Dienstag, April 21, 2009
Auf der Heimfahrt
Es gibt zu diesem Tag nicht viel zu sagen. Ich war auf einem ganz tollen
Bofplatz zwischen brandneuen Thermalbad, dass scheinbar noch gar keinen
Besucher hatte, und einem Erotikklub. Dann mit vielen Umwegen, u.a. fast
bis zum Kamm der Maly karpaty, der Kleinen Karpaten, rein nach
Bratislava zum alten Camping Zlaty piesky, der erste mit Bezahlung.
20.4.09, Schönau in der Donauau bei Wien, bisher 68 km, bis Wien
Westbahnhof 104km
Ich bin bei der Herml, der offiziellen Beichtmutter der Radler am
Donauradweg. Das ist hier im Nationalpark Donau-Auen, eine faszinierende
Landschaft. Sicherlich braucht man dazu mehr Zeit als locker auf dem
Damm lang zu pedalieren. Trotzdem entdeckte ich das Aufblitzen eines
Eisvogels an einem Altarm bei Eckartsau. Man muss sich mal das
vorstellen, die Hirsche hier kommen auf eine viertel Tonne
Lebendgewicht. Dazu kommt diese relaxte Mentalität der Ösis, speziell
der "Wieaner", was den Radler zum Phlegmatiker werden lässt. Hier könnt
i mia niaderloassn!
Aber: Gerade ist ein Radler gekommen, der hier Führer's Geburtstag feiert.
Die Heimfahrt wird preiswert: Am Schalter der ÖBB will man mir für den
Euro-City-Night bis Passau keine Fahrkarte verkaufen, weil das Radabteil
zur Kompetenz der DB, aber bis Passau ÖBB-Verkehr ist. Ich soll es doch
beim Zugchef probieren. Vorsichtshalber lasse ich mir ein kleines
Herzchen auf auf den Ausdruck malen, als Gruß vom Schalter. Der erste
Schaffner, ein DB-Mann mit vielen Zetteln in der Hand: "Da müssen Sie
den ÖBB-Zugchef fragen, aber ich glaube das Radabteil ist ausgebucht."
Eine ÖBB-Schaffnerin, Fr. Mai: "Ja,ja, ich mach' Ihnen das Radabteil
auf. Bitte nutzen Sie aber den Sitzwagen." Die Fahrkarte soll ich beim
Zugchef kaufen. Wir fahren, nach zwei Stationen werde ich unruhig. Ich
treffe einen Schaffner. "Sind Sie der Zugchef?" "Ja, Sie wünschen
bitte!". Nach dem Fahrkartenkauf gefragt. "Ich habe jetzt viel mit den
Schlafwagen zu tun. Ich komme nachher kontrollieren, und dann hab ich
das Abrechnungsgerät dabei." Er kommt kontrollieren. "Ich komme nachher
noch mal mit dem Gerät." Wir sind in Linz, jetzt ist es nicht mehr weit
bis Passau. Er hat das Abrechnungsgerät dabei: "Achso, nur nach Passau.
Da kann ich Ihnen keine Fahrkarte verkaufen. Ich bin der DB-Zugchef. Bis
Passau ist ÖBB-Tarif. Da müssen Sie zum ÖBB-Zugchef gehen." Ich bin
gegangen, in Passau aus dem Zug. Danke! Es ist kurz vor Mitternacht. Ich
rolle hinunter in die Stadt zum "Weißen Hasen", wo ich schon oft nach
solchen Touren übernachtet habe.
--
Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner
Sonntag, April 19, 2009
Osterweiterung
Heute war nun der letzte große Karpatenpass über das Slov. Rudohorie dran. Geadelt mit drei Steigungswinkel. Klar viel Naseputzen und Schlücke vom guten Tisovecer Mineralwasser, aber immer im Sattel vorwärts. Das hätte ich vor einer Woche nie geschafft. Diese Tour hat es also gebracht. Die Abfahrt war ganz smart und lang, ja gegen den Wind musste oft gestrampelt werden.
Mancher wird sich schon gewundert haben, er schreibt garnix übers Essen. Da gab es auch nichts, es gab nur kalte Küche. Heute nun dier ersten haluskis, die slowakischen Spätzle ohne Eier. Diesmal in einer Version mit kapusta, Kraut - lecker. Später noch im Laufe des Tages ein Schnitzel im motorest.
Jetzt zum Bier nach dem Schwimmen im Pool eine Knoblauch-Suppe, wie in einem solchen Laden zu erwarten, mit drei Zehen zu wenig.
Ich habe mir heute ordentliche Fahrradkarten in Banska Bystrica gekauft. Bisher hatte ich eine Autokarte der gesamten Slowakei von der Tanke. Es war schon immer schwer um größere Städte wie Presov und Kosice rumzukommen. Bei der Suche nach Alternativen zu Hauptstraßen hat mich mein Orientierungsglück im Stich gelassen, wie oft ich wieder umkehren musste, passt diesesmal auf keine Kuhhaut. Das Ziel soll nun Wien sein, zuvor werde ich in Marchegg kampieren. Dort war der Gastgarten und die Küche so gut, bei unserer March-Thaya-Krems-Tour mit Gerd Herrmann aus Löbau.
17.4.09, in Topolcianky, nach 97 km
Osterweiterung, was wäre aus dem Kapitalismus geworden, wenn nicht dieser Markt hätte erobert werden können. Heute muss ich mal meinen Ärger über diese modernen Zeiten loswerden. Ich sitze vor einer Kneipe in Bzenica Hron-abwärts bei Ziar n.Hr. Es drascht, genauso kontinuierlich rauscht der Verkehr vertreten durch die deutsche Automobilindustrie mit ein paar koreanischen KIA-Tupfern. Hier ist die Straße noch keine Autobahn, aber 300m hinter mir baut die Strabag. Fertig heißt dann auch die letzte lebensgefährliche Möglichkeit der Straßenbenutzung als Radler ist weg. Heute früh endete ein Feldweg am Zaun von CONTINENTAL. Alle Wege in Kovacova führten ins Nichts oder auf eine der beiden Autobahnen. Dort kommt wirklich kein Einwohner mit dem Rad nach Zvolen - no way. Hier wird auch Evonik seinem Zweitnamen gerecht - industries. Ein großes Werk aus der Stalinzeit gehört zu Evonik, der Werkseingang sieht repräsentativer aus als das hässliche Hauptgebäude in Essen. Ein Gutes hat diese Entwicklung natürlich, jeder hat seinen Anteil. In der Slowakei geht es aufwärts, was mir immer am hohen Anteil an Jugendlichen in den Städten auffällt. Oben in den Dörfern sind die Alten zurückgeblieben, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich bin im Gebirge in Mala Lehota. Ein Op, dessen Alkleber an seiner Nase zum Vorschein kommt, wollte unbedingt mit mir sein Hörnchen mit brincu teilen, damit ich ihm noch einen Schnapps ausgebe.
18.4.09, in Galanta, bisher 87km
Gerade noch machte der Nebentisch alle Ehre für die Stadt Galanta. Die "Minipresse" hatte zum Betriebsvergnügen geladen und am Nebentisch saßen die Sekretärinnen, erhitzt vom Tanz mit den Chefs. Aber eben "Geschlossene Gesellschaft", also weiter.
Es gibt nun kaum noch Berge und andere aufregende Dinge. Beim Essen bin ich von Knoblauchsuppe auf placky, Kartoffelpuffer umgestiegen. Sogar zum Frühstück hab ich einen verputzt. Jetzt sind es noch knapp 10km bis zu einem Teich, der in der Karte als Thermalbad bei Sladkovicevo eingezeichnet ist, garniert mit zwei Zeltplatzzeichen.
Viele Grüße von unterwegs
Eberhard Elsner
Donnerstag, April 16, 2009
Das richtige Timing, wenn auch nicht die geplante Route
Als ich aus der Stadt Hummene rausfuhr, es war so gegen 4 Uhr nachmittags, drohte wieder Gewitter. Ich kehrte um, ein Vorteil des allein Reisens. Eine kurze Entscheidung und wie richtig die war, zeigte sich nur 15 min nach Bezug des 2-Zimmer-Appartments in der ubytovna Hummene für 15 Euro. Ein massives Gewitter mit schweren Regen dauerte dann bis Mitternacht an.
13.4.09, Ostermontag, 85km
Ich habe mich entschieden, ich bleibe in der Euro-Zone, wo immer die Sonne scheint. Es wird sicher heute nicht mehr gewittern. Ich bin heute anfangs ein paar alte nostalgische Punkte abhaken gefahren: Den Brückenheiligen Nepomuk bei Vranov n.T. und Herlany beim Geisir. Der will es aber erst heute spät abends um 22.24 Uhr wissen. Ja so genau wird es angegeben, aber ich weiiß aus eigener Erfahrung, er hält sich nicht dran.
Es war eine lange Durststrecke, die Kneipen sind alle geschlossen. Die Madlotschkas wollen alle vom Osterwasser bespritzt werden, also keine Bedienung. Mich bespritzten nur die kleinen Zigeunermädels, die sehr kleinen. Erst spät nachmittags so gegen drei Uhr machte eine Zu-spät- gekommene aus dem Land des schadhaften Lächelns in einem Zigeunerdorf auf. Das Bier vom Fass war ganz schlimm, also wie Helmut Flaschenbier bestellt. Dann zwei Dorfschenken weiter wurde gerade ganz frisch angestochen. Der Wirt meinte das Bier dauert wohl 5 min. Also Zeit für meinen ersten Borovicka.
Jetzt sitze ich in einer Klasseschenke mit einem Quetschkomödianten beim zweiten Bier, ein bissel habe ich den Stecker drin. Ich habe gerade fast alle meine Reserven zum Abendbrot verputzt. Noch eine kleine Abfahrt, und ich bin im Tal des Hornad bei Margecany.
14.4.09, in Dedinky, 90 km
Gestern sind noch die magischen drei Stellen bei den Tageskilometern gefallen. Es lief aber auch, ich erreichte den Stausee des Hornad bei Margecany, wo uns damals mit Loth und Andraes das schlechte Wetter überwältigt hatte. Das ist nun schon zwanzig Jahre her.
Auf der heutige Etappe musste ich praktisch immer bergauf radeln. Gleich früh zur Frühstücksvorbereitung ein Pass auf knapp 5 km. Am Ende der Abfahrt dann das Frühstück aus dem potraviny. Es gibt hier kein Frühstückskultur, sicherheitshalber scheinen die Kneipen erstmal geschlossen zu sein, damit die Dauergäste wenigsten ein paar Arbeitsstunden verrichten können. Der Slowake an sich ist ein sehr sauberer Zeitgenosse und ärgert sich sehr über die vielen Plastikflaschen am Wegesrand, die er weggeschmissen hat. Da helfen die modernen Zeiten: Es gibt viele die auf Arbeit angewiesen sind, so lange die Kneipen noch zu sind. So hängt eben alles mit allen zusammen und ich kriege keinen Kaffee. Dann lebe ich eben ländlich sittlich und trinke gegen 14 Uhr mein erstes Bier und mache gleich mittag. Denn was Warmes gibt es in den pivnicen nicht. Heute in Nalepkovo war ich wieder auf der Suche nach einem restaurace. Das ausgewiesene Bistro war zu. Ein Zigeunerjunge mit leerem Kinderwagen war sofort hilfreich zur Stelle, mit rennend den Weg zu einem Restaurant zu zeigen. Ich gab mein letztes um ihm zu entkommen. Ich fand ein Bier in einer anderen pivnice später auch das restaurace. Dort durfte ich mir zum Bier mein eigenes Essen zubereiten, der etwas tuntige ältere Kellner (War es eine Frau?) schenkte mir das Bier.
Anders als vor zwanzig Jahren habe ich mittlerweile bestes Wetter. Es ist eine Lust zu pedalieren, wenn auch nur auf dem mittleren Kettenblatt, es geht ja bergauf. Die Dörfer sind hier mehrere Kilometer lang, endlich erreiche ich die Kreuzung nach Sp. Nova Ves, aber da will ich nicht hin. Also weiter bergauf bis auf über 1000 m. So gegen 19 Uhr erreiche ich Dedinky, Zelt aufbauen und eine Kneipe für den Absacker einen Borovicka suchen. Wenn ich das alles erzählen würde, bemerktet ihr meine lockerer Zunge, beim Schreiben scheints zu helfen.
15.4.09, Muranske planina, bisher 64 km
Ja, bisschen rumräsoniert und schon kriegt er früh seinen Kaffee. Ein schönes Mädchen macht früh um 7 Uhr sein Lädchen auf. Es gibt ein reichhaltiges Frühstück vor dem Pass.
Ich habe ein unwahrscheinliches Glück mit dem Wetter, mittlerweile ist die Luft glockenklar und nurt ganz wenig Fotowolken zeigen sich. In Stratena habe ich den Jensens-Schwächeminuten- Tunnel durch den Canon umfahren. Auch die weitere Landschaft auf unseren damaligen Nachtmarsch ist einzigartig. Über den Felsen an der Dobschiner Eishöhle ragte der Königsberg auf (Kralova hora), ganz in weiß. Das ist das östliche Ende der Niederen Tatra.
Nun bin ich in Muran, am Muranske planina. Eine Entdeckung, alte Coburger Besitzung, unberührte Natur, Karstlandschaft. Noch 1941 erhielt der bulgarische König, ein Sachsen-Coburger-Gothaer, ein Zertifikat der Stadt Muran. Die Straße führt ständig auf und ab, mit Höhenunterschieden von bis zu 400 m. Für den Radler schwer, aber atemberaubend die Ausblicke.
Also heute trafen drei Dinge zusammen, dass es einer der besten Tage bei allen meiner Touren wurde: Tolles Wetter, atemberaubende Gegend und das Timing der Tour, Frühling. Den letzten Puckel werde ich heute nicht mehr schaffen. Ich bin jetzt in Tisovec, ein Städtchen mit freiem Mineralbrunnen. Ein Op hat bald zwanzig Liter abgefüllt und weggeschleppt.
Viele Grüße von unterwegs
Eberhard Elsner
Sonntag, April 12, 2009
Durch die Karpaten, aber nicht so weit wie geplant
Gegen Mitternacht an einem Vorortbahnhof in Przemysl angekommen. Aber es war nicht weit bis ins Zentrum. Von der Brücke über den San sah ich eine Hotel-Leuchtschrift. Dort war die Rezeption von einem unsicheren jungen Mann besetzt. Er gab mir noch ein Zimmer. Am Morgen sah ich aus dem Fenster und bemerkte, dass dahinter gleich der Zeltplatz ist, selbstverständlich die Rezeption nicht besetzt. Ich hätte mir 186 Zl sparen können.

Auf dem Marktplatz sitzt der "brave Soldat Schwejk". In Polen trinkt er aber eigenartigerweise Tyskie piwo, ein Bier aus Oberschlesien. Es sei ihm gegönnt, denn er muss sich Ausruhen nach seinem Abenteuer beim glorreichen Zusammenbruch, Teil drei & vier des unvollendeten, antimilitaristischen und satirischen Schelmenromans von Jaroslav Hašek (1883–1923).
Wie erwartet, sind mir die ersten km sehr schwer gefallen. Nach dem ersten Abhaken des sehr schönen Schlosses in Krasiczyn versuchte ich einige Abkürzungen über Forstwege, die aber alle in Bächen endeten.

Das Schloss Krasiczyn wurde immer wieder in seiner Geschichte von den Russen beschossen, geplündert und verwüstet.

Der Weg führte zwar nach einigen Metern wieder raus aus dem Bachbett, aber wer weiß, was noch alles kommt. Also weiter die Str. Nr. 28 bis Bircza. Dort zeigte der Wegweiser noch 25km zu meinem Ziel Huwniki.

Diese Kirche in Posada Rybotycka ist wohl die einzigste ehemalige ruthenische Kirche, die aus Steinen gemauert ist. Hier befinden sich orthodoxe Wandmalereien aus dem 15. Jhd. (Dzieje konserwacji malowideł w cerkwi św. Onufrego w Posadzie Rybotyckiej von Agnieszka Gronek).
Mein Platz am Kalvarienberg |
9.4.09, Gründonnerstag, 61 km
Nothing ever goes as planned. Früh lief alles sehr gut an, ich hatte noch ein Bier zum Frühstück. Dann mein Passionsweg, wirklich. Die Straße war mit 17 Prozent ausgepreist. So schob ich eben die drei km. Noch heute Abend gibt es den ersten Teil der Passionsgeschichte. Die Stationen sind schon hergerichtet. Eine Station hieß piwnice, ich gleich rein. Doch es führte der Weg nur durch einen Keller mit einem Brunnen.
Am Kloster besuchte ich das Haus der Pilger in der Hoffnung auf einen Lokus. Nach der Erleichterung konnte ich noch eine gute Tat vollbringen. Eine alte Pilgerin fand nicht das neumodische Schloss, um ihre Stube abzuschließen.
Nun so gegen 11 Uhr ging es auf Strecke, die mir wieder sehr schwer gefallen ist. Die Kultur der kleinen Lädchen in jeder Siedlung scheint auszusterben. Alle haben neue Häuser und Autos und fahren zum Großeinkauf in den Supermarkt. So wurde es eine durstige Strecke bis zum Ort Kroscienko an der Grenze zur Ukraine. Der Weg war hier als Schwejk-Radweg auch über die Grenze ausgeschildert.
Die Verblüffung war riesig, als mir das Madlotschka an der Grenze eröffnete, dass dieser Grenzübergang nur mit Auto zu passieren ist. Ich zeigte ihr den Radweg auf meiner Karte, da verwies sie mich zu einem anderen Häuschen. Die sagten aber auch nix anderes, konnten ja ihre Kollegin nicht dumm aussehen lassen. Aber sogar der Hinweis auf den Radwegweiser neben ihren Posten änderte nichts. Also gibt es eine Planänderung, die ich mir bei zwei Bier zusammengebastelt habe: Ich fahre ins Bieszady und weiter erstmal in die Slowakei.
Wieder habe ich mir einen Radweg in meiner Karte rausgesucht, der auf Forstwegen parallel zur Grenze langgeht. Da kommen doch zwei Grenzer auf Enduro-Maschinen entgegen, den einen kenne ich schon. Nun wollen sie mir diesen Weg wegen Bären und Wölfen madig machen. Sie glauben wohl, dass ich nun über die grüne Grenze will. Nach einigen Walkie-Talking wünschen sie mir einen guten Weg. Aber für verrückt halten sie mich auch, ich kriege noch den Polizeinotruf mit auf den Weg.
Nun habe ich eine schöne Bofstelle gefunden, nicht sehr weit weg vom Dorf wegen des Bären. Dass es regnet stört nicht, hier gibt mit Folie überdachte Sitzplätze und eine Kleterwand, wohl ein Ubungsplatz für die Grenzer.
10.4.09, Karfreitag 61 km
Ja, wo feiern denn die Polen. Viel Verkehr, die Straße wird gebaut, die Kirchen geschlossen. Ein Gutes hat es, die Lädchen sind geöffnet.
Im Laufe der Nacht kamen noch zweimal die Grenzer, um zu schauen, dass den verrückten Deutschen nicht der Bär gefressen hat. Zum Einschlafen und früh zum Wecken. Ich setzte aber eisern meinen Weg fort, like a strong man, wie der weckende Grenzer meinte. Am Ende des Weges war ein kleines Dörfchen mit einer feinen Sitzgruppe zum frühstücken. Nach einer schönen Abfahrt landete ich auf einer viel befahrenen Landstraße. Da aber auch die vielen alternativen markierten Radwege auch nur bergauf führten, wählte ich die Straße wegen des geringen Rollwiderstands. Es gibt hier hinten also noch paar Wege zu machen. Unterwegs gab es einen magischen Ort: Die Mündung des Wokowaty in den San. Der San hat schon einigen Lehm aufgenommen. der Woiowaty ein klarer Gebirgsfluss. An der Mündung gab es wegen einiger kleinen Felsstufen schönes Weißwasser. Nun sitze ich in einer Kneipe in Ustrcz. Gorn. und muss aufpassen, dass der Gewitterregen nicht zu viele Bier dauert, zumindest blitzt und donnert es sehr.
11.4.09, 64 km
Zum Glück gab es Pausen im Regen, das polnische Bier hat in der Regel 6 Prozent Alkohol.
Noch heute Morgen hat es zünftig gewittert. Ich kam erst gegen 9 Uhr los und es war kalt. Es standen heute drei Pässe mit mehr als 800m im Weg. Damit ist der Tag zusammengefasst. Mein Zelt steht heute in Roztoky gorn. Auf dem Weg sieht man schon auch einigermaßen frische Bärenscheiße. Hier oben gibt es einen Touristengrenzübergang in die Slowakei, da geht es morgen hin.
12.4.09, Ostersonntag
Ich habe bis jetzt nicht viel von den Feierlichkeiten gesehen: Den Papst beim Weltsegen in einer Kneipe in Stakcin per Television und viel Straßenverkehr nach dem Ende der Feier in der Kirche von Snina. Zuvor war ich wahrscheinlich in einem Gebiet 30 Quadratkilometern der einzigste Mensch. Bis zur Grenze hat die EU auf polnischer Seite eine schöne Rollbahn gebaut, danke. Auf slowakkischer Seite suchte ich immer den Bach auf dem Weg, das war der am wenigsten glitschige Teil des Wegs hinunter in das Ruska dolina. Es gab dort nur verlassene Dorfstätten, die Gräber auf den alten Friedhöfen waren aber geschmückt. Eine wilde Gegend, ganz unten schrieben sie an einer Tafel, dass über die polonys, die Grassteppen über der Baumgrenze auch Bisons aus Polen eingewandert sind.
Zum Ostersonntag ist es schwer eine Essensausgabe zu finden. Nun bin ich im rest. Dukla in Hummene, hier gibts WLAN. Mal sehen, ob ich deren WEP-Schlüssel kriege.
Viele Grüße von unterwegs
Eberhard Elsner
Samstag, September 27, 2008
Er war 19
PS: Alle Bilder hier sind von Helmut Elsner.
Ein Optimist nimmt die Dinge nicht so tragisch, wie sie sind.
Karl Valentin.
Sonntag, August 24, 2008
Back @ Home
Einige Bilder auf der Karte entsprechend der Route aufgereiht, gibt's hier.
Donnerstag, August 21, 2008
Austrudeln
rüber nach Kärnten |
Die Bunkeranlage ist erst 2002 vom öster-reichischen Bundesheer verlassen worden. In Friedenszeiten war die Anlage von ein paar Reservisten besetzt. Aber zweimal war Alarmfall: Zur Zeit der Niederschlagung des Prager Frühlings und 1991 während der Loslösung Sloweniens von Jugoslawien. Nach dem individuellen Rundgang gab es noch einen Film von den Scharmützeln um die Zollstationen zwischen der slowenischen Polizei und der jugoslawischen Volksarmee, dem letzten Alarmzustand der Bunker- und Sperranlagen. Es gab in Kärnten mindestens 48 eingegrabene Panzertürme entlang der Grenze. Ich konnte also die wehrhafte Neutralität der Ösis erleben, Respekt.
Heute stand nur das Umrunden des Faaker Sees auf dem Plan, die Tour plätschert langsam bei Bier und Gespritztem aus.
Dienstag, August 19, 2008
Gemist und Bambus
So ein Ruhetag weckt bei mir immer neuen Elan aufs Pedalieren. Ich bin heute früh im leichten Nebel gegen 7 Uhr gestartet. Vor dem Zeltplatz gab es Hinweisschilder für einen Süd - Zala - Radweg. Nach einigen hundert Metern erläuterte mir eine Tafel, dass das nicht meine Richtung war. Bald aber wieder die Signatur gefunden und es wurde eine wunderschöne Tour durch die Zala - Wälder.
Ein Börsentipp: Häufig stellte sich in meinem Leben eine schnelle Idee als sehr bahnbrechend heraus. Leider aber auch genauso häufig habe ich eine solche Idee nie in Tat umgesetzt, ich bin Träumer. Heute gibt es wieder ein solche Idee. In der Zala liegen die ertragreichsten Wälder Ungarns, Eichen, Buchen, Akazien. Auf den Tafeln am Radweg wurde bedauert, dass mittlerweile mehr als 40% des Waldes in Privatbesitz ist. Der Rest wird von zwei Aktiengesellschaften "sehr nachhaltig" bewirtschaftet. Ein langfristiges Investment sei hier empfohlen.
Übergang über die Save |
Nun schon zwei Tage in Croatia unterwegs. Gestern versuchte ich noch herauszukriegen, wie man hier den "Gespritzten" nennt. Das Mädel, welches ich fragte, war ganz aufgeregt. "In 10 min kommt der Chef!" Jetzt weiß ich es: Gemi^st. Und ein weiteres wunderbares Getränk gibt es hier. Neben dem Kuss zwischen Kola und Orange, küsst hier sich auch der Rotwein mit der Kola, kalt ein Genuss als ewig durstiger Radler. Dieses Getränk findet ihr als "Bambus" auf den kleinen cjeniks, dier hier in den Kaffeebars auf den Tischen stehen. In den Kaffeebars wird aber sicher am wenigsten Kaffee ausgeschenkt.
Aber auch andere Wörter habe ich schon gerlernt, ohne 100%ig diese übersetzen zu können. "Tom racak", "gunak", das sind die Wörter die auf der Straße oder an den Häusern aufgesprüht sind. Damit sind die serbischen Mitbürger denunziert worden. Alle diese Häuser hatten Brandspuren oder waren komplett zerstört. Ich bin jetzt noch nicht in den damaligen Kampfzonen. Aber in den Dörfern in den Bergen siedelten offensichtlich Serben. Es sind nicht die reichen und fruchtbaren Gebiete und die Häuseln sehen auch nicht sehr reich aus.
Una bei Bosanska Otoka |
Ich habe gestern die Eintragungen beendet mit den Eindrücken der ethnischen Säuberungen. Es ist alles noch viel schlimmer geworden. Ich habe mir auf der Karte immer ganz kleine Straßen ausgesucht. Ansonsten ist das Verkehrsaufkommen groß. Die Eisenbahn hat hier vollständig verloren. Güterzüge gibt es gar nicht, an einer Lok hängt ein alter Reichsbahn-D-Zugwagon und die Strecken richten sich nicht nach den dort lebenden Ethnien. Dem Kroaten kann es also passieren, dass er durch Feindesland fährt. In den Grenzgebieten haben solche kleinen Straßen aber den Nachteil, sie führen durch entvölkerte Dörfer. Es gibt kein Lädchen oder Kneipe. Gestern wurde es sehr ernst, ich habe abends quälend abgenommen. Angekommen in der Dämmerung, geboft mitten im Wald. Auf kroatischer Seite gibt es keine Anzeichen auf Minen, ich habe mich also in die Büsche geschlagen und war zu faul das Zelt aufzubauen. Überall schnaufende und schniefende Geräusche. Der Duft des Restes meiner Wurst stieg selbst mir in die Nase. Da fielen mir wieder die Witterungsmöglichkeiten der Bären ein. Die Wurst habe ich weit weggeworfen und das rote LED-Rücklicht vom Rad angemacht. Nach einer weiteren Stunde wach liegen dann das Zelt aufgebaut.
Am morgen habe ich dann in den Zrinska gora ein wenig den rechten Weg aus den Augen verloren und etwas zu weit nach Osten abgekommen. Der Holzarbeiterweg war dann abwärts sehr steil und rau, vorsichtshalber geschoben. Die Dörfer auf der anderen Seite sahen nicht besser aus, oben Armetei, weiter unten wieder Entvölkerung. Scraffitti gibt's hier nicht mehr, es sind eben Artillerieeinschläge im Dach, Brandspuren, aber meistens nur entkernte Häuser. Die ehemaligen Bewohner sind weg gegangen und die Nachbarn haben sich den Rest geholt, z.B. die Fenster. Endlich ein kleiner Laden, Karlovacko pivo und Kekse.
Dialog mit dem kroatischen Grenzer: "Nu, wohin?" "Na more!" "Hier geht's nicht zum Meer." Drüben in Bosnien landete ich in Novigrad in der Republik Srpska. Ein Gewimmel von Autos und Menschen in einen schon türkisch anmutendem Basarviertel. Die serbischen Banken akzeptierten meine Maestro-Karte nicht, bei Raiffeisen hat es geklappt, ich habe wieder "Mark". Die ist halb so viel Wert wie der Euro. Es sei also allen DM-Nostalgikern gesagt: Geht doch nach Drüben, nach Bosnien. Beim Rausgeben auf einen 50"Mark"-Schein gibt es aber schnell mal auch einen 10Euro-Schein.
Die drei Religionen in Bosanska Krupa |
In Kroatien noch ein Schwein, später in Bosnien Lamm |
Ripaz, restoran Tale, 14:15 Uhr am Sonnabend, 9. Aug.
Im Dorf Golibic ausgangs von Bihac, in der ehemaligen Kampfzone um den Flugplatz kam mir der gute Geruch vom Lamm am Drehspieß in die Nase. Es sah sehr interessant aus, ich fand auch schnell einen Platz für's Radl. Ein Op' hieß mich willkommen. Aber leider sei dies hier kein restoran mehr. Es wird nur noch für Hochzeiten und Geburtstagsfeiern zur Verfügung gestellt. Für heute Abend wird eine Feier vorbereitet. Aber in Ripac sollte ich in die pizzeria "Tale" gehen, dort gäbe es nicht nur die üblichen cevapi.
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Das Polje bei Bihac |
Als ich diese Geschichte begann, war mir der Ausgang noch nicht klar. Ich habe also tatsächlich die pizzeria gefunden und malerische Mühlenrestaurants an der grünen Una links liegen gelassen. Jetzt werde ich gaaaanz langsam den Weiterweg pedalieren, denn es gab ein (O-Ton der Speisekarte in Englisch) Beefsteak for slim body with big salad, unter der Rubrik „recommended by Chef (believe him)". I trusted him! Das war bisher mein bestes Steak. Es lag ganz trocken neben dem Salat. Beim Anschneiden war der Sägeschnitt des Messers im Einsatz, eine richtige Kruste. Innen der gesamte Saft des Fleischs, man hätte in der Soße die entstand, glatt einen Kloß verdrücken können. Aber es gibt ja Brot zum Titschen. Angus hin, Kobe-Rind her, für 13 Mark (und hier sind es wirklich Mark, also 6,50 EUR) gibt es weltweit kein besseres Steak. So, endlich mal ausführlich mein Lieblingsthema abgehandelt.
Knin (HRV), 10 Uhr, 11. Aug. Es war frisch auf der Krajna.
Mit dem Steak for slim body gestärkt, ging es in das Karstgebirge knapp 1000m NN. Es wurde kühler und härter in allen Beziehungen. Hier ist ein Grenzgebiet zwischen Ethnien und Herrschaft. Folglich vom Krieg gezeichnet, in hohem Maße entvölkert und mit Ruinen aber auch nur verlassenen Häusern verziert. Vor den verlassenen Häusern parken vereinzelt Autos mit Belgrader Nummern. Die Aufbauarbeit verläuft chaotisch.
Kulan Vakuf |
Martin Brod |
Auf dem Karst ist es trostlos, die Zufahrtswege zu den Siedlungen sehen nicht sehr benutzt aus, viele Ruinen und ab und zu Minenschilder.
Die nächste Stadt Drvar wird für mich zur persönlichen Katastrophe. Schon am Ortseingang am früheren Titovo Drvar (es gibt hier eine Fluchthöhle von Tito) sehe ich einen Drehgrill rauchen. Also hin, hier wieder serbisch orientiert gibt es Jelen pivo, und das Lamm macht mir einen schon fortgeschrittenen Eindruck, mir läuft das Wasser im Munde zusammen.
In Titovo Drvar sehe ich einen Drehgrill rauchen |
Sehr hungrig und mit einem Stecker drin fahre ich die steile Straße hoch nach Bos. Grahovo. Zu dieser Stadt habe ich ganz im Hinterkopf Erinnerungen an Nachrichten von schweren Kämpfen. Das Dorf wird wirklich von zahlreichen Ruinen dominiert, aber hier sehe ich auch den ersten größeren funktionierenden Industriebetrieb in Bosnien.
Bei Bosansko Grahovo |
Der nächste Pass wird mir am nächsten Morgen geschenkt, es geht morgens locker pedalierend auf knapp 1000m und dann eine Wahnsinnsabfahrt hinunter nach Knin, nur unterbrochen von den zwei Grenzkontrollen.
Blato n. Cetinje, 12. Aug., halb zwölf, der Hunger regt sich.
restoran 3 lovinci |
Kurz nach meinem Lamento im Tagebuch über das verpasste Lamm vom Spieß komme ich zum restoran 3 lovinci. Möglicherweise heißt das tatsächlich "Zu den drei Drehspießen". Jedenfalls bemerkte ich erst auf den zweiten Blick das Höllenfeuer, wo zwei Lämmer und ein Schwein vor sich hin schmoren. Meine Wahl fiel auf eine Portion Schwein.
In meiner Karte war eine gelbe Straße die Krkicka aufwärts eingezeichnet. Die Straße führte nach wenigen hundert Metern an das Ende einer Schlucht, hier entspringt als mächtige Karstquelle die Krka. Sicher etwas nachgeholfen, denn es gab hier einige bauliche Maßnahmen des kroatischen Energieministeriums.
Knin |
Der "Revolutionsweg" |
Ich kämpfe mich durch schattenlosen Macchia |
Kucice, 14. Aug. Ich bin im Urlaub!
Ich bin im Urlaub! |
Das Tal der Cetinja |
Alles für die dalmatinischen Kostbarkeiten |
Unten in Omis |
Split, 15. Aug., kurz vor Sieben. Sie haben Ihr Ziel erreicht!
Eben in Split einer mächtigen Prozession beigewohnt. Aber bisher half keine Fürbitte für eine Verbindung in die Welt des Internet. Stefan (www.myhomeismycar.com), der seit 9 Jahren in seinem LKW lebt und für den Weg von Wien hierher soviel Monate wie ich Tage brauchte, aber alle Hotspots in dieser Gegend kennt, kann mir auch nicht mehr helfen. Er sprach zwar von einem tollen Hotspot unter den Palmen von Split neben dem Kaiserpalast, allein ich kriege keine Verbindung. Ich werde mir nachher um die Ecke einen Access kaufen. Da ist ein Internetcafe, das kriege ich auch angezeigt. Nun, dort hat es auch nicht geklappt und ich muss mir ein Programm suchen, wo man reinen Text über die SD-Karte exportieren kann. Probietärer M$-Word-Scheiß!
Im Dioklanpalast |
Grundriss mit einer geschätzten Seitenlänge von 500 m. Dieser Dioklan war ein römischer Kaiser und in der benachbarten Stadt Sagona geboren. Die Nachbarschaft misst sich aber in einigen Kilometern. Es war die Zeit des Abschwungs in Rom, die Awaren bedrängten die Stadt Sagona. Die letzten Einwohner der Stadt flüchteten in den Palast und siedelten dort, Split war gegründet. Viele Jahrhunderte reichte den Splittern dieser Palast, es ist faszinierend wie zwischen und auf den Säulen die Wohnhäuser so rumstehen. Die Splitter Honoratioren hatten die Plätze an der Außenmauer, sie bauten Renaisance-Palazzos auf die Keller, die sie als Lager nutzen konnten. Alles ist in den letzten zweihundert Jahren geschickt ausgegraben und weiter als Wohnstätten genutzt worden. Dieser Palast ist als Stadtkern von Split praktisch 2000 Jahre ununterbrochen bewohnt.
Standort-wechsel, Mojstrana am Rande des Triglav-Nationalparks in Slowenien, kurz nach Sieben am Sonntag 17. Aug.
Ich bin am Freitagabend in Split in einen Zug mit Fahrradtransport nach Zagreb eingestiegen. Es gäbe nur die eine Verbindung mit Radtransport.
Es hat hier in den letzten Tagen in Slowenien ganz ordentlich geschüttet und gestürmt. Die Fahrt von Zagreb bis hier her führt an einer mächtig angeschwollenen Save entlang. Sie führt mächtige Äste in ihren Fluten mit. Wie immer sah es in Jesenice recht traurig wettermäßig aus, aber hoffnungsvoll. Ich fand einen sehr schönen Zeltplatz hier in Mojstrana, ca. 5km Save aufwärts.
In Mojstrana |
Ein Lasko an der Azijew-Hütte |
Am Morgen große Enttäuschung, zwar trocken, aber die Wolkenunterseite hing nur 200m über meinem Kopf. Trotzdem den geplanten Weg auf die 1100m hoch gelegene Azijew-Hütte in Angriff genommen. Mit mir stiegen auch die Wolken. Von der Hütte bin ich dann zu Fuß weiter zur Nordwand des Triglav. Dann ein kleines Wunder, soweit oben wie ich es nicht für möglich gehalten hatte, gab es ein Wolkenloch. Ich stand praktisch 500m vor einer 1000m hohen Felswand, phänomenal! Im Laufe des Tages erhielt ich noch das komplette Panorama geboten. Großartig, und nicht umsonst eines der heißesten Bergsteigerarenen in den Alpen.
Dienstag, August 05, 2008
Bei großer Hitze im Örseg im Südwesten Ungarns
Von den dicken Frauen in Wien
Infrastruktur in Wien |
Im Park von Schönbrunn |
Hungrig verließ ich den Park und sah vor mir ein 5spurige Ausfallstraße, zum Glück mit Radweg, der aber sehr steil in einen Park führte. Oben dann Golgatha: "Alt Wiener Würstel Stand". Eine mächtige Frau nahm meine Bestellung auf. Ihr Problem: Ich hatte großen Hunger und upgradete meine Bestellung im Satz 3mal: Käsekrainer - Leberkäs - Kümmelbraten. Sie war wahrhaftig begeistert und verhalf dem Piefke zu einem neuen Genuss. Auf die Frage "Süßer oder scharfer Senf?" wählte ich den Scharfen. Sie machte aber den Süßen drauf, wie es sich gehört und wie es mir auch schmeckte. Die Gute freute sich schelmisch, als ich mich für ihren Irrtum bedankte.
Endlich war die Flucht aus dem Wiener Gewimmel geglückt und ich feiere das hier beim Gespritzten Heurigen. Es sind nur noch 30 km bis zum heutigen Ziel, ich kann also das vierte Viertel noch bestellen.
Körsceg (HU), Sonntag, gegen 7 Uhr morgens
Gestern haben die Türken verloren. |
Burg Forchtenstein |
Auf der Siegesfeier abends gab es tolle angejazzte Folkmusik, dazu holte ich mir vom Büdchen mehrere Dezi hiesigen Wein. Besonders wohlschmeckend der Cabernet Sauvignon aus Körsceg. Heute komme ich noch in Cak durch eine Kellerzeile, da werde ich weitere verkosten.
Kellerzeile am Geschriebenstein |
Heute bin ich durch das neue Europa gefahren. Der Radweg "An den Ausläufern der Alpen" nahm raue Waldwege durch das Gebiet des Geschriebenstein. Und viele Kellergassen wurden versprochen, aber damit war es nicht weit her. Den Vogel hat Sandor abgeschossen, mit viel Reklameschildern und sehr optimistischen Entfernungsangaben verführte er mich auf einen Berg. Aber seine idyllisch gelegene Buschenwirtschaft war geschlossen. Und so konnte er mir auch nicht sein Museum zum Eisernen Vorhang zeigen. Nach dieser Strapaze folgte ich nur noch Pinka. Das erste Dorf hieß Großdorf. Judit versprach wieder eine Buschenwirtschaft, war nix. Das nächste Dorf begrüßte mich auf kroatisch: Vitame vas! Weiter ging's durch Pernau und dann wechselte auf einmal die Farbe des Ortsschilds. In Bildein war ich wieder in Felix Austria. In dieser Walachai gibt es nächste Woche ein kleines Woodstock mit Uria Heap und Wir Sind Helden. Sehr heldenhaft, denn hier ist schon die Puzsta. Das nächste Dorf war wieder in Ungarn. Jetzt sitze ich beim dritten Spritzer im Gasthof Noe bei der Helga wieder im Burgenland. Das finde ich großartig, einfach so dahin pedalieren, Grenzen missachtend. Aber die Hiesigen kommen nicht miteinander aus. Es gibt genau wie bei uns im östlichen Grenzgebiet keine effektive Kooperation.
Csesztreg, ein schwüler Nachmittag am 4. August
Heute morgen war noch ein frischer Wind. Es war heute eine wenig spektakuläre Etappe durch das Örseg, die westlichste Gegend von Ungarn und seit der Landnahme unverändert. Zersplitterte Siedlungen in gerodeten Inseln im Eichenwaldgebiet. Ein Ort der Ruhe und Verlassenheit. Es gibt aber immer wieder Hinweisschilder zu czardas. Ich habe ein bisschen reichlich Forint rausgeleiert. Ich kann also getrost mich von den Hinweisschildern verleiten lassen. Herausragend bisher: Wildgulasch mit Dödöllös, eine Art Brockelzemte aus Stampf, ein Gedicht. Dann einige Kilometer weiter eine Fischsuppe vom Wels.
Lenti - ein Badetag
Von dem schönen Thermalbad habe ich mich verleiten lassen, am Zeltplatz zwei Übernachtungen zu buchen. Alles ist hier wie ein Kurpark, angefangen die Sanitärräume. Im Bad habe ich alle Becken durchprobiert, beim Sprudelbecken hatte ich aber immer Pech. Die seltenen Ausbrüche der Sprudel haben nur die beim Saunieren seit Alters her gewitzten Ungarn abgekriegt. Wann der St. Georg Energiepark seine Energie dem Sprudelbecken bereitstellt, konnte ich nicht ergründen. Nun habe ich auch noch mein Radel zum Speichen nachziehen abgegeben. Es wird also morgen zeitig dann nach Kroatien gehen, sauber und rund laufend.
Viele Grüße von unterwegs
Eberhard Elsner
Mittwoch, Juli 16, 2008
Gelebtes Hopperticket
Kunst am Kloster Mildenfurth |
Holzbrücke über die Weiße Elster in Wünschendorf |
Auf dem kurzen Weg nach Plesna (Fleiß) wollte ich eine Abkürzung fahren. Ergebnis: Ich gelangte in den Ödnisstreifen der Grenze mit den mannshohen Giftdolden, ich habe mich dann lieber durch ein brusthohes Rapsfeld gekämpft. Ich konnte nämlich in gut 20m den korrekten Weg erkennen. So ein reifes Rapsfeld ist staubig und verfitzt. Ich musste mein Rad vorn bis auf Kopfhöhe anheben und dadurch einen Pfad in den Fitz schlagen. Ich hoffe, die holen den Jäger, um dieses Untier zu töten, das diesen halbmeter breiten Pfad durch das Feld gebrochen hat.
Meine Bofstelle am "Hohen Stein" |
Sonntag, Juli 13, 2008
Ja ist er denn endlich mal wieder unterwegs?
Radtour über den Erzgebirgskamm machen. Fast der gesamte Weg führt
durchs Bihmsche (durch CZ). Am Mittwoch werde ich starten und will ein
paar Geschichten an das Tagebuch schicken.
Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner
Ein Optimist nimmt die Dinge nicht so tragisch, wie sie sind.
Karl Valentin.
http://lebensreise.com/
Freitag, September 14, 2007
Taigajäger
Geinigt haben wir uns auf eine Tour durch die Taiga hinunter zum Baikal-See entlang des Flüsschens Große Krutaja Guba und dann auf den Gleisen der alten Transib nach Kultuk am Südzipfel des See. Das sind grob geschätzt um die 60km. Wir sollten uns Fragen aufschreiben, denn Alexander Wladimirowitsch wollte uns Tipps geben. Wir hatten nur eine Frage, nachdem wir ihm unseren Plan vorgelegt haben: "Moshno - möglich?"
"Nu, moshno" erhielten wir als sehr zufriedenstellende Antwort, "nu, was wollt' ihr essen?"
"Wir gehen morgen früh noch Einkaufen."
"Wie wollt' ihr kochen?"
"Wir essen kalt."
"Aber 'nen Kaffee früh wäre schon gut" warf Harry ein.
Wir erhielten am Ende unserer Planungsrunde einige detaillierte Kartenskizzen von Angosolka (Wo das Magasin zum Bier holen sich befindet) und Kultuk mit den Bahnhöfen für die Rückfahrt, Fahrplanauszüge und einen der Kochbehälter. Wir waren gerüstet, um nach unserer Ansicht am Donnerstag (13.9.) wieder zurück nach Irkutsk zu finden. Alexander Wladimirowitsch lächelte skeptisch.
Am Montagmorgen stehen wir gegen 9.00 Uhr rechtzeitig an der Station Akademgorodok in Irkutsk. Die Elektritschka bringt uns zur Station "Perejesd". Das funktioniert auch alles bestens, es gibt einigermaßen verständliche Durchsagen zu den Stationen im Zug. Wir öffnen die Waggontür und stehen vor einem fast zwei Meter tiefen Abgrund, es gibt keinen Bahnsteig. Unsere Mädels pflücken wir vom Zug. Wir sind in der Taiga, hier steht ein Häuschen, ein nacktes kleines Kind stolpert über den Hof, man hört eine Säge. Schnell die Hauptstraße von Irkutsk nach Wladiwostok überqueren und dann dem einzigsten Weg in den Wald folgen. Zwei Burjaten mit großen Kiepen sind dort schon verschwunden, verlaufen kann man sich auch hier nicht. Die letzten Unsicherheiten über unseren Weg sind beseitigt, als wir die in der Karte eingezeichnete Stromleitung unterqueren.
Unseren Weg haben vor kurzen ein paar Radler genommen. Sicher galts immer mal das Rad zu schultern, denn hier ist überall Quellmoor für die Große Krutaja Guba. Doch den ausgetretenen Pfaden folgend kommen wir einigermaßen trockenen Fußes durch. Auch Jürgen, der nur in Sandalen läuft, weil er sich die Füße aufgerieben hat. Wir sehen immer wieder Spuren von Waldbränden. Jana sagte schon, die seien von dummen Touristen verursacht, die die Lagerfeuer nicht richtig löschen. Immer wieder finden wir solche Taigalager.
Am nächsten Morgen durchqueren wir den Bach und sind dann gegen Mittag am Baikal, es wird ausgiebig gebadet.
Auch weiter läuft alles planmäßig, nach acht Tunneldurchquerungen erreichen wir Stara Angosolka mit seinem Magasin. Dort trinken wir die gesamten Vorräte des Dorfes an Importbier aus: Velkopopovicky Kozel aus Czechland, Holsten und ein Bier namens "Bavaria" aus Holland. Unser Lager steht diesmal direkt neben der Strecke der alten Transsib. Die Wahl fällt auf diese Stelle, weil wir hier die Errungenschaften der touristischen Erschließung Bank und Tisch nutzen können. Nachteil: Es geht kein Häring in den Schotter des Gleisbetts. Gegen Mitternacht kommt doch tatsächlich ein Zug hier lang, er reißt uns fast alle aus dem Tiefschlaf. Ich stelle mir nur vor, dass irgend ein Teil der Waggons sehr weit hervorragt. Vielleicht aus den gleichen Gründen wie bei der Wasertalbahn in Rumänien, bei einer Reparatur als unbrauchbar empfunden und weg gebogen. Das würde dann mein Zelt aufschlitzen, ich stehe nämlich sehr nah dran. Es ist ein Güterzug mit Pritschenwagen und zwei Personenwaggons.
Am zeitigen Mittwochnachmittag (12.9.) erreichen wir Kultuk. Am Bahnhof stellt ein junger Mensch als Natschalnik vor. Wir fragen nach Möglichkeiten der Zugfahrt auf der alten Strecke, auf der sogenannten "goldenen Schnalle des russischen Stahlgürtels". Ja, morgen 6 Uhr und paar Zerquetschte fährt der Zug. Da redet ein Anderer rein: "Nein, der fährt so gegen dreizehn Uhr." Das Missverständnis klärt sich auf: Die Bahn rechnet in ganz Russland nach Moskauer Zeit. Jetzt, wo wir also wissen, dass es auch eine Personenbeförderung auf der alten Strecke gibt, reift der Plan nach Port Baikal zu fahren und dort mit der Fähre nach Listwjanka über zu setzen. Das wäre eine Fahrt über 84 km am Baikal entlang und dann zurück mit dem Boot nach Irkutsk. Wir würden planmäßig am Donnerstag eintreffen. Wir rechnen nochmal die Zeitverschiebung zwischen Ortszeit und "Bahnzeit (Moskauer Zeit) nach und beschließen morgen gegen elf hier zu sein.
So wird es nun gemacht. Nach einer Nacht in der Nähe des Damms der aktuellen Transsib mit reichlich Güterzugverkehr, auch nachts bringt alle 10 Minuten ein Zug Öl nach China oder kommt leer wieder retour vorbeigerasselt, stehen wir am Bahnhof. Endlich gegen 14 Uhr steigen wir in die alten klassischen Transib-Liegewagen, wo schon Walter Ulbricht geboft hat. Eine optimistische Schätzung der Geschwindigkeit von Jürgen besagt 30 Stundenkilometer. Und viele Halts, es gibt etliche Bahnstationen, teilweise an exklusiven Urlaubsquartieren. Zum Beispiel die Tourbasa "Baikaltourist", hier hat schon Wladimir Putin ein Treffen der GUS-Staatenlenker abgehalten. Aber die eigentliche Aufgabe des Zuges ist die Versorgung der mechanisierten Wanderbrigaden mit Baumaterial. Wir haben schon auf unserer Wanderung die mit einem weißen Klecks gekennzeichneten Schwellen aus der Zarenzeit bewundert, die es auszuwechseln gilt. Es vergeht die Zeit und wir werden nervös. Ein ungefähr dreizehnjähriger Hans-Dampf-in-allen-Gassen-von-Port-Baikal bietet uns seine Beeren zum Kauf an. Als wir gegen acht endlich ankommen ist er mit seinen Kumpels Zigarette qualmend schnell weg, auf unsere Frage nach der Fähre fuchtelt er nur in Richtung See. An einer Anlegestelle sehen wir dann die Fähre rüber nach Listwjanka schippern. Ein Gerücht besagt, dass sie nochmal zurück kommt und eine Gruppe Amerikanzy für den Zarengold-Express, der hier steht und uns die Sicht auf die Fähre verbaut hat, bringt. Aber die Fähre geht hier über Nacht vor Anker, erst morgen früh wird der Betrieb wieder aufgenommen. Ab Tausend Rubel pro Nase ließe sich was ändern...
Wir finden noch ein Geschäft für das Abendbrot und nach einem kleinen Spaziergang ins Dorf auch einen schönen Bofplatz. Wir setzen dann am Freitagvormittag rüber und ein Bus bringt uns nach Irkutsk. Die Mädels vom Hostel freuen sich, dass wir doch noch eintreffen.