KZ Südost-Europas, geleitet von der Ustascha. Es ist das einzigste Vernichtungslager in Europa, in dem ohne deutsche Beteiligung systematisch gemordet wurde, Juden, Roma, Serben und Antifaschisten.
Eine brutalistische Betonblume erinnert.
In Hravatska Dupica machte ich rüber nach BiH, seit Jasenovac hat mich mein Mobilephone eh schon ins bosnischen Netz eingebucht. Nach Umtausch von € in Mark hatte ich ein Muskalica, ljuta Muskalica zum Frühstück. Es zeigt sich mal wieder: Der € ist ein T€uro. Hier kostet das Bier nominell das Gleiche, aber eben in Mark. Ich liebe BiH.
Ich fahre jetzt das Tal der Una aufwärts, bis Novi Grad. Es ist ein Naturpark und ein Paradies für Fischer. Der Kneiper eines kleinen Strandetabblissement weist auf zwei Fischer hin, die gerade anlanden. Einer holt einen Fang aus dem wohl gefüllten Eimer. "Slika, slika!" werde ich zum Knipsen aufgefordert. Auch hier gibt es bereits einige kleine Solschwellen, dass wächst sich am Oberlauf zu mächtigen Buks aus. Buk ist ein Wasserfall. 2008 erreichte ich das Tal der Una in Novigrad und strampelte bis Martin Brod (Link)
Der Fluss Sana bei Prijedor
Heute bin ich in das Tal der Sana abgebogen und werde so mir die hohen Poljes des Dinarischen Gebirges erkämpfen. Es ist ein lockeres Pedalieren auf teilweise kleinen Straßen alternativ zur Hauptstraße, wenn auch mal Schotterweg dabei ist. In Blagaj Japra gibt es eine Frühstücksjause aus einem kleinen Laden, wo die Chefin perfekt Deutsch beherrscht. Sie hat es als Flüchtlingskind in den Neunzigern in der deutschen Schule gelernt.
Jause mit Salami-Semmel und Jelen pivo
Die große Stadt Prijedor kann ich über Bišćani umfahren. Die letzte Ortschaft mit Fahnen der Republik Srpska ist Ostra Luka, ein paar Kilometer weiter Eingangs von Sanski Most hat mir das Caffee Diona schon mal das Bier verweigert. Ich bin bei den Muselfrauen & - männern angekommen. In Sanski Most bleibe ich drei Nächte, um einige Karsterscheinungen zu erforschen.

Freitag, September 01, 2023

In der Militärgränze

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Die Tour beginnt mit einfachem Pedalieren zum Drau-Radweg. Ich bin hier in der "Militär-Gränze". Man möge glauben, dass die Verwendung der Präposition "in" hier falsch sei. Aber in der Tat, die Habsburger haben sich zur Abgrenzung zum Osmanischen Reich nicht mit einem 5 Kilometer Grenzstreifen zufrieden gegeben. Es waren 50.000 Quadratkilometer und die erstreckten sich zuletzt über eine Länge von 1850 km. Erst wenn ich die Save überwunden habe und in Bosnien bin, habe ich die "Militär-Gränze" durchradelt. Im Namen "Vojvodina" versteckt sich noch heute dieses Grenzgebiet. Es war viel Platz für viele Volksgemeinschaften. Auf meiner Strecke wechseln sich die kroatischen, die schwäbischen und die ungarischen Dörfer munter miteinander ab. Bogdasa präsentierte sich als Holzschnitzerdorf. Ein gewisser Einfluss aus der Maramures war nicht zu übersehen. 
Holzschnitzerdorf Bogdasa
In der heutigen Zeit der "Großen Tranformation" hat in Felsőszentmárton ein Holländer einen Camping eröffnet. Vor der Kneipe in Felsőszentmárton grüßte Einer, es war der Holländer. Wir quatschten ein Bisschen, er will in den nächsten Tagen noch ein weiteres Etablissement im Ort kaufen. Der Platz schien mir aber lausig und die Sonne stand noch hoch ... also weiter. Ich habe mir über booking.com das Vendeghaz "Sonnenblume" in Kastélyosdombó für 45€ gebucht, großartig!
Der letzte Abschnitt bis Barcs des Drau-Radwegs durch einen naturgeschützten Auwald war sehr interessant. Er führte immer wieder durch Überschwemmungsgebiete der vor Monaten katastrophalen Niederschläge in Slowenien. Ich habe noch eine Runde durch Barcs gedreht, dann ging es über die Drau-Brücke nach Kroatien. Gleich nach der ehemaligen kroatischen Grenzabfertigung lud mich der feine Duft von Geschmorten und Gesottenen ein.
Das war das Willkommens-Menue
Ich hatte das Frühstücks-Menue: Ich hatte eine zünftige Bohnensuppe, zwei Kolbasza und eine Zwiebel. So wunderbar hat mich Kroatien noch nie Willkommen geheißen. Über zwei Hügel und etliche Stopps für Bier führte mich mein Weg nach Daruvar, einer Weinstadt. Ich habe ein Zimmer im Weinkeller Kobacevic in Daruvar. Die Gastgeberin arbeitet bei einer Bank und wird mir meine alten Kuna von 2013 umtauschen.

Sonntag, Mai 26, 2013

Auf Heimreise

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25. Mai 2013, Rakitovica, bei Donji Miholjac
Našice
Gestern konnte ich meine Sorten bereinigen. Ich konnte serbische Dinare in konvertible Mark tauschen und die dann weiter in Kuna, der Währung hier in Kroatien. Damit bin ich gewappnet für die letzten Etappen. Gestern hat mich doch noch ein mächtiger Regen erwischt, praktisch war ich durch. Ich war gerade auf der Abfahrt nach Nasice über die letzten Berge der Tour. Unten in Slav. Brod sprach ich mit zwei Rentnern. Einer kam aus Australien zurück, die fehlende Krankenversicherung ließ ihn heimkehren. Aber die australischen Trinksitten hat er mitgebracht, er bestellte gerade einen Whisky und fragte gleich: "What's your drink, fucking guy?" Ich bekam einen Slivovic. Sein Kumpel übernahm dann das Gespräch, er schaffte ein paar Jahre beim Daimler. Leider gab es Probleme mit seiner Frau, sodass er zu früh für eine ordentliche deutsche Rente heimkehrte. Er fürchtet nun bei einem Beitritt der Kroaten in die EU um den privaten Schnapsbrand und Schweineaufzucht. Da pflichtete ich ihm auf jeden Fall bei. Sie wollten mich noch zu einer Richtungsänderung überreden, in meiner Richtung sei keine Kneipe mehr und einen Platz zum Schlafen würde ich auch nicht finden. Nun so schlimm war es nicht, kurz vor Nasice im strömenden Regen fand ich die Pension ANTISA für eine gute Übernachtung.
Drau-Radweg?
Nun bin in im Land der Kuruzzen und Labanzen. Ich muss mich nun noch um den Bestand an Kunas kümmern, denn nachher geht es über die Drau nach Ungarn zum Kapitän vom Tenkesberg, den Berg kann ich schon sehen.
26. Mai 2013, Pecs
Es hat sich eingeregnet. Der Fahrplan für die Heimfahrt ist ermittelt.
Resume: Es war die richtige Tour gegen den Winterspeck und vielleicht die letzte halbwegs entspannte Tour auf Hauptstraßen in Ex-Jugoslawien. Denn der Verkehr nimmt zu. Künftig muss besser eine Route geplant werden. Aber über die wichtigen Pässe wird es nur per Hauptstraße gehen, die derzeit weiter ausgebaut werden (Straße durch die Sutjeska-Klamm). Mit Gepäck über Forstwege ist mühselig.

Dienstag, August 19, 2008

Gemist und Bambus

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Ludbreg, HRV, schon 30km im kroatischen Landes-inneren.
So ein Ruhetag weckt bei mir immer neuen Elan aufs Pedalieren. Ich bin heute früh im leichten Nebel gegen 7 Uhr gestartet. Vor dem Zeltplatz gab es Hinweisschilder für einen Süd - Zala - Radweg. Nach einigen hundert Metern erläuterte mir eine Tafel, dass das nicht meine Richtung war. Bald aber wieder die Signatur gefunden und es wurde eine wunderschöne Tour durch die Zala - Wälder.
Ein Börsentipp: Häufig stellte sich in meinem Leben eine schnelle Idee als sehr bahnbrechend heraus. Leider aber auch genauso häufig habe ich eine solche Idee nie in Tat umgesetzt, ich bin Träumer. Heute gibt es wieder ein solche Idee. In der Zala liegen die ertragreichsten Wälder Ungarns, Eichen, Buchen, Akazien. Auf den Tafeln am Radweg wurde bedauert, dass mittlerweile mehr als 40% des Waldes in Privatbesitz ist. Der Rest wird von zwei Aktiengesellschaften "sehr nachhaltig" bewirtschaftet. Ein langfristiges Investment sei hier empfohlen.
Übergang über die Save
Am Grenzübergang Letenye - Goranice am Beginn der Autobahn nach Zagreb wurde auf der ersten Mautbrücke 25,6°C angezeigt. Es war ein Lust auf dem Standstreifen der Autobahn bis zur ersten Ausfahrt zu pedalieren. Das Tempolimit von 130km/h erreichte ich nicht. Auf kleinen, aber gut asphaltierten Nebenstraßen durch die Niederung der Drau habe ich es ohne Stop bei den einladend schattigen Kneipen bis Ludbreg gebracht. Jetzt sitze ich beim zweiten halben Liter „Gespritzten" und warte auf den Chef. Die Kellnerin glaubt, dass nur er mir bei der einfachen Frage weiterhelfen kann, wie mein Getränk auf kroatisch zu bestellen ist.
Nun schon zwei Tage in Croatia unterwegs. Gestern versuchte ich noch herauszukriegen, wie man hier den "Gespritzten" nennt. Das Mädel, welches ich fragte, war ganz aufgeregt. "In 10 min kommt der Chef!" Jetzt weiß ich es: Gemi^st. Und ein weiteres wunderbares Getränk gibt es hier. Neben dem Kuss zwischen Kola und Orange, küsst hier sich auch der Rotwein mit der Kola, kalt ein Genuss als ewig durstiger Radler. Dieses Getränk findet ihr als "Bambus" auf den kleinen cjeniks, dier hier in den Kaffeebars auf den Tischen stehen. In den Kaffeebars wird aber sicher am wenigsten Kaffee ausgeschenkt.
Aber auch andere Wörter habe ich schon gerlernt, ohne 100%ig diese übersetzen zu können. "Tom racak", "gunak", das sind die Wörter die auf der Straße oder an den Häusern aufgesprüht sind. Damit sind die serbischen Mitbürger denunziert worden. Alle diese Häuser hatten Brandspuren oder waren komplett zerstört. Ich bin jetzt noch nicht in den damaligen Kampfzonen. Aber in den Dörfern in den Bergen siedelten offensichtlich Serben. Es sind nicht die reichen und fruchtbaren Gebiete und die Häuseln sehen auch nicht sehr reich aus.
Una bei Bosanska Otoka
Tiefs & Hochs, im bosn. Kanton Bihac, moslemisch, 15.30 Uhr
Ich habe gestern die Eintragungen beendet mit den Eindrücken der ethnischen Säuberungen. Es ist alles noch viel schlimmer geworden. Ich habe mir auf der Karte immer ganz kleine Straßen ausgesucht. Ansonsten ist das Verkehrsaufkommen groß. Die Eisenbahn hat hier vollständig verloren. Güterzüge gibt es gar nicht, an einer Lok hängt ein alter Reichsbahn-D-Zugwagon und die Strecken richten sich nicht nach den dort lebenden Ethnien. Dem Kroaten kann es also passieren, dass er durch Feindesland fährt. In den Grenzgebieten haben solche kleinen Straßen aber den Nachteil, sie führen durch entvölkerte Dörfer. Es gibt kein Lädchen oder Kneipe. Gestern wurde es sehr ernst, ich habe abends quälend abgenommen. Angekommen in der Dämmerung, geboft mitten im Wald. Auf kroatischer Seite gibt es keine Anzeichen auf Minen, ich habe mich also in die Büsche geschlagen und war zu faul das Zelt aufzubauen. Überall schnaufende und schniefende Geräusche. Der Duft des Restes meiner Wurst stieg selbst mir in die Nase. Da fielen mir wieder die Witterungsmöglichkeiten der Bären ein. Die Wurst habe ich weit weggeworfen und das rote LED-Rücklicht vom Rad angemacht. Nach einer weiteren Stunde wach liegen dann das Zelt aufgebaut.
Am morgen habe ich dann in den Zrinska gora ein wenig den rechten Weg aus den Augen verloren und etwas zu weit nach Osten abgekommen. Der Holzarbeiterweg war dann abwärts sehr steil und rau, vorsichtshalber geschoben. Die Dörfer auf der anderen Seite sahen nicht besser aus, oben Armetei, weiter unten wieder Entvölkerung. Scraffitti gibt's hier nicht mehr, es sind eben Artillerieeinschläge im Dach, Brandspuren, aber meistens nur entkernte Häuser. Die ehemaligen Bewohner sind weg gegangen und die Nachbarn haben sich den Rest geholt, z.B. die Fenster. Endlich ein kleiner Laden, Karlovacko pivo und Kekse.
Dialog mit dem kroatischen Grenzer: "Nu, wohin?" "Na more!" "Hier geht's nicht zum Meer." Drüben in Bosnien landete ich in Novigrad in der Republik Srpska. Ein Gewimmel von Autos und Menschen in einen schon türkisch anmutendem Basarviertel. Die serbischen Banken akzeptierten meine Maestro-Karte nicht, bei Raiffeisen hat es geklappt, ich habe wieder "Mark". Die ist halb so viel Wert wie der Euro. Es sei also allen DM-Nostalgikern gesagt: Geht doch nach Drüben, nach Bosnien. Beim Rausgeben auf einen 50"Mark"-Schein gibt es aber schnell mal auch einen 10Euro-Schein.
Die drei Religionen in Bosanska Krupa
Ich habe Hunger und ich bin von den letzten Bofungen dreckig. Mein Sehnen richtet sich nach einem Restaurant und einem Bad. Ein Bad halte ich für höchst unwahrscheinlich, aber in der Una wird reichlich gebadet. Nach einem kleinen Anberg wegen einer Brücke über die Bahn sehe ich ein reiche Anzahl von Schirmen. Da muss ich hin. Es ist ein richtiges Bad mit einer Nixe am Eingang und viel lauter Musik - mein Traum geht in Erfüllung. Es ist richtig toll als Pool angelegt mit Sprudel, nur eine Zufahrt gibt's nicht. Die Leute parken vor den Gleisen, ich muss mein Radel drüber heben. Sauber gebadet, kommt nach ein paar Kilometern ein srpski nacionalni Restoran, von weiten schon am Drehgrill zu identifizieren. Hier dreht sich ein Spanferkel, kein Lamm wie an der Drina. Es schmeckt überaus köstlich: Fett, saftig und viel krosse Schwarte.
In Kroatien noch ein Schwein, später in Bosnien Lamm
Mir läuft schon wieder das Wasser zusammen. Aber hier ist damit nicht zu rechnen, ich habe die Republik Srpska verlassen und bin jetzt von einer kleinen Fähre auf eine Flussinsel der Una übergesetzt worden. Ein Paradies mit Wasserfällen und Bademöglichkeiten. Ich habe beschlossen, hier zu bleiben und zu bofen. Aber das Bier schmeckt nicht!
Ripaz, restoran Tale, 14:15 Uhr am Sonnabend, 9. Aug.
Im Dorf Golibic ausgangs von Bihac, in der ehemaligen Kampfzone um den Flugplatz kam mir der gute Geruch vom Lamm am Drehspieß in die Nase. Es sah sehr interessant aus, ich fand auch schnell einen Platz für's Radl. Ein Op' hieß mich willkommen. Aber leider sei dies hier kein restoran mehr. Es wird nur noch für Hochzeiten und Geburtstagsfeiern zur Verfügung gestellt. Für heute Abend wird eine Feier vorbereitet. Aber in Ripac sollte ich in die pizzeria "Tale" gehen, dort gäbe es nicht nur die üblichen cevapi.
Das Polje bei Bihac

Als ich diese Geschichte begann, war mir der Ausgang noch nicht klar. Ich habe also tatsächlich die pizzeria gefunden und malerische Mühlenrestaurants an der grünen Una links liegen gelassen. Jetzt werde ich gaaaanz langsam den Weiterweg pedalieren, denn es gab ein (O-Ton der Speisekarte in Englisch) Beefsteak for slim body with big salad, unter der Rubrik „recommended by Chef (believe him)". I trusted him! Das war bisher mein bestes Steak. Es lag ganz trocken neben dem Salat. Beim Anschneiden war der Sägeschnitt des Messers im Einsatz, eine richtige Kruste. Innen der gesamte Saft des Fleischs, man hätte in der Soße die entstand, glatt einen Kloß verdrücken können. Aber es gibt ja Brot zum Titschen. Angus hin, Kobe-Rind her, für 13 Mark (und hier sind es wirklich Mark, also 6,50 EUR) gibt es weltweit kein besseres Steak. So, endlich mal ausführlich mein Lieblingsthema abgehandelt.
Knin (HRV), 10 Uhr, 11. Aug. Es war frisch auf der Krajna.
Mit dem Steak for slim body gestärkt, ging es in das Karstgebirge knapp 1000m NN. Es wurde kühler und härter in allen Beziehungen. Hier ist ein Grenzgebiet zwischen Ethnien und Herrschaft. Folglich vom Krieg gezeichnet, in hohem Maße entvölkert und mit Ruinen aber auch nur verlassenen Häusern verziert. Vor den verlassenen Häusern parken vereinzelt Autos mit Belgrader Nummern. Die Aufbauarbeit verläuft chaotisch. 

Kulan Vakuf
Ich übernachtete in einer Pension in Kulan Vakuf, eine moslemische Ortschaft eingezwängt zwischen drei Burgen im Una-Tal. Hier ist gut auf Forellen zu fischen. Die Pension besteht aus drei Häusern unterschiedlichen Rekonstruktionsgrads. In einem Gebäude das restoran, in dem anderen Gebäude eine feiernde Gruppe italienischer Jugendlicher und im dritten Gebäude meine Horntzsche. Um hoch zum Zimmer zu kommen, geht's durch eine feudale Diele, wo der Marmorboden mich zum Ausziehen meiner "gebrauchten" Sandalen zwingt. In der Mitte dieses Gebäudeensembles ein ehemaliger Pool aus der Vorkriegszeit, heute Sammelstelle des Bauschutts. Dieses Kulan Vakuf ist ein typisch bosn.-türkisches Dorf. Ich fühle mich nach Kalaam im Swat (Pakistan) versetzt. Die Altstadt liegt auf einer Flussinsel im engen Una-Tal.
Martin Brod
Die nächsten 8km bringen mich auf Makadam ans Ende der Welt, Martin Brod. Hier wird aus zwei Canons und unzähligen Karstquellen die Una gespeist. Straßen führen nur 500m höher auf das Karstplateau. Eine fantastische Gegend, jetzt serbisch dominiert. Zwischen den Häusern fließen aus den Karstquellen gespeiste Bächlein zur Una hinunter. An vielen der Häuschen Mühlräder oder Forellenbecken. Einen Bahnhof gibt es hier auch, bestimmt sind wir damals von Zagreb nach Sibenik durchgekommen. Heute ist die Strecke bis Knin still gelegt, Grenzgebiet.

Auf dem Karst ist es trostlos, die Zufahrtswege zu den Siedlungen sehen nicht sehr benutzt aus, viele Ruinen und ab und zu Minenschilder.
Die nächste Stadt Drvar wird für mich zur persönlichen Katastrophe. Schon am Ortseingang am früheren Titovo Drvar (es gibt hier eine Fluchthöhle von Tito) sehe ich einen Drehgrill rauchen. Also hin, hier wieder serbisch orientiert gibt es Jelen pivo, und das Lamm macht mir einen schon fortgeschrittenen Eindruck, mir läuft das Wasser im Munde zusammen. 

In Titovo Drvar sehe ich einen Drehgrill rauchen
Nach dem dritten Jelen pivo und einigen Fotos vom Lamm und mir sind die Brater weg, die Kneiperin zuckt mit den Schultern und bringt mir doch tatsächlich eine kalte Portion Fleisch, möglicherweise von Vorgestern, das sie nach meiner Reklamation in der Mikrowelle heiß machen will. Im Zusammenpacken kann ich mir vom immer noch im Ofen hängenden Lamm (drehen tut sich nichts mehr) wenigstens ein ordentliche Kostprobe mopsen.
Sehr hungrig und mit einem Stecker drin fahre ich die steile Straße hoch nach Bos. Grahovo. Zu dieser Stadt habe ich ganz im Hinterkopf Erinnerungen an Nachrichten von schweren Kämpfen. Das Dorf wird wirklich von zahlreichen Ruinen dominiert, aber hier sehe ich auch den ersten größeren funktionierenden Industriebetrieb in Bosnien.

Bei Bosansko Grahovo

Der nächste Pass wird mir am nächsten Morgen geschenkt, es geht morgens locker pedalierend auf knapp 1000m und dann eine Wahnsinnsabfahrt hinunter nach Knin, nur unterbrochen von den zwei Grenzkontrollen.

Blato n. Cetinje, 12. Aug., halb zwölf, der Hunger regt sich.

restoran 3 lovinci

Kurz nach meinem Lamento im Tagebuch über das verpasste Lamm vom Spieß komme ich zum restoran 3 lovinci. Möglicherweise heißt das tatsächlich "Zu den drei Drehspießen". Jedenfalls bemerkte ich erst auf den zweiten Blick das Höllenfeuer, wo zwei Lämmer und ein Schwein vor sich hin schmoren. Meine Wahl fiel auf eine Portion Schwein.
In meiner Karte war eine gelbe Straße die Krkicka aufwärts eingezeichnet. Die Straße führte nach wenigen hundert Metern an das Ende einer Schlucht, hier entspringt als mächtige Karstquelle die Krka. Sicher etwas nachgeholfen, denn es gab hier einige bauliche Maßnahmen des kroatischen Energieministeriums.

Knin
Den tatsächlichen Weg sah ich reichlich 50m über mir in den Fels gehauen. Dieser Weg war ein "Revolutionsweg", ein Schild erläuterte irgendetwas zu Napoleon. Es gilt dieses Schild noch zu übersetzen. Der Weg ist mit Mut mit einem normalen Auto oder mit Jeep gut zu befahren. Es geht ca. 20km aufwärts durch das Land der "Fünf Patronen-hülsen". Das kroatische Energieministerium hat der Krkicka alles Wasser abgegraben.

Der "Revolutionsweg"
Abends suchte ich dann lange nach einer Bofstelle. Ich war im Sinjko polje gelandet, ein fruchtbares Ländchen an der Cetina. Dieser Fluss wird aus den Karstquellen aus dem bosnischen Hochland gespeist, zum Bsp. die Ruma, ein Fluss mit einer Wasserführung wie die Schwarza oder die Spree mit einer Länge von höchsten 5km. Hier geht ein Dorf ins andere über, nur Wein oder Mais und überall ein Ömchen beim werkeln. Doch bei einem Kloster habe ich an einem quirligen Bächlein eine sehr schöne Stelle gefunden.

Ich kämpfe mich durch schattenlosen Macchia
Nun ist die Cetina in einer Schlucht verschwunden, ich kämpfe mich durch schattenlosen Macchia. Hier in Blato ist ein kupalniste, eine Badestelle an der Cetina ausgeschrieben. Dort wird meine Stelle für die Siesta sein.

Kucice, 14. Aug. Ich bin im Urlaub!

Ich bin im Urlaub!
Das heißt, ich habe mir hier für drei Tage ein Zimmer genommen. Das ist der Ort, den mir Gerts Nachbar Steffen empfohlen hat. Hier ist alles aufs Rafting auf der Cetina ausgerichtet. Der Fluss hat hier eine ca. 200m tiefe Schlucht durch den Karst, gefräst. Das Dorf liegt oben auf dem Karstplateau zwischen den Kämmen des Mosor- und des Biokovo-Gebirges. Alles Felsketten, die über 1000m reichen.

Das Tal der Cetinja
Die Straße führt jeweils vom Fluss in einigen Kehren hoch, so dass man zwischen den 12km entfernten Ein- bzw. Ausstiegstellen einen Shuttleverkehr für die Raftboote einrichten kann. Dieses Dorf eignet sich als Hippieaussteigerdomizil. Als ein Vertreter gibt sich mein Vermieter Hieronymus, so ein Salvatore-Dali-Verschnitt mit kleinen Zöpfchen im kurz geschorenen grauen Haupthaar. Seine Frau betete oft für seine Rückkehr vom Vaterländischen Krieg gegen den serbischen Aggressor. Sie zeigte mir, wo er das Dorf verteidigt hat.

Alles für die dalmatinischen Kostbarkeiten
Eine weitere Spezialität der Gegend, der ich sehr zugetan bin, sind kulinarischer Natur. Zwischen den vielen Steinen gelingt es dem Dalmatiner ein bisschen Wein und Kürbisse anzubauen. Der Wein ist an sich schon eine Spezialität (prosek), die Kürbisse sind eine Spezialität für die Schweine. Daraus wird dann der dalmatinische Schinken. Ein paar Ziegen finden dazwischen auch noch ein paar Kräuter. Daraus entsteht mein tägliches Abendbrot: Eine Platte mit Schinken und würzigen Hartkäse und ein halber Liter Rotwein. 

Unten in Omis
Tagsüber radele ich hier durch die wilde Karstgegend, die Aufstiege machen mir keine Probleme.

Split, 15. Aug., kurz vor Sieben. Sie haben Ihr Ziel erreicht!
Eben in Split einer mächtigen Prozession beigewohnt. Aber bisher half keine Fürbitte für eine Verbindung in die Welt des Internet. Stefan (www.myhomeismycar.com), der seit 9 Jahren in seinem LKW lebt und für den Weg von Wien hierher soviel Monate wie ich Tage brauchte, aber alle Hotspots in dieser Gegend kennt, kann mir auch nicht mehr helfen. Er sprach zwar von einem tollen Hotspot unter den Palmen von Split neben dem Kaiserpalast, allein ich kriege keine Verbindung. Ich werde mir nachher um die Ecke einen Access kaufen. Da ist ein Internetcafe, das kriege ich auch angezeigt. Nun, dort hat es auch nicht geklappt und ich muss mir ein Programm suchen, wo man reinen Text über die SD-Karte exportieren kann. Probietärer M$-Word-Scheiß!

Im Dioklanpalast
Bemerkenswert in Split ist der Dioklanpalast, ein Palast eines römischen Kaisers direkt an der Adria. Dieser Palast hat einen quadratischen
Grundriss mit einer geschätzten Seitenlänge von 500 m. Dieser Dioklan war ein römischer Kaiser und in der benachbarten Stadt Sagona geboren. Die Nachbarschaft misst sich aber in einigen Kilometern. Es war die Zeit des Abschwungs in Rom, die Awaren bedrängten die Stadt Sagona. Die letzten Einwohner der Stadt flüchteten in den Palast und siedelten dort, Split war gegründet. Viele Jahrhunderte reichte den Splittern dieser Palast, es ist faszinierend wie zwischen und auf den Säulen die Wohnhäuser so rumstehen. Die Splitter Honoratioren hatten die Plätze an der Außenmauer, sie bauten Renaisance-Palazzos auf die Keller, die sie als Lager nutzen konnten. Alles ist in den letzten zweihundert Jahren geschickt ausgegraben und weiter als Wohnstätten genutzt worden. Dieser Palast ist als Stadtkern von Split praktisch 2000 Jahre ununterbrochen bewohnt.

Standort-wechsel, Mojstrana am Rande des Triglav-Nationalparks in Slowenien, kurz nach Sieben am Sonntag 17. Aug.
Ich bin am Freitagabend in Split in einen Zug mit Fahrradtransport nach Zagreb eingestiegen. Es gäbe nur die eine Verbindung mit Radtransport.
Es hat hier in den letzten Tagen in Slowenien ganz ordentlich geschüttet und gestürmt. Die Fahrt von Zagreb bis hier her führt an einer mächtig angeschwollenen Save entlang. Sie führt mächtige Äste in ihren Fluten mit. Wie immer sah es in Jesenice recht traurig wettermäßig aus, aber hoffnungsvoll. Ich fand einen sehr schönen Zeltplatz hier in Mojstrana, ca. 5km Save aufwärts. 

In Mojstrana
Ein Lasko an der Azijew-Hütte
Und es wurde abends super, ich konnte sogar die Spitze des Triglav erahnen.
Am Morgen große Enttäuschung, zwar trocken, aber die Wolkenunterseite hing nur 200m über meinem Kopf. Trotzdem den geplanten Weg auf die 1100m hoch gelegene Azijew-Hütte in Angriff genommen. Mit mir stiegen auch die Wolken. Von der Hütte bin ich dann zu Fuß weiter zur Nordwand des Triglav. Dann ein kleines Wunder, soweit oben wie ich es nicht für möglich gehalten hatte, gab es ein Wolkenloch. Ich stand praktisch 500m vor einer 1000m hohen Felswand, phänomenal! Im Laufe des Tages erhielt ich noch das komplette Panorama geboten. Großartig, und nicht umsonst eines der heißesten Bergsteigerarenen in den Alpen.