Montag, Juni 25, 2018

Das Massaker in Batak und eine schöne Frau

Ich bin jetzt auf 1000 m.ü.d.M geklettert. Ich bin in Batak. Hier gibt es eine offensichtlich alte Kirche. Wie schon in Peschtera muss man einen Meter hinuntersteigen, um durch das Portal die Kirche zu betreten. 
Die Kirche Sweta Nedelja in Batak
Erstmal sieht alles orthodox normal aus, bis mir die zwei Sarkophage auffallen, gefüllt mit Schädeln, viele mit mächtigen Löchern in der Schädeldecke. Es ist der Ort einer der größten Wunden, die die osmanische Herrschaft der bulgarischen Nation beigebracht haben. Während der Jahrhunderte der Türkenbesetzung konnten sich die reichen Holzhändler von Batak freikaufen, es war eine Insel des Christentums im Land der Pomaken. 1876 zur Zeit der bulgarischen Wiedergeburt dachten einige der Bürger, dass man sich endlich befreien könnte und den Tribut sparen. Nach einiger Zeit merkten die Osmanen, da stimmt was nicht. Sie schickten eine Armee aus 8000 Soldaten, dazu Freischärler, Banditen, die Başı Bozuk. Wieder handelten die Kaufleute einen Waffenstillstand aus und gaben einen Großteil ihrer Waffen ab. Das war das Zeichen für die Başı Bozuk zum Plündern, Brandschatzen und Morden. Einer der letzten Zufluchtstellen war die Kirche "Sweta Nedelja". Die Frauen gruben in der Kirche einen Brunnen auf der Suche nach Wasser.
Aus dem Bericht des amerikanischen Korrespondenten MacGahan der "Daily News"
Ein Korrespondent der englischen "Daily News" schätzte damals die Zahl der Toten auf 7000 in Batak. In der Kirche ist ein Foto zu sehen, dass die Gebeine ausgebreitet auf dem Boden der Kirche zeigt. 130 Jahre später entzündet sich in Bulgarien ein Bilderstreit - das Bild ist inszeniert.
Dann wird weiter geklettert, es werden in Summe seit Peschtera oben auf dem Pass Kapelna über 1000 Höhenmeter sein. Zweimal gab es Abschnitte mit 9% ausgezeichnet - den zweiten Abschnitt habe ich geschoben. Den Pass konnte ich schon von weiten hören, die dumpfen Bässe bulgarischer Diskomusik stampften durch den Wald. Oben gibt es eine neue Hütte mit Eko-Kamping, ein Holzzuber-Spa und eine Sauna auf der Wiese. Hier hatten sich für das Saturday-Night-Fever eine Gruppe junge Leute eingemietet. Einer der Wortführer entschuldigte sich auch gleich: "Maybe noisy!", ich könnte mein Zelt oben am anderen Ende aufstellen. Es stellte sich heraus, dass die Wirtin der Hütte, jedenfalls hat sie mir Bier gezapft und Waffeln verkauft, die bulgarische Helene Fischer war. Die hat dann am Abend playback zu Musik, gestreamt über Wifi auf ein Samsung-Phone und verstärkt durch zwei mächtige Boxen eine große Show abgezogen. Selbst mir alten Tanzbär zuckte das Twistbein. Als ich mich von der Bande mit "Leke noc" verabschiedet habe, hat die Künstlerin mir so tief in die Augen geschaut, dass ich die ganze Nacht im Zelt von ihr geträumt habe.
Nicht wegen der Träume, sondern wegen der Kälte habe ich schlecht geschlafen im Zelt. Trotzdem habe ich mich durch den abwechslungsreichen Wald der Rhodopen geholpert, teilweise geschoben. Es kommen Zweifel, ob ich tatsächlich den Empfehlungen der Tschechen auf mapy.cz, die das als Radweg ausgewiesen haben, folgen kann. Nach dem kleinen Stausee "Toschkov Tschark" bin ich jetzt am großen wunderschönen Stausee "Schiroka Poljana" gelandet. Hier gibt es endlich Angebote für ein Frühstück zur Mittagszeit.
Der Weg nach Toshkov chark (Тошков чарк)
Am Stausee Shiroka Poljana
Nachdem ich den "tschechischen" Radweg einige hundert Meter inspiziert habe, beschloss ich doch lieber auf die Straße #37 nach Dospat zu wechseln. 
Stausee Dospat
Dort bin ich in ein kleines Familien-Hotel eingecheckt. Deren Bett war genauso hart wie letzte Nacht meine Isomatte im Zelt.

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