Sonntag, Juni 14, 2015

Gryka e rugovës: Kann ein Sonntag schöner sein

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13.6.2015 Ein neuer Länderpunkt: Kosova
Das Motel Grand am Ausgang von Rozaje Richtung Berane war großartig, Niksicko pivo, ein gutes gebackenes Schweinefleisch, eine fast heimische Kartoffelsuppe, viel Internet und ein kühles Zimmerchen - alles zusammen für sage und schreibe 25€.
Holzernte oder Holzklau: Die Laster sah ich dann später auf dem Weg ins Kosovo
Wie immer bin ich vor Sieben los, aber nicht weit zeigte das montenegrinische Tourismusentwicklungsbüro einen Radtrail zur Quelle des Ibar an. Da bin ich mal rein in das enge Tal, aber nach einigen Kilometern wieder umgekehrt, es sollte ja noch vor dem Aufstieg ein ordentliches Frühstück geben.
Ideen für Rad und Wanderstiefel

Wenn man von der Hauptstraße in Rozaje in die kleinen Gassen abbog, roch es überall lecker nach pekara. Ich wählte eine bosniakische Bäckerei, drinnen ein leckeres Mädel, aber sonst war außer ein paar Waffeln und großen Broten nichts für mich zu happern. Ich fragte nach einer Portion burek, sie antwortete: "Mantije!" Ich konnte damit nichts anfangen und wandte mich ab, sie rief hinter mir her und zeigte mir das Blech in ihrem Ofen. Es waren lauter Tischtennisball große Buchteln aus Blätterteig gefüllt mit gehacktem Fleisch. Sie packte mir 10 Stück auf einen Teller und übergoss sie mit saurer Sahne, dazu gab es einen Becher Joghurt. Preis: 1,40€.
Aufstieg zum Pass: Die Moschee in Dacići
Am Kula-Pass
Nach einigen Runden durch das Städtchen und einer weiteren Portion burek startete ich den Aufstieg zum Pass hinüber ins Kosovo. Rozaje liegt auf über tausend Meter Höhe, trotzdem braucht es noch knapp 600 Höhenmeter um dann in das Amselfeld hinunter zu stürzen.
Abfahrt vom Kula-Pass ins Kosovo
Spektakulär, die Abfahrt! Bevor meine Reifen beginnen zu brennen vom Bremsen, steht die erste kosovarische Kneipe am Weg. Hier koste ich schon mal vor - das birra Peja, das Bier aus Pec, dem ersten Hauptziel dieser Tour. Morgen soll es in die Rugova-Schlucht gehen.
Das Gewitter gerade würde wohl auch den Tropen gerecht werden, Golfball große Blasen vom Regen und Blitz&Donner im Minutentakt. Ich sitze beim 3. birra Peja im Trockenen. Es ist für mich immer sehr spannend in ein neues Land zu kommen, ich bin gespannt, ob die Vorurteile stimmen, worauf kann ich mich freuen und wovor muss ich mich in Acht nehmen. Ich bin dann sehr aufmerksam und suche die Zeichen an der Wand. Meine Kneipe hier ist dekoriert mit der amerikanischen und der albanischen Flagge. Neben mir bis eben drei Aufschneider, die sich nur mit ihren neuesten iPhones unterhielten, zwei der Kerle sind gerade in einem AMG S-Klasse-Super Coupé mit Flügeltüren weg. Soweit die Bestätigung der Vorurteile. Positiv für mich ist im Gegensatz zum bosniakischen Sandszschak die größere Toleranz zum Bier. Hier kriege ich ein kriegl Bier aus Pec/Peje. Vergleichsweise trocken noch die wenigen Kilometer hinein nach Peje gerollert.

14.6.2015 Gryka Rugove: Kann ein Sonntag schöner sein
Die Kosovaren halten die Sonntagsruhe ein, das muss man sagen. Gegen 7 Uhr gibt es noch wenig offene Caffees. An mein Rad komme ich noch nicht, im Hotel ist niemand. Bei einem netten Mann dann der erste und der zweite Espresso, er begrüßt hier jeden wie einen alten Bekannten. Ich kann mich mit ihm auf Deutsch verständigen, dass ich mir was lecker&heißes von der benachbarten Bäckerei hole und bei ihm frühstücke.
So gestärkt gehe ich die Schlucht an. Am Ortsausgang am serbischen Kloster noch ein paar verlassene KFOR-Posten mit verrosteten "Nicht fotografieren!"-Schildern. Es ist die beeindruckendste Schlucht, die ich bisher durchfahren durfte, fantastisch.
unterer Teil der Schlucht
Beim Restaurant "Hani"
Ich bin bis hoch zum Abzweig zur Grenze nach Montenegro, in die Siedlung Kuqishte. Es gibt eine ordentliche Infrastruktur, im Restaurant "Hani" hat gerade eine KFOR-Streife in voller Montur (Lothar würde sagen: Mit der kleinen und der großen Demokratie) die Sicherheit für eine reservierte und gedeckte Tafel gecheckt. Ich erhalte Besuch am Tisch vom Präsidenten des kosovarischen Radfahrerbunds und dreimaligen kosovarischen Meister. Er ist so alt wie ich. Er hat unten in Peja einen großen Radladen. Wir schätzen unsere jeweiligen Rahmenkonstruktionen, er fährt einen Carbon-Rahmen. Er zutscht Energie-Drink aus seiner Radlerflasche, ich trinke birra Peja.
Im Restaurant "Hani"
Kuqishtë - point of return
Nun die Belohnung: Die Abfahrt zurück nach Peje. In den Tunnels hänge ich mich an den Sonntagsausflugskonvoi der italienischen Carabinieri mit Horn und Blaulicht. Ich bin auf einigen derer GoPro-Videos, besonders für mein Ausbremsen des Gegenverkehrs in einer Kehre erhalte ich Beifall.
Meinen Sonntagsbraten erhalte ich in einem äußerst schmucken Restaurant in Peje, zu deren Sauce würden auch die Thüringer Klöße passen. Kann ein Sonntag schöner sein?

Freitag, Juni 12, 2015

Auf der Seidenstraße

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Heute galt es nun nüber zu machen nach Montenegro. Parallel zur Hauptstraße über Novi Pazar gibt es die Nebenstraße über einen kleinen Pass nach Tutin.
Der Weg nach Tutin
Oben wieder der Landschaftswechsel zur Waldsteppe des Peshter. Die Stadt Tutin scheint wie erst vor zwanzig Jahren erfunden und jeder durfte bauen wie er wollte. Oft war aber schnell das Geld alle, es blieb ein Rohbau stehen, der auch mal für sieben Stockwerke angelegt sein konnte. Trotzdem ein großer Trubel allenthalben, es gab Zeugnisse für die überaus zahlreiche Jugend. Da wurde von den Vätern, Vettern und Onkels gern mal ein Schein ins Zeugnis gesteckt.
Poser in Tutin
Ein Op' aus Ahrweiler bei Bonn erzählte mir bei einen Tee die Geschichte dieser Gegend. Vom Berliner Kongress nach den ersten Balkankriegen wurde dem Sandžak die Autonomie zugesichert. Doch geschert hat sich keiner der Herrschaften darum, gekümmert aber auch nicht. In der Kneipe hingen zwei Tito-Plakate, unter dem ging es den Leuten noch am Besten, man hatte einen Pass, der was galt und konnte ins Ausland arbeiten gehen. Er unterstrich mehrmals, dass in dieser Stadt heute jede Familie das Geld aus dem Ausland kriegt. Er war schon in den 60igern mit der gesamten Familie ins Rheinland und hat heute einen deutschen Pass.
Denkmal auf dem Hauptplatz: Die Lage von Tutin an der Seidenstraße
Auf dem Stadtplatz haben sie eine Weltkarte mit den diversen Seidenstraßen aufgestellt, letzte Station nach Westen kurz vor Venedig: Tutin.
Nach dem unproblematischen Grenzübergang ins Euroland Montenegro dann die Ibar-Schlucht, eine Kopie der Ardeche-Schlucht.
Die Schlucht des Ibar
Genauso führte die Straße hoch über der Schlucht mit atemberaubenden Tiefblicken. Vor einigen tausend Jahren wird es wohl auch an der einen Stelle einen Ponte de Ibar gegeben haben.

Donnerstag, Juni 11, 2015

Der Müller

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11.6.2015 Der Müller
Gut, dass ich schon gestern mein Zimmer zahlte, wie erwartet war heute früh um Sieben keiner da. Also rein nach Novi Pazar zum Frühstück. Meine Gelüste gingen in Richtung Bäckerei und türkischen Kaffee. In der Bäckerei Evropa fand ich zwei schöne Stücke und direkt am Fluss Rashka eine kafana zum Verweilen. Das Tagebuch schrieb ich zu vier türkischen Tee. Es kündigte sich ein Tag der Ruhe und Entspannung an. Es ist schön, wenn man kein Ziel anstreben muss.
Unter der Festung in Novi Pazar
Heute scheint Abschluss des Schuljahres zu sein, von allen Seiten streben die Kinderchen mit den Farben der Schule als Luftballons dargestellt und verfolgt von den Handys der Eltern den zentralen Platz unter der Festung an.
Basargassen
Novi Pazar macht seinen Namen alle Ehre, in alle Richtungen kleine Basargassen mit nullstöckigen Buden und ein Gewimmel von Autos und Leuten dazwischen. Irgendwann wurde ich als würdig befunden, mit dem persönlichen Handy abgelichtet zu werden.
... aber eine Lunte liegt am Pulverfass Sandshak
Endlich beschloss ich, den Weg zurück zur Route über Tutin zu nehmen, mit der Maßgabe: Langsam, langsam, heute nur ein viertel Tag. Überall finde ich muslimische Friedhöfe, doch nach der Abzweigung nach Tutin links Kreuze auf den Gräbern. Was bedeutet das für Einen, der Bierdurst im Zeichen der Minarette hat? Die Erlösung ... und bald fand ich Niksicko pivo in der Kühlvitrine eines kleinen Lädchens am Straßenrande. Ich holte mir ein Niksicko aus dem Kühlschrank und hockte mich in die Runde. Ich landete in der Runde von vier Serben und dem Betreiber des "magazin mixt". Einer verstand ein wenig Deutsch, er arbeitete einige Zeit in Duisburg. Der Platzhirsch wollte gleich wissen, was ich weiteres trinken mag. "Rakija", mir war noch nicht klar, was folgen sollte.
Der Mueller, der Platzhirsch, der Geselle
Einer in der Runde war der hiesige Müller, er betreibt eine zweihundert jährige Wassermühle. Auf meine Frage nach einer Besichtigung packte der Platzhirsch den Müller, seinen Gesellen und mich in diesen tollen Michelin-Van von Fiat (die grandiose Konstruktion eines Raumwunder) und fuhr uns die paar hundert Meter zur Mühle am Fluss Rashka.
In der 200-jährigen Mühle

Giltig gemacht: Mit Stempel und rakija
kukuruz steht auf dem Mahlzettel, den der Müller mir giltig machte. Natürlich gab es für die Runde incl. Fahrer einen rakija, trotzdem konnte er mich wieder heile zurück bringen. Dort wartete der "Duisburger" mit einer neuen Runde von Freunden und rakija. Einer der Neuen war ein besonders Pfiffiger. Er überschlug schnell den Gewinn eines Exportgeschäfts, nachdem ich ihm auf Nachfrage den Literpreis eines guten Obstlers mit 25€ in deutschen Geschäften schätzte. Darauf den nächsten rakija. Ich habe jetzt die Reißleine gezogen, bin in der tollen Anlage Motel "Ras" Pazariste eingecheckt. Das liegt am Beginn einer tollen Felsenschlucht, wo ich morgen weiter radeln werde.

Mittwoch, Juni 10, 2015

In den Sandžak

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8.6.2015 Im Himbeerland
Der Serbe an sich ist in Teilen schon ein Frühaufsteher, aber kein großer Frühstücker. Als ich heut morgen gegen halb Acht mir einen Kaffee bestellte, muss den wohl ein Gast gezapft haben. Denn dann kam die Treppe runter der Chefkellner, knipste den Computer an und bongte erstmal die bisher vom Stammtischler ausgeschenkten Getränke.
Da kommt Freude auf: Eine Abfahrt ins Tometino Polje
Ersatz für das Frühstück war eine feine Abfahrt bis zu einem Banner über die Straße in Jeshevica, Reklame für ein Hotel. Es war halb Zwölf, Zeit für einen Brunch bestehend aus einem Vorsüppchen und in Schinken eingerollten cevapcici mit shopski Salat. Ich habe eine Tradition, nach dem Essen einen rakija. So auch jetzt in Guca, dem Dorf des berühmten Trompeterwettbewerbs. Die allgegenwärtigen Pommes mopst mir gerade ein kleines Mädchen vom Teller. Gott sei Dank, das gilt dann auch als aufgegessen und das gute Wetter bleibt mir hold.
Im Himbeerland
Hier werden überall in Weinbaumanier Himbeeren angebaut. Bei dem Wetter wird wohl in ein bis zwei Wochen eine gute Ernte eingefahren. Ich sah reichlich Daumennagel große Beeren an den Sträuchern, und zwar Daumen von Leuten, die wirklich Daumen drücken.
Krajputaši
Am Wegesrand fielen mir einige Steinstelen auf, offensichtlich Gedenksteine für Verstorbene. Es sind Krajputaši genannte Grabmäler, die sich durch einzigartige gemeißelte und gemalte Motive und Epitaphe auszeichnen.
Wenn ich die hiesigen serbischen Riesen sehe und die deftigen Fleischgerichte würdige, kann der derzeitige Weg zum Veganertum nur ein Irrweg sein und zur Degeneration führen. Gerade sind mir die riesigen gegrilltem Fleischberge für eine Gesellschaft hier im Motel ASS in Guca aufgefallen. Auch wenn ich heute schon ein Pfund vom rostilj verspachtelt habe, es sah lecker aus.

9.6.2015 Guca ohne Trompeten
Ich bin heute früh in Guca gestartet, der Stadt des berühmten Trompeterwettstreits, dieses Jahr vom 3.-9. August.
Der erste Sieger des berühmten Trompeterwettbewerbs: Desimir Perišić
Ich sitze in einem Gasthaus kurz unterhalb des 800 m Pass zwischen Guca und Ivanjica. Neben mir ein Bernhardiner, von dem man befürchten muss, dass er den Tisch umschmeißt, sollte er sich umbetten wollen. Er grunzt und japst aber friedlich weiter, mein dritter zwei Dezi spricer wird wohl stehen bleiben auf dem Tischchen. Gut dass ich die Einladung unten in Kotrasha nicht eingegangen bin. Den zweiten rakija des Op's habe ich bei der Passauffahrt wohl verspürt. Er wollte mir in seinem Haus ein gutes Mahl auftischen, er rieb sich viel versprechend den Bauch. Das wäre wohl aber das Ende der heutigen Etappe gewesen.
So aber erreichte ich nach einer großartigen Abfahrt Ivanjica. Hier gab es einen Hamburger, so wie er immer sein sollte: Ein pleskavica. Der breitgeklopfte Bratklops wiegt hier fast 300 gr, das Brot ist warm und frisch. Bei der Gourmet-Ausführung gurman pleskavica mit Schinken und Käse kann man dann wie beim Döner noch diverse Gemüse und Saucen hinzu wählen.
Perfektes Radlerwetter
Über allen ist das schöne Wetter, wer weiß schon wie das hier im Dauerregen abgehen würde. Aber wie entspannt die Leute hier sind, lest in dieser kleinen Beobachtung. Ich halte an einer schattigen einladenden Kneipe für einen spricer. Ein riesig langer 99'er FORD Mondeo Combi fährt fast mein Rad um beim schwungvollen Einparken. Zwei Serben beleiern beim Aussteigen gleich den jungen Kneiper, der lässt sich aber bei seiner englischen Konservation mit mir gar nicht beirren. Dann besteigt er den Mondeo, nicht abgeschlossen und der Schlüssel steckt, ist hier so üblich, und fährt ein paar pleskavica aus. Nach ein paar Minuten zurück holt er seine Angel und fährt mit Einem der Leute zum Forellen fischen: "My hobby!" Die Uhr zeigt 15 Uhr.
Ein amerikanisches Versprechen
Morgen wird es wohl ans Eingemachte gehen, ich fahre noch bis zum Ende der asphaltierte Straße nach Kumanica. Das amerikanische Versprechen durch den Mercy Corps einer Fortsetzung der Asphaltierung bis Montenegro scheint nur Makulatur zu sein. Dort erwartet mich morgen 30 km Gravelroad aufwaerts.

10.6.2015 Golijan
Es war ein schweres Stück über die Golijan Berge in das Sandžak nach Novi Pazar. Ich fand eine großartige Zeltstelle am Ende des Asphaltbelags einer Nebenstraße gleich nach Kumanica. Was ich nicht fand - ein Lädchen. Damit war das Wasser knapp, zu Essen gibt es überhaupt nix. Ich ließ mir die Möglichkeit der Umkehr.
Aufstieg Golija Planina
Doch welche Überraschung, nach wenigen hundert Metern gab es Asphalt und immer wenn es knapp wurde mit dem Wasser eine Quelle. So erreichte ich bei knapp 1500 Metern die Wälder des Golijan-Gebirges. Irgend einer hatte die Idee auf den höchsten Berg Jankov Kamen (1833 m) eine Seilbahn zu errichten. Am Forsthaus Golijanska Reka standen überall Gondeln und anderes Material für das Projekt rum.
Golija Planina
Hier war dann auch die Herrlichkeit des Asphaltbelags zu Ende. Noch mal hoch auf 1650 m, und die Gegend wendete sich schlagartig, weite Wiesen- und Weideberge und eine holprige Abfahrt.
Blick in das Sandžak, Duga Poljana
Ich erreiche das Bosniaken-Dorf Duga Poljana. Mir fällt sofort auf, dass in den Kühlschränken der Lädchen kein Bier mehr präsentiert wird. Um die Moschee ducken sich ein Dutzend Häuschen. An der kleinsten Hütte steht dran: Obucar, der Schuster. Daneben sehe ich wie ein Op' im Schaufenster gegrillte Hammelfleischstücke immer wieder mit Sauce übergießt. Das wird mein Happerchen zum Frühstück, würzig, heiß und gut. Es ist aber schon 16 Uhr.
Die große Moschee in Rajcinovice (Džamija u Rajčinoviću)
Zur Übernachtung suche ich mir ein Hotel in Novi Pazar Banja. Nachdem ich mich frisch gemacht habe, will ich noch auf ein Getränk eine Treppe tiefer. Da wird mein Flur zur Moschee, in der Tat, neben meinem Zimmer #102 liegt der Gebetsraum. Am Treppenaufgang haben alle bereits die Schuhe ausgezogen, bestimmt fuenzig Paar. Als ich erfolglos nach ein paar Minuten zurückkehrte, was ich für das Restaurant hielt, war jetzt der Gebetsraum der Frauen, knieten und beteten immer noch Einige vor meinem Zimmer. Das Ganze incl. Übernachtung in einem hoch feinen Dreibettzimmer kostete 20€. Ein Glück, dass ich ein paar Minuten vorher noch eine serbische Kneipe fand und ein Zajecarsko pivo kalt genießen konnte.

Montag, Juni 08, 2015

In Divcibare

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Ich fand ca. 8 km vor Mionica eine tolle Stelle zum Zelten, schön hinter einem Strauch. Trotzdem lämpelte nachts Einer rum und murmelte ein paar serbische überrascht klingende Wörter. Ich grüßte aus dem Zelt heraus und versicherte "sawtra utro" bin ich weg. "Dobro, dobro!" Da waren die meisten meiner Krämpfe schon vorüber. Am folgenden Tag habe ich das serbische Mineralwasser noch mit Magnesium-Tabletten verstärkt.
Mionica
Hier bin ich im serbischen Kernland, sehr ländlich geprägt. Ich war sehr überrascht, als ich in einer Kneipe in einem Extrazimmer einige verkopftuchte Frauen plappern hörte. Nach einiger Zeit brachte der Wirt den Weibern auch noch die shisha, die Wasserpfeife. Das waren wohl Flüchtlinge aus dem Maghreb. Im Nachbardorf war mein Nachbar dann wieder ein echter Vertreter seines Landes, stolz prangte das Tschetnik-Zeichen, serbisches Wappen über zwei gekreuzten Pistolen, an seiner Lederweste. Insgesamt war dieser zweite Tag schon einer, der mir schwer fiel. Es galt 800 Höhenmeter zu überwinden über das Maljen-Gebirge nach Divcibare.
Der Aufstieg auf das Maljen-Gebirge ist geschafft
Den Kamm überwunden ist man in dieser typischen Hochweidenlandschaft mit vereinzelten Kiefern. Divcibare ist ein Wintersportort für die Belgrader, oder jetzt im Sommer ein Luftkurort. Nur am Sonntagabend waren alle schon wieder abgereist, die mich auf dem Weg hochwärts überholt haben. Aber in einem nacionalni restoran gab es ein prima Gulaschgericht mit domacni syr, hausgemachten Schafskäse. Mein Zelt stand auf dem Gelände des schon lange aufgegebenen Autocamping "Bresa" auf einer wohlriechenden Kräuterwiese.

Samstag, Juni 06, 2015

Die Anreise

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Es war wieder dieses tolle Wetter während der Zugfahrt von Dresden nach Budapest, wo man geneigt ist an der nächsten Station aus zu steigen und los zu pedalieren. Mich begleitete der Abt aka Alibotusch. Er ist auf dem Weg in die rumänischen Waldkarpaten. Meine Planung hatte ja eine kleine Lücke: Der Anschluss nach Belgrad im Liegewagen nimmt keine Fahrräder mit. Meine Trumpfkarte war eine internationale Radkarte bis Belgrad ausgestellt. Der ungarische Schaffner auf der letzten Stunde ab Sturovo nach Budapest bemerkte als Einzigster, dass der Geltungsbereich ab Verkaufsdatum meiner Fahrkarten ausgestellt und im April 2015 abgelaufen war. Damit hat er sich die ersten ca. 7 € (2000 HUV) Schmiergeld verdient. Er meinte: "Für zwei Bier". Der serbische Liegewagenschaffner im Anschlusszug deutete sofort an: "Musst Du zahlen an die Ungarn und die Serben." Mein Fahrrad konnte ich taktisch günstig am Kopf des ersten Waggons, was auch mein Liegewagen war abstellen. Die kleine Kröte, was die ungarische Schaffnerin war, wollte 40€, ich konnte auf 30€ runterhandeln. Es bewahrheitete sich mal wieder der Spruch des Abt: Was der Teufel nicht selber kann, stellt er durch ein Weib an. Der Liegewagenschaffner bezifferte den serbischen Anteil mit 10€, wir hatten eh Freundschaft geschlossen. Im Liegewagen war die lingua franca Englisch, mein Abteil war voll belegt wie der komplette Waggon, vier Amis, ein Bosnier mit perfekten Englischkenntnissen und icke, naja. Ich unterhielt mich mit drei Jungs, die als Studenten bei Audi in Györ arbeiteten und als Ziel für eine Spritztour sich Belgrad ausgesucht hatten, Respekt!
Nur raus aus der Stadt - Belgrad
Heute morgen dann der Standardablauf: Waschen am Bahnhofsbrunnen, Geld also Dinare zapfen (100 Dinare = 0,83€) und dann raus aus der Stadt. Ich bin bisschen zu weit ostwärts gekommen, jetzt aber auf der Ausfallstraße nach Süden Richtung Čačak, mit extrem viel Verkehr. Bei den Temperaturen wünschte ich mir ein wenig mehr Wind.

Montag, April 06, 2015

Veľká noc...

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... eine Osterspazierfahrt

Der Schneefall zu Ostern verlitt uns (dem Abt und mir) die geplante Wanderung über den Jeschken. Wir fuhren in den Süden, in die Kleinen Karpaten bei Bratislava.
Dort scheint die Sonne

3.4.2015, Das Tal Kršlenica bei Plavecký Mikuláš

Das Felsental aufwärts in die Kleinen Karpaten
Überraschenderweise einige Dutzend Kilometer entfernt von einem größeren Fluss fanden wir ein Biberbiotop.

4.4.2015, Burgenfahrt

Im Tal der Váh (dt. Waag).
Smolenický zámok
Burg Čachtice (deutsch auch Burg Schächtitz, slowakisch Čachtický hrad)
Hier trieb die berüchtigte Blutgräfin ihr Unwesen: Elisabeth Báthory.
Der Abt auf dem Weg zur Gräfin
Frühling bei der Burg Beckov

5.4.2015, Die Sulover Felsen

Súľovské skaly, die Felsen bei Sulov sind eine attraktive Felsenstadt im Nordwesten der Slowakei, nur einige Kilometer von Žilina entfernt.
Súľov-Hradná
Nun gab es auch wieder Schnee (hier am Gotischen Tor), vor dem wir eigentlich geflüchtet sind.
Suľovské skaly - Gotická brána
Auf der Burg Súľov (auch Roháč genannt)
Die Burg Súľov oberhalb von Súľov wird zum ersten Mal 1470 erwähnt. Sie wurde als Wachburg bis 1780 genutzt, danach wurde sie aufgelassen und bei einem Erdbeben im Jahr 1858 ruiniert.

6.4.2015, Heimfahrt über den Mährischen Karst

Die Macocha, auch Stiefmutterschlucht ist eine 138,5 m tiefe Doline im Mährischen Karst.
Es war eine schöne Hohe Nacht.

Samstag, Oktober 11, 2014

Nachgekartet

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Im Sommer sind wir auf dem Weg von Budapest nach Hause entlang des ehemaligen "Eisernen Vorhangs" über den Böhmerwald geradelt. Es gab noch ein paar offene Punkte ... und so wurde eine Knotentour über den Böhmerwald geplant, von Regensburg nach Passau.
Sven hat einen klasse Bericht dazu geschrieben.
Ein offener Punkt: Der Schwarzenbergsche Schwemmkanal

Mond am Morgen bei Strážný (früher Kunžvart, deutsch Kuschwarda)


Donnerstag, Juli 03, 2014

Von Budapest nach Hause

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eine Variante des
Es ist der Sommer 1989, wir sind am Balaton gestartet und machen auf dem Weg nach Hause in die DDR in der Nähe von Sopron in einer Kneipe eine Rast wegen des permanenten Dursts. Überall auf den Tischen liegen Einladungen zum Paneuropäischen Picknick mit Gyula Horn und Otto von Habsburg auf der Grenze bei Fertőràkos am kommenden Wochenende. Wir zählen unsere Forint: "Das reicht nicht bis dahin!"
1989 - Rast in Fertőràkos
1989 - Wir setzen unseren Weg am Neusiedler See entlang über Fertöd nach Bratislava fort
25 Jahre später: Wieder verlässt uns der Mut. Wir werden nicht in das verminte und von Mücken verseuchte Überschwemmungsgebiet nach Ex-Jugoslawien fahren. Wir werden von Budapest aus heimwärts radeln und als Teiletappe die Herbst-Tour über den Böhmerwald vorziehen.

15. Juni 2014, Esztergom: "... und das müssen wir alles wieder zurück!"

Das war der Spruch, der die Zugfahrt prägte, die sich bei schönstem Wetter hinzog. Gegen 23 Uhr erreichten wir den Keleti-Bahnhof, kurz vor Mitternacht fanden wir unser Hotel und guckten bei zwei Bier in einem Pub die erste Halbzeit des Weltmeisterschaftsspiels Italien vs. Frankreich.
Start in Budapest, Margaretenbrücke (ungarisch Margit híd)
Viel Sonntagsausflügler, Jogger und Radler nahmen wie wir den Weg über die Margarethen-Insel. Bei einigen Schleifen anfangs geriet uns der Donau-Radweg immer mal aus den Augen. Der Weg trug noch einige Flutnarben und war für den Sonntagsverkehr recht schmal, aber es gab viele Kneipen, so dass der Himmelfahrtsmodus mit 0,5 l pro 10 km aufrecht erhalten werden konnte.

Auf dem Donau-Radweg bei Visegrad: Bela IV., Bruder der Elisabeth von Thüringen
Auf dem Donau-Radweg bei Dömös, abwärts
Der Radweg führte oft direkt an der Donau lang, das war so schön, dass wir den Aufstieg zur Burg Visegrad ausließen. Nun hatten wir auch endlich unseren Rhythmus gefunden, es kamen doch noch 78 km bis zum Zeltplatz Gran in Esztergom zusammen. Die Burg mit der Basilika in Esztergom wurde besucht.
Auffahrt in den Burghof von Esztergom
16. Juni 2014, Camping bei Györ: Verbindungsstrecke

Früh war ich zum Semmeln einkaufen in der Slowakei im Lidl. Die Hälfte ihres Sortiments und die komplette Einrichtung scheinen die aus Deutschland ranzukarren.
Die Maria-Valeria-Brücke verbindet Esztergom(HU) mit Štúrovo (SK) wieder seit 2001
Blick von Štúrovo auf die Basilika von Esztergom
Es war nur eine Etappe auf großen Straßen, viel LKW-Verkehr, aber die Ungarn gehen mit Radlern hier sehr tolerant um. Selbst auf dem Abschnitt mit Fahrverbot für Fahrräder hat niemand gehupt und sehr höflich überholt.

Festung Monostor bei Komarom, bis 1990 ein geheimes Munitionslager der Russen, kurz besucht. So erreichten wir pünktlich zum WM-Spiel der Deutschen einen Campingplatz, um Angela beim Hymne singen zuhören zu müssen. An Kilometer sind 92 zusammen gekommen.
Das überwältigend große Fort “Monostor Komárom” ist die größte neuzeitliche Festung Mitteleuropas und wird gerne auch als das “Gibraltar an der Donau” bezeichnet. Auf der ungarischen Seite der Donau stehen drei und am gegenüberliegen Ufer in der Slowakei stehen fünf Festungen.
Reitende Artilleriedivision Nr. 5
Errichtet: 1908 - V. Armeekorps
Ergänzungsbezirk: Pozsony (Bratislava)
Nationalitäten: 70 % Slowaken - 30 % Andere
Garnison: Komaróm
Kommandant: Oberst Rudolf Uherek
17. Juni 2014, Fertöd: Da unten, am See, sind 'se damals nüber gemacht

Heute war es eine schöne Etappe auf kleinen Wegen auf der Kleinen Schütt. So benennt Heiner die große Flussinsel Moson in deutscher Sprache.
Ackerpflanzen: Mohn
Ackerpflanzen: Rainfarn-Phazelie (Phacelia tanacetifolia)
Bei Lebenyi betraten wir wieder das "Festland" und fanden uns auf einem Jakobsweg wieder. Hier gibt es die Pfarrkirche Sankt Jakob. Die Anfang des 13. Jhdts. erbaute Kirche überstand zwar den Mongolensturm (1242), aber im Zuge der Türkenkriege (1529, 1683) wurde sie schwer beschädigt. Im 18. Jh. baute die Jesuiten die Kirche im barocken Stil um. Die Restaurationsarbeiten, die von 1862 bis 1879 dauerten, schälten die Jahrhunderte alten Schichten ab und heute stehen die bloßen Wände aus dem 13. Jh. vor uns (Tafel an der Kirche). Es gibt ein Pilgerhaus, und eine Pilgerin trafen wir auch im Dorf-ABC. Sie muss aber noch weit, auf einem Wegweiser stand: 2190 km bis Campostela.
Torschmuck an der Südfassade – die normannische Stäbchenverzierung
Lébény ist das Tor der Hanság: Wie am Parlament auch am Dorfmuseum, rechts neben der ungarischen Flagge die vom Szekler Nationalrat genutzte Flagge
Kleine abseitige Straßen bedeuten aber auch wenig Logistik. Es ist aber nicht schlimm, zu Trinken (italbolt) gibt es immer, aber mit dem Essen wird es eng, kein etterem. So kam es, dass wir sehr hungrig in Fertöd ankamen, das berühmte Schloss Esterházy links liegen ließen und aus der guten Speisekarte viel zu große Portionen auswählten. Danach gab es ein großes Jammern, besonders Jens. Es waren heute mehr als 100 km.
Schloss Esterházy (Fert?d)
Wir sind jetzt am Südende des Neusiedler Sees, dort wo der Eiserne Vorhang zerriss und wir 1989 nicht mehr genug Forint hatten, um die vier Tage bis zum "Paneuropäischen Picknick" zu überstehen. Wir radelten am Schloss Esterházy vorbei nach Bratislava, damals, als die Ersten nüber machten von Ungarn aus.

18. Juni 2014, Breitenbrunn Seestation: Auf dem Seeweg

Nun reist jede Pause ein größeres Loch in die Kasse, wir haben das österreichiche Burgenland erreicht. Und die ersten "Pässe" überquert. Eine Schleife nach Sopron bringt eine kurze Stadtbesichtigung. Aus einer Kirche erklang Orgelmusik. Davor stand ein Denkmal an die Vertreibung der Deutschen aus Ödenburg: "Taucht unter, versinkt aber nicht!" Aus der Predigt des Pfarrers bei der letzten Konfirmation.
Mergitur, non submergitur!
Taucht unter, versinkt aber nicht!
Sopron - Ödenburg
Das Mittagessen gab es noch auf der ungarischen Seite. Gleich an der Grenze war es dann mit der Höflichkeit der Autofahrer vorbei, da rasten die Ösies über den Radweg. Unser Weg führte dann mit viel Zick&Zack zwischen Leitha-Gebirge und dem Neusiedler See immer nach Norden.
Beim Heurigen "Zum Paragraphentröpferl" der Fam. Ellinger in Oggau blieben wir etwas länger sitzen. Die junge Frau vom Ausschank kam aus Sangerhausen, es war die Schwiegertochter der Chefin, einer Hallenserin. Die Chefin erzählte uns dann, wo sie überall herumgekommen ist, um nun hier im Burgenland im Weinbau ihr Glück zu finden. Aber sie musste dafür einen ihrer Grundsätze über Bord werfen: "Keinen Mann mehr!"
Am Neusiedler-See / Fertö tó: Fert? bedeutet wörtlich „Sumpf". Er zeichnet sich durch seinen Schilfgürtel, seine geringe Tiefe und sein mildes und windiges Klima aus.
19. Juni 2014, Marchegg: Im Auenland

Gestern Abend gab es noch eine Lightshow von einigen Hundert Positionslichtern an den Windmühlen auf der Parnsdorfer Platte. Dort drüber führte der Verbindungsweg B21 vom Neusiedler See in die Donauauen.
Im Auenland der Donau
In Carnuntum wollten wir was für die Kultur tun und uns das Museum zum Zerfall des Römischen Reiches angucken. Aber die Kassenfrau bot nur Kombikarten für noch zwei weitere Anlagen an - 11€ pro Nase. Das war zu teuer, wir wollten uns ja nur über die hier beschlossene Teilung des Römischen Reiches im Museum informieren. Auch an Schloss Hof, dem zweiten Sommersitz der Habsburger, kamen wir von Kultur unbeleckt vorbei und erreichten Marchegg.
Bei Hans in Marchegg
Der Schlossgasthof hat ein paar weitere Stufen des Verfalls genommen. Aber der Hans ließ sich das Geschäft nicht nehmen und richtete drei Zimmer für uns her. Wenn uns andere Hiesige fragten, wo wir nächtigen würden und wir den Schlossgasthof erwähnten, war noch die geringste Einlassung: "Der macht doch gar keine Reklame mehr." In meiner Erinnerung war das Etablissement antik eingerichtet mit riesigen Türen. Ich bin schon ein wenig entgeistert. Naja, der Hans hat sich Mühe gegeben. Der Gastgarten ist immer noch schön schattig zum Gespritzten trinken.
Die Marchauen: Die Störche von Marchegg
Die Marchauen mit den alten Storchennestern auf noch älteren Eichen haben uns begeistert. Hier Brüten die Störche noch wie vor der Kulturflucht zu den Rädern auf den Strommasten der Menschen in alten Eichen, oft mehrere Familien über einander. Ob&wie die sich über die Schissrichtung mit ihren Obermietern einigen, konnten wir nicht herausbekommen.

20. Juni 2014, Poysdorf: Ein Viertel im Weinviertel

Hans hat nach bester Managementlehre, nach der man immer den besten Eindruck zum Schluss machen muss, durch ein wunderbares Frühstück alle seine Gäste überzeugt. Es waren wunderbare Betten, wir haben gut geschlafen, und der erste Gespritzte zum Frühstück mit Spiegelei&Schinken und vielem mehr war im 5€-Preis des Frühstücks enthalten, es war großartig.
Die Rochuskapelle bei Mannersdorf
Die Kellerzeile von Mannersdorf.
Auf dem Rochusberg mit seiner Wallfahrtskapelle gedachten wir dem ersten Österreicher, der hier in der Gegend vor 30000 Jahren geboren wurde. In der nächsten Kellerzeile durften wir auch das erste Viertel im Weinviertel verkosten. Gestern beim Fußball in einer Sportsbar vergaß ich meine Mütze. Als mir Heiner sein Vattenfallkäppi aufsetzte, wurde es sofort von meinem Nachbar gegen eine ÖBB-Kappe getauscht. Die passt mir wie angegossen.
Blick über die Auenlandschaft der March: Am Horizont die Kleinen Karpaten (SK).
Was noch so im Weinviertel wächst
Wie schon gewohnt führt auch der Kamp-Thaya-March-Radweg auf Güterwegen kreuz&quer durch die Weinhänge und Gerstenfelder der Gegend. An einigen Feldern stand ein Schild, dass hier die Gerste für Österreichs bestes Bier, GÖSSER-Bier, angebaut wird. In Herrenbaumgarten wurden wir hierher auf den schönen Campingplätze in Poysdorf verwiesen. Der Zeltplatzverwalteter empfing uns, als wären wir seine Kinder. Überhaupt legen die Leute hier eine große Freundlichkeit an den Tag.

21. Juni 2014, Hadres: Weitere Viertel im Weinviertel

Bei Poysdorf
Der Hinweis auf den Camping in Poysdorf führte uns vom KTM-Radweg fort. Als überraschend westlich von uns ein Bergkegel mit Burgruine auftauchte, dachte ich erst an Falkenstein, wir nahmen nicht den direkten Weg nach Laa an der Thaya und fahren dort hin. Aber es war die Burg Staatz.
Die Burg Staatz
Bei Wultendorf in der Weingasse werkelte Einer an seinem Keller rum, wir kamen ins Gespräch und natürlich auch auf das Weinverkosten. Bald saßen wir in seinem Keller und er stellte drei Flaschen seiner Produktion auf den Tisch. Wir waren zu Gast bei Herrn Öfferl. Wir erfuhren einiges zum Weinbau und den Verwertungsbedingungen. "Um drei Weinbauern unter einen Hut zu bringen, musst's zwei erschlagen!" Also fiel das mit der Genossenschaft schon mal weg. Der bodenständige ÖVPler fand die Idee seines Parteifreunds Franz Fischler (damals EU-Kommissar für Landwirtschaft) gut, Österreich zum Feinkostladen der EU zu entwickeln, um den vielen Kleinbetriebe ein gutes Wirtschaften zu sichern. Aber das haben die anderen Parteifreunde auch verbockt. In Wultendorf gibt es heute keinen Haupterwerbslandwirt mehr, alle gehen in eine Fabrik arbeiten. Wir erhielten noch drei weitere Flaschen seines guten Stoffes für die Reise. Eine der Flaschen mit dem guten Veltliner aus kontrollierter Herkunft verkasematuckelten wir an einem Mahnmal der Vertreibung der Südmähren.
Die Gemeinde Joslowitz: Nach der Besetzung des Ortes durch Sowjets am 5. Mai 1945 kamen tschechische Milizen in den Ort, verhafteten NS-Repräsentanten und Kollaborateure und begannen mit Vertreibungsaktionen gegen die Bevölkerung. Nur 82 deutsche Einwohner blieben im Ort zurück. Nach 1945 wurde nahe der Grenze beim niederösterreichischen Zwingendorf eine Gedenkstätte errichtet. Heute kann man, ausgehend von dieser Gedenkstätte, nach Joslowitz auf einem Fahrweg (Feldweg) über den "Europaplatz" auf der Grenzlinie hinüber wandern. (Quelle)
Die Reise wurde jedoch immer wieder durch weitere Achtel des hiesigen Weißweins unterbrochen. So gegen 18 Uhr war "Zimmer frei" und die längste Kellerzeile Österreichs ausgeschildert. Da wir noch unbedingt das deutsche Fußballspiel sehen wollten, wurde die Etappe als erfolgreich bewertet und nach nur 60 km in Hadres beendet.

22. Juni 2014, Vranov nad Dyje: Mähren an der Thaya

Hinter der Stadt Retz war die Linie erreicht, nun wieder Bier statt dem guten Weißwein. Bis zu dieser Linie war es ein lockeres Pedalieren durch die Weinberge und vorbei an ein paar Kellergassen nach Retz. Nur so früh am Sonntagmorgen gab es noch keine Ausschanke.
Durch die letzten Kellerzeilen radeln Richtung Retz
In Retz: Benannt ist das Gebäude nach den „Verderberbrüdern“: Thomas Verderber (1792–1886) sowie Georg, Josef und Johann Verderber
In Retz ist Weinwoche mit vielen Veranstaltungen. Als wir durch das Znaimer Tor zum Markt wollten, erschall ein kreischender Schrei: "Fahrverbot!" In dem Dialekt fällt mir es immer schwer, sowas ernst zu nehmen. Doch nach der Spezifizierung: "Die Leafer kimmen", stieg ich vom Rad und applaudierte den Sportlern beim Lauf durch die Weinberge. Beeindruckende Gebäude säumen den Marktplatz, z.B. das "Verderberhaus".
Hardegg an der Thaya
Der Stundturm
Bei Hardegg mit seiner mächtigen Burg überschritten wir mit der Thaya die Grenze nach Czechland. Es waren einige interessante Bilder aus der Geschichte der Brücke montiert, das Motto hieß: Nationalismus spaltet Europa.
Die Sperranlagen auf der Thaya-Wiese unterhalb des Zollhauses. Im Hintergrund ist der Hardegger Uhrturm zu erkennen.
Am 26. Dezember 1989 ist es auch in Hardegg soweit. Die Bewohner von Hardegg und des benachbarten Čížov warteten nicht auf die offizielle Grenzöffnung. Von beiden Seiten strömen die Menschen zur Brücke und balancieren über die rostigen Eisentraversen hinüber zum Nachbarn.
Nach einer rasenden Abfahrt wieder hinunter an die Thaya. In Vranov waren dort aber keine Geldautomaten wie erhofft zu finden. Aber hier in den unzähligen Kneipen und Ständen auf dem Campingplatz am Stausee geben wir € und erhalten Kronen als Wechselgeld, der Kurs ist auch fair.

23. Juni 2014, Camp Oliska bei Nove Bystrice: Langsam geht es bergauf

Nach dem Aufstieg aus der Schlucht der Thaya bei Vranov starteten wir zu einer Gewinntour, wir gewannen Höhe. Leider ist Montag, das beeindruckende Barockschloss auf dem Felsen war geschlossen. Einmal mussten wir noch die Thaya queren, also Ab&Auffahrt. Ein solches Ab&Auf prägte dann die ganze Etappe, wobei es immer bisschen höher ging als vorher abwärts. Wir befinden uns nun auf dem Iron-Curtain-Trail, dem EuroVelo 13 entlang des eisernen Vorhangs. Wir sind trotz alledem auf 71 km gekommen.
Tafel bei  Čížov (Thaya-Gebiet): "Im Jahre 1951 wurde entlang der Grenze zu Österreich und der BRD mit der Errichtung des Eisernen Vorhanges begonnen. Alle Bewohner des "Niemandslands" wurden ausgesiedelt und ihre Gemeinden und Einzelhöfe dem Erdboden gleich gemacht. Das "Niemandsland" war 2 ... 6 km breit und galt als Verbotszone ...
In der Tschechoslowakischen Republik wurden in den Jahren 1948 - 1998 390 Flüchtlinge bei Fluchtversuchen an der Staatsgrenze umgebracht. Auch 654 Grenzsoldaten kamen ums Leben. Die meisten Soldaten starben durch Selbstmord, durch Ertrinken oder beim Waffengebrauch. Der Eiserne Vorhang erreichte eine Länge von 7250 km, 930 km entfielen auf das tschechoslowakische Gebiet. Dieser Teil des eisernen Vorhangs ist als Mahnmal erhalten geblieben. Es ist der einzige erhaltene Rest in der Tschechischen Republik."
Schloss Frain (Vranov nad Dyjí): Der Action-Thriller Triple X mit Vin Diesel wurde zu großen Teilen auf Schloss Vranov gedreht.
Eine Überraschung war die Stadt Slavonice, ein wunderbarer Markt mit alten bemalten Giebelhäusern (Sgraffito-Häuser) und Arkaden.
Die schöne Stadt Slavonice (deutsch Zlabings) - So entdeckten wir das mährische Kleinod: Durch das Znaimer Tor (Slavonice od Znojemské brány)
Mit vielen Graffito-Häusern, z.B. Lutheranisches Oratorium mit apokalyptischen Fresken (Haus Nr. 517)
Die Technologie der Sgraffiti stammt aus Italien. Auf einem Rohputz wurde ein mit Kohlestaub eingefärbter, grau bis fast schwarz nuancierter Putz aufgetragen. Darüber wurde nur eine dünne Schichte weißer Putz gelegt und noch im feuchten Zustand wurden die Konturen der Figuren ausgestochen. Zahlreiche Häuser wurden durch die hier ansässige Bauwerkstatt unter Leopold Esterreicher mit kunstvollen Kreuzrippengewölben (Diamantgewölben) ausgestattet.

24. Juni 2014, Rybnik Mrhal bei C. Budejovice: Südböhmische Teichpfanne

Auf der heutigen Etappe wurde unsere gestrige Arbeit entlohnt, es war ein lockeres Pedalieren, überwiegend bergab durch Waldgebiete mit lauschigen Waldseen. Wir passierten ein "verschwundenes" Dorf Neumühl, eine Gründung der Johanniter. Gleich im Mai 1945 bei der sogenannten "wilden" Vertreibung hatte das Dorf keine Einwohner mehr. 1953 wurden alle Häuser im Rahmen der Grenzsicherung platt gemacht.
Das "verschwundene" Dorf Neumühl: Nach dem Ende des Krieges hatte das Dorf 10 Häuser und es lebten hier etwa 50 vorwiegend deutschsprachige Bewohner. Die Bewohner von Neumühl wurden während der "wilden Vertreibung" am 28. Mai 1945 ausgesiedelt. 1953 wurde das Dorf endgültig dem Erdboden gleich gemacht.

Die Brauerei "Regent" in Třeboň - ein großartiges dunkles Bier wird hier gebraut und ausgeschenkt
Regional korrekt in Třeboň gab es Forelle zum späten Mittagessen, nur die Küche hatte keine rechte Lust mehr. Statt der versprochenen Stampfkartoffeln mit Röstzwiebeln gab es nur einfach Erdäpfel gekocht. Třeboň ist sehenswert, die heimische Brauerei passt gut ins Stadtbild. Das ganze Gebiet mit seiner ausgeprägten Teichwirtschaft ist von vielen Radwegen durchzogen, überall stehen Infotafeln und Landkarten. Massen von Radlern nutzten diese gute Infrastruktur und das gute Wetter. Auf einer der Karten fanden wir einen Zeltplatz auf dem Weg nach Budweis. Der Wirt ist sehr freundlich und versorgt uns vom Slivovitz über Fußball bis zum Frühstück morgen.

25. Juni 2014, C. Budejovice: Hell oder dunkel – immer ein Budweiser

Ich hatte gerade alles abgebaut und verpackt, als ein mächtiger und lang andauernder Regen begann. Meine Freunde, die Langschläfer, mussten nun die Zelte in den Tröpfelpausen nass zusammen packen. Wir wetterten bei guter Bewirtung erstmal bis gegen 10.30 Uhr ab. So beschlossen wir, nur die ca. 10 km nach Budweis zu fahren und dort in der Ubytovna na Nadrazi uns für 2 Nächte einzumieten. So war viel Zeit in Budweis sich durch die Südböhmische Küche zu schlemmen und zu trinken. Natürlich besuchten wir das Masné krámy, für Abends reservierten wir in der "Pivnice Budvarka".
Auf dem Weg nach Budweis standen Helmut und ich plötzlich alleine da. Wir konnten uns nicht sicher sein, ob alle wirklich die Adresse der Unterkunft kannten. Es gab nur ein Telefon bei der anderen Gruppe, von dem wir die Nummer hatten. Also vom Münzer einen Ruf abgesetzt, und tatsächlich, die Freunde hatten auch dieses Telefon angeschaltet. Es stellte sich heraus, dass sie die ganze Zeit am anderen Ende des Blocks am Bahnhof gewartet haben.

26. Juni 2014, C. Budejovice: Alles böhmische Dörfer

Heute eine 62 km-Runde durch die böhmischen Dörfer ohne Gepäck. Eines der Dörfer war sogar ein UNESCO-Kulturerbe. Die Teichlandschaft mutete an manchen Stellen fast wie die Feldberger-Seenplatte in MeckPomm an.
Čakov (deutsch Großtschekau) mit der frühgotischen St. Linhardskirche
Holašovice: Das aus Höfen im südböhmischen Bauernbarock bestehende Dorf zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.

27. Juni 2014, Rozmberk: Bären und Berge

Nach der Reparatur eines Platten an Evas Rad starteten wir Moldau aufwärts. Am Stadtrand an einer Tankstelle konnten wir den Luftdruck unserer Reifen auf Hochleistungssport justieren. Dann kam, was kommen musste, der Moldauradweg geht ständig Buckel hoch, Buckel steil runter. Im Tal gibt es nur den Weg auf dem Fluss. Bei Goldene Krone sahen wir die gute touristische Infrastruktur für das Paddeln auf der Moldau. Sehr schöne Campingplätze mit Ausleihstellen auch für große Rafts, wo der Böhme reichlich betütert seinen Fluss gemütlich hinunter schippert. An den Wehren gibt es extra Rutschen, was etwas Weißwasser-Feeling verspricht.
Sommer in Südböhmen: Der Kleť, mit 1083 m höchster Berg des Blanský les (Blansker Wald)

Die Moldau bei Zlatá Koruna: Hervorragende Infrastruktur für Rafting und Paddeln
Gegen Mittag erreichten wir die eindrucksvolle Stadt und Burg Český Krumlov, voller Chinesen. Wir konnten nach fühlen, was es heißt, auf der Bärenhaut zu liegen. Der Burggraben ist mit zwei müden Bären bevölkert.
Český Krumlov: Auf der Bärenhaut liegen. Hut ab, gesunde Ernährung!
Český Krumlov: Im Hintergrund der Krumauer Hausberg, der Kleť
Nun legte der Moldau-Radweg #12 uns wirkliche Schikanen in den Weg, gleich in Krumlov geht es steil bergauf, und wieder und wieder. Einmal kamen wir bis an die Moldau heran, auf der Hauptstraße nach Rozmberk war gar nicht soviel Verkehr wie von uns befürchtet. Ab der nächsten in der OSM-Karte eingezeichneten Überführung wollten wir auf der Straße weiter pedalieren. Die Stelle stellte sich aber als eine Furt zwischen zwei Campplätzen heraus. Ich probierte es mal ohne Rad, es schien problemlos. Der zweite Versuch, Rad auf der Seite flussabwärts schiebend, brach ich ab. Dann das Fahrrad links neben mir gegen die Fließrichtung war perfekt, schnell war ich drüben. Gleich wieder zurück, aber die Mädels wollten umkehren und die 2km zurück zur Brücke. So durchwateten nur Heiner, Helmut & ich die Moldau.
Unser Zeltplatz "U Nojdy" mit sehr guter Logistik
Die Moldau bei Rozmberk
Bis Rozmberk auf den Camping U Nojdy die letzten 10 km auf der verkehrsarmen Hauptstraße waren dann fast wie bergab.

28. Juni 2014, Nove Pec: On the Iron Curtain Trail

Es gab anfangs ein Paar alternative Vorschläge zur Routenführung, sogar eine Bootsfahrt auf dem Lipno-Stausee war darunter. Doch wegen der hier überall aufgestellten Regionalkarten in einem Maßstab 1:35000 stellte sich der Weg #1300 als unser Weg entlang des Eisernen Vorhangs heraus. Der Weg nahm gleich in Vissy Brod einen steilen Aufstieg zum "verschwundenen" Dorf Kapellen-Kaplicky. Auf 935m Höhe stand ein Schaukasten mit dem Aussiedlungsbefehl für die Familie Kappl am 26. Okt. 1946 innerhalb von 7 Stunden.
KAPLIČKY - Kapellen: Aussiedlungsbefehl für Fam. Kappl; innerhalb von 7 Stunden weg
Nach einem kleinem Ausflug nach Guglwald, leider außer einem Wellness&Esoterik-Hotel keine Logistik. Der weitere Weg führt am Schwarzenbergschen Schwemmkanal entlang. Dieser Kanal diente der Holzabfuhr über die Wasserscheide, die er durch den ersten mitteleuropäischen 400 m langen Tunnel durchbricht, zur Donau nach Wien. Er windet sich an den Hängen immer auf der Höhenlinie entlang und bildet so einen gut zu pedalierenden Radweg über 40 km in Österreich und Tschechien. Kurz vor der Rückkehr über die Grenze nach Tschechien steht auch noch eine Jausenstation.
Schwarzenbergscher Schwemmkanal

Jausenstation Blauer Hirsch am Kanal
Hier in Nove Pec nehmen die in der Kneipe 100 Kcs pro Zelt, aber die Toilette bleibt über Nacht verschlossen.

29. Juni 2014, Kvilda: Auf der Böhmerwald-Magistrale

Es wurde heute eine Fahrt in den Regen, die Wolken hängen bis in die Gipfel des Böhmerwalds. Wir haben einstimmig beschlossen den Weg #33 zu nutzen und den Iron Curtain Trail verlassen. Letztendlich war es mir auch recht, eine Erkältung verstopft mir die Atemwege. Es gibt also noch Aufgaben hier für die Herbsttour. Wir kamen vorbei am Urwald von Boubin und am Hochmoor Chalupská slať, ohne diese Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Als der Regen einsetzte, erreichten wir Kvilda und checkten in der Ski-Pension am Ortseingang ein.
Die Böhmerwaldbahn: Vereinigte BöhmerwaldLokalbahnen: Heute durch die ČD bedient -
Bahnstrecke České Budějovice–Černý Kříž
Borova Lada (deutsch Ferchenhaid) - kaple Sv. Anny
Die Kirche St. Stephan in Kvilda (deutsch Außergefild)

30. Juni 2014, Železná Ruda: Nochmal am Eisernen Vorhang

Das Wetterglück hat uns nun etwas verlassen, immer wieder ein Regenschauer und kühl. Es war ein Spätstart, erst gegen 11 Uhr brachen wir, nach vergeblichen Versuchen die doch arg strapazierten Bremsen bei Roswitha und Helmut zu erneuern, auf.
Šumava: Der Roklanský potok (dt. Rachelbach) entspringt am Nordwesthang des Plattenhausenriegel. Auf seinem Weg durchquert der Bach die Maderer Filze den größten Hochmoorkomplex des Böhmerwaldes

Im Maderer Filz: Eine Besonderheit stellt der Mrtvý les, deutsch „Toter Wald“, dar. Ähnlich wie im nahegelegenen Moor Mrtvý luh wurden hier die Wurzeln der Bäume durch unterirdischen Torfbrand beschädigt, wodurch sie abstarben und heute als Baumskelette über das Moor ragen.
In Modrava verließen wir die Magistrale #33 und schwenkten auf den Grenzweg ein, immer den mäandrierenden Roklanský potok (dt. Rachelbach) durch Maderer Filze aufwärts. Bei Modrava bildet er zusammen mit einem anderen Bach die Vydra.
In der Kernzone: Auffahrt zum Poledník mit Aussichtsturm
Wir kamen in die abgestorbene Kernzone des Böhmerwalds, wo die toten Bäume sich selbst überlassen werden. Teilweise sind die Bäume über dem Moor durch unterirdischen Torfbrand abgestorben. Dann wurden hinunter nach Prasily die Bremsen herausgefordert, eine Schotterweg und sehr steil.
The Iron Curtain Trail: Der Kolonnenweg am Předěl

Unser Gipfel 1234m
In Zelezna Rudy sind wir zum Fußball gucken, in die schöne Pension Habr eingekehrt.

1. Juli 2014, Furth a. Wald: Grenzübertritt

Es sind die letzten Berge. Wir erklimmen nochmal eine Höhe von 975 m. Es folgt eine rasante Abfahrt ninunter nach Nyrsko. Gut, dass Helmut einen Monteur in Železná Ruda ausfindig gemacht hat und die Bremssättel erneuert werden konnten.
Špičácký tunel – Spitzbergtunnel, nördliches Portal an der Bahnstrecke Železná Ruda–Plzeň

Trinkwassertalsperre bei Nyrsko
Den Böhmerwald hinter uns gelassen
In Furth a. Wald fanden wir einen schönen Zeltplatz. Er wird geführt von einem Pärchen aus Rostock. Es ist wohl ein schwieriges Geschäft, früh sind sie noch zusätzlich Zeitung austragen gegangen. Obwohl sie schon zwanzig Jahre hier sind, haben sie keine richtige Bindung zu den Operpfälzer Wäldlern gefunden.

2. Juli 2014, Schwarzenfeld a.d. Naab: Fast hätte es geklappt – Nicky, das bayrische Cowgirl life

Die Luft ist raus. Außer ein paar kleinen Einlagen radeln wir auf Straßen durch die Schwandorfer Heide hinunter ins Naabtal. Die Radweg-Schilder sind nicht mahr so übersichtlich wie in Czechland. Es ist zwar ein Verbindungsweg zwischen Regen und Naab-Tal ausgewiesen, aber wir verlieren diesen Weg immer wieder. Einmal um die kulinarische Überraschung der Tour zu erleben: Teller-Sulz im Landgasthof Weitzer in Pösing.
In Schwarzenfeld kommen wir im Brauerei-Gasthof unter, wo am Wochenende das bayrische Cowgirl Nicky auftreten wird.

3. Juli 2014, Weiden i.d.OPf.: Auflösung

Ich kann die Bande überreden, noch bis gegen Mittag den Naab-Tal-Radweg zu pedalieren. Es ist wieder großartiges Wetter. Wir schaffen es bis nach Weiden. Hier trennt der Fahrplan der diversen Lokalbahnen unsere Gruppe auf. Nach ca. 1300 km Pedalieren ist die Truppe per Bahn heimgefahren.
Tourverlauf (Bild anklicken zum Vergrößern)
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