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Samstag, April 16, 2022

Die Sakar-Berge (79 km)

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Gestern abend konnte ich noch einen der Krakeeler im Spot meiner Kopflampe ablichten.
In dem kleinen Bassin waren wohl keine fünf dieser geilen Burschen. In Deutschland wären sie wegen Störung der Nachtruhe wohl vor das Gericht gezerrt worden.
Ich bin heute zeitig los. Traditionelles Frühstück von der Bäckerei mit Ayran in Svilengrad, der ehemaligen Stadt der Seide. Heute ist es eine Stadt der Sünde, Grenzstadt eben.
Langsam begann der Aufstieg in die Sakar-Berge. Mir kamen jede Menge karaman entgegen. 
Drei Kilometer vor der Stadt haben die Bulgaren in einem ehemaligen Gefängnis eine Flüchtlingsunterkunft etabliert. Den Höhepunkt erreichte ich an der Kreuzung bei Balgarska Poliana erst am Nachmittag. 
Ein Schild wies mir den Weg zu einem Dolmengrab "Načevi Čairi". Die Erklärtafel war mehr verwittert als das Grab, ich muss noch weitere Infos später recherchieren. Mein Ziel war die Stadt Topolovgrad. Ich muss hier in der Gegend den Wetterwechsel zum Vollmond abwettern. Leider ist hier booking.com keine Hilfe. Das Waldhotel "Sakar" war mit einer Gruppe ausgebucht. Ich fand im Nachbardorf Oreshnik die freundliche Weiberwirtschaft "Sakar Planina", großartig.

Freitag, April 15, 2022

Im Land des Dyonysos

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Für die alten Griechen war es ein Zeichen der hohen Zivilisation, den Wein mit Wasser zu panschen. Die alten Thraker im Norden wurden von ihnen zwar  respektiert. Aber: „Er trinkt wie ein Thraker" war trotzdem ein beliebter abfälliger Spruch. So galt den Griechen auch Dionysos, der Gott des Weines, als thrakisch. So habe ich heute in Mezek, ein recht anerkanntes Weindorf, den Karfreitag als Thraker genossen.
1931 hat der Dorflehrer von Mezek in einem Artikel in der Zeitschrift "Zora" die Ausgrabung eines alten thrakischen Grabes aus der Zeit 400 Jahre BC beschrieben. 
Der Text einer Erklärtafel: "Das Grab im Dorf Mezek wurde im 4. Jh. BC erbaut. Es besteht aus großen, gut geglätteten Steinblöcken. Seine Länge beträgt 29,95 m. Der Korridor ist 20,6 m lang, 1,55 m breit und 2,4 - 2,6 m hoch, gefolgt von zwei Eingangskammern und einer runden und geweihten Hauptkammer. 
Während der Ausgrabungen wurden dort viele Gegenstände aus Gold, Silber, Bronze, Eisen und Keramik gefunden. Das Mezek-Grab ist eines der größten, das in den von alten thrakischen Stämmen bewohnten Gebieten gefunden wurde." 
Mich haben die Hologramme der Fundstücke beeindruckt, die im Korridor zum Grab aufgehängt waren. Die Originale sind alle in Sofia.
Eine weitere Sehenswürdigkeit hier ist die bedeutende byzantinische Festung Neutsikon.
Ich bin noch ein paar Kilometer höher in den Gebirgszug, in der Hoffnung auf einige Naturbeobachtungen. 
Es fand sich als Fotoobjekt ein Alexis-Bläuling. Die Kriechtiere waren nur auf der Flucht zu hören. Aber man sollte vorsichtig sein: An der Eingangstür zur Grabstätte wird ausdrücklich vor "reptiles" gewarnt.
Die dritte Würdigkeit ist die hiesige Winzerei. "Wir sind hier kein Restaurant!" war die Antwort auf die Frage nach einem Glas Wein zum Verkosten. Naja, da habe ich eben zwei Flaschen verkostet, ich alter Thraker: Ein Cuvée aus den Rebsorten Merlot, Mavrud, Cabernet und Shiraz, sowie ein "Single"-Malbec. Der junge Winzer ist sehr experimentierfreudig. 
Seine Markenzeichen entstammen alle aus dem alten thrakischen Grab. 

Donnerstag, April 14, 2022

Mal wieder Iron Curtain Trail, erschöpft (58 km)

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Es war heute eine spektakuläre, aber erschöpfende Strecke. Start an der bezüglich des Gewichts beschränkten Brücke über die Arda - keine LKW. Linksrum. In Briagovets war Wochenmarkt, hier wimmeln noch die pluderbehosten Weiber rum. Später wird es immer bulgarischer. Dann war Schluss mit lustig, kein Asphalt, rustikaler Feldweg. 
Er schien aber genug befahren, so dass ich Vertrauen fasste, bis Madsharovo durch zukommen. Am Momina Skala gibt es Sandboas. Ich wusste bisher nicht, dass es in Europa Würgeschlangen gibt.
Madsharovo ist eine Bergmannsstadt. Nach der Stadt ohne Logistik führt der Radweg wieder über die Arda und in eine wilde Schlucht. Hier schlägt die Arda eine 180-Grad-Schleife. Über der Schlucht kreisen wieder zwei Geier. Vielleicht kann ich aus den 200mm-Tele-Aufnahmen was machen. Hier hätte sich Mario's 1000mm-Kanone sicher bewährt. 
Hier gibt es auch Höhlen bewohnende Rindviecher. In Kämpfen ums Überleben ist es wichtig, dass man bei fremder Luftherrschaft etwas Unterirdisches hat. 
In Borislavtsi verpasste ich bei der netten Oma, etwas feste Nahrung zu mir zu nehmen. Das sollte sich noch rächen. Sie erzählte viel über die Sehenswürdigkeiten dieser tollen Landschaft. Sie zeigte mir den Trophäenkopf eines riesigen Welses (67kg). Wenn man mit dem Finger heute noch mit sanften Druck über die unzähligen Reihen von spitzen Zähnen ins Maul fährt, ist es nicht möglich, die Richtung zu wechseln, also wieder raus, faszinierend. Auf der Straße #597 war ich  wieder mal auf dem Iron Curtain Trail gelandet, Richtung Malko Gradishte. 
Beim Ritt über dieses kleine Gebirge spürte ich, dass ich bisher nur das Omelett vom Frühstück gegessen hatte. Ich habe sehr abgenommen. Hier in Mezek gibt es das klassische skara bira. Die Muttel hat mir einen schönen Tomatensalat mit Weißkäse und drei Kjufte gemacht. Der Ebs ist wieder hergestellt. 

Mittwoch, April 13, 2022

Über mir kreisen die Geier (59 km)

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Der erste Verlust ist zu verzeichnen: Ich habe meine Iso-Matte Z-Lite im Hotel in Kardshali liegen gelassen. Da muss ich mal bei Gelegenheit nachkaufen. Gerade jetzt ist wieder bestes Wetter, wenn auch in der Nacht kalt. Das Zelten ist schon ein wichtiges Backup. Ich habe vorhin bei einer kleinen Abendrunde schöne Plätze zum Zelten gesehen ... naja, im Tal. Nun bin ich aber am oberen Rand meines Bereichs für akzeptable Kosten für Übernachtungen (33€) eingecheckt: Komplex Perpera im Tal der Arda unterhalb des großen Stausees Studen Kladenets.
Das ist ein Vogelschutzgebiet von europäischem Rang. Hier brüten Gänsegeier. Ich denke bei der Zufahrt habe ich einen sehen können. Auf einer Info-Tafel zu den Geiern schrieben sie vom teuflischsten Magen der Welt, die sollen mit ihrer Magensäure sogar Metall auflösen können. Vorhin bei der kleinen Abendrunde konnte ich mehrmals Schwarzstörche beim Segeln beobachten.
Für die Thraker war das auch ein magischer Ort, praktisch an allen Felsen ringsum im Tal sind diese Nischen zu finden. Die archäologischen Geister streiten noch zum Sinn und Zweck dieser Nischen. Ein schöne Legende behauptet, dass das Mutproben für die jungen Thraker auf dem Weg zum Mann waren.

Dienstag, April 12, 2022

Das Zeitalter der Eisenbahn in Kardshali

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Ich habe heute noch einmal das beeindruckende Historische Museum in Kardshali besucht. Neben all den faszinierenden Exponaten wie Mineralien, archäologische Fundstücke aus der Zeit der Thraker und vielen mehr, hat mich immer das Bild von der Kamelkarawane für den Tabaktransport aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts amüsiert. Es wird in der Vitrine zur regionalen Entwicklung nach der Befreiung vom Türkenjoch gezeigt. 
1931 begann dann hier das Zeitalter der Eisenbahn, der Bahnhof wurde eingeweiht. 
Das Gebäude gibt es noch. In den Zeiten der regionalen Entwicklung im Sozialismus hat man eine neue Bahnhofshalle aus Beton und Glas hin gestellt. Die fungiert heute in erster Linie als Baumarkt. Ich traute mir anfangs gar nicht die Zufahrt, sah aus wie Betriebsgelände. 
In der Halle mit zwei versperrten Kassen hing ein Fahrplan. Oha, hier gehen ja Züge in alle Richtungen Bulgariens ab. Doch wenn man genauer hin schaut: Es sind zwei Züge, einer früh um 7:15 und einer nach 18 Uhr. Dazu kommt ein Regionalzug, der dreimal nach Süden ins 30 km entfernte Momtschilgrad geht. Es war gerade 9 Uhr, der Zug aus Momtschilgrad fuhr ein, ein Passagier raus, gegen 9:10 mit einem Passagier wieder zurück. 
Ich wäre gerne nach Most Podkowa gefahren, das ist das Ende der Bahnstrecke im Süden. Dort hätte es eine Brücke über den Fluss Kislatsch gebraucht, soweit ging aber der Eifer der regionalen Entwicklung damals nicht. Dann fuhr noch ein Diesel getriebener Güterzug mit zwei Dutzend 10-Fuß-Containern ein. Der Lokführer wurde mit einem Kaffee als alter Freund begrüßt, irgendwelche Technik zum Entladen konnte ich nicht entdecken. Damit scheint sich die Geschichte der Eisenbahn nach knapp hundert Jahren hier ihrem Ende zu zu neigen.
Das Wetter entwickelt sich wieder Richtung Sommer. Meine Garnitur mit kurzer Hose ist aus der Wäsche und trocken ... morgen geht es weiter gen Osten, dann aber vorzugsweise auf Asphalt.

Sonntag, April 10, 2022

12% bergauf, bergab (23 km)

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Gestern noch einen Platz zum Zelten angesteuert, der ganz den Vorstellungen eines Karpatenwillis entsprochen hat.
Nachdem ich also das ganze Freibier verkasematuckelt hatte, führte die Straße (immer angezeigt mit 12%) in ein Tal mit geheimnisvollen Schreinen und Quellen. Es gab mindestens ein Dutzend von Quellen. Die werden in der Regel immer Personen oder Ereignissen gewidmet, was besonders in den Gebieten mit überwiegend türkischer Bevölkerung zu bemerken ist. Dem Clanführer Herrn Barbaros ist ein gewaltiger Schrein gewidmet. So etwas habe ich noch nirgends gesehen. In der Grillecke dieses Schreins brachen wohl einige Herren das Fasten, wenn auch zu einem reichlich verfrühten Zeitpunkt, so gegen 17 Uhr. Es dubelte der Grill und der Brodem vom Fleisch durchwehte die Anlage. Dann Begann der Aufstieg zum Dorf Zhenda. Wenige hundert Meter vor dem Dorf fand ich dann diesen würdigen Platz zum Zelten.

Hier oben leben nur noch ein paar Viehzüchter, Rinder, Schafe und Ziegen. Bei einem Hof dachte ich, hier ist die Straße zu Ende. Die Strecke war vollständig mit Stroh und Scheiße bedeckt, als hätte er seinen Rinder heute nacht diesen Platz als Stall angeboten. Aber endlich die Abfahrt zum Stausee Borovitsa. 
Das ist ein wildes Tal eines Zuflusses der Arda.
Nun bin ich im schönen Hotel Borowitsa untergekommen, ein Nachmittagsnickerchen gemacht und nun mich zum Schreiben gesetzt. Freibier wird es wohl heute am Sonntagabend keines mehr geben, ich bin der einzigste Gast.

Samstag, April 09, 2022

... ist zwar schwerer als wie "geht nicht"! (58 km)

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Heute nun wurde es ernst: Knapp 70 km mit ca. 700 Höhenmeter. Anfangs führte die Straße über die Hügel vor den Rhodopen. Im Zentrum von Cherven vor meinem Morgencafé wehte schlapp die russische Flagge. 
Dann habe ich eine kleine niedliche Viper gerettet, die sich auf dem Asphalt aufgewärmt hat. Beim Aufstieg auf 750 m verbrauchte ich mein ganzes Wasser. Aber oben hatte Einer ein kleines Buffet eröffnet. Für mich noch nur Cola, um sanft die notwendigen Kalorien dem Körper zuzuführen. Er hatte auf der Terrasse etliche Ringel hausgemachte Lukanka und viele Speckseiten, schön mit Paprika gewürzt, hängen. Der Aufstieg war aber so anstrengend, dass selbst ich keinen Appetit entwickelte. Nun habe ich mein heutiges Ziel Kommuniga erreicht und werde mir nur noch einen Platz zum Zelten suchen. 
Gerade gab es Freibier zum Ramadan. 

Freitag, April 08, 2022

Asenovgrad (28 km)

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Ich hinke nun einen halben Tag meinem Plan hinterher, hätte gestern noch Asenovgrad erreichen sollen. Doch wie definierte einst Donald Rumsfeld in seinen Rumsfeld-Rules: Der Plan zerbricht im Angesicht der Wirklichkeit. Früh auf dem Weg zum Frühstück fand ich die Kreditkarte eines Oligarchen auf der Flucht. 

Covid spielt hier in Bulgarien keine Rolle mehr, nur ab&zu sieht mal jemanden mit ‘ner Munaske. Katunitsa, ein Dorf auf dem Acker vor den Rhodopen: Kaffee bei den Karten spielenden Pensionären. Vor der Kneipe drei elektrische Rentnerfahrstühle. Über mir kreisen ständig Hubschrauber. Da kommt mir eine Idee: Wenn ich Politikberater und Lobbyist des Militärisch-Industriellen Komplexes wäre, würde ich den östlichen NATO-Staaten empfehlen, ihre sowjetische Technik an die Ukraine solidarisch zu verscherbeln und sich in der USA und in Deutschland völlig neu zu rüsten. Die Bulgaren scheinen das zu machen, sie fliegen ihre Jagdhubschrauber hier zum Entstauben vom Depot ständig im Kreis.

Zum Orientieren in Asenovgrad habe ich mich zu einem Kaffee und einem Schumensko Pivo gesetzt. Gleich kam von den Pensionären auf der Terasse des Cafè ein Zweites als Freibier.

Nachmittag bin ich zur Festung des Zaren Assen hoch gestrampelt. Es ist eine byzantinische Grenzfestung aus dem 9. Jhdt., die aber gegen die Bulgaren nix genutzt hat. Morgen wird es ernst, dann geht es in Berge der östlichen Rhodopen ins Tal der Arda.

Donnerstag, April 07, 2022

Die Bahn und das Biest

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Der reichlich fünf Minuten verspätete Franken-Thüringen-Express stoppte in Uhlstädt. Es kam schnell eine Durchsage: “Der Zug hat etwas überfahren. Wir halten auf unbestimmte Zeit.” Damit war der eh schon arg knappe Anschluss nach Dresden geplatzt. Es wackelte der große Plan für eine Großfahrt auf den Balkan gewaltig. In den letzten zwei Jahren erkrankte ich schwer an Reisefieber und Fernweh. Es sollte per Bus nach Plowdiw, Bulgarien zur restlichen Erforschung der östlichen Rhodopen und des Strandscha-Gebirges gehen. Danach wollte ich mich durch Ägäis treiben lassen, nach Möglichkeit bis nach Pfingsten. Ich musste mir noch in den letzten Wochen ein neues Expeditions-Rad besorgen. Diese Hürde habe ich mit einem TX400 der vsf-Fahrradmanufaktur gemeistert … und jetzt soll die Bahn und das Biest das kaputt machen? Es dauerte ungefähr 15 min, dann war das wohl eher kleine Biest aus den Radkästen gekratzt. Ein ICE war dann die 55 EUR teure Lösung. Die drei lausigen Fahrradplätze eines ICE ließen neben zwei e-Bikes tatsächlich Platz für mein “Gutes”. Die Fahrer des ausgebuchten Mercedes Tourismo motzten wegen meines Fahrrads. Aber 20 EUR eröffneten Raum zwischen den riesen Gepäckstücken der Mitreisenden. Die 26 Stunden Fahrt bis Plowdiw folterten ein wenig meine Knie. Doch in den vielen Pausen der drei Fahrer konnte ich mir immer die Beine vertreten und es ließ sich aushalten. 

Nun sitze ich in Plowdiw beim dritten Kamenitsa.
Nun sitze ich in Plowdiw beim Kamenitsa.

Samstag, September 21, 2019

Es rollert ...

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21.9.2019
Es rollert, den Fluss Mesta abwärts. Alles was ich erzählen könnte, zeichnet meine ActionCam auf.
In meiner persönlichen Auffassung bin ich hier an der Grenze der antiken Landschaften Mazedonien und östlich der Mesta in den Rhodopen die Länder der Thraker. Heute ist diese Gegend von Pomaken bevölkert. In den Dörfern dominieren die Moscheen und die bunten Röcke und Kopftücher der Pomaken-Frauen.
Dorf Daganovo, im Hintergrund das Rila-Gebirge
Am Wege steht ein Hinweisschild zur antiken Stadt Nikopolis ad Nestum. Dort wird eine befestigte Stadt aus dem 4. bis 6. Jhdt. ausgegraben. Eine der Ausgrabungen ist ein großes Badehaus mit Säuleneingang (die liegen aber noch rum). Auf kleinen Täfelchen wird das Heizsystem des spätantiken Bades erläutert: Umkleideräume (Apodyterion), Warmbecken (Caldarium), Abkühlraum (Frigidarium) und die Warmluftheizung (Hypocaustum).
Nikopolis ad Nestum: Die Ruinen des öffentlichen Bades (Thermen) im südlichen Teil des Stadtzentrums, erbaut im 3. oder 4. Jahrhundert.
Auch in Bulgarien fehlen die Fachkräfte
Im nächsten Dorf bietet eine Firma mittels eines Banners an der Straße 2100 Euro monatlich für Fernfahrer. Auch in Bulgarien fehlen die Fachkräfte. Jetzt schaue ich über meinen ½ l Krug mit rotem Hauswein auf den Alibotusch. Etwas nervös für den nächsten Tag muss den Radler das linde Abendrot machen. Dann geht es über den Grenzübergang Ilinden nach Griechenland.

Freitag, September 20, 2019

48

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18.9.2019
Meine letzte Radtour in Bulgarien endete damit, dass, obwohl an meinem Rad ebsels geschrieben steht, es seiner Einzigartigkeit beraubt wurde. Ich musste meine 40-Loch-Nabe wegen des kaputten Freilaufs durch ein simples 6-Gang-Hinterrad mit 36 Speichen tauschen. Das war im Mai nach einer großartigen Runde durch Thrakien mit den vielfältigen Spuren dieser historischen Kulturlandschaft.
Vor genau einer Woche brachte mir der Herr Nöthling aus Jena mein repariertes Reiserad nach einer 10-wöchigen Reparatur wieder zurück. Nun trägt das Reiserad wieder zurecht meinen Namen. Hinten ist ein Tandemhinterrad mit 48-Speichen montiert. Der Antrieb ist erneuert. Meine Beinkraft überträgt eine hoch belastbare e-Bike-Kette auf die 9 Ritzel, präzise schaltbar. Es ist eine Freude zu pedalieren. Es hat sich außerdem gezeigt, dass der eco-Modus, den ich meistens mit dem e-Bike inzwischen gefahren bin, mich keineswegs verpimpelt hat.
Im Bus von Arda Tur in Brno
So konnte ich also gestern kurz vor 14 Uhr einen Bus von Arda Tur mit dem Ziel Pazardshik besteigen. Wie immer hat mich Gert würdig verabschiedet. Nach 13 Stunden Busfahrt mit bemerkenswert kurzen Stopps an den EU-Außengrenzen startete ich sofort meine Tour durch das historische Mazedonien. Ich will über Velingrad das Mestia-Tal erreichen, dann abwärts bis an die Küste der Ägäis zum östlichen Finger von Chalkidiki an die Grenze zum Kirchenstaat Athos. Weiter über Saloniki zur Schule des Aristoteles und nach Nord-Mazedonien in die Landschaft Tikves.
Vor den Rhodopen
Vor den Hängen der Rhodopen in der Mariza-Niederung gibt es schöne Eichenhaine
Ich bin jetzt in Varvarski Bani. Überraschenderweise habe ich ein kleines Hotel für die erste Übernachtung gefunden.
20.9.2019
Der Nachtschlaf in einem Bett nach der Busfahrt hat mir gut getan. Draußen hat es ordentlich gedrascht. Ich steige auf die Rhodopen nach Velingrad in dem Tal auf, wo auch die berühmte Schmalspurbahn entlang führt. Viermal täglich fährt das Bähnle zwischen Dobrinishte und Septemvri im Marizatal hin&her. Ich hoffe, dass ich in Velingrad hinauf nach Avramovo mitgenommen werde (mit dem Rad).
Fahrplan der Rhodopenplan
Ich habe mich dann gegen 9.19 Uhr an den Straßenrand postiert, um die Rhodopen-Bahn zu fotografieren, schön in einer Kurve. Leider ist der Fahrplan nur eine grobe zeitliche Leitlinie, es kam nichts. Erst eine halbe Stunde später, der Bahndamm führte schon 20 m oberhalb der Straße, konnte ich die Bahn hören. Sie fährt also. Die Straße #84 wird jedenfalls bis Velingrad sehr stark befahren. Da würde ich gern den nächsten Aufstieg auf 1300 m Höhe durch das Bähnle geschenkt erhalten. Der Aufstieg hierher an den Stadtrand von Velingrad auf 850 m Höhe war schon zünftig. Als langsam fahrender Verkehrsteilnehmer ist man auch in Bulgarien nicht beliebt. In Rechtskurven war es schon manchmal unbehaglich, wenn die Trucks eng ums Eck brummten.
Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Ich konnte tatsächlich nach 29 Jahren mal wieder mit der Rhodopen-Bahn fahren. Der Bahnhofsvorsteher bestätigte, dass ich mit dem Rad mitgenommen werde. Ich habe noch ein paar Schleifen gedreht, durch die Spa-Hauptstadt des Balkan, wie die örtliche Abteilung für Tourismusmarketing der Stadt Velingrad als claim verpasst hat. Natürlich mit diversen Einkehren.
Einen richtigen Gepäckwagen hat das Bähnle nicht, ich habe mein Rad an das Zugende gestellt, arretiert mittels des gebogenen Lenkers am Griff der Wagenabschlusstür.

Dann ging es los, es rumpelte wie in alten Zeiten über echte Schienenstöße. Nach dem Jundola-Pass am höchsten Bahnhof der Strecke in Avramovo bin ich ausgestiegen, auf knapp 1300 m Höhe. Sofort begann die Abfahrt bei recht kalter Luft. Es dunkelt, wo kann ich schlafen? Ich fand einen schönen Platz. Aber schon 19 Uhr in den Schlafsack? Eine lange kalte Nacht würde das werden. Ich bin noch bis Jakoruda in das Hotel Helier gerollert. Hier erhielt ich eine Übernachtung mit Frühstück, Mineralwasser-Spa und Yacuzzi für 40 Lv.

Donnerstag, Juni 20, 2019

Rhodopen nachgekartet

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Zwei Freunde & ich sind zu den Orten und Sehenswürdigkeiten spaziert, wo ich mit Fahrrad auf den letzten Touren nicht hinkam.
Дяволския мост – Teufelsbrücke bei Jagodina
Einstieg zur Schlucht von der Straße nach Jagodina und Buinovo aus
Aufstieg
Die Teufelsbrücke
Reservat Kasanite bei Gyovren, Trigrad
Wegweiser bei Gjovren, bis zum Dorf Mugla sind es 18 km
Erstmal furten. Früher gab es mal eine Brücke ...
... denn es war mal eine Straße
Im Reservat: Als der Weg verschüttet war sind wir umgekehrt.
Die Turlata, eine Festung der Thraker, Gela, Rhodopen
Der geheimnisvolle Berg Turlata
Höhle und antike Festung Kaleto bei Koshnitsa im oberen Arda-Tal
Kaleto bei Koshnitsa
Der Aufstieg zur antiken Festung führt durch den Berg
Auf der Festung
Höhle Uhlovitsa im oberen Arda-Tal
Während der Höhlenführung exclusiv für uns
Höhle Utrobata bei Kardshali
Aufstieg zur Höhle Utrobata
Das Genital der Mutter Erde
Grab des thrakischen Sängers Orpheus bei Tatul
Ein thrakisches Heiligtum bei Tatul, das Grab des Sängers Orpheus

Mittwoch, Mai 01, 2019

Zur Heimreise

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Olivennase (Kap Maslen Nos)
Ich habe im Angesicht der Olivennase (Kap Maslen Nos) in Primorsko übernachtet. Damit ist die heutige Etappe nach Burgas die letzte Etappe der Tour. Ich fahre nicht die ausgebaute Küstenstraße über Sosopol, sondern die Landpartie über Jasna Poljana. Der Weg führt am Rande des Ropotamo-Naturschutzgebiets lang. Ein Verkehrszeichen warnt vor Wild auf 9 km. Hinter Jasna Poljana habe ich dann Glück. 
Die Rotte
In ca. 100 m latscht ein Keiler über die Straße. Als ich absteige, sehe ich, dass die ganze Rotte neben mir im Eichenwald ist. Die Toppsau sieht den Eberhard auch dann gleich lüstern an - Angriffs lüstern. Um sie herum wimmeln etliche Überläufer und Frischlinge. Ich stelle erstmal das Rad zwischen uns, um dann die Kamera zu zücken.
Burgas
Gegen Mittag bin ich in Burgas, am Avtogara Sapad. Ich hatte vor Tagen im Internet versucht ein Busticket bei ARDA TUR nach Dresden für den Donnerstag, den 2.5. zu kriegen, doch der Bezahlprozess ist mit einem technischen Fehler abgebrochen. Am ARDA TUR-Büro kriege ich meine Fahrkarte. Morgen 8 Uhr check-in, Abfahrt 8.30 Uhr, nach voraussichtlich 30 Stunden bin ich in Dresden. Nun lasse ich Bulgarien ausklingen ...

Dienstag, April 30, 2019

Ich bin sie los

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Bei meinen Versuchen, was zu organisieren, erfuhr ich erstmal, dass es hier auch einen zweiten Osterfeiertag gibt. Es wird also erst am Dienstag einen Fahrradmechaniker in seiner rabotilnizata sich meines Rades annehmen wollen. Ich bin also als Wanderer und Tretrollerfahrer die reichlich 30 km bis Tsarevo am Montag angegangen. Das Höhenprofil aus mapy.cz zeigt sich hoffnungsvoll, 345 m aufwärts, 685 m abwärts, es gibt aber auch etliche Abschnitte ohne wesentliches Gefälle. Aber es fügt sich, ich habe sogar Muße mir Bulgari, das Dorf der nestinarki, der Feuertänzer, anzuschauen. 
Hier tanzen zum Namenstag von St. Elena & St. Konstantin die Nestinarki - die Feuertänzer
Endlich in Isgrev der letzte kleine Huckel, und dann kann ich mit ein paar Tretrollereinlagen bis fast an Schwarze Meer rollern. Nervös macht mich aber, dass keine Anzeichen für Fahrradgeschäft oder -werkstatt an den von GoogleMaps ausgewiesenen Plätzen zu sehen sind. Warten wir also auf den Dienstag, einem Arbeitstag, und gehen in das schöne Familienhotel “4 Seasons”. Burgasko bira.
Die Immobilienblase ist geplatzt
Der zweite Osterfeiertag zeigt sich in Tsarevo sehr ruhig, so ruhig wie eine mitteldeutsche Kleinstadt gegen halb Acht abends. Ich finde nur mit Mühe eine Kneipe mit einem ordentlichen Bier. Denn jeder Bierfreund weiß, die in Hafenstädten können kein ordentliches Bier brauen, so auch das
Nun heute der Versuch eine rabotilnizata, eine Werkstatt für mein Rad zu finden. Die Adressen zeigen auch heute keinerlei Anzeichen einer Geschäftstätigkeit. TrueRiders will erst laut Google gegen 12 Uhr aufmachen, ich gehe zu Carbonbikes. Google sagt hier, dass es schon seit 8 Uhr am arbeiten ist. Ich rufe die angegebene Rufnummer an, während unseres Radebrechens auf Englisch kommt ein junger Mann mit Telefon am Ohr auf die Straße. “I’m not a professional!” Zu seiner großen Verwunderung zeige ich ihm die Google-Anzeige. Er macht seine Garage auf, dort hängen ca. 20 brandneue Räder aller Coleur, aber kein Carbonbike. Sein Vater, der Bäcker, ist gerade zu einem Radwettbewerb auf einer griechischen Insel. Der hat wohl das Carbonbike mit. Ich baue mein Hinterrad aus, er holt ordentliches Bikewerkzeug aus der Wohnung drüber. “I will fix it!”. Er wird mich zurückrufen, wenn er eine Lösung vorschlagen kann. Das dauert nur knapp 20 Minuten. Er schlägt mir ein komplett neues Hinterrad vor. Die Aufnahme für die Ritzelkasette ist komplett in zwei Hälften zerbrochen, die Innereien des Freilaufs liegen zermatscht auf dem Boden seiner Garage. In der Tat, da ist nichts mehr zu machen. Wir diskutieren noch einige Lösungsmöglichkeiten, deren Lösungen sich alle aber auf das 70 km entfernte Burgas konzentrieren. Wir wechseln meine Bereifung auf das Ersatzrad mit einem 6fach Ritzel. Alles wird montiert und ich mache eine kleine Proberunde, ich kann schalten. Ein Risiko bleibt, weil ich nicht mehr meine Schnellspannachse montieren kann. Für die klassischen Hutmuttern werde ich keinen Schlüssel haben, dieser Schuss muss bis Burgas sitzen. Was wird aus meiner 40Loch-Sputnik-Felge … die bin ich los. Ich lasse die Altteile alle da. Ich gebe Stojan 30 Leva für seine Arbeit.
Frohen Mutes, dass ich wieder pedalieren kann, gönne ich mir eine Enttäuschung - Arapija. Es war vor 37 Jahren:
1982: Camping Arapija, die Zeit der "Sandalen"
Detlef und ich kommen gerade von einem Ausflug auf dem Ropotamo-Fluss zurück, da erzählt uns Wuschel: “Der Lothar ist krank!” Er hat unsägliche Unterleibsschmerzen, wir diagnostizieren Entzündung des Blinddarms und suchen einen der DDR-Touristen, der Loth ins Krankenhaus nach Mitschurin fahren könnte. Viele Absagen, erst Dietmar Richter-Reinick aus dem Fernsehen startet sofort seinen Warti und fährt Loth ins Krankenhaus.
Hier standen einst unsere Zelte
Dietmar Richter-Reinick würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er seinen Zeltplatz heute sehen könnte. Chaos zwischen vergammelten Wohnwagen, Betonlieferanten für eine weitere Investruine und einigen Heimwerkern, die sich an ihren Dauercamperplätzen einrichten.
Drehort für das "Miesmuschelmassaker" und das "Messerdrama"
Ich bin zur Insel runter, dem Drehplatz für das “Miesmuschelmassaker” und dem “Messerdrama” in unserem ersten Unterwasserfilm. Die Kneipe, wo ich gerade mein zweites Kamenitsa verkasematuckle, steht wohl am selben Platz, wo früher das skara bira war. Dort, wo wir zum Kartenspiel jeder eine Flasche Rotwein und zusammen eine Flasche Sljantschev Brjag tranken. Dazu lief abwechselnd bulgarische Folklore und Rod Stewart, der Soundtrack unseres Filmes.