Sonntag, Juli 04, 2010

Aber am Fahrrad liegt es nicht!

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Glod: Biserica de lemn
Diese Tagebuchseiten sind erst zu Hause fertig geschrieben worden. Grundlage waren einige Stichpunkte und die technischen Daten der Etappen.

20.6.2010, Glod, 64 km
Frühstück in Nieder Aresch in einem Gemischtwarenladen noch in der Ukraine. Problemloser Grenzübertritt in Sighetu Marmaţiei nach Rumänien. Der Ober im ersten Haus am Platz schenkt uns seinen hausgemachten Zuica.
Weitere fahrradtechnische Probleme: Ich repariere mein Lager des Vorderrads kaputt.


Wasertalbahn
21.6.2010, Viseu de Sus, 56 km
In Pension bei Fam. Langtaler. Nun werden wir schlapp und beschließen, mit dem Touristenzug ins Wasertal zu fahren.

22.6.2010, Wasertal, 0 km
Ruhetag mit Waldbahn fahren und Fußball gucken.


23.6.2010, Feresti, 72 km
Ab jetzt auf dem Heimweg. In Feresti beschließen wir noch mal Pensionsübernachtung wegen WM und Regen.

24.6.2010, Baia Mara, 72 km
Mein Lager am Vorderrad gibt vollständig seinen Geist auf. Ich trampe nach Baia Mare in eine Radwerkstatt. Reparatur und Fahrt mit Taxi in Summe 100 Lei (entspricht 24 €).

25.6.2010, Jankmajtis, 90 km
In Ungarn: Abschied von Eva und Harry. KaLeu kriegt einen neuen Mantel für das Vorderrad.

Burg Füzer
26.6.2010, Vasarosnameny, 51 km
Regen und wellness. Uns stand zur Abendsöffnung des Thermal (ist bei Buchung auf dem Zeltplatz inclusive) für jeden Gast eine Personalkraft zur Verfügung.

27.6.2010, Pacin, 79 km
Aus dem Regen wurde Wind.

28.6.2010, Füzer, 55 km
Bei mir Lenkerbruch auf dem Weg nach Sátoraljaújhely. Ein deutscher Passant auf dem Boulevard in Sátoraljaújhely nach kritischen Blick auf mich: "Aber am Fahrrad liegt's nicht!"
Die Burg Füzer wurde am Anfang des 13. Jahrhunderts gebaut und gehört zu den frühesten Privatburgen des Landes. Sie kam 1389 in den Besitz des Palatinzweiges der Familie Perényi. Péter Perényi verbarg hier die Stephanskrone nach der Niederlage gegen die Türken bei der Schlacht von Mohács.

Zipser Radl
29.6 2010, Kosicska bela, 66 km
Grenzübergang bei Hollohaza in den Zempliner Bergen.
Mein schönstes Urlaubserlebnis: In Čaňa brauchen wir wieder für die quietschende Kette an KaLeus Rad neuen Schmierstoff. Er hört das ja nicht, aber uns nervt es. Bei der Sparkasse gibt es gleich nebenan einen Fahrradladen. Ich komme mit der schönen Monteurin ins Gespräch. Nach und nach erkennt sie, dass wir echte Radler auf großer Tour sind: "... ooh, also woman with you on tour." Sie fragt, was sie helfen kann. Jens schenkt ihr kein Vertrauen und lässt seine kaputte Nabe am Hinterrad nicht reparieren. Dann kommt sie wieder aus dem Lädchen und schenkt uns jeden einen Patentsicherheitsstreifen in Neongelb.
Der Bahnhof in Kosice funktioniert. Entschluss zu ein paar Tagen Verlängerung durch die slowakischen Berge.

Die kleineren Wunden am Fahrrad
Eine der kleineren Wunden an den Fahrrädern

30.6.2010, Dedinky, 84 km
Jensens Fahrrad ist tot. Jens ist nach Sp. Nova Ves abgebogen. Wir sind nur noch zu viert.

1.7.2010, Poprad, 50 km
Heimreise mit einem Pass am östlichen Ende der Niederen Tatra hinein nach Poprad zum Bahnhof.

Sonntag, Juni 20, 2010

Bei den Huzulen

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17.6.2010, bei Myslivka, 56 km
Nun sind wir in den Karpaten, die Auffahrt zum Vishkewski perewal von Norden her. Bei der Planung der Tour habe ich Fotos vom Bärenhotel mit Koliba gefunden. Und nun sitzen wir bereits 18 Uhr Ortszeit hier, weil das ein schöner Platz zum Campen ist. Es gibt eine Mineralquelle, es gibt Baltika Nr. 3 aus der 1000 m entfernten Kneipe und wir sind gut versorgt mit produkty.
Unser Zeltplatz in der Morgensonne
Es war heute nochmal eine Verbindungsetappe auf einer Hauptverkehrsstraße mit viel LKW-Verkehr. Die Ukrainer sind gegenüber den Radlern sehr tolerant, Ausnahme Busfahrer. Aber der Krach nervt gewaltig. Außer einem Platten bei mir gibt es nichts weiter zu berichten. Dieser Platten wurde durch einen kleinen Glassplitter verursacht, den Schleicher bemerkte ich beim Verlassen der hiesigen Koliba.
Die Koliba hatte mehr Feuer als die Bedienung
Positiv sind ausgesprochene Freundlichkeit und Offenheit der Leutchen. Wir werden immer als Polen gehalten. Ich versuche immer nicht Russisch zu sprechen, die aufgeschnappten Wörter für "Danke" und "Guten Tag" müssen aber in deren Ohren wie polnisch klingen. Die Westukrainer mögen die Polen aber nicht, Stichwort "Operation Weichsel". Bei Truskavets sah ich ein leicht verblasstes Graffiti "Bandera Cheroj".

18.6.2010, Synevir, 79 km
Heute ging es ans Eingemachte. Zum Frühstück hatten wir noch beste Bedingungen in den Hüttchen. Und so haben wir für das Kommende uns gut rüsten können. Es sollte mindestens über zwei Pässe gehen. Es wurde eine anstrengende Etappe mit großem Hunger am Ende.
Unser erster Karpatenpass
Starke Frauen
Die Herausforderung eine Kneipe mit Essen und Fernseher für das Spiel gegen Serbien haben wir nicht gemeistert. Auf einem klitzekleinen SW-Fernseher in der oberen Zimmerecke eines Separees in einer Dorfkneipe konnten wir die letzten 30 Minuten des Debakels gegen die Serben verfolgen. Mich hat's gefreut. Beim Aufstieg zum Pass nach Synevir haben wir dann alle abgenommen. Helmut, die Gemse, war lange vor allen Anderen oben und fand einen Kioskwagen vor. Doch das Mädel war am schließen, der Bus käme bald, womit sie ins Dorf fahren wollte. Doch unser Glück - Verspätung: Sie öffnete und wir bekamen Bier und Kartoffelchips als Gipfelnahrung.
Jetzt gegen 19 Uhr Ortszeit haben wir die Reserven an diversen Pizzas und sonstigen Gebäckstücke in einer Kneipe hier verkasematukelt. Die gute Frau war sichtlich erleichtert, dass sie uns satt gekriegt hat. Sie zauberte noch was aus Eiern, eine Art Omelett. Jetzt haben wir neben dem Fußballplatz in Synevir auf dem Präsentierteller des Dorfes die Zelte aufgebaut. Der erste Trunkenbold erhielt seinen Obolus von 10 HRV, weil er uns mit der Nationalparkverwaltung drohte. Kurz vorm Einschlafen ritten noch Dorfjungens auf den kleinen Huzulenpferden um unsere Zelte herum.

Die Holzkirche in Maidan: Sieht fast schon aus wie in der
Maramures, nur eben zwiebliger
19.6.2010, bei Tatschiv, 84 km
Heute mal eine Stunde länger geschlafen und schon hat die Defekthexe zu geschlagen. Jens hatte mehrmals einen Plattfuß und mich hat es auch erwischt. Außerdem ist der Regen zurück. So hatten wir eine Begründung dafür, dass wir den Prislop-Pass verweigerten. Wir erreichen also die deutschen Dörfer im Tal der Mokranka nicht.
Die Fahrt hinunter zur Theiss war aber auch schön von der Landschaft und den Dörfchen, die nun wieder einen reicheren Eindruck machen. In einer Kneipe fanden wir in dem ausgestellten Krimskrams einige Relikte aus der tschechoslowakischen Zeit zwischen den Kriegen. Die Holzkirchen haben eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Kirchen in der Maramures, nur haben die hier zwieblige Türme.
Ich will mal was zum Essen erzählen. Die Speisekarten sind schwer zu deuten, was besonders für KaLeu problematisch ist. Die gängigen Spezialitäten Bortsch, Soljanka (gibt's tatsächlich hier) und Varejniki haben wir schon durch. An den Varejniki mit Kartoffelfüllung habe ich mich schon überfressen. Es sind recht ordentliche Portionen und so musste ich wettertechnisch für einige der Anderen mitessen. Wir essen jetzt viel aus dem magazin.
Morgen werden wir rüber nach Rumänien machen.

Donnerstag, Juni 17, 2010

Regenetappe

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16. Juni 2010, Strij, 68 km
Es war ein Regentag. Auf der Weide, wo das Rindvieh das Gras kurz gehalten hat, haben wir gut geschlafen. Beim letzten Platz hielt die Angst vor dem Bären den Schlaf Roswithas sehr flach.
Als ich gegen Ortszeit 6 Uhr aufstehen wollte, begann der Landregen. Der Jens plusterte sich mit seinen vielen Regenabwehrsachen zur Bärenscheuche auf. Das führte aber zu großem Kräfteverschleiß durch schlechtem Luftwiderstand.
Die ersten kleinen Missgeschicke, völlig normal
Es war heute eine Verbindungsstrecke auf Hauptstraßen, trotzdem mit vielen gefährlichen Löchern. So kam es in folgender Reihenfolge zu Plattfüßen: Jens, KaLeu und Helmut. Bei Helmut war es so schlimm, dass wir in Strij einen neuen Mantel gekauft haben. Perfekter Service für 12,50 EURO Lohn und Material.
Flott unterwegs in den Regenpausen

Ein einstimmiger Beschluss verschaffte uns eine Hotelübernachtung, 25 EURO pro Nase. Nun rieche ich wieder zivil und die Sachen sind trocken.

Mittwoch, Juni 16, 2010

In Galizien

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13. Juni 2010, Przemysl
Auf der Anreise am Sonnabend nach Cottbus begleiten mich ab HoyWoy der Gert und KaLeu. Gert hat noch mal einen kleinen Moment, wo er an der Tour mit teilnehmen will, doch dann stürzt er vom Rad, stocknüchtern. Aber für sein neues Rad hat er zu kurze Beine, der Sitzriese. Er hat sich nichts getan, aber der Mut war weg, schade.
Ein neues Kapitel im Buch "Service bei der Bahn" folgte dann heute Vormittag. Der Wagen 270 wurde eingespart. Es gibt keine Plätze für die Räder und uns. Für den deutschen Schaffner ist das Problem klein, er weist uns die Zugenden für die Räder an, Sitzplätze gibt es genug. In Liegnitz wird ein Barwagen angehängt, nun erhalten die Radeln dort einen Platz. Die polnischen Bahner amüsieren sich köstlich, dass die deutsche Bahn einfach einen Waggon weglässt.
Camp am Fluss San
Hier in Przemysl gibt es keinen Camping mehr am Hotel, wir werden vom Wachschutz zum "river San" gewiesen. Ein einzige Mückenkatastrophe, es ist um Mitternacht noch 21 Grad.

14. Juni 2010, Kroscienko, 74 km
Eine Regenetappe, obwohl wir nicht wirksam nass geworden sind. Immer erreichten wir ein trockenes Plätzchen. Es ist aber auch immer ordentlich was runter gekommen.
Frühstück im Bärencamp
Die Weltkriegs I Bunker haben wir nicht gefunden, aber auch nicht richtig gesucht. Meine Kumpels wollten Kilometer schaffen. Die sind uns vom Regen wieder in Pausen gewandelt worden. In Huwniki gab es zur Pausengestaltung Bier, in Trojca haben wir dann selbst Kaffee und Tee gekocht.
Im Großen und Ganzen folgten wir dem Schwejk-Radweg Nr. 63. In Kroscienko sind wir dann auf meine Wiese vom letzten Jahr, wenn der Weg dahin auch etwas weiter als erwartet erschien.

15. Juni 2010, Dorf Lukawitzija, 61 km
Wie schon im letzten Jahr ließen uns die Polen nicht mit dem Rad über die Grenze. Diesmal gab es die Alternative Bahn. Tatsächlich, er steht zur Abfahrt bereit, zwei Waggons mit Diesellok bespannt. Innen sah es aus wie Kraut & Rüben: Überall waren die Verkleidungen nur notdürftig angeheftet, praktisch alle Sitzpolster waren aufgeschnitten, einige wenige Flicken konnte man entdecken. Der erste Gedanke: Letzter Einsatz bei einem Fußballspiel. Ganz hinten gab es einen Abschnitt mit intakter Einrichtung, das waren die Plätze für den Konduktor. Wozu das Ganze, wurde uns dann in Chyriv klar. Aber vorher mussten wir erst noch der ukrainischen Bürokratie huldigen: Die Immigration Card musste ausgefüllt werden. Nach der Prozedur kassierte der Natschalnik mit lustigem Wanja-Gesicht vier Blätter - nicht korrekt ausgefüllt oder die Formularfelder nicht getroffen. Was wir für ein Häufchen waren, erkannte er schon vorher bei folgender Befragung: "Was ist das Ziel Ihrer Reise?" Mir fiel nur der Huzulenmarkt in Kosiv ein. "Nach Kosiv." "Welcher Oblast?" Na, so gut bin ich auch nicht in ukrainischer Geografie. "Sakarpatska Oblast." Aber er war sich auch nicht so sicher: "Wo ist Kosiv?" "Bei Chernoviz." "Ah, das ist nicht Oblast Sakarpatska." Ich: "Doch, doch." Er: "Welches Hotel?" "Hotel Mir." Jetzt erleuchtete ein leichtes Lächeln sein Gesicht. "Hotel Sakarpatska!" Das haben wir dann auch alle in die Immigration Card eingetragen.
Troubble auf dem Bahnhof:
Jens erzählt von den Schmuggelweibern
Obacht auf den Straßen
In Chyriv stürmten die Schmuggelweiber den Zug mit Leiter und Werkzeug und begannen sofort die Verkleidungen im Waggon zu demontieren. Dann wurden die schwarzen Zigaretten-Päckchen versteckt. Die Kumpels, die dort im Wagen waren, wurden beim Aussteigen behindert. Nun war uns klar, warum der Zug so aussah: Hier ist ein Loch in der Festung Europa für den Zigaretten-Schmuggel.
Der erste Tag in der Ukraine diente der Erforschung der Versorgung. Welches Bier schmeckt, was die Hieroglyphen in der Speisekarte bedeuten. Besonders kompliziert gestaltet sich das mit Kaleu. Der weiß nicht was er will.