Meine Boten für die pomana |
Heute war ja wieder Arbeitstag, aber als ich früh um halb Sieben los bin, schlief Rachiv noch. Wenig Verkehr, also auch kein Frühstück. Das gab es in Form von Kaffee und Waffeln erst nach mehr als zwanzig Kilometern. In Jasinja konnte ich mir auch wieder den Allerhöchsten Beistand erkaufen. Drei Ehrwürdige in schwarz, blau und grün waren sehr interessiert an der Tour und freuten sich auch wegen meines Wunsches nach einer pomana. Sie wiesen eine dicke, mächtige Laienschwester an, den Wunsch nach guter Reise an den Hl. Iwan zu notieren.
perewal Jablunitsa |
In Tatariv bin ich dann links weg nach Vorochta. Hier befindet sich seit 1933 das Skisprungzentrum der Ukraine. Nach einem endlich mal guten Essen im "Alt-Vorochta" zeigten sich erste Verschleißerscheinungen. Die jungen Kellner haben ganz verdutzt geguckt, als ich wegen eines Krampfs im Oberschenkel kaum die Treppe hoch gekommen bin, aber nach ein paar Verrenkungen aufs Rad kam und den Hügel hinauf stampfte.
Der folgende Weg führte auf ca. 1000 plus x Meter. Die Abfahrt hinunter nach Verkhovyna die pure Belohnung. Was ich jetzt noch schaffe ist wieder über Plan.
Hier knallt gerade der zweite Schampanskoje-Korken. Einer aus der Runde bläst sehr ordentlich die Hirtenfloete, aber viele Melodien scheint er nicht zu kennen.
Raue Wege |
Schon gestern, aber so richtig heute konnte ich mein Rad und mich auf die kaukasischen Straßenverhältnisse einstimmen. Die Überschwemmungen in den letzten Jahren hier in den Karpaten waren verheerend für die Straßen. Viele nur notdürftig rauh und staubig ausgebessert. Wenn dann ein Auto vor Einem ist, sieht man manchmal in der Staubwolke den Gegenverkehr nicht.
Ich bin dann noch in Ust-Potyla auf die Idee gekommen, bei Ruska im Tal der Suceava nach Rumänien zu machen. Ich war fast oben, doch in Ploska mehrten sich die Stimmen, dass der Grenzübergang nicht für Ausländer möglich sei.
In dieser Kneipe wurde ich von der Notwendigkeit der Umkehr überzeugt |
Ja, es galt umzukehren und die Karpaten zu verlassen. Ich bin jetzt ca. 25 km vor Tschernowitz, entweder bofen oder es findet sich vor der Stadt ein Hotel. Vom Sonnenstand abgeleitet kann ich noch eine Stunde fahren und es rollert hier schön.
Gruß an alle ehemaligen Einwohner der Bukowina |
Ja, ich bin raus aus den Karpaten, aber diese Hügel sind hart. Es war letzte Nacht doch eine Bofe geworden. Bis Tschernowzi waren es tatsächlich noch 50km.
Es ist nun ein sehr durstiges Wetter, aber Bier wäre sehr fatal. Ich bin auf Kwas umgestiegen. Man kriegt es hier schön kalt aus dem Nachbarhahn vom Bier gezapft. Es ist ja auch ein gegorenes Getränk (praktisch Brot), aber eine alkoholische Wirkung zeigte sich bei mir nicht. Vom Aussehen und Geschmack muss man es sich wie eine in Sprite aufgelöste Lakritzstange vorstellen. Trotzdem erfrischend und den Durst löschend.
Kwas-Verkäufer in Tschernowitz |
Die Wegweiser ausgangs Tschernowitz haben mich auf eine Hauptstraße geführt, wo ich die Annehmlichkeiten der Logistik Wert schätze und die LKWs ignoriere. Auf der Weiterfahrt wurde die Sache erheblich ernster. An den Steigungen waren einige LKW nur wenig schneller als ich, die anderen wollten den Klump überholen, da musste ich öfter nachgeben und den Asphalt verlassen. Die alten Ladas mit Veteranen der Schlacht von Kolymeja am Steuer lahmten auch, wichen aber nie vom äußersten rechten Fahrbahnrand ab, den eigentlich ich befuhr. Das alles bergauf. Bei allen Abfahrten hatte ich Glück, ich hielt die 60kmh mit, so dass die Lücken im Verkehrsstrom mir freie Fahrt ließen. Nun nochmal zurueck zur Logistik an den Hauptstraßen. Der beschriebene Kampf macht Durst, oben hatte eine Muttl immer einen wohl temperierten Kwasausschank, was'n Glück. Einmal holte mich ein mächtiger Hirte in seine Runde, er war selbst Soldat in "Lutherstadt Wittenberg" wie er es exakt nannte. Er akzeptierte den Kwas, nachdem ich zur Sonne zeigte. Er zeigte stolz sein Garde-Tatoo, heute steuert er LKW von Polen bis Kasachstan und zu den Türken. Ich kam an meine Grenzen als ich Khotyn erreichte und bin ins Hotel "Fortezza". Diese Festung werde ich morgen besuchen, hier als eine der sieben Kunstwerke der Ukraine ausgeschildert.
Die Festung Stefan des Großen in Chotyn |
Heute morgen blieb ich in meiner Horntzsche etwas länger liegen, um die Festung Khotyn besuchen zu können. Aber es war noch geschlossen, nur einige Tinneffhändler bauten ihre Stände auf. Dann eben ein Frühstückskaffee suchen. Das ist morgens nicht trivial. Es soll ja auch was Vernünftiges sein. Aber egal welches Niveau, es liegen immer an der Ausschank/Kassierstelle diese Trockenfische rum. Gestern habe ich zwei junge Kerle solchen Fisch kaufen sehen, im ersten Moment dachte ich es sei die Hygieneinspektion. Die Jungs waren doch auch so proper gekleidet. Sie haben sich das schon lange sehr tote Vieh ganz genau angeguckt. Erst als bezahlt wurde, war mir klar, dass hier ein korrektes Geschäft abgewickelt wurde.
Im Verließ ist viel Platz |
Die Omega-Stadt |
Der Smotrych-Kanon |
Heute habe ich nun diese spektakuläre Omegastadt Kamenets Podhylsk erkundet. Die Altstadt teilt sich in drei Gebiete auf, den polnischen Teil, den ukrainischen (ruthenischen) und den armenischen Teil. Vom armenischen Teil wäre mir nichts aufgefallen, wenn der Straßenname nicht darauf hingewiesen hätte. Sie kamen von der Krim, die Zahl war wohl nicht so groß, aber wirtschaftlich stark.
Der Kushnirska Turm |
Die Festung |
Diese erstaunliche Stadt ist aber keineswegs ausschließlich meine Entdeckung aus deutscher Sicht, is' ja klar. Da waren eine deutsche Radlergruppe nach der Art von KaLeus "Rad und Wandern". Die ließen sich gerade von einem Polen durch die Stadt führen. Einer hatte an den Knien eine stramme Schürfwunde ca. 3 Tage alt. Es ist nicht einfach, das Gruppenradeln. Das ist hier der größte Nationalpark der Ukraine, es gibt einen Wanderweg ringsum. Zwei deutsche Kraxenschlepper sind auf diesem Weg unterwegs. Jetzt sitze ich einer Gruppe businesmen gegenüber, eine Art Bruno Weese dolmetscht.
Der Fährmann |
Heute waren die beiden Heiligen Sv. Ivan und Sv. Wassili bei mir. Ich hatte ja schon gestern Pech wegen der milchigen untergehenden Sonne. Sowas ist ja immer in unseren Breiten ein Zeichen für das Aufziehen einer Warmfront. Es ging aber alles gut los, mit Hilfe eines Tankstellenkollektivs und deren Kunden wurde mir der Weg nach Ustja aufgezeigt. Hier wird mit Wegkennzeichnungen insbesondere in den Städten sehr sparsam umgegeangen. Mit einer Fähre aus Schubeinheit und angeschweißtem Pionierponton aus den Zeiten des Übersetzens über die Oder '45 ging es dann über den Dnistr.
Ich habe mich entschlossen durch Moldawien zu fahren, ist kürzer und ein neues Land wird abgehakt.
In Moldawien - Der Weg ist klar vorgegeben |
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