Donnerstag, Juli 05, 2018

"Diese Stadt hat gebaut uns Väterchen Stalin”

Ich möchte noch auf eine Spezialität dieses Ortes Smilyan hinweisen - die Smilyaner Bohnen.
Die Smilyaner Bohne - in den Nationalfarben von Bulgarien
Diese dicken Bohnen werden in zahlreichen Zubereitungen dem Gast angeboten, als Salat zusammen mit Kartoffeln oder für mich paniert!
Jedes Smilyaner Böhnchen ein Tönchen! Panierte Tönchen.
Ich hatte von einem Herbergsgast gestern Abend noch den Tipp erhalten, den Weg nach Kardshali über Zlatograd zu wählen. Durch die vielen Stauseen konnte ich selbst das schwierige Profil des Weges im Arda-Tal vermuten. Ich folge also mal wieder dem Iron Curtain Trail. Anfangs Arda-abwärts mit schluchtartigen Abschnitten bis Rudosem.
In den Nachfolgestaaten Ex-Jugoslawiens sind mir immer die großen Minarette der neu errichteten Moscheen aufgefallen. Im Vergleich zu den kleinen geduckten orthodoxen Kirchlein geben die Türme der Moscheen ein eher herausforderndes Bild ab. So etwas gibt es in Bulgarien nicht. Haben die Bulgaren das durch eine Bauordnung geregelt?
Ein bescheidens "Ofenrohr"-Minarett
“Diese Stadt hat gebaut uns Väterchen Stalin”, hätte am Ortseingangsschild stehen können. Zu Rudosem gehören noch etliche richtige Dörfer, aber das Zentrum rund um ein Hüttenwerk ist eine Gründung der 1950er.
“Diese Stadt hat gebaut uns Väterchen Stalin”
Der Name ist ein Kunstwort zusammengesetzt aus руда (Erz) und земя (Erde). Heute wird überall gründlich renoviert, zum Beispiel der Platz vor dem Kulturpalast. An der Kreuzung direkt im Zentrum drehen sich noch die Seilscheiben einer Schachtanlage.

Die nächste Bergbaustadt, Madan, macht da einen bedeutend moderneren und agileren Eindruck. Es ist ein altes Bergbaugebiet. Schon die Thraker sollen hier Bleierz im 4. bis 5. Jahrhundert v. Chr. abgebaut haben. Wozu haben die Blei gebraucht? Für Särge? Es war eben ein leicht zu verarbeitendes Metall.
Hier sind mir wieder etliche hochwertige PKW mit Rechtslenker aufgefallen. Der Bulgare an sich scheint auch ein Brexit-Opfer zu sein. Früher kam man als Tourist noch mit russischen Sprachkenntnissen klar, das können nur noch die Alten. Der junge Bulgare ist fit im Englischen und hat sein Glück in Britannien gemacht.
Das ist der Idealfall: Nach langer Auffahrt auf den Pass Petschinsko pereval eine Kneipe
Nach Madan ging es schon leicht aufwärts, danach die Auffahrt zum Petschinsko Pereval auf 1050 m war zünftig. Unterwegs bekam ich erfrischende Melonenstücke von einer bulgarischen Türkenfamilie, die auf Urlaub aus Deutschland mit ihrer gemieteten brandneuen Daimler C-Klasse hier den Maxen raushängen lässt. Der eine Sohn (ca. 16 Jahre) wollte sich unbedingt mit mir, dem Rad und in seiner Rede “meinem Auto” abfotografieren lassen.
Man beachte rechts die Bergbauhalden mit Mundlöchern und großen Felsspalten
Die Abfahrt vom Pass war spektakulär. Es gab überall Reste von Bergbaustollen und Halden zu sehen. Direkt unter dem Pass, bei Straschimir, mehrere Stolleneingänge und eine riesige Spalte im Fels … man muss eigentlich nochmal dorthin.
Jetzt bin ich in Zlatograd, wo der Geraer Goldwäscher (ein Gast beim Rumänien-Treffen an der Lützsche) zum Staunen der Bulgaren mitten in der Stadt Gold gewaschen hat.

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