Mittwoch, Juli 05, 2006

Gutes Wetter

0 Kommentare
3.7.06
Wir sitzen auf einer Terasse über der Theiss in Novi Knesevac in der Vojvodina. Die Theiss führt fast Hochwasser, auf dem Campingplatz in Szeged standen von der letzten Überschwemmung viele große Luschen. Wir konnten dort nicht bofen - gesperrt ... und sieht auch nicht so aus, als dass nochmal geöffnet wird. Die Häuschen stehen zwar auf Stelzen (ca. 3 Meter hoch). Trotzdem kamen die Fluten der Theiss zum Fenster rein. Gerade gingen ein paar erfrischende Regentropfen runter, also entschieden wir uns für die Pension Anna. Anna war aber ein Mann, die Strasse heißt so - Anna utca.
Nachts kam ein bisschen Regen auch zum Dachfenster rein, aber nach dem guten Spezialitätenessen rutschten wir erst früh in den Laachen aus. Heute war es dann ein lockeres Pedalieren auf guten ebenen Strassen. Der Himmel ist vollstaendig bedeckt, von der Sonne nur eine Ahnung und immer wieder erfrischende Tropfen bei ca. 20 Grad. Wir haben viel Schlimmeres befürchtet.
Nach einem erfrischenden Kaltgetränk von der führenden Brauerei der Vojvodina hatten wir aber wieder bald Durst. Es sind ja auch schon wieder 30km im platten Banat zusammen gekommen. Es war nur ein kleines Dörfchen, es war Mittagszeit und im Dorf gab es nicht viele Möglichkeiten. Zuletzt fragten wir in einer Kneipe ... aber auch kein Essen zu haben. Es blieb uns also nur ein Bier zu bestellen. Mit dem Wirt kamen wir ins Gespraech, er war einige Jahre in Basel zur Arbeit. Statt dass wir unser Bier bezahlen mussten, fragte er uns, obe er uns noch eine weitere Runde spendieren dürfte. Auch die erste Runde wäre ihm eine Ehre ausgeben zu können. Weiter ging es mit selbstgebrannten Slivoviz - die pure Natur. Weitergefahren sind wir mit einem Abschiedsfoto und einer randvollen Literflasche von dem gutem Geist. Heute früh haben wir zum Zähneputzen ein gutes Mundwasser gehabt.

4.7.06
Nach einer unruhigen Nacht auf den Resten eines Maisfeldes bei Novi Becej radelten wir nun bei immer höheren Temperaturen durch das Banat. Schnurgerade Strassen vorbei an Sonnenblumen, unvermittelt nach vielen Kilometern im rechten Winkel die Richtung wechselnd und dann wieder bis zum Horizont geradeaus. Wegweiser gibt es sehr wenige, wir hatten oft den Eindruck falsch zu fahren. Selbst die Polizei schickte uns nicht auf dem kürzesten Weg nach Kovacica. Denn wir folgten einem großem Plan: Ein größeres Dorf finden, wo man gut das Halbfinal Deutschland vs. Italien gucken kann. Anfangs glaubte ich noch, die spielen um Fünf. Wir hatten uns schon bei netten Mädels im Kaffee angemeldet, es gab aber nur Tennis auf dem Schirm. Aha, 21 Uhr ist das Spiel, also brauchten wir eine neue Strategie. Nach dem Gucken brauchten wir ja jetzt schon eine vorbereitete Bofstelle, was bei den Mädels nicht zu machen war. Wir sind noch auf Strecke bis Padina gegangen. Dort gab es zwar erwartungsgemäß nicht so viele Kneipen, aber eine die wirklich alle Anforderungen erfüllte :
1. Ausschank
2. Sportplatz, wo wir Zelten düerfen
3. eine "Hamburgeria" für einen kleinen Imbiss davor
4. ein großer Fernseher.
Der war dann eine Projektionsleinwand mit einer Diagonale von fast 3 Metern.
Früh fanden wir auch noch den Wasserschlauch zum Waschen. Nur das Halbfinale hat der Miroslav verloren. Unser "Miroslav", so benennen wir unsere Schnapsflasche nach ihrem Spender, hat uns noch nicht verlassen. Die ist noch wohl gefüllt.

5.7.06 Tag des Missgeschicks
Nach vielen trockenen und sonnigen Kilometern durch Banat musste ich feststellen, dass meine Felge die Speichen verliert - sie brechen oben aus. Also mit dem Zug in eine größere Stadt - Pancevo. Hier fanden wir einen guten Laden, der mein Rad erfolgreich repariert hat.
Leider wird es nur noch wenige Berichte geben, denn wir sind auf die seltenen Internet-Cafees angewiesen. Aus unerfindlichen Gründen habe ich keine Modemverbindung mehr mit dem Handy. Bleibt aufmerksam!
Viele Grüße von unterwegs
Ralf-Peter Haun und Eberhard Elsner

Samstag, Juli 01, 2006

Start zur zweiten Balkantour

1 Kommentare
Fischerbastei in Budapest
Heute geht's nun los - gegen 14.00 Uhr werden Ralf und ich nach Budapest fahren (über Weida und München). Dann surfen wir weiter zu unserem Startpunkt Szeged. Hoffentlich sind die Straßen an der Donau nach der Überschwemmung in diesem Frühjahr noch zu benutzen. Denn der erste Abschnitt soll uns durch das Eiserne Tor führen, auf serbischer Seite. Vor einigen Jahren waren wir ja schon öfters in Orsova in Rumänien. Unter der Überschrift könnt Ihr Euch eine GoogleEarth-Datei mit unserer Reiseroute anklicken. Wenn Ihr das Programm installiert habt, seht Ihr wo am 10. Reisetag unser Zelt stehen soll.
Über Nachrichten freuen wir uns sehr. Diesmal muss sich keiner anmelden, beachtet aber die kleine Grafik mit dem Anti-Spam-Code.
--
Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner und Ralf-Peter Haun
Noch habt Ihr die guten Zeiten,
nach denen Ihr Euch in spätestens 10 Jahren sehnen werdet.

Samstag, Mai 06, 2006

Geburtstagsversprechen eingelöst

0 Kommentare
Klosterstraße 129
Im letzten Jahr zum 80. meines Vaters versprach ich ihm, dass wir gemeinsam mal nach Breslau bzw. wie's heute heißt Wroclaw zu fahren. Es sollten überschaubare Etappen im Auto werden. Also haben wir Quartier gesucht und gefunden in Agnetendorf bei B. Gnyp. Ja, dort wo schonmal die Diaernte stattfandt.
Über Hennigsdorf, es ist noch eine Cousine meines Vaters mitgefahren (auch 80) ging es nach Agnetendorf. Der Frühling ist während der Fahrt ausgebrochen, sehr schönes Wetter: Über dem schneebedeckten Riesengebirge blauer Himmel und angenehme Temperaturen.
Am nächsten Morgen (2.5.) fuhren wir über in der Karte grün markierte Straßen nach Wroclaw. Grüne Markierung bedeutet Fahrt durch schöne Natur über die Ausläufer des Riesengebirges und Herumkurven um 20cm tiefe Schlaglöcher. Besonders um Kowary (Schmiedeberg) war es schlimm. Erstes Ziel war der Zobten, in der schlesischen Mundart "der Zutabärg" genannt. Das ist ein Vulkankegel, den wir schon vor zwei Jahren bei unserer Oder-Radfahrt in der Ferne gesehen haben. Der Zutabärg war für die Breslauer die Wettervorhersage. Denn es heißt: "Denn warsche blau, do kunnt ma Rägen spieren und warsche grau, da gingen ber spazieren." Für uns war er grün, aber wir haben ja auch nicht von Breslau hergeguckt, sondern hatten die Sonne im Rücken. In Breslau fuhren wir gleich zu den alten Kinderspielplätzen von Vattern. Das ist das Gebiet zwischen Ohle und Oder, eine Auenlandschaft und damit naturgemäß auch Überschwemmungsgebiet. Ich habe interessiert den vielen Anekdoten zugehört, die zu den besuchten Orten gehörten...hier im Eis eingebrochen, dort in den Raddampferwellen geschwommen. Natürlich wurde die Klosterstrße 129 abgehakt, die alte Wohnung befindet sich heute im Bermuda-Dreieck von Wroclaw. So nennen die Wroclawer das Quartier, weil hier die lichtscheuen Bewohner der Stadt leben. Es gibt hier noch viele der alten Vorkriegshäuser und in den Polenjahren ist nicht viel gemacht worden. Ein bisschen hat sich was geändert nach '97, warum sollten wir am Abend in Agnetendorf erfahren. Natürlich war der Markt, das Rathaus Ziel des Spaziergangs, alles ist dort schön restauriert. Auf der Kurfürstenseite fällt ein Gebäude ein wenig aus dem Rahmen. Das ist das Sparkassengebäude, stilmäßig an das Bauhaus angelehnt. Auch hier gibt es eine Anekdote, hier sind die Elsner-Kinder immer mit ihrem Vater zum Paternosterfahren hingegangen.
Oder-Flut in der Klosterstraße (ul. Traugutta)
Am Abend trafen wir uns in der Bar vom Korallen-Gasthof in Agnetendorf. Dabei waren auch ein Pärchen aus Wroclaw, so Studentenalter. Die erzählten von ihrem einschneidendem Erlebnis ihres Lebens in Wroclaw: Die Oder-Flut 1997. Sie sagten, dass das Wasser in der Klosterstraße, eben im Bermuda-Dreieck bis zum ersten Stock stand. Das ist genauso unglaublich, wie dass die Weißeritz einmal durch den Dresdner Hauptbahnhof fließen würde. Mein Vater konnte das nicht glauben, in den 17 Jahren seines Lebens dort erlebte er einige Hochwasser. Da ist aber die Oder immer in den Deichen geblieben.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner