Sonntag, April 17, 2022

Abwettern

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Ca. 20% meiner follower möchten mein neues "Streitross" kennenlernen. Es ist ein TX400 von der vsf Fahrradmanufaktur.
Drei Wochen vor der geplanten Abfahrt zu dieser Tour bemerkte ich bei der Generalüberholung meines "guten Rades", dem KOGA Signature "ebsels", dass an meiner grandiosen 48Loch-Nabe zwei Speichenlöcher ausgebrochen sind. Die Berliner Firma, die einst dieses Hinterrad für den Herrn Nöthling, Fahrradmonteur aus Jena, lieferte, hatte keine Lust mir zu helfen. Gleichzeitig fand ich über den Suchpfad "170 kg -> Expeditionsrad" beim Anbieter 14-gang.de Räder der vsf Fahrradmanufaktur. Ein Telefongespräch mit Herrn Heinen, wobei ich angab, ich sei übergewichtig, ergab die Empfehlung des 26' TX400, sofort lieferbar. Bestellt! Innerhalb einer Woche per Spedition geliefert. Die Vormontage von 14-gang war sehr gut, alles sitzt fest. Ich habe dann nur meine besseren Hinterrad-Träger von Tubus, Pedalen von SQlab, Adapter für die Lenkertasche und ein Rahmenschloss von AXA montiert.
Dieses Ross ist heute nur 10 km gerollert. Es regnet, die Wolken hängen tief über den Sakar-Bergen. Trotzdem kreist der Königsadler (oder eben ein anderer, aber ein sehr großer Greif) und versucht, ein Mäuslein zu entdecken. Der arme Kerl hat Pflichten, ich nicht ... gönne mir einen Ruhe&Waschtag.

Samstag, April 16, 2022

Die Sakar-Berge (79 km)

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Gestern abend konnte ich noch einen der Krakeeler im Spot meiner Kopflampe ablichten.
In dem kleinen Bassin waren wohl keine fünf dieser geilen Burschen. In Deutschland wären sie wegen Störung der Nachtruhe wohl vor das Gericht gezerrt worden.
Ich bin heute zeitig los. Traditionelles Frühstück von der Bäckerei mit Ayran in Svilengrad, der ehemaligen Stadt der Seide. Heute ist es eine Stadt der Sünde, Grenzstadt eben.
Langsam begann der Aufstieg in die Sakar-Berge. Mir kamen jede Menge karaman entgegen. 
Drei Kilometer vor der Stadt haben die Bulgaren in einem ehemaligen Gefängnis eine Flüchtlingsunterkunft etabliert. Den Höhepunkt erreichte ich an der Kreuzung bei Balgarska Poliana erst am Nachmittag. 
Ein Schild wies mir den Weg zu einem Dolmengrab "Načevi Čairi". Die Erklärtafel war mehr verwittert als das Grab, ich muss noch weitere Infos später recherchieren. Mein Ziel war die Stadt Topolovgrad. Ich muss hier in der Gegend den Wetterwechsel zum Vollmond abwettern. Leider ist hier booking.com keine Hilfe. Das Waldhotel "Sakar" war mit einer Gruppe ausgebucht. Ich fand im Nachbardorf Oreshnik die freundliche Weiberwirtschaft "Sakar Planina", großartig.

Freitag, April 15, 2022

Im Land des Dyonysos

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Für die alten Griechen war es ein Zeichen der hohen Zivilisation, den Wein mit Wasser zu panschen. Die alten Thraker im Norden wurden von ihnen zwar  respektiert. Aber: „Er trinkt wie ein Thraker" war trotzdem ein beliebter abfälliger Spruch. So galt den Griechen auch Dionysos, der Gott des Weines, als thrakisch. So habe ich heute in Mezek, ein recht anerkanntes Weindorf, den Karfreitag als Thraker genossen.
1931 hat der Dorflehrer von Mezek in einem Artikel in der Zeitschrift "Zora" die Ausgrabung eines alten thrakischen Grabes aus der Zeit 400 Jahre BC beschrieben. 
Der Text einer Erklärtafel: "Das Grab im Dorf Mezek wurde im 4. Jh. BC erbaut. Es besteht aus großen, gut geglätteten Steinblöcken. Seine Länge beträgt 29,95 m. Der Korridor ist 20,6 m lang, 1,55 m breit und 2,4 - 2,6 m hoch, gefolgt von zwei Eingangskammern und einer runden und geweihten Hauptkammer. 
Während der Ausgrabungen wurden dort viele Gegenstände aus Gold, Silber, Bronze, Eisen und Keramik gefunden. Das Mezek-Grab ist eines der größten, das in den von alten thrakischen Stämmen bewohnten Gebieten gefunden wurde." 
Mich haben die Hologramme der Fundstücke beeindruckt, die im Korridor zum Grab aufgehängt waren. Die Originale sind alle in Sofia.
Eine weitere Sehenswürdigkeit hier ist die bedeutende byzantinische Festung Neutsikon.
Ich bin noch ein paar Kilometer höher in den Gebirgszug, in der Hoffnung auf einige Naturbeobachtungen. 
Es fand sich als Fotoobjekt ein Alexis-Bläuling. Die Kriechtiere waren nur auf der Flucht zu hören. Aber man sollte vorsichtig sein: An der Eingangstür zur Grabstätte wird ausdrücklich vor "reptiles" gewarnt.
Die dritte Würdigkeit ist die hiesige Winzerei. "Wir sind hier kein Restaurant!" war die Antwort auf die Frage nach einem Glas Wein zum Verkosten. Naja, da habe ich eben zwei Flaschen verkostet, ich alter Thraker: Ein Cuvée aus den Rebsorten Merlot, Mavrud, Cabernet und Shiraz, sowie ein "Single"-Malbec. Der junge Winzer ist sehr experimentierfreudig. 
Seine Markenzeichen entstammen alle aus dem alten thrakischen Grab. 

Donnerstag, April 14, 2022

Mal wieder Iron Curtain Trail, erschöpft (58 km)

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Es war heute eine spektakuläre, aber erschöpfende Strecke. Start an der bezüglich des Gewichts beschränkten Brücke über die Arda - keine LKW. Linksrum. In Briagovets war Wochenmarkt, hier wimmeln noch die pluderbehosten Weiber rum. Später wird es immer bulgarischer. Dann war Schluss mit lustig, kein Asphalt, rustikaler Feldweg. 
Er schien aber genug befahren, so dass ich Vertrauen fasste, bis Madsharovo durch zukommen. Am Momina Skala gibt es Sandboas. Ich wusste bisher nicht, dass es in Europa Würgeschlangen gibt.
Madsharovo ist eine Bergmannsstadt. Nach der Stadt ohne Logistik führt der Radweg wieder über die Arda und in eine wilde Schlucht. Hier schlägt die Arda eine 180-Grad-Schleife. Über der Schlucht kreisen wieder zwei Geier. Vielleicht kann ich aus den 200mm-Tele-Aufnahmen was machen. Hier hätte sich Mario's 1000mm-Kanone sicher bewährt. 
Hier gibt es auch Höhlen bewohnende Rindviecher. In Kämpfen ums Überleben ist es wichtig, dass man bei fremder Luftherrschaft etwas Unterirdisches hat. 
In Borislavtsi verpasste ich bei der netten Oma, etwas feste Nahrung zu mir zu nehmen. Das sollte sich noch rächen. Sie erzählte viel über die Sehenswürdigkeiten dieser tollen Landschaft. Sie zeigte mir den Trophäenkopf eines riesigen Welses (67kg). Wenn man mit dem Finger heute noch mit sanften Druck über die unzähligen Reihen von spitzen Zähnen ins Maul fährt, ist es nicht möglich, die Richtung zu wechseln, also wieder raus, faszinierend. Auf der Straße #597 war ich  wieder mal auf dem Iron Curtain Trail gelandet, Richtung Malko Gradishte. 
Beim Ritt über dieses kleine Gebirge spürte ich, dass ich bisher nur das Omelett vom Frühstück gegessen hatte. Ich habe sehr abgenommen. Hier in Mezek gibt es das klassische skara bira. Die Muttel hat mir einen schönen Tomatensalat mit Weißkäse und drei Kjufte gemacht. Der Ebs ist wieder hergestellt. 

Mittwoch, April 13, 2022

Über mir kreisen die Geier (59 km)

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Der erste Verlust ist zu verzeichnen: Ich habe meine Iso-Matte Z-Lite im Hotel in Kardshali liegen gelassen. Da muss ich mal bei Gelegenheit nachkaufen. Gerade jetzt ist wieder bestes Wetter, wenn auch in der Nacht kalt. Das Zelten ist schon ein wichtiges Backup. Ich habe vorhin bei einer kleinen Abendrunde schöne Plätze zum Zelten gesehen ... naja, im Tal. Nun bin ich aber am oberen Rand meines Bereichs für akzeptable Kosten für Übernachtungen (33€) eingecheckt: Komplex Perpera im Tal der Arda unterhalb des großen Stausees Studen Kladenets.
Das ist ein Vogelschutzgebiet von europäischem Rang. Hier brüten Gänsegeier. Ich denke bei der Zufahrt habe ich einen sehen können. Auf einer Info-Tafel zu den Geiern schrieben sie vom teuflischsten Magen der Welt, die sollen mit ihrer Magensäure sogar Metall auflösen können. Vorhin bei der kleinen Abendrunde konnte ich mehrmals Schwarzstörche beim Segeln beobachten.
Für die Thraker war das auch ein magischer Ort, praktisch an allen Felsen ringsum im Tal sind diese Nischen zu finden. Die archäologischen Geister streiten noch zum Sinn und Zweck dieser Nischen. Ein schöne Legende behauptet, dass das Mutproben für die jungen Thraker auf dem Weg zum Mann waren.

Dienstag, April 12, 2022

Das Zeitalter der Eisenbahn in Kardshali

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Ich habe heute noch einmal das beeindruckende Historische Museum in Kardshali besucht. Neben all den faszinierenden Exponaten wie Mineralien, archäologische Fundstücke aus der Zeit der Thraker und vielen mehr, hat mich immer das Bild von der Kamelkarawane für den Tabaktransport aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts amüsiert. Es wird in der Vitrine zur regionalen Entwicklung nach der Befreiung vom Türkenjoch gezeigt. 
1931 begann dann hier das Zeitalter der Eisenbahn, der Bahnhof wurde eingeweiht. 
Das Gebäude gibt es noch. In den Zeiten der regionalen Entwicklung im Sozialismus hat man eine neue Bahnhofshalle aus Beton und Glas hin gestellt. Die fungiert heute in erster Linie als Baumarkt. Ich traute mir anfangs gar nicht die Zufahrt, sah aus wie Betriebsgelände. 
In der Halle mit zwei versperrten Kassen hing ein Fahrplan. Oha, hier gehen ja Züge in alle Richtungen Bulgariens ab. Doch wenn man genauer hin schaut: Es sind zwei Züge, einer früh um 7:15 und einer nach 18 Uhr. Dazu kommt ein Regionalzug, der dreimal nach Süden ins 30 km entfernte Momtschilgrad geht. Es war gerade 9 Uhr, der Zug aus Momtschilgrad fuhr ein, ein Passagier raus, gegen 9:10 mit einem Passagier wieder zurück. 
Ich wäre gerne nach Most Podkowa gefahren, das ist das Ende der Bahnstrecke im Süden. Dort hätte es eine Brücke über den Fluss Kislatsch gebraucht, soweit ging aber der Eifer der regionalen Entwicklung damals nicht. Dann fuhr noch ein Diesel getriebener Güterzug mit zwei Dutzend 10-Fuß-Containern ein. Der Lokführer wurde mit einem Kaffee als alter Freund begrüßt, irgendwelche Technik zum Entladen konnte ich nicht entdecken. Damit scheint sich die Geschichte der Eisenbahn nach knapp hundert Jahren hier ihrem Ende zu zu neigen.
Das Wetter entwickelt sich wieder Richtung Sommer. Meine Garnitur mit kurzer Hose ist aus der Wäsche und trocken ... morgen geht es weiter gen Osten, dann aber vorzugsweise auf Asphalt.

Montag, April 11, 2022

Was ist schlimmer als Gegenwind? (22 km)

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Gestern kündigte sich mit viel Wind ein Wetterwechsel an. Ich habe mich zum frühen Nachmittag in das schön gelegene Hotel Borowitsa eingemietet.
Aussicht vom Hotel Borowitsa, im Vordergrund der harmlos ausschauende Lehm. Dort drin schiebst Du nur 10 Meter. Ich suchte mit die Spur mit den größten Steinen.
Der Eine&Andere mag es kennen, es liegt in derNähe der Utrobata-Höhle direkt am Kardshali-Stausee. Der Wetterwechsel kam mit einem Donnerblitz, der Blitz ist in unmittelbarer Nähe des Hotels eingeschlagen. Es draschte draußen fast die ganze Nacht lang. Mir schwante was. Gestern war es feiner trockener Staub, der den durch eine lange Baustelle aufgerissenen und meist weggeschrapperten Asphalt in einen Feldweg verwandelte. Eine Wasserleitung wird auf mehreren Kilometern verlegt.
Am Morgen war es Lehm. Ich musste auf fünf Kilometern dreimal meine Laufräder demontieren, um mehrere Hände voll Lehm aus den Schutzblechen zu kratzen. Der Lehm war so schmierig, dass ich anfangs beim Schieben gar nicht bemerkte, dass das Hinterrad fest saß. Irgendwann kamen mir die Hotelleute mit 'nem kleinen Opel entgegen. Mich verwunderte, der sah noch ganz vernünftig aus. "Малка пътека. Малка. Малка." Nur noch ein kurzer Weg. Und in der Tat, ich hatte es geschafft. Noch eine Demontage der Laufräder und Auskratzen, danach könnte ich mich unauffällig unter die Bauarbeiter mischen. Wäre aber der Einzigste mit kurzen Hosen. Es gibt Gegenden in dieser Welt, da bauen die aus solchem Lehm Häuser, die Jahrtausende halten.
Noch ein steiler Aufstieg ins Dorf Dajdovnitsa und mir war der Zahn gezogen. Ich plane um. Ich bin jetzt in Kardshali. In einer Automivka - Autowäsche habe ich grob den Lehm vom Rad gespült. Jetzt tropft die Wäsche im Bad. Morgen werde ich mal Eisenbahn fahren.
Während des Kampfs mit dem Lehm war es mir nicht möglich zu fotografieren: Finger millimeterdick mit Lehm beschichtet und Konzentration aufs Wesentliche war notwendig. Sorry!

Sonntag, April 10, 2022

12% bergauf, bergab (23 km)

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Gestern noch einen Platz zum Zelten angesteuert, der ganz den Vorstellungen eines Karpatenwillis entsprochen hat.
Nachdem ich also das ganze Freibier verkasematuckelt hatte, führte die Straße (immer angezeigt mit 12%) in ein Tal mit geheimnisvollen Schreinen und Quellen. Es gab mindestens ein Dutzend von Quellen. Die werden in der Regel immer Personen oder Ereignissen gewidmet, was besonders in den Gebieten mit überwiegend türkischer Bevölkerung zu bemerken ist. Dem Clanführer Herrn Barbaros ist ein gewaltiger Schrein gewidmet. So etwas habe ich noch nirgends gesehen. In der Grillecke dieses Schreins brachen wohl einige Herren das Fasten, wenn auch zu einem reichlich verfrühten Zeitpunkt, so gegen 17 Uhr. Es dubelte der Grill und der Brodem vom Fleisch durchwehte die Anlage. Dann Begann der Aufstieg zum Dorf Zhenda. Wenige hundert Meter vor dem Dorf fand ich dann diesen würdigen Platz zum Zelten.

Hier oben leben nur noch ein paar Viehzüchter, Rinder, Schafe und Ziegen. Bei einem Hof dachte ich, hier ist die Straße zu Ende. Die Strecke war vollständig mit Stroh und Scheiße bedeckt, als hätte er seinen Rinder heute nacht diesen Platz als Stall angeboten. Aber endlich die Abfahrt zum Stausee Borovitsa. 
Das ist ein wildes Tal eines Zuflusses der Arda.
Nun bin ich im schönen Hotel Borowitsa untergekommen, ein Nachmittagsnickerchen gemacht und nun mich zum Schreiben gesetzt. Freibier wird es wohl heute am Sonntagabend keines mehr geben, ich bin der einzigste Gast.

Samstag, April 09, 2022

... ist zwar schwerer als wie "geht nicht"! (58 km)

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Heute nun wurde es ernst: Knapp 70 km mit ca. 700 Höhenmeter. Anfangs führte die Straße über die Hügel vor den Rhodopen. Im Zentrum von Cherven vor meinem Morgencafé wehte schlapp die russische Flagge. 
Dann habe ich eine kleine niedliche Viper gerettet, die sich auf dem Asphalt aufgewärmt hat. Beim Aufstieg auf 750 m verbrauchte ich mein ganzes Wasser. Aber oben hatte Einer ein kleines Buffet eröffnet. Für mich noch nur Cola, um sanft die notwendigen Kalorien dem Körper zuzuführen. Er hatte auf der Terrasse etliche Ringel hausgemachte Lukanka und viele Speckseiten, schön mit Paprika gewürzt, hängen. Der Aufstieg war aber so anstrengend, dass selbst ich keinen Appetit entwickelte. Nun habe ich mein heutiges Ziel Kommuniga erreicht und werde mir nur noch einen Platz zum Zelten suchen. 
Gerade gab es Freibier zum Ramadan. 

Freitag, April 08, 2022

Asenovgrad (28 km)

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Ich hinke nun einen halben Tag meinem Plan hinterher, hätte gestern noch Asenovgrad erreichen sollen. Doch wie definierte einst Donald Rumsfeld in seinen Rumsfeld-Rules: Der Plan zerbricht im Angesicht der Wirklichkeit. Früh auf dem Weg zum Frühstück fand ich die Kreditkarte eines Oligarchen auf der Flucht. 

Covid spielt hier in Bulgarien keine Rolle mehr, nur ab&zu sieht mal jemanden mit ‘ner Munaske. Katunitsa, ein Dorf auf dem Acker vor den Rhodopen: Kaffee bei den Karten spielenden Pensionären. Vor der Kneipe drei elektrische Rentnerfahrstühle. Über mir kreisen ständig Hubschrauber. Da kommt mir eine Idee: Wenn ich Politikberater und Lobbyist des Militärisch-Industriellen Komplexes wäre, würde ich den östlichen NATO-Staaten empfehlen, ihre sowjetische Technik an die Ukraine solidarisch zu verscherbeln und sich in der USA und in Deutschland völlig neu zu rüsten. Die Bulgaren scheinen das zu machen, sie fliegen ihre Jagdhubschrauber hier zum Entstauben vom Depot ständig im Kreis.

Zum Orientieren in Asenovgrad habe ich mich zu einem Kaffee und einem Schumensko Pivo gesetzt. Gleich kam von den Pensionären auf der Terasse des Cafè ein Zweites als Freibier.

Nachmittag bin ich zur Festung des Zaren Assen hoch gestrampelt. Es ist eine byzantinische Grenzfestung aus dem 9. Jhdt., die aber gegen die Bulgaren nix genutzt hat. Morgen wird es ernst, dann geht es in Berge der östlichen Rhodopen ins Tal der Arda.

Donnerstag, April 07, 2022

Die Bahn und das Biest

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Der reichlich fünf Minuten verspätete Franken-Thüringen-Express stoppte in Uhlstädt. Es kam schnell eine Durchsage: “Der Zug hat etwas überfahren. Wir halten auf unbestimmte Zeit.” Damit war der eh schon arg knappe Anschluss nach Dresden geplatzt. Es wackelte der große Plan für eine Großfahrt auf den Balkan gewaltig. In den letzten zwei Jahren erkrankte ich schwer an Reisefieber und Fernweh. Es sollte per Bus nach Plowdiw, Bulgarien zur restlichen Erforschung der östlichen Rhodopen und des Strandscha-Gebirges gehen. Danach wollte ich mich durch Ägäis treiben lassen, nach Möglichkeit bis nach Pfingsten. Ich musste mir noch in den letzten Wochen ein neues Expeditions-Rad besorgen. Diese Hürde habe ich mit einem TX400 der vsf-Fahrradmanufaktur gemeistert … und jetzt soll die Bahn und das Biest das kaputt machen? Es dauerte ungefähr 15 min, dann war das wohl eher kleine Biest aus den Radkästen gekratzt. Ein ICE war dann die 55 EUR teure Lösung. Die drei lausigen Fahrradplätze eines ICE ließen neben zwei e-Bikes tatsächlich Platz für mein “Gutes”. Die Fahrer des ausgebuchten Mercedes Tourismo motzten wegen meines Fahrrads. Aber 20 EUR eröffneten Raum zwischen den riesen Gepäckstücken der Mitreisenden. Die 26 Stunden Fahrt bis Plowdiw folterten ein wenig meine Knie. Doch in den vielen Pausen der drei Fahrer konnte ich mir immer die Beine vertreten und es ließ sich aushalten. 

Nun sitze ich in Plowdiw beim dritten Kamenitsa.
Nun sitze ich in Plowdiw beim Kamenitsa.

Sonntag, August 15, 2021

"Melzen, Brauen und Schenken"

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Bis Neumühle bin ich dem Elster-Radweg gefolgt. Dann aber abgebogen (kannte ich ja schon) hoch nach Teichwolframsdorf und Langenbernsdorf. In Langenbernsdorf hatte ich Durst auf ein sonntägliches Frühschoppen-Bier. Die Tür zu Alexandros’ Taverne stand offen. Das ist an der zentralen Kreuzung im Dorf und offensichtlich eine altes Wirtshaus. Im Inneren fand ich dann folgende Inschrift:

„1417 Mittwoch nach Erhardt hat Wilhelm, Landgraf in Thüringen und Markgraf in Meiszen zwischen Bürgermeister, Rat und Gemeinde unser Stadt Werdau und Haniesz, der Zeit Kretschmar in Bernsdorf, Schied und Verteilung getun, wie der und sein Nachkommling Melzen, Brauen und Schenken sollen und mögen!“

Alexandros hat entsprechend dem Schiedsspruch seinen Auftrag würdig fortgesetzt, er schänkte mir zwei Halbe Köstritzer.

In Langenhessen erreichte ich das Pleiße-Tal. Ich bin schon etliche der sächsischen Flüsse talabwärts gefahren. Nicht nur die Hochwasser 2002 und 2013 in der jüngsten Vergangenheit zeigen, dass es clever ist nur das Notwendigste für die Energiegewinnung in den Tälern zu bauen. Die Handelsstraßen führten auf den Landrücken lang. Die Kapitalisten des sächsischen Manchesters Crimmitschau und in den anderen Städten an den Flüssen gingen ob der günstigen Verwertungsbedingungen ihres Kapitals dann das Risiko ein, vertrauten der Ingenieurskunst und kanalisierten die Energiespender. Die Flussrouten sind noch heute verkehrsarm und für den Radler attraktiv, denn es gibt sehr viel aus der Geschichte Sachsens zu entdecken. In Ponitz fand ich aber erst eine coole Frühschoppenrunde in Leo’s Bierstube. Ich halte solche Frühschoppen als eine unterschätzte und leider absterbende soziale Einrichtung (social club) für einsame, alte, weiße Männer. Hier findet der Mann Hilfe für die Zufahrt eines Minibaggers oder Trost, wenn er nicht mit Geld umgehen kann. Der Platzhirsch war ein auf Kreuzfahrtschiffen weitgereister Eisenbahner. Der war sogar schon in Papua-Neuguinea. Der Eisenbahner hat die Deckel aller Frühschoppenteilnehmer bezahlt, 87 Euro, hat 100 gegeben. Dann zeigte er mir die Sehenswürdigkeiten von Ponitz. Die haben hier eine Silbermann-Orgel, das Werk #40. Des weiteren lebte hier der Herr Wolfgang Conrad von Thumbshirn, einer der maßgeblichen Diplomaten des Westfälischen Friedens.

Gaststätte „Am Stausee“ in Fockendorf: Ü-70 Festival mit den Chemnitzer Lausbuben, ca. 200 Fans und fast genauso viel Rollatoren.

Am Ende des Tages in Regis-Breitungen sah ich beim Rollern durchs Dorf aus den Augenwinkeln einen schönen Biergarten. Ich bog zum Gasthof & Pension „Zur Erholung“ ein. Auf meine Frage nach Übernachtung wollte mich die Wirtin schocken: „Mein Mann ist gestorben, sein Bett ist frei.“ Mir ist ein guter Konter eingefallen: “Ich schnarche nicht!” Hat gewirkt, das hat die noch Stunden später den neuen Gästen erzählt.

Am nächsten Tag, Montag, noch eine kleine Schleife zu den Reichen am Leipziger Neuseenland. Heimfahrt mit der Bahn ab Knauthain.

Samstag, August 14, 2021

Vogtland bergab

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Für die heutige Etappe habe ich mir eine leichtere Route gesucht. In der Karte gab es einen Radweg von Oelsnitz nach Falkenstein. Der schlägt große gleichmäßige Bogen durch das Vogtland. Ich dachte mir: So sieht eine alte Eisenbahnstrecke aus. Und in der Tat, es ist der zwischen 1951 (für den Berliner Außenring!) und 1978 abgebaute Teil der Voigtländischen Staatseisenbahn vom Abzweigbahnhof Herlasgrün ins böhmische Eger. Das ist ein sehr schöner und schattiger Weg, leider ohne Logistik. Das bestätigte auch ein Hundausführer, der wieder aus Franken in seine Heimat zurück gesiedelt ist. Der 21,8 Kilometer lange Weg verbindet den Elster-Radweg mit dem Göltzschtalradweg, den ich im weiteren folgte.
Der Göltzschtal-Radweg führt anfangs auf dem Bergrücken links der Göltzsch. Dummerweise bauen sie aber dort auch für die Autofahrer die Ortsumgehung der B169, sodass der Radweg oft den Kürzeren zieht und der Radler den Weg verliert. Mein Phone und mapy.cz hat mich aber immer wieder zurückgeführt und ich habe auch die „Troll-Schänke“ gefunden, wo es wirklich leckeres Essen gibt. 

Die „Troll-Schänke“
Bei Lengenfeld erreicht man den Talgrund. Höhepunkte dieses tollen Radwegs sind „Käppels Floßteiche“ und natürlich die berühmte Göltzschtalbrücke der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn, die größte Ziegelsteinbrücke der Welt. Bei Greiz mündet die Göltzsch in die Weiße Elster. Eingecheckt in das Parkschlösschen in Greiz.

Die berühmte Göltzschtalbrücke der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn

Freitag, August 13, 2021

Oberstes Vogtland

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An diesem Tag sollte es nur selten rollern. Besuch der Eremitage bei Schleiz. Das war ein fest eingeplanter Haltepunkt. Die Eremitage hatte ich schon vor einiger Zeit entdeckt und damals von der Wirtin die Geschichte erfahren. Hier hat der Fürst Reuß, jüngere Linie, sich eine kleine Zuflucht bauen lassen, die er auf dem Weg von Schloss Burgk zur Arbeit in die Residenz in Schleiz gerne besuchte, um Ruhe zu finden.
Letzte Versorgung an einem Kiosk oben in Heinrichsruh am Kreisverkehr. Über Zollgrün nach Tanna. In Tanna traute ich mich nicht ohne Korb in den DISKA, kein Chip, kein Euro. Deshalb nur noch Wasser am Hoftor gefochten, in Mißlareuth und in Sachsgrün.

Gelehrter Bauer „Küntzel“
Die Dörfer dort oben an der alten Grenze haben überhaupt keine Logistik, keine Kneipe, kein Geschäft … nix. Den Fahrplänen in den Buswartehäuschen würde ich kein Vertrauen schenken. Gut, die Leute leben alle im Eigentum, könnten sicher eine Ladestation für E-Mobilität im Hof installieren. Aber ich bin sicher, dort wird noch dreißig Jahre der Diesel durch das Dorf nageln. In Sachsgrün gute Gespräche mit aufgewecktem 86-jährigen Ömchen geführt. Sie sah schon, dass das mit dem Wetter und dem Klima nicht mehr alles so stimmte, wie bisher in den 86 Jahren. Aber die vielen Windräder bei Sachsgrün auf bayrischer Seite hielt sie für Humbug. Die stehen so oft still, sie hätte Atomstrom aus Frankreich in der Steckdose. Sie sah die Bibel als Geschichtsbuch. Die Sintfluten und Wetterextreme gab es früher auch. Ich erzählte ihr, wie die Kaiserlichen im 30-jährigen Krieg bei Saalfeld von der Thüringer Sintflut weggespült wurden und die Schweden oben in der Schwedenschanze auf dem Roten Berg sich ins Fäustchen lachten. Nach Sachsgrün hat der dänische General Holk, Feldmarschall unter Wallenstein, die Pest gebracht. Der Friedhof an der Kirche reichte nicht mehr aus, der damals angelegte Ersatzfriedhof wird heute noch als Friedhof genutzt. Der General verstarb an der Pest in Troschenreuth, seit 1972 eine Wüstung mitten im 500m-Grenzstreifen bei Sachsgrün gleich hier um die Ecke. Das erzählte das Ömchen vom 30-jährigen Krieg aus ihrem Dorf. Das war ein toller Plausch auf der Bank vor ihrem Haus.
Kurz vor dem Dreiländer-Eck bei Posseck abgebogen nach Oelsnitz, wollte ein Quartier haben. Bin fix&fertig von der schweren Etappe.


Donnerstag, August 12, 2021

Anritt ins Vogtland

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Er bietet jeden Sonntag Kloßessen, hier der Plan vom August.
Ich habe wieder vier Tage Pflegeurlaub. Ich will den alten Plan einer Vogtlandtour zum Dreiländereck (Böhmen – Sachsen – Bayern) umsetzen. In Saalfeld gegen 13 Uhr gestartet. Über Könitz, Dobian nach Ranis. Dort eine erste Pause an der „Schmiede“. Der Herr Weise, der Wirt der  “Schmiede”, hat vor seinem Physio-Termin mir noch schnell ein Bier (ein Dunkles aus Sonneberg “Alt Sunnebarcher”) raus gestellt. Einen Euro hat er dafür genommen.
Dann hoch auf die Buchta-Höhe zur Hohen Straße, geschoben. In Knau an der Freien Tankstelle den Chef des Vereins zur Thüringer Oberlandbahn kennengelernt. Das ist quasi die Thüringer Semmeringbahn. Auf dem spannendsten Abschnitt im Ottergrund bei Ziegenrück bietet der Verein Draisinenfahrten an. Er “hat den Bahnhof in Krölpa”, das ist bei Auma. Gastronomische Überraschung im Gasthaus in Plothen: Das Knödltrio! Ich erreiche mein Ziel, den Camping Plothener Teiche. Nach dem Zeltaufbau gehe ich noch für das „Gute-Nacht-Bier“ zum Imbiss „Waldschänke“. Die Mutter der Wirtin hieß Elsner und stammte aus Breslau. Auf diese Verwandtschaft haben wir erst einmal einen Kümmerling getrunken.
Die Plothener Teiche

Sonntag, Juli 04, 2021

Bieriger Ausklang

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Mit dem bedenklichen Knarzen der Pedalen begründe ich, dass ich nur noch die Rodach abwärts Richtung Bad Staffelstein fahre, um dort mit der Heimfahrt per Bahn meine kleine Schleife abzuschließen. Frühschoppen in Sesslach mit Hausbräu in der Bierwirtschaft Reinwand seit 1640. Es klappert der Storch auf den Mauern der schönen alten fränkischen Kleinstadt.

Seßlach

Du kannst gar nicht oft genug in Bierfranken radeln, ohne eine weitere Brauerei zu finden. Die Brauerei Schleicher in Kaltenbrunn kannte ich bereits. Ich finde es eine gute Idee, den Meistersud des Braumeisternachfolgers zu vermarkten. Es ist ein mild rauchiges, aber würziges traditionelles fränkisches Dunkel-Bier. In Wiesen bei Staffelstein entdeckte ich gleich zwei Brauereien: Die Brauerei Hellmuth mit großem Gastgarten und gastronomischen Angebot sowie um die Ecke die Brauerei Thomann. Das naturtrübe Bier von Thomann schmeckte mir bedeutend besser, mit mehr Würze und Aromen.

 

Samstag, Juli 03, 2021

Das Heldburger Land

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Gleich früh besuche ich das Wasserschloss Irmelshausen. Seit 1376 ist das Gebäude im Besitz des Adelsgeschlechts von Bibra, ab 1984 zur Hälfte im Besitz der Familie der Grafen Stauffenberg. Das Mobiliar des Schlosses ist eine der kostbarsten Sammlungen der Region. Da die Familie von Bibra ihre Hälfte der Burg bis heute bewohnt, kann sie nur von außen besichtigt werden. Seit 2014 bewohnt Karl Graf Stauffenberg mit seiner Familie seine Hälfte der Veste. Er betreibt dort eine Hochzeitplanungsagentur.

Wasserschloß Irmelshausen
Immer wieder durchradelt man entlang des Grünen Bandes großartige Naturinseln, oft Hügel mit Trockenrasen, immer wieder Laubwälder. Weiter auf dem Iron Curtain Trail (EV13) ins Heldburger Land, nun bin ich wieder in Thüringen. In der Torschenke komme ich beim Mittagsschnitzel (sehr gut!) mit einem Mann des Ballonsportclub Thüringen e. V. ins Gespräch. Er weist auf das große Ballonfestival in Heldburg im August 2022 hin: Die 25. Thüringer Montgolfiade mit offener Deutscher Meisterschaft im Heißluftballonfahren.
Die Veste Heldburg - eine der Fränkischen Leuchten
Die spareribs, zu deutsch Rippchen in der Country Scheune in Einöd waren einzigartig!
Im nächsten Ort in Lindenau findet sich „Ein Schatz der Natur“, hier befindet sich der Quellort des einst weltberühmten Friedrichshaller Bitterwassers (Video). Werbespruch: „Steht Dir die Sch… bis zum Hals, nimm Friedrichshaller Bittersalz. Willst Du es lieber etwas nasser, trink Friedrichshaller Bitterwasser.
Auf dem Weg ins schöne Fachwerkstädtchen Ummerstadt beginnen, die Pedale bedenklich zu knarzen. In Bad Colberg finde ich im Landgasthof zum Seysingshof ein Nachtquartier.

Freitag, Juli 02, 2021

Links oder rechts einkehren

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Ich hatte das Brötchenangebot beim Einchecken angenommen und zwei Körnersemmeln aufschreiben lassen. Nun habe ich mein Zelt im Nieselregen zusammengebaut und warte auf die für 7.00 Uhr avisierte Herausgabe der frischen, warmen Körnerbrötchen. Nach Acht steckt mir ein blasser Junge nach langer Suchkramerei in der Rezeptionsbude eine Tüte mit zwei Brötchen von vorgestern zu. Ich werde auf der Suche nach einer Bäckerei in Schleusingen im Mega-Center fündig. Die zwei Mädels warten auf die Anlieferung aus der Großbäckerei, ich kriege aber erst mal einen Kaffee, draußen regnet es eh. Regen während des ganzen Vormittags, kein Vorankommen. In Kloster Veßra passiere ich das Gasthaus „Goldener Löwe“, es lädt mit FCK ANTIFA – Bannern ein. Das Haus wird vom Organisator der berüchtigten RechtsRock-Konzerte von Themar betrieben. Ich rolle einige Meter weiter zum Refektorium. Hier ist Uwe der Wirt mit Vertrauen in seine Kochkunst erweckender Statur. Seinen Standpunkt erkennt man, wenn man einen Kaffee bestellt. Er wird in Emaille-Bechern mit der Aufschrift „Kein Ort für Nazis“ serviert. Ich wünsche mir eine Bratwurst und ein Raubritter Dunkel. Es regnet weiter und es ist auch recht kalt, so dass es ein paar Bier mehr werden auf meinem Platz gleich neben den warmen Mauern des Grill. Es ist wie in einem rumänischen magazin mixt. Der Wirt ist Pastafari, also Mitglied der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Deutschland. Unter den Pastafari wird er als Bruder Fussili angesprochen. Später kommt noch einer der Stammgäste, der Förster. Ich frage nach den Problemen auf dem Holzmarkt. Er bestätigt, dass er Holz genug fällen lassen musste und im Wald liegen hat. Die Sägewerke seien die Nadelöhre, die würden das Rohholz bunkern, um auf höhere Preise zu spekulieren. „Das ist Eine von den Leuten von drüben!“ Uwe weist auf eine mächtige Mutter mit reich bebilderten Busen hin. Das „Htlr-Schnitzel“ im Goldenen Löwen scheint verbrannt zu sein, sie holt Essen für Zwei bei Uwe.

Der Eingefallene Berg bei Themar: Der letzte ereignete sich am 3. April 1595. Einer Sage nach wird von einem Bergsturz im Jahre 1137 berichtet, wodurch das gottlose "Dörfles" verschüttet wurde.
Endlich kann ich aufbrechen auf dem Werra-Radweg nach Themar vorbei am Eingefallenen Berg, wo der Liebe Gott ein Dorf voller Sünder bestrafte. Nur ein Haus mit seinen tugendhaften Bewohnern blieb übrig. Das erläuterte mir ein pausierender Wandersmann. Natürlich guckte ich mal beim Schalke-Fan vorbei. Die Wirtin des Gasthauses Krone am Fenster informierte mich: „Der ist schon lange weg!“
Belrieth: Die Kellergaden - Fruchtkästen - die den Bewohnern des nördlichen Ortsteils zur Bevorratung dienten
Im Werra-Tal sind die vielen Wehrkirchen sehenswert. Diesmal besuchte ich die Wehrkirche in Belrieth mit den vielen Fruchtkästen. Im Schutz der Kirchenmauern lagerten die Dorfbewohner ihre Vorräte für schlechte Zeiten. Am großen Eisenbahn-Dreieck Grimmenthal wende ich mich nach Süden um durch das Thüringer Tor ins fränkische Grabfeld zu gelangen.
Auffällig - die Kilometersteine im Meiningschen
In Bibra entdecke ich im nordöstlichen Teil des Dorfes eine interessante Burg. Die kleine Wasserburg ist von den Herren von Bibra im 12. Jahrhundert erbaut worden. Erbaut im Stil eines Fränkischen Königshofes, bewohnt von ihrer Beurkundung (in einer Urkunde von Bischof Otto I. von Bamberg aus dem Jahre 1119 wurde „Rupertus de Bibra“ als Zeuge genannt) bis heute von der Familie gleichen Namens. Es ist alter fränkischer Uradel. Ich werde morgen weiteren Besitztum kennenlernen. Der heutige Burgherr ist Jörg von Bibra – Elektromeister. Die Burg beheimatet den Verein „Burg Bibra e.V.“. "Burg Bibra" ist ein gemeinnützig anerkannter Verein für Erwachsenenbildung auf christlicher Basis. Sein Ziel ist es, Menschen in ihren Lebensproblemen zu begegnen und ihnen Hilfe anzubieten, wie der Glaube an Gott sie ermöglicht (zitiert von der Webseite des Vereins).
Die Burg Bibra durch die Herren von Bibra im 12. Jahrhundert erbaut und 1119 mit „Rubertus de Bybera“ erwähnt. Burg Bibra ist die Burg in Thüringen mit dem längsten durchgehenden Besitz einer Familie seit Beginn der Aufzeichnungen.
Seit Berkach nun auf dem Iron Curtain Trail (EV13). In Behrungen bewundere ich die frisch renovierte Kaserne der Grenzkompanie, heute eine Senioren-Residenz.
Am Badesee Irmelhausen, bayrische Seite des Grabfelds, finde ich einen großartigen Campingplatz mit modernem Bistro und TV für das Spiel Spanien vs. Italien. Nach dem Zeltaufbau setze ich mich für ein paar Rother Bräu zu den Fußballfans. Ein schöner Abschluss dieser entdeckungsreichen Etappe.

Donnerstag, Juli 01, 2021

Ä Bissel hab ich’s noch druff!

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Ich habe vier Tage Pflegeurlaub, ich starte endlich eine kleine Schleife durch Südthüringen. Ich fahre das Gute Rad … also nicht das Elektrische. Ich will mal wieder ins Grabfeld. Der Namensgeber der Straße, in der ich wohne, Victor von Scheffel hat in seinem Lied der Franken die Gegend so beschrieben:
„ … und seh’ die Lande um den Main
zu meinen Füßen liegen.
Von Bamberg bis zum Grabfeldgau
umrahmen Berg und Hügel
die breite stromdurchglänzte Au … „
Er guckte von Süden auf die abwechslungsreiche Landschaft mit den Gleichbergen.
Rinnetal, Watzdorf
Meine Tour führt vom Nordosten über das Rinnetal ins Ilmtal zur Überwindung des Thüringer Waldes. Zwei Mal kann ich mich aus Sagasser-Märkten in Königsee und Gehren an der reichen Auswahl fränkischer Biere erquicken. Als Aufstiegsweg zum Rennsteig wähle ich das Schobsetal. Das Schobsetal ist bei den Mineralogen für Schwer - und Flussspatvorkommen bekannt. Hier ist die Phönix Fluß- & Schwerspat - Bergwerk GmbH aktiv, „um aus der Lagerstätte Floßberggang zwischen Ilmenau und Möhrenbach Fluß- und Schwerspatroherz zu fördern. Alleiniger Eigentümer der Bergrechte ist die Fluorchemie Gruppe. Diese Mine macht die Flusssäureproduktion der Fluorchemiegruppe weitgehend unabhängig vom Weltmarkt.“ (aus http://fluorchemie.eu/index.php/de/wir-ueber-uns) Heute ist ein Arbeitstag, es scheinen alle Minerul unter Tage zu sein, über Tage kann ich keinerlei Aktivitäten beobachten.
Im Schobsetal
Den Rennsteig erreiche am Dreiherrenstein. Hier funktioniert die einzige gastronomische Einrichtung im Laufe des heutigen Tages: Ein klassisches Ragout fin mit der Original-Dresdner Worcester-Sauce und zwei Raubritter Dunkel aus der Schwarzbacher Schlossbrauerei. Es mag gut sein, dass ich das auch vor vierzig Jahren gekriegt hätte.
Talsperre Schönbrunn. Es wird die Schleuse aufgestaut.
Ansonsten halte ich den Claim Thüringer Gastlichkeit für einen Witz. In Schönbrunn bedauerte man die Rückweisung meines Übernachtungswunsches noch mit Vollbelegung, in Waldau im Weidmannsruh kam ein klares „Nein!“ Der Herr verwies mich zum Zeltplatz Ratscher, „der ist groß“. Draußen regnete es bereits.

Donnerstag, August 13, 2020

Die Marianische Sodalität

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Alle Planungen für dieses Jahr sind aus vielerlei Gründen (nicht nur die Seuche) versickert wie ein umgeschmissenes Bier im Kies eines Schankgartens. Geblieben ist ein 5-tägiger Ausflug nach Bierfranken. Ich habe mich in das Haus "Jutta" in Gößweinstein in der Fränkischen Schweiz eingemietet. Das soll mein Ausgangspunkt für einige Schleifen durch dieses herrliche Gebiet für Natur und Traditionen sein.
Raum für Traditionen
Ich bin ohne Frühstück gegen ¾ 6 Uhr von zuhause weg zum Bahnhof in Saalfeld zur Fahrt mit dem "Franken-Thüringen-Express" nach Bamberg. Da ist es die erste Aufgabe des Tages, eine geeignete Brotzeit zu organisieren. Also raus aus Bamberg und darauf hoffen, dass es in den Dörfern auch einen Markt gibt. Zwischen Pödeldorf und Naisa finde ich einen EDEKA-Markt. Erwartungsgemäß führt er eine Reihe von köstlichen Bieren der lokalen Brauereien … und davon gibt es im Bamberger Land gar viele. Ich wähle zu den zwei Leberkäs-Semmeln das “Räuschla”, ein Bier der Schamelsdorfer Brauerei Knoblach mit 5,4%, und ein Helles der Brauerei Hummel aus Melkendorf. Einen schönen Platz für die Brotzeit finde ich an einer Marien-Kapelle zwischen Litzendorf und Lohndorf im Ellertal. Hier werkelte ein Mann mit Sensen und Heckenscheren, um den Pausenplatz auf Vordermann zu bekommen. Ich komme mit dem Mann ins Gespräch.
Marianische Sodalität in Litzendorf
Er ist einer der aktiven Köpfe der Marianischen Sodaltät in Litzendorf. Das ist eine vor langen Zeiten in Rom gegründete Gemeinschaft von Gefährten, verbunden im Marienglauben. Einige der Gefährten hat es bis ins Bamberger Land nach Litzendorf verschlagen, die dort vor 200 Jahren eine solche Sodaltät gründeten. Diese mildtätige Gemeinschaft spendet regelmäßig zu aktuellen Misslichkeiten wie Oder- und Elbe-Flut, aber auch nach Beirut nach der großen Explosion im Hafen in diesem Jahr. Jedes Jahr kommt ein Pfarrer aus Ghana für einige Wochen als Vertretung für den hauptamtlichen Pfarrer in Litzendorf, der rockt dann die Kirche. Mein Gesprächspartner berichtete darüber sehr leidenschaftlich und beeindruckend. Der Mann hat den Platz für eine große Andacht vorbereitet, die am Sonnabend zu Marien Himmelfahrt stattfinden wird. Solche Andachten mit anschließender Feier (zu Corona-Zeiten im Pfarrhaus) sind der Anlass, wo die Sodalität die Gelder für die Kapelle, für eine im Weltkrieg verloren gegangene Glocke oder für Spenden akquiriert. Aber: Das Engagement erlischt mit den Generationen, die Jugend ist nicht mehr für einen solchen traditionellen und religiösen Gemeinsinn zu begeistern. Schade!
Leider nicht verkostet
Ein wesentliches Element der sodalischen Feiern hier im Ellertal ist das Bier. Kein Wunder, jedes Dorf hat mindestens eine Brauerei. Ich versuche alle zu verkosten - in der Brauerei Hölzlein in Lohndorf fand ich leider keinen Kontakt. Aber die vom Sodalen empfohlene Brauerei Reh ließ mich ihr Helles Landbier verkosten - ein kräftig gehopftes Helles.
Jetzt sitze ich im Biergarten der Brauerei Hönig in Tiefenellern und verkoste das ungespundete Lagerbier und das würzige “Posthörnla”, wohl ein Märzen. Dann folgt der Aufstieg auf das Jura-Plateau nach Laibalös und hinab im Leinleiter-Tal. In Oberleinleiter kann ich noch das Bier der Brauerei Ott verkosten, ein helles und ein dunkles Lagerbier. Das Dunkle kriege ich von zwei westdeutschen Studenne-Köpp spendiert. Sie logieren im 5 Kilometer entfernten Huppendorf und sinnieren nun über eine Rückfahrt mit dem Taxi. Na gut, sie hatten einen ganzen Kasten unterm Tisch stehen!
Das Dunkle der Brauerei Ott aus Oberleinleiter in der Sachsenmühle
Noch ein letzter steiler Aufstieg nach Gößweinstein hinauf und ich werde im Haus Jutta namentlich begrüßt. Ich beziehe mein kleines Zimmerchen, wo zu Spitzwegs Zeiten der “Einsame Poet” logierte, und schlafe auf der Liege ein. Es ist anstrengend, all die guten Biere im Fränkischen verkosten zu wollen.