Dienstag, September 03, 2024

Im pannonischen Weingarten

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3. September 2024, Tattendorf
Für diesen kleinen Abschlussbericht sitze ich beim Heurigen. Auf dem Weg nach Wien habe ich einen kleinen Schlenker durch das Burgenland am Neusiedler See und dem Leitha-Gebirge gemacht. Ich habe jetzt für die moderate Etappengestaltung eine schöne technische Ausrede: Mein Umwerfer vorn am Kettenblatt ist kaputt, vom kleinen Blatt hoch geht, es besteht aber die Gefahr, dass die Kette ganz abgeworfen wird. Vom großen Kettenblatt runter muss ich mit der Hand nachhelfen. 
Purbach am Neusiedler See
Donnerskirchen am Laitha-Gebrige
Das ist hier eine sehr gesegnete Landschaft mit aufgeschlossenen Leuten. Ich  konnte mich ausführlich mit dem Herrn Schüller sen. in Purbach unterhalten. Förderung kriegen nur die Großen, sein Betrieb wäre zu klein. Dann hat er ein wenig "Landschaftspflege" betrieben, mit Großkopferten gesprochen, dann gabs auch seine Fördeung von 40T€. "Wir zahlns doch zruck, was tun die sich so gschamig!" "Ist Purbach eine Stadt?" "Oh, ein großer Fehler. Lauter Zugeroaste bauen hier. Die kommen nicht zum Heurigen." Purbach hat zwei Stadttore (ein Türkentor) und eine sehr schöne alte Kellerzeile, hier gibt es bestimmt viele Tradition. In der Hauptstadt des Burgenlands (Claim "Die kleinste Großstadt der Welt") hatte ich einen Eierschwammerlsalat mit Granatapfelkernen, sensationell und ohne Reue, mal vom Preis abgesehen. Mein Tischnachbar wurde gerade von seiner Doktorn mit einer Körpermuskelanteilwaage gemessen. Das halte ich ja für großen Humbug. Aber er war auf die Messwerte sehr stolz und meinte, ich hätte bestimmt noch bessere Werte nach dieser Radtour mit einem Biorad. Dann kann ich hier auch die gerösteten Knödel mit Ei bestellen.

Montag, September 02, 2024

Nun kommt er doch allein heim

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2.September 2024, Weiden am See
Heute eine Eisenbahnetappe im für alte Säcke so günstigem Bahnland Ungarn. Von Szolnok zum Keleti pu. in Budapest in einem STADLER-Doppelstockzug als Personenzug für 500 HUF. 
Im Personenzug kannst Du Dein e-Bike während der Zugfahrt aufladen!
187 km von Budapest nach Hegyeshalom im Regiojet kosten dann nochmal für Rad und Reservierung 1800 HUF. Zum Kopfrechnen: Für 1€ gibt es beim Geldwechsler an der Grenze 384 HUF. Von Hegyshalom bis hierher an den Neusiedler See dann knapp 30 km geradelt. Am Mittwoch die Rückreise direkt nach Saalfeld (Ankunft Do gegen 3 Uhr) in der 1. Klasse.

Sonntag, September 01, 2024

Ich wähle wohl nur noch aus Speisekarten

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31. August 2024, Gyomaendröd
Gyomaendröd: Ein Dorf für einen Ruhetag
Ein Ruhetag. Ich habe zwei Portionen gebackenen Blumenkohl und ein großartiges Pörkölt verkostet.

1. September 2024, Szolnok
Mit meiner Entscheidung zum Pedalieren weiter durch Ungarn ergibt sich auch: Ich wähle nicht. Und in der Tat sind mir dazu viele Gedanken während des Strampelns in der Hitze des Alföld durch den Kopf gegangen.
1. Es ist ein Theater
Ich verfolge ja dank des allfälligen Internets auf meiner Tour die Presse, bin mit Einschränkungen über die diversen Aufgeregtheiten zur Wahl informiert. Wer forciert diese Aufregungen? Die, die ihre Lebensplanung verkacken würden. Die Journalisten sind da nur willfährige Werkzeuge. Eine wirksame Wahl ist die Verweigerung dieses Theaters. 
2. Eine Wahl bewirkt nix
Mit einer Wahl von dem oder von der ändert sich nichts an den gesellschaftlichen Verhältnissen. Die Volksvertreter vertreten ausschließlich ihre eigene Lebensplanung. Die seltenen Ausnahmen (Allende in Chile) werden von den wahren Herrschenden blutig korrigiert. Neulich sah ich eine Unterhaltungssendung von Linda Zervakis auf pro7. Sie ließen da eine KI im Gewand der Linda Z. halluzinieren. Ich fand die KI-Idee am Ende der Sendung entlarvend. Man sollte doch wirklich ein Lokal aus einem Wahllokal machen. Das ist ganz nah an meiner alten Idee, dass ich mich mit einem Bratwurstrost vor das Wahllokal stelle und jedem für seinen zerissenen Wahlschein eine Bratwurst ausgebe. Bernhard hat uns erzählt wie das in Rumänien abläuft: Die Leute fotografieren in der Wahlkabine ihren Wahlzettel, um dann ihrem Bürgermeister, ihrem örtlichen Parteichef die korrekte Wahl zu bezeugen und die Prämie einzustreichen.
3. Historie
Immer wieder wird gefaselt, wir befänden uns in Zeiten wie zum Ende der Weimarer Republik. Das ist völliger Quatsch. Hitler hat die Macht ergriffen, die sie ihm angedient haben. Bei Wahlen war er nur dritter Sieger. Dem Geschichtslehrer will noch keiner was andienen. Es gibt ein großartiges Buch von Hans Magnus Enzesberger "über die verhängnisvollste Periode der deutschen Geschichte und über die herausragende Gestalt eines Mannes, dessen Biographie bislang nicht geschrieben wurde. Hans Magnus Enzensberger hat die Geschichte des Generals Kurt von Hammerstein aus allen erreichbaren Quellen recherchiert und entfaltet sie in einem Genre, das er beherrscht wie kein zweiter: in der literarischen Biographie. Kurt von Hammerstein war Chef der Reichswehr, ein Grandseigneur, ein unerschütterlicher Gegner des Nationalsozialismus, ein unbestechlicher Zeuge des Untergangs seiner Klasse, des deutschen Militäradels. Seinen Abschied nahm er, nachdem Hitler seine Weltkriegspläne 1933 in einer Geheimrede offengelegt hatte." (Wikipedia). Dieses Buch steht zu Hause bei mir in der Bibliothek. Übrigens, eine der Töchter von Hammersteins war mit Richard Sorge verheiratet.
Die Ungarn machen für ihre Armee mit Witzen ...
... und aufgebockten Jagdhubschraubern Reklame. 

Freitag, August 30, 2024

Weiter unterwegs nach Babadag in Ungarn

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29. August 2024, Bekeszsaba
In Curtici bin ich gegen 5 Uhr morgens angekommen. Das sind 5 Minuten Verspätung. Es lohnt sich also reichlich Personal mit Pfeifen an der Basis einzusetzen. Nicht wie bei der DB: Pfeifen im Management. Es ist faszinierend, wie durch Pfeifen und LED-Lampen schwenken eine neue Lok in Brasov bereitgestellt und rangiert wird. Es braucht dazu mindestens vier Fachkräfte. Ich habe eine Platzkarte für den ersten Wagen nach der Lok und kann so in bewährter Art mein Rad an der Zugschlusstür mit einem Spanngurt befestigen. Wieder knöpft mir der Schaffner den kompletten Personentarif fürs Fahrrad ab. Mit Bon! Mein Fahrrad trägt mit Stolz den Namen "EbsEls" und ist jetzt von der CFR als Person anerkannt.
Varsand, das letzte Dorf in Rumänien
Zum Sonnenaufgang habe ich den Grenzübergang Varsand nach Gyula (Ungarn) erreicht. Ich mache noch ein paar Schleifen zum Vernichten der restlichen Lei, die nach dem Tauschen in Forint im scimb de valutare übrig sind.
Die Kastenburg in Gyula
Gyula ist die Hauptstadt der rumänischen Minderheit in Ungarn. Es gibt hier eine faszinierende kastenförmige Festung und ein Heilbad. Das ganze Städtchen ist von weiteren Festungsanlagen und Wehrgräben gekennzeichnet. Das Burgbad "Várfürdö" ist sicher eine zweite Reise wert. Ein schöner Radweg führt mich mit vielen Fröccs nach Bekeszsaba. Das GooglePhone übermittelt mir die Hitzewarnungen der Ungarn, mal sehen, wie es morgen weiter geht.

30. August 2024, Gyomaendröd
Das ist kein Rasen
Die Entscheidung: Ich bin weiter pedaliert. Den Leitfaden bildet der Fluss Kettös-Körös, ein echter Steppenfluss. In Köröstarcsa erreichte ich den Deich des Flusses. Es war ein lockeres Pedalieren. 
Beim Dorf Köröstarcsa
Unterwegs gab es eine Anglerkneipe mit einer lockeren Gemeinde, die mich alle mit Handschlag begrüßten. Ich erhielt zu meinem Bier eine Kostprobe der hiesigen luftgetrockneten Paprikawurst. Die Schärfe ist nur mir einer kalabresischen Salami zu vergleichen ... großartig! Morgen werde ich diese interessante Gegend in einem Ruhetag verkosten.

Mittwoch, August 28, 2024

Heimreise durchs Burzenland

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28. August 2024, Brasov
Nun bin ich auf der Heimreise. Auf dem Bahnhof in Constanta wurde mir von dem Kassenmädel unmissverständlich erklärt: "Wir haben bei der CFR keine Wagen für Fahrradtransport." Auf der Webseite der CFR gibt es unter den Details einer Verbindung/eines Zuges die Möglichkeit ein Fahrrad anzumelden, ist bei allen Zügen inaktiv, die ich rausgesucht habe. Die Fernverbindungen ins Land z.B. nach Brasov sind für den Dienstag alle ausgebucht. Einen Rabatt für Alte gibt es nicht. Ich habe mich extra bei der CFR als clientii angemeldet. Weder am Automat, im Web oder an der Kasse wird nach dem Alter gefragt. Ich kriege ein Ticket mit Reservierung für 105 Lei nach Brasov für morgen früh um 1/2 6 Uhr. Ich soll im Zug den Fahrradtransport regeln. Ich bin schon am Bahnhof, als der Zug bereitgestellt wird. Ich habe so gepackt, dass ich im schlimmsten Fall das Fahrrad einfach stehen lassen kann. Ich packe das abgeschlossene Rad ans Zugende, arretiert an der Rücktür mit einem Packriemen. Mein Sitzplatz ist ein Wagen weiter. Ein Bahner ist weit&breit nicht zu sehen. Der Zug setzt sich in Bewegung, nun kommt auch der Schaffner. Der knöpft mir für das Rad nochmal den kompletten Personenfahrpreis ab, ich krieg i.d.T. einen Bon. So soll es nachher gegen 20:30 Uhr im Nachtzug nach Curtici auch sein.
Der Karpatenhirsch
Wenn ich als Denkmalspfleger in Kronstadt an die Macht komme, muss das "Starbucks"-Zeug weg
Im Moment mache ich einen Ausflug in die schön morbide Altstadt von Brasov. Ich sitze in der Altstadt direkt unter der Zinne beim bere Ursus. Mir gefällt es, wenn nicht alles so piekfein kaputt saniert ist. Das letzte Mal schrieb man das Jahr 1977, als ich in Brasov war.


Das Schei-Tor
Ich bin noch in der Schei gewesen. Das ist das Viertel der Rumänen und Bulgaren, getrennt durch ein Tor.
Aus dem Restaurant hat es sehr koscher und lecker gerochen
Nach dem Tor die Synagoge mit einer heute wohl ansehlichen Gemeinde.