Mittwoch, Juli 12, 2006

... und Ljupka Dimitrowska singt dazu

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9.7.06
Nach unserer erfolgreichen Flucht aus den Händen der Mafia wollten wir mit dem Zug direkt nach Macedonien nach Kumanovo fahren. Aber es war noch viel Zeit bis zur Abfahrt, also starteten wir entlang der Bahnlinie. Nach einer anstrengenden Fahrt durch kleine Dörfchen erreichten wir Zajecar. Dort glaubten wir nämlich einen größeren Bahnhof vorzufinden. Wir hatten schon Unterwegs an einem verwahrlosten Dorfbahnhof auf den Zug von Negotin gewartet. Im Dienstzimmer sah es noch ein bißschen nach Dienst aus. Auf dem Tisch lag aufgeschlagen das Dienstbuch und eine Brille. Innerhalb der 2 gewarteten Stunden schellte auch das Telefon mehrmals, aber verlassen war der Bahnhof.
Dann kam endlich der Schienenbus. Der Zugführer mit Autoritätsbauch verwehrte uns mit den Rädern die Mitfahrt - nema mesta, keinen Platz.
In Zajecar wollten wir auf dem Bahnhof unsere nächsten Pläne präzisieren, als ein kleiner Polizist unsere Pässe einforderte. Es stellte sich heraus, dass wir eine Art Meldekarte in Serbien benötigten. Im letzten Jahr habe ich so eine Karte bei meiner ersten Hotelübernachtung bekommen. Wir boften bisher immer im Zelt bzw. bei der Mafia. Da hatte der Polizist mit mehreren Mobiltelefonen mit mehreren Chefs zu telefonieren, erfolglos. Er wünschte uns eine gute Weiterfahrt und wir sollten keineswegs jemanden, und schon gar keinen Kollegen von ihm, erzählen, dass er uns getroffen hat.
In Zajecar mieten wir uns doch ins Hotel Serbska ein. 2 Fliegen mit einer Klappe: WM-Finale gucken vom Hotelbett aus und eine giltige serbische Aufenthaltsregistrierung für den nächsten zufrieden zu stellenden Polizisten.

10.07.06
Um 6.25 Uhr auf dem Bahnhof von Zajecar beginnt der Tag mit der Ausfahrt der Züge in alle Richtungen, 3 sind es. Alle die uns bereits bekannten Schienenbusse ohne Platz für Fahrräder. Unser Dicker von Gestern war der Zugchef nach Nis - unsere Richtung. Wir beerdigten unsere Zugfahrpläne. Wir machten uns also auf in die serbische Landschaft. Hier im Osten sieht alles bedeutend ärmlicher aus. Manchmal fanden wir in den Dörfern keinen Laden, trotzdem kamen wir im Gebirge gut voran. Auch der erste richtige Pass hinter Knjazevac bedeutete keine großen Schwierigkeiten. Wir besichtigten unterwegs ein Nonnenkloster. Später erfrischten wir uns unter einem Wasserfall. Wie an den Plitvitzer Seen filtrieren die Moose den Kalk aus dem Wasser. Dadurch wächst der Wasserfall horizontal, es entstehen schöne Kaskaden. Ca. 7 km nach Pirot fanden wir eine gute Bofstelle unterhalb des nächsten Passes.

11.07.06
Ausgeschlafen war der Pass mit den üblichen Problemen doch locker zu bewältigen. Während der Abfahrt fanden wir in einer Schlucht eine Karstquelle mit mächtiger Schüttung. Die Abfahrt sollte bis zu einem Stausee führen. Der war aber nicht da, dafür begann eine unserer längsten Auffahrten. Die Leutchen berichteten ganz begeistert von einem See oben in den Bergen, und dort wollten wir hin. Die Auffahrt war 30km lang, stetig wurden ca. 1000 Höhenmeter erstrampelt. Zum Glück gab es einige Quellen, 2x sogar ein Bierchen. Ziemlich geschafft erreichten wir den schönen Zeltplatz am Vlasina-Stausee.

Grosse Hitze und grosse Hügel

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Ja, die Reparatur war sehr erfolgreich. Es rollert wieder und die Bremsen ziehen viel besser - und alles war äußerst preisgünstig. Der Rechnungsbetrag nachvollziehbar aufgeschlüsselt betrug 1460 Dinar. Zum aktuellen Kurs muss man den Betrag durch 83 teilen. Der beinhaltet eine komplette neue Hohlkammerfelge und einige Speichen plus die Arbeit des Einspeichens. Ich gab 2000 Dinar, das war's mir wert.
Dann noch eine Strecke raus aus Pancevo, über unendlich sich ziehende Straße bei Gegenwind und LKW-Verkehr.

Spezialitäten vom Grill
6.7.06
Nun soll es endlich landschaftlich interessant werden. Wir queren zwischen Kovin und Smeredevo über eine 2km lange Brücke die Donau. Dort wartet erst einmal die staubige Umfahrung eines U.S.Steel Serbia-Stahlwerks. Nach einer weiteren sehr sonnigen Umfahrung von Pozarevac kamen die ersten Hügel, und damit die ersten schattenspendende Bäume. Und zwei sehr gute Restaurants verführten uns zu einem super Fleischgericht zum Lunch und Abends an der Donau zu einer Fischsuppe de luxe. Die Terasse an der Donau musste der Wirt erst wieder nach dem Hochwasser an der Donau herrichten. Ansonsten sind keine Schäden für uns bisher zu erkennen. Die Serben haben offensichtlich sehr große Überschwemmungsflächen zur Verfügung. Die Donau führt z.Zt. reichlich Wasser, wir haben das heute (8.6.06) am Staudamm vom Eisernen Tor gesehen. Es schwappen kleine Mengen Wasser über den Überlauf des Damms. Der Deich bei dem Dorf, wo das gute Fischrestaurant ist, hat das Dorf offensichtlich geschützt, obwohl nur ca. 2m hoch. Das hat mich sehr erstaunt, weil ich befürchtete garnicht durch den Derdap N.P. (Eisernes Tor) fahren zu können.

Die Burg Golubac
7.7.06
An diesem Tag ging es nun durch den Durchbruch der Donau. Der Abschnitt ist ca. 120km lang, für uns bedeutete das eine Bofung. Bei Golubac wird die Donau nochmal zu einem großen See aufgestaut, um sich dann durch die erste Engstelle zu zwängen. Diese Engstelle wurde von einer mächtigen Burganlage bewacht. Hier stehen Festungstuerme auf mehereren Ebenen, einer steht heute zum Teil im Wasser. Die Straße führt durch die Burganlage und untertunnelt den Burgberg. Verblüffenderweise passen die heutigen LKW's durch die alten Burgtore. Aber nur ganz knapp, wir mussten zwei LKW's durchlotsen, die Fahrer haben dankbar mit Lichthupe gewunken.
Die serbischen Straßen sind gefährlich für alle Lebewesen. Vögel und Dachse, nicht zu zählen die vielen Hunde zeugen mit ihren Kadavern vom abgekürzten Leben. Fast genauso häufig sind Schilder mit den Bildern der menschlichen Opfer der Straße. Wir sahen einen umgekippten Truck, ein bisschen Diesel lief über die Strasse und die Polizei rauchte zusammen mit dem Fahrer auf der Leitplanke eine Zigarette.

Noch Spezielleres vom Grill
8.7.06
Heute gib es noch nicht viel zu berichten. Wir haben mittlerweile den Staudamm am Eisernen Tor passiert und sitzen in Kladovo in einer Gasse vollgestellt mit Tischen beim Fassbier. An einer Ecke dieser Fressgasse drehte schon ein Lamm am Spiess. Bisher waren es immer Ferkel, nun sind wir also auf dem Balkan angekommen. Der Duft inspiriert uns jetzt gleich nochmal nachzuschauen, was aus dem Lamm geworden ist. Das Lamm war vom Spiess runter und wir hatten reichlich Bier vom Fass intuss - also weiter.
Die Straße ist wieder endlos und sehr sonnig. Wir wollen eigentlich runter von dieser Straße und hoffen, dass die alte Uferstraße uns nach Negotin führt. Aber schon die Angler an einer kleinen Brücke machen unsere Hoffnungen zunichte. Wir drehen um und werden an einem wunderschönem Wochenendbungalow von einem Paar zu einem Spritzer eingeladen. Die Frau war einige Jahre in Frankfurt Main und wir können uns über unsere Reiseroute, Gott und die Welt unterhalten. Doch dann müssen wir wieder auf die neue Straße in die Sonne zurück. Eine Reklame verführt uns zu einem schlüssigen Plan für das heutige Fussballspiel der Deutschen. Wir werden nach einer festen Unterkunft mit Dusche Ausschau halten. 

Bei Kladovo
Auf dem Weg nach Negotin finden wir keines der auf den Reklametafeln angezeigten Motels. Bei der katastrophalen serbischen Ausschilderung finden wir noch nicht einmal das Hotel in der City von Negotin. Negotin ist ein lausiges Nest mit ca. 20000 Einwohnern mit wenig Perspektive. Als wir so schimpfend über die Strassen rollten, hält ein Hamburger Auto an und ein Serbe namens Michelangelelo bietet uns sein Appartment für 20 Euro an. Als wir in dem ärmlichen Viertel ankommen, ist seine Mutter nicht so begeistert über die fremden Gäste. Mir schien es, dass sie sich schämte. Aber sein seperat abschließbares Appartment war gut ausgestattet: Eine supermoderne Küche, ein breites Bett neben einer Schrankwand und etwas gewelltes Parkett. Duschen mussten wir bei Muttern, er handelte dafür 5 Euro von uns aus. Sie machte uns noch einen serpska salat - schön scharf. Sie war ein kleines schmächtiges Persönchen, das viel rauchte und bei den Männern der Familie nicht viel zu sagen hatte. Sein Vater ein stämmiger Typ war Schachspieler, Michelangelo ein Hallodri und sein älterer Bruder Taetowierer und wichtiges Mitglied der örtlichen Mafia. So jedenfalls die Aussage von Michelangelo, der uns auch präzise Sicherheitsrichtlinien auf den Weg gab. Wir haben uns dann noch das Loserfinale mit den schönen Schweinsteiger-Toren angeschaut.
9.7.06
Früh weckte uns Streit vor dem Fenster, der mit einem Steinwurf in unser Fenster kulminierte. Es war halb 5 Uhr früh, die Brüder und ein Dritter waren besoffen. Unser Michelangelo versuchte offensichtlich seinen Bruder zu beschwichtigen. Wir packten sofort und verschwanden ohne gesehen zu werden Richtung Bahnhof. Michelangelo war über unsere Reisepläne informiert, uns war mulmig.

Mittwoch, Juli 05, 2006

Gutes Wetter

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3.7.06
Wir sitzen auf einer Terasse über der Theiss in Novi Knesevac in der Vojvodina. Die Theiss führt fast Hochwasser, auf dem Campingplatz in Szeged standen von der letzten Überschwemmung viele große Luschen. Wir konnten dort nicht bofen - gesperrt ... und sieht auch nicht so aus, als dass nochmal geöffnet wird. Die Häuschen stehen zwar auf Stelzen (ca. 3 Meter hoch). Trotzdem kamen die Fluten der Theiss zum Fenster rein. Gerade gingen ein paar erfrischende Regentropfen runter, also entschieden wir uns für die Pension Anna. Anna war aber ein Mann, die Strasse heißt so - Anna utca.
Nachts kam ein bisschen Regen auch zum Dachfenster rein, aber nach dem guten Spezialitätenessen rutschten wir erst früh in den Laachen aus. Heute war es dann ein lockeres Pedalieren auf guten ebenen Strassen. Der Himmel ist vollstaendig bedeckt, von der Sonne nur eine Ahnung und immer wieder erfrischende Tropfen bei ca. 20 Grad. Wir haben viel Schlimmeres befürchtet.
Nach einem erfrischenden Kaltgetränk von der führenden Brauerei der Vojvodina hatten wir aber wieder bald Durst. Es sind ja auch schon wieder 30km im platten Banat zusammen gekommen. Es war nur ein kleines Dörfchen, es war Mittagszeit und im Dorf gab es nicht viele Möglichkeiten. Zuletzt fragten wir in einer Kneipe ... aber auch kein Essen zu haben. Es blieb uns also nur ein Bier zu bestellen. Mit dem Wirt kamen wir ins Gespraech, er war einige Jahre in Basel zur Arbeit. Statt dass wir unser Bier bezahlen mussten, fragte er uns, obe er uns noch eine weitere Runde spendieren dürfte. Auch die erste Runde wäre ihm eine Ehre ausgeben zu können. Weiter ging es mit selbstgebrannten Slivoviz - die pure Natur. Weitergefahren sind wir mit einem Abschiedsfoto und einer randvollen Literflasche von dem gutem Geist. Heute früh haben wir zum Zähneputzen ein gutes Mundwasser gehabt.

4.7.06
Nach einer unruhigen Nacht auf den Resten eines Maisfeldes bei Novi Becej radelten wir nun bei immer höheren Temperaturen durch das Banat. Schnurgerade Strassen vorbei an Sonnenblumen, unvermittelt nach vielen Kilometern im rechten Winkel die Richtung wechselnd und dann wieder bis zum Horizont geradeaus. Wegweiser gibt es sehr wenige, wir hatten oft den Eindruck falsch zu fahren. Selbst die Polizei schickte uns nicht auf dem kürzesten Weg nach Kovacica. Denn wir folgten einem großem Plan: Ein größeres Dorf finden, wo man gut das Halbfinal Deutschland vs. Italien gucken kann. Anfangs glaubte ich noch, die spielen um Fünf. Wir hatten uns schon bei netten Mädels im Kaffee angemeldet, es gab aber nur Tennis auf dem Schirm. Aha, 21 Uhr ist das Spiel, also brauchten wir eine neue Strategie. Nach dem Gucken brauchten wir ja jetzt schon eine vorbereitete Bofstelle, was bei den Mädels nicht zu machen war. Wir sind noch auf Strecke bis Padina gegangen. Dort gab es zwar erwartungsgemäß nicht so viele Kneipen, aber eine die wirklich alle Anforderungen erfüllte :
1. Ausschank
2. Sportplatz, wo wir Zelten düerfen
3. eine "Hamburgeria" für einen kleinen Imbiss davor
4. ein großer Fernseher.
Der war dann eine Projektionsleinwand mit einer Diagonale von fast 3 Metern.
Früh fanden wir auch noch den Wasserschlauch zum Waschen. Nur das Halbfinale hat der Miroslav verloren. Unser "Miroslav", so benennen wir unsere Schnapsflasche nach ihrem Spender, hat uns noch nicht verlassen. Die ist noch wohl gefüllt.

5.7.06 Tag des Missgeschicks
Nach vielen trockenen und sonnigen Kilometern durch Banat musste ich feststellen, dass meine Felge die Speichen verliert - sie brechen oben aus. Also mit dem Zug in eine größere Stadt - Pancevo. Hier fanden wir einen guten Laden, der mein Rad erfolgreich repariert hat.
Leider wird es nur noch wenige Berichte geben, denn wir sind auf die seltenen Internet-Cafees angewiesen. Aus unerfindlichen Gründen habe ich keine Modemverbindung mehr mit dem Handy. Bleibt aufmerksam!
Viele Grüße von unterwegs
Ralf-Peter Haun und Eberhard Elsner

Samstag, Juli 01, 2006

Start zur zweiten Balkantour

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Fischerbastei in Budapest
Heute geht's nun los - gegen 14.00 Uhr werden Ralf und ich nach Budapest fahren (über Weida und München). Dann surfen wir weiter zu unserem Startpunkt Szeged. Hoffentlich sind die Straßen an der Donau nach der Überschwemmung in diesem Frühjahr noch zu benutzen. Denn der erste Abschnitt soll uns durch das Eiserne Tor führen, auf serbischer Seite. Vor einigen Jahren waren wir ja schon öfters in Orsova in Rumänien. Unter der Überschrift könnt Ihr Euch eine GoogleEarth-Datei mit unserer Reiseroute anklicken. Wenn Ihr das Programm installiert habt, seht Ihr wo am 10. Reisetag unser Zelt stehen soll.
Über Nachrichten freuen wir uns sehr. Diesmal muss sich keiner anmelden, beachtet aber die kleine Grafik mit dem Anti-Spam-Code.
--
Viele Grüße aus Thüringen (oder von Sonstwo)
Eberhard Elsner und Ralf-Peter Haun
Noch habt Ihr die guten Zeiten,
nach denen Ihr Euch in spätestens 10 Jahren sehnen werdet.

Samstag, Mai 06, 2006

Geburtstagsversprechen eingelöst

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Klosterstraße 129
Im letzten Jahr zum 80. meines Vaters versprach ich ihm, dass wir gemeinsam mal nach Breslau bzw. wie's heute heißt Wroclaw zu fahren. Es sollten überschaubare Etappen im Auto werden. Also haben wir Quartier gesucht und gefunden in Agnetendorf bei B. Gnyp. Ja, dort wo schonmal die Diaernte stattfandt.
Über Hennigsdorf, es ist noch eine Cousine meines Vaters mitgefahren (auch 80) ging es nach Agnetendorf. Der Frühling ist während der Fahrt ausgebrochen, sehr schönes Wetter: Über dem schneebedeckten Riesengebirge blauer Himmel und angenehme Temperaturen.
Am nächsten Morgen (2.5.) fuhren wir über in der Karte grün markierte Straßen nach Wroclaw. Grüne Markierung bedeutet Fahrt durch schöne Natur über die Ausläufer des Riesengebirges und Herumkurven um 20cm tiefe Schlaglöcher. Besonders um Kowary (Schmiedeberg) war es schlimm. Erstes Ziel war der Zobten, in der schlesischen Mundart "der Zutabärg" genannt. Das ist ein Vulkankegel, den wir schon vor zwei Jahren bei unserer Oder-Radfahrt in der Ferne gesehen haben. Der Zutabärg war für die Breslauer die Wettervorhersage. Denn es heißt: "Denn warsche blau, do kunnt ma Rägen spieren und warsche grau, da gingen ber spazieren." Für uns war er grün, aber wir haben ja auch nicht von Breslau hergeguckt, sondern hatten die Sonne im Rücken. In Breslau fuhren wir gleich zu den alten Kinderspielplätzen von Vattern. Das ist das Gebiet zwischen Ohle und Oder, eine Auenlandschaft und damit naturgemäß auch Überschwemmungsgebiet. Ich habe interessiert den vielen Anekdoten zugehört, die zu den besuchten Orten gehörten...hier im Eis eingebrochen, dort in den Raddampferwellen geschwommen. Natürlich wurde die Klosterstrße 129 abgehakt, die alte Wohnung befindet sich heute im Bermuda-Dreieck von Wroclaw. So nennen die Wroclawer das Quartier, weil hier die lichtscheuen Bewohner der Stadt leben. Es gibt hier noch viele der alten Vorkriegshäuser und in den Polenjahren ist nicht viel gemacht worden. Ein bisschen hat sich was geändert nach '97, warum sollten wir am Abend in Agnetendorf erfahren. Natürlich war der Markt, das Rathaus Ziel des Spaziergangs, alles ist dort schön restauriert. Auf der Kurfürstenseite fällt ein Gebäude ein wenig aus dem Rahmen. Das ist das Sparkassengebäude, stilmäßig an das Bauhaus angelehnt. Auch hier gibt es eine Anekdote, hier sind die Elsner-Kinder immer mit ihrem Vater zum Paternosterfahren hingegangen.
Oder-Flut in der Klosterstraße (ul. Traugutta)
Am Abend trafen wir uns in der Bar vom Korallen-Gasthof in Agnetendorf. Dabei waren auch ein Pärchen aus Wroclaw, so Studentenalter. Die erzählten von ihrem einschneidendem Erlebnis ihres Lebens in Wroclaw: Die Oder-Flut 1997. Sie sagten, dass das Wasser in der Klosterstraße, eben im Bermuda-Dreieck bis zum ersten Stock stand. Das ist genauso unglaublich, wie dass die Weißeritz einmal durch den Dresdner Hauptbahnhof fließen würde. Mein Vater konnte das nicht glauben, in den 17 Jahren seines Lebens dort erlebte er einige Hochwasser. Da ist aber die Oder immer in den Deichen geblieben.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Dienstag, Juli 12, 2005

Resume

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Es ist dreiviertel Zehn in Podgoriza. Ich warte auf meinen Zug nach Belgrad. Noch ist es unklar, wie das mit meinem Fahrrad wird, aber es wird sich fügen.
Montenegro ist nun mein "Schönstes Land Europas". Alles Berge, bestes Wasser, grandiose Natur. Die Leute sind freundlich und immer hilfsbereit. Ich fühlte mich nirgends unsicher, beim Autoverkehr muss man aber sehr aufmerksam sein. Niksicko Pivo ist mit Sicherheit das beste Bier des Balkans und eines der besten Europas. Von den Preisen bezahlte ich cirka ein Drittel des Deutschlandpreises, aber eben immer in Euro. Einige Beispiele: Eine große Portion Fleisch (meist Hammel) vom Grill mit Schopska Salat: 5...7 Euro. Einen halben Liter Niksicko: 1...1,50 Euro. Vorsicht in Touristenkneipen kommt der drittel Liter auch mal 1,80 Euro. Man kann immer wundervoll draußen sitzen, meist in überaus bequemen Sesseln. Es regnet ja selten, also braucht man keine Plastestühle. Die sind sehr selten, doch einmal gab's welche. Und obwohl ich mich schon über einige Berge geschraubt habe, stellte der Wirt für mich vorsichtshalber zweie übereinander. Wenn man ohne Rad unterwegs ist, gibt es ein dichtes Busnetz. An den Straßen gibt es viele Quellen guten Wassers, die sind dann meist Verstorbenen gewidmet. Im albanischen Gebiet hat aber auch ein Brautpaar eine Quelle gestiftet.
Die Touristengebiete an der Adria, zum Beispiel Budva waren reichlich besucht, aber nicht überlaufen. Die Städte sind schön alt und urig, aber sonst gibt's da eben auch nur das übliche eines Strandurlaubs, nur dass der Strand aus groben Schotter ist.
Nun guck ich mal nach meinem Zug, fährt um elf Uhr, das mit dem Fahrrad organisieren. Das ist vorläufig der letzte Bericht dieser Tour.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Montag, Juli 11, 2005

Die Heimreise hat begonnen

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Ich bin mittlerweile wieder in Montenegro, in Podgoriza. Ich fand gestern nicht den angegebenen Platz zum Campen am Shkoder-See. Das ist ein riesiger See mit blitzsauberen Wasser. Die Shkoder-Leute waren am Sonntag alle draußen zum Baden. Das Ufer ist entweder sehr sumpfig, ein Naturschutzgebiet mit Pelikanen und sonstigen Wassergetier oder übelst steinig. Das sind dann die "Badestrände" bzw. Zeltplätze. Als ich mir ein Plätzchen gesucht hatte, verscheuchten mich die Einheimischen. Besorgt um meine Sicherheit sehr freundlich. Ich bin dann doch noch in die Stadt rein, wie in Pakistan. Dreck, chaotischer Autoverkehr, laute balkanische Musik, Pferdegespanne und Mercedees Benz. Überhaupt ist das hier die vorherrschende Automarke. Heute morgen zum Frühstück, es hatte über Nacht ein Dauerregen begonnen, sagte ich mir: Wenn jetzt 5 Daimler hintereinander vorbeifahren, werde ich trotz Regen aufs Radl steigen. Es dauerte ca. 10 Minuten und entsprechende Anläufe uns es kamen sogar acht Daimler auf der Straße vor dem Cafe vorbei, hintereinander wohlgemerkt. Ich habe also in einem Hotelzimmer mit Klimaanlage für 10 Euro übernachtet. Eigentlich hatte ich mir noch einen Tagesausflug mit dem Rad ins Gebirge vorgenommen, aber dort draschte es noch länger. Gegen Mittag beruhigte sich der Regen nämlich, so habe ich nur einen 100km-Bogen durch Albanien gemacht, rund um den Shkoder-See eben.
Es gibt hier eine gute Verbindung mit der Bahn über Belgrad nach Budapest. Das steht jedenfalls so in der Zeitung. Da das bestimmt erheblich preiswerter ist als meine Idee mit der Fähre nach Bari, Italien und dort mit dem Zug habe ich mich jetzt hier in Podgoriza (former Titograd) in ein Hotel eingemietet und werde morgen es über Belgrad versuchen. Voraussichtlich bin ich also Donnerstag, wahrscheinlicher am Freitag in Saalfeld zurück.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Sonntag, Juli 10, 2005

Bei den Söhnen des Adlers

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Ich koste gerade das zweite Premium Pils aus Tirana, ich bin in Albanien ungefähr 8 km hinter der Grenze aus Richtung Ulcinje. Wieder hat sich die Geschichte wiederholt, die Montenegriner rieten mir alle ab, nach Albanien zu fahren. Und nun stellt sich heraus, dass das hier auch nette Leute sind.
Ich bin noch bis Bar auf dieser nervigen verkehrsreichen Hauptstraße gefahren. Dann ließ ich mir den Weg nach Stari Bar zeigen. Das ist eine uralte, aber mittlerweile schon praktisch tote Stadt innerhalb einer komplett erhaltenen Befestigungsanlage. Den letzten Rest hat der Stadt das Erdbeben von 1979 gegeben. Und damit war ich auch schon in albanischem Siedlungsgebiet. Die schmale alte Bergstraße war wieder sehr anstrengend in der Hitze, ich brauchte entsprechend Treibstoff. 

Muslimischer Friedhof
Schon unterwegs identifizierte mich ein junger Mensch als Deutscher ohne ein Wort mit mir gesprochen zu haben. Er sagte zwar: "Die Deutschen sind alle sportlich", meinte aber: Ein bisschen verrückt. Er hatte eine bewegte Vergangenheit, prahlte mit den vielen Frauen, die er in seinem Leben schon "poppte (einschließlich dem entsprechendem Handzeichen)". Dann erzählte er noch, dass er 5 Jahre in Zweibrücken einsaß, weil er einen Schwarzen niedergestochen hatte. Auf seinem Unterarm sah ich dann auch etliche Narben. Irgendwie ließ mich das meine Lenkertasche etwas fester fassen. Hätte ich mir noch ein Bier ausgeben lassen sollen? Ich sollte doch noch ein paar Minuten warten, er hätte welches in den Kühlschrank der Kneipe stellen lassen. Ich bin lieber weiter...
Die Burg Rozafa bei Shkoder
Kurz hinter der Grenze zu Albanien traf ich ein Schweizer Pärchen, die mit den Rädern auf dem Weg nach Indien sind. Gerade sin sie an meiner Bierkneipe wieder vorbei gefahren. Von ihnen gibt's was nach zu lesen unter http://www.2bicycles1world.ch
Laut meiner Albanienkarte ist in wenigen Kilometern am Shkoder-See ein Zeltplatz, wollen wir mal sehen.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner
Livebericht unter http://lebensreise.com/blog

Samstag, Juli 09, 2005

Warum ich nie nach Malorca will

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Da habe ich neulich die Kür angekündigt, immer schön an der Uferstraße die Adria entlang. Das geht aber ganz anders hier. Eben wie bisher immer, denkst du, du bist oben, geht es immer noch ein bisschen höher.
Nach dem herzlichen Abschied von Zoran, dem Torwarttrainer, lief es auch anfangs bestens. Auf einer kleinen Straße immer an der Bucht von Kotor entlang nach Tivat. Dann aber trafen etliche große Straßen zusammen und die Leutchen waren zum Sonnabendausflug aufgewacht. Alles zusammen ergab beträchtlichen Verkehr mit bisher nicht beobachteten Arschlöchern hinter dem Steuer. Aber die vielen kleinen Kneipen gaben viel Abwechslung. Ich suchte mir immer "nacionalni restoran" heraus, wo ich mich dann meist als Gast der Familie fühlen konnte. Zum Beispiel bei dem, beinahe hätte ich Op' gesagt, der hatte aber neben seiner schönen Tochter Sandra noch einen kleinen Nachzügler Mirko. Mit ihm habe ich das Kellnern geübt, wobei ich die Rolle des Gasts übernahm. Für mich unproblematisch, da der Op' ja die Bier bezahlte, die ich immer bestellen durfte. Budva erreichte ich gegen Mittag, ein tolle klitzekleine Altstadt als Festung. Aber eben auch viel Urlaubstrubel.
Den Fehler von vorgestern wollte ich nicht wiederhohlen, deshalb bin ich in Sutomore bei Bar dann gegen 20 Uhr dem Schild zum Hotel Mirela gefolgt. Vorher her habe ich immer wieder mir vorgenommen, nur den Pass da vorne. Es sind aber derer noch drei geworden, immer so Sechs-Kilometer-Auffahrten für das ganz kleine Kettenblatt (aber noch mit Reserven hinten). Hier bin ich nun wieder feinstens und ein bisschen oversized eingerastet.
Eine Frage habe ich: Ist denn der Mont Blanc gefallen?
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Freitag, Juli 08, 2005

Zum Glück gezwungen

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Der Uhrturm in Kotor
Der Glückstag gestern hatte noch ein überraschendes Ende. Denn einen Meter neben der Adria ist zwar Platz für ein paar Häuser, doch dann kommen eben wirklich die nächsten knapp tausend Höhenmeter nur Felsen. Es ist kein Platz für einen Campingplatz oder sonstiger Bofstelle. Das habe ich nicht bedacht, als ich Risan in der Dämmerung verlassen habe. Das nächste Kloster war ein Nonnenkloster, die wollten mich nicht in ihrem Garten haben. An den Häusern waren immer Schilder "sobe, rooms, Zimmer". Aber die wollten nicht für eine Nacht vermieten. In Kotor seien Hotels. Kotor war 18 km weiter und es war dann auch schon dunkel. Mein Fahrrad ist ohne Beleuchtung, ich hatte mir als Rücklicht meine Taschenlampe umgebunden. In den Hotels drei an der Zahl, alle von einer Gesellschaft, waren keine Zimmer mehr frei. Ich habe mich schon auf eine sehr raue Bofe eingestellt, so beispielsweise der Friedhof. Doch auch hier alles Stein und Beton. Die Ausfallstraße nach Tivat führte direkt in die Berge, da war in der Dunkelheit auch nichts zu finden. Also zurück in die Stadt, da räumte einer gerade seine Restaurantstühle rein. "Have you a room for one or two days?" Bevor er antworten konnte, rief eine Frau aus dem Hintergrund gleich: "Nur für zwei Nächte!" Und so loggte ich beim Torwarttrainer der serbisch-montenegrinischen Nationalmannschaft eben für zwei Nächte ein. Zoran Lemajic ist ein guter Kumpel, er gab mir noch ein Bier gratis zum Einschlafen.
Die Bucht von Kotor
Heute morgen habe ich mir seine Trophäen ansehen dürfen, immerhin war er mit Figo bei Sporting Lissabon in einer Mannschaft und gewann (wenn ich es richtig verstanden habe) den UEFA-Pokal.
So bin ich heute nur ein paar Kilometer zurück, was ich eben gestern nur in der Dunkelheit durchfahren habe. Die Burg von Kotor habe ich erobert, muss man wohl so sagen, denn es geht beträchtlich steil nach oben. Ich bin mir nun auch sicher, warum solche Burgen nie erobert wurden. Der Einzigste der oben ankam, kriegte das Burgfräulein für das Versprechen, zu erzählen, dass die Burg wieder nicht erobert werden konnte.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Donnerstag, Juli 07, 2005

Ein Meter neben der Adria

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In Risan an der Adria
Ab jetzt geht die Kür los, ich habe die Adria erreicht. Und es ist wie auf den Prospekten, entgegen dem Wetterbericht. Der hat Gewitter vorausgesagt.
Es war eine komplette Etappe durch eine wilde Karstlandschaft. Natürlich erst einmal bergauf, aber moderat und auf einer größeren Straße ohne viel Verkehr. Nach ca. 40 km dann der Abzweig auf ein ganz kleines Sträßchen, nur eine Fahrspur und teilweise zugewachsen. Am Abzweig in einem Restaurant ein Riesenschnitzel gegessen und gleich danach ein Mittagsschläfchen. Damit war ich gut vorbereitet, was mir die Tante von der Agentur Summit in Zabljak versprochen hat, null Verkehr durch die Wildnis.
Die Bucht von Kotor
Wieder gab es diese Hochtäler, die von allen Seiten von Bergen eingeschlossen schienen. Aber heute war mein Glückstag, die Straße führte mit nur geringer, meist gar keiner Steigung, durch irres Labyrinth von Felsen ins nächste Tal ... 50 m tiefer. So ging's mit wenigen Halts für Erfrischungen den ganzen Nachmittag. Es war ein wunderbares Pedalieren. Die Dörfchen sind am aussterben, in Grahovo kann man einen Kriegsfilm drehen, dort ist jedes zweite Haus ruiniert. An einem Haus, in meiner Karte (1:800000) war das Dorf Han eingezeichnet, riefen ein paar Männer: "Hey, drink with us!". Einer rief immer "Deutschland, Deutschland", vom nächsten hieß es, dass er Obermeister in Deutschland war. Der sagte aber die ganze Zeit gar nix. Einer war auf einem Schiff, mit ihm konnte ich mich auf Englisch unterhalten. Sie waren erstaunt, dass ich immer noch so einen Bauch habe, wo ich doch von Budapest bis hier her geradelt sei. Aber sie hatten auch eine gute Botschaft: Noch 5 km bergauf, und dann geht es 15 km bergab nach Risan an der Bucht von Kotor.
Tatsächlich, nach einem harten Aufstieg, sah ich dann an der fünften Stelle der Hoffnung die Adria. Gleich daneben stand ein Kirchlein, der Strick zum Glockenläuten hing verführerisch nah. Hab' mich aber dann nicht getraut, sondern mich die Serpentinen nach Risan hinuntergestürzt. Nun sitze ich beim Bier eben wortwörtlich einen Meter neben der Adria.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Mittwoch, Juli 06, 2005

Kategorie Gold

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Ich bin noch immer in Niksic und habe heute mit leichtem Gepäck eine Tour zum Manastir Ostrog gemacht. Leichtes Gepäck heißt eine Tasche am Vorderad und die Lenkertasche. Niksic liegt an dem Flüsschen Zeta, das laut Karte runter nach Podgoriza (former Titograd) fließt. Die gepunktelte Linie interpretierte ich als Versickerung, aber im Prinzip bergab. Das Kloster soll dann auf 900m in einer Felswand liegen.
Ich bin dann die Ausfallstraße Richtung Podgoriza gefahren, die Hauptstraße ging bei der Eisenbahn rechts weg und ich war auf einer kleinen Straße allein unterwegs, schön. Doch dann ging's bergauf und zwar ganz schön, also falsch. Ich bin zurück in die Stadt, zu einem großen Kreisverkehr, wo ich eines der wenigen Hinweisschilder gesehen hatte. Mit Verkehrsschildern haben's die Jugos nicht so, selbst die Verbots- und Achtungsschilder werden mit Reklame für Abschleppunternehmen oder mit proserbischen Losungen beklebt. Meist sieht dann niemand mehr, worauf man Acht geben soll. Mein Weg auf der Hauptstraße führte mich zu einem Straßentunnel, nun konnte ich auch wieder die Karte interpretieren. Die Umfahrung führte mich wieder auf das Sträßchen von morgens. So extrem hatte ich mir Karst nicht vorgestellt, dass der Fluss überhaupt keinen oberirdischen Abfluss hat. Sondern wirklich durch eine ca. 300 m hohe Gebirgskette durchfließt. Man muss sich dass vorstellen, die Saale fließt unter dem Kulm durch und dass Tal bei Rudolstadt ist zu. Von Saalfeld nach Jena muss man immer über die Katze.
Nach dem Pass landete ich auf einer alten, praktisch asphaltlosen Straße. Es ist sehr schwüles Wetter, nachts hatte es gewittert. Ich freute mich dann, dass am Wegesrand jetzt schon auf der Auffahrt zum Kloster ein Restaurant stand. Die Kneipe führte die nach eigener Aussage einzigste Sportfliegerin von Montenegro. Nach dem üblichen Woher und Wohin erzählte sie mir, dass die Mafia die Abtrennung anstrebt, um ihre Pöstchen zu sichern. Ein Elektronikingenieur an der Fakultät in Podgoriza kriegt 300 bis 400 Euro und im alten Jugoslawien war eh alles besser. Ich versprach, auf dem Rückweg bei ihr zu Essen.
Und nun begann eine Auffahrt der Kategorie Gold hoch zum Kloster, die aufmunternten Zurufe aus den Autos beflügelten mich. Das Kloster ist in eine Felswand hineingebaut, die Rückwand einer Klosterzelle ist immer die Felswand. Im ganzen ist das Gebäude höchstens 4 m "dick". Die zwei alten Kapellen liegen in Höhlen, die alle mit Ikonen ausgemalt sind. Drinnen sind offensichtlich wertvolle Devotionalen, jedenfalls haben die Serben laufend Kreuze geschlagen und die Devotionalien abgeküsst.
Die Abfahrt war natürlich großartig, wobei man sich hundertprozentig auf die Bremsen verlassen muss. Es gibt keine Leitplanke oder Bande, die Straßenkante bricht sofort 30 ... 50m senkrecht in die Felswand ab. Ich bin nach der Einkehr bei der Pilotin wieder die uralte Straße zurück, da ich mich nicht ohne Fahrradbeleuchtung durch den mehrere hundert Meter langen Straßentunnel traute.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Dienstag, Juli 05, 2005

Göttliche orthodoxe Sicherheit

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Heute schlief ich im Schutz des Pivski Monastir. Mancher könnte Pivski im Zusammenhang mit Bier bringen. Ganz falsch, das Kloster liegt hoch über der Piva, die in Bosnien zusammen mit der Tara die Drina bildet. Jetzt bin ich aber in Niksic und damit über die Wasserscheide des Balkan drüber, jetzt fließt alles in die Adria, wohingegen die Drina über die Save letztendlich in die Donau mündet.
Es ging über mehrere Anstiege immer hoch über der Piva-Schlucht durch sehr abwechlungsreiche Landschaft, aber meistens wachsen hier Steine. Es ist eine von vielen Dolinen durchfurchte Landschaft, weshalb es auch immer wieder zu Anstiegen kommt. Die Weg führt immer wieder in so ein Trockental, wo dann auch lose Siedlungen zu finden sind.
Wie gesagt, gestern habe ich den Popen des Klosters gefragt, ob ich am Kloster bofen könnte. Er wies mir einen Platz zu, ich hatte Wasser, die Toiletten hoffte ich nicht benutzen zu müssen. Spät abends knurrte zwar ein Hund, aber ich habe sicher geboft.
Überhaupt fühle ich mich hier sehr sicher. Praktisch immer kann man zum Trinken und ab und zu mal Essen draußen sitzen, das Fahrrad unangeschlossen in Sichtweite. Wenn die Hiesigen in die Kneipe wollen, fahren sie bis fast an den Tisch, lassen Tür oder zumindest Fenster offen (der Zastava hat ja auch keine Klimaanlage) und den Schlüssel stecken. Mein Radl wird oft ein bewundernder Blick zu geworfen. Aber Habsucht ist nicht zu erkennen, eher "der arme Kerl, muss den Berg hochstrampeln". Nun, ich bin noch immer in Gegenden ohne Touristen, es bleibt abzuwarten, wie sich das am Meer gestaltet.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Montag, Juli 04, 2005

Nacionalni restoran

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Es ist wieder Wochentag und jeder muss wieder den Weg seiner Bestimmung gehen. Ich bin wieder auf's Rad gestiegen, obwohl das Wetter nicht viel Hoffnung machte. Ich bin einer Empfehlung gefolgt und über den Sedlo (1907m) gefahren. Man muss berücksichtigen, dass Zabljak aber schon 1400 m hoch liegt. Trotzdem, es wurde zünftig, denn der von der Karte versprochene Asphaltbelag hörte schnell auf. Dafür besserte sich das Wetter und ein grandioses Hochgebirgspanorama öffnete sich.
Mir war klar, dass der Sedlo nicht der einzigste Huckel sein sollte, aber beim zigsten Anstieg (nach zugegeben einigen schönen Abfahrten) war dann doch mein Wasser fast alle. Wieder bahnte sich ein Anstieg an, noch diese Kurve mit Schwung und dann muss ich wohl doch wieder schieben. Doch diesmal war's wirklich nur wenig und es grüßten mich einige Kühe mit Häusern. An einem Haus erkannte ich sofort den typischen Anbau einer Kneipe. Das morrige Schild bestätigte: Nacionalni restoran Mirogan Trsa.
Drin war eine Männerrunde versammelt um eine Tafel mit Riesenhaufen Fleisch, Gemüse, Kartoffeln und Käse. Davon nahm sich jeder auf seinen Teller und sonst wurden laute und offensichtlich lustige Gespräche geführt. Nur zwei tranken alkoholische Getränke, es standen ja auch drei Autos vor der Tür. Ich bestellte ein Bier. Das Bier kam aus dem Fass, aus einem Fass voll Schnee, der die Flaschen kühl hielt. Bald erkannte einer mich von unterwegs und bestellte für mich das zweite Bier. Die Nicht-Alkoholischen löffelten aus Kaffeetassen eine Art Joghurt. So etwas habe ich mir auch bestellt, unglaublich viel Sahne drin, sehr wohlschmeckernd, nährend und bekömmlich. Das war so gegen zwei Uhr nachmittags.
Dann kam der Höhepunkt, eingeleitet durch eine schöne Abfahrt, kam ich an den Rand der Piva-Schlucht. Wieder eine knapp 1000m-Kante. Hinunter gings durch unzählige Tunnel, alle nur als Höhle und oft mit Kehren und mehrere Hundert Meter lang. Zum Glück immer gut asphaltiert und ohne Gegenverkehr. Unten ist die Piva aufgestaut, wie's aussieht reines Trinkwasser, jedenfalls glockenklar. Ein Emerald-Lake, smaragdgrün.
Wie es hier üblich ist, kann man sich aber nicht im Tal ausruhen. Die ganze Höhe von ca. 1000m Höhe musste ich wieder rauf. Unterwegs an einer Kneipe traf ich zweie aus der Runde vom nacionalni restoran wieder, es gab wieder ein Bier für mich.
Nachtrag von gestern: Ich habe die Bofe von Josip Broz Tito gefunden, dort hat er 1943 mit seinem Stab geboft. Muss wohl sehr unter Druck gewesen sein, sowas wäre uns nicht untergekommen.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Sonntag, Juli 03, 2005

0-Tag

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Das Erzwingen hat auch nicht geholfen. Ich bin bis Mittag ein bisschen in den Bergen rumgelaufen, nichts gesehen, nur pitschnass geworden. Ist aber alles nicht so schlimm, es trocknet alles schnell in einem Hotelzimmer.
Ich habe mir heute Nachmittag eine Zeitung gekauft. Laut Wetterbericht ist die Regenperiode am Montag zu Ende. Das verspricht auch der Bericht im Fernsehen. Ggf. kann ich mich ja bei den Wetterleuten beschweren, eine Station ist hier im Dorf.
Es gibt also wieder nichts zu berichten, außer dass ich nun in jeder Kneipe von Zabljak mindestens ein Bier getrunken habe.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Samstag, Juli 02, 2005

Wetterumschlag

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Crno jezero
Ich bin immer noch in Zabljak am Durmitor. Die Hoffnung auf das Befahren des Canons ist leider geplatzt. Ich vermute, wegen einem einzigen Teilnehmer machen die nix. Das Wetter hat umgeschlagen von 31°C auf 13°C. Und ständig regnet es, ein paar kleine Ausfahrten gab es. Ansonsten habe ich vor dem Fernseher rumgefault. LiveAid geguckt, dabei muss ich aber immer die Zimmerantenne festhalten. Ich will es morgen nochmal zu einer Tour in die Berge zwingen. Auf jeden Fall geht's am Montag weiter.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Freitag, Juli 01, 2005

Ruhetag

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In Zabljak
Wirklich ein Ruhetag. Heute Vormittag bin ich zu einem kleinen Spaziergang aufgebrochen, nur mit Foto und ohne Wasser. Damit war ich begrenzt auf leichtes Lustwandeln. Rausgekommen ist eine Umrundung des Schwarzen Sees mit Einlage. Praktisch sind es zwei Seen, die von einer bergigen Halbinsel getrennt sind. Auf dieser Halbinsel gab es einen schönen Wildpfad, dies als Einlage.
Der Himmel hat sich bezogen und am Mittag gab es einen Regen, der mich noch zu einem vierten Bier an der Kneipe am See verführte. Das ist ein großes Holzhaus, wo mitten im Gastraum unter vier Abzugskaminen lustige offene Feuer brennen. Für's zünftige Grillen.

Tara-Raft - das steht noch aus
Gerade komme ich von einer Outdoor-Agentur, wo ich mich nach dem großen dreitägigen Tara-Raft erkundigt habe. Ich werde morgen erfahren, wie es weitergeht: Zur Küste und nach Albanien oder ich bleibe einige Tage hier zum großen Raft.
Meine gestrigen Schätzungen zur Schlucht waren etwas konservativ: Durchgängig 1000 m tief, maximal 1300 m tief und 80 km lang. Meistens unbegehbar, "without anyone trace of civilisation". Ich möchte es überprüfen, ob ich nicht doch eine der sonst allgegenwärtigen Plasteflaschen finde. Kostenpunkt all incl. für die drei Tage: 220 EUR. Ja, tatsächlich ist hier in Montenegro Euroland. Ich konnte bisher noch nicht meine serbischen Dinar zurücktauschen.
Gestern hat der hiesige Republikschef für September das Referendum zur Abtrennung von Serbien angekündigt. Das scheint in dieser Gegend aber nicht gut anzukommen.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Donnerstag, Juni 30, 2005

Das hat er sich verdient

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Im Hintergrund der Durmitor
Ein schwerer Tag. Gestern ging es noch hoch her. Ich durfte direkt neben einer Kneipe bofen. Dort waren offenbar etliche Leute, die mich schon auf der Straße gesehen haben, zum Beispiel in Zlatibor. Da kam andauernd ein neues Bier an meinen Tisch. Zum Abschluss gab es noch das Finale vom Confed-Cup. Nach dem 3:0 der Brasilianer waren meine Bier aufgetrunken und ich bin in die Bofe. Am morgen gegen sieben mit einer halben Packung Waffeln losgefahren. Dass es erstmal hoch ging war klar und ich kurbelte auch fleißig hoch. Da ich mittlerweile alle Mützen verloren habe, musste ich mir ein T-Shirt als Turban binden. Auf der Hochebene, man ist eben nicht einfach oben, ging es schwer gegen den Wind. 

Die Brücke über die Tara-Schlucht
Endlich dann die Abfahrt in den Tara-Canon. Grandios! Marke Verdon, so wie ich das von den Fotos kenne. Die Straße führte über eine Brücke, ich tu mich mit Höhe schätzen schwer, sage aber mindesten 100 m. Ganz unten die Tara, ein glockenklarer Wildwasserfluss. Als Sensation wirde hier selbstverständlich ein Rafting durch die Schlucht angeboten. Die Schlucht ist ca. 50 km lang und unbegehbar, wirklich keine Chance. Der Canon ist reichlich 800 m tief. Denn diese Höhenmeter musste ich mich wieder hochkurbeln, zu den restlichen Waffeln nur ein Sandwich mit hart gerbratenem Fleisch (unkaubar) und Käse. Nach drei Stunden oben endlich angekommen ging es durch Prärie oder besser Pampa mit schwerem Gegenwind. Im Hintergrund der Fiz Roy pardon der Durmitor, die Ilusion von Patagonien war perfekt. Und ich ständig am Abnehmen, tatsächlich habe ich mehrmals geschoben. Dann das Ortsschild "Zabljak" garniert mit einem Haus und dem großen Schriftzug "Restoran". Alles nur eine Fata Morgana, es waren noch etliche km vorbei an übelsten Roma-Lagern hinein nach Zabljak, die Verheißung.

Glockenklare Tara
Ich war vor einigen Tagen in Zlatibor, ein äußerst hübscher Ort. Hier sieht alles aus wie Abriss. Naja, Restorans und Hotel gibt es. Und an manchen Stellen ist es auch sehr schön. Über allem thront der Durmitor. Den werde ich morgen angehen, ich gönne mir hier zwei Ruhetage. Der Wolf ist nämlich auch noch nicht weg.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Mittwoch, Juni 29, 2005

Noch nicht ganz oben

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Prijepolje im Tal des Lim
Gestern ging noch was: Statt zu den Anglern am Stausee bei Kokin Brod unmittelbar bei einer Kneipe zu campen, bin ich noch ein Stückchen gefahren ... Ein Stück heißt es wohl besser. Eine Auffahrt stetig und machbar brachte mich nach 6 km auf einen Pass mit der Industriestadt Nova Varos. Und dann ging's aber ab, nach 15 km durch ein wildes Tal. Hier haben sie die F-Straße durch die Felsen einer Schlucht geschlagen. Ich befürchtete schon gar keine Bofstelle zu finden. Gab's dann aber.
Heute habe ich mich mächtig verfahren. Nach der Passauffahrt aus dem tiefen Tal des Lim, bestimmt knapp 1000 Höhenmeter bin ich falsch abgebeogen. Die Himmelsrichtung nach der Sonne bestimmen ging nicht, mein Schatten ist genau unter mir. Also bin ich auf dem karstigen Hochplateau eine Stichstraße nach Norden abgekommenj. Erst als die Straße am Ende ihrer Bestimmung in Gornje Babine war, hat der überhebliche Ebs gefragt ... Wieder 15 km über einige zünftige Huckel retour und mein Schatten war immer noch genau unter mir. Nur wenige Bäume werden hier so groß, dass sie viel Schatten für mich spenden können. Und nie bin ich ganz oben, es gibt immer noch einen kleinen fiesen Huckel dazu.
Bei Jabuka
Aber es gibt bei einer Ansammlung von mehr als 10 Häusern immer ein Lädchen. Das ist sehr wichtig, so kann ich meinen Flüssigkeitsspiegel halten. Alle diese Lädchen haben im Kühlschrank Erfrischungsgetränke, darunter immer Bier. Meist die wirklich schmackhafte Marke "Jelen Pivo" - Hirschbier aus der Vojvodina.
Die Leute hier sind alles mächtige Menschen, oft muss sogar ich nach oben gucken. Kein Wunder dass die Serben viele excellente Basketballer haben, auch in der NBA. Was aber noch beeindruckender ist, die Mädels. Die Beine sind X-large und sie laufen extrem aufrecht und stolz. Und in jedes Lädchen gehört ein solches Mädchen.
Jetzt bin ich Pljevija in Montenegro, eine Stadt, wo ich drei Moscheen gesehen habe. Auf der Straße ist alle Nasen lang Polizei und kontrolliert die Fahrzeuge. Bin ich hier in einer albanischen Gegend? Von der Sprache kann ich keinen Unterschied feststellen. Auf mein "Dober Dan" kommt die entsprechende Antwort. Aber die Häuser scheinen hier ein bisschen ärmlicher zu sein.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner

Dienstag, Juni 28, 2005

Golfplatz für Riesen

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Großgemeinde Kremna
Heute ging's durch eine herrliche Landschaft. Allerdings musste ich ersteinmal hinkommen. Eine ordentliche ca. 15 km lange Passauffahrt musste überwunden werden. Zum Glück war die Straße perfekt ausgebaut, stetige Steigung, sogar einen Tunnel haben sie neu in den Berg gepickert. Das ist die einzigste Straße an die Adria für die Serben, ohne Feindesland durchqueren zu müssen. Trotzdem hält sich der Verkehr in Grenzen. Oben dann eine lichte Steppenlandschaft zwischen den Bergen mit einzelnen knorrigen Kiefern. Bilder aus Montana zeigen eine ähnliche Landschaft, nur dass hier Rindviecher statt Bisons rumlaufen. Vor denen wird auch laufend per Verkehrsschild gewarnt. Die Straße führte allerdings laufend über Huckel, die ganz schön geschlaucht haben.

Gastliche Stätte im Zlatibor
Irgendwie werden die Leutchen immer freundlicher. Heute hab, ich "refugees" aus Bosnien getroffen. Die sind als Serben aus dem muslimischen Gebiet (Tuzla) vertrieben worden und kamen aus Schweden. Ihr Ziel ist Budva an der montenegrinischen Adria-Küste. Vielleicht treffen wir uns nochmal, wäre schön für mich, der Vater hat mir nämlich gleich ein Bier ausgegeben. So ist das heute eine sehr bierreiche Tour geworden. Beim Essen war der Koch über die Tour so begeistert, da gab's auch gleich ein Bierchen auf's Haus.
Das Wetter ist wieder besser, eine leichte Brise erfrischt den Radler und putzt den Himel. Glockenklare Sicht und Photowolken, heute hat permanent die Motivklingel gebimmelt.
Viele Grüße von Unterwegs
Eberhard Elsner