Sonntag, Juli 08, 2018

Heimwärts gewendet

Ich bin in Momtschilgrad. Es wären bis zu dem Grab des Orpheus beim Dorf Tatul nur noch 15 km bergauf. Ich beschließe trotzdem meine kleine Rhodopen-Tour heimwärts zu wenden. Entsprechend einer Karte, die hier im Zentrum aufgestellt ist, wimmelt es hier rundherum von Nachweisen der ersten Kulturen Europas ab der Jungsteinzeit. Es wurde soviel erjagt, geerntet und erhandelt, dass sich Einige dem Esoterischen zuwenden konnten und rumorakelten. Etliche zogen ihre Orakel aus dem Wein, einer war ein großer Sänger - Orpheus. Es entstanden hier Kulte der Thraker, die mit Dionysos und Orpheus bis weit in die griechische Götterwelt hinein wirkten. Der bulgarische Namensgeber der Stadt ist übrigens derselbe, dem die Burg in Pirot (Serbien) zugeschrieben wird - der alte Wojwode und Raubritter Momtschil.
Nun nur ein Dutzend Kilometer weiter in Kardshali muss ich einige Regenschauer überstehen. Mit meinem Glück erfolgt das immer mit gastronomischer Unterstützung.
Ich muss noch einmal über die Rhodopen, wenn auch nicht mehr über die ganz hohen Pässe. Ich habe mir einen einfachen Weg über Chaskovski Mineralni Bani gewählt.
Radler, habe immer das Wetter im Auge!
Den Regenschauer gerade noch in einer Kneipe in Karamantsi (Караманци) abgewettert
Aus Kardshali geht es auf einer Hauptstraße (einstellige Nummer #5, für Fuhrwerke gesperrt) mächtig und lange bergauf. Der Verkehr auf dieser Hauptstraße war akzeptabel, es gilt wohl auch in Bulgarien ein Sonntagsfahrverbot für LKW. Als ich mit meinem Drahtesel am Polizeiposten vorbei zog, erhielt ich ein “Daumen hoch”. Mein Frühstück, diesmal in Form von zwei Baniza und zwei Bier nahm ich in einem wunderbaren schattigen Gastgarten in Chernoochene ein. Reich besucht von alten Männern zu einem Frühschoppen mit Kaffee. Sicher nur eine Einbildung, nach meinem Bier gab es dann auch etliche Bestellungen dieses alkoholischen Getränks durch die anderen Gäste. Der Oblast Kardshali ist die am stärksten muselmanisch geprägt Region Bulgariens. In den Dörfern wird exclusiv türkisch gesprochen.
Nach einem letzten Aufstieg könnte ich über weitere 800m-Rücken nach Asenovgrad abbiegen (zweistellige Straßennummer #58), aber ich möchte hinunter ins Mariza-Tal in den Kurort Chaskovski Mineralni Bani.
Nach Einschätzung der Wetterlage suche ich mir hier eine Herberge, und in der Tat, eine halbe Stunde nach dem Zimmerbezug gegen 16 Uhr geht das Gewitter mit ordentlich Regen nieder, der bis jetzt nicht aufgehört hat.
Hier kann man die Flunken tunken: Das Fußbad in Chaskovski Mineralni Bani
Ich bin gerade zurück von einem Spaziergang durch den überaus sozialen Kurpark von Mineralni Bani. Habe mich an einigen modernen Sportgeräten ausprobiert und meine Rückenmuskulatur und mein Koordinationsvermögen auf einem Kreisel trainiert. Dann habe ich die Quellen entdeckt, die ihr heilendes Wasser frei für alle Besucher spenden, als Trinkkur oder zum Wassertreten. Die Quellen haben eine Temperatur von ca. 50°C und man erntet eine Dosis Radioaktivität in Höhe von 0,04 mSv/Jahr. Eine Quelle schüttet fast armdick einfach in den Straßengraben. Natürlich habe ich meine Flunken in den Quell getunkt: Sie strahlen jetzt und müffeln nicht mehr.

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