Dienstag, August 05, 2008

Bei großer Hitze im Örseg im Südwesten Ungarns

1.8.08, Achau südl. Von Wien, in einem Heurigenlokal um 13:45 Uhr
Von den dicken Frauen in Wien
Infrastruktur in Wien
Mit mehr als einer Stunde Verspätung erreichte der EuroNight den Wiener Westbahnhof. Mir schien, dass der ÖBB den Zug nur noch mit der Priorität "Ankommen" geführt hat. Unausgeschlafen und hungrig stürzte ich mich 1/2 10 Uhr in den Wiener Stadtverkehr. Schon nach kurzer Zeit hieß die Devise: Flucht. Auf dem Weg nach Süden liegt das Sommerschloss Schönbrunn der Habsburger. Es gibt viel Aufregung über den Jahressalär des Porschechefs Wiedeking. Welchen Luxus die Habsburger repräsentierten, ist dem gegenüber umwerfend. Die Erhaltung dieses Schlossparks übernimmt heute mit Mühe der ganze Staat Österreich. Der Eintritt ist frei, aber Strafen für ein cleveres System von Verboten lässt auch ein erkleckliches Sümmchen zusammenkommen. Als Eintreiber werden mächtige Mütter eingesetzt.
Im Park von Schönbrunn
Ich nehme gerade mit viel Schmackes und einer Staubwolke die letzte Kurve vor dem Ausgang auf der sog. "Fahrstraße" durch den Schlosspark. Da stellt sich mir mutig eine mächtige Frau in den Weg: "Soll ich gleich kassieren oder später?" Für den Ausweg war ich dankbar: "Später!" Mir war nur nicht klar, warum die Brünhilde mich abkassieren wollte. Hilfsbereit wies sie mich auf die kleinen Verbotsschilder hin, 10cm Durcmesser, darunter auch das Fahrradverbot. Nochmal gut gegangen, die Gute war gnädig und erließ mir 50 EUR "Austrittsgeld".
Hungrig verließ ich den Park und sah vor mir ein 5spurige Ausfallstraße, zum Glück mit Radweg, der aber sehr steil in einen Park führte. Oben dann Golgatha: "Alt Wiener Würstel Stand". Eine mächtige Frau nahm meine Bestellung auf. Ihr Problem: Ich hatte großen Hunger und upgradete meine Bestellung im Satz 3mal: Käsekrainer - Leberkäs - Kümmelbraten. Sie war wahrhaftig begeistert und verhalf dem Piefke zu einem neuen Genuss. Auf die Frage "Süßer oder scharfer Senf?" wählte ich den Scharfen. Sie machte aber den Süßen drauf, wie es sich gehört und wie es mir auch schmeckte. Die Gute freute sich schelmisch, als ich mich für ihren Irrtum bedankte.
Endlich war die Flucht aus dem Wiener Gewimmel geglückt und ich feiere das hier beim Gespritzten Heurigen. Es sind nur noch 30 km bis zum heutigen Ziel, ich kann also das vierte Viertel noch bestellen.
Körsceg (HU), Sonntag, gegen 7 Uhr morgens

Gestern haben die Türken verloren.
In der Stadt wurde mit lauten Kanonenschlägen und viel Pulverdampf die Verteidigung der Burg aufgeführt. Ich muss noch nachlesen, ob alles historisch korrekt war. Die Ungarn haben gestern jedenfalls gewonnen.
Burg Forchtenstein
Ich bin jetzt hier im Gebiet derer von Ezsterhazy. Gestern begann die Tour mit einem Aufstieg auf das Rosaliengebirge bei Forchtenstein. Dort steht eine mächtige Burg im Besitz der Privatstifftung Ezsterhazy. Die Ezsterhazy-Farben Blau-Gelb begleiteten mich dann durch die Bucklige Welt bis nach Körsceg. Überhaupt haben die Ösis eine blumenreiche Sprachen z.B. Gibt es hier eine Versicherung mit dem Namen "Wechselseitige", das Geld wechselt die Seite.
Auf der Siegesfeier abends gab es tolle angejazzte Folkmusik, dazu holte ich mir vom Büdchen mehrere Dezi hiesigen Wein. Besonders wohlschmeckend der Cabernet Sauvignon aus Körsceg. Heute komme ich noch in Cak durch eine Kellerzeile, da werde ich weitere verkosten.
Kellerzeile am Geschriebenstein
Moschendorf in Österreich, sehr sonniger Nachmittag unter Kastanien
Heute bin ich durch das neue Europa gefahren. Der Radweg "An den Ausläufern der Alpen" nahm raue Waldwege durch das Gebiet des Geschriebenstein. Und viele Kellergassen wurden versprochen, aber damit war es nicht weit her. Den Vogel hat Sandor abgeschossen, mit viel Reklameschildern und sehr optimistischen Entfernungsangaben verführte er mich auf einen Berg. Aber seine idyllisch gelegene Buschenwirtschaft war geschlossen. Und so konnte er mir auch nicht sein Museum zum Eisernen Vorhang zeigen. Nach dieser Strapaze folgte ich nur noch Pinka. Das erste Dorf hieß Großdorf. Judit versprach wieder eine Buschenwirtschaft, war nix. Das nächste Dorf begrüßte mich auf kroatisch: Vitame vas! Weiter ging's durch Pernau und dann wechselte auf einmal die Farbe des Ortsschilds. In Bildein war ich wieder in Felix Austria. In dieser Walachai gibt es nächste Woche ein kleines Woodstock mit Uria Heap und Wir Sind Helden. Sehr heldenhaft, denn hier ist schon die Puzsta. Das nächste Dorf war wieder in Ungarn. Jetzt sitze ich beim dritten Spritzer im Gasthof Noe bei der Helga wieder im Burgenland. Das finde ich großartig, einfach so dahin pedalieren, Grenzen missachtend. Aber die Hiesigen kommen nicht miteinander aus. Es gibt genau wie bei uns im östlichen Grenzgebiet keine effektive Kooperation.
Csesztreg, ein schwüler Nachmittag am 4. August
Heute morgen war noch ein frischer Wind. Es war heute eine wenig spektakuläre Etappe durch das Örseg, die westlichste Gegend von Ungarn und seit der Landnahme unverändert. Zersplitterte Siedlungen in gerodeten Inseln im Eichenwaldgebiet. Ein Ort der Ruhe und Verlassenheit. Es gibt aber immer wieder Hinweisschilder zu czardas. Ich habe ein bisschen reichlich Forint rausgeleiert. Ich kann also getrost mich von den Hinweisschildern verleiten lassen. Herausragend bisher: Wildgulasch mit Dödöllös, eine Art Brockelzemte aus Stampf, ein Gedicht. Dann einige Kilometer weiter eine Fischsuppe vom Wels.
Lenti - ein Badetag
Von dem schönen Thermalbad habe ich mich verleiten lassen, am Zeltplatz zwei Übernachtungen zu buchen. Alles ist hier wie ein Kurpark, angefangen die Sanitärräume. Im Bad habe ich alle Becken durchprobiert, beim Sprudelbecken hatte ich aber immer Pech. Die seltenen Ausbrüche der Sprudel haben nur die beim Saunieren seit Alters her gewitzten Ungarn abgekriegt. Wann der St. Georg Energiepark seine Energie dem Sprudelbecken bereitstellt, konnte ich nicht ergründen. Nun habe ich auch noch mein Radel zum Speichen nachziehen abgegeben. Es wird also morgen zeitig dann nach Kroatien gehen, sauber und rund laufend.
Viele Grüße von unterwegs
Eberhard Elsner

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