Mittwoch, Juli 12, 2006

Grosse Hitze und grosse Hügel

Ja, die Reparatur war sehr erfolgreich. Es rollert wieder und die Bremsen ziehen viel besser - und alles war äußerst preisgünstig. Der Rechnungsbetrag nachvollziehbar aufgeschlüsselt betrug 1460 Dinar. Zum aktuellen Kurs muss man den Betrag durch 83 teilen. Der beinhaltet eine komplette neue Hohlkammerfelge und einige Speichen plus die Arbeit des Einspeichens. Ich gab 2000 Dinar, das war's mir wert.
Dann noch eine Strecke raus aus Pancevo, über unendlich sich ziehende Straße bei Gegenwind und LKW-Verkehr.

Spezialitäten vom Grill
6.7.06
Nun soll es endlich landschaftlich interessant werden. Wir queren zwischen Kovin und Smeredevo über eine 2km lange Brücke die Donau. Dort wartet erst einmal die staubige Umfahrung eines U.S.Steel Serbia-Stahlwerks. Nach einer weiteren sehr sonnigen Umfahrung von Pozarevac kamen die ersten Hügel, und damit die ersten schattenspendende Bäume. Und zwei sehr gute Restaurants verführten uns zu einem super Fleischgericht zum Lunch und Abends an der Donau zu einer Fischsuppe de luxe. Die Terasse an der Donau musste der Wirt erst wieder nach dem Hochwasser an der Donau herrichten. Ansonsten sind keine Schäden für uns bisher zu erkennen. Die Serben haben offensichtlich sehr große Überschwemmungsflächen zur Verfügung. Die Donau führt z.Zt. reichlich Wasser, wir haben das heute (8.6.06) am Staudamm vom Eisernen Tor gesehen. Es schwappen kleine Mengen Wasser über den Überlauf des Damms. Der Deich bei dem Dorf, wo das gute Fischrestaurant ist, hat das Dorf offensichtlich geschützt, obwohl nur ca. 2m hoch. Das hat mich sehr erstaunt, weil ich befürchtete garnicht durch den Derdap N.P. (Eisernes Tor) fahren zu können.

Die Burg Golubac
7.7.06
An diesem Tag ging es nun durch den Durchbruch der Donau. Der Abschnitt ist ca. 120km lang, für uns bedeutete das eine Bofung. Bei Golubac wird die Donau nochmal zu einem großen See aufgestaut, um sich dann durch die erste Engstelle zu zwängen. Diese Engstelle wurde von einer mächtigen Burganlage bewacht. Hier stehen Festungstuerme auf mehereren Ebenen, einer steht heute zum Teil im Wasser. Die Straße führt durch die Burganlage und untertunnelt den Burgberg. Verblüffenderweise passen die heutigen LKW's durch die alten Burgtore. Aber nur ganz knapp, wir mussten zwei LKW's durchlotsen, die Fahrer haben dankbar mit Lichthupe gewunken.
Die serbischen Straßen sind gefährlich für alle Lebewesen. Vögel und Dachse, nicht zu zählen die vielen Hunde zeugen mit ihren Kadavern vom abgekürzten Leben. Fast genauso häufig sind Schilder mit den Bildern der menschlichen Opfer der Straße. Wir sahen einen umgekippten Truck, ein bisschen Diesel lief über die Strasse und die Polizei rauchte zusammen mit dem Fahrer auf der Leitplanke eine Zigarette.

Noch Spezielleres vom Grill
8.7.06
Heute gib es noch nicht viel zu berichten. Wir haben mittlerweile den Staudamm am Eisernen Tor passiert und sitzen in Kladovo in einer Gasse vollgestellt mit Tischen beim Fassbier. An einer Ecke dieser Fressgasse drehte schon ein Lamm am Spiess. Bisher waren es immer Ferkel, nun sind wir also auf dem Balkan angekommen. Der Duft inspiriert uns jetzt gleich nochmal nachzuschauen, was aus dem Lamm geworden ist. Das Lamm war vom Spiess runter und wir hatten reichlich Bier vom Fass intuss - also weiter.
Die Straße ist wieder endlos und sehr sonnig. Wir wollen eigentlich runter von dieser Straße und hoffen, dass die alte Uferstraße uns nach Negotin führt. Aber schon die Angler an einer kleinen Brücke machen unsere Hoffnungen zunichte. Wir drehen um und werden an einem wunderschönem Wochenendbungalow von einem Paar zu einem Spritzer eingeladen. Die Frau war einige Jahre in Frankfurt Main und wir können uns über unsere Reiseroute, Gott und die Welt unterhalten. Doch dann müssen wir wieder auf die neue Straße in die Sonne zurück. Eine Reklame verführt uns zu einem schlüssigen Plan für das heutige Fussballspiel der Deutschen. Wir werden nach einer festen Unterkunft mit Dusche Ausschau halten. 

Bei Kladovo
Auf dem Weg nach Negotin finden wir keines der auf den Reklametafeln angezeigten Motels. Bei der katastrophalen serbischen Ausschilderung finden wir noch nicht einmal das Hotel in der City von Negotin. Negotin ist ein lausiges Nest mit ca. 20000 Einwohnern mit wenig Perspektive. Als wir so schimpfend über die Strassen rollten, hält ein Hamburger Auto an und ein Serbe namens Michelangelelo bietet uns sein Appartment für 20 Euro an. Als wir in dem ärmlichen Viertel ankommen, ist seine Mutter nicht so begeistert über die fremden Gäste. Mir schien es, dass sie sich schämte. Aber sein seperat abschließbares Appartment war gut ausgestattet: Eine supermoderne Küche, ein breites Bett neben einer Schrankwand und etwas gewelltes Parkett. Duschen mussten wir bei Muttern, er handelte dafür 5 Euro von uns aus. Sie machte uns noch einen serpska salat - schön scharf. Sie war ein kleines schmächtiges Persönchen, das viel rauchte und bei den Männern der Familie nicht viel zu sagen hatte. Sein Vater ein stämmiger Typ war Schachspieler, Michelangelo ein Hallodri und sein älterer Bruder Taetowierer und wichtiges Mitglied der örtlichen Mafia. So jedenfalls die Aussage von Michelangelo, der uns auch präzise Sicherheitsrichtlinien auf den Weg gab. Wir haben uns dann noch das Loserfinale mit den schönen Schweinsteiger-Toren angeschaut.
9.7.06
Früh weckte uns Streit vor dem Fenster, der mit einem Steinwurf in unser Fenster kulminierte. Es war halb 5 Uhr früh, die Brüder und ein Dritter waren besoffen. Unser Michelangelo versuchte offensichtlich seinen Bruder zu beschwichtigen. Wir packten sofort und verschwanden ohne gesehen zu werden Richtung Bahnhof. Michelangelo war über unsere Reisepläne informiert, uns war mulmig.

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