Freitag, September 20, 2019

48

18.9.2019
Meine letzte Radtour in Bulgarien endete damit, dass, obwohl an meinem Rad ebsels geschrieben steht, es seiner Einzigartigkeit beraubt wurde. Ich musste meine 40-Loch-Nabe wegen des kaputten Freilaufs durch ein simples 6-Gang-Hinterrad mit 36 Speichen tauschen. Das war im Mai nach einer großartigen Runde durch Thrakien mit den vielfältigen Spuren dieser historischen Kulturlandschaft.
Vor genau einer Woche brachte mir der Herr Nöthling aus Jena mein repariertes Reiserad nach einer 10-wöchigen Reparatur wieder zurück. Nun trägt das Reiserad wieder zurecht meinen Namen. Hinten ist ein Tandemhinterrad mit 48-Speichen montiert. Der Antrieb ist erneuert. Meine Beinkraft überträgt eine hoch belastbare e-Bike-Kette auf die 9 Ritzel, präzise schaltbar. Es ist eine Freude zu pedalieren. Es hat sich außerdem gezeigt, dass der eco-Modus, den ich meistens mit dem e-Bike inzwischen gefahren bin, mich keineswegs verpimpelt hat.
Im Bus von Arda Tur in Brno
So konnte ich also gestern kurz vor 14 Uhr einen Bus von Arda Tur mit dem Ziel Pazardshik besteigen. Wie immer hat mich Gert würdig verabschiedet. Nach 13 Stunden Busfahrt mit bemerkenswert kurzen Stopps an den EU-Außengrenzen startete ich sofort meine Tour durch das historische Mazedonien. Ich will über Velingrad das Mestia-Tal erreichen, dann abwärts bis an die Küste der Ägäis zum östlichen Finger von Chalkidiki an die Grenze zum Kirchenstaat Athos. Weiter über Saloniki zur Schule des Aristoteles und nach Nord-Mazedonien in die Landschaft Tikves.
Vor den Rhodopen
Vor den Hängen der Rhodopen in der Mariza-Niederung gibt es schöne Eichenhaine
Ich bin jetzt in Varvarski Bani. Überraschenderweise habe ich ein kleines Hotel für die erste Übernachtung gefunden.
20.9.2019
Der Nachtschlaf in einem Bett nach der Busfahrt hat mir gut getan. Draußen hat es ordentlich gedrascht. Ich steige auf die Rhodopen nach Velingrad in dem Tal auf, wo auch die berühmte Schmalspurbahn entlang führt. Viermal täglich fährt das Bähnle zwischen Dobrinishte und Septemvri im Marizatal hin&her. Ich hoffe, dass ich in Velingrad hinauf nach Avramovo mitgenommen werde (mit dem Rad).
Fahrplan der Rhodopenplan
Ich habe mich dann gegen 9.19 Uhr an den Straßenrand postiert, um die Rhodopen-Bahn zu fotografieren, schön in einer Kurve. Leider ist der Fahrplan nur eine grobe zeitliche Leitlinie, es kam nichts. Erst eine halbe Stunde später, der Bahndamm führte schon 20 m oberhalb der Straße, konnte ich die Bahn hören. Sie fährt also. Die Straße #84 wird jedenfalls bis Velingrad sehr stark befahren. Da würde ich gern den nächsten Aufstieg auf 1300 m Höhe durch das Bähnle geschenkt erhalten. Der Aufstieg hierher an den Stadtrand von Velingrad auf 850 m Höhe war schon zünftig. Als langsam fahrender Verkehrsteilnehmer ist man auch in Bulgarien nicht beliebt. In Rechtskurven war es schon manchmal unbehaglich, wenn die Trucks eng ums Eck brummten.
Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert. Ich konnte tatsächlich nach 29 Jahren mal wieder mit der Rhodopen-Bahn fahren. Der Bahnhofsvorsteher bestätigte, dass ich mit dem Rad mitgenommen werde. Ich habe noch ein paar Schleifen gedreht, durch die Spa-Hauptstadt des Balkan, wie die örtliche Abteilung für Tourismusmarketing der Stadt Velingrad als claim verpasst hat. Natürlich mit diversen Einkehren.
Einen richtigen Gepäckwagen hat das Bähnle nicht, ich habe mein Rad an das Zugende gestellt, arretiert mittels des gebogenen Lenkers am Griff der Wagenabschlusstür.

Dann ging es los, es rumpelte wie in alten Zeiten über echte Schienenstöße. Nach dem Jundola-Pass am höchsten Bahnhof der Strecke in Avramovo bin ich ausgestiegen, auf knapp 1300 m Höhe. Sofort begann die Abfahrt bei recht kalter Luft. Es dunkelt, wo kann ich schlafen? Ich fand einen schönen Platz. Aber schon 19 Uhr in den Schlafsack? Eine lange kalte Nacht würde das werden. Ich bin noch bis Jakoruda in das Hotel Helier gerollert. Hier erhielt ich eine Übernachtung mit Frühstück, Mineralwasser-Spa und Yacuzzi für 40 Lv.

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