Dienstag, April 12, 2022

Das Zeitalter der Eisenbahn in Kardshali

Ich habe heute noch einmal das beeindruckende Historische Museum in Kardshali besucht. Neben all den faszinierenden Exponaten wie Mineralien, archäologische Fundstücke aus der Zeit der Thraker und vielen mehr, hat mich immer das Bild von der Kamelkarawane für den Tabaktransport aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts amüsiert. Es wird in der Vitrine zur regionalen Entwicklung nach der Befreiung vom Türkenjoch gezeigt. 
1931 begann dann hier das Zeitalter der Eisenbahn, der Bahnhof wurde eingeweiht. 
Das Gebäude gibt es noch. In den Zeiten der regionalen Entwicklung im Sozialismus hat man eine neue Bahnhofshalle aus Beton und Glas hin gestellt. Die fungiert heute in erster Linie als Baumarkt. Ich traute mir anfangs gar nicht die Zufahrt, sah aus wie Betriebsgelände. 
In der Halle mit zwei versperrten Kassen hing ein Fahrplan. Oha, hier gehen ja Züge in alle Richtungen Bulgariens ab. Doch wenn man genauer hin schaut: Es sind zwei Züge, einer früh um 7:15 und einer nach 18 Uhr. Dazu kommt ein Regionalzug, der dreimal nach Süden ins 30 km entfernte Momtschilgrad geht. Es war gerade 9 Uhr, der Zug aus Momtschilgrad fuhr ein, ein Passagier raus, gegen 9:10 mit einem Passagier wieder zurück. 
Ich wäre gerne nach Most Podkowa gefahren, das ist das Ende der Bahnstrecke im Süden. Dort hätte es eine Brücke über den Fluss Kislatsch gebraucht, soweit ging aber der Eifer der regionalen Entwicklung damals nicht. Dann fuhr noch ein Diesel getriebener Güterzug mit zwei Dutzend 10-Fuß-Containern ein. Der Lokführer wurde mit einem Kaffee als alter Freund begrüßt, irgendwelche Technik zum Entladen konnte ich nicht entdecken. Damit scheint sich die Geschichte der Eisenbahn nach knapp hundert Jahren hier ihrem Ende zu zu neigen.
Das Wetter entwickelt sich wieder Richtung Sommer. Meine Garnitur mit kurzer Hose ist aus der Wäsche und trocken ... morgen geht es weiter gen Osten, dann aber vorzugsweise auf Asphalt.

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