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Sonntag, August 28, 2022

Ich bin in Triest

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Das ist mein bescheidener italienischer Moment. Ich sitze auf der Terrasse meines kleinen Zimmers, es sind immer noch fast 30 Grad. Vor mir mein Schneidbrettel und das Klappmesser für Pecorino und Pane, dazu einige Scheiben Salami. Leider hat das Messer keinen Korkenzieher, ich komme nicht an den Pinot bianco aus dem Friaul. Aber es gibt noch eine 0,66l-Flasche Birra aus der Birrificio Angelo Poretti. Ich habe mein Ziel erreicht, bin in Triest. Aber immer noch 100 m.ü.A.
Es war heute ein lockeres Pedalieren. Noch einen kurzen Regenschauer in der Bar Nanos in Razdrto abgewettert und nach einem kurzen Anstieg wieder auf der Straße #409 hinter dem Dorf ging es nur noch bergab. 
Kurz vor der Grenze habe ich noch die Lipizzaner in Lipica besucht.  

Samstag, August 27, 2022

Langsam über den Karst

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Diese Karstlandschaft beeindruckt mich immer wieder, für mich als alten Radler herausfordernd. Der Start heute früh war gut, es ging erstmal auf Kieswegen bannig bergab. Ich habe meine Bremsen sehr beansprechen müssen. In Logatec ein Kaffee, ausgangs von Logatec in der Bar Pipa zwei Bier Laško und zwei Knackwürste aus dem Laden. Diese Bar am Stadtrand einer Kleinststadt macht am Sonnabend früh um 6:30 Uhr auf und bis 24 Uhr offen. Es ist diese großartige Logistik, die dem alten Radler das Land Slowenien so gut erleben lässt. 
Es geht ständig knackig auf&ab, aber mit guter Logistik! Ein Kaffee ab 1,20€, ein Bier Laško ab 2,20€. Ein Jausenfrühstück aus dem Laden mit 150gr Aufschnitt, drei Semmeln und zwei Bier ca. 7€. Lebensmittel sind genauso teuer wie bei uns, aber die Preise in der Gastronomie sind noch sehr akzeptabel.
Nach dem Überschreiten einer Hügelkette lande ich im Polje von Planina. Ich besuche die große Höhle von Planina.
Gegen 14 Uhr, ich bin schon über die Adelsberger Pforte (slowenisch: Postojnska vrata) drüber, donnert es rundherum. Unter dem Hochplateau des Nanos mit dem Berg Pleša bei Razdrto (slowenisch Preval na Razdrtem, der Pass von Präwald) werde ich hier nun auf einem leidlich teuren Platz mein Zelt aufbauen. Dieser alte Passweg ist die Grenze zwischen den Alpen und den Dinariden. Den Gewitterregen bei vier Bier am Nachmittag abgewettert. Morgen sind es nur noch 30 km bis Triest. 

Freitag, August 26, 2022

Hier wurde der Karst entdeckt

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Es war nicht weit, nach einer halben Stunde erreichte ich das Ortseingangsschild von Ljubljana. Ich habe mich vorbei gemogelt, kein Besuch der Innenstadt. Ich habe mich gleich in das Polje der Ljubljaniza nach Süden gewendet. Nach einigen Kilometer durch eine Baustelle mit freundlichen Bauleuten, keiner meckerte, war ich im Ljubljansko barje. Der Fluss Ljubljaniza entspringt am Rand dieses Beckens aus einem Dutzend von Karstquellen. 
Vor mir bäumt sich das Dinarische Gebirge mit seinen Höhen bis über 1000 m auf (Berg Krim 1107m). Irgendwo musste ich dort einen Aufstieg finden.
In Borovnica steht dieses Monument. Es sind die Reste eines Eisenbahnviadukts des albanischen Baumeisters Carl Ritter von Ghega aus der K.uK.-Zeit. Es wurde von der jugoslawischen Armee im April 1941 vorsorglich gesprengt, um den Vormarsch der italienischen Faschisten zu behindern. Durch eine Stahlbrücke wurde das gesprengte Stück rekonstruiert, doch 1944 bombardierten amerikanische B24 Borovnica und zerstörten die Stadt und die Brücke, die heute noch das Wappen der Stadt ziert. Nach dem Krieg wurde eine ganz neue Strecke gebaut.
In Bistra führt die Straße mitten durch einen Schlosshof. Es ist das Schloss von Franz Jäger. 
Auf dem weiteren Weg am Rande des Polje kam ich an einigen der Quellen der Ljubljaniza vorbei, aus aktuellen Gründen einigermaßen trocken.
Nach Vrhnika begann der Aufstieg auf dem Radweg L034, unterbrochen von einem Abstecher zur alten Mühle Stari Maln. Jetzt bin ich oben in Zaplana im Gasthaus Mesec.

Donnerstag, August 25, 2022

Im Tal der Save

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Gewohnt gegen halb Acht auf dem Radweg nach Zidani Most gestartet. Wieder gab es einige Puckel, einer sogar mit einer siebtel Serpentine. 
In Zidani Most erreichte ich das Tal der Save, wo es in beiden Richtungen laut Karte auf hochrangigen Straßen, die einigermaßen Verkehr erwarten ließen, weiter gehen soll. Also bin ich erstmal auf den Bahnhof, um alternative Fortsetzungen zu ermitteln. Immer wieder spukt mir der Vorschlag, den ich schon zweimal unterwegs erhielt, im Kopf herum: Der Radweg Alpe-Adria auf der Rudolf-Bahn von Jesenice über Tarvisio nach Süden. Damals zu Ostern 2010 sind wir diesen Weg schon bis zum Abzweig zum Wurzenpass geradelt. Ich habe das beim Frühstücksbier mit Gert am Telefon besprochen.
Doch die Straße am Bahnhof die Save aufwärts war nur für LKW bis 7,5t und 2,5 m Höhe erlaubt. Das versprach geringen Verkehr ... und in der Tat, dreimal Ampel wegen Einspurverkehr vergällte den Automobilisten diesen Weg. Auch später nach den großen Zementwerken von Lafarge bei Hrastnik war der Verkehr tolerabel. Und so machte das beeindruckende Save-Tal doch Spaß und ich schaffte es bis in die Gegend von Ljubljana, nach Podgrad. Ich hab's heute mal ausgeradelt: 65 km und 1500 Höhenmeter sind bei mapy.cz rausgekommen. Route von Rimske Toplica nach Podgrad 65 km. Ich brauchte den ganzen Tag, nicht nur die tschechischen 6 Stunden.
Holzbrücke über die Sava bei Litija

Mittwoch, August 24, 2022

S'läuft

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Die gute Wirtin des Gasthauses Pod Orehi hat ein schönes Frühstück bereitet und mich gestärkt für das aufkommende schöne Wetter freundlich winkend auf die Reise geschickt. 
Die ausgewählte Route erwies sich als großartiges Panorama über das Polje von Celje. Ich bin aus dem Seitzer Tal hoch auf die Straße #687 geschoben. Die Route führte über schöne Dörfer mit Weinbau nach Dramlje und weiter über Bovše hinunter nach Celje. Diese Gegend ist Teil der historischen Steiermark von Markgraf Ottokar III.
Es war eine pucklige Strecke, selbst dann von Celje das Tal der Savinja abwärts hatte der Radweg einige knackige Kanten. Ich bin jetzt in Rimske Toplice, bekannt für seine Heilquellen, die schon von den Römern geschätzt wurden.

Dienstag, August 23, 2022

Die Kartause von Seitz

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Die Luft ist ein wenig raus aus dem Ebs. Da kommt es gerade recht, dass das Wetter auch nicht mitspielt und früh es bis gegen 10 Uhr regnet. 
Also habe ich heute den dritten halben Ruhetag gemacht und bin wohl keine 20 km geradelt.
Eine große Sehenswürdigkeit in dieser Gegend ist die Kartause von Seitz, Kartuzijanski samostan Žiče. Es wurde im 12. Jhdt. gegründet. Im 14. Jhdt. beherbergte das Kloster mehr als 2000 Bücher, übertroffen nur von der Bibliothek des Vatikan. Davon sind ca. 120 Bücher auf heute überkommen und befinden sich wohl in der Bibliothek der Jesuitenhochschule in Graz.
Das ist die Kopie eines Gesangbuchs der Kartäuser aus dem 12 Jhdt. Einer ließ mich dort zwei Schnäpse verkosten. Ich habe mir eine kleine Flasche vom Kartäuserschnaps aus mehr als 20 Kräutern gekauft. 
Als ich dann in den energetischen Steinkreis mit den zwei intus ging, wurde mir ganz schwiemelig.
Jetzt bin ich Gast des Gasthofes Pod Orehi, einer Berghütte mit einer reizenden Wirtsfamilie. Die haben hier auf dem Zimmer einen Mediaplayer-TV mit YouTube und gängigen Mediatheken wie arte und ZDF.

Montag, August 22, 2022

Pohorska - Die Hügel vor den Bergen

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Noch immer dreht das große Balkantief aus Ungarn dicke Regenwolken nach Slowenien. Ich konnte jedoch immer Deckung finden, was das Fortkommen erschwert, ist aber eh nicht die oberste Priorität. 
Tatsächlich spüre ich die bisherigen Kilometer in den Knochen. Ich habe mir nun eine Route diagonal durch Slowenien gebastelt, wo ich tatsächlich wohl auch durch Ljubljana kommen werde. Der Radweg nach Slovenska Bistrica führte hakelig durch ein Waldgebiet mit Fischteichen. Nach den vielen "Umwegen" nahm ich nach Slovenske Konjice die eigermaßen mäßig befahrene direkte Straße #430.
So, ihr Banausen, macht euch endlich mit den Technologien des 21. Jhdt. bekannt. In Maribor habe ich das ja noch abgefahren, aber angemessen für eine Universitätsstadt gefunden. Aber auch in den Dörfern hat die digitale Speisekarte Einzug gehalten.
Das ist der kleine QR-Code links unten am Tisch. Der muss mit dem SmartPhone eingelesen werden und führt per Webseite zur Speisekarte. Die kann dann jeder (der es eben beherrscht) in seine Sprache übersetzen. Bei mir reichte das Bild eines "Braumeistersteaks" wie einst in der "Kanone" in Mittweida für die Wahl meines Mittagsmahls.

Sonntag, August 21, 2022

In Slowenien

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Um 8:30 Uhr überschritt ich bei Spielfeld die Grenze nach Slowenien. Es war gleich ein Radweg #1 nach Maribor ausgezeichnet. Leider verlor ich mehrmals den Weg im Gewirr von Autobahnknoten und Kreisverkehren. Ich erreichte die Innenstadt mit großem Hunger tatsächlich erst um Mittag. Ich mache heute einen halben Ruhetag und habe mich in eine Unterkunft für Studenneköpp in der Altstadt eingemietet. Die nächsten Etappen werden wohl auch nicht so aufregend, ich muss hucklige Strecke machen in das Gebiet, wo der Karst erfunden wurde, nach Postojna.

Freitag, Mai 04, 2012

Im Reich des schlafenden Königs

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31.3.2012, 13 km
Planmäßige Anreise mit dem Vindobona nach Wien-Meidling. Noch ist dieser Zug eine Empfehlung für Fahrradtouristen: Fahrradmitnahme von Hamburg-Altona bis Villach, leider über den Tag.

1.4.12, 93 km
Zum Einrollern wählen wir den Thermenradweg (Teil des Eurovelo #9 „Bernsteinweg“) auf dem Weg nach Süden. Anfangs pedalieren wir entlang des Wiener Neustädter Kanals, einem Denkmal der kaiserlich & königlichen Bemühungen für die Industrialisierung der Monarchie.
Der Türkensturz bei Seebenstein
DER TÜRKENSTURZ BEI SEEBENSTEIN
Im Jahre 1532 waren die Türken aufs neue in Ungarn eingefallen und weit ins Land vorgedrungen. Während ihre Hauptmacht die Festung Güns be­lagerte, brachen vereinzelte Horden auch in Österreich ein und gelangten auf ihren Raubzügen bis ins Pittental. Doch die Bauern von Seebenstein und Gleißenfeld taten sich zusammen, bewaffneten sich mit allerlei Hand­werksgerät und griffen die plündernden Scharen mit dem Mut der Verzweif­lung an. Es gelang ihnen auch, die Feinde zu zersprengen und aus dem Tal zu vertreiben.
Ein kleiner Trupp der Türken war dabei in den Wald oberhalb Seebensteins geraten und suchte sich auf versteckten Wegen der Rachsucht der zornigen Bauern zu entziehen. Da sah der Anführer der feindlichen Schar auf dem Weg vor ihm die lichte Erscheinung einer Frauengestalt. Voll Zorn über den letzten Misserfolg und in der Erwartung, hier leichte Beute zu finden, forderte der türkische Hauptmann seine Untergebenen auf, mit ihm dem Mädchen nachzujagen und es gefangen zunehmen. Lüstern und gierig eilten die Türken der Erscheinung nach, die vor ihnen floh, bis sie den Rand eines steilen Abgrundes erreicht hatten. Hier sprang die Heilige Jungfrau Maria - denn sie war es, die den Ungläubigen zum Verderben erschienen war - plötzlich zur Seite, während die Türken, blindlings weiter rennend, in die Tiefe stürzten, wo sie zerschmettert liegenblieben. Nur ein Mann blieb an einem Baum hängen und kam auf diese Weise mit dem Leben davon. Als man ihn gefangen vor den Anführer der Bauern brachte, erzählte er, wie die überirdische Erscheinung ihre Sinne verblendet und sie in den Tod geführt habe, dem er nur wie durch ein Wunder entronnen sei. (Quelle: Die schönsten Sagen aus Österreich, o. A., o. J., Seite 178)
In Grimmenstein in der Buckligen Welt finden wir hinter einem Spielgelände Platz für unsere Zelte.

2.4.2012, 62 km
Die erste Übung auf unserer Tour ist der Wechsel-Pass (980 m) hinüber in die Steiermark. Der Radweg ist jetzt als R12 gekennzeichnet. Das Profil bleibt bis St. Johann in der Haide bucklig.
Profil des steirischen Thermenradwegs R12: Vom Wechselpass bis Bad Radkersburg

Wir lernen Herrn Pußwald (fast 80) kennen. Ihm gehört das Kaufhaus und der Most-Schank hier. Die Urkunden über der Kasse bezeugen seine gesellschaftliche Präsenz als Bürgermeister a.D., Fremdenverkehrsobmann, Kirchenorganist und Jerusalem-Pilger. Er kann auf unsere Bitte hin, gegenüber auf dem kleinen Sportplatz zelten zu dürfen, sofort die richtigen Leute für die Erlaubnis anrufen. Ganz herzlichen Dank!
Übrigens sind das die letzten Maiskolben, 
die hier oben zum Trocknen hängen
Beim "Woaz schöln" wird das "Gschalla" bis auf zwei Blätter vom Kolben entfernt. Danach werden die verbliebenen Blätter von vier Kolben zusam­mengebunden. So wurde der Mais Jahr für Jahr im Wirtschafts­gebäude von Pußwald zum Trocknen aufgehängt, ehe der Kolben abgeriffelt und die Maiskörner als Futtermittel verarbeitet wurden. Nach getaner Arbeit gab es jedes Jahr frische Schmalzstrauben und Glühwein. "Das ,Woaz schöln' war nicht nur Tradition, sondern auch ein jährliches gesellschaftliches Ereignis in St. Johann", erzählt Pußwald mit ein wenig Wehmut. Quelle: Kleine Zeitung vom 18.10.2010.

3.4.2012, 81 km

Heute sollte es der wärmste Tag der Tour werden. Die Etappe erweist sich als weiter bucklige Radler-Kulturstrecke in eine bunte Frühlingswelt. Wir kommen am Rogner-Bad in Bad Blumau vorbei, das von der Friedensreich-Hundertwasser-Kommission ob seines Anstrichs lizenziert ist. Unsere Zelte bauen wir am Fluss Raab bei Fehring auf.

4.4.2012, 72 km

Bald ein Steak?
Unsere erste Einkehr erklingeln wir uns bei einer Straußenwirtschaft. Dies muss ich erklären: Wir sind in der Steiermark und es müsste Buschenwirtschaft heißen, wenn hier Einer seinen Wein verkaufen würde. Nein, hier werden alle Produkte aus dem Vogel Strauss angeboten. Ein Ei-rühert-Euch aus einem Ei vom Strauss entspricht einem Omelett aus 25 Hühnereiern, sage und schreibe 1,5 Liter. Das nenne ich rationelles Kochen. Aus den ca. 3,5 mm starken Schalen macht die Frau des Hauses allerlei Nutzloses zum Verschönern des Heims. Wir sind beim Straussenhof Donner.
Noch ein Huckel hinauf nach St. Anna am Aigen, dem Sitz der Gesamtsteirischen Vinothek, dann überqueren wir in Bad Radkersburg den Grenzfluss Mur und sind in Slowenien. Hier setzt sich das Hügelland als Süße Berge fort. Es dominiert der Obstbau und folglich auch der Obstbrand.

5.4.2012, 82,5 km
Rotunde des Hl. Johannes des Täufers in Muta
In Maribor erreichen wir die Drava / Drau, der wir nach einem Mittagessen beim freundlichen Chinamann (es gab bruzlige Ente für Helmut, weshalb er am Ende der Tour das als den kulinarischen Höhepunkt hinstellte) aufwärts folgten. Der Drauradweg führt hier sehr hoch in die Berge, wir nahmen den Straßenverkehr in Kauf, weil wir so auch öfter an einer pivnice halt machen können. Die Wetter­tendenz ist steil nach unten gerichtet. In der Zeit der Bofplatzsuche regnet es intensiv und wir lassen uns vom Gasthaus bei der Linde in Muta verleiten. Dieses Gasthaus befindet sich direkt neben der ältesten slowenischen Kirche, der Rotunde des Hl. Johannes des Täufers, die vom Papst Leon IX im Jahre 1052 geweiht wurde.
Am Abend erhalten wir nicht nur kulinarische und alkoholische Spezialitäten des slowenischen Kärntens (Koroška), sondern auch jede Menge Informationen über die Sehenswürdigkeiten dieser Region. Polona Simona, gestern hat sie ihren 30igsten gefeiert, macht uns mit ihrer Heimat bekannt. Helmut wird voll für die unglückliche steirische Klachlsuppe mit einem Pohorje Eintopf entschädigt. Es ist ein denkwürdiger Abend.

6.4.2012, 52 km

Eingang in den Glancnik-Stollen
Eine der empfohlenen Sehenswürdigkeiten steht heute auf unserem Plan – Der Glancnik-Stollen in den Petzen bei Mežica. In Prevalje finden wir aber erst einmal einen Radladen, wo Jens und Helmut sich ihre Bremsen erneuern lassen. Es wird sich heraus­stellen, dass das eine gute Entscheidung war. Doch es wird spät am Stollen. Wir sind zwar kurz vor 15 Uhr da, leider gibt es heute aber keine Befahrung mehr. Die Gewinnung von Blei und Zink hat im Meža-Tal eine über 400-jährige Tradition. Bei Žerjav gibt es noch einen Schacht mit angeschlossenem Hüttenbetrieb. Laut Rother Wanderführer Karawanken aus dem Jahr 1990 ist es das „Tal des Todes“.
Schacht und Hütte in Žerjav
In Črna na Koroškem ist der Wettertiefpunkt erreicht: Kalt, nass und ohne Hoffnung auf Besserung. Nach einigen Runden in Črna finden wir das Schild mit dem schlafenden Kralj Matjaž, das uns ein Appartement verspricht. Eine hilfsbereite Nachbarin ruft die Wirtsleute an und nach einigen Minuten beziehen wir das Ferienhaus. Noch am Abend reift der Beschluss hier bis Montag zu bleiben.
7.4.2012
Es wird der Tag der Bräuche und Legenden.
Gleich früh beim Morgenspaziergang fällt mir ein Mann auf, der an einem Draht ein rauchendes Etwas schwenkend mit schnellen Schritten die Straße rauf kommt. Er hat einen Baumpilz angezündet und vertreibt so die bösen Geister des Winters. Später sehen wir diesen Brauch noch im ganz großen Stil.
Dann kommen die Frauen mit Körben zur Kirche. Das ist die Speisensegnung. Hierzu wird das Essen für das Ostersonntagsfrühstück (Brot, Fleisch, 5 Eier, Meerrettich und Rotwein) am Ostersamstag in Körben in die Kirche gebracht und gesegnet. Die Speisen sind Symbole für Jesus Christus und die Kreuzigung.
Später kann ich auch zur Bildung von Legenden beitragen. Auf unserer kleinen Tour in die Seitentäler der Mežica unter dem Petzen besuchen wir eine Kneipe, wo wir sofort die gesegneten Eier dargeboten bekommen. Ich habe von Winni gelernt, wie man gekochte Eier ausbläst. Es gibt dafür stehende Ovationen der Gäste in der Kneipe. Vom Regen werden wir nach kurzer Zeit wieder in die Kneipe zurück getrieben. Die Wirtin reicht sofort mit dem Bier mir noch einmal den Korb, um vor den neuen Gästen das Kunststück zu wiederholen.
Der Berg Petzen
Einer hiesigen Legende nach wartet "König Matthias" (Kralj Matjaž) im Inneren des Berges Petzen mit seinen Getreuen auf eine Weltschlacht. Wenn sein Bart 9mal um den Tisch gewachsen ist, wird er kommen und alle Ungerechtigkeiten rächen.
Donnre, donnre, graue Petzen,
öffne deinen Felsenschlund!
Viel zu lang schon schläft das Heer des
Kralj Matjaž auf deinem Grund …
Heb das Schwert, entzünd das Feuer,
gib uns Freiheit, gib Courage!
Rette uns in Gottes Namen
vor dem Fremden – Kralj Matjaž!
Quelle: In der Verbannung/V pregnanstvu. In: Hartman, Milka: Der Frost verspinnt die Beete mir mit feinen Netzen. Aus dem Slowenischen von Erwin Köstler und Andrej Leben. Drava 2007, S. 16 – 17.

9.4.2012, 45 km
An einem solchen Tag muss man den Panorama-Weg unter der Olševa (Panoramska cesta Podolševa) fahren. Die Sonne regiert wieder den Himmel, die Berge sind mit Schnee bezuckert. Weiß-blaues Kaiserwetter.
Der Weg verläuft die Meža aufwärts in Richtung Koprivna, links weg zum Pass Spodnje Sleme. Ein Passat-Fahrer ist wieder umgekehrt und warnt: „Zu viel Schnee oben!“ Doch wir wollen selber sehen, selber auf den Pass. Da ist man dann auf ca. 1250 m.ü.A. bzw. m. i. J. Einige dutzend Meter habe ich dann wegen der Schneedecke bergab geschoben. Als ich aber sah, wie Helmut das in den Pedalen stehend meisterte, bin ich auch aufgesessen.
Dann auf dem Panorama-Weg guckt man in die Nordwände der Steiner- und Sulzbacher Alpen (Kamniško-Savinjske Alpe) – atemberaubend! Bei der Abfahrt nach Solčava zeigte sich die Nützlichkeit der Überholung der Bremsen vor ein paar Tagen in Mežica. Die kälteste Zeltnacht dann auf dem Autocamp Smica in Luče.


10.4.2012, 75 km
Keiner wankt in den Karawanken. Heute haben wir uns nochmal einen Pass vorgenommen, den Volovljek knapp über 1000 m. Eine besondere Belohnung war dann die Abfahrt hinunter nach Kamnik. Nun haben wir die Gegend Gorenjska Oberkrain erreicht. Auf dem Sportplatz von Podbrezje stehen dann unsere Zelte. 


11.4.2012, 36 km


Langsam aber sicher müssen wir unsere Rückkehr planen. Wir wollen uns auf dem Bahnhof in Jesenice (deutsch Aßling) informieren. Durch den Karawankentunnel gibt es aber nur noch D-Züge (ein einziger mit Fahrradtransport) und ganz früh ein Personenzug nach Rosental. Das hatte ich irgendwie anders in Erinnerung. Beim Kaffee in einer Konditorei schlägt Helmut die Fahrt über den Wurzenpass vor, um dann in Villach oder Klagenfurt in den Zug zu kommen, den wir in Wien am Samstag eh nach Dresden nehmen. So soll es denn sein. Wir fahren dann nur noch nach Dovje auf den Camping Kamne, den ich aus 2008 kenne. Das Wetter hat wieder einen Tiefpunkt erreicht. Als wir die „Alte Schmiede“, ein sehr schönes neues Restaurant verlassen, drascht es – hält fast die ganze Nacht über an. 

12.4.2012, 81 km

Vrata-Ta
Endlich hört der Regen auf – ich kann endlich pinkeln gehen. Was für eine Überraschung, der Vollmond steht über dem Triglav. Für die heutige Tour haben wir wieder Kaiserwetter.
Richtung Kranjska Gora gibt es dank dem 1967 stillgelegtem Teil der Rudolfsbahn ins italienische Tarvisio (Tarvis) einen schönen Radweg entlang der Save. Leider war dann auf dem Wurzenpass das Bunkermuseum noch geschlossen.
Kranjska Gora

Nachdem wir in Villach auf dem Bahnhof unsere Tickets für die Heimfahrt ab Klagenfurt gekauft haben, sind wir noch einige Kilometer die Drau abwärts gefahren. Hier gibt es eine Reihe von Denkmälern und Tafeln zum Kärntner Abwehrkampf 1918-1929
Hier der Text einer Tafel an der Drau bei St. Jakob im Rosental:

Im Zuge des Vordringens von SHS-Truppen ins Rosental wurde das Gebiet um St. Jakob im Rosental schon am 25. November 1918 besetzt. Die strategische Bedeutung dieses Raumes ergab sich daraus, dass hier mit dem Rosenbacher Eisenbahntunnel eine wichtige Verkehrsverbindung vorhanden war, die den SHS-Truppen Nachschubmöglichkeiten in personeller und materieller Hinsicht ermöglichte. Deshalb war dieses Gebiet besonders heftig umkämpft.
Schon am 6. Jänner 1919 wurden die SHS-Truppen im Raum Rosenbach, St. Jakob und Rosegg von Kärntner Abwehrkämpern (Gruppe Velden, Volkswehrkompanie Spittal, Rosegger und Maria Gailer Freiwillige) bis an das Nordportal des Rosenbacher Tunnels zurückgedrängt, ohne dass der Tunnel selbst genommen werden konnte. Der Bahnhof Rosenbach wurde besetzt.
Die amerikanische Miles-Kommission besuchte St. Jakob gleich zweimal (am 1. und 3. Februar 1919), um sich ein genaues Bild von der Situation und der zweigeteilten Stimmungslage in der Bevölkerung zu machen.
Nach dem Bruch des Waffenstillstandes am 29. April 1919 durch SHS-Truppen kam es auf der Linie Lavamünd-Rosenbach zu heftigen Kämpfen und zur neuerlichen Besetzung St. Jakobs. Schon am 30. April setzte die die Kärntner Gegenoffensive ein, in deren Verlauf es der Kärntenr Abwehr am 4. Mai 1919 gelang, das Nordportal des Rosenbacher Tunnels einzunehmen un den Eingang zu versperren.
Im Zuge der SHS-Generaloffensive ab 28. Mai 1919 mussten sich die Kärntner Abwehrkämpfer Anfang Juni 1919 in den Raum Faaker See zurückziehen, jedoch war die Volksabstimmung schon seit Mitte Mai 1919 in Paris beschlossene Sache.

So was schafft Wunden und Narben in der Seele der beteiligten Völker, die dann immer wieder aufreißen und heute im Streit um die Namensrechte für die Krainer Wurst und den Käsekrainer fort dauern.

13.4.2012, 46 km
Noch ein letzter Huckel und dann hinein nach Klagenfurt. Jens fragt die Taxifahrer nach einem Hotel und erhält die Empfehlung für die Pension Schmidt. Es ist dann die Pension „Alte Schmiede“ Nahe des Zentrums. Schee, guat und billi!

14.4.2012
Wir brechen zeitig früh 4:30 Uhr auf. Zum Glück rechtzeitig denn ich habe einen Plattfuß hinten. Aber geht noch: Es ist ein Schleicher, das Aufgepumpte hält bis zum Bahnhof. Wir bleiben mit den Rädern auf unseren Plätzen bis Dresden (bzw. Jens bis Berlin).

Dienstag, August 19, 2008

Gemist und Bambus

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Ludbreg, HRV, schon 30km im kroatischen Landes-inneren.
So ein Ruhetag weckt bei mir immer neuen Elan aufs Pedalieren. Ich bin heute früh im leichten Nebel gegen 7 Uhr gestartet. Vor dem Zeltplatz gab es Hinweisschilder für einen Süd - Zala - Radweg. Nach einigen hundert Metern erläuterte mir eine Tafel, dass das nicht meine Richtung war. Bald aber wieder die Signatur gefunden und es wurde eine wunderschöne Tour durch die Zala - Wälder.
Ein Börsentipp: Häufig stellte sich in meinem Leben eine schnelle Idee als sehr bahnbrechend heraus. Leider aber auch genauso häufig habe ich eine solche Idee nie in Tat umgesetzt, ich bin Träumer. Heute gibt es wieder ein solche Idee. In der Zala liegen die ertragreichsten Wälder Ungarns, Eichen, Buchen, Akazien. Auf den Tafeln am Radweg wurde bedauert, dass mittlerweile mehr als 40% des Waldes in Privatbesitz ist. Der Rest wird von zwei Aktiengesellschaften "sehr nachhaltig" bewirtschaftet. Ein langfristiges Investment sei hier empfohlen.
Übergang über die Save
Am Grenzübergang Letenye - Goranice am Beginn der Autobahn nach Zagreb wurde auf der ersten Mautbrücke 25,6°C angezeigt. Es war ein Lust auf dem Standstreifen der Autobahn bis zur ersten Ausfahrt zu pedalieren. Das Tempolimit von 130km/h erreichte ich nicht. Auf kleinen, aber gut asphaltierten Nebenstraßen durch die Niederung der Drau habe ich es ohne Stop bei den einladend schattigen Kneipen bis Ludbreg gebracht. Jetzt sitze ich beim zweiten halben Liter „Gespritzten" und warte auf den Chef. Die Kellnerin glaubt, dass nur er mir bei der einfachen Frage weiterhelfen kann, wie mein Getränk auf kroatisch zu bestellen ist.
Nun schon zwei Tage in Croatia unterwegs. Gestern versuchte ich noch herauszukriegen, wie man hier den "Gespritzten" nennt. Das Mädel, welches ich fragte, war ganz aufgeregt. "In 10 min kommt der Chef!" Jetzt weiß ich es: Gemi^st. Und ein weiteres wunderbares Getränk gibt es hier. Neben dem Kuss zwischen Kola und Orange, küsst hier sich auch der Rotwein mit der Kola, kalt ein Genuss als ewig durstiger Radler. Dieses Getränk findet ihr als "Bambus" auf den kleinen cjeniks, dier hier in den Kaffeebars auf den Tischen stehen. In den Kaffeebars wird aber sicher am wenigsten Kaffee ausgeschenkt.
Aber auch andere Wörter habe ich schon gerlernt, ohne 100%ig diese übersetzen zu können. "Tom racak", "gunak", das sind die Wörter die auf der Straße oder an den Häusern aufgesprüht sind. Damit sind die serbischen Mitbürger denunziert worden. Alle diese Häuser hatten Brandspuren oder waren komplett zerstört. Ich bin jetzt noch nicht in den damaligen Kampfzonen. Aber in den Dörfern in den Bergen siedelten offensichtlich Serben. Es sind nicht die reichen und fruchtbaren Gebiete und die Häuseln sehen auch nicht sehr reich aus.
Una bei Bosanska Otoka
Tiefs & Hochs, im bosn. Kanton Bihac, moslemisch, 15.30 Uhr
Ich habe gestern die Eintragungen beendet mit den Eindrücken der ethnischen Säuberungen. Es ist alles noch viel schlimmer geworden. Ich habe mir auf der Karte immer ganz kleine Straßen ausgesucht. Ansonsten ist das Verkehrsaufkommen groß. Die Eisenbahn hat hier vollständig verloren. Güterzüge gibt es gar nicht, an einer Lok hängt ein alter Reichsbahn-D-Zugwagon und die Strecken richten sich nicht nach den dort lebenden Ethnien. Dem Kroaten kann es also passieren, dass er durch Feindesland fährt. In den Grenzgebieten haben solche kleinen Straßen aber den Nachteil, sie führen durch entvölkerte Dörfer. Es gibt kein Lädchen oder Kneipe. Gestern wurde es sehr ernst, ich habe abends quälend abgenommen. Angekommen in der Dämmerung, geboft mitten im Wald. Auf kroatischer Seite gibt es keine Anzeichen auf Minen, ich habe mich also in die Büsche geschlagen und war zu faul das Zelt aufzubauen. Überall schnaufende und schniefende Geräusche. Der Duft des Restes meiner Wurst stieg selbst mir in die Nase. Da fielen mir wieder die Witterungsmöglichkeiten der Bären ein. Die Wurst habe ich weit weggeworfen und das rote LED-Rücklicht vom Rad angemacht. Nach einer weiteren Stunde wach liegen dann das Zelt aufgebaut.
Am morgen habe ich dann in den Zrinska gora ein wenig den rechten Weg aus den Augen verloren und etwas zu weit nach Osten abgekommen. Der Holzarbeiterweg war dann abwärts sehr steil und rau, vorsichtshalber geschoben. Die Dörfer auf der anderen Seite sahen nicht besser aus, oben Armetei, weiter unten wieder Entvölkerung. Scraffitti gibt's hier nicht mehr, es sind eben Artillerieeinschläge im Dach, Brandspuren, aber meistens nur entkernte Häuser. Die ehemaligen Bewohner sind weg gegangen und die Nachbarn haben sich den Rest geholt, z.B. die Fenster. Endlich ein kleiner Laden, Karlovacko pivo und Kekse.
Dialog mit dem kroatischen Grenzer: "Nu, wohin?" "Na more!" "Hier geht's nicht zum Meer." Drüben in Bosnien landete ich in Novigrad in der Republik Srpska. Ein Gewimmel von Autos und Menschen in einen schon türkisch anmutendem Basarviertel. Die serbischen Banken akzeptierten meine Maestro-Karte nicht, bei Raiffeisen hat es geklappt, ich habe wieder "Mark". Die ist halb so viel Wert wie der Euro. Es sei also allen DM-Nostalgikern gesagt: Geht doch nach Drüben, nach Bosnien. Beim Rausgeben auf einen 50"Mark"-Schein gibt es aber schnell mal auch einen 10Euro-Schein.
Die drei Religionen in Bosanska Krupa
Ich habe Hunger und ich bin von den letzten Bofungen dreckig. Mein Sehnen richtet sich nach einem Restaurant und einem Bad. Ein Bad halte ich für höchst unwahrscheinlich, aber in der Una wird reichlich gebadet. Nach einem kleinen Anberg wegen einer Brücke über die Bahn sehe ich ein reiche Anzahl von Schirmen. Da muss ich hin. Es ist ein richtiges Bad mit einer Nixe am Eingang und viel lauter Musik - mein Traum geht in Erfüllung. Es ist richtig toll als Pool angelegt mit Sprudel, nur eine Zufahrt gibt's nicht. Die Leute parken vor den Gleisen, ich muss mein Radel drüber heben. Sauber gebadet, kommt nach ein paar Kilometern ein srpski nacionalni Restoran, von weiten schon am Drehgrill zu identifizieren. Hier dreht sich ein Spanferkel, kein Lamm wie an der Drina. Es schmeckt überaus köstlich: Fett, saftig und viel krosse Schwarte.
In Kroatien noch ein Schwein, später in Bosnien Lamm
Mir läuft schon wieder das Wasser zusammen. Aber hier ist damit nicht zu rechnen, ich habe die Republik Srpska verlassen und bin jetzt von einer kleinen Fähre auf eine Flussinsel der Una übergesetzt worden. Ein Paradies mit Wasserfällen und Bademöglichkeiten. Ich habe beschlossen, hier zu bleiben und zu bofen. Aber das Bier schmeckt nicht!
Ripaz, restoran Tale, 14:15 Uhr am Sonnabend, 9. Aug.
Im Dorf Golibic ausgangs von Bihac, in der ehemaligen Kampfzone um den Flugplatz kam mir der gute Geruch vom Lamm am Drehspieß in die Nase. Es sah sehr interessant aus, ich fand auch schnell einen Platz für's Radl. Ein Op' hieß mich willkommen. Aber leider sei dies hier kein restoran mehr. Es wird nur noch für Hochzeiten und Geburtstagsfeiern zur Verfügung gestellt. Für heute Abend wird eine Feier vorbereitet. Aber in Ripac sollte ich in die pizzeria "Tale" gehen, dort gäbe es nicht nur die üblichen cevapi.
Das Polje bei Bihac

Als ich diese Geschichte begann, war mir der Ausgang noch nicht klar. Ich habe also tatsächlich die pizzeria gefunden und malerische Mühlenrestaurants an der grünen Una links liegen gelassen. Jetzt werde ich gaaaanz langsam den Weiterweg pedalieren, denn es gab ein (O-Ton der Speisekarte in Englisch) Beefsteak for slim body with big salad, unter der Rubrik „recommended by Chef (believe him)". I trusted him! Das war bisher mein bestes Steak. Es lag ganz trocken neben dem Salat. Beim Anschneiden war der Sägeschnitt des Messers im Einsatz, eine richtige Kruste. Innen der gesamte Saft des Fleischs, man hätte in der Soße die entstand, glatt einen Kloß verdrücken können. Aber es gibt ja Brot zum Titschen. Angus hin, Kobe-Rind her, für 13 Mark (und hier sind es wirklich Mark, also 6,50 EUR) gibt es weltweit kein besseres Steak. So, endlich mal ausführlich mein Lieblingsthema abgehandelt.
Knin (HRV), 10 Uhr, 11. Aug. Es war frisch auf der Krajna.
Mit dem Steak for slim body gestärkt, ging es in das Karstgebirge knapp 1000m NN. Es wurde kühler und härter in allen Beziehungen. Hier ist ein Grenzgebiet zwischen Ethnien und Herrschaft. Folglich vom Krieg gezeichnet, in hohem Maße entvölkert und mit Ruinen aber auch nur verlassenen Häusern verziert. Vor den verlassenen Häusern parken vereinzelt Autos mit Belgrader Nummern. Die Aufbauarbeit verläuft chaotisch. 

Kulan Vakuf
Ich übernachtete in einer Pension in Kulan Vakuf, eine moslemische Ortschaft eingezwängt zwischen drei Burgen im Una-Tal. Hier ist gut auf Forellen zu fischen. Die Pension besteht aus drei Häusern unterschiedlichen Rekonstruktionsgrads. In einem Gebäude das restoran, in dem anderen Gebäude eine feiernde Gruppe italienischer Jugendlicher und im dritten Gebäude meine Horntzsche. Um hoch zum Zimmer zu kommen, geht's durch eine feudale Diele, wo der Marmorboden mich zum Ausziehen meiner "gebrauchten" Sandalen zwingt. In der Mitte dieses Gebäudeensembles ein ehemaliger Pool aus der Vorkriegszeit, heute Sammelstelle des Bauschutts. Dieses Kulan Vakuf ist ein typisch bosn.-türkisches Dorf. Ich fühle mich nach Kalaam im Swat (Pakistan) versetzt. Die Altstadt liegt auf einer Flussinsel im engen Una-Tal.
Martin Brod
Die nächsten 8km bringen mich auf Makadam ans Ende der Welt, Martin Brod. Hier wird aus zwei Canons und unzähligen Karstquellen die Una gespeist. Straßen führen nur 500m höher auf das Karstplateau. Eine fantastische Gegend, jetzt serbisch dominiert. Zwischen den Häusern fließen aus den Karstquellen gespeiste Bächlein zur Una hinunter. An vielen der Häuschen Mühlräder oder Forellenbecken. Einen Bahnhof gibt es hier auch, bestimmt sind wir damals von Zagreb nach Sibenik durchgekommen. Heute ist die Strecke bis Knin still gelegt, Grenzgebiet.

Auf dem Karst ist es trostlos, die Zufahrtswege zu den Siedlungen sehen nicht sehr benutzt aus, viele Ruinen und ab und zu Minenschilder.
Die nächste Stadt Drvar wird für mich zur persönlichen Katastrophe. Schon am Ortseingang am früheren Titovo Drvar (es gibt hier eine Fluchthöhle von Tito) sehe ich einen Drehgrill rauchen. Also hin, hier wieder serbisch orientiert gibt es Jelen pivo, und das Lamm macht mir einen schon fortgeschrittenen Eindruck, mir läuft das Wasser im Munde zusammen. 

In Titovo Drvar sehe ich einen Drehgrill rauchen
Nach dem dritten Jelen pivo und einigen Fotos vom Lamm und mir sind die Brater weg, die Kneiperin zuckt mit den Schultern und bringt mir doch tatsächlich eine kalte Portion Fleisch, möglicherweise von Vorgestern, das sie nach meiner Reklamation in der Mikrowelle heiß machen will. Im Zusammenpacken kann ich mir vom immer noch im Ofen hängenden Lamm (drehen tut sich nichts mehr) wenigstens ein ordentliche Kostprobe mopsen.
Sehr hungrig und mit einem Stecker drin fahre ich die steile Straße hoch nach Bos. Grahovo. Zu dieser Stadt habe ich ganz im Hinterkopf Erinnerungen an Nachrichten von schweren Kämpfen. Das Dorf wird wirklich von zahlreichen Ruinen dominiert, aber hier sehe ich auch den ersten größeren funktionierenden Industriebetrieb in Bosnien.

Bei Bosansko Grahovo

Der nächste Pass wird mir am nächsten Morgen geschenkt, es geht morgens locker pedalierend auf knapp 1000m und dann eine Wahnsinnsabfahrt hinunter nach Knin, nur unterbrochen von den zwei Grenzkontrollen.

Blato n. Cetinje, 12. Aug., halb zwölf, der Hunger regt sich.

restoran 3 lovinci

Kurz nach meinem Lamento im Tagebuch über das verpasste Lamm vom Spieß komme ich zum restoran 3 lovinci. Möglicherweise heißt das tatsächlich "Zu den drei Drehspießen". Jedenfalls bemerkte ich erst auf den zweiten Blick das Höllenfeuer, wo zwei Lämmer und ein Schwein vor sich hin schmoren. Meine Wahl fiel auf eine Portion Schwein.
In meiner Karte war eine gelbe Straße die Krkicka aufwärts eingezeichnet. Die Straße führte nach wenigen hundert Metern an das Ende einer Schlucht, hier entspringt als mächtige Karstquelle die Krka. Sicher etwas nachgeholfen, denn es gab hier einige bauliche Maßnahmen des kroatischen Energieministeriums.

Knin
Den tatsächlichen Weg sah ich reichlich 50m über mir in den Fels gehauen. Dieser Weg war ein "Revolutionsweg", ein Schild erläuterte irgendetwas zu Napoleon. Es gilt dieses Schild noch zu übersetzen. Der Weg ist mit Mut mit einem normalen Auto oder mit Jeep gut zu befahren. Es geht ca. 20km aufwärts durch das Land der "Fünf Patronen-hülsen". Das kroatische Energieministerium hat der Krkicka alles Wasser abgegraben.

Der "Revolutionsweg"
Abends suchte ich dann lange nach einer Bofstelle. Ich war im Sinjko polje gelandet, ein fruchtbares Ländchen an der Cetina. Dieser Fluss wird aus den Karstquellen aus dem bosnischen Hochland gespeist, zum Bsp. die Ruma, ein Fluss mit einer Wasserführung wie die Schwarza oder die Spree mit einer Länge von höchsten 5km. Hier geht ein Dorf ins andere über, nur Wein oder Mais und überall ein Ömchen beim werkeln. Doch bei einem Kloster habe ich an einem quirligen Bächlein eine sehr schöne Stelle gefunden.

Ich kämpfe mich durch schattenlosen Macchia
Nun ist die Cetina in einer Schlucht verschwunden, ich kämpfe mich durch schattenlosen Macchia. Hier in Blato ist ein kupalniste, eine Badestelle an der Cetina ausgeschrieben. Dort wird meine Stelle für die Siesta sein.

Kucice, 14. Aug. Ich bin im Urlaub!

Ich bin im Urlaub!
Das heißt, ich habe mir hier für drei Tage ein Zimmer genommen. Das ist der Ort, den mir Gerts Nachbar Steffen empfohlen hat. Hier ist alles aufs Rafting auf der Cetina ausgerichtet. Der Fluss hat hier eine ca. 200m tiefe Schlucht durch den Karst, gefräst. Das Dorf liegt oben auf dem Karstplateau zwischen den Kämmen des Mosor- und des Biokovo-Gebirges. Alles Felsketten, die über 1000m reichen.

Das Tal der Cetinja
Die Straße führt jeweils vom Fluss in einigen Kehren hoch, so dass man zwischen den 12km entfernten Ein- bzw. Ausstiegstellen einen Shuttleverkehr für die Raftboote einrichten kann. Dieses Dorf eignet sich als Hippieaussteigerdomizil. Als ein Vertreter gibt sich mein Vermieter Hieronymus, so ein Salvatore-Dali-Verschnitt mit kleinen Zöpfchen im kurz geschorenen grauen Haupthaar. Seine Frau betete oft für seine Rückkehr vom Vaterländischen Krieg gegen den serbischen Aggressor. Sie zeigte mir, wo er das Dorf verteidigt hat.

Alles für die dalmatinischen Kostbarkeiten
Eine weitere Spezialität der Gegend, der ich sehr zugetan bin, sind kulinarischer Natur. Zwischen den vielen Steinen gelingt es dem Dalmatiner ein bisschen Wein und Kürbisse anzubauen. Der Wein ist an sich schon eine Spezialität (prosek), die Kürbisse sind eine Spezialität für die Schweine. Daraus wird dann der dalmatinische Schinken. Ein paar Ziegen finden dazwischen auch noch ein paar Kräuter. Daraus entsteht mein tägliches Abendbrot: Eine Platte mit Schinken und würzigen Hartkäse und ein halber Liter Rotwein. 

Unten in Omis
Tagsüber radele ich hier durch die wilde Karstgegend, die Aufstiege machen mir keine Probleme.

Split, 15. Aug., kurz vor Sieben. Sie haben Ihr Ziel erreicht!
Eben in Split einer mächtigen Prozession beigewohnt. Aber bisher half keine Fürbitte für eine Verbindung in die Welt des Internet. Stefan (www.myhomeismycar.com), der seit 9 Jahren in seinem LKW lebt und für den Weg von Wien hierher soviel Monate wie ich Tage brauchte, aber alle Hotspots in dieser Gegend kennt, kann mir auch nicht mehr helfen. Er sprach zwar von einem tollen Hotspot unter den Palmen von Split neben dem Kaiserpalast, allein ich kriege keine Verbindung. Ich werde mir nachher um die Ecke einen Access kaufen. Da ist ein Internetcafe, das kriege ich auch angezeigt. Nun, dort hat es auch nicht geklappt und ich muss mir ein Programm suchen, wo man reinen Text über die SD-Karte exportieren kann. Probietärer M$-Word-Scheiß!

Im Dioklanpalast
Bemerkenswert in Split ist der Dioklanpalast, ein Palast eines römischen Kaisers direkt an der Adria. Dieser Palast hat einen quadratischen
Grundriss mit einer geschätzten Seitenlänge von 500 m. Dieser Dioklan war ein römischer Kaiser und in der benachbarten Stadt Sagona geboren. Die Nachbarschaft misst sich aber in einigen Kilometern. Es war die Zeit des Abschwungs in Rom, die Awaren bedrängten die Stadt Sagona. Die letzten Einwohner der Stadt flüchteten in den Palast und siedelten dort, Split war gegründet. Viele Jahrhunderte reichte den Splittern dieser Palast, es ist faszinierend wie zwischen und auf den Säulen die Wohnhäuser so rumstehen. Die Splitter Honoratioren hatten die Plätze an der Außenmauer, sie bauten Renaisance-Palazzos auf die Keller, die sie als Lager nutzen konnten. Alles ist in den letzten zweihundert Jahren geschickt ausgegraben und weiter als Wohnstätten genutzt worden. Dieser Palast ist als Stadtkern von Split praktisch 2000 Jahre ununterbrochen bewohnt.

Standort-wechsel, Mojstrana am Rande des Triglav-Nationalparks in Slowenien, kurz nach Sieben am Sonntag 17. Aug.
Ich bin am Freitagabend in Split in einen Zug mit Fahrradtransport nach Zagreb eingestiegen. Es gäbe nur die eine Verbindung mit Radtransport.
Es hat hier in den letzten Tagen in Slowenien ganz ordentlich geschüttet und gestürmt. Die Fahrt von Zagreb bis hier her führt an einer mächtig angeschwollenen Save entlang. Sie führt mächtige Äste in ihren Fluten mit. Wie immer sah es in Jesenice recht traurig wettermäßig aus, aber hoffnungsvoll. Ich fand einen sehr schönen Zeltplatz hier in Mojstrana, ca. 5km Save aufwärts. 

In Mojstrana
Ein Lasko an der Azijew-Hütte
Und es wurde abends super, ich konnte sogar die Spitze des Triglav erahnen.
Am Morgen große Enttäuschung, zwar trocken, aber die Wolkenunterseite hing nur 200m über meinem Kopf. Trotzdem den geplanten Weg auf die 1100m hoch gelegene Azijew-Hütte in Angriff genommen. Mit mir stiegen auch die Wolken. Von der Hütte bin ich dann zu Fuß weiter zur Nordwand des Triglav. Dann ein kleines Wunder, soweit oben wie ich es nicht für möglich gehalten hatte, gab es ein Wolkenloch. Ich stand praktisch 500m vor einer 1000m hohen Felswand, phänomenal! Im Laufe des Tages erhielt ich noch das komplette Panorama geboten. Großartig, und nicht umsonst eines der heißesten Bergsteigerarenen in den Alpen.