Montag, Juni 13, 2011

Reise zum Mittelpunkt Europas

Geschafft - den ersten Pass
9.6.11 Erster Tag
Die Anreise nach Kosice im Liegewagen aus Cheb habe ich verschlafen. Erst früh gegen 6 Uhr in Cadca aufgewacht, das ist die erste Station in der Slowakei. Meine Liegenachbarin aus Kraslice war unterwegs nach Poprad, will dann weiter nach Polen bei den Pieniny. Sie besucht ihre Maminka, oh, ich habe sie älter als ich geschätzt. Sie gehörte zu dem großen Nachzug in die verlassenen deutschen Häuser nach dem Krieg.
Bewusst habe ich einen alten bekannten Weg nach Ubla zur ukrainischen Grenze gewählt, zum Einrollern. Ich bin Hornad aufwärts gefahren bis Kysak. In einem Bogen durch etliche Zigeunerdörfer nach Herlany (Eruption des Geysirs ist erst morgen). Jetzt sitze ich beim Bier in Banske nach dem Pass über die Slanske vrchy - 660m nur, aber für den ersten Tag ordentlich. Es soll nur noch zum Nepumuk, dem Brückenheiligen an der Ondava gehen, bei der Burg Cicava, Loth,' Detlef und Andraschek wissen, was ich meine.

Um die Preise zu bewundern - auf's Bild clicken
10.6.11 In der Ukraine eingetroffen
Der Plan von gestern ist erfüllt. Von Nepomuk beschützt einen tiefen Schlaf gehabt. In der Slowakei ist alles sauber und geregelt, praktisch geht keiner mehr für Euro was essen, ich fand keine Speisegaststätte bis zur Grenze. In Ubla gibt es aber die Pension Milka, dort wird für die Grenzer Essen ala carte vorgehalten. Dreisprachige Speisekarte, falls mal EU-Inspektoren oder der Tourist EbsEls kommt. Die Preise waren mir ein Foto wert.
Werbung für zwei Länder
Der Grenzübergang war unkompliziert, mit großer Bewunderung wurde das Reiseziel Odessa zur Kenntnis genommen. Aber Geld gab es keines an der Wechselstube. Die Begründung des Madlotschka mit Handy am Ohr verstand ich nicht. Der Spruch "Es fügt sich" zeigte seine Wahrheit im nächsten größeren Ort Petschina, ein Schild wies mir den Bankomaten der Privatbank. Nachdem ich überall am Automaten mal gerüttelt habe (es könnte ja was von gierigen Geldfängern was angebaut sein), zog ich mir meine ersten Grieven (Hryvna). Nun teste ich die Echtheit der Noten in Tur i Remeti. Hier hängen beide Flaggen aus: Die ukrainische und die slowakische. Es ist Sonnabend, da kreuzen hier schon Einige ziemlich gewagt die Straße. Einer zog lässig während eines Querschlags mal schnell seinen Schwengel aus der Hose, um mitten auf die Hauptstraße zu pullern. Meine Nachbarn am Tisch prosteten mir gerade mit Klaren im Glas zu, um dann gleich ins Auto zu springen und loszublasen. Aber nur keine Bange, das sind Ausnahmen. Der Karpatenukrainer an sich nimmt zum Glas Bier am Wochenende seine Kinder mit.

Hier brannten meine drei Kerzen für den Hl. Wassili
11.6.11 Auf gesegnetem Weg
Eine schöne Bofe, aber früh mit Regen. Doch nach dem Pass zum nächsten Rayon stellte sich in der Frühstückskneipe heraus, dass es erst 7 Uhr ist. Gegenüber war eine geschmückte Kirche. Ein Gast erzählte etwas von einem Feiertag von drei Heiligen und erbot sich, mir die Kirche zu zeigen. So konnte ich mir erste Rückendeckung vom Hl. Wassili sichern, indem ich drei Kerzen spendete. Am Ausgang der Kirche ging es dann um irdischen Lohn. Der Typ machte eine unnachahmliche Geste, in dem er mit dem Finger an die Gurgel schnippste, es entstand ein unheimlich hohles Geräusch. Mir war klar, er hatte Durst. Wir kippten zusammen ein Glas.
Jetzt in Svaliava nahm ich mein zweites Frühstück gegenüber einem weiteren schmucken Kirchlein ein. Da strebten jede Menge Ömchen im Sonntagstaat dieser heiligen Stätte zu. Eine unterschied sich erheblich vom Alter her von der Gruppe. Die schlug auch nur drei Kreuze über ihr Gott und den Irdischen äußerst wohlgefälliges Dekolleté und ging ihrer Wege.
Reformierte Kirche in Chust
Mein gewählter Weg führte über zwei lockere Pässe. Die machten schon Fresslust, nur leider ist heute auch othodoxes Pfingsten und der Ukrainer an sich lässt sich zu Hause bekochen oder es reicht, was er trinkt. In Lipza war ein Volksfest mit Estrade und Rummel. Da hatten Einige einen halblitrigen Flachmann mit klarem Wässerchen in der Hand. Die Auswahl an Wodka ist aber auch beachtlich, der Eigenbrand wie im nur wenige Kilometer entfernten Rumänien scheint hier keine Tradition zu haben. Jetzt habe ich in Chust die Theiß erreicht, ich suche mir jetzt eine Bofstelle und gut ist es.

Spannbrücke über die Theiß
12.6.11 Am Mittelpunkt Europas
Gert weiß, wovon ich rede, am Mittelpunkt Europas und drum herum muss man auf seine Schritte achten. Die Brücken sind wacklig und die Hotelduschen glatt. Es gehören seemännisch elastische Knie, um das Schwanken auszugleichen. Ich wollte so eine reichlich 50m lange Spannseilbrücke über die Theiß mit dem Rad überqueren, ich bin fast vom Rad und in die Fangnetze gefallen.

Eine Mitte Europas
Die k.u.k beamteten Vermesser ermittelten den Mittelpunkt Europas weitsichtig bezüglich der touristischen Bedeutung genau an der Hauptstraße. Und die Genossen der C.C.C.P. bestätigten das mit einer weiteren Tafel. So lohnen sich Buden für den Verkauf von Tinnef aller Art. Die Kunden kommen gut ran, so fügte es sich zur Sicherung etlicher Existenzen. Ein Op' bot mir ein Rasiermesser aus Stalingrad an. Als ich nicht drauf einging, hatte er noch eins aus Solingen. Die Etuis machten wirklich was her.
Nun habe ich das Duschen im Hotel Evropa in Rachiv ohne Missgeschicke überstanden. Leider hat es keinen Zweck zu waschen, die Klamotten werden bis zum Morgen bestimmt nicht trocken. Das ist für die folgenden drei-vier Tagen eine wichtige Aufgabe. Morgen steht der Tartarenpass, knapp 1000m an. Haltet zu mir.
Viele Grüße von unterwegs
Eberhard Elsner

2 Kommentare :

  1. Sehr schön Ebs, aber sei immer vorsichtig, denn dies ist auch eine wilde Ecke in Europa.
    Gruß Loth

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Loth,
    danke fuer die Gruesse, wenigstens Einer, der das Zeug liest.

    AntwortenLöschen