Posts mit dem Label Armenien werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Armenien werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, Juni 28, 2016

Der schwerste Urlaub meines Lebens

2 Kommentare
25.6.2016    Auf kleinen Straßen
Ich konnte gestern noch mit zwei avantgardistischen Polen, Darek & Robert, Segler und Reisende überall auf der Welt, die allgemeinen Weltengänge diskutieren. Der Ausgangspunkt war ihre Frage nach meiner Meinung zum Brexit. Ich wusste da noch nix vom Ergebnis des Referendums. Statt “Es fügt sich!” viel mir in Englisch nur ein “I have no idea.” Darek schenkte immer wieder vom guten Roten ein, der ließ uns den Diskussionsfaden immer weiter spinnen. Zum Abschluss konnte ich sie noch zu dem göttlichen hausgemachten Cognac überreden. Es war ein schöner Abend.
Canon des Hrazdan-Flusses bei Karenis
Ich habe mich entschieden nun auf kleinen Straßen im Tal des Hrazdan meinen Weg zu finden. Das funktionierte auch recht gut, bis ich die Talstraße in der Stadt Hrazdan (armenisch Հրազդան) verpasste. Im Dörfchen Solak zeigte mir dann endlich Einer den schmalen Hirtenpfad tief hinunter in die Schlucht zu einer kleinen Brücke über den Hrazdan-Fluss. Er meinte: “Eto Problem!” Ich bin dann noch eine gute halbe Stunde durch die Gässchen im Dorf geschoben, um wieder zurück zur Dorfstraße zu gelangen. Diese Landstraße führte dann durch einen armenischen Garten mit Erdbeer- und Gemüsefeldern permanent bergab, es war eine Lust zu pedalieren. An einer Kreuzung fragte ich den Chef einer Bäckerei, ob die gigantische Fabrik oben am Berg noch produziere. “Da, armatury.” Diese Fabrik muss wohl zu Sowjetzeiten die Armaturen für das ganze Reich produziert haben.
Zone zur Erhohlung - es dubelt der Schlik-Grill
Ashtarak (Աշտարակ) liegt zu beiden Seiten einer recht tiefen Schlucht, die der Fluss Kasakh in das Lava-Gestein gefräst hat. Es gibt eine alte Steinbrücke über den Fluss. Diese älteste und im Mittelalter einzige Brücke der Stadt aus dem Jahr 1664 besteht aus drei unterschiedlich hohen Spitzbögen und liegt an einer scharfen Flussbiegung, wo sie vor hohen Fluten geschützt war. Dort an der schönsten Stelle der Stadt befindet sich eine “Zone zur Erholung”, ohne Kommerz - unglaublich. Die Leute bringen ihr Fleisch, überall brennen die Schaschlyk-Roste, es wird Domino und Schach gespielt. Einer versucht aus dem recht reißendem Fluss mit einem kleinen Netz an einer Angel Fische zu fangen, ich konnte keinen Erfolg beobachten.
Angler am Flus Kassagh (armenisch Քասաղ)

26.6.2016    Die Steppe ist verblüht
Das Wahrzeichen - der Berg Ararat
In Ashtarak fand ich ein wunderbares Privatquartier. Die Gastfamilie verabschiedete mich herzlich mit einem großen Beutel voll Aprikosen. Diese Aprikosen sind hier eine große Köstlichkeit. Die Aprikose war in Armenien schon in der Antike bekannt und wird dort schon so lange angebaut, dass häufig angenommen wird, dass dies ihre ursprüngliche Heimat sei. Nicht umsonst steht das Orange in der Nationalflagge Armeniens für diese typische Frucht des Landes, „das kreative Talent und die hart arbeitende Natur der armenischen Bevölkerung“ (Zitat aus der Verfassung Armeniens).
Gestern Abend im Fernsehen wurde eine armenisch-römische Kirchenfeier ausgestrahlt, wenn ich es richtig verstand, ist gerade der Papst Franziskus in Armenien zu Besuch. Der Konvoi aus lauter schneeweißen G-Klasse-Modellen mit Polizeischutz war wohl der Konvoi des Papstes auf dem Weg nach Giumri (Գյումրի). Beim Wiedertreffen auf ihrem Rückweg habe ich meine Mütze gezogen, die Fahrer haben den Pilger zumindest mit einem freundlichen Hupen respektiert.
Denkmal für den Aufstand von Van 1015: Dieses Denkmal wurde in den 80igern von der reichen armenischen Diaspora gestiftet. Die andere Hälfte soll in den USA stehen.
Seit heute morgen ist kein Wölkchen am Himmel. Vom westlichen Himmel grüßt der Ararat-Gipfel. Die Straße nach Giumri (Գյումրի) führt permanent und schnurgerade bergauf. Rechts und links gibt es eine Reihe von antiken und modernen Denkmalen.
Eine alte Karawanserei an der Seidenstraße - im Hintergrund immer noch der Gipfel des Ararat
Zum Glück weht ein leichtes Lüftchen, doch schon bald merke ich - das wird so nichts. Ich muss mir morgen einen Transport mit einem Autobus oder ähnlichem besorgen. Ich bin jetzt wieder ca. 1600 m hoch, weiter unten ist die Steppe schon trocken, gelb und verblüht.

27.6.2016    Die Steppe blüht wieder
Hier erbarmte sich der Op' meiner
Die Herausforderungen setzen sich fort, hinüber nach Maralik (Մարալիկ) , über einen Bergzug knapp an die 2000m-Marke Aber ein Op’ mit seinem Shiguli erkannte meine Sachlage und schnallte mein Rad auf sein Dach und schaffte mich auf den Berg. Mir war aber klar, dass ich es weiter nicht schaffen werde. So war ich froh, als ich an einer Raststätte in Maralik eine georgische Marschrutka nach Akhakalaki (georg. ახალქალაქი) fand. Ruck zuck schnallte der Chauffeur mein Rad wieder auf das Dach seines FORD Transit und ich war Teil des Teams für einen Wahnsinnsritt über die Piste nach Georgien. Einer der Passagiere machte an der Grenze Probleme wegen 50$, ich habe keine Idee, was die Lösung war und was er büßen musste … nach knapp einer Stunde ging es weiter. Mich kostete diese Fahrt 20 Georgische Lari (entspricht ca. 5€).
Dschawacheti-Plateau (1900m)
Die Steppe hier blüht wieder. Ich habe hier auf dem Dschawacheti-Plateau wieder fast die Höhe des Sevan-Sees (1900m) erreicht. Bis 1991 war das sogenanntes Grenzgebiet. Besucher von außerhalb benötigten eine Sondergenehmigung. Auch nach der Grenze siedeln hier noch immer Armenier (90 Prozent der Einwohner der Gegend gehören zur armenischen Volksgruppe). In Akhakalaki ( ახალქალაქი) wird in den Geschäften neben georgischer Währung auch armenisches und russisches Geld angenommen. Ich konnte hier meine überzähligen Dram (armenisch դրամ oder հայկական դրամ, Kurs 2016: 1 EUR = 528,33 AMD) in Georgische Lari (georgisch ლარი; ISO-Code: GEL; Kurs 2016 1 EUR = 2,58512 GEL) umtauschen.

Gleich am hinteren Wegrand ist die Kante zur Wardsia-Schlucht
Alle loben uns Deutsche, dass wir von aller höchster Stelle den Genozid an den Armeniern endlich respektiert haben. Es ist eine bitterarme Ecke, ich sah noch Leute in Erdhütten leben. Trotzdem hat der Op’ oben an der Kante zur Vardzia-Schlucht, der seine Kühe betreute, nix mit den Kommunisten von früher am Hut. Er rechnete mir vor, dass er für das Fleisch seiner Kühe heute viel mehr erhält als früher. In unserem weiteren Schwätz erzählte er mir, dass „der Mann, der die Einheit von Deutschland sichergestellt hat“, Schewertnadse, seit drei Jahren tot sei. Die Abfahrt in die Schlucht war anspruchsvoll für Mensch&Maschine. Ich traue meinem Vorderreifen nicht mehr viel zu. Unten treffe ich meine Freunde wieder, man sieht, es fügt sich.
Die Höhlenstadt Wardsia

28.6.2016    Die wichtigste Sehenswürdigkeit in Georgien kann man nicht sehen
Es war gestern noch ein toller Abend, die Wardsia-Schlucht (georgisch ვარძია) ist ein Hotspot für die westlichen Tramper. Damit der Tourist den gastlichen Ort auf dem Grund des Klosters als Campingplatz identifiziert, steht ein leeres Kuppelzelt auf der Wiese. Daneben erkannte ich sofort das Zelt meiner Freunde. Es gibt einen Ausschank von köstlichen roten Hauswein und man kann diverse Köstlichkeiten der georgischen Standardküche ordern, z.B. Khinkali (georgisch ხინკალი), die großen Teigtaschen, gefüllt mit Fleisch, Käse oder (wem’s gefällt) auch süß. Khinkali werden von Hand gegessen. Dabei greift man zur Spitze der Teigtasche (georgisch kudi "Hut"), die kühler ist als der Inhalt. Man beißt etwas Teig ab und trinkt den Saft aus der Tasche, dann isst man den Rest. Weil die Spitze hart ist, wird sie nicht mitgegessen, sondern zur Seite gelegt. Am Ende der Mahlzeit kann gezählt werden, wie viele Teigtaschen jeder Esser geschafft hat (Wikipedia).
An der Tafel fanden sich zusammen: Zwei Rucksackreisende aus Estland, ein Mähre aus Brno, Balint aus Budapest mit seinem Mädel aus Amsterdam. Lingua franca war Englisch, ich verstand es, aber wenn man eine Englischlehrerin dabei hat, braucht man nicht soviel zu schwätzen.
Wardsia
Der Aufstieg früh zum Höhlenkloster war zu trocken, zu hoch und zu heilig, abgebrochen. Wardsia wurde im 12. Jahrhundert in eine vom Tal rund 500 Meter aufragende Felswand geschlagen. Die Baumeister nutzten Vor- und Rücksprünge für die Anlage tiefer Höhlen, die durch Tunnel, Treppen, Terrassen und Galerien miteinander verbunden sind. Für die Einwohner waren ursprünglich 3.000 Wohnungen auf bis zu sieben Stockwerken errichtet worden, die Platz für 50.000 Menschen boten. Jede Wohnung bestand aus drei Räumen. Es gab eine Schatzkammer, eine Kirche, eine Bibliothek, Bäckereien, Ställe und Badebassins. Wasser floss aus Keramikleitungen. Die Höhlenwohnungen wurden durch belüftete Stollengänge verbunden.
Nach einem Erdbeben im Jahre 1283 sind heute noch 750 Räume auf einer Fläche von etwa 900 Quadratmetern erhalten. Durch das Beben ist die vordere Wand abgerutscht ist. Damals muss es viel weniger Löcher in der Wand gegeben haben. In meinem Alter sehen viele Dinge von unten am Besten aus und solche Weisheiten kann man von diversen Info-Tafeln und Wikipedia erfahren.
Den Fluss Mtkvari kennen wir bereits aus Tiblissi. Die 1364 km lange Kura (dt. auch Kur; georgisch მტკვარი/Mtkvari, aserbaidschanisch Kür) ist der größte Fluss im Kaukasus. Es war ein lockeres, aber heißes Pedalieren hinunter nach Akhalziche (ახალციხე) durch eine wilde Schlucht, garniert mit diversen Burgen, mehr oder weniger erhalten.
Burg Khertvisi: Die Khertvisi Festung ist eine der ältesten Festungen in Georgien und war während des georgischen feudalen Zeit funktionsfähig. Die Festung wurde erstmals im 2. Jahrhundert v. Chr. errichtet. Die Kirche wurde in 985 gebaut und die gegenwärtigen Mauern im Jahre 1354. Wie die Legende sagt, wurde Khertvisi von Alexander dem Großen zerstört. In der 10. und 11. Jahrhunderte war es das Zentrum der Mskheti-Region.
Nun zu den unsichtbaren Sehenswürdigkeiten: Ich habe heute begonnen, die berühmte georgische Küche zu ergründen. Dazu nutze ich zwei Zugänge. Einmal die vielen kleinen Straßenkneipen, wo die Muttl kocht. Zum zweiten die etwas gehobeneren Restaurants, weil man da die Speisekarte übersetzt kriegt. Gerade hat sich die Muttl gefreut, dass ich eine Kharcho, eine georgische Rindfleischsuppe, bestellt habe. Als Beweis liegt ein Knochen zum Abknabbern in der würzigen Suppe. Danach habe ich mir Khachapuri Imereli bestellt, das ist ein leckeres heißes Käsegebäck zum weißen Hauswein. Vorhin in Azpindza konnte ich eine Speisekarte studieren (georg. - russ. - engl.), um folgende umwerfenden Köstlichkeiten probieren zu dürfen. Als kalte Vorspeise Auberginen gefüllt mit Walnuss-Creme, danach Champignons in heißer Butter in der Pfanne gegart (hat noch gesprudelt). Ich schmeckte nichts anderes, als den puren Pilz. To be continued - wird fortgesetzt ...

Freitag, Juni 24, 2016

Die Steppe blüht

1 Kommentare
23.6.2016    Die Steppe blüht
Die Steppe blüht
Rund um den Sevan-See ist alles eine blühende Steppe. Der Sevan ist Nationalpark, wirklich nur der See. Direkt am Ufer, was dann auch die Nationalparkgrenze ist, gibt es ein paar Kieferngestrüppe. Ein wenig in der Struktur des Bewuchses sind noch die Felder des Kolchos zu erkennen, aber praktisch sind die Felder verwildert. Ganz hinten bei Geghamasar sind noch ein paar Mähhechsler aus der DDR im Einsatz, machen wohl aber nur ein Bisschen Heu. Doch die vielen Stauden von bunten Blüten beeindrucken den gegen den Wind kämpfenden Radler. Er kann so immer mal wieder zum Bilder machen verschnaufen.
Die Erzbahn
Immer wieder ist hier hinten Militär unterwegs. In Geghamasar komme ich beim Bier mit den Soldaten ins Gespäch. „Wir sind hier im Krieg!“ Die Grenze zu Berg-Karabach ist von hier nur 40 km weg. Der Erzzug fährt zu einem Goldbergwerk oben am Zod-Pass, das ist die Grenze zu Azerbaidshan – Bergkarabach. Nach einigen Schleifen durch das arme Dorf Norakert erreiche ich wieder eine halbwegs asphaltierte Straße an einer Tankstelle bei Tsovak.
Die Straßen sind hier rau
Die Säulen haben bereits ausgedient. Doch es gibt einen Tankwart, der hört gerade in seiner Bude von Queen “We will rock you”, als ein 1500er Moskvich vorfährt. Hinten sitzen drei Generationen Frauen, vorn zwei kernige Kaukasier. Sie erhalten nach meiner Schätzung 10 Liter vom Kessel in eine Kanne gezapft. Die werden mit einem Trichter in den Benzineinlass hinter dem Nummernschild am Heck eingelassen. Der nächste Kunde dieser “Tankstelle” lädt mich in sein Restaurant um die Ecke ein. Es wird Fisch geben.
Ausgedient
24.6.2016    Dreimal gehupt, ist auch gebetet
Hinter Martuni konnte ich einen schönen Kiefernhain zum Boofen finden. Die unzähligen Mücken schienen aber nicht stechen zu wollen. Es sind hier einige europäische Reiseradler unterwegs. Gestern habe ich drei Österreicher getroffen, die Martuni über den Selim-Pass erreicht haben. Sie hätten unten im Araks-Tal schon 46 Grad gehabt. Wir trafen schon drei Polen und zwei deutsche Hotel-Radler. 
Am Morgen sind einige Fischer auf dem See unterwegs, um ihre Reusen einzuholen. Die endemische Sewan-Forelle (Salmo ischchan, armenisch Ischchan իշխան) dürfen sie nicht fangen, sie steht im Nationalpark unter Schutz.
Kirchlein bei Lanjaghbyur Լանջաղբյուր
Ich wunderte mich bisher, dass es praktisch keine Dorfkirchen gibt. Jetzt konnte ich ein klitze kleine Kirche am Wegesrand besuchen, überaus ausgeschmückt mit vielen Votivgaben in Form von Bildern.
Die nötige Demut wird vom Besucher durch den niedrigen Zugang abgefordert. Der moderne Armenier hupt im Vorbeifahren dreimal. Die berühmten Sevan-Klöster z.B. Hayravank sind schon seit dem 19. Jhdt. aufgelöst, dort scheint es keine Gottesdienste oder ähnliches zu geben.
Rundherum viele Chatschkare
Ein Chatschkar ist eine Stele, ein Monolith mit eingravierten Kreuzen, Weintrauben, Ranken und Schriftzeichen. Chatschkare sind Gedächtnis-Monumente und künstlerische Objekte ganz besonderer Art. Besonders reich mit solchen Gedächtnissteinen ist der große antike Friedhof von Noratus ausgestattet.
Kloster Hayrvank (Հայրավանք)
Jetzt kurz vor Sevan habe ich meine Freunde zum Mittagsmahl wieder getroffen. Wir werden das Gebiet des Sevan verlassen und auf unterschiedlichen Wegen den weiten Weg zur georgischen Grenze suchen. Das sind aber bestimmt noch vier Tagesetappen. In Tsaghkunk hat die Pannenhexe mich erwischt. Die drei Groschen für die Kerzen in Hayravank waren wohl zu knapp im Auge des Herrn. Doch hier gibt es feines kleines Hotel.
Es war ein ganz kleines zartes Lämmchen, immer nur ein Bisschen an den Rippen und am Kotelett, aber wunderbar. Es war zubereitet nach Art des Ortes Tsaghkunk mit diversen gegrillten Gemüsen und Gewürzen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich in diesem edlen Restaurant diese Köstlichkeit korrekt mit den Fingern zu mir nehmen durfte. Aber es gilt wie immer, hier kennt mich ja keiner. Dazu trank ich einen trockenen weißen Wein (domaschno vino), großartig. Der Abschluss ist gerade ein Cognac, auch hier meinte der junge Kellner, dieses göttliche Getränk sei domaschno.

Mittwoch, Juni 22, 2016

Armenische Klosterstraße

0 Kommentare
19.6.2016    Armenische Klosterstraße
Die erste Frage an der armenischen Grenzkontrolle durch einen jungen Grenzschützer mit russischer Generalsmütze war: “Kommen sie aus Aserbaidschan?” Ich verstand nur Aschenbecher!
Der Fluss Debed
Wir radeln jetzt in der Schlucht des Debed, der sich mit reißender trüb brauner Strömung präsentiert.
Zwischendurch ein kleiner Regenschauer. Wir fanden Unterstand bei einem Gewerbegelände, der Wächter Agronom Haik holte uns in seine kleine Pförtnerloge und kochte uns einen Espresso. Er war sehr politisch bewandert und interessiert. Deutschland hätte eine wichtige und gute Industrie, nur die Politik der Angela Merkel sei fragwürdig bei den Asylanten.
Hier befinden sich einige berühmte armenische Klöster, leider immer 400 Höhenmeter über dem Fluss auf einer Felsterasse aus erkalteter Lava. In Akhtala wollte keiner von uns Männern hoch zur Burg und dem Kloster, das UNESCO-Weltkulturerbe Haghpat habe nur ich abgewählt. Ich komm’ nicht hoch! Noch nicht. Während Anne und Detlef sich im Kloster geistig erbauen, erforsche ich die Welt der armenischen Käsesorten. 
Meine erste Kostprobe der armenischen Küche
Zum Bier bestellte ich eine Käseplatte mit Lavash, dem dünnen Fladenbrot. Es war aber noch ein Bisschen Stör, das Madlotschka sagte “Sterlett”, vom Vorabend übrig … ich durfte kosten. Sehr gut!
Das Städtchen Alaverdi ist geprägt durch die Kupferhütte. Hier wird schon seit über hundert Jahren Kupfer verhüttet. Interessant ist die Verlegung des Fabrikschlots hoch auf den Berg. 
Küpferhütte in Alaverdi
In Alaverdi sprach uns ein pisatelj, ein Schriftsteller an. Der kriegte dann einen Anschiss, da er sich mit uns russisch unterhielt. Sonst haben wir aber überhaupt kein Problem, die russische Sprache zur Verständigung zu nutzen. An dem armenischen Wort für “Danke” zerbreche ich mir die Zunge - „շնորհակալություն, schnorrhakalutsjun“.
Im Canon des Debed
20.6.2016   
Die heutige Etappe war zünftig, sie führte nach Vanadzor und einige weitere hundert Höhenmeter zu einem Gartenrestaurant, wo wir zelten dürfen. Es sind nur 49 km zusammen gekommen.
Die Schwarze Kirche, die Gottesmutterkirche (Սուրբ Աստվածածին)
Der Besuch einer armenischen Kirche in Vanadzor mit der Spende von ein paar Kerzen für unsere gute Reise war ein weiterer kultureller Höhepunkt. Es war die „Schwarze Kirche“, gewidmet der Mutter Gottes. Bis 1828 bestand in Vanadzor eine Schwarze Kirche, an deren Stelle 1831 dieser Neubau errichtet wurde.
Kaffeehändler
Detlef legt großen Wert auf seinen morgendlichen Kaffee. Hier entdeckten wir einen Händler, der frische Bohnen uns auf die hiesige Art ganz fein als Pulver mahlte und verkaufte. Die Armenier sind als Kaffeehändler berühmt. Johannes Theodat (auch Johannes Diodato, eigentlich Owanes Astouatzatur) (* um 1640 in Istanbul; † 1725 in Wien) war ein armenischer Handelsmann und Kurier. Er war der Besitzer des ersten Wiener Kaffeehauses. Carl Tchilling-Hiryan (eigentlich Tchilinghiryan, * 1910; † 1987 in Hamburg) war ein Kaufmann und Unternehmer armenischer Abstammung. Gemeinsam mit Max Herz gründete er 1949 die Firma „Frisch-Röst-Kaffee Carl Tchilling GmbH“, den heutigen Tchibo-Konzern.
Sie brennen für das Heil unserer Reise
Am Ortsausgang hat uns ein ein mächtiges Gewitter mit Hagel erwischt, durch die pomana in der Schwarzen Kirche in Form von einigen Kerzen aber mit guter Logistik in Form eines Minimarkts. Dorthin flüchteten auch die Bauarbeiter, die von der letzten Überschwemmung die Reste von Schlamm und Geröll von der Straße weg schaufelten. Alles für die Katz, nach nur einer Minute tat sich wieder eine Sintflut auf und spülte neuen Schlamm und Steine auf die A330, eine wichtige Fernverkehrsstraße in Armenien. Nach einer Stunde konnten wir weiter strampeln bis zu unserem jetzigen hervorragendem Platz zum Zelten, der uns mit diversen Köstlichtkeiten wie hausgemachte Sahne überrascht hat. Wir durften die Schaschlikküche Armeniens gut ausprobieren. Kurz vor Vanadzor bei einer jungen Familie gab es einen Lammschaschlyk mit diversen Gemüsen. Hier bekamen wir was vom Schwein, für jeden ein kleines Kotelett und Rippchen. Dazu hat der russische Wodka mit dem Namen “Unser Wodka, eure Lieder” sehr gut geschmeckt.
Die Anlage, wo unsere Zelte standen
21.6.2016    Die erste Herausforderung
Wir sind immer noch am Aufstieg zum armenischen Hochland rund um den Sevan-See. Der liegt auf knapp 2000 m Höhe. Die Straße führte uns schon einmal auf eine solche Hochebene mit grünen Matten. Es ist eine Viehzüchtergegend. 
Die Gegend um Lermontovo
Einige der Dörfer tragen russische Namen wie Lermontovo oder Semjonovka, laut Reiseführer sollen es Molokaner sein. Die Molokanen (rus. Молока́не, arm. Մոլոկաններ), übersetzt Milchtrinker, weil sie an den Fastentagen Milch zu sich nehmen, sind eine Gemeinschaft des spirituellen Christentums, die sich von der Russisch-Orthodoxen Kirche getrennt hat.
Am Sevan-Pass (2114 m)
Ich war fix&fertig oben, noch nicht einmal der domaschno wino hat mir geschmeckt. Vom Pass aus kann man den Sevan-See sehen, besonders beeindruckend beim Pullern nachts im Mondenschein. Ich war aber zu schwach, die Photoausrüstung für Nachtaufnahmen aufzubauen.
Dorf der Molkaner
Unsere größte Herausforderung war die Passauffahrt von Dilidschan (armenisch Դիլիջան, auch Dilijan) aus, ca. 7 % über 20 km. Wir haben uns verabredet, dass wir am Pass zelten werden. Ich war fix&fertig oben, noch nicht einmal der
Die Strunke sind wie sehr holziger Spargel
Was bei uns das schlimmste Unkraut ist, diese hohen Dolden aus dem Kaukasus, die diverse allergische Reaktionen auf der Haut hervor rufen, die Strunke der Pflanzen nutzen die Armenier hier zum Einlegen in eine milde Essigessenz und wir kriegen das hier immer als Gemüsebeilage. Man kann es aber nur durchkauen, die Strunke sind wie sehr holziger Spargel.
22.6.2016    Am Sevan-See: Der Wind kommt von vorn
Es musste passieren, wir haben uns getrennt. Mit meinen 60 Jahren muss ich keinen asketischen Zelturlaub machen, wo das Land Armenien so viele schöne Spezereien bereithält. Ich hatte schon im Plan mir das gute Hotel “Tufenkian Avan Marak Tsapatagh Hotel” ausgesucht, um den Aufstieg zur blauen Perle von Armenien gebührend zu feiern. Ich habe mir hier für knapp 50€ ein Zimmer genommen und spektakulär gut gegessen. Ich werde sicher die Umrundung des Sevan-Sees fortsetzen und dann auch wieder zelten.
Der Wind kommt von vorn
Es ist eine verkehrsarme ordentlich asphaltierte Straße durch eine blühende Steppe bisher, aber mit großem Gegenwind. Hier im Hotel ist ein älteres Paar aus den Niederlanden. Die Holländer besuchen, wie jedes Jahr, auf einer Rundreise durchs Land ihre 16 armenischen Patenkinder. Der Mann sagte aber, dass die gefällige Straße bald vorüber sei, sie würden mit einem Lada für die nächsten 30 km 50 min brauchen. Einige der 3000er Berge, die den Sevan-See umkränzen, tragen noch Schnee.
Das Wardenisgebirge (armenisch Վարդենիսի լեռնաշղթա)