Sonntag, Juli 10, 2011

Auf der Heimreise

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Blaj / Blasendorf: Vor den Sachsen waren schon die Römer da
8.7.11 Nach Alba Julia radeln
Hallo Detlef, soweit schaffe ich es nicht mehr bis Kosice ... obwohl ich das schon ein wenig ins Auge gefasst hatte. Ich bin bis die Nähe von Teius unseren Weg über Mediasch/Medias, Kleinkopisch/Copsa Mica und Blasendorf/Blaj geradelt. Praktisch wird kein Wein mehr angebaut im Kokeltal, nur noch privat bei ein paar Leutchen im Garten. Der Kokeltaler Altschloss ist also damit auch Geschichte. Aber er scheint 1996 auch schon nicht mehr geschmeckt zu haben.

Kneipe am Bahnhof in Alba: Mancher wird's kennen
9.7.11 Die Heimreise beginnt
Ich war noch kurz bei Costel im Geschäft in Alba Julia. Doch nur Monica, seine Frau, angetroffen. Er war zu irgendeinem Orientierungslaufen-Wettbewerb. Ich will mal hoffen, Schuhe verkaufen. Aber der Zug fuhr 11.30 Uhr am Sonnabend ab.



10.7.11 Wie ein Hai, immer in Bewegung
Ich bin jetzt in Budapest und habe für morgen einen Platz für mein Fahrrad in einem Zug nach Dresden bekommen. Ich will nicht weiter die Korruption bei unseren ehemaligen Bruderländern in der EU unterstützen. Bei den Rumänen hat das Fahrrad im Zug 50, bei den Ungarn dann nochmal 100 Lei Kaffeegeld gekostet, aber was soll's. Das Radl hatte eigentlich einen ganz ordentlichen Platz am Ende des Zuges mit vier Waggons. Doch wie immer, die Klimaanlage fiel ab Simeria aus, in Curtici haben sie sich nicht getraut den Wagen den Ungarn zu überlassen. Also Radl umladen, wieder guten Platz gefunden und nach dem Zugwechsel bei den Ungarn, fiel auch dort die Klimaanlage aus, eine Katastrophe.
Weinschorle an der Kleinen Donau
Hier in Budapest ist eine Affenhitze, 42°C zeigt die Anzeige am Gellert-Hotel. Da hat sich der Ebs wie der Hai verhalten, ständig in Bewegung bleiben und pedalieren. Ich war auf der großen Donauinsel im Süden der Stadt. Dort gibt es an der Kleinen Donau viele schőne Anglerkneipen.
Also, morgen sollte der Zug nach Fahrplan gegen 14 Uhr in Dresden sein.

Viele Grüße (bereits in Rückfahrklamotten)

Donnerstag, Juli 07, 2011

In Schässburg

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Mehburg / Beia
7.7.11 In Schässburg
Es hätte ein leichte Tour werden können. Doch wieder galt es, mich zu entscheiden zwischen einer Hauptstraße mit vielen LKW oder der siebenbürgischen Landschaft, mit einer Logistik auf Ceaucescu-Niveau. So habe ich einige weitere Kirchenburgen auf einer Nebenstrecke östlich der Europa-Straße nach Schässburg abgehakt und bin nach Merburg/Beia gekommen. Normalerweise gibt es aus diesem Dorf kein zurück. Ich bin mir sicher den Einzigsten mit Einkommen nach dem Weg heraus gefragt zu haben, er fuhr einen uralten Roller. Er wies mir den Weg nach Roades/Radeln, alle anderen Wege wären noch schlechter.
Auf dem Weg nach Radeln / Roades
Ich habe mich bestimmt durch 100 Schlammlöcher gekämpft, bis ich auf eine gute Forststraße gekommen bin. Diese Wanderung dauerte 3 Stunden. In Radeln dann die letzte Kirchenburg abgehakt. Die Erkundung im Dorf führte mich zu einem dieser zigeunerbunten Häuser, ein Fenster mit Brandmalen. Dort heraus schaute plötzlich eine Frau und ich glaubte, jetzt Hänsel und Gretel retten zu müssen. Ich traute mich nicht zu fotografieren.
Den Weg nach Bunesti zu Herrn Wagner gesucht. Der ist heute noch als Kirchenbeschließer in einem Prospekt aus dem Jahr 2005 ausgewiesen. Leider kannte den niemand von den Befragten in Bunesti. Seine Kneipe scheint es nicht mehr zu geben. Dann in Saschiz konnte ich aber mit einem ganz relaxten Herrn aus Nürnberg schwätzen, der jeden Sommer nach Saschiz in seinem Haus zurückkehrt. Dann wieder mit den LKW um die Wette bis Schässburg und mit großem Respekt mein Fahrrad auch die Schülertreppe hochgetrage, nun schon die zweite berühmte Treppe.
Die Küsterwohnung an der Bergkirche
Einige Fotos im letzten Büchsenlicht von der Küsterwohnung geschossen. Leider konnte ich den Namen auf dem Klingelschild nicht erkennen. Ein kleiner Zaun versperrt heute den Zugang. Aber sonst noch alles so wie damals, schluchz.
Ich bin im Hostel Nathans Villa untergekommen. Nathan ist ein '96er Schüler vom Haltrich/Gymnasium und ich kann mich mit ihm sehr gut auf deutsch unterhalten. Wir haben zwei Bier lang miteinander geschwätzt, sehr aufschlussreich.

Mittwoch, Juli 06, 2011

Im Burzenland

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2.7.2011 Wieder die Karpaten im Blick (115 km)
Heute steht eine Verbindungsetappe von Galati zu den Vorbergen der Karpaten an. Für eine Rumänien-Durchquerung bin ich bezüglich Karten nicht richtig vorbereitet. Ich muss erstmal eine vernünftige Straßenkarte kaufen. Gestern beim Abendspaziergang habe ich keine librarie (Buchhandlung) gefunden. Also suche ich jetzt die hier überall ausgezeichnete OMV-Tankstelle auf. Dort gibt es eine sehr gute Karte von ganz Rumänien (aufgeteilt auf vor und Rückseite, mit reichlicher Überlappung). Ein Tankstellenkunde weist mir auch gleich den rechten Weg Richtung Focsani, nachdem ich ihm auf meiner neuen Karte meinen Tourenplan erläutert habe.
Wieder die Karpaten im Blick
Bis nach Hanu Conachi folge ich der Hauptstraße nach Focsani, um dann links Richtung jud. Buzau (Râmnicu Sărat) abzubiegen. Der Name Hanu Conachi täuscht nicht, es gibt tatsächlich an dieser Abzweigung zwei schöne Gasthäuser. Ich setze mich in das hanul mit den meisten einheimischen Gästen. Es gibt ein schönes tocanita, mmmh. Das ist eine Art Bratkartoffel-Pfanne mit viel Zwiebel und Paprika, hier mal ohne Fleisch.
Jetzt bin ich endlich auf verkehrsarmen Straßen. Beim nächsten Bier in Tătăranu komme ich mit einem Maurer ins Gespräch, der sich schon in vielen Ländern Europas verdingt hat. Er gibt mir dann auch sehr eindringliche Ratschläge für die korrekte Wegführung nach Râmnicu Sărat. Es wird eine schöne Landpartie und nach wenigen Stunden kommen auch die ersten Berge der Karpaten in Sicht.
Ich komme mit vielen guten Leuten ins Gespräch, soweit eben meine paar Worte Rumänisch reichen. Mich beeindruckt die burschikose Wirtin mit dem flotten Kurz­haarschnitt, wie sie die ganzen angetüterten Kerle in Schach hält. Ich bin in einem Weingebiet, hier erhalte ich gespritzten Wein vom Hahn. In Râmnicu Sărat kündigt sich wieder ein Regen an, es ist Abend und ich nehme das Angebot der ausgezeichneten pensiunea an. Dort ist gerade eine Hochzeitsfeier im Gange, ich darf einen Kognak auf das Wohl des Brautpaars trinken, dann lässt man mich in Ruhe.


3.7.2011 Eine Sonntagstour
Ich erreiche gerade wieder von der Pension aus die Straße als der Regen einsetzt. Ich hoffe, dass das schnell vorüber ist und gehe in die Eckkneipe. Hier gibt es wieder eine gehaltvolle Weinschorle. Das war so gegen halb Neun. Der Regen hört erst kurz vor Elf auf. Wieviel Wein ich für die Überbrückung verkasematuckelte, bleibt mein Geheimnis.
raul Slanic
Gestern habe ich mich, auch hier im Tagebuch, über die Straßenkarte gefreut. Heute erkenne ich den wahren Wert dieser Karte. Ich suche mir die Straße DJ 203A und DJ 203K nach Nehoiu aus. Diese Strecke führt in das Gebiet, wo ich den Salzkarst vermute, den Karpaten-Willi so begeistert geschildert hat. Ab Mărgăriteşti hat der Regen den Weg ziemlich aufgelöst. Wenn auch mein Zelt wieder aufbaubereit ist, ich habe wieder einen Grund für eine pensiunea: Ich bin völlig vom aufgespritzten Dreck des Feldwegs mit der Nummer DJ 203A eingesaut. … und was für ein Glück: Bei Niculești finde ich das Werbeschild der Pension Gabriela in Vintila Voda. Hier liegt ein Tourismus-Prospekt des jud. Buzău aus und bestätigt, dass ich nicht mehr weit weg bin vom Salzkarst. Ich miete mich für zwei Nächte ein.


4.7.2011 Platoul Meledic
Der heutige Tag war der Erkundung des Salzkarsts auf dem Plateau Meledic gewidmet. Sozusagen ein Ruhetag, denn ich fahre nur mit der Lenkertasche am Rad in Richtung Săreni. Doch als ich gerade starte werde ich vom Wirt der Pension wieder zurückgeholt, es gibt erst ein tolles Frühstück țărănésc, nach Landessitte.
Ausgangs der comuna Mânzălești sehe ich die Salzberge „muntele de sare“. Nach dem reichlichen Regen gestern treten aber nur wenig weiße Salzflächen hervor.
Mein Höhlenführer
Ich folge den Wegweisern zur Pension „Meledic“ auf das Plateau. Hier gibt es eine reiche touristische Infrastruktur, die Pension und ein Zeltplatz mit Festwiese rund um den See Meledic. Leider musste ich erkennen, dass ich einen Tag zu spät gekommen bin. Eine ganze Schar Leute ist gerade mit dem Aufräumen nach dem gestrigen Folkfestival „Festivalul Slánicului" beschäftigt. Ein Mann zeigt mir den Weg zu einer großen Doline mit einer Salzhöhle. 
Höhle im Salzkarst
Er will mit mir dort durch kriechen, man käme auf einer anderen Seite wieder raus. Aber das ist mir zu fett, es sieht extrem schlammig aus am Eingang des Loches. Ich sehe mir die andere Seite an, indem ich über eine bunte Blütenwiese zur Nachbardoline gehe. Eine spektakuläre Landschaft! Unten im Tal des Slanic traue ich mir auch mal, das Salz zu kosten.
Salzkristalle



Abends in der Kneipe von Vintila Voda erlebe ich dann doch noch ein bisschen Volksmusik. Ein Op' kommt mit seinem HOHNER-Akkordeon vorbei und wird von meinem Tischnachbarn herangeholt. Kurz darauf trifft auch der Sohn der Kneiperin ein. Ihm gehört der KORG-Synthesizer im Thekenraum. Es beginnt ein ungleiches battle, der Op' kommt mit der unplugged Quetschkommode nicht gegen die Elektronik an. Er kommt wieder raus an unseren Tisch, ich spendiere ihm ein Cuicas-Bier und er spielt für mich „Sus sus sus, la munte sus“.


5.7.2011 Den Kartendichter verklagen
Für solche Wege ist das Rad gemacht
Heute will ich nun endlich den zweiten Teil nach Nehoiu im Tal des Buzau-Flusses schaffen, in meiner Karte als gelbe Straße DJ 203K eingezeichnet. Bis nach Lopotari ist auch alles o.k., bergauf, aber Asphalt. Die Abfahrt dann schon auf drum nemodernizat, nicht modernisierter Weg. Aber dafür ist mein Rad ja gebaut, immer noch nicht bedenklich. Doch dann die Abfahrt vom Ort Plaiu Nucului hinunter nach Gura Teghii ist nur noch von den Waldmaschinen zerwühlter Forstweg. Ein Autotourist, von dieser Karte dorthin gelockt, hat das Recht, den Kartendichter zu verklagen. Dass ich diesen Weg überhaupt gefunden habe, verdanke ich dem Bimmeln einer Herde. So konnte ich an einer Wegkreuzung auf die Hirten warten und nach dem rechtem Weg fragen. 
Durch die tiefen Schlammlöcher musste ich bergab schieben, einmal riss sich eine der Fronttaschen los und kullerte in eine 20cm tiefe Pfütze. War ich froh, als ich die ersten Häuser und eine vernünftige Straße wieder sah.
Mit einigen Bierhalts war es ein lockeres Pedalieren bis hinunter zur Nationalstraße #10 bei Nehoiu. Einsetzender Regen ließ mich in den Ort reinfahren, ich fand ein nettes Restarant, wo gerade eine kleine Brigadefeier stattfand. Nach den üblichen Fragen&Antworten zum Woher&Wohin ließ sich der Chef von seinem Sekretär mit mir fotografieren. An diesem Tag waren es wohl nur knappe 40 km.


6.7.2011 Das Burzenland erreicht
Vor gar nicht langer Zeit: Ein gewaltiger Erdrutsch
Heute galt es, die Karpaten endgültig zu überqueren. Das ist hier entlang des Buzau-Flusses hinüber ins Burzenland relativ leicht. Es gab nur am Siriu-Stausee einige kleine Anstiege. Mich hat jedoch viel mehr beschäftigt, dass das hier das seismisch aktivste Gebiet von Rumänien ist. Meine Pension letzte Nacht lag direkt unter dem Damm. Dass es hier einige Erdrutsche gegeben hat, war offensichtlich.
Kirchenburg in Tartlau: Die Fruchtkammern
Hinunter ins Burzenland (Țara Bârsei, das Binnenbecken um Brasov / Kronstadt) rollerte es durch eine schöne Abfahrt. Für den Schutz dieses Randes des ungarischen Königreiches vor den Tataren hat der König den Deutschen Ritterorden gerufen. Aber anders als in Ostpreußen erkannte er schnell den Expansionsdrang und schmiss ihn wieder raus. Die deutschen Siedler blieben und schützten sich durch den Bau von Burgen rund um ihre Kirche. Die wohl größte Kirchenburg finde ich gleich in Preijmer / Tartlau. An der Ringmauer weisen nach innen bis zu vier Stockwerke hoch die Pforten zu den Fruchtkammern. Jeder Hof von Tartlau fand bei Belagerung hier in seiner Kammer Zuflucht mit Vieh und Vorräten.
Harman / Honigberg: Hinten der Cuicas
Auch im Nachbarort Harman / Honigberg gibt es eine schöne Kirchenburg. Ich bin überrascht, dass noch so viele Gebetsbücher ausliegen. Denn praktisch sind zu den Wendezeiten alle Siebenbürgener Deutschen raus aus Rumänien. Ich frage einen Besucher, den ich für einen Burzenländer halte, wieviele Deutsche noch im Dorf leben: Siebenundsiebzig. So komme ich mit einem alten Honigberger ins Gespräch, der gerade aus Haßfurt zu Besuch ist. Er erläutert mir, weshalb an den Bänken, wo die Frauen sitzen, keine Lehnen dran sind – dies würde die Tracht zerstören. Zum Schluss zeigt er mir noch die alte Schule, die immer zu einer Siebenbürgischen Kirche dazu gehört. 
Die Völkerzüge im Mittelalter
Dort hängt eine alte rumänische Karte aus den Dreißigern. Darauf sind die Völkerzüge und Besiedelungen Rumäniens im Mittelalter dargestellt. Im Burzenland steht: cavalerii teutoni 1211 – 1225. Das war die Herrschaftszeit des Deutschen Ritterordens. Höggscht interessant.
Für den weiteren Weg wählte ich eine Nebenstraße am Olt entlang, die mich wieder ins jud. Covasna führte. Dieser Weg zeichnete sich dadurch aus, dass ich den Ciucas auch in echt am Horizont sah, nicht nur auf den braunen Flaschen. In einer Kneipe in Araci kam ich in Englisch mit dem Wirt ins Gespräch. Er stellte mir seinen Kumpel vor, Kandidat für das Bürgermeisteramt. Er kandidiere „für die Armen“. Wir diskutierten die Grundstückspreise in Deutschland und hier, sowie über das Renteneintrittsalter. Auf dem „Gebiet der Sachsen“ (jud. Brasov) kostet ein Haus ab 100.000€ aufwärts, hier im jud. Covasna nur die Hälfte. Bei Bod / Brenndorf bin ich an einem großen Investment in eine Eigenhaussiedlung vorbei gekommen. Plan und Preise auf der Bautafel hatten wirklich das Niveau von Jena in Thüringen. Nach dem Thema „Renteneintrittsalter“, wo Deutschland auch nicht besser als Rumänien abschnitt, fragte mich der Wirt, ob ich Kommunist wäre. Verunsichert verneinte ich. „Aber wir!“ freute sich der Kandidat für das Bürgermeisteramt. Ich habe noch zwei weitere bere Ciucas lang aufschlussreiche politische Gespräche geführt. Bei Măieruș fand ich wieder ein schönes Motel an der Europastraße E13.

Freitag, Juli 01, 2011

Der Fisch will schwimmen

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Deltalandschaft
1.7.11 Bine atvenite in Rumänien, EbsEls
Es gab heute morgen wieder die üblichen Probleme aus einer mittleren Stadt der Ukraine, hier Izmail, heraus zu kommen. Nach einigen Schleifen und Nachfragen lag der Weg ohne gescheites Frühstück vor mir. Eine Muttel öffnete gerade ihr magazin, es gab Kaffe und den großen Snickers. Bis zur Grenze liegen knapp 70 km vor mir, die Karte zeigt nur ein Dorf bis Reni am Weg. Aber es wird noch einmal sehr wässrig, will sagen, es geht noch einmal an den Rand des Deltas. Die Donau hat hier scheinbar einige Flüsse aus dem Norden mit einer Art Seitenmoränen abgeschlossen, so entstanden riesige Seen in Besarabien.
Das Wappentier des Deltas
Hier konnte ich auch einen Pelikan fotografieren. Nun sind die Big Two des Deltas abgehakt. Die Schilfflächen sind unvorstellbar groß und laut. Zu vorderst quaken die Frösche, dann diverse Vögel.
Im vorletzten Dorf der Ukraine gab es dann alles für mich: Einen achtziger Nagel als Innenschiene für mein Zeltgestänge und eine letzte große Spezialität aus der Ukraine.
Ich liebe ja mehr das Essen als das Arbeiten, und arbeiten beim Essen ist gar nicht mein Ding. Beim Fisch muss man meist arbeiten, weshalb Fisch eher selten auf meinem Speiseplan steht. Aber siehe vorgestern: Wir sind im Delta. In einem magazin in Reni gab es wieder jede Menge Fisch an der Kasse. Die Auswahl war groß, ich nahm 100 gr vom Teuersten, eine goldene Seite vom Brustteil eines mir unbekannten Fisches. Dass es das Brustteil war, sah man an der Flosse, die an jedem Teil dran war. Die Verkäuferin sortierte mir die Teile von ganz unten in die Tüte. Dazu nahm ich Brot und ein Bier, raslivnoe, heißt vom Fass. Hmmm, es war eine Köstlichkeit ersten Ranges. Das Ganze noch mal ... dann wollte der Fisch nur noch schwimmen. Was diese Spezerei für einen Durst macht, hätte ich nicht gedacht.
Transdnistrische Rubel - die nimmt einem keiner mehr ab
Um hier aus der Ukraine zu kommen, muss man nochmal für einige 100 Meter in  Moldawien einreisen. Die beiden Grenzstationen sind in Sichtweite. Dazwischen gibt es eine Kneipe mit Wechselstube. Dort holte ich mir für meine Grieven die ersten Lei für Rumänien. Den Rest moldawische Lei gab ich für Bier der dicken Kneiperin. Nur meine transdnistrischen Rubel nimmt mir keiner mehr ab. Die moldawische Grenzabfertigung macht mich erstmal ratlos, bis eine Grenzerin mir eine Stube zeigt, wo man einen kleinen Zettel erhält, auf dem man dann vier Stempel aus den anderen Stuben einsammeln muss. Das ist so wie in den frühen Computer-Abenteuerspielen. Ich bekam nur drei Stempel zusammen, da half mir wieder die Grenzerin und gab den Zettel dem Herausgeber, woraufhin sie meinen Pass erhielt. Dann bat sie mich in ihr Zimmer und fragte nach einem present. Nun hatte ich keinen transdnistrischen Wein mehr, und  das sprichwörtliche "mein Geschenk auspacken" schien mir auch unpassend. Ich stellte mich so lange dumm, bis sie mir meinen Pass gab und mich fortschickte.
Ich bin jetzt in Rumänien, in Galati, und habe immer noch großen Durst. Aber glaubt mir, Leute, Bier hilft bei Fischdurst garnicht. Selbst hier in Galati, bei den immer durstigen Hochöfnern von Arcelor Mittal gibt es für mich nicht genug. Es ist Freitagabend in Galati: Schöne Zigeunerinnen in langen glitzernden Röcken.
Jetzt nutze ich den Laptop im Hotel für diese Geschichte und kann mit der letzten Flasche Ciuc und einer Tüte Waffeln hoffentlich den Fisch besänftigen.