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Donnerstag, September 21, 2023

Villány burgundi

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Die letzte Etappe in Serbien war noch Mal eine Herausforderung. Der Radweg ist bestens ausgeschildert, nur die Straße vor Backy Monostor noch nicht gebaut, eine Rasputiza in Sand für ca. 2 km. 
Rasputiza in Sand
Ich bin ja immer noch im Gebiet der Militärgränze mit einem großen Mix von Völkerschaften. Mir macht es immer Spaß an den Kirchen oder an den Häusern diese zu bestimmen.
Haus in Bezdan, Serbien
Haus in Lippwar, Lippó, Ungarn
Serbisch-orthodoxe Kirche, Lippó
 In Csátalja fand ich das von einem Schweizer geführte Kek Haz "The Blue". Ich habe mich noch für einen kleinen Schlenker zum Villány burgundi entschlossen. Wie vom Monteur in Sanski Most prognostiziert, hielten seine Plastikpedalen zwischen 500 und 1000 km. In Villány fand ich einen "Ich habe Alles"-Laden, der mir tatsächlich Pedalen verkaufen konnte und sogar einen korrekten Schlüssel für die Montage hatte.
Nun habe ich mich von einem Yankee aus Pennsylvania in eine der höggscht prämierten Wineries in Villány "Maul Zsolt" locken lassen. Nach dem Malbec in Bulgarien darf ich hier die Bordeauxrebe Carmenere entdecken und verkosten, LILLA 2019. Zuvor hat mich der Name HEDONISTA 2019 zu einem Merlot verführt. LILLA ist mein Favorit.
Winery "Maul Zsolt" in Villány
Abschluss mit einem Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc & Merlot, DAVID 2018. Mir gegenüber ist ein Schild "WEIN und FREUNDE, je älter, desto besser."
 

Dienstag, September 19, 2023

Kopački rit

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Jeden Tag eine Landesgrenze, gestern BiH nach Kroatien, heute Kroatien nach Serbien, morgen von Serbien nach Ungarn. Ich fahre nach Norden, die Donau aufwärts. Das Ziel ist das Kopački rit, hier als das Amazonien Europas bezeichnet. Mit dem Grenzübertritt nach Kroatien war ich wieder im Gebiet der alten "Militärgränze", jetzt im Gebiet Syrmien, oder kroatisch Srjem. Es ist das syrmische Zweistromland zwischen Donau im Norden und der Save im Süden, alles Flachland. Als eine Art Spree schlängelt sich der Fluss Bosut dahin, ohne sich richtig entscheiden zu können, zur Donau oder zur Save.

Rijeka Bosut, sone Art Spree
Über Vinkovci erreichte ich unter großer Hitze, was gar viele Pausen zum Trinken bedeutet, die Heldenstadt Vukovar. "Zu den schwersten Gefechten der gesamten Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren zählt die Schlacht um Vukovar auf dem Gebiet des kroatischen Teils Syrmiens, die zur Besetzung des kroatischen Gebietes und der Gründung der Serbischen Autonomen Region Ostslawonien, Baranja und West-Syrmien führte. Bis 1998 wurde das besetzte Gebiet West-Syrmiens im Abkommen von Erdut friedlich an Kroatien zurückgegeben. Viele Orte im kroatischen Teil Syrmiens sind bis heute durch die kriegerische Auseinandersetzung 1991 gezeichnet." (Wikipedia)
Wenn Du heute entlang der Schlachtlinien am Kreisverkehr in Borovo neselje lang radelst ... Kopf schüttel, aber es geschieht schon wieder. In der Tat ist Dalj noch serbisch geprägt. Im Cafe "Cosak" gab es das Bier aus Serbien, Jelen Pivo. Die Instandsetzung der Häuser ist viel weiter als in Bosnien. Es gibt nur ganz vereinzelt noch Ruinen, wo aber meist ein "Zu verkaufen"-Schild draußen steht. Wie in Bosnien von mir vermutet, die Eigentumskataster scheinen noch immer aus jugoslawischer Zeit zu gelten. Bei Erdut bin ich dann nüber nach Serbien. Gleich hinter der Grenze führt der gut ausgezeichnete Radweg des serbischen Teils des E6 "Atlantik - Schwarzes Meer" durch das Naturschutzgebiet nach Apatin.
Ein Wegweiser empfahl einen 2,5km langen Abstecher zum Zusammenfluss der Drau mit der Donau. Trotz starkem Wind traute ich mir den Aufstieg der Drohne. In Apatin befindet sich der Stammsitz der Apatiner Brauerei seit 1756 mit der Marke "Jelen-Pivo", dem ich jetzt im Pub "Open Road" bei zünftiger Rockmusik zuspreche.

Donnerstag, April 07, 2022

Die Bahn und das Biest

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Der reichlich fünf Minuten verspätete Franken-Thüringen-Express stoppte in Uhlstädt. Es kam schnell eine Durchsage: “Der Zug hat etwas überfahren. Wir halten auf unbestimmte Zeit.” Damit war der eh schon arg knappe Anschluss nach Dresden geplatzt. Es wackelte der große Plan für eine Großfahrt auf den Balkan gewaltig. In den letzten zwei Jahren erkrankte ich schwer an Reisefieber und Fernweh. Es sollte per Bus nach Plowdiw, Bulgarien zur restlichen Erforschung der östlichen Rhodopen und des Strandscha-Gebirges gehen. Danach wollte ich mich durch Ägäis treiben lassen, nach Möglichkeit bis nach Pfingsten. Ich musste mir noch in den letzten Wochen ein neues Expeditions-Rad besorgen. Diese Hürde habe ich mit einem TX400 der vsf-Fahrradmanufaktur gemeistert … und jetzt soll die Bahn und das Biest das kaputt machen? Es dauerte ungefähr 15 min, dann war das wohl eher kleine Biest aus den Radkästen gekratzt. Ein ICE war dann die 55 EUR teure Lösung. Die drei lausigen Fahrradplätze eines ICE ließen neben zwei e-Bikes tatsächlich Platz für mein “Gutes”. Die Fahrer des ausgebuchten Mercedes Tourismo motzten wegen meines Fahrrads. Aber 20 EUR eröffneten Raum zwischen den riesen Gepäckstücken der Mitreisenden. Die 26 Stunden Fahrt bis Plowdiw folterten ein wenig meine Knie. Doch in den vielen Pausen der drei Fahrer konnte ich mir immer die Beine vertreten und es ließ sich aushalten. 

Nun sitze ich in Plowdiw beim dritten Kamenitsa.
Nun sitze ich in Plowdiw beim Kamenitsa.

Sonntag, Mai 28, 2017

Wanderung im Alten Gebirge

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weitere Mitreisende: Der Abt, Manne, Ralf
An&Abreise mit Bus von Dresden nach Niš, weiter mit lokalem Bus nach Pirot
9 Tage (19. bis 27. Mai 2017) in Serbien
Wechselkurs gerundet:
1€ = 125 Dinar
8€ = 1000 Dinar


Die Wegfindung ist nicht einfach hier. Wir wollen wieder runter von der Straße. Ralf ist sich sicher, den hier ausnahmsweise mal ausgezeichneten Weg können wir nehmen. Nach dem Wegweiser soll der Weg zum Ziegen-Felsen “Kozja Kamen” führen, nach ein paar hundert Metern soll ein Weg rechts abzweigen, das sei unser Weg zum Canon Vladikine Ploče. Er will noch den Abstecher auf den Ziegen-Felsen gehen. Der Ziegenfelsen ist der Kulminationspunkt dieses markanten Grates südlich vom Stausee Zavojsko jezero. Man hat dort eine fantastische Aussicht auf den See vor dem Hauptkamm des Alten Gebirges Stara Planina.
Das Stara Planina wird bei uns oft als Balkangebirge bezeichnet. Es ist die Kordillere des östlichen Balkans und zieht sich als Teil des Carpatho-Balkan-Bogens vom Eisernen Tor der Donau bis zum Kap Emine am Schwarzen Meer über 600 km von West nach Ost. Vier Freunde haben sich den serbischen Abschnitt bei Pirot für eine kleine Wanderung ausgesucht. Warum? Exklusivität, Wildnis und schmale Reisekasse.
Die mittelalterliche Burg "Momtschilow Grad“
Die Festung wird in einem Volkslied als Burg des Vojvoden Momčilo besungen.

Der Bus nach Niš via Belgrad hat in Dresden fast drei Stunden Verspätung. Wir erreichen Pirot erst nach 16 Uhr am folgenden Tag. Ich habe statt Proviant nur eine Einkaufsliste in meinem Rucksackschweinebraten:
  • Espresso-Puder
  • Zucker
  • Knoblauchzehen
  • Nudeln
  • VEGETA als Universalgewürz
  • Wasser Mg+
  • & Spezialitäten
Auf dem Markt und in den kleinen Geschäften werden fast nur Landesprodukte angeboten. Knoblauch wird noch nicht geerntet, ich muss also darauf verzichten. VEGETA kommt aus Kroatien, zum Glück habe ich eine kleine Menge Swanensalz, eine Gewürzmischung aus Georgien, mitgebracht. In einer Mesara (Fleischerei) gibt es dann die Spezialitäten: Kashkaval, ein verdammt würziger Hartkäse, Slanina, einen schönen Schinkenspeck und “gebügelte Wurst”. Nun, unsere Würste waren wohl nicht gebügelt, aber herzhaft und lecker. Um bei uns alten Männern den Krämpfen in der Nacht vorzubeugen, kaufe ich das große serbische Mineralwasser “Knjaz Miloš”. Es ist reich an Mineralien, besonders Magnesium.
Wir bauen dann im Lichte einer gegenüber dem Bach Dobrodolska liegenden Werkstatt unsere Zelte auf einem kleinen gemähten Fleck. Gert warnt: “Da hinten ist eine Zigeunersiedlung!”

Im Morgenlicht erkennen wir keine Zigeunersiedlung, es ist das Projekt eines mitten in der Stadt einsiedelnden Künstlers in Form eines beeindruckenden Baumhauses. Er lädt uns freundlich ein, seine Installation zu besuchen. Ich traue der Konstruktion nicht, keiner von uns war oben.
Das Ziel der heutigen Etappe ist die Erforschung der Schlucht des Baches Dobrodolska. Es soll ein kleines Becken mit Thermalquelle geben, die Dag Banjica. Auf dem Weg begeistert uns die mannigfaltige Flora und Insektenfauna.
An der Banjica werden wir gleich mit guten Ratschlägen für unsere Gesundheit und unserer Haut empfangen. 40 verschiedene Mineralien in der konstant 29 ºC warmen Quelle sollen für mehr als 40 verschiedene Zipperlein gut sein. Einer ist an Krücken hier, 5mal gebrochenes Bein, er nimmt die Krücken aber nach dem Bad sicherheitshalber wieder mit. Weiter ist die Schlucht als Wanderer mit Rucksack nicht begehbar.
Wir treffen noch drei Mädels. Nach kurzer Kommunikation zum Woher&Wohin freut sich die eine darüber, dass sie mal wieder deutsch reden kann. Es stellt sich heraus, es sind zwei österreichische Polizistinnen mit ihrer serbischen Kollegin auf Wochenendausflug. Sie seien hier in Pirot “auf Mission”. Gert fragt gleich mit dem Hinweis auf die Flüchtlinge nach dem Ziel der Mission. Es hätte schon “Sichtungen” gegeben, oben auf dem Kamm des Stara Planina, Grenze zum EU-Bulgarien.
Wir steigen aus der Schlucht auf zur Straße, die zum Stausee Zavojsko jezero führt. Dann zweigen wir ab auf den Weg nach Dobri Do. Dieses Dorf ist fast vollständig verlassen, es soll nur noch 15 Einwohner geben. Neben der ehemaligen Schule finden wir einen Platz zum Zelten mit Wasseranschluss gegenüber in einem Hof. Der Besitzer kommt wohl noch immer mal vorbei, der Stromzähler ist noch angeschlossen und die Wasserleitung eben auch. Bald heißt uns ein alter Mann als Einwohner des Dorfes willkommen. Er bietet einen viertel Liter Rakija auf Basis der Pflaume an. Er bestärkt uns in unserer Idee am nächsten Tag zum Planinarski Dom aufzubrechen, dorthin gibt es einen Weg. Nur die Entfernungsangaben sind unzuverlässig, zwischen 3 … und 7 km.

Josip, der Hirte
Es waren mehr als 10 km bis zum Planinarski Dom. Wir laufen durch das “gute Tal” Dobri dol, früher wohl eine reiche Hirtengegend. Wir landen bei der Wegsuche auf dem Hof des letzten Einzelbauers dieser Gegend. Erst versteckt er sich vor uns, er zieht sich wohl was Frisches über. Dann guckt er nach uns, was wir auf seinem Hof machen. Freundlich weist er uns den Weg wieder raus aus seinem Gelände und außen drum herum. Ich schätze ihn auf ca. vierzig Jahre. Indizien für eine Frau auf dem Hof haben wir nicht entdecken können.

Nun sind wir auf dem Weg zum zweiten Ziel unserer Wanderung, der Vladikine Ploče. Das ist ein Canon des Flusses Visonica mit einer Höhle. Die Wegfindung ist nicht einfach hier. Es gibt immer mal ein paar verwitterte rote Punkte mit einem weißen Ring drum herum an Bäumen. Problematisch sind die verwilderten Weideflächen, kniehohes nasses Gras, der Weg nicht zu erkennen. Die verlassenen Häuser, Scheunen und Höfe sind großflächig mit Brennnesseln umwachsen. Unsere gute Zigeunerin aus Berlin im Bus müsste jetzt da sein, sie hatte sich uns als Köchin angeboten. Sie würde gut Brennnesselsuppe kochen können. Während einer Pause trifft auch wieder Ralf auf uns von seinem Abstecher auf den Ziegenfelsen. 
Er bringt uns auch unseren Freund zurück. Es begleitet uns seit dem Planinarski Dom ein dackelartiger Hund mit einem blauen Registrierungschip im linken Ohr. Unten am Fluss Visonica müssen wir einen kräftigen Regenschauer unter einer alten Weide abwettern. Das Wetter wendet sich, es ist der statistisch regenreichste Monat im Jahr. Wir finden einen schönen Platz zum Zelten am Fluss und brechen nach dem Aufbau des Lagers mit unserem Hund zur Erkundung der Ploče auf. Ein anfangs markierter Pfad führt uns in ein Dickicht eines Regenwaldes der gemäßigten Breiten. Die Bäumchen sind mit Moos und Flechten überwuchert, in den Lichtlöchern im Blätterdach stehen halbmeter hoch die Knabenkräuter.
Unser Freund, der dackelartige Hund, ist für einen Streuner sehr gut erzogen. Als wir auf dem Boden unsere Spezialitäten zum Abendbrot ausbreiten, unseren Speck, Wurst und Käse, nimmt er aufmerksam in gebührenden Abstand Platz und schnappt sich dankbar jeden Bissen, der für ihn bestimmt ist.

Wie schon gestern beobachtet, das Wetter ist umgeschlagen, es regnet stärker und häufiger. Wir wandern zum Dorf Rsovci. Wir werden von dort umsetzen hoch ins Gebirge nach Topli Do. Es stellt sich aber heraus, dass heute nur noch gegen Abend ein Bus nach Pirot fährt. Die Leute vor dem Dorfkonsum raten uns zu einem Taxi. Wir warten jedoch unter dem Vordach des Ladens auf den Bus.
In der Nähe des Dorfes gibt es eine Höhlenkirche aus dem 14. Jhdt., gewidmet Peter & Paul. Einer macht uns darauf aufmerksam, dass wir einen Schlüssel brauchen und zeigt uns das Haus des Kichenbeschließers. Wir erhalten den Schlüssel und können das Kirchlein besuchen. Erst Wladimir macht uns auf der Tafel gegenüber unseres Ladens die wirkliche Besonderheit dieser Kirche aufmerksam, ein Jesus-Bild mit einem Stern im Hintergrund. Er sagt wörtlich - ein Davidstern. Der serbische Jounalist Dragan Bosnić (Amazing Serbia) schreibt: “In der Höhlenkapelle beten die Gläubigen unter einem Fresko mit einem Bild eines jungen kahlköpfigen Jesus, der von einem örtlichen Maler ohne Haare dargestellt wird. Kahlkopf Jesus wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an der Nordwand der Kirche gemalt. Er wird in buddhistischen Roben in der achteckigen Mandorla gezeigt, oder in dem Stern, der das größere Wunder ist.” In der englischen Wikipedia steht: “Es wird vermutet, dass dieser kahlköpfige Jesus hier nur gemalt worden sein konnte, weil der Ort nicht unter "bischöfliche Zensur" leidet. Es wird von einigen geglaubt, dass das Bild des jungen Jesus von einem Maler oder einer Gruppe von Malern gemalt wurde, die von den verschiedenen Richtungen des Christentums beeinflusst wurden. Erst nach Bosnićs Foto konnte man sehen, daß er ein junger Mann war, mit molligen Wangen, blauen Augen und einem Heiligenschein, der seine Göttlichkeit anzeigte. Es ist deutlich zu sehen, dass Jesus eine nackte Brust und unbedeckte Arme als Folge des Umhangs hat, den er trägt. Er trägt kein Kreuz in seinen Händen, sondern hebt drei seiner Finger als ein Symbol der Taufe.”
Wladimir ist schon viel in der Welt herum gekommen. Er arbeitete in München und in der Schweiz.  Er zeigt uns seine Driving License Card aus Texas. Er schimpft aber wie ein Rohrspatz auf die Amerikanzy. Er war dort im Gefängnis und darf nicht mehr einreisen. Er ist jetzt wieder zurück in seinem Heimatdorf ganz zufrieden, er  macht in Holz und sei sein eigener Gott - “I am my own god.”
Wir lernen noch viele aus dem Dorf mit ihrer Lebensgeschichte kennen. Einer kommt in einer serbischen Offiziershose und behauptet bei den Partisanen gewesen zu sein. Er ist der Einzigste, den wir auf der Wanderung treffen, der sich freut, dass wir aus Ostdeutschland - Istočna Nemačka - kommen.
Unser Bus kommt, vor dreißig Jahren in der Schmiede von FAP in Lizenz von Daimler gebaut und proppe voll. Wir müssen die eine Stunde für die 25 km bis Pirot stehen.

Unsere Zelte standen wieder beim Künstler. Wir finden einen Taxifahrer, der uns für korrektes Geld mit seinem Opel Astra 1 Kombi hoch nach Topli Do fahren wird. Während der Fahrt durch den Kanjon Temštice beteuert er immer wieder das Risiko, diese schmale Straße zu nutzen. In der Tat liegen immer wieder mehr oder weniger große Brocken, vom Regen auf die Straße gespült, herum. Er erzählt uns, dass die Amis das Kraftwerk im Berg, dass vom Stausee Zavojsko jezero angetrieben wird, nicht während der Bombardements 1999 zerstören konnten. Wir lassen uns von ihm seine Telefonnummer geben, um die Rückfahrt sicher zu stellen.
Hurra, hier in Topli Do gibt es Lädchen. Es stellt sich aber heraus, nur alle zwei Tage geöffnet. Auch dieses Dorf wird aussterben. Die jungen Leute arbeiten alle unten im großen modernen Reifenwerk TIGAR von Michelin, die fahren diese gefährliche Straße nicht jeden Tag zur Arbeit, sie wohnen nun in Pirot.
Gert lässt sich eine Unterkunft zeigen. Zurück erzählt er ganz geheimnisvoll, wir werden im Museum schlafen. Wir mieten uns für zwei Nächte in diese spektakuläre Unterkunft für schmale 800 Dinar pro Nacht & Nase ein.

Unser größter Bergsteiger wird heute zum höchsten Punkt Serbiens, dem Berg Midžor aufbrechen. Manne und ich werden einen Spaziergang in das Tal der Wasserfälle machen und Gert mit seinem schlimmen Fuß wird das Haus hüten.
Früh bekommen wir Besuch von einem Mann, der uns zum Frühstück einlädt. Manne und ich gehen mit zu einem Häuschen am unteren Ende des Dorfes. Stolz zeigt er uns, alles selbst gebaut, Haus und den fast genauso große Backofen. Unten in die Küche hinein brauchen wir unsere Wanderschuhe nicht auszuziehen, oben wird uns bedeutet müsste das dann aber sein. Wir bleiben in der kleinen Küche, ca 4x4 Meter, im Erdgeschoss. Er stellt uns seine Frau vor, sie käme nicht los von der Zigarette. Dann gibt es erstmal eine Runde vom Selbstgebrannten. Wir dürfen die Spezereien alle verkosten: Ein würziges EiRührtEuch mit frischen Pilzen (!), einen sehr würzigen frisch gebackenen Kuchen (Proja - ein Maisbrot, wahlweise mit Schafskäse) und weitere Köstlichkeiten. Wir kriegen reichlich eingepackt, der Mann will kein Geld annehmen. Ich gebe der Frau den 500 Dinar-Schein. Es wird ein reichhaltiges und schmackhaftes Frühstück für uns alle. Damit sind wir gestärkt für unsere heutigen Unternehmen.
Rätselhaft sind die die Steinkreuze, die wir schon an anderen Stellen mitten in der Flur gesehen haben. Die Leute in Topli Do sprachen was von Heiligen Erzengel Kreuzen: "свети арханђео крстови".

Heute ist der letzte Tag. Der Hauswart unseres Appartements kriegt von uns die Nummer unseres Taxifahrers, er soll uns gegen 14 Uhr wieder zurück nach Pirot fahren. Wir starten nochmal zu einem kleinen Spaziergang, Gert hütet wieder das Haus.
Der Astra ist auf die Minute um 14 Uhr da. Zum Übernachten gehen wir nicht wieder zum Künstler, heute ins Hotel. Da können wir uns für die 19-stündige Heimfahrt frisch machen.

Freitag, Juni 12, 2015

Auf der Seidenstraße

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Heute galt es nun nüber zu machen nach Montenegro. Parallel zur Hauptstraße über Novi Pazar gibt es die Nebenstraße über einen kleinen Pass nach Tutin.
Der Weg nach Tutin
Oben wieder der Landschaftswechsel zur Waldsteppe des Peshter. Die Stadt Tutin scheint wie erst vor zwanzig Jahren erfunden und jeder durfte bauen wie er wollte. Oft war aber schnell das Geld alle, es blieb ein Rohbau stehen, der auch mal für sieben Stockwerke angelegt sein konnte. Trotzdem ein großer Trubel allenthalben, es gab Zeugnisse für die überaus zahlreiche Jugend. Da wurde von den Vätern, Vettern und Onkels gern mal ein Schein ins Zeugnis gesteckt.
Poser in Tutin
Ein Op' aus Ahrweiler bei Bonn erzählte mir bei einen Tee die Geschichte dieser Gegend. Vom Berliner Kongress nach den ersten Balkankriegen wurde dem Sandžak die Autonomie zugesichert. Doch geschert hat sich keiner der Herrschaften darum, gekümmert aber auch nicht. In der Kneipe hingen zwei Tito-Plakate, unter dem ging es den Leuten noch am Besten, man hatte einen Pass, der was galt und konnte ins Ausland arbeiten gehen. Er unterstrich mehrmals, dass in dieser Stadt heute jede Familie das Geld aus dem Ausland kriegt. Er war schon in den 60igern mit der gesamten Familie ins Rheinland und hat heute einen deutschen Pass.
Denkmal auf dem Hauptplatz: Die Lage von Tutin an der Seidenstraße
Auf dem Stadtplatz haben sie eine Weltkarte mit den diversen Seidenstraßen aufgestellt, letzte Station nach Westen kurz vor Venedig: Tutin.
Nach dem unproblematischen Grenzübergang ins Euroland Montenegro dann die Ibar-Schlucht, eine Kopie der Ardeche-Schlucht.
Die Schlucht des Ibar
Genauso führte die Straße hoch über der Schlucht mit atemberaubenden Tiefblicken. Vor einigen tausend Jahren wird es wohl auch an der einen Stelle einen Ponte de Ibar gegeben haben.

Donnerstag, Juni 11, 2015

Der Müller

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11.6.2015 Der Müller
Gut, dass ich schon gestern mein Zimmer zahlte, wie erwartet war heute früh um Sieben keiner da. Also rein nach Novi Pazar zum Frühstück. Meine Gelüste gingen in Richtung Bäckerei und türkischen Kaffee. In der Bäckerei Evropa fand ich zwei schöne Stücke und direkt am Fluss Rashka eine kafana zum Verweilen. Das Tagebuch schrieb ich zu vier türkischen Tee. Es kündigte sich ein Tag der Ruhe und Entspannung an. Es ist schön, wenn man kein Ziel anstreben muss.
Unter der Festung in Novi Pazar
Heute scheint Abschluss des Schuljahres zu sein, von allen Seiten streben die Kinderchen mit den Farben der Schule als Luftballons dargestellt und verfolgt von den Handys der Eltern den zentralen Platz unter der Festung an.
Basargassen
Novi Pazar macht seinen Namen alle Ehre, in alle Richtungen kleine Basargassen mit nullstöckigen Buden und ein Gewimmel von Autos und Leuten dazwischen. Irgendwann wurde ich als würdig befunden, mit dem persönlichen Handy abgelichtet zu werden.
... aber eine Lunte liegt am Pulverfass Sandshak
Endlich beschloss ich, den Weg zurück zur Route über Tutin zu nehmen, mit der Maßgabe: Langsam, langsam, heute nur ein viertel Tag. Überall finde ich muslimische Friedhöfe, doch nach der Abzweigung nach Tutin links Kreuze auf den Gräbern. Was bedeutet das für Einen, der Bierdurst im Zeichen der Minarette hat? Die Erlösung ... und bald fand ich Niksicko pivo in der Kühlvitrine eines kleinen Lädchens am Straßenrande. Ich holte mir ein Niksicko aus dem Kühlschrank und hockte mich in die Runde. Ich landete in der Runde von vier Serben und dem Betreiber des "magazin mixt". Einer verstand ein wenig Deutsch, er arbeitete einige Zeit in Duisburg. Der Platzhirsch wollte gleich wissen, was ich weiteres trinken mag. "Rakija", mir war noch nicht klar, was folgen sollte.
Der Mueller, der Platzhirsch, der Geselle
Einer in der Runde war der hiesige Müller, er betreibt eine zweihundert jährige Wassermühle. Auf meine Frage nach einer Besichtigung packte der Platzhirsch den Müller, seinen Gesellen und mich in diesen tollen Michelin-Van von Fiat (die grandiose Konstruktion eines Raumwunder) und fuhr uns die paar hundert Meter zur Mühle am Fluss Rashka.
In der 200-jährigen Mühle

Giltig gemacht: Mit Stempel und rakija
kukuruz steht auf dem Mahlzettel, den der Müller mir giltig machte. Natürlich gab es für die Runde incl. Fahrer einen rakija, trotzdem konnte er mich wieder heile zurück bringen. Dort wartete der "Duisburger" mit einer neuen Runde von Freunden und rakija. Einer der Neuen war ein besonders Pfiffiger. Er überschlug schnell den Gewinn eines Exportgeschäfts, nachdem ich ihm auf Nachfrage den Literpreis eines guten Obstlers mit 25€ in deutschen Geschäften schätzte. Darauf den nächsten rakija. Ich habe jetzt die Reißleine gezogen, bin in der tollen Anlage Motel "Ras" Pazariste eingecheckt. Das liegt am Beginn einer tollen Felsenschlucht, wo ich morgen weiter radeln werde.

Mittwoch, Juni 10, 2015

In den Sandžak

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8.6.2015 Im Himbeerland
Der Serbe an sich ist in Teilen schon ein Frühaufsteher, aber kein großer Frühstücker. Als ich heut morgen gegen halb Acht mir einen Kaffee bestellte, muss den wohl ein Gast gezapft haben. Denn dann kam die Treppe runter der Chefkellner, knipste den Computer an und bongte erstmal die bisher vom Stammtischler ausgeschenkten Getränke.
Da kommt Freude auf: Eine Abfahrt ins Tometino Polje
Ersatz für das Frühstück war eine feine Abfahrt bis zu einem Banner über die Straße in Jeshevica, Reklame für ein Hotel. Es war halb Zwölf, Zeit für einen Brunch bestehend aus einem Vorsüppchen und in Schinken eingerollten cevapcici mit shopski Salat. Ich habe eine Tradition, nach dem Essen einen rakija. So auch jetzt in Guca, dem Dorf des berühmten Trompeterwettbewerbs. Die allgegenwärtigen Pommes mopst mir gerade ein kleines Mädchen vom Teller. Gott sei Dank, das gilt dann auch als aufgegessen und das gute Wetter bleibt mir hold.
Im Himbeerland
Hier werden überall in Weinbaumanier Himbeeren angebaut. Bei dem Wetter wird wohl in ein bis zwei Wochen eine gute Ernte eingefahren. Ich sah reichlich Daumennagel große Beeren an den Sträuchern, und zwar Daumen von Leuten, die wirklich Daumen drücken.
Krajputaši
Am Wegesrand fielen mir einige Steinstelen auf, offensichtlich Gedenksteine für Verstorbene. Es sind Krajputaši genannte Grabmäler, die sich durch einzigartige gemeißelte und gemalte Motive und Epitaphe auszeichnen.
Wenn ich die hiesigen serbischen Riesen sehe und die deftigen Fleischgerichte würdige, kann der derzeitige Weg zum Veganertum nur ein Irrweg sein und zur Degeneration führen. Gerade sind mir die riesigen gegrilltem Fleischberge für eine Gesellschaft hier im Motel ASS in Guca aufgefallen. Auch wenn ich heute schon ein Pfund vom rostilj verspachtelt habe, es sah lecker aus.

9.6.2015 Guca ohne Trompeten
Ich bin heute früh in Guca gestartet, der Stadt des berühmten Trompeterwettstreits, dieses Jahr vom 3.-9. August.
Der erste Sieger des berühmten Trompeterwettbewerbs: Desimir Perišić
Ich sitze in einem Gasthaus kurz unterhalb des 800 m Pass zwischen Guca und Ivanjica. Neben mir ein Bernhardiner, von dem man befürchten muss, dass er den Tisch umschmeißt, sollte er sich umbetten wollen. Er grunzt und japst aber friedlich weiter, mein dritter zwei Dezi spricer wird wohl stehen bleiben auf dem Tischchen. Gut dass ich die Einladung unten in Kotrasha nicht eingegangen bin. Den zweiten rakija des Op's habe ich bei der Passauffahrt wohl verspürt. Er wollte mir in seinem Haus ein gutes Mahl auftischen, er rieb sich viel versprechend den Bauch. Das wäre wohl aber das Ende der heutigen Etappe gewesen.
So aber erreichte ich nach einer großartigen Abfahrt Ivanjica. Hier gab es einen Hamburger, so wie er immer sein sollte: Ein pleskavica. Der breitgeklopfte Bratklops wiegt hier fast 300 gr, das Brot ist warm und frisch. Bei der Gourmet-Ausführung gurman pleskavica mit Schinken und Käse kann man dann wie beim Döner noch diverse Gemüse und Saucen hinzu wählen.
Perfektes Radlerwetter
Über allen ist das schöne Wetter, wer weiß schon wie das hier im Dauerregen abgehen würde. Aber wie entspannt die Leute hier sind, lest in dieser kleinen Beobachtung. Ich halte an einer schattigen einladenden Kneipe für einen spricer. Ein riesig langer 99'er FORD Mondeo Combi fährt fast mein Rad um beim schwungvollen Einparken. Zwei Serben beleiern beim Aussteigen gleich den jungen Kneiper, der lässt sich aber bei seiner englischen Konservation mit mir gar nicht beirren. Dann besteigt er den Mondeo, nicht abgeschlossen und der Schlüssel steckt, ist hier so üblich, und fährt ein paar pleskavica aus. Nach ein paar Minuten zurück holt er seine Angel und fährt mit Einem der Leute zum Forellen fischen: "My hobby!" Die Uhr zeigt 15 Uhr.
Ein amerikanisches Versprechen
Morgen wird es wohl ans Eingemachte gehen, ich fahre noch bis zum Ende der asphaltierte Straße nach Kumanica. Das amerikanische Versprechen durch den Mercy Corps einer Fortsetzung der Asphaltierung bis Montenegro scheint nur Makulatur zu sein. Dort erwartet mich morgen 30 km Gravelroad aufwaerts.

10.6.2015 Golijan
Es war ein schweres Stück über die Golijan Berge in das Sandžak nach Novi Pazar. Ich fand eine großartige Zeltstelle am Ende des Asphaltbelags einer Nebenstraße gleich nach Kumanica. Was ich nicht fand - ein Lädchen. Damit war das Wasser knapp, zu Essen gibt es überhaupt nix. Ich ließ mir die Möglichkeit der Umkehr.
Aufstieg Golija Planina
Doch welche Überraschung, nach wenigen hundert Metern gab es Asphalt und immer wenn es knapp wurde mit dem Wasser eine Quelle. So erreichte ich bei knapp 1500 Metern die Wälder des Golijan-Gebirges. Irgend einer hatte die Idee auf den höchsten Berg Jankov Kamen (1833 m) eine Seilbahn zu errichten. Am Forsthaus Golijanska Reka standen überall Gondeln und anderes Material für das Projekt rum.
Golija Planina
Hier war dann auch die Herrlichkeit des Asphaltbelags zu Ende. Noch mal hoch auf 1650 m, und die Gegend wendete sich schlagartig, weite Wiesen- und Weideberge und eine holprige Abfahrt.
Blick in das Sandžak, Duga Poljana
Ich erreiche das Bosniaken-Dorf Duga Poljana. Mir fällt sofort auf, dass in den Kühlschränken der Lädchen kein Bier mehr präsentiert wird. Um die Moschee ducken sich ein Dutzend Häuschen. An der kleinsten Hütte steht dran: Obucar, der Schuster. Daneben sehe ich wie ein Op' im Schaufenster gegrillte Hammelfleischstücke immer wieder mit Sauce übergießt. Das wird mein Happerchen zum Frühstück, würzig, heiß und gut. Es ist aber schon 16 Uhr.
Die große Moschee in Rajcinovice (Džamija u Rajčinoviću)
Zur Übernachtung suche ich mir ein Hotel in Novi Pazar Banja. Nachdem ich mich frisch gemacht habe, will ich noch auf ein Getränk eine Treppe tiefer. Da wird mein Flur zur Moschee, in der Tat, neben meinem Zimmer #102 liegt der Gebetsraum. Am Treppenaufgang haben alle bereits die Schuhe ausgezogen, bestimmt fuenzig Paar. Als ich erfolglos nach ein paar Minuten zurückkehrte, was ich für das Restaurant hielt, war jetzt der Gebetsraum der Frauen, knieten und beteten immer noch Einige vor meinem Zimmer. Das Ganze incl. Übernachtung in einem hoch feinen Dreibettzimmer kostete 20€. Ein Glück, dass ich ein paar Minuten vorher noch eine serbische Kneipe fand und ein Zajecarsko pivo kalt genießen konnte.

Montag, Juni 08, 2015

In Divcibare

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Ich fand ca. 8 km vor Mionica eine tolle Stelle zum Zelten, schön hinter einem Strauch. Trotzdem lämpelte nachts Einer rum und murmelte ein paar serbische überrascht klingende Wörter. Ich grüßte aus dem Zelt heraus und versicherte "sawtra utro" bin ich weg. "Dobro, dobro!" Da waren die meisten meiner Krämpfe schon vorüber. Am folgenden Tag habe ich das serbische Mineralwasser noch mit Magnesium-Tabletten verstärkt.
Mionica
Hier bin ich im serbischen Kernland, sehr ländlich geprägt. Ich war sehr überrascht, als ich in einer Kneipe in einem Extrazimmer einige verkopftuchte Frauen plappern hörte. Nach einiger Zeit brachte der Wirt den Weibern auch noch die shisha, die Wasserpfeife. Das waren wohl Flüchtlinge aus dem Maghreb. Im Nachbardorf war mein Nachbar dann wieder ein echter Vertreter seines Landes, stolz prangte das Tschetnik-Zeichen, serbisches Wappen über zwei gekreuzten Pistolen, an seiner Lederweste. Insgesamt war dieser zweite Tag schon einer, der mir schwer fiel. Es galt 800 Höhenmeter zu überwinden über das Maljen-Gebirge nach Divcibare.
Der Aufstieg auf das Maljen-Gebirge ist geschafft
Den Kamm überwunden ist man in dieser typischen Hochweidenlandschaft mit vereinzelten Kiefern. Divcibare ist ein Wintersportort für die Belgrader, oder jetzt im Sommer ein Luftkurort. Nur am Sonntagabend waren alle schon wieder abgereist, die mich auf dem Weg hochwärts überholt haben. Aber in einem nacionalni restoran gab es ein prima Gulaschgericht mit domacni syr, hausgemachten Schafskäse. Mein Zelt stand auf dem Gelände des schon lange aufgegebenen Autocamping "Bresa" auf einer wohlriechenden Kräuterwiese.

Samstag, Juni 06, 2015

Die Anreise

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Es war wieder dieses tolle Wetter während der Zugfahrt von Dresden nach Budapest, wo man geneigt ist an der nächsten Station aus zu steigen und los zu pedalieren. Mich begleitete der Abt aka Alibotusch. Er ist auf dem Weg in die rumänischen Waldkarpaten. Meine Planung hatte ja eine kleine Lücke: Der Anschluss nach Belgrad im Liegewagen nimmt keine Fahrräder mit. Meine Trumpfkarte war eine internationale Radkarte bis Belgrad ausgestellt. Der ungarische Schaffner auf der letzten Stunde ab Sturovo nach Budapest bemerkte als Einzigster, dass der Geltungsbereich ab Verkaufsdatum meiner Fahrkarten ausgestellt und im April 2015 abgelaufen war. Damit hat er sich die ersten ca. 7 € (2000 HUV) Schmiergeld verdient. Er meinte: "Für zwei Bier". Der serbische Liegewagenschaffner im Anschlusszug deutete sofort an: "Musst Du zahlen an die Ungarn und die Serben." Mein Fahrrad konnte ich taktisch günstig am Kopf des ersten Waggons, was auch mein Liegewagen war abstellen. Die kleine Kröte, was die ungarische Schaffnerin war, wollte 40€, ich konnte auf 30€ runterhandeln. Es bewahrheitete sich mal wieder der Spruch des Abt: Was der Teufel nicht selber kann, stellt er durch ein Weib an. Der Liegewagenschaffner bezifferte den serbischen Anteil mit 10€, wir hatten eh Freundschaft geschlossen. Im Liegewagen war die lingua franca Englisch, mein Abteil war voll belegt wie der komplette Waggon, vier Amis, ein Bosnier mit perfekten Englischkenntnissen und icke, naja. Ich unterhielt mich mit drei Jungs, die als Studenten bei Audi in Györ arbeiteten und als Ziel für eine Spritztour sich Belgrad ausgesucht hatten, Respekt!
Nur raus aus der Stadt - Belgrad
Heute morgen dann der Standardablauf: Waschen am Bahnhofsbrunnen, Geld also Dinare zapfen (100 Dinare = 0,83€) und dann raus aus der Stadt. Ich bin bisschen zu weit ostwärts gekommen, jetzt aber auf der Ausfallstraße nach Süden Richtung Čačak, mit extrem viel Verkehr. Bei den Temperaturen wünschte ich mir ein wenig mehr Wind.

Mittwoch, Mai 15, 2013

Gestern ein Wandertag

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15. Mai 2013, Kremna
Gestern war ein ganz besonderer Wandertag. Hier mal die technischen Daten: Gesamtzeit 11h 10 m, Fahrtzeit 3h 8m für 55 km. Der Fahrradcomputer bestimmt die Fahrtzeit aus einer Strecke, die mit mehr als 4km/h zurückgelegt wird. Ich bin in die Drina-Schlucht soweit wie möglich rein gefahren. Dann wendet sich der immer noch asphaltierte Weg hinauf in das Tara-Gebirge. Ich konnte mir zum Glück nicht vorstellen, was nun auf mich zukommen wird. Im Magen hatte ich das Frühstück des Hotels in Bajna Basta.
Derventa klisura - Die Schlucht Derventa
Es ging bestückt mit mehreren Tunnel durch eine Klamm (Derventa klisura - Die Schlucht Derventa). Ich landete in einem kleinem Almdorf, umringt von Bergen, auf die ich später noch draufspucken werde können.

Predov Krst
Der asphaltierte Weg endete am Prevosd krsd. Eine Belohnung für die ersten tausend Höhenmeter blieb aus, die Berghütte war noch nicht bewirtschaftet. Nun fand ich zwei Freunde, zwei Hundi. Es war wenig motivierend, wie sie immer zurück kamen, um nach mir zu schauen, wenn ich mal wieder verschnaufte. Mittlerweile ist der Weg nur noch ein Makadam-Weg durch den Wald. Einige der Abzweigungen waren markiert, bei einigen war ich froh, die elektronische Karte bei mir zu haben. Ich hätte mich unzweifelhaft verfahren. Der Nachteil der elektronischen Karte ist, dass keine Höhenlinien einge- tragen sind. Ich hatte nie eine Ahnung, wie weit es noch hoch gehen wird.
Normalerweise ist das hier schon eine Touristengegend, aber die Saison hat noch nicht begonnen. Ich fand für den Rest des Tages keine Verpflegung oder sonstige Belohnung mehr. Jetzt kommt's: Ich habe mich den ganzen Tag mit Wasser ernährt! Als es mal wieder ohne Hoffnung bergauf ging, war am Wegesrand (nun wieder auf einer Straße) eine kleine Zeitweise zum Bofen.

Universal-Schlepptenderlok 83-173 von Đuro Đaković (1949)
Jetzt bin ich am oberen Bahnhof des Scharganer Achter. Eine kurze Zusammenfassung meiner Reanimation nach mehr als 24h ohne Essen: Eine Cola, ein Kaffee, Plätzchen, ein Kaffee, einen Rakija, ein Hühnerfilet vom Rost, ein Jelen Bier. Der Zug ist gegen elf ein- und wieder ausgefahren. Jetzt verkasematuckele ich ein zweites Jelen pivo. Gerade haben ich einen aufgeregten Satz eines neuen Gastes gehört, in dem ich zwei Wörter verstanden habe: Bär und Haus. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er erzählt hat, dass heute morgen bei einem Haus am Wald der Bär los war.
Ich habe den Zugfahrplan nicht mit meinem Durst & meiner Fresslust zusammenbringen können. Ich bin die spektakuläre Abfahrt hinunter nach Mokra Gora gefahren. Dafür bracht der Zug reichlich zwei Stunden, ich wohl keine 1/2. Weil es wohl bis Visegrad weiter so laessig geht, lasse ich mich verleiten, und bleibe faul.