Dienstag, August 05, 2008

Bei großer Hitze im Örseg im Südwesten Ungarns

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1.8.08, Achau südl. Von Wien, in einem Heurigenlokal um 13:45 Uhr
Von den dicken Frauen in Wien
Infrastruktur in Wien
Mit mehr als einer Stunde Verspätung erreichte der EuroNight den Wiener Westbahnhof. Mir schien, dass der ÖBB den Zug nur noch mit der Priorität "Ankommen" geführt hat. Unausgeschlafen und hungrig stürzte ich mich 1/2 10 Uhr in den Wiener Stadtverkehr. Schon nach kurzer Zeit hieß die Devise: Flucht. Auf dem Weg nach Süden liegt das Sommerschloss Schönbrunn der Habsburger. Es gibt viel Aufregung über den Jahressalär des Porschechefs Wiedeking. Welchen Luxus die Habsburger repräsentierten, ist dem gegenüber umwerfend. Die Erhaltung dieses Schlossparks übernimmt heute mit Mühe der ganze Staat Österreich. Der Eintritt ist frei, aber Strafen für ein cleveres System von Verboten lässt auch ein erkleckliches Sümmchen zusammenkommen. Als Eintreiber werden mächtige Mütter eingesetzt.
Im Park von Schönbrunn
Ich nehme gerade mit viel Schmackes und einer Staubwolke die letzte Kurve vor dem Ausgang auf der sog. "Fahrstraße" durch den Schlosspark. Da stellt sich mir mutig eine mächtige Frau in den Weg: "Soll ich gleich kassieren oder später?" Für den Ausweg war ich dankbar: "Später!" Mir war nur nicht klar, warum die Brünhilde mich abkassieren wollte. Hilfsbereit wies sie mich auf die kleinen Verbotsschilder hin, 10cm Durcmesser, darunter auch das Fahrradverbot. Nochmal gut gegangen, die Gute war gnädig und erließ mir 50 EUR "Austrittsgeld".
Hungrig verließ ich den Park und sah vor mir ein 5spurige Ausfallstraße, zum Glück mit Radweg, der aber sehr steil in einen Park führte. Oben dann Golgatha: "Alt Wiener Würstel Stand". Eine mächtige Frau nahm meine Bestellung auf. Ihr Problem: Ich hatte großen Hunger und upgradete meine Bestellung im Satz 3mal: Käsekrainer - Leberkäs - Kümmelbraten. Sie war wahrhaftig begeistert und verhalf dem Piefke zu einem neuen Genuss. Auf die Frage "Süßer oder scharfer Senf?" wählte ich den Scharfen. Sie machte aber den Süßen drauf, wie es sich gehört und wie es mir auch schmeckte. Die Gute freute sich schelmisch, als ich mich für ihren Irrtum bedankte.
Endlich war die Flucht aus dem Wiener Gewimmel geglückt und ich feiere das hier beim Gespritzten Heurigen. Es sind nur noch 30 km bis zum heutigen Ziel, ich kann also das vierte Viertel noch bestellen.
Körsceg (HU), Sonntag, gegen 7 Uhr morgens

Gestern haben die Türken verloren.
In der Stadt wurde mit lauten Kanonenschlägen und viel Pulverdampf die Verteidigung der Burg aufgeführt. Ich muss noch nachlesen, ob alles historisch korrekt war. Die Ungarn haben gestern jedenfalls gewonnen.
Burg Forchtenstein
Ich bin jetzt hier im Gebiet derer von Ezsterhazy. Gestern begann die Tour mit einem Aufstieg auf das Rosaliengebirge bei Forchtenstein. Dort steht eine mächtige Burg im Besitz der Privatstifftung Ezsterhazy. Die Ezsterhazy-Farben Blau-Gelb begleiteten mich dann durch die Bucklige Welt bis nach Körsceg. Überhaupt haben die Ösis eine blumenreiche Sprachen z.B. Gibt es hier eine Versicherung mit dem Namen "Wechselseitige", das Geld wechselt die Seite.
Auf der Siegesfeier abends gab es tolle angejazzte Folkmusik, dazu holte ich mir vom Büdchen mehrere Dezi hiesigen Wein. Besonders wohlschmeckend der Cabernet Sauvignon aus Körsceg. Heute komme ich noch in Cak durch eine Kellerzeile, da werde ich weitere verkosten.
Kellerzeile am Geschriebenstein
Moschendorf in Österreich, sehr sonniger Nachmittag unter Kastanien
Heute bin ich durch das neue Europa gefahren. Der Radweg "An den Ausläufern der Alpen" nahm raue Waldwege durch das Gebiet des Geschriebenstein. Und viele Kellergassen wurden versprochen, aber damit war es nicht weit her. Den Vogel hat Sandor abgeschossen, mit viel Reklameschildern und sehr optimistischen Entfernungsangaben verführte er mich auf einen Berg. Aber seine idyllisch gelegene Buschenwirtschaft war geschlossen. Und so konnte er mir auch nicht sein Museum zum Eisernen Vorhang zeigen. Nach dieser Strapaze folgte ich nur noch Pinka. Das erste Dorf hieß Großdorf. Judit versprach wieder eine Buschenwirtschaft, war nix. Das nächste Dorf begrüßte mich auf kroatisch: Vitame vas! Weiter ging's durch Pernau und dann wechselte auf einmal die Farbe des Ortsschilds. In Bildein war ich wieder in Felix Austria. In dieser Walachai gibt es nächste Woche ein kleines Woodstock mit Uria Heap und Wir Sind Helden. Sehr heldenhaft, denn hier ist schon die Puzsta. Das nächste Dorf war wieder in Ungarn. Jetzt sitze ich beim dritten Spritzer im Gasthof Noe bei der Helga wieder im Burgenland. Das finde ich großartig, einfach so dahin pedalieren, Grenzen missachtend. Aber die Hiesigen kommen nicht miteinander aus. Es gibt genau wie bei uns im östlichen Grenzgebiet keine effektive Kooperation.
Csesztreg, ein schwüler Nachmittag am 4. August
Heute morgen war noch ein frischer Wind. Es war heute eine wenig spektakuläre Etappe durch das Örseg, die westlichste Gegend von Ungarn und seit der Landnahme unverändert. Zersplitterte Siedlungen in gerodeten Inseln im Eichenwaldgebiet. Ein Ort der Ruhe und Verlassenheit. Es gibt aber immer wieder Hinweisschilder zu czardas. Ich habe ein bisschen reichlich Forint rausgeleiert. Ich kann also getrost mich von den Hinweisschildern verleiten lassen. Herausragend bisher: Wildgulasch mit Dödöllös, eine Art Brockelzemte aus Stampf, ein Gedicht. Dann einige Kilometer weiter eine Fischsuppe vom Wels.
Lenti - ein Badetag
Von dem schönen Thermalbad habe ich mich verleiten lassen, am Zeltplatz zwei Übernachtungen zu buchen. Alles ist hier wie ein Kurpark, angefangen die Sanitärräume. Im Bad habe ich alle Becken durchprobiert, beim Sprudelbecken hatte ich aber immer Pech. Die seltenen Ausbrüche der Sprudel haben nur die beim Saunieren seit Alters her gewitzten Ungarn abgekriegt. Wann der St. Georg Energiepark seine Energie dem Sprudelbecken bereitstellt, konnte ich nicht ergründen. Nun habe ich auch noch mein Radel zum Speichen nachziehen abgegeben. Es wird also morgen zeitig dann nach Kroatien gehen, sauber und rund laufend.
Viele Grüße von unterwegs
Eberhard Elsner

Mittwoch, Juli 16, 2008

Gelebtes Hopperticket

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Kunst am Kloster Mildenfurth
Ich habe mich also am Dienstag nach dem Ärger mit dem "Service mit Herz" (statt mit Hirn) meiner Toyota-Autowerkstatt aufgemacht zu einer ersten größeren Radtour. Nach ein paar Versuchen am Fahrkartenautomat wusste ich, das mich der erste Hopp auf dem Weg nach Bad Brambach bis Triptis bringt. Auf dem Weiterweg mit dem Rad nach Wünschendorf "entdeckte" ich die alte Klosteranlage Mildenfurth im Weidatal. Heute sitzt dort der Künstler Kühn und hat das Gelände zu einer Ausstellung seiner Plastiken gemacht. Er öffnete mir persönlich die Pforte, damit ich mich umsehen konnte. Um den 14. Sept. herum ist Klosterfest. 
Holzbrücke über die Weiße Elster in Wünschendorf
In Wünschendorf sah ich den Zug gerade abfahren, ich hatte also Zeit durch das schöne Elster-Tal bis Berga zu radeln. Dort setzte ich den nächsten Bahn-Hopp bis Weischlitz. Dort war wieder viel Zeit, sodass es wieder ein Stück auf dem Elster-Radweg bis unter die Pirker Autobahnbrücke ging. Der letzte Bahnhopp bis Bad Brambach, Ankunft 16:30 Uhr.
Auf dem kurzen Weg nach Plesna (Fleiß) wollte ich eine Abkürzung fahren. Ergebnis: Ich gelangte in den Ödnisstreifen der Grenze mit den mannshohen Giftdolden, ich habe mich dann lieber durch ein brusthohes Rapsfeld gekämpft. Ich konnte nämlich in gut 20m den korrekten Weg erkennen. So ein reifes Rapsfeld ist staubig und verfitzt. Ich musste mein Rad vorn bis auf Kopfhöhe anheben und dadurch einen Pfad in den Fitz schlagen. Ich hoffe, die holen den Jäger, um dieses Untier zu töten, das diesen halbmeter breiten Pfad durch das Feld gebrochen hat.

Nun in CZ werde ich von der ausgezeichneten Beschilderung des Radnetzes geführt. Zweistellige Zahlen bezeichnen Haupt- und Weitwege, vierstellige Bezeichnungen sind lokale Wege, die auch schon mal sehr rau werden können. Mich führt die "36". Neben einigen Kleinstädten führt der Weg durch alte deutsche Ortslagen, wo aber kaum noch 10% der Häuser stehen. Ein Heimatverein der Kraslitzer in Zusammenarbeit mit dem tschech.-deut. Zukunftsfonds hat in jeder Ortslage einen Stein mit einer zweisprachigen Tafel zur Geschichte aufgestellt. Ein kleiner Unterschied ist mir aber aufgefallen: Die Jahreszahl 1945 mit dem Hinweis der Vertreibung, in jeder Tafel gleichlautend (Srg-C, Str-V), fehlt immer im tschechischen Text.
Gegen 19 Uhr erreiche ich Ursprung, eine kleine Pension mit restaurace grüßt. Draußen sitzen zwei Männer, der Wirt und sein Gast. Der freut sich, als ich hielt und ein Bier bestellte. Es ist ein Heizungsbau-Unternehmer aus Markneukirchen. Er ist Stammgast hier, kriegt sein Bier angewärmt und geht pro Glas zweimal pullern. Er wandert fast jeden Tag die gut 10km seit seinem Herzinfarkt vor paar Jahren rüber über die Grenze und ist ein exzellenter Kenner der Geschichte der Gegend. Er empfiehlt mir als Bofstelle den "Hohen Stein". Ich bin Anfangs nicht sehr begeistert: "Da muss ich ja wieder zurück!" Aber er will mich sogar bis hin begleiten. 
Meine Bofstelle am "Hohen Stein"
Ein schöner Höhenweg, in meiner Karte nicht eingezeichnet, führt zu einer Wand von Quarzfelsen, die praktisch den westlichen Abschluss des Erzgebirges bilden. Von den Felsen hat man einen großartigen Blick vom Slavk. Les (Kaiserwald) im Süden, über das Fichtelgebirge bis zum Vogtland.
Dort versuchte ich meinen Tarp aufzubauen, meine Geduld war schnell am Ende. Ich habe so im Wald bei den Felsen geboft. Ich hatte Glück, kein Regen, nur ein paar Mücken.
Der Kammweg ist für mich schwer, es geht lange bergauf und dann verliert man wieder die schöne Höhe. Jetzt bin ich in Hirschenfang. Liegt in der Nähe von Johannstadt, aber auf böhmischer Seite, ca. 900m hoch, ein Hochmoorgebiet. Es sieht hier aus wie in Jizerka, nur noch weniger Häuser. In der Kneipe hängen viele Ansichtskarten aus alter Zeit, es war ein stattliches Dorf und Sommerfrische. Heute steht nur noch ein Haus, von vormals fast 60. Die Tschechen haben hier einen breiten Streifen als Grenzgebiet entvölkert und verödet. Jetzt bin ich in Bozi Dar in eine kleine Pension zur Übernachtung eingekehrt.

Sonntag, Juli 13, 2008

Ja ist er denn endlich mal wieder unterwegs?

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Es muss endlich sein: Auch wenn nur fünf Tage Zeit sind, ich will eine
Radtour über den Erzgebirgskamm machen. Fast der gesamte Weg führt
durchs Bihmsche (durch CZ). Am Mittwoch werde ich starten und will ein
paar Geschichten an das Tagebuch schicken.
Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner
Ein Optimist nimmt die Dinge nicht so tragisch, wie sie sind.
Karl Valentin.
http://lebensreise.com/

Freitag, September 14, 2007

Taigajäger

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Am Anfang sollte es der Pik Poroshisty sein, ein Zweitausender im Chamar-Daban-Gebirge auf der Ostseite des Baikal. Noch sieben weitere Ziele haben wir dann diskutiert: Transib-Fahren nach Ulan-Ude, zur Olchon-Insel... Wichtig jedoch, es sollte auf eigene Faust sein. Alexander Wladimirowitsch schüttelte immer zweifelnd mit dem Kopf, er traute uns kein Taiga-Abenteuer zu und er wollte natürlich uns noch ein paar Tage verkaufen. Missverständlich war aber, dass er auch einen Betriebsausflug ab 11.9. führen sollte.
Geinigt haben wir uns auf eine Tour durch die Taiga hinunter zum Baikal-See entlang des Flüsschens Große Krutaja Guba und dann auf den Gleisen der alten Transib nach Kultuk am Südzipfel des See. Das sind grob geschätzt um die 60km. Wir sollten uns Fragen aufschreiben, denn Alexander Wladimirowitsch wollte uns Tipps geben. Wir hatten nur eine Frage, nachdem wir ihm unseren Plan vorgelegt haben: "Moshno - möglich?"
"Nu, moshno" erhielten wir als sehr zufriedenstellende Antwort, "nu, was wollt' ihr essen?"
"Wir gehen morgen früh noch Einkaufen."
"Wie wollt' ihr kochen?"
"Wir essen kalt."
"Aber 'nen Kaffee früh wäre schon gut" warf Harry ein.
Wir erhielten am Ende unserer Planungsrunde einige detaillierte Kartenskizzen von Angosolka (Wo das Magasin zum Bier holen sich befindet) und Kultuk mit den Bahnhöfen für die Rückfahrt, Fahrplanauszüge und einen der Kochbehälter. Wir waren gerüstet, um nach unserer Ansicht am Donnerstag (13.9.) wieder zurück nach Irkutsk zu finden. Alexander Wladimirowitsch lächelte skeptisch.
Am Montagmorgen stehen wir gegen 9.00 Uhr rechtzeitig an der Station Akademgorodok in Irkutsk. Die Elektritschka bringt uns zur Station "Perejesd". Das funktioniert auch alles bestens, es gibt einigermaßen verständliche Durchsagen zu den Stationen im Zug. Wir öffnen die Waggontür und stehen vor einem fast zwei Meter tiefen Abgrund, es gibt keinen Bahnsteig. Unsere Mädels pflücken wir vom Zug. Wir sind in der Taiga, hier steht ein Häuschen, ein nacktes kleines Kind stolpert über den Hof, man hört eine Säge. Schnell die Hauptstraße von Irkutsk nach Wladiwostok überqueren und dann dem einzigsten Weg in den Wald folgen. Zwei Burjaten mit großen Kiepen sind dort schon verschwunden, verlaufen kann man sich auch hier nicht. Die letzten Unsicherheiten über unseren Weg sind beseitigt, als wir die in der Karte eingezeichnete Stromleitung unterqueren.
Unseren Weg haben vor kurzen ein paar Radler genommen. Sicher galts immer mal das Rad zu schultern, denn hier ist überall Quellmoor für die Große Krutaja Guba. Doch den ausgetretenen Pfaden folgend kommen wir einigermaßen trockenen Fußes durch. Auch Jürgen, der nur in Sandalen läuft, weil er sich die Füße aufgerieben hat. Wir sehen immer wieder Spuren von Waldbränden. Jana sagte schon, die seien von dummen Touristen verursacht, die die Lagerfeuer nicht richtig löschen. Immer wieder finden wir solche Taigalager.
Unser Lager befindet sich am Zusammenfluss von zwei großen Bächen auf einem Wieschen im Birkenwald, herrlich. Von einer Feuerstelle etwas entfernt haben wir die Astgabeln für unser Gestell mitgebracht. Nur das Holz, was wir hier finden, ist sehr nass. Selbstverständlich kriegen wir das Feuer an.
Am nächsten Morgen durchqueren wir den Bach und sind dann gegen Mittag am Baikal, es wird ausgiebig gebadet.
Auch weiter läuft alles planmäßig, nach acht Tunneldurchquerungen erreichen wir Stara Angosolka mit seinem Magasin. Dort trinken wir die gesamten Vorräte des Dorfes an Importbier aus: Velkopopovicky Kozel aus Czechland, Holsten und ein Bier namens "Bavaria" aus Holland. Unser Lager steht diesmal direkt neben der Strecke der alten Transsib. Die Wahl fällt auf diese Stelle, weil wir hier die Errungenschaften der touristischen Erschließung Bank und Tisch nutzen können. Nachteil: Es geht kein Häring in den Schotter des Gleisbetts. Gegen Mitternacht kommt doch tatsächlich ein Zug hier lang, er reißt uns fast alle aus dem Tiefschlaf. Ich stelle mir nur vor, dass irgend ein Teil der Waggons sehr weit hervorragt. Vielleicht aus den gleichen Gründen wie bei der Wasertalbahn in Rumänien, bei einer Reparatur als unbrauchbar empfunden und weg gebogen. Das würde dann mein Zelt aufschlitzen, ich stehe nämlich sehr nah dran. Es ist ein Güterzug mit Pritschenwagen und zwei Personenwaggons.
Am zeitigen Mittwochnachmittag (12.9.) erreichen wir Kultuk. Am Bahnhof stellt ein junger Mensch als Natschalnik vor. Wir fragen nach Möglichkeiten der Zugfahrt auf der alten Strecke, auf der sogenannten "goldenen Schnalle des russischen Stahlgürtels". Ja, morgen 6 Uhr und paar Zerquetschte fährt der Zug. Da redet ein Anderer rein: "Nein, der fährt so gegen dreizehn Uhr." Das Missverständnis klärt sich auf: Die Bahn rechnet in ganz Russland nach Moskauer Zeit. Jetzt, wo wir also wissen, dass es auch eine Personenbeförderung auf der alten Strecke gibt, reift der Plan nach Port Baikal zu fahren und dort mit der Fähre nach Listwjanka über zu setzen. Das wäre eine Fahrt über 84 km am Baikal entlang und dann zurück mit dem Boot nach Irkutsk. Wir würden planmäßig am Donnerstag eintreffen. Wir rechnen nochmal die Zeitverschiebung zwischen Ortszeit und "Bahnzeit (Moskauer Zeit) nach und beschließen morgen gegen elf hier zu sein.
So wird es nun gemacht. Nach einer Nacht in der Nähe des Damms der aktuellen Transsib mit reichlich Güterzugverkehr, auch nachts bringt alle 10 Minuten ein Zug Öl nach China oder kommt leer wieder retour vorbeigerasselt, stehen wir am Bahnhof. Endlich gegen 14 Uhr steigen wir in die alten klassischen Transib-Liegewagen, wo schon Walter Ulbricht geboft hat. Eine optimistische Schätzung der Geschwindigkeit von Jürgen besagt 30 Stundenkilometer. Und viele Halts, es gibt etliche Bahnstationen, teilweise an exklusiven Urlaubsquartieren. Zum Beispiel die Tourbasa "Baikaltourist", hier hat schon Wladimir Putin ein Treffen der GUS-Staatenlenker abgehalten. Aber die eigentliche Aufgabe des Zuges ist die Versorgung der mechanisierten Wanderbrigaden mit Baumaterial. Wir haben schon auf unserer Wanderung die mit einem weißen Klecks gekennzeichneten Schwellen aus der Zarenzeit bewundert, die es auszuwechseln gilt. Es vergeht die Zeit und wir werden nervös. Ein ungefähr dreizehnjähriger Hans-Dampf-in-allen-Gassen-von-Port-Baikal bietet uns seine Beeren zum Kauf an. Als wir gegen acht endlich ankommen ist er mit seinen Kumpels Zigarette qualmend schnell weg, auf unsere Frage nach der Fähre fuchtelt er nur in Richtung See. An einer Anlegestelle sehen wir dann die Fähre rüber nach Listwjanka schippern. Ein Gerücht besagt, dass sie nochmal zurück kommt und eine Gruppe Amerikanzy für den Zarengold-Express, der hier steht und uns die Sicht auf die Fähre verbaut hat, bringt. Aber die Fähre geht hier über Nacht vor Anker, erst morgen früh wird der Betrieb wieder aufgenommen. Ab Tausend Rubel pro Nase ließe sich was ändern...
Wir finden noch ein Geschäft für das Abendbrot und nach einem kleinen Spaziergang ins Dorf auch einen schönen Bofplatz. Wir setzen dann am Freitagvormittag rüber und ein Bus bringt uns nach Irkutsk. Die Mädels vom Hostel freuen sich, dass wir doch noch eintreffen.

Sonntag, September 09, 2007

Ich komm' nicht runter

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Es gab einen Ruhetag nach unserem Sajan-Abenteuer. Slawa fuhr uns nach Taltsi und Lena erläuterte uns die Siedlungen der hiesigen Bevölkerungsgruppen: Ewenken, russische Kosaken und Burjaten. Ich fand es sehr interessant, von der Eroberung von Sibirien durch die russischen Kosaken zu erfahren. Wir besuchten in einem der Mehrgenerationenhöfe eine "dunkle" Banja. Das bedeutet, dass in der ganzen Horntzsche durch eine ordentliches offenes Feuer in der Banja die Temperatur hoch getrieben wird. Dann gehen die Leute rein und schwitzen sich gesund. Ein Restrisiko bleibt: Manch einer schläft für immer ein, ein bisschen Kohlenmonoxyd vom dann missglücktem Feuer ist zurückgeblieben.
Ein bisschen fürchte ich mich: Alexander Wladimirowitsch erzeugt eine respektvolle Atmosphäre zur Steppentour am Baikal. Wir kriegen unsere produkty, soll heißen Lebensmittel zugeteilt, der Rucksack wird drücken. Ich verzichte auf die Regenjacke und viel anderes unnützes ziviles Zeug.

Nach einer Fahrt über Holperstrecken setzt uns Slawa, der Fahrer, auf einer 200m hohen Klippe über dem Baikal ab. Das Lager wird aufgebaut: Wir bauen unsere Zelte auf und Alexander Wladimirowitsch den Rest. Er holt verstecktes Holz hervor, baut die Sitzecke auf, Feuer wird gemacht, er holt Pflanzen für den Tee und vieles mehr. Wir sind ganz jieprig aufs Baden im See. Nicht ganz einfach auf einer so hohen Klippe. Nach dem steilen Abstieg reißen wir uns die Klamotten vom Leibe, die Russen gucken ganz pikiert. Nach diesem Kulturschock erhalten wir Erläuterungen zum heiligen Charakter dieses Fleckchen Erde, hier gibt es neben den üblichen Russengraffitti 2000 Jahre alte Felsmalereien auf dem Marmorfelsen.
Anfangs führt der Weg am anderen Morgen noch durch lichte Taiga, aber dann nur noch Steppe. Häufig machen wir Tradition und das geht so: Alexander Wladimirowitsch fordert uns auf, ein klein bisschen Klimpergeld bereit zu halten. Ein Pfahl im Gelände zeigt die Grenzen einer Burjatensippe an. Solch ein Pfahl hat drei umlaufende Kerben, für die Geister des Himmels, der Erde und der Unterwelt. Für all diese Geister kann nun geopfert werden, Geld, geknickte Zigaretten oder mit dem Ringfinger der rechten Hand auf den Pfahl gestippten Wodka. Der Rest der Flasche gehört dann den Irdischen. Dass hier sehr viel Tradition gemacht wird, zeigen die vielen leeren Flaschen, Münzen und einige Zigaretten.
Ein Ort für viele Traditionen zu machen, ist der Hügel Jorta im Tal der Ust-Anga. Hier leben noch zwei burjatische Familien, eine sogar das ganze Jahr über. Irgendwie hoffen wir bei den paar Häuschen immer gleich auf ein magazin, ein Lädchen. Aber Alexander Wladimirowitsch macht deutlich: In 20 km Entfernung könnten wir ein Bierchen kaufen. Dieser Umweg ist aber selbst bei unserem Durst zu groß. Unser Lager steht heute im kleinen Uferwäldchen der Ust-Anga. Das Wetter verwöhnt uns, weshalb auch hier keine Gelegenheit ausgelassen wird, in den sibirischen Gewässern zu baden. Jürgen hat aus seinem Kühlschrank das Thermometer mitgebracht, wir schätzen 17°C Wassertemperatur.
Am nächsten Tag führt uns Alexander Wladimirowitsch durch die Steppe zum Plateau, wo Wünsche war werden sollen. Als magische Boten der guten Geister taucht am Horizont eine Stute mit ihrem Fohlen auf und galoppiert uns entgegen und umkreist uns neugierig, um am besten im Wind Witterung aufnehmen zu können. Wir werden als wenig interessant eingestuft und die beiden verschwinden wieder. Wir sind angekommen an unserer Lagerstelle für die nächsten drei Tage hoch über der Aja-Bucht. Das Lager wird aufgebaut: Wasja hat mit einem kleinen Transporter neue Vorräte an produkty mitgebracht. Er wird auch immer Wasser aus dem Baikal herbeiholen. Einmal bringen wir vom Baden einen Kanister voll mit, das brauchen wir aber dann nicht mehr zu schleppen, gut so, denn es geht vom Ufer einen steilen Weg gut 100 Höhenmeter hoch. Dann lädt Alexander Wladimirowitsch einen Rucksack ab: „Santa Claus!“ sind seine Worte. Nun schwant uns, was die Magie dieses Ortes ausmacht, im Rucksack sind etliche Büchsen Baltika 3 – das Bier des russischen Reiches.
Noch mehr Ausrüstung bringt Wasja von seinem oben auf dem Plateau geparkten Transporter: Helme mit Geleucht, Klettergürtel und jede Mengen Seil und Kletterhardware. Alexander Wladimirowitsch bittet zum Training: Abseilen, Klettern mit Steigleiter und Seilklemmen. Wir trainieren für die beiden Höhlentouren, in eine enge horizontale Höhle und in eine Schachthöhle. Ich baue schon mal vor und erzähle von meinem Höhlenabenteuer im Elbtal in den achtziger Jahren, mit Narbezeigen. Das kleine Einmaleins des Höhlenkletterns haben am Vormittag dann alle durch, jeder hat sich abgeseilt und ist mit der Seilklemme geklettert. Nach dem Essen steigen alle in die Höhlenkluft. Helmut sieht sehr schmuck aus als kleine runde gelbe Fledermaus in seinem Overall. Fünf Meter nach dem Höhleneingang kommt schon für mich die Schlüsselstelle, hier komme ich nicht durch. Mal wieder ist der schönste Teil der Höhle für mich nicht erreichbar.
Aber ein Höhepunkt kommt noch am nächsten Tag. Wasja und Alexander Wladimirowitsch haben am Morgen schon an der Felskante zum Baikal gebastelt und Sicherungsösen gesetzt. Wir werden uns 100 m über dem Baikal eine Felsplatte ca. 15m abseilen und dann wieder mit den Steigklemmen, wir nennen die Dinger Fiffis hochklettern. Das ist großartig und auch anstrengend. Am Nachmittag in die Schachthöhle gehe ich nicht mit hinein – ich komm’ eben auch nicht mehr runter.

Sonntag, September 02, 2007

Ich komm' nicht hoch

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Alexander Wladimirowitsch sagt mir gerade: "Otlitschno!" Ausgezeichnet, so fühl' ich aber gar nicht. Ich krauche auf dem letzten Loch den Hang hoch, immer auf der Flucht vor Wasja. Er ist beauftragt, die Gruppe abzusichern. Wir sind auf dem Weg in das Sajan-Gebirge. Es ist eine herrliche Bergwelt. Der Weg führt uns von Arschan (900m) am heiligen Wasserfall vorbei durch den Canon der Kyngyrka auf ein Höhe von 1300 m. Nach vielen wackligen Brückenüberquerungen, steilen Auf&Ab erreichen wir endlich das Basislager. Es geht ans Lager aufbauen. Das heißt für uns Holz sägen und hacken. Alexander Wladimirowitsch sucht Material für Tee, Wasja versucht sich am Feuer und unsere Dolmetscherin ins Englische Nadja schnitzelt das Gemüse für die Suppe. Jens kriegt endlich das Feuer in Gang. Alexander Wladimirowitsch sagte sehr bestimmt von Anfang an, dass wir uns um Bier und Wodka selbst kümmern müssen. Deshalb trugen wir fast alle auch eine Flasche Wodka ins Basislager. Lange hält der mitgebrachte Wodka uns nicht am Feuer, dann in den Schlafsack.
Die erster Tour führt als Akklimatisierung entlang des Flusses durch die Schluchten. Mir gefällt eine Stelle als Bett im Moos so sehr, dass ich meine Freunde ziehen lasse und in das Moos lege. Wenige gefühlte Minuten später höre ich meinen Namen im Tal widerhallen. Ich winke mit meiner Mütze in die Berge. Die Freunde sind aber schon an meiner Bofstelle vorbei gelaufen, stellt sich heraus, als Jens von unten auf mich zu kommt. Die Freunde machen schon Pause und bereiten den Tee an einer Feuerstelle.
Alexander Wladimirowitsch hat inzwischen das Lager perfektioniert: Folien über dem Thingplatz, neues Holz zum Hacken und die Pfanne hat einen Stiel aus Eberesche.
Das warme Essen zum Frühstück ist zum Gewöhnen, heute gibt es Milchreis mit Rosinen. Wir starten zur Bergtour auf die Höhen des Sajan. Aus den Erfahrungen von Gestern habe ich gelernt und mir aus der Deckeltasche des Rucksacks einen Ranzen gebaut. Darin befindet sich ein Pullover und die Trinkflasche. Wieder komme ich nicht hoch: An der Waldgrenze bei ca. 2100 m lasse ich die Freunde ziehen. Die steigen noch 300 m höher auf den Kamm des Ost-Sajan. Der Abstieg geht dann steil und wegelos durch die Bergtaiga auf Moosteppich. Harry sagt: "So einen Teppich und ich brauch' kein Bett." Im Canon wird schnell ein Feuer entfacht und den guten Taigatee gekocht. Dazu braucht Alexander Wladimirowitsch nur wenige Minuten, um die Ingredienzien für den Tee zu sammeln. Für mich überraschend gehören auch Vogelbeerbaumbeeren dazu. Jeder Schritt durch die Taiga wird von wunderbaren Aromen erfüllt. Am Basislager ist unsere Crew immer am Kochen von Tee, Suppe und Wasser fuer Kaffee. Überhaupt sind wir immer gut bekümmert worden, mir wurde meine Seitentasche und meine Stöcke abgenommen. Ich bin ja immer der Letzte der Gruppe vor Treiber Wasja.
Das Ostsajan ist ein sehr schroffes und steiles Dolomitgebirge. Die Bäume reichen bis in die Felsregion, irgendwelche Matten und Wiesen gibt es nicht. Es ist ein raues und abenteuerliches Gebirge.
Zum Abschluss besuchen wirt noch in Arschan ein burjatisches Kloster - ein Datsan. In der kommunistischen Zeit sind alle alten Klöster restlos ausgelöscht worden. Die Burjaten verehren einige Standorte der ehemaligen noch als heilige Plätze, wie aber eben den Wasserfall oder einen markanten Felsen auch. Dieses neue Kloster ist scheinbar aus einem russische Bauernhaus mit viel Farbe und hochgezogenen Dach konvergiert worden. Es besteht erst wieder seit zehn Jahren. Ein Mönch verliest in einem Singsang mit minimaler Modulation seine Texte. Nach einigen korrekten Runden in Uhrzeigerrichtung verlassen wir das Kloster zu einem ersten Bier nach den vier Tagen.
Nun fährt uns Slawa ohne Umwege nach Irkutsk zurück. Der Verkehr ist recht chaotisch auf der Hauptstrecke, Rechts- und Linkslenker halten sich hier die Waage bei Rechtsverkehr. Problematisch ist das dann bei einem Überholvorgang. Und so sind die diversen Missgeschicke am Straßenrand mit Blechschäden und auf dem Dach liegenden KAMAS keine Überraschung.
Die nächste Tour soll in die Tazheransker Steppe zum Baikal gehen.

Montag, August 27, 2007

Erster Haken auf der Liste

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Immer gibt es einen Markt mit Ständen irgendwo und diesen muss man auch besuchen, um Spezialitäten zu kosten. Wir waren erfolgreich, es gab die Fischspezialität des Baikal, den Omul, geräuchert. Das ist wie Lachs nur noch würziger. Erst kauften wir acht Leutchen einen einzigen Fisch zum Kosten. Nach den ersten wohlschmeckenden und zwischen den reichlich Gräten rausgekratzten Happen wurden vier weitere Omuls von der netten Fischfrau auf dem Markt von Listwjanka geholt. Die Fische sind mit Hilfe von großen Zahnstochern platt gemacht und stark geräuchert. So lachen sie den Feinschmecker an. So ein Fischlein kostet hier 100 Rubel, entspricht Euro 3. Daneben ist im Markttisch ein Loch, worin eine Plastetüte liegt. Die hob das Ömchen an und bot mir von dem noch räucherwarmen Fisch eine Kostprobe an. Nun muss es auch zu einer späteren Tour noch diese Spezerei sein.
Das ist ja ganz günstig, im Vergleich zu den ersten russischen Bieren in Moskau. Jürgen hatte einen 1000-Rubel-Schein, der aber nicht für die Runde reichte. So bemerkten wir aber auch nicht, dass dieser von der Bank von Belarus herausgegeben war. Nun, die Kreditkarten gelten zum Glück weltweit.


Sonst lief alles besser als ich erwartete, ein Bus transportierte uns zum Inlandsterminal in Scheremetjevo, genügend Schwarztaxi boten ihre Dienste in Irkutsk. Das Hostel ist eine Wohnung in einem Block, drei Zimmer mit Betten zugestellt, Küche mit Versammlungstisch und einem Flur, mit der Schlange zum Zugang zu Klo und Dusche. Aber es fügt sich, dass siebzehn backpacker zurecht kommen. Bisher nutzten wir nach einigen Versuchen die einheimischen Verkehrsmittel: Busse in Irkutsk und das raketa-Boot zum Baikal nach Listwjanka. ...und ein neues Wort habe ich gelernt: puschka, die Kanone. Das lernte ich beim Besuch des Dampfers ANGARA, der als Truppentransporter im russisch-japanischen Krieg 1905 eingesetzt war. Ein alter Starschina mit Knollennase und kleinwenig Wodkaodem erläuterte uns die Geschichte des Schiffes. Morgen halb zehn Uhr starten wir nach Arschan ins Gebirge. Sascha als Veranstalter erläuterte uns den Plan und nahm uns das Geld ab.

Dienstag, August 14, 2007

PROLOG - Vorstellung von einer Reise zum Baikal

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Nun sind die wesentlichsten Hindernisse (Visa und Lokführerstreik) auf dem Weg nach Sibirien überwunden. Nun brauchen wir nur noch alle so einen Hut wie Putin und wir sind gerüstet.
Persönlich mag ich beim Reisen Überraschungen und ein bisschen Abenteuer. Deshalb verlasse ich mich voll&ganz der Beschreibung der geplanten Tour von Alexander Osintsev.
Hier nun meine Interpretationen seiner Beschreibung:

Heute in zwei Wochen sind wir auf dem Weg in das östliche Sajan-Gebirge nach Arschan. Wir fahren in einem alten UAS mit Allrad und werden mit unseren Kraxen im Kasten hin und her geworfen. Den einzigsten Sitz benötigt der Fahrer. Unterwegs halten wir noch nach einem kleinen Umweg von ca. 100 km bei seiner Oma an. Dort werden wir endlich die Kommode los, die uns ständig auf die Füße fällt.
In Arschan kosten wir dann alle das berühmte Mineralwasser und trinken auf den Frieden, unsere Eltern, auf das Gelingen der Tour, den Frieden, auf die Oma des Fahrers, den Frieden ...
Dann geht's los: Ein paar Kilometer bergauf, dabei durchqueren wir mehrmals Flüsse und Bäche. Gustav Ginzl bewertete die Tage seiner Sajan-Tour vor 30 Jahren nach der Anzahl der durchquerten Flüsse. Und wir werden uns erinnern, dass er sich das Fußlappen wickeln von den Russen zeigen ließ, denn es quälen uns die ersten Blasen. Das Lager wird aufgebaut, Helmut hat Vollschutz angezogen. Hier gibt es sehr viele "muchas".
In den nächsten Tagen freuen wir uns immer, wenn wir wieder tausend Höhenmeter aufgestiegen sind. Zum einen haben wir einen prächtigen Blick über die Gletscher des Sajan, aber auch die "muchas" sind hier oben weg.
Der alte UAS bringt uns wieder zurück nach Irkutsk. Natürlich besuchen wir auch wieder die Babuschka vom Fahrer. Der UAS wird mit Kartoffeln, Gurken und viel anderem Zeug voll geladen, eine unserer Kraxen findet keinen Platz mehr. Die will uns der jüngste der Enkel mit dem Motorrad in die Bucht Begul am Baikal bringen, wohin wir nach der Rückkehr nach Irkutsk aufbrechen.
Als er einen Tag verspätet in der Bucht ankommt, erzählt er uns sein Abenteuer mit einem riesigen Bär. Dieser Bär versuchte immer die Kraxe runter zu reißen. Er bringt nur noch die Deckeltasche und einen Rückengurt mit, die Risse von den Pranken sind ganz deutlich auf der Deckeltasche zu erkennen. So können wir uns ein Bild von einem sibirischen Bär machen. Harry hat vom Schicksal seines Rucksacks noch nichts mitbekommen, er steht jeden Morgen mit der Angel am Baikal. Aber für unseren Topf hat er noch nichts beitragen können, der wird nur mäßig mit den Kartoffeln und Buchweizengrütze der Oma gefüllt. Es stellt sich ein Missverständnis heraus: Wir Deutschen seien doch alle Vegetarier.

Mittwoch, Mai 02, 2007

Elster-Radweg 2007

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Und es begab sich anno 2007, dass sechs Recken beschlossen, auf Ihren Stahl- (teilweise auch Alu-) Rössern auszureiten, um das verwunschene Tal der Weißen Elster zu bereisen. Sie sammelten sich im Anblick einer großen Heerschar dieser modernen Automobile in Gössnitz. Die eisernen Geleise führten die Recken in den abgelegenen oberen Teil des Vogtlandes, wo viele heilende Quellen sprudeln. Eines dieser Wasser, das aus der Elster-Quelle sollte nun Geleit geben.
Es schmeckte fürchterlich heilend. Recke Gert fand auch schnell den Grund, die Wurzeln des umstehenden Tann' quetschten aus dem Waldmoor das Wasser und entließen es im Quell.
Die Recken bezogen aber ihre Kraft aus anderen Quellen.

Am Abend lagerten die Recken bei Pirk bei den Leuten vom Stamme der Seeleute und Jollenruderer. Die feierten gerade eines ihrer wilden Feste, wo dem Holzmichel gehuldigt wurde.


Der Weg durch das Tal der Weißen Elster verlangte von den Rössern der Tapferen das Äußerste. Aber den Recken war klar, was sie an ihren Rössern hatten. So teilten sie die Härte des Weges gerne mit ihren treuen Gefährten.
Überall lauerten Gefahren. Als die Recken müde vom Ritt über die rauen Stege sich im Grase Ruhe gönnen wollten, wurden sie von den Hiesigen vor den bösen Zecken gewarnt. Also auf und weiter.
Labung und Bett fanden dann unsere Recken bei einem krummen Riesen an der Lehnamühle. Er war ein alter Fahrensmann des Stahlrosses auf dem Geleise. Das dampfende Ross hatte ihm den Rücken gebrochen, aber nicht den Mut. Denn die Herren des dampfenden Stahlrosses gaben ihm ein gutes Lehen und Berentung.
Der dritte Tag brach an. Langsam entließ die Wildnis unsere Recken,
immer häufiger fanden sie gute Leute, die den notwendigen Kraftquell ausschenkten. Aber nun versperrten die Burgen und Straßen der neuen Herren immer öfter den Weg. Hinter Gittern durften Einfältige nach Zahlung eines Ablasszinses Blumen anbeten. Trotzdem blühen bei einigen Stämmen im Elstertal noch gute Riten. Seit Alters her wird in der Hoffnung auf große Ernte ein Maibaum gesetzt.

Früher taten das Riesen, sie konnten den Baum ganz allein aufrichten. Heute rotten sich die Burschen zum Maibaumsetzen zusammen. Die Alten vom Rat geben den Startschuss, nachdem von der Hohepriesterin des Dorfes alles ganz genau vorherbestimmt ist.





Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner
Am Ende des Weges mag der Pessimist Recht bekommen, aber unterwegs hat
es der Optimist leichter.

Samstag, September 09, 2006

Durchs Waldviertel und retour nach Marchegg

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Wir verlassen das Weinviertel, zeitig früh. Jetzt gehts hoch auf das Dach der Tour. Das Waldviertel ist ein Hochebene, durchzogen von einigen Tälern. Die Thaya hat eine richtige Schlucht reingesägt. Für uns wurde das bei Hardegg zur Falle, die steile Abfahrt bedeutete eine gleich zünftigen Anstieg.

Dazwischen: Zwei Bier und eine tolle Burg.

Im Land des Grünen Veltliners

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Nachdem wir uns eingerollert haben, können nun die ersten Berge kommen. Und der Radweg führt auch tatsächlich über jeden Huckel, damit wir auch ja die schöne Gegend uns angucken können. Hier kann mal mal das Profil ansehen. Dabei ist zu beachten, dass wir "von rechts nach links" gefahren sind.

Damit man die schöne Gegend auch richtig würdigen kann, haben die Fremdenver-kehrsbeamten schon die Rahmen für die Bilder aufgestellt.

Gegen Nachmittag wird Betrieb in der größten Kellertrift in NÖ.

Leider findet Gerd in den Kellergassen kein Bier, er geht zurück in den Gastgarten im Schlosshotel Aufgewekt.

Donnerstag, September 07, 2006

Eine Tour durch das Wein- und Waldviertel

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Wir trafen uns zu dieser "KulTour"in Marchegg. Wir, das sind Gerd Herrmann und ich. Gerd ist in früheren Jahren Rennen gefahren. Ich bin froh, dass ich schon ein paar Kilometer in den Beinen habe und so mithalten kann.
Und Gerd denkt: "Hoffentlich kann ich mit dem trainierten Elsner mithalten."



Die Marchauen hier bei Marchegg sind ein Storchenparadies. Die Störche leben hier noch wie zu Urzeiten auf alten Eichen. Unser Spaziergang in die Auen bringt uns aber schnell nasse Füße, die Auen sind noch überschwemmt.


Die erste Etappe geht locker ins Weinviertel: Wir haben Rückenwind. Der treibt uns am Anfang sogar in eine falsche Richtung. Durch den Abenteuer- und Safariwald finden wir aber wieder den richtigen Weg - Den Radweg Kamp-Thaya-March. Für uns gilt aber die umgekehrte Richtung.

Verlängerungswoche nach der Tour von Krakau nach Pressburg

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vom 15. bis zum 21.8.2006
Felix Austria: Öl und Wein vorrätig