Montag, August 26, 2024

Ich sehe das Schwarze Meer

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25. August 2024, Cernavoda
Ein Sonntag, ein Ruhetag. Nach einem Imperialen Frühstück (Hotel Imperio) startete ich zu einem kleinen Sonntagsausflug mit dem Motto "keine Steigung". Gleich in der Nachbarschaft fand ein Gottesdienst mit den schönen Gesängen des Popen statt. Da habe ich mich dazu gesellt. Eine pomana habe ich nicht gekauft. Da hat mich Bernhard zu intensiv über die hiesigen lokalen politschen Gepflogenheiten informiert.
Ein Stückl Donau abwärts hat Einer in eine Angleranlage mit Restaurant und Hotel investiert. Ich schätze mal vor 20 Jahren. Es ist nicht mehr viel übrig. Der Rumäne an sich versucht lieber sein mäßiges Glück direkt in der Donau. Ein französischer Gast hat die Anlage gefunden, ist aber kein Angler. So nehmen sie von dem einsamen Radler mal 2 € für eine Flasche Cuic. Nachhaltig geht anders, sagt sich der Radler. Es ist beeindruckend, wie hier überall privat und kommunal Videoüberwachung installiert ist. Bei der Angleranlage konnte ich allein acht Kameras entdecken, wäre mal interessant das zu hacken. Die Anlage hatte ein offenes WLAN für die Gäste, das interne WLAN kam über einen LTE-Router. Ich bin der Meinung, den Router im Gastraum gesehen zu haben. Ich war immer allein dort ...

26. August 2024, Lumina
Cernavoda leitet den Radler auf einem breitem Radweg am Donau-Schwarzmeer-Kanal nach Osten. Der übliche Weg der Donauradler nach Harsova im Norden ist ein Sägezahnprofil mit in Summe 650 Höhenmeter ... abgewählt. Ich will mir den Standort der künftig größten amerikanischen Airbase in Europa ansehen - Mihail Kogălniceanu. Dort ist auch der internationale Flughafen von Constanța. Anfangs war es lockeres Pedalieren.
Unterwegs nach Basarabi
Auf den alten Kilometersteinen war noch Basarabi ausgezeichnet, heute heißt das Medgidia. Keine Ahnung warum. Dann bin ich auf die DJ222 nach Cuza Voda abgezweigt. Eine F16 hat mich in Cuza Voda beim Bierhalt überflogen, ein Hoheitszeichen konnte ich als alter Flakist leider nicht erkennen. Bis Mihail Kogălniceanu 15 km voll im Wind durch eine landwirtschaftliche Steppe.
Landwirtschaftliche Steppe
Da ist mir ein Karpatenpass aber doch lieber. Dominiert wurde der Verkehr von Muldenkippern für die Baustelle der Airbase.
An der Straße am Flugplatz gilt Fotografier- und Dronenverbot. Direkt am Zaun stehen Ruinen aus der Ceaucescu-Zeit, hier sollte sich der Russe einmieten! Noch ein kleiner Huckel auf der Autobahn DN2A/E60 ... ich sehe das Schwarze Meer.

Samstag, August 24, 2024

Cerna Voda

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23. August 2024, Rasova
Ich habe mir diesmal das gute Frühstück im Hotel gegönnt und bin erst gegen 8 Uhr zur Fähre gestartet. Es wurde eine zünftige Etappe mit dürftiger Logistik.
Auf der Fähre
Das ist hier eine beachtliche Fähre, ein Katamaran mit einer Platform für die Fahrzeuge (scheinbar keine LKW) von Tennisplatzgröße. Nach der Landung sind die Rumänen rüber nach Silistra, Bulgarien, es lohnt sich wohl. Ich bin direkt neben der Grenze in die Weinberge der Dobrudscha geradelt. Die Grenze bestand aus  undurchdringlicher Hecke aus Stacheldraht und Gebüsch. 5 Meter weiter standen die Wohnblocks des bulgarischen Silistra.
Bei Ostrov
Von Ostrov bis nach Băneasa waren es dann 36 hucklige Kilometern mit Klöstern und ohne Logistik. Ich hätte gerne in der Pension Ambassador einen Übernachtungsplatz gefunden, dort werkelten jedoch vom Fach unkundige Handwerker. Ob das mal was wird ... Zweifel. Ich habe das 38 km entfernte Angebot der Danube-Cycle-Lounge in Rasova angenommen. Die Lounge wird betrieben durch die NGO des seit 20 Jahren ausgewanderten Deutschen Bernhard K. und seiner guten Mihaela aus Brasov.
Die Sehenswürdigkeit der Danube-Cycle-Lounge
Als er mir gerade den beeindruckenden Sonnenuntergang an der Donau zeigte, meldete sich ein Donauradlerpärchen an. Die Frau war aus Kamsdorf, sie meinte, ich müsste ihren Vater kennen, den Polizisten Ewald? Wir haben noch lange in der Küche von Bernhard gesessen und viel über seine Bekämpfug der hiesigen Korruption gehört. Die Nacht habe ich nur mit dem ununterbrochenen Ventilator überlebt.

24. August 2024, Cerna Voda
Das Radlerpärchen waren Langschläfer, ein gutes Frühstück gab es erst ab 8 Uhr. Dann hat der Hausherr Abschiedsbilder von seinen Gästen arrangiert.
Abschiedsselfie (Photo: Bernhard K.)
Bernhard hat uns einige raue Wege an der Donau empfohlen, um die knackigen Steigungen (bis 10%) zu umfahren. Auf den 20 km nach Cerna Voda gab es trotzdem einige knackige Anstiege.
Die letzte Brücke über die Donau
Ich mache hier morgen zum Sonntag einen Ruhetag. Das gibt mir Zeit, in Ruhe die Fortsetzung der Tour nach Babadag zu überlegen.

Donnerstag, August 22, 2024

Unterwegs nach Babadag: Călărași

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21. August 2024, Oltenita
Durch die Fürsprache von Gert ist der kleine Hänger überwunden und es geht weiter unterwegs nach Babadag. "Unterwegs nach Babadag" ist übrigens ein sehr schönes Buch des polnischen Autors Stasiuk, das das Lebens & Reisegefühl hier perfekt beschreibt. Babadag stellt er als das  Shangri La des Balkans dar.
Parcul Natural Comana
Ein Eichenwald
Nach reichlich 10 km Autobahn raus aus Giurgiu rechts weg hoch auf die hohen Ufer der Donau. Es ging mehrmals hoch&runter, so dass tatsächlich wohl 200 Höhenmeter zusammen gekommen sind. Mich überholten an meiner Mittagskneipe ein Baden-Würtembergisches Pärchen. Ihr Kaffee hielt sie nicht solange wie meine zwei Cuicas bere. Dann so ab Prundu komme ich in eine Weingegend. Hier bietet ein magazin mixt vin la halba für 3,50 Lei an. Ich lasse mir einen halben Liter mit Soda spritzen und setze mich raus in die schattige Runde mit einigen Dorfherren. Die nächsten zwei Halben kommen auf Rechnung der Herren. Ich gebe ein Runde rumänische Grissini aus (in Tschechland heißen die tyčinky), die sehr gut ankommen. Das passiert Alles so bis gegen 13 Uhr. Dann in der Hitze heißt es nur noch überleben und ankommen.

22. August 2024, Călărași
Das Profil wird immer entspannter, die Hitze bleibt. Die Weingegend verlassen, jetzt gilt es immer wieder Dämme von Stauseen mit viel Gegenwind zu überwinden.

Acumularea Iezerul Mostistei
Das Wasser bewässert die ertragreichen Felder unten an der Donau. Falls das mal mit Andalusien nicht mehr klappt, hier gibt es genügend Potenzial, um uns reiche mitteleuropäischen Säcke mit Tomaten, Paprika und sonstigem Gemüse von hier zu versorgen.
Meine Haltepunkte
Kurz vor meinem heutigen Ziel Călărași kommt mir ein echter Weltumradler entgegen. Der Franzose ist in Südarfika gestartet, aus Ägypten mit der Fähre nach Europa übergesetzt und will jetzt mit seinen Worten "flach" auf dem EuroVelo #6 bis an die Atlantiküste radeln. Chapeau!

Dienstag, August 20, 2024

Unterwegs nach Babadag: Giurgiu

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19. August 2024, Giurgiu
Auch weiter nach Osten wird der Donauradweg hier auf der rumänischen Seite auf einer Nationalstraße geführt, der DN50. An diesem Montag ist es aber immer noch recht wenig Verkehr, wenn nun auch immer mal einige Getreidelaster lang brettern. Von der Donau sehe ich nix. Die Dörfer sind recht aufgeräumt und sauber, es gibt viel weniger leere Häuser als in Bulgarien. Bei einigen protzigen Neubauten haben sich die Bauherren wohl überschätzt, die stehen im Rohbau leer.
Eines der häufigen Kriegerdenkmale
Die Herrschenden verstehen die Opfer ihrer Kriege weiter als Helden zu nutzen, um die neuen Untertanen für Künftiges zu präperieren. 

20. August 2024, Giurgiu
Ein weiterer Ruhetag. Ich war mal auf dem Bahnhof. Die Bahn würde mein Fahrrad bis Bukarest schon mal mitnehmen. Giurgiu (60.000 Einwohner) ist eine ordentliche Stadt, sehr viele, wenn auch schmale Radwege. Hier mal einige Preise vom Gemüsemarkt, alles Produkte von hier. Ein Leu kostet 0,20 €.


Zum reichhaltigem Frühstück gehörte heute Morgen auch ein großartikes Sakuska. Das ist was Eingekochtes aus Auberginen, Tomaten und Paprika.
 

Sonntag, August 18, 2024

Unterwegs nach Babadag

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17. August 2024, Großnikopel
Ein Wasch & Ruhetag für mich, die Hiesigen heiraten.
18. August 2024, Zimnicea
Zeitig, so gegen 7 Uhr los. Die verkehrsarme Straße #DN51A führt durch etliche Dörfer. Die mehr oder weniger komfortablen Sitzgelegenheiten vor den Magazin mixt sind durch sonntägliche Frühschoppengäste besetzt. Ich finde nur selten Platz ohne Anschluss für ein gemütliches Frühstück. Für das Dorf Lisa empfehlen die Frühschoppler ein gutes Restaurant für mici. Da ist aber richtig Betrieb. Bis 13 Uhr sind die Frühschoppler alle blau und die Etablissiments in den Dörfern schließen einer nach dem anderen. Ein letzter schattiger Platz mit Logistik ist in einem Baumarkt. Hier zeigt mir der Chef auf seinem Handy was die Küche noch zu bieten hat: Eine wunderbare Fleischklößchensuppe.
Drüben die Hügel sind in Bulgarien
In der Tat: Verkehrsarm
Für die restlichen 15 km warnt mich das National Metereolgical Administration auf meinem Google Phone vor extremer Hitze. Es gibt aber leichten Gegenwind, der als Ventilation ausreicht, das große Dorf Zimnicea mit dem einen Hotel zu erreichen. Das arbeitet aber nicht mehr. Draußen vor dem Dorf finde ich eine Hochzeits- und Sportanlage mit dutzenden von wütenden Hunden und einem Auto drin. Und tatsächlich die zwei Leutchen bieten mir eine gute Übernachtungsmöglichkeit in einem klimatisierten Zimmer. Ich sei der einzigste Mensch über Nacht auf dem Gelände, die Hunde täten mir nix und ich sollte das Tor zur Anlage morgens wieder durch Einhängen eines geöffneten Vorhängeschlosses verlassen.

Freitag, August 16, 2024

Unterwegs nach Babadag: Donau

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14. August 2024, Cherven Bryag
Die Höhle Prohrodna ist wirklich großartig. Ich konnte keine Stelle finden, wo die Zarte aus Saalfeld damals für Biwak geklettert ist. Ich habe mich unter die Augen Gottes gestellt und dann noch bis vor den Ausgang spaziert ... musste dann aber zurück zum Fahrrad.
Das Eingangsportal
Unter den Augen Gottes
Zum Ausgang
Der Rest des Tages war geprägt von großer Faulheit. Eine große Pause in Lukovit und ein klimatisiertes Zimmer im Hotel Taganrog via booking.com bestellt. Selbst das große Feuerwerk habe ich nur akkustisch wahrgenommen. Mit ca.15 km praktisch ein Ruhetag.

15. August 2024, Baykal
Zeitig los
Heute rollt es wieder besser. Ich bin noch vor Sonnenaufgang gestartet. Es ist eine Etappe durch kleinere Dörfer mit bescheidener Logistik. Hier in Krushovene gab es gerade eine leckere Hühnersuppe aus dem Plastikbecher, dazu ein Tschuschki und Brot, alles gratis.
Baykal an der Donau
Nach 70 km erreiche ich Baykal an der Donau. Hier gibt es am Ende des Dorfes direkt an der Donau eine хижа, die tatsächlich nur als Restaurant arbeitet. Hier spricht mich ein Schwabe von der Alb an. Er ist seit acht Wochen mit dem Paddelboot auf der Donau unterwegs, gestartet in Ingolstadt. Bis vor ein paar Tagen in einer Gruppe von bis zu Hundert Paddlern, dadurch wurden sie häufig geschleust und mussten an den großen Stauanlagen nicht umtragen. Es ist die Tour International Danubien, kurz TID, die längste Gepäckwanderfahrt mit Kanu der Welt. Wegen des Ukrainekrieges endet die Tour in Braila, er will aber weiter bis ans Schwarze Meer und dann nach Süden bis Varna. Chapeau!
Ich probierte dann das Wildzelten in der Donauaue bei Baykal, eine blöde Idee. Ich glaube die Temperatur im Zelt sank erst gegen 4 Uhr morgens unter 30 Grad. Ja Mu, das ist nun die räudigste Zeltnacht meines Lebens, bisher war es die Nacht bei Maglavit vor unserer Donauüberquerung 1993 nach Vidin.

16. August 2024, Turnu Magurele (Großnikopel)
Nach der räudigen Nacht war die Rückkehr in die Zivilisation in Turnu Magurele in Rumänien das Ziel der heutigen Etappe. Erst das Pedalieren bewirkte eine gewisse Frische durch den Fahrtwind. Man glaubt nicht, dass ein wenig Gegenwind so wunderbar beim Pedalieren in dieser Hitze hilft.
Straße in Ulpia Oescus
In Gigen besuchte ich die antike römische Kolonie Ulpia Oescus. Es ist beeindruckend, wie groß die Häuser der Römer im Grundriss damals waren im Vergleich zu den Häuschen in den bulgarischen Dörfern heute.
Donau bei Nikopol
In Nikopol habe ich dann nach Rumänien mit der Fähre übergesetzt (3 Leva als Putnik s velocipedom) und konnte das Ferienappartment in einem alten Ceaucescu-Block im 3. Obergeschoss rechtzeitig okkupieren und dem gewaltigen Gewitter hier entgehen.

Dienstag, August 13, 2024

Ein weiteres Ziel erreicht: Die Prohrodna Höhle

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An diesem Morgen konnte ich klimagerecht vor dem Sonnenaufgang starten. Trotzdem fand ich eine klitzekleine Banitsarie für ein Frühstück mit Banitsa und Ayran. So sollte es immer sein.
Blick zu den Kletterwänden von Vratsa
Reiche Ernte für den Rakija
Über einige Hügel war ich endlich wieder im Tal des Iskar. In Roman mache ich eine sehr große Pause mit Mittagessen. Ich hatte eine leckere Hühnchensuppe und zwei große Kebaptscheta mit Tschuschki. Weiter führt mich mapy.cz auf einem Radweg in die Richtung zur großen Höhle Prohrodna. Das klappt auch ganz gut bis zum Dorf Kunino. Hier lösche ich meinen Durst in der Runde von drei Lebenskünstlern, einer ein Engländer. Es sollen sich hier im Dorf mit großer Historie acht Engländer angesiedelt haben. Der aus der Runde meinte, er könne von seiner schmalen "Militärpension" hier gut leben.
Iskar Canon Wände
Arme Wasserbüffel: Es hat hier seit Mai nicht mehr geregnet
Weiter bis zum Bhf. Karlukovo wurde es dann ruppig. Mehrmals hielten mich Dornen auf dem fast zugewachsenem Feldweg zwischen Felswand und Iskar an der Schulter zurück. Einmal verlor ich die Kontrolle und preschte voll mit dem Gesicht ins Gebüsch ... ohne Dornen, G.s.D. Die größte Angst bestand jedoch vor einem Platten durch Dornen.
Das Dorf Kunino
Ich hatte auf Google ein drei Tage alte freundliche Rezension über das Nationale Höhlenhaus oben an der Prohrodna-Höhle gelesen und hoffte dort eine Übernachtung zu finden. In der Tat hat der letzte Bedienstete des Restaurants der Koch nach schweren Aufstieg vier Bier und ein Bett anzubieten. Ich war so dankbar. Für 35 Leva musste ich die ganze Nacht den Ventilator laufen lassen, um es in dem Zimmer unter dem Dach einigermaßen aushalten zu können. Die Höhle gucke ich mir morgen früh an.

Montag, August 12, 2024

Unterwegs nach Babadag: Ausschlafen

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12. August 2024, Mezdra
Das ist nun auch für die Bulgaren keine normale Hitze mehr. Google faselt auf meinem Telefon was von 39 Grad. Leider konnte ich von der Oase nicht allzu früh starten. Es musste erst das Campingplatztor geöffnet werden, das war gegen 9 Uhr, da war es in der Sonne schon zünftig. Es wurde aber erstmal eine schöne Strecke durch den Iskar Canon.
Iskar
 
Es gab schon unterwegs etliche Warnschilder, in Lyutibrod stand dann ein Verkehrsverbot für Alle. Der Radler an sich ignoriert ja sowas. Ich hatte freie Fahrt von jeglichem Autoverkehr, dann auch auf der Autobahn #1/E49 von Botevgrad kommend. 2019 bin ich hier noch mit meinem Toyota lang gefahren. Auf der Gegenfahrbahn kamen immer mal ein paar Dumper, ich hatte lockeres Pedalieren bis zur Baustelle einer neuen Anschlussstelle und Brücke für Mezdra. Vom  Baustellenschutzhund attackiert fand ich die geplante Ausfahrt als Schotterstrecke Richtung Darmantsi. Von dort führte mich der Radweg auf mapy.cz über einen Hügel hinein nach Mezdra. Zum Mittag hatte ich einen Ljuto Kjufte von einem offensichtlichen Spezialisten, hier gab es eine beträchtliche Schlange von Gourmets diverser Grillspezialitäten. Nach dem langen Besuch einer Bar in dieser niedlichen Kleinstadt beschloss ich in der Hoffnung auf ein klimatisiertes Zimmer ins Hotel "Ariel" zu gehen. Für 60 Leva die Nacht legte ich mich gegen 17 Uhr nach nur 25 km hin. Es war eine gute Nacht.

Sonntag, August 11, 2024

Unterwegs nach Babadag: Iskar Gorge

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11. August 2024, Zverino
Ich muss noch über die Busfahrt vorgestern berichten. Der Chefbusfahrer hat in Prag wegen meines "Spezialgepäcks" so lange gejammert, bis ich ihm die üblichen 20€ gegeben habe. Die Grenzübergänge waren eine Katastrophe. Komme mir nur niemand mehr mit Forderungen nach mehr Grenzkontrollen. Die Verspätung verlängerte sich auf 5 Stunden. Bei Pirot fuhr der Bus plötzlich rechts ran, Motoren aus, Klimaanlage aus, draußen 40 Grad. Es wäre was mit der Elektronik, da kann man ja nie was machen. Der Chefbusfahrer telefonierte, seine Helfer bastelten ein Bissel hinter diversen Klappen am Bus. Dann kam ein 2008er Citroen C2 aus Bulgarien, ein Monteur kletterte mit einem Franzosen und weiteres Werkzeug in einem Lederwickel über die Mittelleitplanken. Und dann hatte er noch die Lösung hinten im Kofferraum: Zwei 20l-Kanister Diesel. Kräftige bulgarische Fahrgastmänner hievten die Kanister über die Mittelleitplanken und betankten den Bus. Es konnte weitergehen. Das meiste an Krafststoff ging dann für die Klimaanlage beim Warten vor der serbischen und bulgarischen Grenzkontrolle drauf. Dann noch direkt hinter der Grenze in Bulgarien nachtanken. Wir erreichten den Sofioter Busbahnhof gegen 18:30 Uhr Ortszeit.
Ortsausgang Sofia, hinten das Witoscha
Ich bin ohne Frühstück von meinem schönen AKORD-Hotel weg. Schnell den Radweg zum Iskerdurchbruch gefunden. Der ist am Anfang bis Svoge ziemlich anspruchsvoll bei der Hitze. Es geht hoch über dem Fluss manchmal über 600 m hoch entlang. Bis Svoge waren es knappe 50 km, sollte für eine Hitzetappe ausreichend sein. Es sollte auch Unterkünfte geben ... die hatten aber keine Lust auf einen alten Radler. 
Tserovo
Iskar Gorge
Also weiter im abnehmenden Sonntagsausflugsverkehr. Je steiler die Wände der Iskar Gorge wurden, desto entspannter war das Pedalieren unten auf der Straße. So kam ich noch gegen 20 Uhr Ortszeit bis Zverino mit einem Hinweisschild rechtsweg zu einem "resort & spa Oasis". Der Chef bot mir auf Nachfrage ein Hotelzimmer für 100 Leva an. Ein Händedruck bekräftigte das Geschäft. Dann kam er wieder: "Ein Problem!" Sie hatten am Wochenende das Haus voll, seine Mädels haben noch kein sauberes Zimmer zum Anbieten. "Du hast ein Zelt?" Er rangierte ein Golfcart und lud mich ein, mir einen Zeltplatz zu zeigen. Wir rauschten durch eine Anlage mit allem Schnick&Schnack: Diverse Bassins, ein Angelteich, großer Kinderspielplatz mit Hüpfburg, dazwischen immer wieder Chalets, gleich neben einem Freiluftausschank wies er mir den Platz zum Zelten an. "Besplatno - ohne bezahlen. Ich bin der Boss!" "Tuka banja muzi" mit warmen Wasser. Der Typ sah aus wie der Milliardär Kühne, nur mit weniger schadhaftem Lächeln. Nach dem Aufbau bin ich wieder runter ins Restaurant neben das LED-illuminierte Bassin. Ich habe dem Mädchen der Bedienung vom eingesparten Übernachtungsgeld ein ordentliches Trinkgeld gegeben.

Samstag, August 10, 2024

Sofia ist ...

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... ein Bissel weniger Scheiße für Radler. Aber in den Vierteln der Reichen unter dem Vitoscha ist es nix mit entspanntem Pedalieren. Immer wieder enden Einbahnstraßen an Baustellen für neue Villen. "Nema put!" rufen die armen Bauleute hinterher, die auch am Sonnabend fleißig sind, um den Reichen neue Villen zu bauen. Dann fand ich eine sehr besondere Kneipe im Stadtteil Lozenets "Birariâ Stambolov", die meinen mittlerweile riesigen Durst löschen konnte. Ein unbeschreiblich umfängliches Biermenue aus allen Biergebieten Europas, allein 23 verschiedene Fassbier. Unter den Flaschenbieren konnte man auch das Schlenkerla aus Bamberg für 7,80 Leva die 0,5er wählen. Ich hatte das Präsidentenbier der bulgarischen Brauerei "Dondukov", kann locker unter den Spitzenpilsenern mithalten.
Dann war ich auf meine alten Tage zu einem Rockkonzert im "Cabana, est. 2018" im Park vor dem nationalen Kulturpalast. Die Grungeband (2* Gitarre, Bass und Schlagzeug) muss eine bulgarische Berühmtheit sein, die Leute haben fast alle Lieder mitgesungen und mitgehoppst. Die bulgarische Sprache geht für die Rockmusik!

Donnerstag, August 08, 2024

Prag ist ...

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... Scheiße für Radler. Für Durchreisende auf dem Moldauradweg mag es noch gehen. Es gibt den Weg A2 (rechts der Moldau) und A1 (links der Moldau). Der Weg A1 ist aber an der Kleinseite voller Schikanen durch Baustellen und Touristen, die wie ein Wasserfall von der Karlsbrücke runter strömen.

Praha, von der Kleinseite die Karlsbrücke
Mein Ruhetag in Prag führte mich die Moldau aufwärts bis über die Mündung der Berounka hinaus. Das ist fast die südliche Stadtgrenze Prags. Könnt Ihr Euch noch an den Quetschkommodenspieler in dem Bus, wo wir aus der Niederen Tatra rausgefahren sind, erinnern? Der sollte doch unbedingt "Rosamunde" spielen. Ich war in Zbraslav in der Stammkneipe des Komponisten von "Škoda lásky" Jaromír Vejvoda, im deutschen Volxmusikraum als "Rosamunde" bekannt. Es ist eine Hymne der Beehmischen Blasmusik.
Jaromír Vejvoda komponierte 1927 die Modřanská Polka („Polka von Modrany") als reines Instrumentalstück. Václav Zeman schrieb dazu 1932 einen Text mit dem Titel Škoda lásky (dt. Schade um die Liebe) (Wikipedia).
Es ist heute ein Restaurant mit mir wohl schmeckender Böhmischen Küche. An der Berounka traf ich dann auf den Radweg A1, der mit vielen Schikanen in Form von unglücklicher Wegführung und Baustellen bis auf die Kleinseite unter dem Hradschin führt.
Schwarzbier mit Sprühnebel in der Kleinseitner Pivnice
EbsEls zum letzten Mal in seinem Leben im Fleku
Dann zum Vorabend ins "u Fleku". Gegen halb 7 Uhr abends an einem Mittwoch ist das Fleku ein Rentnertreff, dazu gehen einige Touristen in  die Falle. Wie die beiden digitalen Nomaden, die mit einem Campertruck auf dem Weg über Ungarn, Rumänien und Bulgarien zum Überwintern nach Nordgriechenland wollen. Sie sind wohnungslos und arbeiten von unterwegs. Dazu dürfen sie aber aus Datenschutzgründen nicht die EU verlassen! Nach den guten 5 Schwarzbieren und den Topinky mit Bierkäse (eine Art böhmischer Obazda) galt es die Vinohrady durch die Straßenschluchten über Hulpergassen und durch ein verrücktes Labyrinth von Einbahnstraßen zu erklimmen. Oben hatte ich wieder Durst und bin noch auf einen Absacker in eine Eckkneipe.
Zwei letzte Absacker
In meinem Hotel, das von der Diakonie betriebene "Marianeum", bin ich zum guten Frühstück der einzigste Josef unter den vielen Marien. Nun gilt es nachher das Fahrrad und die -taschen zu zwei Gepäckstücken für die Busfahrt ab Praha Florenc nach Sofia zu präperieren.

Dienstag, August 06, 2024

Die Anreise

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1. August 2024
Ich bin ja ein großer Freund vom Eisenbahnfahren. Aber "Die Bahn" vermiest es mir nun auch. Gegen halb 10 Uhr guckte ich mal ins Internet ... und in der Tat, plötzlich fällt mein IC 2063 Abfahrt Saalfeld 12:25 Uhr aus. Also mit der Erfurter Bimmelbahn über Gera nach Leipzig, im Internet verspricht die Bahn, dass mein SuperSparpreis-Ticket gelten wird. Der Sachsenexpress bummelt hinter Riesa eine halbe Stunde Verspätung bis Dresden raus. Dann zu Gert hoch.

2. August 2024
Lamsfeld-Ersatz-Treffen (Foto von A2)
Zum Lamsfeld-Ersatz-Treffen bin ich ab Krippen geradelt. Unter Berücksichtigung meines Gepäcks brauchte ich ziemlich wenig mein Fahrrad schieben. Bis 10% schaffe ich wohl noch. Es mussten einige Regenschauer gemanagt werden. Im Restaurace 21, Růžová kamen plötzlich die Cottbusser zum Abwettern rein. Die reisten mit e-Bikes zum Treffen an. Gert, Manne und ich kriegten für die erste Nacht auf dem Autokemp Česká brána in Stará Oleška eine schöne Hütte, die zweite Nacht haben wir dann gezeltet.

3. August 2024
Besuch der Rabštejn Underground Factory in Janská. Das ist ein innerhalb von 8 Monaten von KZ-Häftlingen als Nebenlager des KZ Flossenbürg ausgehobenes unterirdisches Flugzeugwerk der Nazis. Es wurden Flugzeugteile für die damals modernsten Maschinen der Nazis hergestellt, einschließlich für einen Hubschrauber "FA xxx". Eine 10 Meter hohe Presse für Rotoren von Fritz Millner Esslingen war in Betrieb. Diese Presse arbeitete später in einem tschechischen Flugzeugwerk bis 1985. Abends der Stuhlkreis rund ums Feuer war großartig und ohne Regen, jedoch früh ab 5 Uhr begann es zu draschen. A2 waren direkt von ihrer 10000 km langen Reise mit der Buchanka durch Georgien und die Türkei zum Treffen gekommen und hatten viel zu berichten.

4. August 2024
Der Regen endete gegen 7:30 Uhr. Ich begann sofort zu packen und konnte so bald meine dreitägige Tour nach Prag starten. Meine Strecke stellte sich als sehr herausfordernd an. Ich bin einigermaßen gut bis Benešov nad Ploučnicí gekommen, dann der Aufstieg nach Verneřice via Heřmanov und Blankartice habe ich abgebrochen. Bin zurück nach Decin und pedaliere nun den Elbradweg naufwärts.



Der Radweg ist gut gesichert durch diverse Bunker.
  
Auch die Lieblingsbrauerei von Postmeister Ziebich die Pivovar Velké Březno ist gesichert mit Stacheldraht und Video wie Fort Knox.




 

 
5. August 2024
Lockeres Pedalieren auf dem Elbradweg. Es war nicht einfach mein Rad zurück zu bekommen. Punkt 8 habe ich mir dann getraut anzurufen und ziemlich schnell hat eine scharfe Elli mein Fahrrad aus der Squash-Halle befreit. Ein Frühstück stellte ich mir in einem der kleinen Dorfläden zusammen, die in der Regel von Vietnamesen geführt werden. Für das Verkasematuckeln des Bier, etlichen Scheiben Kochschinken und zwei Hörnchen standen draußen ordentliche Bänke und Tische. Am böhmischen Elberadweg gibt es sehr viele Kioseks und Obcerstveny, da muss ich mich schon zusammenreißen. Bei Leitmeritz hatte ich dann eine pikante Kolbasa mit Brot, Senf und Kren (den habe ich aber ausgelassen). Ab Roudnice nad Labem gibt es eine Variante des Radwegs #2 für Mountainbikes - #2A, ist drei Kilometer kürzer und ohne Kioseks. Der Weg ist aber so rau, dass es zeitlich aufs Selbe rausläuft. Jetzt bin ich auf dem RaftCamp Veltrusy.
Melnik: Nur noch wenige Meter hat die Moldau
6. August 2024
Über die Moldau bei Kralupy
Zeitig gegen 7 Uhr gestartet und in Kralupy nad Vltavou ein böhmisches Frühstück genommen. Sehr leckere Brötchen haben die bei Penny. Neulich in dem Bummelzug nach Dresden traf ich in Nünchritz den Radkumpel von Sven Vetters, ein großer Reiseradler. Der erzählte mir von einer ordentlichen Schikane auf dem Moldauradweg #7. Ich habe den Fußweg nicht benutzt und bin hoch nach Drasty gestrampelt. Dann wieder unten an der Moldau war ich praktisch schon in Prag.
Schloss Troja


High Noon auf dem Altstädter Markt
Um 12 Uhr erreichte ich den Altstädter Markt, leider scheint es das "u Radnice" nicht mehr zu geben. Ich hatte einen Rindergulasch in der Pivnice "u Kata" gleich daneben. Jetzt sitze ich bei Bier & Chips im Stadtteil Vinohrady. Die Anreise ist abgeschlossen.