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Freitag, Juli 01, 2011

Der Fisch will schwimmen

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Deltalandschaft
1.7.11 Bine atvenite in Rumänien, EbsEls
Es gab heute morgen wieder die üblichen Probleme aus einer mittleren Stadt der Ukraine, hier Izmail, heraus zu kommen. Nach einigen Schleifen und Nachfragen lag der Weg ohne gescheites Frühstück vor mir. Eine Muttel öffnete gerade ihr magazin, es gab Kaffe und den großen Snickers. Bis zur Grenze liegen knapp 70 km vor mir, die Karte zeigt nur ein Dorf bis Reni am Weg. Aber es wird noch einmal sehr wässrig, will sagen, es geht noch einmal an den Rand des Deltas. Die Donau hat hier scheinbar einige Flüsse aus dem Norden mit einer Art Seitenmoränen abgeschlossen, so entstanden riesige Seen in Besarabien.
Das Wappentier des Deltas
Hier konnte ich auch einen Pelikan fotografieren. Nun sind die Big Two des Deltas abgehakt. Die Schilfflächen sind unvorstellbar groß und laut. Zu vorderst quaken die Frösche, dann diverse Vögel.
Im vorletzten Dorf der Ukraine gab es dann alles für mich: Einen achtziger Nagel als Innenschiene für mein Zeltgestänge und eine letzte große Spezialität aus der Ukraine.
Ich liebe ja mehr das Essen als das Arbeiten, und arbeiten beim Essen ist gar nicht mein Ding. Beim Fisch muss man meist arbeiten, weshalb Fisch eher selten auf meinem Speiseplan steht. Aber siehe vorgestern: Wir sind im Delta. In einem magazin in Reni gab es wieder jede Menge Fisch an der Kasse. Die Auswahl war groß, ich nahm 100 gr vom Teuersten, eine goldene Seite vom Brustteil eines mir unbekannten Fisches. Dass es das Brustteil war, sah man an der Flosse, die an jedem Teil dran war. Die Verkäuferin sortierte mir die Teile von ganz unten in die Tüte. Dazu nahm ich Brot und ein Bier, raslivnoe, heißt vom Fass. Hmmm, es war eine Köstlichkeit ersten Ranges. Das Ganze noch mal ... dann wollte der Fisch nur noch schwimmen. Was diese Spezerei für einen Durst macht, hätte ich nicht gedacht.
Transdnistrische Rubel - die nimmt einem keiner mehr ab
Um hier aus der Ukraine zu kommen, muss man nochmal für einige 100 Meter in  Moldawien einreisen. Die beiden Grenzstationen sind in Sichtweite. Dazwischen gibt es eine Kneipe mit Wechselstube. Dort holte ich mir für meine Grieven die ersten Lei für Rumänien. Den Rest moldawische Lei gab ich für Bier der dicken Kneiperin. Nur meine transdnistrischen Rubel nimmt mir keiner mehr ab. Die moldawische Grenzabfertigung macht mich erstmal ratlos, bis eine Grenzerin mir eine Stube zeigt, wo man einen kleinen Zettel erhält, auf dem man dann vier Stempel aus den anderen Stuben einsammeln muss. Das ist so wie in den frühen Computer-Abenteuerspielen. Ich bekam nur drei Stempel zusammen, da half mir wieder die Grenzerin und gab den Zettel dem Herausgeber, woraufhin sie meinen Pass erhielt. Dann bat sie mich in ihr Zimmer und fragte nach einem present. Nun hatte ich keinen transdnistrischen Wein mehr, und  das sprichwörtliche "mein Geschenk auspacken" schien mir auch unpassend. Ich stellte mich so lange dumm, bis sie mir meinen Pass gab und mich fortschickte.
Ich bin jetzt in Rumänien, in Galati, und habe immer noch großen Durst. Aber glaubt mir, Leute, Bier hilft bei Fischdurst garnicht. Selbst hier in Galati, bei den immer durstigen Hochöfnern von Arcelor Mittal gibt es für mich nicht genug. Es ist Freitagabend in Galati: Schöne Zigeunerinnen in langen glitzernden Röcken.
Jetzt nutze ich den Laptop im Hotel für diese Geschichte und kann mit der letzten Flasche Ciuc und einer Tüte Waffeln hoffentlich den Fisch besänftigen.

Donnerstag, Juni 23, 2011

Neue Länder abgehakt

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Pedalieren über ruhige breite Straßen
20.6.11 Pedalieren
Der Morgen zeigte sich wieder von der besten Seite, glockenklares Himmelsblau garniert mit ein paar Fotowolken. Die Strecke, ohne den freundlichen Moldawiern nahe zu treten, und wohl auch das ganze Land bieten keine wirklichen Sehenswürdigkeiten. Es ist ein großer fruchtbarer Garten, hügelig. Die Dörfer liegen alle an einem Südhang eines der kleinen Tälchen. Meist ist ein Stausee dabei, damit die fruchtbare Erde stets bewässert werden kann. So kann man auf der verkehsarmen Hauptstraße mit drei Fahrstreifen locker pedalieren. Ich hätte viel mehr LKW-Verkehr erwartet, schließlich ist das die einzigste Verbindung in den Norden. In Balti hat mich wieder starker Regen in ein Hotel getrieben, danke.

Typische Raststätte an der Straße
21.6.11 Sich einen raufhohlen
Einen Eimer frisches Brunnenwasser ist die Essenz einer jeden Raststätte, auch in the middle of nowhere. Der Grundwasserspiegel ist nur ein paar Meter unten. Das macht zusammen mit der Schwarzerde die Fruchtbarkeit von Moldova aus. Und da es keine weiteren Sehenswürdigkeiten gibt, wird eben der Geschmackssinn angesprochen, der bekanntlich bei mir ein große Bedeutung hat. Es gibt diverse Weine. Doch wo ich an der Straße gekostet habe, waren die entsprechend dem russischen Geschmack mir zu süß. Das Obst, besonders die Kirschen, sind Spitze und eine Labung bei der heutigen Etappe nach Orhei. Denn es sticht bei leichter Brise der Planet. An der Straße gibt es einige richtige Gasthäuser, jedes Dritte hat aber meist schon den Geschäftsbetrieb eingestellt. Dort kochen die Matkas mit lustigen Kopftüchern noch richtige Hausmannskost. Bei mir gab es heute ciorba de vacute (Rindfleichsuppe) und Kiftel... moldovanesc (Fleichbällchen mit Kartoffelbrei), großartig. Und ... wichtig wegen des Dursts, es gibt auch Kwas. Zum Mittag heute sogar mal aus der Flasche.

Luxusrad und Luxusmobile vor dem "Gük Oguz"
22.6.11 Die Hauptstadt
Sobald ich in die Nähe der Hauptstadt komme, werden die wirklich gastlichen Stätten des Landes immer mondäner. Nach einigen Kaffees zum Frühstück bin ich nun in der Hauptstadt Chisinau (former Kishinjow, wie ich es bei Herrn Dr. Bruno Weese, der wohl aus der Gegend hier stammte, lernte). Und gleich, noch in der Vorstadtzone der Autowerkstätten und Baumärkte, bemerkte ich das "Gük oguz", das gagausische Küche versprach. Die Gagausen haben hier im Süden von Moldova ihre eigene autonome Republik (damit meine ich nicht Transnistrien, das sind die Russen). Nach dem Studium der Speisekarte sind die Gagausen eine Art Bulgaren mit türkischem Einschlag, das ist aber noch zu recherchieren und die Ergebnisse findet ihr in einem Kommentar unten. Vor der Tür alles große und edle Karossen, weswegen ich mich als Radler über die Aufmerksamkeit des Chefs des Hauses besonders geehrt fühlte. Und es gab auch was Feines:
Der Maitre
Für den Durst ein Tuborg (keine Bange Gert, aus der Ukraine). Als Vorspeise ein Tarator, der Bulgarienkenner genießt es kalt. Intermezzo: Salat, schön mit Dill in der Vinaigrette. Dann ist mein Bier ausgetrunken. Da ich eine Grillspezialität vom Huhn erwarte, bringt mir der Chef einen wohltemperierten Traminer. Das Filet vom Huhn als Roulade gegrillt, wird in einer Sauce mit guter Peperoni-Note getunkt, genossen. Den Abschluss bildet ein türkischer Kaffee mit einer Punschkugel. Das Foto vom Maitre dokumentiert meine vollständige Begeisterung.
Nun bin ich knapp 20 km von Transnistrien entfernt. Ein Kneiper hat mich schon vor dem sprichwörtlich einnehmenden Wesen der transnistrischen Pseudozöllner gewarnt. Aber davon morgen.
Ich schrieb schon einmal, dass die Routenführung immer sehr zwiespältig ist. Zum einen die Infrastruktur, es gibt nicht viele akzeptable Nebenstraßen und dort ist die Versorgung des ewig durstigen Radlers nicht optimal. Denn vom Brunnenwasser können ausschließlich die "lebensbejahenden Asketen" des Waldsassener Zisternsienserorden leben. Auf den Hauptstraßen sieht das schon erheblich besser aus. Doch dort plagen den lebensbejahenden Radler zum einen die lahmen alten SIL, i.d.R. überladen und die Marschrutki, diese an sich soziale Art eines Nahverkehrs. All diese Worte sind nun nur Einleitung für eine Portion Kapitalismuskritik.
Vor ein paar Stunden in Chisinau habe ich in meinem Gesichtskreis bestimmt 100 Mercedes Benz Sprinterbusse als Marschrutki taksi sehen können. Diese Dinger sind für den Radler unberechenbar, immer auf der Jagd nach zahlenden Kunden überholen die dich, um in 3 Metern wegen einer Oma vor dir wieder einzuscheren. Nun, das ist deren Existenz, aber was sich allein da für ein Markt 1990 auftat. Ich schätze, in Chisinau laufen 5000 von den Dingern. Der deutsche Produktivitätsüberschuss macht mir hier auf eine so besondere Art das Leben schwer. Es ist leicht in Deutschland über die Schulden an der Peripherie herzuziehen, wenn man es nicht schafft einen eigenen ausgewogenen Binnenmarkt zu etablieren. Offensichtlich wird der Sprinter hier erschwinglich gemacht. Wie? Mit Krediten.

In Tiraspol
23.6.11 Beim Köstritzer in Tiraspol
Heute morgen das Einreisezeremonium in das Land Transnistrien hinter mich gebracht. Es wird hier eine vergleichbare Bürokratie entwickelt, wie letztes Jahr beim Übergang in Kroczienko. Nur hier sitzt eine niedliche Tanja am Schalter und ich gebe mir von Anfang an Mühe beim Ausfüllen der immigration card. So klappt der Eintritt in den Staat, den ich in einem Tag durchradeln will, problemlos.
Am Eingang von Tiraspol lässt der Chef der Firma "Sheriff" (Geschäfte aller Art vom Supermarkt bis zum Autohaus, "Mercedes Benz"-Generalvertretung) einen Fußballkomplex hochziehen. Ich bekomme ein Führung: 43.000 Leute Arena, dazu ein zweites Stadion, eine Fußballhalle, Akademie für Kids von 7 bis 17, ein 50m-Schwimmstadion und ein 5-Sterne-Hotel, 18 Trainingsplätze. Dazu wird noch ein Aquapark kommen. Hier wird geklotzt. Mein Guide spricht vom Ziel Championsleague, wenn ich an Uriczani denke, werden sie es sicher auch mal haben. Jetzt die Meisterschaft haben sie aber vergeigt. So hat eben jeder seinen Dietmar Hopp.
"Café Eilenburg
Nun sitze ich im "Café Eilenburg" beim Koestritzer Schwarzbier. Das ist im Zentrum, direkt neben den Regierungsgebäuden, wo sich der aktuelle russische Praesident mit dem Hiesigen handschüttelt. Wenigstens Einer der Anerkennung zeugt, aber auch ich werde die fußballerische Entwicklung des FC Sheriff Tiraspol aufmerksam verfolgen und, wenn je Schalke hier mal spielt, mit dem Themarer herfahren. Auf Herrn Schneeloch werde ich gleich noch ein Warsteiner trinken. Die Biere kommen hier mit Gläsern aus dem Tiefkühlfach, bereift. Hinter mir versucht gerade ein deutscher User seine Internetbekanntschaft von der Flirtplattform in echt zu bezircen. Sie ist eine wirklich adrette Enddreißigerin, er der Prototyp (was ich so höre) des deuuuutschen Touristen. Hätte nicht geglaubt, daß es sowas in echt gibt, real comedy.

Dienstag, Juni 21, 2011

Nicht mehr weit bis Odesa

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Melde mich aus Orhei in Moldawien. Es sind wohl nur noch drei Tage bis nach Odesa. Ich habe mich zu einer Reiseänderung schweren Herzens entschlossen, der Zenit meines Lebens ist nicht der Abano-Pass, ich traue mich nicht nach Georgien, die Hitze hier genügt völlig. Ich werde nach Babadag fahren, der Ort - und Gert weiß, wovon ich rede - der solche Reisen inspiriert und verkörpert. Weiter geht es durch Rumänien, lasst Euch überraschen.

Gruß EbsEls
von unterwegs

Montag, Juni 20, 2011

In Moldova

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Kurzer Gruß aus Edinet in Nordmoldawien. Leider können die hier im Internetcafé nicht meine SD-Karte einlesen. Dort sind die vorbereiteten Tagebücher drauf. Also nur schnell eingetippt die Fakten:
Fruchtbare Moldau
Gut über die Karpaten gekommen und die spektakuläre Stadt Kamanets-Podhylsk besucht, einmalig. Die Altstadt wird komplett von einem durchschnittlich 40 m tiefen Canon umschlossen, wie ein Omega. Die Strecke bis zur Omega-Stadt war geprägt von großer Hitze, bis gestern ein mächtiger Regen mit Gewitter niederkam. Nun ist wieder alles gut, blauer Himmel und leichte Brise.

Gruss aus Edinet Eberhard Elsner

Sonntag, Juni 19, 2011

Slava Kwas - Hoch lebe der Kwas

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Meine Boten für die pomana
14.6.11 Waldkarpaten pur
Heute war ja wieder Arbeitstag, aber als ich früh um halb Sieben los bin, schlief Rachiv noch. Wenig Verkehr, also auch kein Frühstück. Das gab es in Form von Kaffee und Waffeln erst nach mehr als zwanzig Kilometern. In Jasinja konnte ich mir auch wieder den Allerhöchsten Beistand erkaufen. Drei Ehrwürdige in schwarz, blau und grün waren sehr interessiert an der Tour und freuten sich auch wegen meines Wunsches nach einer pomana. Sie wiesen eine dicke, mächtige Laienschwester an, den Wunsch nach guter Reise an den Hl. Iwan zu notieren.
perewal Jablunitsa
Den Tartarenpass (perwal Jablunitsa) hat der Huzulen-Kommerz fest im Griff. Aber nicht die Küche: Der Bortsch war nur Kraut und Wasser.
In Tatariv bin ich dann links weg nach Vorochta. Hier befindet sich seit 1933 das Skisprungzentrum der Ukraine. Nach einem endlich mal guten Essen im "Alt-Vorochta" zeigten sich erste Verschleißerscheinungen. Die jungen Kellner haben ganz verdutzt geguckt, als ich wegen eines Krampfs im Oberschenkel kaum die Treppe hoch gekommen bin, aber nach ein paar Verrenkungen aufs Rad kam und den Hügel hinauf stampfte.
Der folgende Weg führte auf ca. 1000 plus x Meter. Die Abfahrt hinunter nach Verkhovyna die pure Belohnung. Was ich jetzt noch schaffe ist wieder über Plan.
Hier knallt gerade der zweite Schampanskoje-Korken. Einer aus der Runde bläst sehr ordentlich die Hirtenfloete, aber viele Melodien scheint er nicht zu kennen.

Raue Wege
15.6.11 Staub fressen
Schon gestern, aber so richtig heute konnte ich mein Rad und mich auf die kaukasischen Straßenverhältnisse einstimmen. Die Überschwemmungen in den letzten Jahren hier in den Karpaten waren verheerend für die Straßen. Viele nur notdürftig rauh und staubig ausgebessert. Wenn dann ein Auto vor Einem ist, sieht man manchmal in der Staubwolke den Gegenverkehr nicht.
Ich bin dann noch in Ust-Potyla auf die Idee gekommen, bei Ruska im Tal der Suceava nach Rumänien zu machen. Ich war fast oben, doch in Ploska mehrten sich die Stimmen, dass der Grenzübergang nicht für Ausländer möglich sei.
In dieser Kneipe wurde ich von der Notwendigkeit der Umkehr überzeugt
Unterwegs besuchte ich das Dorfmuseumn, welches Jan Kubilizi in Sergii gewidmet ist. Es gab aber auch noch einige Exponate von der heldenmütigen Schlacht um den Kessel von Kolymija 1944 und den Produkten "unseres" (O-Ton der Museumsmuttel) Holzkombinats.
Ja, es galt umzukehren und die Karpaten zu verlassen. Ich bin jetzt ca. 25 km vor Tschernowitz, entweder bofen oder es findet sich vor der Stadt ein Hotel. Vom Sonnenstand abgeleitet kann ich noch eine Stunde fahren und es rollert hier schön.

Gruß an alle ehemaligen Einwohner der Bukowina
16.6.11 Auf und ab, das schlaucht
Ja, ich bin raus aus den Karpaten, aber diese Hügel sind hart. Es war letzte Nacht doch eine Bofe geworden. Bis Tschernowzi waren es tatsächlich noch 50km.
Es ist nun ein sehr durstiges Wetter, aber Bier wäre sehr fatal. Ich bin auf Kwas umgestiegen. Man kriegt es hier schön kalt aus dem Nachbarhahn vom Bier gezapft. Es ist ja auch ein gegorenes Getränk (praktisch Brot), aber eine alkoholische Wirkung zeigte sich bei mir nicht. Vom Aussehen und Geschmack muss man es sich wie eine in Sprite aufgelöste Lakritzstange vorstellen. Trotzdem erfrischend und den Durst löschend.
Kwas-Verkäufer in Tschernowitz
Tschernowitz lag für mich überraschend auf einem Berg, ich schob mein Radl auf Kopfsteinpflaster hoch ins zentr goroda. Angesichts eines 600 Jahrjubiläums heißt man alle Völkerschaften mit dem Schriftzug "meine Heimatstadt" in deren Sprachen willkommen.
Die Wegweiser ausgangs Tschernowitz haben mich auf eine Hauptstraße geführt, wo ich die Annehmlichkeiten der Logistik Wert schätze und die LKWs ignoriere. Auf der Weiterfahrt wurde die Sache erheblich ernster. An den Steigungen waren einige LKW nur wenig schneller als ich, die anderen wollten den Klump überholen, da musste ich öfter nachgeben und den Asphalt verlassen. Die alten Ladas mit Veteranen der Schlacht von Kolymeja am Steuer lahmten auch, wichen aber nie vom äußersten rechten Fahrbahnrand ab, den eigentlich ich befuhr. Das alles bergauf. Bei allen Abfahrten hatte ich Glück, ich hielt die 60kmh mit, so dass die Lücken im Verkehrsstrom mir freie Fahrt ließen. Nun nochmal zurueck zur Logistik an den Hauptstraßen. Der beschriebene Kampf macht Durst, oben hatte eine Muttl immer einen wohl temperierten Kwasausschank, was'n Glück. Einmal holte mich ein mächtiger Hirte in seine Runde, er war selbst Soldat in "Lutherstadt Wittenberg" wie er es exakt nannte. Er akzeptierte den Kwas, nachdem ich zur Sonne zeigte. Er zeigte stolz sein Garde-Tatoo, heute steuert er LKW von Polen bis Kasachstan und zu den Türken. Ich kam an meine Grenzen als ich Khotyn erreichte und bin ins Hotel "Fortezza". Diese Festung werde ich morgen besuchen, hier als eine der sieben Kunstwerke der Ukraine ausgeschildert.

Die Festung Stefan des Großen in Chotyn
17.6.11 Festungen
Heute morgen blieb ich in meiner Horntzsche etwas länger liegen, um die Festung Khotyn besuchen zu können. Aber es war noch geschlossen, nur einige Tinneffhändler bauten ihre Stände auf. Dann eben ein Frühstückskaffee suchen. Das ist morgens nicht trivial. Es soll ja auch was Vernünftiges sein. Aber egal welches Niveau, es liegen immer an der Ausschank/Kassierstelle diese Trockenfische rum. Gestern habe ich zwei junge Kerle solchen Fisch kaufen sehen, im ersten Moment dachte ich es sei die Hygieneinspektion. Die Jungs waren doch auch so proper gekleidet. Sie haben sich das schon lange sehr tote Vieh ganz genau angeguckt. Erst als bezahlt wurde, war mir klar, dass hier ein korrektes Geschäft abgewickelt wurde.
Im Verließ ist viel Platz
Nun habe ich zwischen zwei Kwas die Burg besucht, großartig und noch viel Potenzial, was noch touristisch gehoben werden kann. Ich bin ins Verließ abgestiegen, wo mal ein nobles Restaurant entstehen könnte. Tageslicht durch die winzigen Oberlichter und Fackeln, dann ein Ritteressen. Hier ist viel Geschichte aufeinander gestoßen: Polen, Litauer, Tartaren, Rumänen und nicht vergessen die Türken, die aber, so scheint es, hier vor Khotyn was auf den Turban gekriegt haben. Ein großes Schlachtengemälde zeigt dies. Hier muss ich mal ein wenig recherchieren.
Die Omega-Stadt
Nun bin ich in einer der spektakulärsten Städte, die ich bisher kennenlernen durfte. Von einem ca. 50 m tiefen Canon 359 Grad umschlossen, das letzte Grad wird durch eine Brücke gehalten. Dieser Zugang wird durch eine Festung geschützt. Ich habe mich hier nun für einen Ruhetag in ein ordentliches kleines Hotel eingemietet.


Der Smotrych-Kanon
18.6.11 Der Ruhetag
Heute habe ich nun diese spektakuläre Omegastadt Kamenets Podhylsk erkundet. Die Altstadt teilt sich in drei Gebiete auf, den polnischen Teil, den ukrainischen (ruthenischen) und den armenischen Teil. Vom armenischen Teil wäre mir nichts aufgefallen, wenn der Straßenname nicht darauf hingewiesen hätte. Sie kamen von der Krim, die Zahl war wohl nicht so groß, aber wirtschaftlich stark.
Der Kushnirska Turm
Der polnische Teil ist noch heute der repraesentativste. Hier stecken die Polen wohl auch viel Geld in die Restauration. Hier hat heute wieder ein kath.-polnischer Bischoff seinen Sitz. In der Kirche (übrigens die Einzigste, wo man nicht in kurzen Hosen rein darf - Schild) war heute eine der vielen Hochzeiten. Ich habe dann an der Burg sieben Paare bei ihrem Schaulaufen im Brautkleid beobachten können, umschwärmt von jeweils einem Fotografen und einem Videooperateur. Das war alles zu Fuß.
Die Festung
Jetzt hake ich die Stellen ab, wo sich beim Spaziergang die Motivklingel meldete. Die Sonne macht's aber nicht so, wie von mir erhofft. Dann eben noch eine kleine Portion Banusch mit Speck und Bryndza. Das war aber nur eine Art Mamaliga. Mamaliga ist fast immer hier auf der Karte. Sogar auf der Burg gab es auf Wahl Mamaliga. Mir sagten aber die gebratenen Kartoschka-Spalten mehr zu. Der Brater war ein freundlicher Mann, er ließ mich noch die vierte Möglichkeit kosten, ein würzig schmackhaftes Kascha.
Diese erstaunliche Stadt ist aber keineswegs ausschließlich meine Entdeckung aus deutscher Sicht, is' ja klar. Da waren eine deutsche Radlergruppe nach der Art von KaLeus "Rad und Wandern". Die ließen sich gerade von einem Polen durch die Stadt führen. Einer hatte an den Knien eine stramme Schürfwunde ca. 3 Tage alt. Es ist nicht einfach, das Gruppenradeln. Das ist hier der größte Nationalpark der Ukraine, es gibt einen Wanderweg ringsum. Zwei deutsche Kraxenschlepper sind auf diesem Weg unterwegs. Jetzt sitze ich einer Gruppe businesmen gegenüber, eine Art Bruno Weese dolmetscht.

Der Fährmann
19 6.11 Eine pomana hilft auch in Moldavien
Heute waren die beiden Heiligen Sv. Ivan und Sv. Wassili bei mir. Ich hatte ja schon gestern Pech wegen der milchigen untergehenden Sonne. Sowas ist ja immer in unseren Breiten ein Zeichen für das Aufziehen einer Warmfront. Es ging aber alles gut los, mit Hilfe eines Tankstellenkollektivs und deren Kunden wurde mir der Weg nach Ustja aufgezeigt. Hier wird mit Wegkennzeichnungen insbesondere in den Städten sehr sparsam umgegeangen. Mit einer Fähre aus Schubeinheit und angeschweißtem Pionierponton aus den Zeiten des  Übersetzens über die Oder '45 ging es dann über den Dnistr.
Ich habe mich entschlossen durch Moldawien zu fahren, ist kürzer und ein neues Land wird abgehakt.
In Moldawien - Der Weg ist klar vorgegeben
Mit der Einfahrt nach Briceni hatte mich das Mistwetter eingeholt. Es funktioniert anfangs kein ATM mit der neuen Maestro-Karte. Ich war schon am Weiterfahren und Zeltplatzsuche raus aus dem eher bescheidenen Ort, als mich die zwei Heiligen zurück auf den rechten Weg führten. Ich kehrte um, konnte mich für einen ersten schweren Regenschauer unterstellen und traf dann auf die Engel der Heiligen als Blumenfrauen. Sie zeigten Anteilnahme und den Weg zum Hotel. Am Wege lag dann auch noch ein moderner Bankautomat, der mir die moldawischen Lei ausspuckte. Die sehen nicht so toll aus wie die rumänischen, eher so wie Rubel. Sofort nach dem Einchecken brachen drei Stunden Gewitter und Regen los. Jetzt zeigten sich sogar für einige Minuten einige Strahlen der untergehenden Sonne, es ist kurz vor 21 Uhr. Ich sitze zum zweiten Mal geduscht auf der Hotelterasse beim Bier. Runterherum bei den jungen Leuten wird noch ausschließlich ukrainisch gesprochen.