Montag, August 27, 2007

Erster Haken auf der Liste

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Immer gibt es einen Markt mit Ständen irgendwo und diesen muss man auch besuchen, um Spezialitäten zu kosten. Wir waren erfolgreich, es gab die Fischspezialität des Baikal, den Omul, geräuchert. Das ist wie Lachs nur noch würziger. Erst kauften wir acht Leutchen einen einzigen Fisch zum Kosten. Nach den ersten wohlschmeckenden und zwischen den reichlich Gräten rausgekratzten Happen wurden vier weitere Omuls von der netten Fischfrau auf dem Markt von Listwjanka geholt. Die Fische sind mit Hilfe von großen Zahnstochern platt gemacht und stark geräuchert. So lachen sie den Feinschmecker an. So ein Fischlein kostet hier 100 Rubel, entspricht Euro 3. Daneben ist im Markttisch ein Loch, worin eine Plastetüte liegt. Die hob das Ömchen an und bot mir von dem noch räucherwarmen Fisch eine Kostprobe an. Nun muss es auch zu einer späteren Tour noch diese Spezerei sein.
Das ist ja ganz günstig, im Vergleich zu den ersten russischen Bieren in Moskau. Jürgen hatte einen 1000-Rubel-Schein, der aber nicht für die Runde reichte. So bemerkten wir aber auch nicht, dass dieser von der Bank von Belarus herausgegeben war. Nun, die Kreditkarten gelten zum Glück weltweit.


Sonst lief alles besser als ich erwartete, ein Bus transportierte uns zum Inlandsterminal in Scheremetjevo, genügend Schwarztaxi boten ihre Dienste in Irkutsk. Das Hostel ist eine Wohnung in einem Block, drei Zimmer mit Betten zugestellt, Küche mit Versammlungstisch und einem Flur, mit der Schlange zum Zugang zu Klo und Dusche. Aber es fügt sich, dass siebzehn backpacker zurecht kommen. Bisher nutzten wir nach einigen Versuchen die einheimischen Verkehrsmittel: Busse in Irkutsk und das raketa-Boot zum Baikal nach Listwjanka. ...und ein neues Wort habe ich gelernt: puschka, die Kanone. Das lernte ich beim Besuch des Dampfers ANGARA, der als Truppentransporter im russisch-japanischen Krieg 1905 eingesetzt war. Ein alter Starschina mit Knollennase und kleinwenig Wodkaodem erläuterte uns die Geschichte des Schiffes. Morgen halb zehn Uhr starten wir nach Arschan ins Gebirge. Sascha als Veranstalter erläuterte uns den Plan und nahm uns das Geld ab.

Dienstag, August 14, 2007

PROLOG - Vorstellung von einer Reise zum Baikal

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Nun sind die wesentlichsten Hindernisse (Visa und Lokführerstreik) auf dem Weg nach Sibirien überwunden. Nun brauchen wir nur noch alle so einen Hut wie Putin und wir sind gerüstet.
Persönlich mag ich beim Reisen Überraschungen und ein bisschen Abenteuer. Deshalb verlasse ich mich voll&ganz der Beschreibung der geplanten Tour von Alexander Osintsev.
Hier nun meine Interpretationen seiner Beschreibung:

Heute in zwei Wochen sind wir auf dem Weg in das östliche Sajan-Gebirge nach Arschan. Wir fahren in einem alten UAS mit Allrad und werden mit unseren Kraxen im Kasten hin und her geworfen. Den einzigsten Sitz benötigt der Fahrer. Unterwegs halten wir noch nach einem kleinen Umweg von ca. 100 km bei seiner Oma an. Dort werden wir endlich die Kommode los, die uns ständig auf die Füße fällt.
In Arschan kosten wir dann alle das berühmte Mineralwasser und trinken auf den Frieden, unsere Eltern, auf das Gelingen der Tour, den Frieden, auf die Oma des Fahrers, den Frieden ...
Dann geht's los: Ein paar Kilometer bergauf, dabei durchqueren wir mehrmals Flüsse und Bäche. Gustav Ginzl bewertete die Tage seiner Sajan-Tour vor 30 Jahren nach der Anzahl der durchquerten Flüsse. Und wir werden uns erinnern, dass er sich das Fußlappen wickeln von den Russen zeigen ließ, denn es quälen uns die ersten Blasen. Das Lager wird aufgebaut, Helmut hat Vollschutz angezogen. Hier gibt es sehr viele "muchas".
In den nächsten Tagen freuen wir uns immer, wenn wir wieder tausend Höhenmeter aufgestiegen sind. Zum einen haben wir einen prächtigen Blick über die Gletscher des Sajan, aber auch die "muchas" sind hier oben weg.
Der alte UAS bringt uns wieder zurück nach Irkutsk. Natürlich besuchen wir auch wieder die Babuschka vom Fahrer. Der UAS wird mit Kartoffeln, Gurken und viel anderem Zeug voll geladen, eine unserer Kraxen findet keinen Platz mehr. Die will uns der jüngste der Enkel mit dem Motorrad in die Bucht Begul am Baikal bringen, wohin wir nach der Rückkehr nach Irkutsk aufbrechen.
Als er einen Tag verspätet in der Bucht ankommt, erzählt er uns sein Abenteuer mit einem riesigen Bär. Dieser Bär versuchte immer die Kraxe runter zu reißen. Er bringt nur noch die Deckeltasche und einen Rückengurt mit, die Risse von den Pranken sind ganz deutlich auf der Deckeltasche zu erkennen. So können wir uns ein Bild von einem sibirischen Bär machen. Harry hat vom Schicksal seines Rucksacks noch nichts mitbekommen, er steht jeden Morgen mit der Angel am Baikal. Aber für unseren Topf hat er noch nichts beitragen können, der wird nur mäßig mit den Kartoffeln und Buchweizengrütze der Oma gefüllt. Es stellt sich ein Missverständnis heraus: Wir Deutschen seien doch alle Vegetarier.