Sonntag, Mai 12, 2013

Verregneter Ruhetag

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2005 fotografiert
11. Mai 2013, Maly Zvornik

Neulich las ich das erste Mal das Wort "Paternalismus". Ich musste nachschlagen, es bedeutet im weitesten Sinn, dass sich ein "Papa" um Alles kümmern will, im Sinne des Wohlergehens seiner "Familie". Wir kennen das alle von unserer "Mutti", der Merkelin. Auch in dem recht freien Land Serbien macht sich ein gewisses Mass an Paternalismus breit. In 2005 konnte ich noch die alte Tradition von Reklame für den Drehspiess kennenlernen: Wer die meisten Bälger der Lämmer draußen hat zu hängen, war ein guter Grill. Heute ist das verboten. Irgendein Hygienetheoretiker fand das nicht mehr zeitgemäß.
Hier wo ich jetzt gegen 11:30 Uhr sitze, warten zwei Lämmer auf die Kundschaft heute abend, ohne gescheite Reklame. Ich habe auch schon viele für immer geschlossene Restaurants gesehen. Ich muss für heute abend viel Appetit aufheben, denn es steht eine Portion Lammfleisch auf meinem Speiseplan.
Ich habe heute klein bei gegeben und bin aus dem bäuerlichen Kernland Serbiens bei Losnica ins Tal der Drina gerollt. In Zavlako beschrieben die Leute teilweise widersprüchlich meinen Weg, alle aber einhellig als steil. Schöner Zeltplatz auf dem Berg an der Schule von Mojkovic, mit Wasseranschluss auf der Wiese.
12. Mai 2013, Ljubovija
Es lief nicht so wie geplant, Regen fällt unaufhörlich seit gestern Nachmittag. Zur Zeit Ruhetag in der Pension "Panorama" in Ljubuvija. Praktisch ließ der Regen heute den ganzen Tag nicht nach. Nur über Mittag bin ich zu einer kleinen Runde hoch in die Berge aufgebrochen. Der Wetterdienst im Internet behauptet für Morgen Besserung, jetzt gerade drascht es aber wieder. Im serbischen Fernsehen sind die ersten Überschwemmungsberichte zu bestaunen.

Freitag, Mai 10, 2013

Serbian Countryside

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10. Mai 2013, Zavlako
Es ist sehr schwüles Wetter, gestern schon. Im Überschwemmungsgebiet der Save blühen die Mücken auf. In einer deftigen Fleischerei gab es die erste Portion vom gegrilltem Lamm. Heute Morgen konnte ich bestaunen wie schnell das nächste Vieh aufgespießt wurde.
Syrmien (serbisch Срем/Srem), die Toskana von Serbien
Bei dem heutigen doch recht sommerlichen Wetter und nun auch die ersten Berge habe ich es sehr ruhig angegangen. In Schabac musste ich meine Stromversorgung updaten. Ich habe mir auch mittlerweile eine richtige Straßenkarte gekauft. Das Management zum Aufladen des NEXUS ist aufwendig. Bisher war der Straßenverkehr ein Desaster, die LKW haben meine Toleranzgrenze ausgereizt. Jetzt bin ich aber auf wirklichen Nebenstraßen, Gott sei's getrommelt und gepfiffen. Noch ist die Tour immer noch auf der Hinfahrt, spektakulär noch lange nicht.
"Eure Taten sind unsterblich"
Ich bin an einem großen Kriegerdenkmal vorbeigekommen. Die Geschichte dazu habe ich erst nach der Fahrt zu Hause herausbekommen. Es geht um die Schlacht von Cer, einem Gebirgszug bei Losniza - eben mein erster Pass. Das war die erste Schlacht des Ersten Weltkriegs, nur wenige Tage nach dem Attentat in Sarajevo.

Donnerstag, Mai 09, 2013

Klostertour

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9. Mai 2013, Fruska Gora
Ich muss mal zugeben, dass ich bisher noch nicht mein Zelt auspacken brauchte. Ich konnte meine HUFe aus dem Jahr 2011 in Dinar umtauschen. Ich lebe nun praktisch vom "Schwarzgeld". Das ist ja alles schon 2011 als Urlaubsgeld verbucht. Und so fügt es sich, dass ich in Senta und in Petrovardein zu jeweils 1500 Dinar (knapp 15€) geschützt vor dem nächtlichen Regen gut geboft habe.
Heute nun die zweite Aufgabe erfüllt: Klöster hier besucht und bei einem sehr lustigen Mönch im Kloster Velika Remeta eine pomana lanciert. Ich habe ihn konkret auf die Tradition in Rumänien angesprochen und er nahm meine Wünsche und meinen Namen auf und wird mindestens ein Gebet sprechen. Hier habe ich auch eine Quittung dafür erhalten - molitva sa putnike, Fürbitte fuer den Reisenden. Im zweiten Kloster durfte ich einem Gottesdienst beiwohnen.
Kloster GRGETEG
Es ist das Kloster GRGETEG. Nach der Predigt gab es für alle echten Christen eine Weihung, erst die Männer, dann die Frauen.
Bei Gert und seinem Nachbar Steffen, der ein großer Weinfreund ist, haben wir uns noch gefragt, wo in Serbien der Wein gemacht wird. Nun hier in den Fruska Gora, die Römer begannen hier mit der Kultivierung von Wein an den Hängen dieser Berge. Ich habe schon mehrmals eines der vielen Weingüter angesteuert. Aber sie haben wohl gerade viel Arbeit, denn keiner ließ mich kosten oder wollte mir ein Fläschchen verkaufen. Ich konnte mir also noch keine Meinung bilden. Mittlerweile gab es zwar Wein zu verkosten, aber aus der Pappe, es langte nur für einen spricer, eine Weinschorle. Jetzt in der Kneipe bot mir der Wirt die übrigen Ostereier an. Dabei gibt es offenbar hier ein Spiel, wessen Ei kaputt geht, wenn man Spitz auf Spitz gegeneinander stößt. Ich habe dreimal gewonnen. Ich wollte natürlich gleich mit KaLeu's Kunststück, dem Ausblasen gekochter Eier glänzen. Die machen aber zur Verzierung hier Folie mit diversen Schnatterinchen drumherum. Das Ei quoll zwar nach meinem Pusten hervor, wollte aber nicht herausploppen. Da haben die Hiesigen sich köstlich amüsiert. Ostern war hier am letzten Wochenende, wird hier Uskrs genannt.
Jetzt bin ich in Ruma auf dem Hauptplatz. Hier hat praktisch jede Kneipe WLAN, oft sogar völlig ungeschützt.

Mittwoch, Mai 08, 2013

Schönen Gruß an Johann Wallrabenstein

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8. Mai 2013, Novi Sad
Immer noch nichts Spannendes. Ich werde wohl heute die Gegend der Klöster in den Fruska Gora erreichen. Bis Novi Sad sind es noch ca. 20km. Im letzten Dorf gab es gerade den ersten Schnaps - vinjak, einen weichen Weinbrandverschnitt.
So langsam stimmt das Motto: Ich habe den Stecker drin von den Einladungen.
Das Haus von Johann Wallrabenstein
Die Recherche zu diesem Bild führte mich wieder auf die furchtbaren Seiten der Geschichte. Die Donauschwaben aus dem Dorf Jarek / Bački Jarak sind mit der Wehrmacht geflohen. Das verlassene Dorf wurde dann von den Jugoslawen als Vernichtungslager für die verbliebenen Donauschwaben benutzt.

Dienstag, Mai 07, 2013

Erste Aufgabe erfüllt

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7. Mai 2013, Horgos
Noch gibt es nichts Spannendes zu berichten. Zugfahrt bis Szeged. An der Salami-Fabrik 'PICK' vorbei, wo die Schweine ganz furchtbar ihren Metzger anschrien. Dann einige Schleifen am Grenzübergang gedreht, da ich nicht glauben wollte, dass ich auf die Autobahn muss. Meine HUFe konnte ich nicht gegen Dinare tauschen, aber Dinare an der Tankstelle aus dem Automaten rausleiern. Nun habe ich gerade die erste Aufgabe der Tour erfüllt: Mal wieder ein Jelen Pivo trinken.

Ich bin in der Vojvodina.

Anreise zum Serbien-Revival

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6. Mai 2013, Montag
Wie immer - die Bahn. Zwei Radler erwarten im Bahnsteigabschnitt D den Wagon #255. Positiv: Den gibt es. Er hat aber keine Plätze für Räder. Wir schimpfen mit der Schaffnerin um die Wette auf die Bahn. Es sind die einzigsten Räder an diesem Tag und sie finden einen akzeptablen Platz am letzten Zustieg. Ansonsten ruhige und puenktliche Fahrt bisher, kurz vor Bratislava.
Jetzt bei leichtem Regen in Budapest eingecheckt.

Donnerstag, Mai 02, 2013

Mal wieder Jelen pivo trinken - A Serbian Revival

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Die ganz große Tour wird es nicht, aber am 6. Mai geht's wieder mal los mit dem Radl. Einige Stichpunkte: Klöster in den Fruska gora, Šarganska osmica - Sarganer Achter (Eisenbahnwunder), die berühmte Brücke über die Drina in Visegrad ...

Freitag, Oktober 05, 2012

7 years bad luck

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Eine gemütliche Tour über das Isergebirge.
Nach dem Sterntreffen der 6 Freunde in Görlitz am Bahnhof führte der Weg über verkehrsarme Straßen durch Niederschlesien nach Bad Flinsberg. Durch die Verspätung von Manne erreichten wir nicht mehr rechtzeitig die Gondelbahn auf den Heufuder bei Świeradów-Zdrój (Bad Flinsberg). Wir mieteten uns in die "Tiroler Hütte" ein, sehr empfehlenswert.
Am Morgen mein Missgeschick - Spiegel kaputt geschlagen.
Der Wirt meinte: "7 years bad luck!" Das Glück meiner Freunde überwog jedoch, die Gondelbahn nahm den Betrieb auf.
450 Höhenmeter geschafft

Leider fanden wir keine Logis in der Chatka Górzystów, aber die Wirtin meinte in Orle wäre das Zelten erlaubt.
Auf dem Weg nach Orle
Mondschein-Camping in Orle
Es folgten zwei Schleifen ohne Gepäck zu den Sehenswürdigkeiten des Isergebirges.
Selbsterklärend
Angelika und Andreas hatten uns angefunkt, wir verrieten ihnen unseren nächsten Etappenort: Autokemping Sedmihorki im Cesky Raj (Böhmisches Paradies).
Eingangstor ins Böhmische Paradies
... und so siehts im Paradies aus
Falkenstein bei Jetrichovice
Über Doksy und Jetrichovice endete die Tour am Mittag des 3. Oktobers im Trubel der Touristen in Hrensko. Scheene war's!

PS: Wisst ihr eigentlich, dass es in Czechland in den Supermärkten Ende September keine Weihnachtsangebote gibt? Schade wirklich.

Freitag, Mai 04, 2012

Im Reich des schlafenden Königs

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31.3.2012, 13 km
Planmäßige Anreise mit dem Vindobona nach Wien-Meidling. Noch ist dieser Zug eine Empfehlung für Fahrradtouristen: Fahrradmitnahme von Hamburg-Altona bis Villach, leider über den Tag.

1.4.12, 93 km
Zum Einrollern wählen wir den Thermenradweg (Teil des Eurovelo #9 „Bernsteinweg“) auf dem Weg nach Süden. Anfangs pedalieren wir entlang des Wiener Neustädter Kanals, einem Denkmal der kaiserlich & königlichen Bemühungen für die Industrialisierung der Monarchie.
Der Türkensturz bei Seebenstein
DER TÜRKENSTURZ BEI SEEBENSTEIN
Im Jahre 1532 waren die Türken aufs neue in Ungarn eingefallen und weit ins Land vorgedrungen. Während ihre Hauptmacht die Festung Güns be­lagerte, brachen vereinzelte Horden auch in Österreich ein und gelangten auf ihren Raubzügen bis ins Pittental. Doch die Bauern von Seebenstein und Gleißenfeld taten sich zusammen, bewaffneten sich mit allerlei Hand­werksgerät und griffen die plündernden Scharen mit dem Mut der Verzweif­lung an. Es gelang ihnen auch, die Feinde zu zersprengen und aus dem Tal zu vertreiben.
Ein kleiner Trupp der Türken war dabei in den Wald oberhalb Seebensteins geraten und suchte sich auf versteckten Wegen der Rachsucht der zornigen Bauern zu entziehen. Da sah der Anführer der feindlichen Schar auf dem Weg vor ihm die lichte Erscheinung einer Frauengestalt. Voll Zorn über den letzten Misserfolg und in der Erwartung, hier leichte Beute zu finden, forderte der türkische Hauptmann seine Untergebenen auf, mit ihm dem Mädchen nachzujagen und es gefangen zunehmen. Lüstern und gierig eilten die Türken der Erscheinung nach, die vor ihnen floh, bis sie den Rand eines steilen Abgrundes erreicht hatten. Hier sprang die Heilige Jungfrau Maria - denn sie war es, die den Ungläubigen zum Verderben erschienen war - plötzlich zur Seite, während die Türken, blindlings weiter rennend, in die Tiefe stürzten, wo sie zerschmettert liegenblieben. Nur ein Mann blieb an einem Baum hängen und kam auf diese Weise mit dem Leben davon. Als man ihn gefangen vor den Anführer der Bauern brachte, erzählte er, wie die überirdische Erscheinung ihre Sinne verblendet und sie in den Tod geführt habe, dem er nur wie durch ein Wunder entronnen sei. (Quelle: Die schönsten Sagen aus Österreich, o. A., o. J., Seite 178)
In Grimmenstein in der Buckligen Welt finden wir hinter einem Spielgelände Platz für unsere Zelte.

2.4.2012, 62 km
Die erste Übung auf unserer Tour ist der Wechsel-Pass (980 m) hinüber in die Steiermark. Der Radweg ist jetzt als R12 gekennzeichnet. Das Profil bleibt bis St. Johann in der Haide bucklig.
Profil des steirischen Thermenradwegs R12: Vom Wechselpass bis Bad Radkersburg

Wir lernen Herrn Pußwald (fast 80) kennen. Ihm gehört das Kaufhaus und der Most-Schank hier. Die Urkunden über der Kasse bezeugen seine gesellschaftliche Präsenz als Bürgermeister a.D., Fremdenverkehrsobmann, Kirchenorganist und Jerusalem-Pilger. Er kann auf unsere Bitte hin, gegenüber auf dem kleinen Sportplatz zelten zu dürfen, sofort die richtigen Leute für die Erlaubnis anrufen. Ganz herzlichen Dank!
Übrigens sind das die letzten Maiskolben, 
die hier oben zum Trocknen hängen
Beim "Woaz schöln" wird das "Gschalla" bis auf zwei Blätter vom Kolben entfernt. Danach werden die verbliebenen Blätter von vier Kolben zusam­mengebunden. So wurde der Mais Jahr für Jahr im Wirtschafts­gebäude von Pußwald zum Trocknen aufgehängt, ehe der Kolben abgeriffelt und die Maiskörner als Futtermittel verarbeitet wurden. Nach getaner Arbeit gab es jedes Jahr frische Schmalzstrauben und Glühwein. "Das ,Woaz schöln' war nicht nur Tradition, sondern auch ein jährliches gesellschaftliches Ereignis in St. Johann", erzählt Pußwald mit ein wenig Wehmut. Quelle: Kleine Zeitung vom 18.10.2010.

3.4.2012, 81 km

Heute sollte es der wärmste Tag der Tour werden. Die Etappe erweist sich als weiter bucklige Radler-Kulturstrecke in eine bunte Frühlingswelt. Wir kommen am Rogner-Bad in Bad Blumau vorbei, das von der Friedensreich-Hundertwasser-Kommission ob seines Anstrichs lizenziert ist. Unsere Zelte bauen wir am Fluss Raab bei Fehring auf.

4.4.2012, 72 km

Bald ein Steak?
Unsere erste Einkehr erklingeln wir uns bei einer Straußenwirtschaft. Dies muss ich erklären: Wir sind in der Steiermark und es müsste Buschenwirtschaft heißen, wenn hier Einer seinen Wein verkaufen würde. Nein, hier werden alle Produkte aus dem Vogel Strauss angeboten. Ein Ei-rühert-Euch aus einem Ei vom Strauss entspricht einem Omelett aus 25 Hühnereiern, sage und schreibe 1,5 Liter. Das nenne ich rationelles Kochen. Aus den ca. 3,5 mm starken Schalen macht die Frau des Hauses allerlei Nutzloses zum Verschönern des Heims. Wir sind beim Straussenhof Donner.
Noch ein Huckel hinauf nach St. Anna am Aigen, dem Sitz der Gesamtsteirischen Vinothek, dann überqueren wir in Bad Radkersburg den Grenzfluss Mur und sind in Slowenien. Hier setzt sich das Hügelland als Süße Berge fort. Es dominiert der Obstbau und folglich auch der Obstbrand.

5.4.2012, 82,5 km
Rotunde des Hl. Johannes des Täufers in Muta
In Maribor erreichen wir die Drava / Drau, der wir nach einem Mittagessen beim freundlichen Chinamann (es gab bruzlige Ente für Helmut, weshalb er am Ende der Tour das als den kulinarischen Höhepunkt hinstellte) aufwärts folgten. Der Drauradweg führt hier sehr hoch in die Berge, wir nahmen den Straßenverkehr in Kauf, weil wir so auch öfter an einer pivnice halt machen können. Die Wetter­tendenz ist steil nach unten gerichtet. In der Zeit der Bofplatzsuche regnet es intensiv und wir lassen uns vom Gasthaus bei der Linde in Muta verleiten. Dieses Gasthaus befindet sich direkt neben der ältesten slowenischen Kirche, der Rotunde des Hl. Johannes des Täufers, die vom Papst Leon IX im Jahre 1052 geweiht wurde.
Am Abend erhalten wir nicht nur kulinarische und alkoholische Spezialitäten des slowenischen Kärntens (Koroška), sondern auch jede Menge Informationen über die Sehenswürdigkeiten dieser Region. Polona Simona, gestern hat sie ihren 30igsten gefeiert, macht uns mit ihrer Heimat bekannt. Helmut wird voll für die unglückliche steirische Klachlsuppe mit einem Pohorje Eintopf entschädigt. Es ist ein denkwürdiger Abend.

6.4.2012, 52 km

Eingang in den Glancnik-Stollen
Eine der empfohlenen Sehenswürdigkeiten steht heute auf unserem Plan – Der Glancnik-Stollen in den Petzen bei Mežica. In Prevalje finden wir aber erst einmal einen Radladen, wo Jens und Helmut sich ihre Bremsen erneuern lassen. Es wird sich heraus­stellen, dass das eine gute Entscheidung war. Doch es wird spät am Stollen. Wir sind zwar kurz vor 15 Uhr da, leider gibt es heute aber keine Befahrung mehr. Die Gewinnung von Blei und Zink hat im Meža-Tal eine über 400-jährige Tradition. Bei Žerjav gibt es noch einen Schacht mit angeschlossenem Hüttenbetrieb. Laut Rother Wanderführer Karawanken aus dem Jahr 1990 ist es das „Tal des Todes“.
Schacht und Hütte in Žerjav
In Črna na Koroškem ist der Wettertiefpunkt erreicht: Kalt, nass und ohne Hoffnung auf Besserung. Nach einigen Runden in Črna finden wir das Schild mit dem schlafenden Kralj Matjaž, das uns ein Appartement verspricht. Eine hilfsbereite Nachbarin ruft die Wirtsleute an und nach einigen Minuten beziehen wir das Ferienhaus. Noch am Abend reift der Beschluss hier bis Montag zu bleiben.
7.4.2012
Es wird der Tag der Bräuche und Legenden.
Gleich früh beim Morgenspaziergang fällt mir ein Mann auf, der an einem Draht ein rauchendes Etwas schwenkend mit schnellen Schritten die Straße rauf kommt. Er hat einen Baumpilz angezündet und vertreibt so die bösen Geister des Winters. Später sehen wir diesen Brauch noch im ganz großen Stil.
Dann kommen die Frauen mit Körben zur Kirche. Das ist die Speisensegnung. Hierzu wird das Essen für das Ostersonntagsfrühstück (Brot, Fleisch, 5 Eier, Meerrettich und Rotwein) am Ostersamstag in Körben in die Kirche gebracht und gesegnet. Die Speisen sind Symbole für Jesus Christus und die Kreuzigung.
Später kann ich auch zur Bildung von Legenden beitragen. Auf unserer kleinen Tour in die Seitentäler der Mežica unter dem Petzen besuchen wir eine Kneipe, wo wir sofort die gesegneten Eier dargeboten bekommen. Ich habe von Winni gelernt, wie man gekochte Eier ausbläst. Es gibt dafür stehende Ovationen der Gäste in der Kneipe. Vom Regen werden wir nach kurzer Zeit wieder in die Kneipe zurück getrieben. Die Wirtin reicht sofort mit dem Bier mir noch einmal den Korb, um vor den neuen Gästen das Kunststück zu wiederholen.
Der Berg Petzen
Einer hiesigen Legende nach wartet "König Matthias" (Kralj Matjaž) im Inneren des Berges Petzen mit seinen Getreuen auf eine Weltschlacht. Wenn sein Bart 9mal um den Tisch gewachsen ist, wird er kommen und alle Ungerechtigkeiten rächen.
Donnre, donnre, graue Petzen,
öffne deinen Felsenschlund!
Viel zu lang schon schläft das Heer des
Kralj Matjaž auf deinem Grund …
Heb das Schwert, entzünd das Feuer,
gib uns Freiheit, gib Courage!
Rette uns in Gottes Namen
vor dem Fremden – Kralj Matjaž!
Quelle: In der Verbannung/V pregnanstvu. In: Hartman, Milka: Der Frost verspinnt die Beete mir mit feinen Netzen. Aus dem Slowenischen von Erwin Köstler und Andrej Leben. Drava 2007, S. 16 – 17.

9.4.2012, 45 km
An einem solchen Tag muss man den Panorama-Weg unter der Olševa (Panoramska cesta Podolševa) fahren. Die Sonne regiert wieder den Himmel, die Berge sind mit Schnee bezuckert. Weiß-blaues Kaiserwetter.
Der Weg verläuft die Meža aufwärts in Richtung Koprivna, links weg zum Pass Spodnje Sleme. Ein Passat-Fahrer ist wieder umgekehrt und warnt: „Zu viel Schnee oben!“ Doch wir wollen selber sehen, selber auf den Pass. Da ist man dann auf ca. 1250 m.ü.A. bzw. m. i. J. Einige dutzend Meter habe ich dann wegen der Schneedecke bergab geschoben. Als ich aber sah, wie Helmut das in den Pedalen stehend meisterte, bin ich auch aufgesessen.
Dann auf dem Panorama-Weg guckt man in die Nordwände der Steiner- und Sulzbacher Alpen (Kamniško-Savinjske Alpe) – atemberaubend! Bei der Abfahrt nach Solčava zeigte sich die Nützlichkeit der Überholung der Bremsen vor ein paar Tagen in Mežica. Die kälteste Zeltnacht dann auf dem Autocamp Smica in Luče.


10.4.2012, 75 km
Keiner wankt in den Karawanken. Heute haben wir uns nochmal einen Pass vorgenommen, den Volovljek knapp über 1000 m. Eine besondere Belohnung war dann die Abfahrt hinunter nach Kamnik. Nun haben wir die Gegend Gorenjska Oberkrain erreicht. Auf dem Sportplatz von Podbrezje stehen dann unsere Zelte. 


11.4.2012, 36 km


Langsam aber sicher müssen wir unsere Rückkehr planen. Wir wollen uns auf dem Bahnhof in Jesenice (deutsch Aßling) informieren. Durch den Karawankentunnel gibt es aber nur noch D-Züge (ein einziger mit Fahrradtransport) und ganz früh ein Personenzug nach Rosental. Das hatte ich irgendwie anders in Erinnerung. Beim Kaffee in einer Konditorei schlägt Helmut die Fahrt über den Wurzenpass vor, um dann in Villach oder Klagenfurt in den Zug zu kommen, den wir in Wien am Samstag eh nach Dresden nehmen. So soll es denn sein. Wir fahren dann nur noch nach Dovje auf den Camping Kamne, den ich aus 2008 kenne. Das Wetter hat wieder einen Tiefpunkt erreicht. Als wir die „Alte Schmiede“, ein sehr schönes neues Restaurant verlassen, drascht es – hält fast die ganze Nacht über an. 

12.4.2012, 81 km

Vrata-Ta
Endlich hört der Regen auf – ich kann endlich pinkeln gehen. Was für eine Überraschung, der Vollmond steht über dem Triglav. Für die heutige Tour haben wir wieder Kaiserwetter.
Richtung Kranjska Gora gibt es dank dem 1967 stillgelegtem Teil der Rudolfsbahn ins italienische Tarvisio (Tarvis) einen schönen Radweg entlang der Save. Leider war dann auf dem Wurzenpass das Bunkermuseum noch geschlossen.
Kranjska Gora

Nachdem wir in Villach auf dem Bahnhof unsere Tickets für die Heimfahrt ab Klagenfurt gekauft haben, sind wir noch einige Kilometer die Drau abwärts gefahren. Hier gibt es eine Reihe von Denkmälern und Tafeln zum Kärntner Abwehrkampf 1918-1929
Hier der Text einer Tafel an der Drau bei St. Jakob im Rosental:

Im Zuge des Vordringens von SHS-Truppen ins Rosental wurde das Gebiet um St. Jakob im Rosental schon am 25. November 1918 besetzt. Die strategische Bedeutung dieses Raumes ergab sich daraus, dass hier mit dem Rosenbacher Eisenbahntunnel eine wichtige Verkehrsverbindung vorhanden war, die den SHS-Truppen Nachschubmöglichkeiten in personeller und materieller Hinsicht ermöglichte. Deshalb war dieses Gebiet besonders heftig umkämpft.
Schon am 6. Jänner 1919 wurden die SHS-Truppen im Raum Rosenbach, St. Jakob und Rosegg von Kärntner Abwehrkämpern (Gruppe Velden, Volkswehrkompanie Spittal, Rosegger und Maria Gailer Freiwillige) bis an das Nordportal des Rosenbacher Tunnels zurückgedrängt, ohne dass der Tunnel selbst genommen werden konnte. Der Bahnhof Rosenbach wurde besetzt.
Die amerikanische Miles-Kommission besuchte St. Jakob gleich zweimal (am 1. und 3. Februar 1919), um sich ein genaues Bild von der Situation und der zweigeteilten Stimmungslage in der Bevölkerung zu machen.
Nach dem Bruch des Waffenstillstandes am 29. April 1919 durch SHS-Truppen kam es auf der Linie Lavamünd-Rosenbach zu heftigen Kämpfen und zur neuerlichen Besetzung St. Jakobs. Schon am 30. April setzte die die Kärntner Gegenoffensive ein, in deren Verlauf es der Kärntenr Abwehr am 4. Mai 1919 gelang, das Nordportal des Rosenbacher Tunnels einzunehmen un den Eingang zu versperren.
Im Zuge der SHS-Generaloffensive ab 28. Mai 1919 mussten sich die Kärntner Abwehrkämpfer Anfang Juni 1919 in den Raum Faaker See zurückziehen, jedoch war die Volksabstimmung schon seit Mitte Mai 1919 in Paris beschlossene Sache.

So was schafft Wunden und Narben in der Seele der beteiligten Völker, die dann immer wieder aufreißen und heute im Streit um die Namensrechte für die Krainer Wurst und den Käsekrainer fort dauern.

13.4.2012, 46 km
Noch ein letzter Huckel und dann hinein nach Klagenfurt. Jens fragt die Taxifahrer nach einem Hotel und erhält die Empfehlung für die Pension Schmidt. Es ist dann die Pension „Alte Schmiede“ Nahe des Zentrums. Schee, guat und billi!

14.4.2012
Wir brechen zeitig früh 4:30 Uhr auf. Zum Glück rechtzeitig denn ich habe einen Plattfuß hinten. Aber geht noch: Es ist ein Schleicher, das Aufgepumpte hält bis zum Bahnhof. Wir bleiben mit den Rädern auf unseren Plätzen bis Dresden (bzw. Jens bis Berlin).

Sonntag, März 25, 2012

Lamento

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Am Baikal hieß es noch: „Ich komm' nicht hoch, ich komm' nicht runter!“. Am mittleren Märzwochenende nahm ich an einer Wanderung des Sachsen-Stammtisches des ODS teil. Jetzt stöhne ich: „Ich komm' nicht mehr mit!“ Der Plan der Tour sah eine Wanderung ins Böhmische Mittelgebirge rechtselbisch mit Start in Decin vor. Eine ähnliche Route gingen wir mal um den 1. Mai 2009.
Die Teilnehmer neben mir waren Gert alias Alibotusch und

Die erste Rast war am Aussichtsturm rozhledna bei Velký Chlum. Unser Weg führte diesmal nicht vorbei am Vrabinec (Sperlingsstein) hinunter zur Elbe, sondern wir blieben oben auf den Pferdekoppeln. Der kurze Verschnaufer in der Kneipe in Lesná reichte nicht für einen Bissen vom Proviant, sondern galt dem Durst löschen. Bei Rychnov ließ ich abreißen und legte mich für eine Vesper und ein Verdauungsschläfchen nieder. Die Freunde zeigten mir auf ihren Karten und GPS-Dingern noch ihre weiteren Pläne. Gerts und meine Empfehlung war das Zelten bei der Deciner Baude oben auf dem Bukova hora am Fernsehturm. Aber auch der Ort Zubrnice spielte eine Rolle in den Plänen, denn wenn die Baude oben geschlossen ist, braucht man Wasser. Wir verabredeten ein beliebiges „Anzeichen“ oben am Turm. Ich freute mich auf mein Päuschen und hoffte nun meinen eigenen Rhythmus zu finden.
Ohne dass ich mich von dem ausklingendem Volksfest in Rychnov ablenken ließ, erreichte ich zum Sonnenuntergang die Deciner Baude auf dem Bukova hora am Fernsehturm. Bei meiner Aufklärungsrunde habe ich keine „Anzeichen“ gefunden. Ein Mann am Weg zu unserem alten Zeltplatz, der mit einigen elektronischem Gerät rum hantierte, zeigte mir den roten Weg und meinte, da seien die deutschen Kameraden abgestiegen. 
Also stieg ich noch bis Zubrnice ab, immer auf der Suche nach dem Lager der Kameraden. Erst in der Dunkelheit traf ich in Zubrnice ein und gleich erst mal in die Kneipe. Dort vermittelten mir freundliche Leutchen einen Pensionsplatz. Ich kehrte noch einmal zu der Runde in der Kneipe zurück und erhielt einige interessante heimatkundliche Informationen. Die Sudeten nannten den Bukova hora nicht etwa Buchenberg, sondern Ziegenstein. Und der autoritäre Genießer auf dem Březňák-Logo erhielt einen Namen: Postmeister Ziebich. 1942 liefert die Brauerei Bier für Rommels Afrikakorps. Und wie schmeckt nun das Bier? So!
Mit dem 7Uhr-Glockenschlag der Kirche stiefelte ich am Sonntag dann auf dem rotem Weg weiter. Meine Vorstellung war, die Kameraden in ihrem Lager zu wecken. Ich hatte mir schon ein Lied überlegt. So oberhalb vom Bahnhof schwand dann aber die Hoffnung, dass ich das Lager finde. In dem kleinen Dörfchen Liskov lud mich ein guter Op' zu einer Vesper ein. Ich folgte dann dem grünen Weg (Empfehlung des Op') über den Sokolí hřeben nach Velké Březno. Mit der Bahn dann zurück nach Potschappel

Mittwoch, Oktober 05, 2011

Fünf Tage goldener Herbst

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Goldener Herbst
Roswitha, Helmut und ich nutzten die Chance des tollen Wetters für eine Tour auf die Kuppen des Český les, des Böhmischen Waldes. Dieses Gebirge heißt auf bayrischer Seite Oberpfälzer Wald. Ein Thüringen-Ticket bringt uns nach Cheb.
Egerländer Fachwerk
Auf den ersten Kilometern finden wir beeindruckende Höfe im Egerländer Fachwerk.
Wegweiser bei Zdar











Unser Weg führt entlang des Radweg #36. Ich bin ganz begeistert von der logischen und durchgängigen Ausschilderung des Radwegnetzes in Czech-Land. Mit ein- und zweistellige Nummern werden überregionale Wege bezeichnet, dreistellig steht für Tagestouren, vierstellig sind Verbindungen und Abstecher zu Sehenswürdigkeiten. Unterwegs findet man Hinweise auf den Weg immer an den erwarteten Stellen.

Nein, nicht Siebenbürgen: Tachov
In Tachov finden wir eine schöne Altstadt. Dann folgt der Weg #36 fast nur noch den alten Kolonnenwegen des ehemaligen Grenzstreifens. Die sind mehr oder weniger grob aphaltiert.


Die alten Kolonnenwege








Viele der Dörfer im Grenzstreifen waren überwiegend durch Deutsche besiedelt. Das sind seit '46 nur noch Wüstungen. Auf den Schildern wird Das euphemistisch "die verlorenen Dörfer" genannt.

Zelt nass vom Tau einpacken




Für unsere Zelte fanden wir immer schöne Plätze: In Broumov direkt im Dorf auf der Allmende neben dem Tennisplatz. Auf einer schönen Waldwiese mit röhrenden Hirschen ringsum und auf einem Biwakplatz am Berg Čerchov.

Am Fluss Regen




Bei Furth im Wald sind wir dann rüber nach Bayern.

In Regensburg reicht es noch für den Besuch der mittelalterlichen Wurstkuchl bevor die Regenwolken übernehmen.